Samstag, 30. November 2024

Zur Hölle!

Da denke ich – dummerweise – Lindner können nun wirklich nicht mehr tiefer in meiner Verachtung sinken, aber dann lügt und windet er sich durch die gestrigen „Tagesthemen“ und das „Heute-Journal“, daß ich beim Mitschämen physische Schmerzen erleide.

Zur Hölle mit Lindner!

Aber die kirchlichen Sprachbilder möchte ich eigentlich vermeiden.

Keine biblischen Assoziationen und Metaphern mehr.

Lindner sollte schon deswegen nicht in der Hölle landen, weil ich als Atheist selbstverständlich ebenfalls in die Hölle komme und keineswegs mit Typen von der gelben Pest die Ewigkeit verbringen möchte.

Ursprünglich war ich immer etwas unzufrieden, mit der Gewissheit, als ungetaufter Ketzer in der Hölle schmoren zu müssen. Zwar gibt es dort unten die wahrlich angenehmere Gesellschaft, da die überwältigende Mehrheit der großen Wissenschaftler, Künstler und Denker der Menschheit auch Atheisten sind, während der Himmel voller, Nazis, Faschisten, Kinderfic**er, Päpste und sonstiger frommer Typen im Nachthemd ist. Wer will schon mit diesen pyknischen Typen Hunderttausende Jahre Harfe spielen?

Mein Problem waren aber immer die Temperaturen. Ich kann den Sommer nicht ausstehen. Ich bin Wintermensch. Und dann immer in der Gluthitze geröstet werden, während die bibellesende Halleluja-Fraktion bei frischen -70°C in den Wolken schweben darf? Ungerecht!

Aber glücklicherweise befand ich mich bezüglich der Temperaturen im Irrtum. Wie ich aus der Lektüre von Edward Brooke-Hitchings „Der Atlas des Teufels“ (Knesebeck 2022) erfahre, berichtet die apokryphe „Paulusapokalypse“ zwar von „einer Hölle mit Flüssen, die in Flammen aufgehen, eine stinkende Grube für Ungläubige“ (s.84), aber eben auch „Schneestürmen in eisigen Temperaturen“.

Also durchaus ein Wetter für mich!

Nun weisen Kirchenfreunde auf das vierte Jahrhundert hin, mutmaßlich um 388 nach Christus. Ein unbekannter Autor will damals im Marmorgrab des Paulus in Tarsus, ein von ihm geschriebenes Manuskript gefunden haben, in dem er seine Höllenvisionen darlegt. Das gilt als nicht sehr glaubwürdig, also „apokryph“. Aber meines Erachtens ist „unglaubwürdig“ das Kernthema der Bibel. Kein Grund, die Apokryphen zu diskriminieren.

Schließlich stammt das gesamte Konzept der Hölle von Christen, die mehrere Generationen nach Jesu Tod lebten.

In älteren Texten der Sumerer, dem Tanach oder Alten Testament, gibt es keine Hölle: „In der hebräischen Bibel finden wir keine Vorstellung von Himmel und Hölle, keine Verurteilung oder Bestrafung für Sünder und keine himmlische Belohnung für die Tugendhaften“ – so der Judaist Alan F Segal (1945-2011).

Den ganzen Unsinn, vor dem sich die Menschen insbesondere im Mittelalter so fürchteten, haben sich andere Menschen erst viel später ausgedacht. Bis ins 2. und 3. Jahrhundert nach Jesus gab es nur eine kollektive Unterwelt, in der sich alle Verstorbenen wiedertrafen. Damit konnten die Juden sehr gut leben.

Die Christen bereicherten die Abrahamitische Welt aber mit einer neuen Zutat: Ihrem grenzenlosen Sadismus. Der Freude an Gewalt und Folter.

[…..]  Bereits im Jahr 135 wurde in Ägypten die düstere Apokalypse  des Petrus verfasst. Sie ist prall voll mit abstoßenden Grausamkeiten und lasst die Rachefantasien in der damals verfolgten christlichen Sekte erkennen, die sich die höllischen Foltern für ihre nichtchristliche Umgebung gar nicht brutal genug ausmalen konnte.  Nachdem er dem hl. Petrus das paradiesische Königreich der Tugendhaften gezeigt hat, führt Jesus ihn auch in das gegenteilige  Reich der Dunkelheit, wo Ungläubige von Engeln in schwarzen Roben (Tartaruchi) gefoltert werden, wo Gotteslästerer an ihren  Zungen über dem Feuer aufgehängt oder in einen brennenden See getaucht werden. Ehebrecherinnen hängen an ihren Haaren über kochender Jauche, während untreue Ehemänner mit dem Kopf in der brodelnden Jauche hängen. Von hungrigen Würmern bedeckte Mörder werden von Dämonen gequält - zum Vergnügen ihrer Opfer, die Gottes Gerechtigkeit bejubeln.  Wucherer werden in Tümpel von Eiter und Blut getaucht, während ungehorsame Kinder von fleischfressenden Vögeln zerhackt werden. Zauberer werden auf brennende Rader genagelt, die sich fleißig drehen. Alle schreien nach Gottes Gnade, was die Höllenwächter aber nur noch grausamer macht. Denn für Reue ist es zu spät. Die metaphysischen Feuer sind durchaus qualvoll, denn alle Theologen dieser frühen Epoche wie der hl. Augustinus (354-430), Papst Gregor (ca. 540-604) und Julian von Toledo (642-690) bestätigten, dass di eSeele auch im Jenseits eine „Körperliche Substanz“ hat und sowohl Frieden, als auch schreckliche Schmerzen empfinden kann. [….]

(Der Atlas des Teufels, s.84f)

So geht christliche Nächstenliebe! Es ist so sympathisch, was den christlichen Hirnen entspringt und fürderhin in ihren wichtigsten Glaubenskanon aufgenommen wird.

In anderen Religionen geht es nach dem Tod oft weniger sadistisch zu. So beschäftigen nordische Gestorbene in Walhalla üblicherweise mit dem, was sie auch schon auf Erden am liebsten taten: Saufen, raufen, fressen und ficken.

Bekanntlich gibt es aber kaum Verschriftlichungen der Wikinger-Religion.

Erst als das Christentum sich nach Skandinavien ausbreitete, wurden einige Sagas aufgeschrieben. Aber da war der sadistisch-toxische Einfluss der Abrahamiten schon zu spüren.

[….]  Vor allem erkennt man, dass es bei den Wikingern kein System von Belohnungen und Bestrafungen für die moralischen und ideologischen Entscheidungen gab, die der Verstorbene im Leben getroffen hatte. Erlösung und Verdammung waren vor Ankunft des Christentums keine Bestandteile der nordischen Vorstellungswelt. In der Völuspá (der Weissagung der Seherin) gibt es mit Naströnd eine Halle der Bestrafung für Meuchelmörder,  Meineidige und Verführer, in der die Fenster alle nach Norden  gehen, Gift von der Decke tropft und Schlangen herumrutschen  -  worin schon der Einfluss des Christentums deutlich wird. [….]

(Der Atlas des Teufels, s.56f)

Das ist Missionierung: Die Christen versauen jede Kultur.

Lügen-Lindner

 Seit Jahrzehnten fasziniert mich dieser Widerspruch: Die Deutschen halten große Stücke auf ihre sich selbst zugeschriebene Tugend EHRLICHKEIT, fordern von anderen absolute Ehrlichkeit, mögen aber eindeutig lieber Politiker und Geistliche, die sie kräftig anlügen.

Bundeskanzler Helmut Kohl beispielsweise log nicht einfach nur in Interviews oder im Bundestag vor sich hin, sondern präsentierte bei seinen Aussagen vor dem Mainzer Parteispenden-Untersuchungsausschuß so dreiste Falschaussagen, daß Otto Schily ihn deswegen anzeigte.

Ein Grüner, der einen Kanzler anzeigt! Das war 1986 noch ein starkes Stück. Kanzleramtsminister Schäuble und CDU-Generalsekretär Geißler wurden losgeschickt, um den CDU-Chef zu verteidigen. Geißlers Ausrede für seine Chef, ließ aufhorchen: Kohl habe einen „Blackout“ erlitten und ich erinnere mich gut an die Diskussionen im Politik-Unterricht vor der Bundestagswahl vom 25. Januar 1987, ob man ernsthaft einen Lügen-Kanzler wählen könne, der schließlich im Kriegsfall Oberbefehlshaber wäre und unter Blackouts litte.

(Nebenbei bemerkt stelle ich gerade fest, daß in den 1980er Jahren offenkundig Wahlen, bei denen der Wahlkampf in die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel fällt, durchaus möglich waren, 2025 scheint das erhebliche Probleme zu bereiten.)

Die CDUCSU kam auf 44,3% und bei der folgenden, ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990, konnte sich Kohl, der nun ungeniert seine Lügenmärchen verbreitete (Einheit bezahlt sich aus der Portokasse, keine Steuererhöhungen, blühende Landschaften für alle) auf dem Niveau halten (43,8%), während die SPD, die ehrlich argumentiert hatte und den Wählern reinen Wein über die Kosten und Probleme der Einheit einschenkte, abgestraft wurde und bei 33,5% landete.

Neben den generell flunkernden CSUlern wurden in den folgenden Jahren insbesondere drei CDU-Politiker zu legendären Lügnern: Wolfgang Schäuble, Ursula von der Leyen und Lothar de Maizière.

