Krieg, Flucht, Vertreibung, Terror, Hunger als Waffe, Kindersoldaten, Massenvergewaltigungen, Bombardements – das sind natürlich die drängendsten Probleme auf der Agenda des Homo Demens.
Das bereitet den Regierungen Magengeschwüre, darum kreist die Krisendiplomatie.
Man schwankt zwischen endlosen Nachrichten-Konsum und News-Fatigue.
Zwischen dem Drang, informiert zu sein und totalem Eskapismus. Zwischen Engagement und Flucht in die private Hygge-Welt.
Eigenartig, trotz Trump und Gaza, trotz Höcke und Wissing, stammte die Medienszene, die mich in den letzten Wochen am meisten berührte, aus der ARD-Grönlanddokumentation des Tierfilmers Lars Pfeiffer.
[….] Grönland besitzt das zweitgrößte zusammenhängende Eisschild nach der Antarktis. Aus Tausenden Gletschern werden hier täglich gewaltige Eismassen ins Meer gedrückt. Spektakuläre Aufnahmen zeigen Eisberge von der Größe einer Kathedrale. [….] Wo das Eisschild abschmilzt, entstehen für sie neue Lebensräume mit frischem Grün. Dafür müssen die Bewohner der Polarregion ein Wetterphänomen erst noch kennenlernen: Regen. Lars Pfeiffer fängt die wohl ersten Tropfen in Nordgrönland ein, die auf verdutzte Walrosse fallen. Seit Jahrtausenden hat es hier immer nur geschneit. [….]
Wir wissen schon ein paar Jahre, wie rasant sich der Klimawandel im hohen Norden zeigt und welche dramatischen Auswirkungen das Schmelzen des Grönlandeises auf uns alle haben wird.
[….] Die größte Insel der Welt wird von einem kilometerdicken Eispanzer in die Erdkruste gedrückt. In Form von Wasser würde er weltweit die Meeresspiegel um fast 20 Meter anheben. Klimajournalistin Bernice Notenboom paddelt mit Forschern zu einer Eiszunge, die in den vergangenen zehn Jahren schneller abgeschmolzen ist als in einhundert Jahren zuvor.
Rußablagerungen aus Industrie und Dieselmotoren wandeln immer mehr Sonnenstrahlung in Wärme um. Die Temperaturen in Grönland lagen in diesem Frühjahr bis zu 16 Grad höher als in den Jahren zuvor, der Tauprozess beschleunigt sich. [….]
In Pfeiffers Dokumentation war eine Inuit-Frau zu sehen, die sich bedankte, die Gelegenheit zu bekommen, ihre Stimme zu erheben. Sie richte ihren Appell an die Welt, den Klimawandel ernst zu nehmen und ihren Lebensraum zu retten.
Es wirkte ergreifend und so überzeugend, da Klimawandel im Leben der 60.000 Grönländer Menschen und der Grönländer Tiere nicht abstrakt ist, sondern sich im Zeitraffer vollzieht. Viele Arten werden aussterben, weil ihr Lebensraum endgültig vernichtet wird. Eisbären brauchen ebenso wie Walrosse und arktische Robben das Packeis.
Es wirkte so eindringlich, daß von nun an, die Weltgemeinschaft zusammenstehen würde, um gemeinsam alle Anstrengungen zur Rettung des Klimas zu unternehmen.
Christian Lindner und Volker scheint das aber völlig egal zu sein. Die Porsche-Fans können auch ohne die Existenz von Eisbären ein schönes Leben haben.
Aber die Walrosse und Eisbären, die Inuit ohne Lebensraum, sind nur ein Symptom des Klimawandels. Wenn der Meeresspiegel um 20 Meter angestiegen ist und die durchschnittlichen deutschen Sommer 50°C heiß sind, werden die Städte der Welt unbewohnbar.
Große Teile Niedersachsens und Schleswig-Holsteins sind dann ohnehin einfach weg.
Google Earth bietet eine Simulation für zwei oder vier Grad Erderwärmung.
