Wenn Rezo sich über einen CDU-Anführer echauffiert und damit die vollkommen unpolitische VOLL-KRASS-Youtuber-Szene auf ein Thema gelenkt wird, das sie bisher gar nicht wahrnahm, weil sie nie in ihrer virtuellen „abgeholt wurde“ (die U35-Generation kann leider nicht Zeitung lesen oder TV-Nachrichten sehen), muss sich das Konrad-Adenauer-Haus Sorgen machen.
Die letzten beiden, die mit dem Faxgerät gegen Rezo vorgingen, waren Annegret Kramp-Karrenbauer und Philipp Amthor.
Die eine wurde erst den CDU-Vorsitz und dann die Kanzlerkandidatur los; der andere ging im Lobbysumpf unter und wird bis heute für seine auf dem Schoß von Markus Lanz sitzend „Ey Rezo, du alter Zerstörer“-Replik ausgelacht.
Gut möglich, daß Rezos aktuelles Ätz-Video einen der letzten Sargnägel an der Kanzlerkandidatur des NRW-Ministerpräsidenten darstellt.
Die lahme Lusche Laschet war zwar schon vor Ostern schwer angezählt, aber da handelte es sich noch um die Schlussfolgerungen des kleinen Kreises der politisch Informierten.
Nun gerät der CDU-Chef aber in den Zustand des „Generalverschisses“.
Das ungute Stadium, in dem sich alle Daumen bereits gesenkt haben, weil man schon zu viel falsch gemacht hat.
Laschets kontinuierlicher Misserfolg im Pandemiemanagement, seine Larmoyanz, die intellektuelle Schwerfälligkeit und die kleinteilige Extrawurst-Schreierei sind zu seinem Markenzeichen geworden.
Er ist derjenige, bei dem man nun schon die Augen verdreht, wenn er zu seinem Satz anhebt, weil wir alle schon erwarten, daß nun unnützer Unsinn folgen wird.
Den Zeitpunkt, sich als kompetenter Macher zu inszenieren, sich von den anderen Landesfürsten abzusetzen als derjenige, der das größte Land führt und als Bundesparteichef fungiert, ist lange vorbei.
Er ist nur noch einer von vielen. Einer wie Günther oder Hans. Einer, der im Gegensatz zu beispielsweise dem Hamburger Regierungschef Tschetscher mit seinen Prognosen ohnehin immer falsch liegt. Selbst wenn der Düsseldorfer MP nun einen genialen Corona-Plan vorweisen KÖNNTE, wäre es einfach zu spät, weil ihn niemand mehr ernst nimmt.
[….] Hätte Armin Laschet die Chance erkannt, die Notbremse gezogen und sich von seiner landespolitischen Brille befreit - er hätte im Bund-Länder-Tanz die Führung durch die dritte Welle übernehmen können. So bleibt ihm nur der hasenherzige Rückzug und die Hoffnung, dass die Seinen ihm die Kandidatur dennoch antragen werden, weil dies der Stolz der CDU gebietet. Nach Merkels Keulenschlag und dem Absturz in den Umfragen ist die Verwirrung jedoch groß und die Geschlossenheit fern. Zu hören ist lediglich das Brausen, ein heftiger Sturm. Die Feuerzungen lodern am Himmel. Gewiss ist: Nach Ostern kommt Pfingsten, in nur 50 Tagen. […..]
(Stefan Kornelius, SZ, 06.04.2021)
Die schwierige Aufgabe endlich einen sinnvollen Plan durchzusetzen und zumindest ein einheitliches Corona-Bild bei der CDU abzugeben, stellt sich aber gar nicht erst, weil der 60-Jährige strenggläubige Katholik über das heilige Osterfest eben nicht wie Jesus mit neuen Ideen wieder auferstand, sondern tumb im geistigen Koma weiterdämmerte.
Sein „Brückenlockdown“ ist ein hohles neues Wort.