Schäuble konnte sich seine teilweise wirklich dreisten Lügen – vor dem Bundestag vom Rednerpult aus, auf direkte Fragen – leisten, weil er vom Rollstuhlbonus profitierte. Leyen wurden ihre Lügen verziehen, weil sie als Frau in der Männerdomäne Verteidigungsministerium kämpfte. De Maizière stand unter dem besonderen Schutz Merkels und war immerhin auch weniger beliebt, als Schäuble.

Als spätere Großlügner profilierten sich insbesondere Armin Pinocchio Laschet und natürlich Jens Sahn.

Anders als in den 1980ern, versuchen investigative Journalisten gar nicht mehr, einen beim Lügen ertappten Politiker zu skandalisieren. Der Urnenpöbel ist längst abgestumpft und differenziert nicht mehr.


 Der extremste Lügner aller Zeiten – Donald Trump – wurde just wieder zum mächtigsten Mann der Welt gewählt.

Für die Politik gilt nach meinem Verständnis aber immer noch das Bonmot des weisen SPD-Professors Egon Bahr:

„Alles was man sagt muss wahr sein.

Man muss aber nicht alles sagen, das wahr ist.“

Wenn also Wahlkämpfer im Eifer des Gefechts ein paar Details weglassen, die sie schlecht aussehen ließen, wenn die bei ihren Prognosen übertreiben und optimistischer erscheinen, als sie sind, verzeihe ich ihnen das gern. Es ist schließlich ein schmutziges Geschäft, in dem Puristen nichts verloren haben. 

Nicht zu tolerieren hingegen, sind die fortgesetzten bewußten Lügentiraden Klöckners und Spahns, die wider besseres Wissen perfide den Urnenpöbel mit Müll füttern, um Habeck nieder zu machen.

Da wir inzwischen im von Algorithmen bestimmten postfaktischen Zeitalter leben, werden lügende Politiker nicht mehr vom Urnenpöbel sanktioniert.

Dennoch steht die hepatitisgelbe Pest für ihre Lügen nun plötzlich im Shitstorm.

An dieser Stelle setzte ich als bekannt voraus, wie fast die gesamte FDP-Führung dreist auf ganz konkrete Fragen nach dem „D-Day-Papier“, die Hauptstadtpresse nach Strich und Faden verarschte.

Christian Lindner, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Bijan Djir-Sarai, Christian Dürr, Franziska Brandmann und natürlich der chronische  Lügner Wolfgang Kubicki belogen eben nicht nur alle gleichzeitig die Journalisten, sondern drehten wie Kubicki, kackendreist den Spieß um, indem er einfach alle anderen der Lüge bezichtigte. Besonders unangenehm fiel dabei Lindner auf, der mit pathetischer Emphase auf der PK nach seiner Entlassung, beinahe anfing zu heulen, als er sich als ehrliche Haut präsentierte, die erschüttert von der SPD-Planung des Koalitions-Aus sei.

So viel Theater ist selbst in der Trump-Ära noch bemerkenswert und ruft sogar den seligen Baron Münchhausen auf den Plan.

Da Lindner, im Bemühen seinen Parteivorsitz zu retten, heute seinen General Bijan Djir-Sarai und den Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann freiwillig zurücktreten ließ, fragt man sich, wieso dieser Mann eigentlich immer noch sakrosankt ist. Sind es nicht zu offensichtlich zwei Bauernopfer für den Chef?

Zu allem Übel versucht es der Major der Reserve, der 2018 den Jagdschein erwarb, mit der klassischen No-Win-Ausrede: Er, der Mann im Zentrum, der für alles verantwortlich ist und die Strippen zog, sei völlig ahnungslos und habe rein gar nichts von dem D-Day-Papier gewußt.

[……] Lindner will weiterhin nichts von »D-Day«-Papier gewusst haben

»Ich habe es nicht zur Kenntnis genommen und hätte es auch nicht gebilligt«: FDP-Chef Christian Lindner gibt sich im »D-Day«-Eklat ahnungslos. [……] Wie auch Lindner, sagte Djir-Sarai, nichts über das Strategiepapier gewusst zu haben. »Ich habe unwissentlich falsch über ein internes Dokument informiert«, so Djir-Sarai in seiner Rücktrittserklärung, »dies war nicht meine Absicht, da ich selbst keine Kenntnis von diesem Papier hatte. Weder von der Erstellung noch von der inhaltlichen Ausrichtung. Dafür entschuldige ich mich. Für einen solchen Vorgang ist der Generalsekretär verantwortlich.«   […..]

(SPON, 29.11.2024)

Es ist der völlige hepatisgelbe Realitätsverlust. Als ob es nicht mindestens genauso schlimm wäre, wenn in einer dramatischen Regierungskrise, ausgerechnet die beiden zentralen Figuren der FDP, rein gar nichts davon mitbekommen hätten, was sich abspielt.

Sollte Lindners „ich wußte von nichts“-Ausrede zutreffen, wäre das erst recht ein Grund, sofort zurückzutreten. Aber inzwischen wird ihm ohnehin gar nichts mehr geglaubt.

[…..] Die Liberalen haben sich mit ihren detaillierten Planungen für einen Ausstieg aus der Ampelregierung und den Papieren, die dazu verfasst wurden, in eine katastrophale Situation manövriert. Kein Polarwirbel kann unangenehmer sein als das, was die Partei sich selbst angetan hat. […..] Die FDP war in der Ampel der Partner, der aus einem anderen politischen Lager kommt und besonders bei Wirtschaftsthemen fundamental andere Vorstellungen hat als Grüne und SPD. […..] Dass ebendiese FDP sich angesichts zunehmend unüberbrückbarer Differenzen in Haushalts- und Wirtschaftsfragen vorbereitet hat auf unterschiedliche „Szenarien“, wie sie es nennt, ist legitim. Die Öffentlichkeit zu belügen, ist es nicht.

Während innerhalb der Regierung noch verhandelt wurde, wie Haushaltslöcher gestopft werden können und welche Maßnahmen die richtigen sind angesichts der schlechten Wirtschaftslage, war die Partei intern längst einen Schritt weiter. Noch bevor Parteichef Christian Lindner den Regierungsspitzen sein 18-Seiten-Papier zur Wirtschaftswende überhaupt nur hat zukommen lassen, war das Szenario eines Austritts aus der Ampel intern offenbar schon weit gediehen und ausgearbeitet. Und zwar, wie die inzwischen veröffentlichten Papiere belegen, auf nicht nur verstörend akribische Art und Weise. Sondern auch noch mit einem Vokabular, das geschichtsvergessen und einer Regierungspartei unwürdig ist.

Für sich genommen reicht das schon für ein schweres Glaubwürdigkeitsproblem. Die FDP aber hat sich auch noch beim Lügen erwischen lassen, dem GAU der politischen Kommunikation. […..]

(Henrike Roßbach, 29.11.2024)

Seriöse Menschen wie Christian Stöcker fragen sich nun, wieso die Nibelungentreue der Hepatitisgelben zu Ihrem Vorsitzenden so unerschütterlich ist. Schließlich ist es mehr als offenkundig, was für ein Großversager der Klischee-Besserverdienende ohne volkswirtschaftlichen Verstand doch ist.

Mit allen privaten Geschäftsideen gescheitert und pleite gegangen. Pleite als FDP-Generalsekretär. Er war mit dafür verantwortlich, eine 15%-Partei (2009) direkt von der Regierungsbank ins 4,8%-parlamentarische Aus (2013) zu führen, blamierte die FDP 2017 mit dem Platzenlassen der Jamaika-Gespräche, als er immerhin mit einer CDU-Kanzlerin hätte zusammen regieren können, steuerte 2021 in die Chaos-Ampel, jagte die FDP in den folgenden drei Jahren bei den meisten Landtagswahlen aus den Parlamenten – teilweise auf unter einem Prozent!, ließ die Regierung platzen und steuert nun erneut mit klarem Kurs auf das parlamentarische Aus zu.

Die 4-5% in den Umfragen des Jahres 2024 hatte die FDP noch gut ertragen, denn in der Gedankenwelt der Gelben Pest bedeuten:

4% in den Umfragen

 + Wahlkampftalent des Mega-Rhetors Lindner

= >7% im Wahlergebnis.

Außerdem baute man auf Hamburg. Die Landtagswahlen am 01.03.2025 würden besonders gut ausfallen und diese enorme Steigerung gegenüber den jeweils rund ein Prozent in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, würden im Bundestagswahljahr weiteren Auftrieb geben, so daß man erneut zweistellig in den Bundestag ziehen könne.

Das wird nun aber wohl nichts. Die FDP steht nach aktueller Umfrage bei DREI Prozent in Hamburg und selbst 13 oder 30% in Hamburg würden der FDP im Bund nicht helfen, da dort nun bereits eine Woche vorher gewählt wird.

Müsste nun nicht endlich Lindner von seinen eigenen Leuten gestürzt werden? Schließlich hatte die Partei auch ohne große Namen wie Genscher, Lambsdorff und Westerwelle (alle tot) weiter existiert.

Der Unterschied ist aber, daß mit Möllemann und Westerwelle eine komplette inhaltliche und moralische Entkernung hin zu einer arroganten Partei der Besserverdienenden vollzogen wurde.