[….] Der Meeresspiegelanstieg wird als eine der größten Bedrohungen für Küstenlebensräume weltweit erkannt. Die entstehenden Auswirkungen sind sowohl von ökologischer als auch von sozioökonomischer Bedeutung und treffen Küstenlandschaften, ihre Ökosystemleistungen und die Bevölkerung an der Küste.
Unter Berücksichtigung verschiedener Klimaszenarien kann ein Eindruck über die Größenordnungen der möglichen Veränderungen vermittelt werden. Die Simulation basiert auf dem digitalen Höhenmodell TanDEM-X, mittels IDW interpolierten Messungen des aktuellen Meeresspiegels und der vertikalen Landbewegung sowie regionalen Prognosen zur Meeresoberflächenhöhe im Jahr 2100
Bei der Berechnung der Überflutungsflächen zeigen sich gravierende Unterschiede – zum einen zwischen Nord- und Ostseeküste, zum anderen zwischen den verschiedenen Klimaszenarien, besonders aber zwischen der Annahme eines standhaltenden Küstenschutzes und eines Deichbruchs. [….]
Der Frontverlauf in der Ukraine wird dann völlig egal sein, weil die Wirtschaft weltweit zusammengebrochen ist. Gaza wird vom Meer verschluckt sein.
Es ist unstrittig, Klimawandel ist im Vergleich zu Kriegen, das wesentlich größere und tödlichere Problem der Menschheit. Allein, wir sind zu doof und zu kurzsichtig, um danach zu handeln.
Da kann die Inuitfrau in ARD-Dokumentationen noch so eindringlich appellieren; wir hören ihr nicht zu.
Nicht nur bekämpfen wir den Klimawandel nicht, sondern wir subventionieren sogar im grün regierten Deutschland massiv die Klimazerstörung mit hunderten Milliarden Euro jährlich (Heizkostenzuschlag, Dienstwagenprivileg, Pendlerpauschale, etc).
Noch schlimmer; wir produzieren in absoluten Rekordzahlen Kohlendioxid-Schleudern in Form von Waffen. Sowohl der Herstellung (Stahl), als auch deren Einsatz (Explosionsgase), als erst Recht deren Folgen (Brände, Zerstörung) sind radikale Treiber der Erderhitzung.
[….] Einen massiven Klimaschaden, den Russlands Krieg in der Ukraine angerichtet hat, errechnet die zivilgesellschaftlich organisierte internationale "Initiative on GHG accounting of war". Das schlimmste Einzelereignis ist für die Wissenschaftler die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Juni 2023. Vor dem internationalen Strafgericht in Den Haag, der gegen Russlands Präsident Wladimir Putin einen Haftbefehl erlassen hat, könnte das noch zusätzlich als "Ökozid" verfolgt werden.
Der Bruch des Damms führte zu einer zerstörerischen Flut und einem Totalverlust dieses Wasserreservoirs. Weitere Großereignisse sind die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines und die dadurch verursachten Treibhausgasemissionen, die ebenfalls in der Studie berücksichtigt wurden.
Insgesamt kommt die zivilgesellschaftlich organisierte Initiative in ihrer nunmehr dritten Studie über die Umweltfolgen des Ukraine-Kriegs zu dem Ergebnis, dass der Klimaschaden einem Äquivalent von 150 Millionen Tonnen CO2 entspricht, soviel wie die jährlichen CO2-Emissionen Belgiens.
Die Studie, die unter anderem sowohl vom ukrainischen Staat als auch von der European Climate Foundation und vom deutschen Wirtschafts- und Klimaschutzministerium gefördert worden ist, wird am Abend auf der UN-Klimakonferenz in Dubai vorgestellt.
Verursacht werden die Klimaschäden durch die Kriegshandlungen an sich, durch Truppentransporte und Fluchtbewegungen, aber auch zum Beispiel durch die Folgen von Gebäude-, Wald- und Landschaftsbränden und andere Naturzerstörungen. Den größten "Schadensposten" stellen nach Berechnungen der Autorinnen und Autoren der Studie jedoch die absehbaren Wiederaufbau-Emissionen dar.