Ein Plan ist es nicht. Laschets Denkpause war so unfruchtbar, daß es noch nicht einmal etwas gibt, worüber man diskutieren könnte.
[…… ] Vizekanzler Olaf Scholz kritisierte Laschets Vorstoß und den Vorschlag, die Ministerpräsidentenkonferenz auf diese Woche vorzuziehen. "Es macht nicht Sinn, sich zusammenzusetzen, ohne dass man sorgfältig das, was man dort beschließt, auch vorbereitet hat", sagte der SPD-Politiker. Zugleich monierte er, Laschet habe als NRW-Ministerpräsident trotz hoher Infektionszahlen nicht alle vereinbarten Regelungen eingehalten und nicht konsequent Ausgangsbeschränkungen in betroffenen Regionen eingeführt. Auch im Kreis seiner Länderkollegen stieß Laschets Vorstoß auf Kritik. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller lehnte den Vorschlag ab, die nächste Ministerpräsidentenkonferenz vorzuziehen. Dazu seien noch zu viele Fragen offen, sagte der SPD-Politiker dem ARD-Hauptstadtstudio. Er glaube, Laschet habe viele Überlegungen noch nicht abgeschlossen, sagte Müller, der auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist. […..]
Die CDU ist ein einziges Elend. Nach 14 Monaten Pandemie ist der Parteichef noch immer so hilflos und unkonkret, daß er noch nicht einmal etwas vorlegen kann, das man kritisieren könnte.
Laschet ist also offensichtlich nicht der Mann, der Kanzler kann.
Vielleicht sollte man es positiv sehen und froh sein, die Tatsache klar erkannt zu haben, bevor er als Kandidat in die Wahl geht.
Noch schlimmer ist allerdings, daß diejenige, die das Amt ausübt, das Laschet so gern hätte und das er wohl nicht bekommen wird, seit ihrer allgemeinen Ministerpräsidentenschelte von vor anderthalb Wochen bei Anne Will auch abgetaucht ist und mal wieder so tut, als ob sie als Frühstückspräsidentin nichts mit Politik zu tun hätte.
[…..] Die Kanzlerin ist abgetaucht und den potenziellen Nachfolgern fehlt die Macht: Mitten in der dritten Welle leistet sich Deutschland ein gefährliches Machtvakuum. Das könnte die Union teuer zu stehen kommen. […..]
(Kommentar von Alfred Schmit, ARD, 06.04.2021)
Nach der erneuten Grünen Underperformance stehen daher die Zeichen auf einen Bundeskanzler Markus Söder.
Da gehe ich mir lieber die Finger in der Autotür klemmen.
[….] tagesschau.de: CDU-Chef Armin Laschet hat sich für einen "Brücken-Lockdown" ausgesprochen. Ist das eine gute Idee?
Oliver Keppler: Ich glaube nicht, dass dieser Begriff wirklich sinnvoll ist. Letztlich geht es doch darum, dass wir bei steigenden Inzidenzen eine weitere Verschärfung von Maßnahmen brauchen. Und da ist völlig klar, dass jetzt ein harter Lockdown kommen muss. [….] Die vergangenen Wochen haben doch gezeigt, von wie vielen unvorhersehbaren Faktoren die Impfkampagne beeinflusst werden kann. Die verfügbare Menge der Impfstoffe ist aktuell das Nadelöhr.
tagesschau.de: Also in zwei bis drei Wochen - der Zeitraum, den Laschet für einen sogenannten Brücken-Lockdown ins Spiel gebracht hat - wird es noch keine Erleichterung durch das Impfen geben?
Keppler: Nein, das ist reines Wunschdenken. Wer glaubt, die Infektionszahlen dieser dritten Welle in den kommenden Wochen in irgendeiner Weise durch das Impftempo in Deutschland beeinflussen zu können, hängt einer Illusion nach. [….]
(Prof. Oliver Keppler, Vorstand des Max von Pettenkofer-Instituts, 06.04.2021)
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