Diese Klischees erfüllt Lindner hervorragend. Er ist Jäger, brüstet sich damit, regelmäßig Tiere zu töten, feiert auf Sylt, sammelt Luxusuhren, fährt Porsche, ist mit der halben Springer-Führungsriege durch Eheschließungen verwandt, ließ sich zum Reservemajor befördern. Diese Typen, die in Sylter Luxusbars mit über die Schultern gehängten Pastell-farbigen Kaschmir-Pullovern deutschnationale Lieder grölen und sich über „Geringverdiener“ echauffieren, finden Lindner toll.

Aber die FDP ist unpolitisch geworden. Sie ist eine reine Lobbyhuren-Vereinigung, die je nach Parteispenden, die Wünsche reicher Automatenbetreiber, Hoteliers, der Jagd- oder Versicherungs- oder Auto-Lobby erfüllt, aber über keinerlei originäre Konzeption mehr verfügt.  Seit gut zehn Jahren ist die FDP inhaltlich versteppt.

(….) Die General-Andrea hat aber nicht immer Unrecht, sondern kann auch mal etwas Sinniges sagen. Zuletzt gelang ihr das am 09. Mai 2010, als sie in der Berliner Runde unmittelbar nach der Abwahl von Schwarzgelb in NRW und der darauffolgenden Absage Merkels an Steuersenkungen dem geschniegelten General Linder vorwarf, die FDP sei soeben 

 von einer „Ein-Themen-Partei zur Null-Themenpartei“ degradiert 

worden. Das saß. 

Die Steuersenkungensteuersenkungensteuersenkungen-Vertreter mußten nun ohne Steuersenkungen weitermachen. 

Das lief ganz so wie von Frau Nahles prophezeit: Totaler demoskopischer Absturz auf unter 5% und es rollten sowohl der Kopf des Parteichefs, als auch der wohlfrisierte Kopf des Generalsekretärs. (….)

(Das zweite Körnchen, 08.10.2012)

Die „Liberalen“ sind nicht nur konzeptionelle Wüste, sondern auch personell völlig ausgetrocknet. Das bewies schon die Berufung der grotesk fachfremden und politisch unfähigen Sark-Watzinger zur Bildungsministerin.

Bildung und Digitalisierung und Wirtschaft  waren lange Zeit die Kernthemen der FDP. Unter Lindner verlor sie jede Kompetenz dafür, ohne irgendwelche anderen Kompetenzen hinzu zu gewinnen.

Die FDP kann nichts. Nur lügen. Und Kaputtmachen.

Als letztes auf der Haben-Seite verblieben ist Lindners Bekanntheitsgrad.

Ob das noch hilft am 23.02.2025?

Donnerstag, 28. November 2024

Gute Nachricht von der evangelischen Kirche Hamburgs

So eine Stadtteil-Gruppe auf Facebook ist gar nicht so sinnlos. Man erfährt von neuen Läden, Baustellen, nervtötenden „Events“, die man unbedingt meiden will, oder wenn der Gemüsemann um die Ecke zwei Wochen Urlaub macht. Dinge, die für eine regionale Zeitung zu unwichtig sind, die einem als Anwohner aber interessieren.

Bedauerlicherweise musste ich meine FB-Nachbarschaftsgruppe verlassen, weil die aufdringliche Pfäffin der Kirche ein paar hundert Meter von mir entfernt, den Feed täglich spampostet mir irgendwelchen sinnlosen „Gemeindeveranstaltungen“.

99% der Hamburger gehen nicht regelmäßig in den Gottesdienst; hier in der Single-lastigen Innenstadt, sicher noch weniger. Völlig realitätsblind hält sich diese dubiose Kanzel-Frau aber hartnäckig für eine relevante Größe und anmaßt sich durch die Facebook-Gruppe.

Dennoch bin ich nachsichtig mit den antisemitischen Lutheridioten. Schließlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie endlich ganz aus dem Stadtleben verschwinden. Wäre die Pfäffin keine egomane selbstverliebte Spinnerin, hätte sie auch keinen Job, bei dem sie annimmt, das Volk ströme in Scharen zu ihr, um ihren Predigten zuzuhören. Sekundenweise tut sie mir fast schon Leid, weil sie auf so verlorenem Posten steht, aber dann fällt mir wieder ein, daß sie von Steuerzahlergeld lebt und einen Kinderfi**erverein vertritt, der sich nach dem zweitgrößten Antisemiten der Weltgeschichte benannt hat, effektivster Unterstützer Hitlers war und nach 1945 noch 800.000 bis eine Million Kinder und Jugendliche in Kirchlichen Heimen quälte und folterte.

Nein, mit solchen Typen habe ich doch kein Mitleid, wenn ihre Gemeinden verwaisen und die Gebäude verfallen.

Schön, daß eine der Hauptkirchen, die Jacobikirche, erst mal zumacht.

Die Jacobikirche ist übrigens die erste, die ich namentlich kannte. Meine Großeltern betrieben nämlich ab den 1920er Jahren ein Geschäft genau nebenan und während der Bombennächte des zweiten Weltkriegs befürchteten sie immer, die Kirche könnte getroffen werden, so daß der Turm direkt in ihren Laden krachte und alles vernichtete. Meine Familie lebte während des Krieges in den sogenannten „Walddörfern“. Der Weg zur Jacobikirche beträgt 15 km und meistens war es meine Tante, die mit dem Fahrrad losfahren musste, um zu gucken, ob der Jakobikirchturm noch stand.

Ich war ein Oma-Kind, saß in den frühen 1970er Jahren sehr viel bei ihr und liebte es, wenn sie erzählte. Das Haus in den Walddörfern verfügte über einen ungewöhnlich großen Keller. Opa stand oft an der Straße und winkte die zu Fuß aus der zerbombten Stadt laufenden Gestalten hinein. Natürlich verfügte meine Familie nicht über genügend Lebensmittel und so waren Oma und Opa 24/7 beschäftigt, irgendwie das Allernötigste herbei zu schaffen, wenn der Keller voller fremder Leute war. Dabei dirigierten sie die kleinen Kinder – darunter meine Mutter - und meine Tante fuhr mit dem Fahrrad los, um nach der Jacobikirche zu sehen. Mit Glück, war sie in knapp drei Stunden wieder da. Oft dauerte der Weg aber deutlich länger, wenn neue Trümmer im Weg lagen oder wieder „Fliegeralarm“ war, so daß sie sich unterwegs noch irgendwo verkriechen musste. Als Kind fand ich das furchtbar ungerecht und fragte meine Tante, „wieso musstest DU denn immer den langen gefährlichen Weg fahren, wenn der Keller voller Leute war?“

Sie erklärte das ganz pragmatisch. Mutti und Vati wurden zu Hause gebraucht. Die Geschwister waren noch zu klein, die Männer waren tot oder im Krieg. Die Frauen heulten und die wenigen Männer, die noch da waren, mussten die heulenden Frauen trösten. Also blieb nur meine Tante. Ungefähr ab 1945 gab es dann auch kein Fahrrad mehr. Nun musste der Weg zu Fuß absolviert werden. Wie so viele Familien, hatten auch meine Großeltern ein paar Habseligkeiten, wie Silberbestecke, in einem Köfferchen vergraben. Meine Oma „verbrauchte“ die Dinge peu à peu, indem sie zu Fuß den langen Weg in die Innenstadt ging, um auf dem Schwarzmarkt das Familiensilber gegen Lebensmittel einzutauschen.

Ich fand es einfach ungeheuerlich, daß meine arme alte Oma diese endlose Strecke zu Fuß gehen musste. Aber ich verstand als Kind offenbar nicht so richtig, daß sie 1945 auch dreißig Jahre jünger war. Der Fußweg war ihr kleinstes Problem.

Der älteste Sohn war tot und der zweitälteste Sohn auf dem Weg „an die Ostfront“ ohne je einen Schuss abgefeuert zu haben, direkt in sowjetische Gefangenschaft geraten. Meine Tante traf Jahrzehnte später auf Mitgefangene, die mit ihm in Sibirien waren und berichteten, er sei froh gewesen, gar nicht erst zum Einsatz gekommen zu sein. Bis 1955 lebte er in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager und war offenbar recht guter Gesundheit, weil er eine Feinmechanikerlehre abgeschlossen hatte und in der Gefangenschaft ständig für irgendwelche Reparaturen eingesetzt wurde. Anschließend verliert sich seine Spur. Trotz Jahrzehntelager intensiver Suche, konnte meine Familie ihn nie wieder finden.

Meine Tante war in den 1990er Jahren einmal mit einer russischen Hobbyhistorikern an dem Ort, wo das Lager war, in dem ihr Bruder interniert war. Aber da ist absolut nichts mehr. Die Baracken und Zäune wurden vollständig abgetragen. Alle Unterlagen vernichtet.

Marion Dönhoff beschreibt etwas ähnliches, als sie schließlich 1992 beschließt, das gewaltige Schloß Friedrichstein ihrer Familie, das größte Bauwerk Ostreußens aufzusuchen. Es war allein 100 Meter breit und war Zentrum eines Gutes von 10.000 Hektar.

Im Januar wurde es von der Roten Armee in Brand gesteckt und 1957 vollständig abgetragen. Marion Dönhoff und ihr Großneffe finden 1992 rein gar nichts mehr vor. Das gewaltige Schloß – einfach weg.