Um zerstörte Häuser, Energie- und Industrieanlagen sowie Straßen- und Schienenwege wieder instand zu setzen, werden Zement und Stahl benötigt. Diese Baustoffe sind besonders energieintensiv, ihre Herstellung verursacht nach den Berechnungen der Initiative fast 55 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent.
Im Wiederaufbau sehen die Forscher aber auch eine Chance: wenn es der Ukraine gelänge, die Kriegsschäden ressourcenschonend und klimafreundlich durch die Reduktion von energieintensiven Materialien und die Verwendung klimafreundlicher Baustoffe zu beseitigen, ließe sich ein CO2-Einsparvolumen von bis zu 30 Prozent generieren. [….]
Homo Demens strengte sich 2023 gewaltig an, um die Klimaerhitzung auf die Spitze zu treiben.
[….] Ob der Krieg in der Ukraine oder in Nahost: Laut dem Bericht des Forschungsinstituts SIPRI haben Staaten weltweit 2023 so viel für ihr Militär ausgegeben wie nie zuvor - und ein Ende scheint nicht in Sicht.
Am meisten Geld geben die USA, China und Russland für ihr Militär aus. Doch auch mit Blick auf die ganze Welt vermeldeten die Stockholmer Friedensforschenden einen neuen, düsteren Rekord: 2023 stiegen die Militärausgaben der Länder zusammengenommen auf knapp 2,3 Billionen Euro an, wie SIPRI-Analyst Nan Tian erklärt.
"Dass die Ausgaben so hoch sind wie nie und so drastisch angestiegen, spiegelt die sich verschlechternde Lage auf der Welt wider", sagt er. Staaten rüsteten auf und setzten auf militärische Stärke statt auf Diplomatie. "Sie wählen Wege, die zu Eskalation statt Deeskalation führen. Das ist sehr besorgniserregend für die ganze Welt." [….] 2023 lag Deutschland laut SIPRI auf Platz sieben. "Falls Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel der NATO wie geplant erreicht, liegt es wahrscheinlich künftig weltweit auf Platz vier - und hätte die mit Abstand größten Militärausgaben in West- und Mitteleuropa." […..]
2,44 Billionen Dollar! Was für eine absurde Zahl angesichts der drängenden Menschheitsprobleme!
2.440 Milliarden Dollar
2.440.000 Millionen Dollar
2.440.000.000.000 Dollar.
Geht es noch?
Warum bilden wir uns als Gattung Mensch ein, wir hätten es verdient zu überleben?
[….] Weltgemeinschaft. Was für ein schöner Begriff. Wir alle. Acht Milliarden. Gemeinsam auf diesem blau funkelnden Lebenstropfen namens Erde, im schwarzen Ozean des Nichts. Ein Wunder. Und ein großes Glück.
Weltgemeinschaft. Was für ein hohler Begriff. 58 Kriege finden aktuell auf diesem Planeten statt. Und die neuesten Zahlen des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) zu den weltweiten Rüstungsausgaben sind verheerend. 2,4 Billionen Dollar haben alle Länder zusammen im vergangenen Jahr für das Militär ausgegeben. 2400 Milliarden. 200 Milliarden mehr als im Jahr davor. Und da waren es 130 Milliarden mehr als 2021, und so weiter jedes Jahr, als sei diese globale Aufrüstungsspirale ein Naturgesetz. Ist sie nicht: Zwischen 1990 und 2001 gingen die Ausgaben zurück, Jahr für Jahr. Es gab halb so viele Kriege wie heute, das Arsenal an Nuklearwaffen schrumpfte von 75 000 auf ein Sechstel dieser Zahl. Es wurden mehr Friedensvereinbarungen getroffen als je zuvor, die länger gehalten haben als je zuvor. Und jetzt, wo eigentlich jeder Dollar und jeder Euro gebraucht würde, um den Klimawandel wenigstens so weit abzumildern, dass die Erde die Heimat aller bleiben kann? Wird aufgerüstet mit so viel Geld wie nie zuvor. [….]
Acht Milliarden Schwachsinnige!
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