Samstag, 30. Dezember 2023

Immerhin

 Das ist auch eine dieser Jahresendtraditionen der großen Medienhäuser. Jahresrückblicke, Liste der Toten, Diskussion über die Böllerei und anschließendes Echauffieren über Krawalle in der Silvesternacht.

Und das alle Jahre wieder. Unvermeidlich auch die Jahresenderkenntnis, zu viel zu klagen, es gäbe doch Anlass zum Optimismus. Klar; keine Zeitung möchte mit dem Image des ausschließlichen Überbringers schlechter Nachrichten behaftet sein.

[…] Alles Gute!

Mehr Schwung für die Energiewende. Eine Metropole, die näher zusammenrückt. Neue Chancen für scheinbar unheilbar Kranke. Es gibt genug Gründe, mit ein wenig Hoffnung in das neue Jahr zu blicken. [….] Auch mit dem Jahreswechsel ist wenig Erleichterung verbunden. Das Kämpfen und Sterben in der Ukraine und dem Nahen Osten wird weitergehen, und nur milde gestimmte Politgutachter werden darauf setzen, dass das einst als Fortschrittskoalition angetretene Regierungsbündnis in Berlin noch einen Teil der Erwartungen erfüllt, die es selbst geweckt hat. Trotz allem aber begegnet einem in der Welt keineswegs nur Tristesse und Dunkelheit. Ganz im Gegenteil. […..]

(SZ-Autorinnen und -Autoren, 30.12.2023)

Zu den großartigen Dingen, auf die wir uns freuen können, zählen laut SZ: 26. Juli 2024, dann beginnen die Olympischen Sommerspiele von Paris; der Beginn des Windkraftanlagenbaus sogar in Baden Württemberg, das bisher in 12 Jahren Grüner Regentschaft die erneuerbaren Energien komplett ausgebremst hatte; den friedlichen demokratischen Regierungswechsel in Liberia, Zulassung des Medikaments „Exa-cel“, das auf dem Crispr/Cas-System beruht und die vage Hoffnung auf einen Biden-Wahlsieg im November.

Mit Verlaub, ja, ich glaube auch an enorme Anwendungsmöglichkeiten der Crispr/Cas-Schere, aber bis damit Otto Normalverbraucher maßgeschneiderte Krebs- und Alzheimer-Medikamente bekommen kann, dauert es noch ein paar Jahrzehntchen. Alles andere sind sehr vage Hoffnungen, oder schlicht eine Pest, wie die Olympischen Spiele.

Bei den wirklich monumentalen Menschheitsbedrohungen – Krieg, Pandemie, Rechtsradikalismus, Verschwurbelung der Bevölkerung in Social-Media-Blasen, antidemokratischer Trend hin zu Autokraten, Klimakollaps, Artensterben, Umweltzerstörung, Ausbeutung der Lebensgrundlagen, massive Überbevölkerung, globale soziale Ungerechtigkeit – habe ich nicht nur keine Hoffnung auf Besserung, sondern bin fest von einer kontinuierlichen Verschlimmerung überzeugt. Homo Sapiens ist in der Masse nicht überlebensfähig. Möglicherweise wird man sich in den sehr wohlhabenden Arealen des Planeten – Nordeuropa und Nordamerika – noch ein paar Jahrzehnte gegen das Elend abschotten können und auf Kosten der verarmten Massen, der Erhitzung und der Ressourcenknappheit trotzen können. Die privilegierten Weißen mögen sich noch eine Zeit mit Scheuklappen in ihre Hygge-Welt zurückziehen können. Möglicherweise wird eine Megapandemie oder ein Atomweltkrieg ein früheres Ende unserer Trockennasenaffengattung besiegeln. In 100 Jahren wird aber alles vorbei sein. Wer heute noch Kinder bekommt, muss eine gehörige Portion Ignoranz oder Sadismus mitbringen. Denn ihre Leibesfrüchte werden in apokalyptischen Zeiten leiden müssen. Spätestens zu ihrem 30. Geburtstag werden auch die letzten Enklaven des Reichtums der Verelendung und der Grausamkeit weichen.

Je früher man sich von diesem Planeten verabschiedet, desto besser.

Aber anders als die dicken Wochen/Jahresend-Ausgaben der Zeitungen, will ich mit einer wirklich optimistisch stimmenden Meldung enden.

[….] 131 katholische Kirchen in fünf Jahren geschlossen

Bundesweit sind in den vergangenen fünf Jahren 131 katholische Kirchen geschlossen worden. 126 von diesen wurden auch profaniert, wie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mitteilte. Dabei werden die Gebäude dann offiziell entweiht.

Zum Jahresende trifft es nun zum ersten Mal in jüngster Zeit eine Kirche im Erzbistum München und Freising: Am 30. Dezember wird die Ebenhausener Kirche St. Benedikt in Schäftlarn profaniert - mit einem Gottesdient und einer anschließenden Lichterprozession.

Grund sind die Kosten. «Das asbesthaltige Dach und die durchfeuchtete Bausubstanz würden keine 60 Jahre nach Einweihung eine Instandsetzung erfordern, die finanziell nicht leistbar ist», schreibt das Erzbistum. «Die Profanierung von St. Benedikt ist beschlossen und steht bevor.» Was nach der Entweihung mit dem Gebäude geschehen soll, ist nach Angaben eines Bistumssprechers noch unklar.

Für das immer noch vergleichsweise reiche Münchner Erzbistum ist das ein ungewöhnlicher Schritt. St. Benedikt ist den Angaben zufolge die erste Kirche in jüngerer Zeit, die ohne Ersatzbau profaniert.   [….]

(dpa, 25.12.2023)

Hallelujah!

Wenn ich zu meinen Lebenszeiten die weitere politische Marginalisierung der misogynen homophoben antidemokratischen Kinderfi**ersekte noch weitererleben darf, bin ich schon zufrieden.

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