So ein Krieg kann viel vernichten. Das trifft, viele Dimensionen, sehr viele Dimensionen kleiner, auch auf meine Familie zu.

Natürlich wurde Opas Laden doch irgendwann ausgebombt. Nur der Jacobikirchturm blieb auf wundersame Weise völlig unbeschadet, obwohl die Kirche ausbrannte und teilweise einstürzte, aber die Trümmer fielen innerhalb des Turmes in den Innenraum.

Jedes Mal, wenn meine Tante oder meine Oma dorthin radelten oder zu Fuß gingen, stand der Turm immer noch da.

Bis jetzt.

[….] Ausgerechnet in der Advents- und Weihnachtszeit muss die Hamburger Hauptkirche St. Jacobi ihre Pforten komplett schließen, um weitere Schäden am Turm zu verhindern. Bei Voruntersuchungen zur geplanten Generalsanierung hatte sich herausgestellt, dass eine schnelle Schließung der sicherste Weg sei, sagte ein Kirchenkreis-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

Damit das gebeutelte Mauerwerk zunächst stabil genug bleibt, soll es nun vernünftig abgestützt werden. Zudem läuten die Glocken seit einigen Tagen nicht mehr, um den Turm nicht unnötig in Schwingung zu versetzen.

In den kommenden Wochen sollen auch Vergleichsmessungen in der Kirche gemacht werden. Der Turm ist bereits seit Jahrhunderten ein Problemkind der Kirche. Ursache dafür ist das sehr alte Gestein im Grund des Gotteshauses. Auch das soll von 2025 an bei der Generalsanierung mit angegangen werden.

Hauptkirche St. Jacobi bleibt bis Februar geschlossen

Die Kirche werde vorübergehend bis Ende Februar geschlossen bleiben. Alle geplanten Gottesdienste und Veranstaltung sollen so gut es geht verlegt werden. [….]

(Hamburger Morgenpost, 28.11.2024)

Nun muss man sich nicht wirklich Sorgen um das Gebäude machen – egal wie wackelig es ist und wie wenig Christen es noch gibt. Die Jacobikirche gibt es schon seit dem 12. Jahrhundert, ein große Erweiterung erfolgte im 14. Jahrhundert, zwischen 1587 und 1589 wurde ein ikonischer Turmhelm geschaffen, welcher aber in der Napoleonischen Zeit neugotisch umgestaltet wurde. 1963 wurde die Jacobikirche mittelalterlich wieder hergestellt. Nun bröckelt es aber gewaltig.

Hamburg ist reich und die Jacobikirche zu bedeutend. Schon 2020 machten der Bund 20,4 Millionen Euro und die Stadt noch einmal 21,9 Millionen Euro für die Sanierung locker. Der Steuerzahler, wir Atheisten also, zahlen. Die astronomisch reiche Kirche gibt nichts. Wie sollte es auch anders sein? Das ist die über 2.000 Jahre entwickelte Kernkompetenz der Kirchisten: Sich die eigenen Taschen füllen und andere Leute dazu zu bringen, für sie zu bezahlen.

Aber die allermeisten Kirchen sind nicht so berühmt, wie eine der fünf Hamburger Hauptkirchen.

Das Ding, in dem die penetrante Pfäffin meiner ehemaligen Facebook-Stadtteilgruppe hockt, gilt als architektonisch völlig unbedeutend und besonders aktive Gläubige gibt es auch nicht. Sie ist KATEGORIE C!

In die Gottesdienst möchte keiner mehr kommen, umso lauter nerven die Pastorinnen mit ihrer elenden Bimmelei. Offenkundig verfolgen sie den Ansatz, sich an den 99% Ungläubigen zu rächen, indem sie ihnen wenigstens versauen, Sonntags auszuschlafen. Es beruhigt mich als Anwohner zu wissen, daß der Kirchenkreis die Nerv-Kirche nebenan, genau wie beispielsweise die Kapelle in Hamburg-Todendorf als „nicht förderungswürdig“ ansieht. Ihr Zerfall wird nicht aufgehalten werden.

[….] Architekten schätzten die Sanierungskosten für die kommenden 15 Jahre auf rund 134.000 Euro. Geld, das die zuständige Kirchengemeinde Eichede allein hätte aufbringen müssen. Denn der Kirchenkreis Hamburg-Ost stufte die Kapelle im April 2016 als "nicht förderungswürdig" ein. In einem internen Papier teilte er damals seine 138 Kirchen und 140 Gemeindehäuser in A-, B- und C-Standorte ein. Die Gebäude der Kategorie C, immerhin 35 Prozent, müssen seitdem ohne Hilfe unterhalten werden.

Der Kirchengemeinderat Eichede beschloss daraufhin im Oktober 2016, die Kapelle in Todendorf zu entwidmen. Vorausgegangen seien "viele schlaflose Nächte", betont Pastorin Schumacher bei der Abschiedszeremonie. [….] Die Todendorfer akzeptierten den Beschluss widerstandslos – auch zur Überraschung von Susanne Schumacher. "Ich hatte damit gerechnet, dass sich eine Interessengruppe bildet, die für den Erhalt der Kirche kämpft", sagt sie. "Aber das war nicht der Fall." Zu einem Informationsabend über die Zukunft des Gebäudes seien nur 35 Kirchenmitglieder gekommen – von 2500. So viele Menschen gehören der Kirchengemeinde Eichede an, die für Todendorf und sieben weitere Dörfer zuständig ist. "Ich habe das als Zeichen gewertet, dass ein Erhalt der Kirche nicht gewollt ist", sagt sie. [….]

(Janina Dietrich, Abendblatt, 20.01.18)

Die Kategorie-C-Pfarrerin meiner Nachbarschaft ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht macht und die Situation verschlimmert.

Mögen noch viele weitere Lutherische und Katholische Gemeinden schnell verschwinden und ihre Kirchen zumachen.

[….] Für die Kirchen ist die schiere Menge an Gebäuden längst zu einem finanziellen Problem geworden.  [….] Knapp 4.000 Kirchen gibt es auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, das ungefähr die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt umfasst. Für die Kirchen ist die Menge an Gotteshäusern längst auch zum finanziellen Problem geworden, wie Baugeschichtlerin Barbara Perlich-Nitz in einer Podiumsdiskussion in Gera sagt.

Mindestens 26.000 Euro kostet der Erhalt einer Kirche jedes Jahr. Ohne bauliche Maßnahmen allerdings. Inzwischen schieben die Kirchen einen riesigen Investitionsstau vor sich her.

In Gera geht es deshalb auch um die Frage, wie viele Kirchengebäude überhaupt noch gebraucht werden. Ein Thema, das die Ökumenische Akademie Gera-Altenburg schon seit einigen Monaten umtreibt. In mehreren Veranstaltungen diskutierten Fachleute mit den Besuchern über die mögliche - und nötige - Veränderung von Kirche. [….]

(MDR Thüringen-Journal, 27.11.2024)

Mittwoch, 27. November 2024

Kommt jetzt endlich die Wähler-Lektion?

Es ist keine neue Erkenntnis, sondern wird seit Jahren diagnostiziert und prophezeit:

2016 rechnete Trump a) gar nicht mit seinem Wahlsieg und hatte b) keine Ahnung, wie parlamentarische Politik funktioniert, geschweige denn, was ein Präsident zu tun hat. Plötzlich hatte er tausende Top-Positionen in der US-Regierung zu besetzen – „I hire only the best people!“ – kannte aber keine geeigneten Leute und konnte auch bei Einstellungsgesprächen zukünftigen Behördenchefs nicht erklären, was er von ihnen erwartete, weil er keine Ahnung hatte, womit die sich beschäftigen.

Also baute er einerseits auf seine Familie – Ivanka und Jared – und überließ andererseits alles seiner Partei. Ein Glücksfall für „die alte Krähe“ Mitch McConnell, der im Schatten Trumps, der ihm die entsprechenden Mehrheiten verschaffte, alle seine Lieblingsprojekte durchsetzen konnte. Wer sollte ihn aufhalten? Trump war nicht nur zu verblödet, um zu begreifen, was hinter den Kulissen im Senat ausgehandelt wurde, sondern insbesondere auch viel zu faul. Trump liest nicht und hat keine Geduld, sich Informationen vortragen zu lassen. Er verdaddelte seine Zeit mit Golfspielen, Twittern, Fast-Food fressen und stundenlang FOX glotzen. Während die alte GOP-Garde regierte – Sean Spicer oder Reince Priebus oder Rick Perry sind die Namen, die für diese erste Phase des praktischen Trumpismus standen.

Gelegentlich haute er eine einer unfassbar idiotischen Ideen raus – Hurrikans mit Atombomben stoppen, Grönland kaufen, Corona mit Bleichmittelinfektionen kurieren – konnte aber von seinem Umfeld gestoppt werden.

Auch im 6.500 km entfernten Hamburg wusste man schon 2015/2016, daß Trump ein verlogener, bornierter Vollidiot ist. Aber man ahnte noch nicht, wie toxisch und debil der Opa mit den orange geschminkten Gesicht wirklich war.

Das zeigt sich erst an den 40 seiner 44 engsten Mitarbeiter – alles handverlesene Trump-Fans - die ihn aus nächster Nähe erlebten und zu dem klaren Schluß kamen, der Mann dürfe nie wieder Präsident werden.

Während der vier Jahre seiner ersten Amtszeit, Januar 2017 bis Januar 2021, sowie der Biden-Präsidentschaft, veränderte sich Trumps Approach aber grundlegend. War das Projekt Präsidentschaftswahlkampf 2015 als reines Ego-Projekt gestartet, um seinen Marktwert zu erhöhen, sich die Taschen zu füllen und nebenher seinem sadistischen gruppenbezogenen Menschenhass zu frönen, sammelte sich später Frust darüber an, nicht wie ein garstiges Kleinkind mit absolutistischer Macht alles tun zu können, was er will. Außerdem führte sein zutiefst krimineller Charakter zu zwei Impeachmentverfahren, zahllosen Gerichtsverhandlungen, sowie einigen sehr teuren Urteilen.

Der debil-dumme Trump von 2015/2016 ist nun zusätzlich frustriert, senil und musste wiedergewählt werden, um nicht in den Knast zu kommen. Statt mit voller Borniertheit in seine Amtszeit zu stolpern, gibt es nun das demokratie- und verfassungszerstörende Project 25, welches detailliert ausarbeitete, wie man die zersetzende faschistische Agenda umsetzt. Gab es im Januar 2017 noch wichtige Posten für erfahrene Republikaner, die immerhin ganz grob verstanden, wie ihre Jobbeschreibung aussieht – Verteidigungsminister James N. Mattis oder Stabschef John F. Kelly (Parteilos) oder den Director of National Intelligence Dan Coats – spielen Qualifikation oder Integrität inzwischen gar keine Rolle mehr. Das einzige Kriterium, um einen wichtigen Posten im Trump-Kabinett zu bekommen, ist Trump-Hörigkeit bis zur Selbstaufgabe. Der 78-Jährige Orang verbittet sich nicht nur jeden Widerspruch, sondern muss rund um die Uhr von allen Anwesenden in den höchsten Tönen gelobt und gepriesen werden. Sein fragiles soziopathisches Ego ist das einzige, das zählt.

Selbstverständlich hätte Trump in einer Nation mit halbwegs intelligenten und aufgeklärten Wählern, am 05.11.2024 keine einzige Stimme bekommen.

Wie wir wissen, ist das aber nicht so. Eine mit Milliarden-Aufwand betriebene Trump-Aufklärungskampagne, die beispielsweise zu erklären versuchte, daß nicht „die bösen Chinesen“ Trumps Zölle zum Wohle der amerikanischen Nation zahlen werden, sondern die Verbraucher mit höheren Preisen bei Wal Mart, lief ins Leere.

77.088.226 waren bösartig, dumm oder beides genug, um ihr Kreuz bei dem Weltenvernichter zu machen.

Immerhin wissen wir nun, daß jede Hoffnung auf Gesamt-Verstand bei der US-amerikanischen Wählerschaft völlig vergeblich ist.

Meine Landsleute sind zu über 50% massiv verblödet und nicht mehr durch Informationen oder Fakten zu erreichen.

Die einzige – kleine – Hoffnung auf Besserung besteht in sehr viel bitterer Medizin. Trumps Kabinett der Radikalen und Wahnsinnigen wird mit einiger Wahrscheinlichkeit (nicht nur) die USA in eine schwere ökonomische Krise steuern.

[….] Massenabschiebungen würden US-Wirtschaft schwer schaden

Der designierte US-Präsident plant, Ausländer*innen ohne Papiere massenhaft abzuschieben. Vielen Branchen würden damit Arbeitskräfte fehlen. [….] Setzt er seine Pläne für Massenabschiebungen von Ausländer*innen ohne Papiere als Präsident tatsächlich um, drohe den Vereinigten Staaten schwerer wirtschaftlicher Schaden, warnen Expert*innen. Denn viele Branchen sind auf die ausländischen Arbeitskräfte dringend angewiesen.

„Wird diese Politik Wirklichkeit, wird das einen verheerenden Effekt auf die Wirtschaft haben“, sagt die Expertin Elora Mukherjee von der Columbia University. Etwa elf Millionen Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung leben laut Schätzungen der Behörden in den USA.

Die meisten von ihnen stammen aus Mexiko. Etwa 8,3 Millionen dieser Migrantinnen und Migranten waren 2022 nach Angaben des Instituts Pew Research Center erwerbstätig. Das entspricht knapp fünf Prozent aller Arbeitskräfte. [….] „Das Baugewerbe und die Landwirtschaft würden mindestens jeden achten Arbeitnehmer verlieren, während im Gastgewerbe etwa jeder 14. Arbeitnehmer aufgrund seines Status ohne Papiere abgeschoben werden würde“, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Bericht zu Trumps Migrationspolitik der gemeinnützigen Organisation American Immigration Council (AIC).

In bestimmten Berufsgruppen wären demnach jedoch noch viel mehr Menschen von den Abschiebungen betroffen: mehr als 30 Prozent der Dachdecker, Stuckateure und Maler und ein Viertel der Reinigungskräfte. [….] Das Thinktank Peterson Institute for International Economics berechnete die wirtschaftlichen Folgen für den extremen Fall, dass alle 8,3 Millionen Arbeitskräfte ohne Aufenthaltsgenehmigung ausgewiesen würden. Bei einem solchen Szenario würde die Wirtschaft in Trumps Amtszeit gar nicht mehr wachsen. Gleichzeitig würde die Inflation bis 2026 um 3,5 Prozentpunkte höher liegen als erwartet, weil die Unternehmen höhere Löhne zahlen müssten, um die ausländischen durch US-Arbeitskräfte ersetzen zu können. [….]

(taz, 27.11.2024)

Insbesondere Trumps Allheilmittel Zölle werden den Verbrauchern schwer zu schaffen machen.

[….] Es ist Liebe. So könnte man Donald Trumps Beziehung zu Zöllen beschreiben. Den „schönsten Begriff im Wörterbuch“ nannte er sie neulich. Nun will er eines seiner wichtigsten Wahlkampfversprechen umsetzen, und zwar so schnell wie möglich. Er werde noch „am ersten Tag“ seiner zweiten Amtszeit umfassende Zölle anordnen, schrieb Trump am Montagabend auf Truth Social. Kommt es wirklich so, könnten diese also schon Ende Januar in Kraft treten.

Die Zölle sollen nach Trumps Willen für drei Länder gelten: Mexiko, Kanada und China. [….] Schon im Wahlkampf hatte Trump kaum Zweifel daran gelassen, dass er Zölle zum zentralen Baustein seiner Politik machen würde, sollte er erneut ins Weiße Haus gewählt werden. Mal sprach Trump von allgemeinen Zöllen, zehn bis 20 Prozent auf alle ausländischen Importe. Dann wieder zogen Elektroautos aus China seinen Zorn auf sich. Diese werde er mit Zöllen von bis zu 1000 Prozent belegen, drohte Trump einmal. Meist redete er im Zusammenhang mit China aber von 60-prozentigen Zöllen. [….] Wenn Trump seine Drohungen wahr macht, würde das in Kanada und in Mexiko wohl zu mittelschweren wirtschaftlichen Problemen führen. Kanada exportiert neben Maschinen und Autoteilen vor allem Öl in großer Menge in die USA. Die amerikanische Autohauptstadt Detroit liegt direkt an der kanadischen Grenze, die Autoindustrien beider Länder sind nicht nur dort eng miteinander verzahnt. [….] In Mexiko haben sich in den vergangenen Jahren etliche internationale Autobauer angesiedelt. Sie stellten in den ersten neun Monaten dieses Jahres drei Millionen Fahrzeuge her. Zwei Millionen davon wurden in die USA exportiert. [….] Dabei hätten umfangreiche Zölle auch für die US-Wirtschaft negative Folgen. Die amerikanischen Verbraucher würden ebenfalls unter ihnen leiden. Ökonomen warnen davor, dass Firmen die Zölle einfach an ihre Kunden weitergeben würden. Der Finanzchef der US-Supermarktkette Walmart bestätigte dies nun: Zölle würden „zweifellos“ zu einer höheren Inflation führen, sagte er. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Verbraucher höhere Preise zahlen.“ So deutlich hatte es zuvor kein Konzernvertreter formuliert.

Ökonomen haben inzwischen gut erforscht, dass Handelszölle, anders als von Trump behauptet, nicht zu mehr, sondern zu weniger Wachstum und Wohlstand führen. Das liegt unter anderem daran, dass die betroffenen Länder in der Regel mit Gegenzöllen reagieren. US-Unternehmen hätten es dann ebenfalls schwerer, Geschäfte zu machen. Im Fall von China, Kanada und Mexiko wäre das für die USA nicht zu vernachlässigen. 2022 exportierten amerikanische Firmen Güter im Wert von 830 Milliarden Dollar in diese drei Länder. [….]

(Ann-Kathrin Nezik, 26.11.2024)

Weder Trump, noch seine Wähler, haben begriffen, was „Zoll“ bedeutet.

Ich kann ihnen nur wünschen – ZU IHREM EIGENEN WOHL – in eine tiefe ökonomische Depression zu stürzen. Sie müssen am eigenen Leib erfahren, was ihr Wahlkreuz bei dem Namen „Donald J Trump“ anrichtet. Anders lernen sie es nicht. 

Hoffen wir also, daß Trump und Vance die Wirtschaft so massiv tanken, daß schon die Midterms 2026 den Demokraten wieder House und Senat bescheren.

[….]Der mexikanische Abgeordnete Ricardo Monreal schrieb auf X, die angekündigten Zölle würden keines der Grenzprobleme der beiden Länder lösen. Die Zölle würden lediglich das Leben der Menschen aller betroffenen Länder verteuern, so Monreal.

Diese Sicht bestätigt Julian Hinz vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Ihm zufolge würden die Zölle der US-Wirtschaft selbst extrem schaden. Die Effekte davon würden nicht nur Bürger*innen treffen, sondern auch US-Unternehmen: „Die Handelsbeziehungen zwischen den USA, Mexiko und Kanada sind sehr eng“, betont der Ökonom. Der Agentur Trading Economics zufolge beziehen die USA 16 Prozent aller importierten Produkte aus Mexiko, 14 Prozent aus Kanada. 15 Prozent kommen zudem aus China.

Hinz rechnet deshalb mit Widerstand US-amerikanischer Unternehmen gegen die angekündigten Zölle. So seien beispielsweise gerade die kanadische und US-amerikanische Automobilindustrie miteinander verflochten. „Für die Fertigung eines amerikanischen Autos gibt es oft gleich mehrfache Grenzübertritte von Produktionsteilen“, so Hinz. Zölle würden die Produktion entsprechend erheblich verteuern. Trump würde mit deren Einführung zudem gegen das Freihandelsabkommen USMCA verstoßen, das er in seiner letzten Präsidentschaft selbst noch mit Kanada und Mexiko geschlossen hatte.

Dass Trumps Zollpolitik der US-Wirtschaft mehr schaden als nutzen würde, haben Ökonom*innen schon im Vorfeld der Wahl prognostiziert. Beispielsweise veröffentlichte das Peterson Institute im Mai eine Studie, der zufolge gerade das Leben von US-Amerikaner*innen mit geringem Einkommen durch hohe Zölle auf US-Importe teurer würde. [….]

(Marie Gogol, 26.11.2024)

Andere Zeiten

Als Teenager fühlte ich mich stets sehr erwachsen, aber in meinen 20ern und 30ern fragte ich mich heimlich, wann dieser Zustand des „Erwachsenseins“ eigentlich wirklich eintritt. Eine überzeugende Definition kenne ich, während mein nächster runder Geburtstag die „60“ sein wird, immer noch nicht. Aber ich fühle immer wieder indirekte Hinweise, daß ich wohl erwachsen sein muss, wenn ich beobachte wie Gewissheiten meines Lebens, bei heute Jungen nicht mehr zutreffen.

Als Teenager lebten meine Freunde und ich vergleichsweise selbstständig. Man war dauernd irgendwo und da es bekanntlich keine Mobiltelefone gab, teilte man auch nicht permanent öffentlich mit, wo man sich gerade befand. Weder beeinflussten Influencer/Likes was man anzog, oder wie man sich die Haare „stylte“, noch fungierten die Eltern als Taxis. Dabei strebten wir alle danach möglichst schnell noch unabhängiger zu werden. Das Elternhaus ließ das entweder zu oder aber man nutzte den 18. Geburtstag als Kickstart. Bevor ich 19 wurde, machte ich Abitur, begann ein Studium, bekam den Führerschein, eine eigene Wohnung und auch mein erstes Auto.

Passend zu meinen US-amerikanischen und deutschen Wurzeln, wurde mir das Auto als sichtbares Zeichen meiner Selbstständigkeit, tatsächlich von der Familie geschenkt. Ein Neuwagen, der mit Schleife und Blumenstrauß auf dem Lenkrad geliefert wurde. Alexey! Ein schwarzer FIAT Panda mit 0,7 Liter Hubraum, 34 PS, einem Scheibenwischer, einem Außenspiegel und dem größten Fahrspaß meines Lebens. Er kostete 9.800 DM, also knapp 5.000 Euro. Das war der Neupreis und ich fühlte mich durchaus privilegiert, ein jungfräuliches Modell frisch aus der Fabrik zu fahren.

Später, als mein jüngerer Bruder 18 wurde, der allerdings deutlich weniger erfolgreich in der Schule war, bekam er zwar einen größeren, schwereren und kräftigeren Wagen – einen Toyota – aber der war auch schon durch einige Hände gegangen.

Ich hatte für andere Autos gar keine Augen. Meins war schließlich das Schönste und außerdem so flott. Im Fahrzeugschein war zwar 120 km/h als Höchstgeschwindigkeit angegeben, aber was wußten die schon?
Auf der Autobahn, mit Rückenwind und leicht abschüssiger Fahrbahn konnte ich an die 140 km/h erreichen. Die Trabbis und Wartburgs auf der Transitstrecke nach Berlin verheizte ich locker, raste an ihnen vorbei, während ich johlend genoss von Windböen hin und her geschleudert zu werden. Gern hörte ich dabei Musik aus einem alten batteriebetriebenen Cassettenrekorder, der in dieser beigen Stofffalte vor dem Beifahrersitz, die als Ablage fungierte, hin und her rutschte.

Meistens hielten die Batterien nicht sehr lange. Wenn man die Grenze Berlin-Reinickendorf passierte, leierten The Cure und B-52s schon bedenklich.

Mein zweites Auto, Nikolai, war wieder ein schwarzer FIAT und wieder ein Neuwagen. Diesmal bezahlte ich ihn aber selbst, hatte gespart und legte unglaubliche 7.300 Euro auf den Tisch. Der Uno, Sondermodell Hobby, war allerdings auch schon ein ganz anderes Kaliber. Er hatte einen rechten Außenspiegel, ein geschlossenes Handschuhfach, ein kleines Dachfenster, unfassbarerweise sogar ein eingebautes Autoradio und konnte mit seinen sagenhaften 70PS raketenartige Geschwindigkeit erreichen. Autoradio mit zwei Boxen links und rechts in den Türen boten ein völlig neues Klangerlebnis. Nun konnte man sogar die Texte der Songs verstehen. Der Clou war aber, daß es von der Autobatterie gespeist wurde. Nun durfte ich plötzlich meine Musik-Cassetten sogar IM Auto vor und zurückspulen. Das galt es vorher mit „Tiny“, dem Küchen-Cassettenradio mit der abgebrochenen Antenne, in der ein Stück Kleiderbügel steckte, stets zu vermeiden, weil damit zu viel Batterie verbraucht wurde.

Mein drittes Auto blieb zwar schwarz, italienisch und war ebenfalls ein Neuwagen, aber ich wechselte die Marke und vollzog einen Quantensprung bei Preis und Leistung.

Es kostete mehr als 21.000 Euro. „Das sind vier Alexeys!“ stellte ich völlig schockiert fest. Ein Auto, das so viel wie vier Autos kostet. Von dem Wahnsinn galt es sich erst mal zu erholen. Es war außerdem die bis dahin teuerste Anschaffung meines Lebens. Ich wußte gar nicht, wie man eine derart astronomische Summe bezahlt. Bar? Per Scheck? So viel ließ mein Überweisungslimit meines Girokontos nicht zu.

Allerdings hatte ich, mittlerweile im Gerontenalter angekommen, auch andere Maßstäbe angesetzt. Ich wollte ein Auto, das ich wirklich hübsch finde. Ein überzeugendes Design, das heraussticht und das man nicht überall sieht. Das aber gleichzeitig auch funktional ist. Vier Leute sollten reinpassen. Eigentlich liebte ich den FIAT-Barchetta meiner Mutter. Schwarz mit einem Hardtop. Ein echtes Schmuckstück, das enormen Fahrspaß bot. Aber eben auch ein Zweisitzer mit kleinem Gepäckraum. Das brachte einen beim Einkaufen schon an gewisse Grenzen. Darin konnte man kein Altglas und Altpapier zwischenlagern.

Bei den ersten drei Autos meines Lebens gab es noch keine Frage der Antriebsart.

Die Kriterien waren einerseits selbstverständlich der Preis und natürlich der persönliche Geschmack. Sofern es die finanziellen Möglichkeiten zuließen, seinen ästhetischen Vorstellungen zu folgen, konnte man Autobauer meiden, die hohe Summen an CDUCSUFDP spenden, häßliche Kreischfarben umschiffen und eine ansprechende Form und Größe finden.

Weiter bin ich noch nicht gekommen. Fast vierzig Jahre nach einem Führerscheinerwerb, fahre ich immer noch mein drittes Auto. Mehr als vier werde ich wohl in meinem ganzen Leben nicht schaffen. Wenn überhaupt.

Müsste ich heute ein neues Auto kaufen, stellen sich ganz andere Probleme. Die erste Frage ist die des umweltfreundlichen, nachhaltigen Antriebes, die aber nicht von meiner Nachfrage, sondern dem limitierten Angebot abhängig ist. Das zweite Problem, sind die astronomischen Preise. Ein neues E-Model kostet inzwischen ZEHN Alexeys. Abgesehen davon, daß man das Geld erst mal haben muss, bereitet es mir grundsätzlich Bauchschmerzen, für ein Ding, das mich genau wie Alexy von A nach B bringt, den zehnfachen Preis zu zahlen. Weiterhin scheiden viele Hersteller aus. Ich werde keinesfalls Myriaden zahlen, die in der Tasche von Trump-Liebchen Elon Musk, Lindner-Liebchen Oliver Blume oder Merz-Liebchen Susanne Klatten landen.

Ich müsste einen Neuwagen schon extrem lieben, um über meine finanziellen und politischen Schatten zu springen.

Hier liegt aber eins der weiteren Auto-Probleme. Die Blumes dieser Welt produzieren vollständig an meinem Geschmack vorbei. 

Alle Neuwagen der 2020er Jahre sind von blinden und blöden Designern entwickelt worden. Sie sehen völlig einheitlich aus. Alles SUVs. Sogar die Klein- und Mittelwagenklasse sieht aus wie kleine SUVs. Grauenvoll. Es ist wohl die angebotsorientierte Marktwirtschaft, von der Merz und Lindner faseln. Nur daß die „Leistungsträger“, die Unternehmer an der Spitze, zu dumm sind, um zu wissen, was gefällt und was in die Zeit passt.

[….] Dafür gibt es einen Autofriedhof. In Essen. Im Norden der Stadt. Gelegen zwischen Stadthafen und Autobahnkreuz. Mit Blick auf das vom Areal der Logistikfirma per Drohne aufgenommene Foto in wagnerianischer Todessehnsucht muss man sagen: Was für ein grandios schreckliches Sterben!

Zu sehen ist Blech. Blech. Und Blech. Gibt es ein grausam stimmigeres Bild, um das Elend der deutschen Kfz-Branche zu illustrieren? Oder wie Bild titelt: „Hier parkt die deutsche Autokrise“. Wagentür an Wagentür, Stoßfänger an Stoßfänger, Audi an Audi und Volkswagen an Volkswagen. Wahnsinn an Irrsinn. [….] Die Autos wirken, als warteten sie geduldig auf den Tod. Das Bild passt zu den täglichen Horrornachrichten aus einer Welt von Transformation und Disruption. Recaro, ein Hersteller von Autositzen: Insolvenzantrag. Bosch als Autozulieferer: Personalabbau. Der Batteriehersteller Northvolt: Insolvenzantrag. Schaeffler, ZF, Conti oder Volkswagen, BMW, Mercedes, Audi: „Das Auto“ (aus der VW-Kampagne) befindet sich als Kulturgut im freien Fall. Die Krise ist dramatisch.

Zum Teil ist das selbstverschuldet (falsche Modelle, falsche Preise), [….] Und ist es eigentlich ein Naturgesetz, dass es deutsche Autos nur noch in den Kategorien „superteuer“ und (nicht: oder) „superhässlich“ gibt? [….]

(Gerhard Matzig, 26.11.2024)

Dienstag, 26. November 2024

Bundestagswahlen und nicht „Wünsch dir was“!

 Vor zwei Wochen, als ich meinen freitäglichen Schwatz bei E. in ihrem Zeitungskiosk hielt, schnaubte sie mich bebend vor Empörung an: „Hast du DAS gehört? Hast Du gehört, wer sich heute zum Kanzlerkandidaten gemacht hat? Habeck! HABECK!“

Ihr Tonfall hätte nicht weniger schockiert sein können, wenn Lothar Matthäus, Desiree Nick oder Evelyn Burdecki Spitzenkandidat/in für die Grünen geworden wären. Habeck! Was der sich einbilde!

Bekanntlich bin ich seit mehr als drei Dekaden SPD-Parteigenosse, aber in so einem Fall verteidige ich natürlich den Grünen und entgegnete ohne zu zögern, „finde ich gut! Ich hoffe, er wird Kanzler!“ Daraufhin musste sie sich erst mal setzen.

Zur Erläuterung: Sie hatte als Ladenbesitzerin bei der Bundestagswahl 2021 FDP gewählt, weil sie fand, es müsse endlich auch mal jemand an die Wirtschaft denken!

Vor drei Jahren war ich damit gescheitert, ihr den Unsinn auszureden, konnte mir aber seither nicht verkneifen, immer mal wieder darauf hinzuweisen, daß meine Prophezeiungen über die korrupte Chaos-FDP voll eingetroffen sind, während ihre damaligen Erwartungen an die gelbe Pest alle enttäuscht wurden.

Sie weiß, daß ich neuerdings einen deutschen Pass habe und 2025 erstmals an der Bundestagswahl teilnehmen werde. Und SPD wählen werde. In dem Punkt werden wir uns sowieso nicht einig, weil ich aus ihrer Sicht reiner Theoretiker bin und sie als Unternehmerin – also in der Praxis des Lebens stehend – nicht SPD wählen könne.

Das versuchte ich auch gar nicht erst, sondern hämmerte „wen willst Du denn bitte sonst wählen? Wen findest Du denn so viel besser als Habeck?“

Mir war schon klar; als Einwanderin und emanzipierte Frau, käme Merz oder noch weiter rechts nicht in Frage für sie. Die FDP verbrannt. Die Grünen sind an allem Schuld. Und die SPD will sie sowieso nicht, weil die mit dem doofen Lauterbach bei Corona fast ihr Geschäft kaputt gemacht hätten und Scholz könne sie schon dreimal nicht leiden. Dieser Autist. Wie überheblich der schon immer grinse!

Ich wollte sie aber nicht vom Haken lassen und presste hart: Also WEN denn nun? Irgendeinen musst du ja wählen!

Derart in die Ecke getrieben, wiederholte sie zunehmend verzweifelt „ich weiß es nicht! Ich weiß es echt nicht!“

An dieser Stelle folgt üblicherweise eine Litanei über das miese Personal in der heutigen politischen Szene. Wie viel besser es früher gewesen wäre, als wir noch echte Typen hatten. Charakterköpfe. Strauß, Scheel, Schiller, Brandt, Bahr, Schmidt, Wehner. Solche Typen gäbe es gar nicht mehr.

Ich verstehe was gemeint ist. Aber diese Jammerei ist ungerecht. Denn es treten durchaus mal „Typen mit Charakter“ an, die den allgemein geforderten „Klartext“ reden. Michael Naumann, Peer Steinbrück. Die werden aber nicht gewählt, weil der Urnenpöbel lieber weichgespülte wolkig labernde Bräsig-Typen als Regenten will. Hauptsache, nicht verschreckt werden.

Außerdem lebten Strauß, Brandt und Co in einer völlig anderen Medienwelt, konnten sich tagelang ohne Journalisten bewegen, sagten in Interviews und Pressekonferenzen, was das Volk wissen musste. Oder im Bundestag.

Brandt, der Vielgeliebte, die Ikone, der Friedensnobelpreisträger, war aber ein Alkoholiker, ein  Schürzenjäger und litt zudem auch noch an schweren depressiven Episoden, so daß er sich immer wieder tagelang einschloss und für niemanden zu sprechen war.

Man konnte das damals vor der breiten Öffentlichkeit geheim halten.

Ja, man wußte, daß FJS abends öfter mal betrunken ist, aber erst nach seinem Tod erfuhr man, daß seine Generalsekretäre Tandler und Stoiber auch dafür zuständig waren, ihm abends stets zwei Prostituierte zuzuführen, weil er sich regelmäßig hackedicht von vollbusigen blutjungen Damen sandwichen ließ.

In der heutigen Medienwelt, mit ihrer 24/7-Aufmerksamkeit, in der jeder Mensch ein Klugtelefon mit sich trägt und damit nicht nur alles, was er sieht und hört dokumentieren, sondern auch noch in Sekunden in den Umlauf bringen kann, würden Brandt und Strauß auch nicht gewählt werden, weil jede Verfehlung bekannt wäre. Weil ein Heer missgünstiger Hobbyjournalisten alles auf X und Facebook breitträte. In den 1950ern, 60ern und 70ern trugen auch alle Politiker riesige häßliche Hornbrillen, rauchten wie die Schlote, fuhren CO2-Schleudern ohne Katalysator, aßen ungesunde Sachen, klapsten Sekretärinnen auf den Po. Niemanden störte das.

Logischerweise sind alle erfolgreichen Politiker heute viel vorsichtiger, achten darauf, nichts zu sagen, das ihnen später auf die Füße fallen könnte. Da sie zudem 100 mal so viel zur Öffentlichkeit sprechen müssen, wie ein Minister der 1950er oder 1960er Jahre, sind sie natürlich meisterhaft darin geschult, endlose sehr wichtig klingende Worthülsen von sich zu geben, die in Wahrheit gar nichts aussagen.

Dazu gibt es kaum Alternativen, wenn man eine Wahl im Social Media-Zeitalter gewinnen will, in dem jeder Gesichtsausdruck zum vernichtenden Meme werden kann. Das wolkige Politiker-Sprech kann man nur vermeiden, wenn man so genial, wie Helmut Schmidt oder Egon Bahr oder Gräfin Dönhoff ist. Solche Typen kommen aber nur zwei oder dreimal in einem Jahrhundert vor. Friedrich Merz versucht zackig zu klingen und wolkige Umschreibungen zu vermeiden. Er kann aber einem Helmut Schmidt bei weitem intellektuell nicht das Wasser reichen.

Dabei verstolpert er sich beinahe täglich. Ob Gedenktag gegen Femizide, Paragraf 218 oder Schuldenbremse – Fritze ist nicht in der Lage, ein Statement unfallfrei zu Ende bringen und muss anschließend seinen Homunculus Linnemann losschicken, um zu erklären, was der CDU-Vorsitzende nicht, oder ganz anders gemeint hat.

Das ist das eigentliche Elend: Friedrich Merz, unser mutmaßlich nächster Bundeskanzler, pöbelt nicht nur xenophoben, misogynen, transphoben, homophoben, ökonomiefeindlichen Unsinn in die Mikrofone. Er ist ein Sprachrohr schwurbeliger FakeNews.

Er ist zudem auch noch schlicht dumm und unfähig.

 Deswegen mögen ihn die Leute auch nicht.

Merz ist lediglich eine arrogante Lobbyhure ohne die geringste Regierungserfahrung.

[….] Mit Friedrich Merz drängt ein Politiker in das Kanzleramt, der jahrelang als Lobbyist tätig war und bis heute mächtigen Wirtschaftsinteressen zu nahe steht. [….]  In der Vergangenheit ist Merz immer wieder unangemessen mit Interessenkonflikten und Lobbytätigkeiten umgegangen. Während seiner ersten Jahre als Bundestagsabgeordneter verdiente er nebenher kräftig in der Wirtschaft hinzu. Im Jahr 2006 beliefen sich seine Nebenverdienste laut Schätzungen des Manager Magazins auf rund eine Viertelmillion Euro.

[….] Ein Problem sah er darin nicht. Ganz im Gegenteil: Er stemmte sich sogar dagegen, seine Nebenverdienste veröffentlichen zu müssen. 2006 klagte er gegen die Vorschriften zur Offenlegung von Nebentätigkeiten – ohne Erfolg. Das spricht für ein höchst fragwürdiges Verständnis von Transparenz und Integrität. Die entsprechenden Regelungen für Abgeordnete wurden angesichts mehrerer Lobbyaffären inzwischen deutlich verschärft.

Im Jahr 2009 wechselte Merz vollständig die Seiten und nutzte seine politischen Kontakte für zahlreiche Anschlussjobs in Unternehmen und als Wirtschaftsanwalt. Seine Ämterhäufung von Aufsichtsrats- und Beiratsposten machte ihn zum Millionär. Bei der Kanzlei Mayer Brown war Merz von 2005 bis 2021 als Anwalt tätig – und nahm dort auch Mandate an, bei denen ihm seine politischen Kontakte zugute kamen.

So trat er 2006 als Anwalt auf einer Sitzung der CDU-Landesgruppe NRW im Bundestag auf, um das Kohleunternehmen RAG bei dem anstehenden Börsengang zu vertreten. Doch er war zu der Zeit selbst noch Mitglied eben dieser Landesgruppe. Das ist ein klarer Interessenkonflikt, den unter anderem der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Armin scharf kritisierte.

In der Kritik stand Merz auch wegen seines Aufsichtsratsmandats bei der Bank HSBC Trinkaus und Burkhardt von 2010-2019 – und zwar gleich doppelt: Zum einen beriet er gleichzeitig den Bankenrettungsfonds Soffin, was zur Frage nach einem weiteren Interessenkonflikt führte. Außerdem war HSBC in die Cum-Ex-Geschäfte verwickelt, durch die dem Staat Milliardeneinnahmen durch Steuertricks verloren gingen. Merz wird vorgeworfen, er müsse als Aufsichtsrat von den Geschäften gewusst haben, ohne sie zu verhindern – er selbst streitet dies ab. [….] Merz war in gleich mehreren Lobbynetzwerken aktiv: Er war 2005 Gründungsmitglied des Fördervereins der arbeitgeberfinanzierten PR- und Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Die INSM fällt immer wieder durch fragwürdige Kampagnen auf. [….] Für einiges Aufsehen und Kritik sorgte Merz’ Lobbytätigkeit für den Finanzkonzern Blackrock, die er 2016 annahm. [….] Ähnlich wie der Wirtschaftsrat wettert Merz u.a. gegen verstärkten Klimaschutz: Höhere Klimaziele würden zu einer Zerstörung der „freiheitlichen Lebensweise“ und der „marktwirtschaftlichen Ordnung“ führen. Teile des Wirtschaftsrats fungieren dabei als Türöffner für Kreise, die die Rolle der fossilen Industrie an der Klimakrise herunterspielen oder sogar ganz infrage stellen. So lud der Landesverband Rheinland-Pfalz Stefan Homburg als Redner ein, obwohl [….] Ähnlich problematisch ist auch Merz’ fehlende Abgrenzung zur rechtskonservativen Kampagnenagentur The Republic. Diese hatte vor den US-Wahlen eine Konferenz organisiert, zu der auch die US-amerikanische Heritage Foundation eingeladen war. [….]

(Lobbycontrol, 22.11.2024)

Bundeskanzler wird er aber wohl dennoch, weil die Majorität des Urnenpöbels sich von Bauchgefühlen – die Grünen sind Schuld – Olaf ist Autist – leiten lassen. Sie brauchen Schuldige.

Liebe Wähler, ich habe Neuigkeiten: Am 23.02.2025 sind wir nicht gefragt, wie unser Traum-Bundeskanzler aussähe, wenn wird Gott spielen könnten.

Sondern wir müssen aus den Parteien auswählen, deren Personal WIR Wähler durch unser Verhalten mitbestimmt haben.

Der Mann, der regiert – eine Frau steht diesmal nicht zur Auswahl – soll einigermaßen fähig sein und zudem intellektuell in der Lage sein, die an ihn gestellten Anforderungen zu erfassen.

Er muss nicht sexy, eloquent, gutaussehend, humorvoll, schlagfertig, unterhaltsam sein. Wir sollen ihn nicht heiraten und nicht mit ihm ins Bett gehen. Ob wir ihn sympathisch oder dröge finden, ist irrelevant.

Der Bundeskanzler mag kein flammender Entertainer und begnadeter Kommunikator sein, aber er versteht seinen Job und gibt richtige Antworten.

[….] Es war nicht die SPD, die für die vielen Streitigkeiten die Verantwortung trug. Im Gegenteil - wir sind es, die das Land durch die vergangenen Krisenjahre geführt haben. Wir haben Deutschlands Energieversorgung gesichert, als Russland das Gas abgedreht hat. Wir haben wuchtige Hilfspakete geschnürt und dadurch Energiepreise und Inflation wieder unter Kontrolle gebracht. Wir haben auf Russlands Angriffskrieg, diese Zeitenwende, entschlossen reagiert und das gemacht, was konservative Verteidigungsminister über viele Jahre hinweg versäumt hatten: nämlich in unsere Sicherheit investiert. Und zugleich waren wir standhaft und haben nichts getan, was unser Land zur Kriegspartei macht. Wie brandgefährlich der Krieg in der Ukraine auch für Europa ist, das haben die vergangenen Tage erneut gezeigt. Entschlossenheit und Standfestigkeit - das bietet in Deutschland nur die SPD!

Über all diese Krisen verlieren wir eines nicht aus dem Auge: dem Mehltau den Kampf anzusagen, der sich über unser Land gelegt hatte. Wir haben nicht mehr viel Zeit, um unser Land als Industrieland wirtschaftlich stark und klimaneutral zu machen. Zu lange sind Dinge liegen geblieben im vergangenen Jahrzehnt. Wir haben angefangen damit aufzuräumen. Mehr Tempo beim Ausbau von Windkraft und Solarenergie, eine Aufholjagd bei wichtigen Zukunftstechnologien wie den Batterien oder Computer-Chips, höhere Investitionen in die Bahn, Straßen und Brücken, schnellere Genehmigungsverfahren, wieder mehr Mittel für den sozialen Wohnungsbau – das haben wir vorangebracht und das muss weitergehen. Während Konservative nur Sprüche klopfen, haben wir das Recht auf Asyl verteidigt und zugleich die irreguläre Migration nach Deutschland deutlich verringert. Das heißt Menschlichkeit und Ordnung für uns. Wir haben das Staatsangehörigkeitsrecht modernisiert. Fachkräfte aus dem Ausland können nun leichter hier bei uns arbeiten - denn der Fachkräftemangel ist inzwischen überall spürbar.

Und eines werden wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten nie vergessen:

Stark ist unser Land nur dann, wenn wir Zusammenhalten. Wenn Respekt herrscht, jedem und jeder gegenüber. Leistungsträger-das sind für uns diejenigen, die jeden Tag früh aufstehen und für normale Löhne arbeiten. Sie haben Respekt verdient. Auch wenn die Inflation die Lohnerhöhungen gedämpft hat, war unsere Politik erfolgreich:

Wo vor einigen Jahren noch jeder Vierte für Niedriglöhne arbeiten musste, ist es heute nur noch jeder Siebte. Auch diese Errungenschaften gilt es bei der Bundestagswahl zu verteidigen.  […..]

(Olaf Scholz, 25.11.2024)

Wir haben nicht die freie Auswahl unter 84 Millionen, sondern nur drei Typen, von denen wir das kleinste Übel aussuchen müssen.

Merz ist aber eindeutig das größte Übel.

Es bleiben also Habeck oder Scholz. Grün oder Rot.

Ich plädiere für Rot, weil die Chance etwas größer ist, als bei Grün. Und weil es in der Grünen Habeckblase immer noch sehr viel Vorlieben für Schwarzgrün gibt. Ich habe Angst, so etwas wie in BW zu erleben, daß die Grünen sich für eine Koalition mit der CDU entscheiden, wenn es linkere Mehrheiten gäbe.