Freitag, 30. September 2022

Konsequenzlosigkeit

 

Trump lügt so dreist, so perfide und so oft, daß erst seine Wähler, dann die Journalisten und schließlich die gesamte Welt abstumpfte.

Wenn einer mit jedem Satz etwas mehr Arsen versprüht, sind die Zuschauer mit den Jahren vollständig abgestumpft. Sie schlucken ohne die geringste Reaktion zu zeigen Arsendosen, die ein aufgewachsenes Pferd umbringen würden.

Dabei ist die von Trump bei jeder Gelegenheit verbreitete Big Lie so ungeheuerlich, daß er allein dafür schon, für immer im Knast schmoren sollte.

Die antidemokratischen verbrecherischen Ausfälle der Republikaner sind allerdings in der gesamten Partei eskaliert. Die demokratische Immunreaktion des Wahlvolkes funktioniert aber schon lange nicht mehr. Die GOP liegt in Umfragen keineswegs bei Null Prozent, wie es in einer gesunden Demokratie sein müsste.

Ähnliches ist der römisch-katholischen Kirche gelungen, die ausgerechnet Kindervergewaltigung zu ihrem weltweit anerkannten Signature Move machte. Jeder Gläubige und Ungläubige; möge er noch so naiv sein; versteht inzwischen, wie heikel die Kombination aus katholischem Priester und Messdiener ist.

Ich erinnere mich noch gut an Zeiten, in denen man sich bei der Verhaftung eines Sexualstraftäters, der sich an kleinen Jungs „vergangen“ hatte, zuraunte Kinderschänder* wären selbst unter Schwerverbrechern in Knast so sehr geächtet, daß sie dort kaum überlebten.

Aber das ist vorbei. Inzwischen ist der Gewöhnungseffekt so enorm, daß es Meldungen über knabenvergewaltigende Priester nicht mehr in die Schlagzeilen schaffen.

Als just bekannt wurde, wie der Priester Dieter Scholz im oberfränkischen Wallenfels über Jahrzehnte Jungs vergewaltigt hatte, befand CSU-Bürgermeister Kern, Pater Scholz sei aber sehr charismatisch gewesen, die Gemeinde hätte ihm viel zu verdanken und der Ehrenbürgertitel werde ihm nicht posthum entzogen.

Selbst hochprominente Fälle wie der von Bischof Carlos Belo aus Osttimor, der immerhin 1996 den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam, schaffen es kaum noch in die Schlagzeilen. Über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren vergewaltigte Belo Kinder. Es handelt sich nicht um dubiose Vorwürfe, sondern der Vatikan selbst bestätigte dies.

[…..] Die Vorwürfe gegen das ehemalige Oberhaupt der katholischen Kirche in Osttimor, Bischof Carlos Belo, geisterten schon lange durch die Welt, doch erst jetzt wurden sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt - und der Vatikan hat sie bestätigt.   Die niederländische Wochenzeitung "De Groene Amsterdammer" hatte an diesem Mittwoch Ermittlungen veröffentlicht, nach denen dem heute 74-jährigen Belo vorgeworfen wurde, von den 1980er-Jahren an mehr als 20 Jahre lang Kinder und Teenager missbraucht zu haben.

Schweigegeld für sexuelle Handlungen  Das Blatt zitiert zwei heute 42 und 45 Jahre alte Männer, die beide anonym bleiben wollen. Sie seien in den 90er Jahren als 14- bis 16-jährige Teenager jeweils von Belo in dessen Residenz in Dili beziehungsweise in ein Kloster eingeladen worden, wo es zu sexuellen Handlungen gegen ihren Willen gekommen sei. Anschließend habe der Bischof den Jungen Geld gegeben, um ihr Schweigen zu erkaufen und damit sie wiederkämen.

Es gebe zahlreiche Berichte von ähnlichen Fällen, so die Zeitung, die nach eigenen Angaben mit weiteren Betroffenen sowie mit 20 Personen, die Kenntnis von den Vorgängen gehabt hätten, gesprochen hat: Kirchenvertreter, Politiker, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen und Fachleute. Die Vorwürfe reichten bereits bis in Belos Zeit als Leiter des Bildungszentrums der Salesianer Don Boscos zurück, bevor er 1983 Bischof wurde.  Einer der Männer sagte, der Bischof sei damals nicht nur das mächtige Oberhaupt der katholischen Kirche von Osttimor gewesen, sondern auch ein Nationalheld und ein Hoffnungsträger für die Menschen. Belo habe seine Machtposition gegenüber Jungen missbraucht, die in extremer Armut lebten. Aus Angst und Scham hätten sie nicht über die Vorfälle gesprochen. [….]

(Deutsche Welle, 29.09.2022)

Was für ein PR-Coup der RKK. Sie vermochte es, das angeblich selbst unter Verbrechern nicht tolerable Verbrechen des Kinderf*cken so zu enttabuisieren, daß selbst die berühmtesten und bekanntesten Exzellenzen der Erde über Dekaden pädosexuelle Grausamkeiten begehen können, ohne daß es nennenswerte Empörung darüber gibt.

Dabei wendete sie einen Trick an, den auch Trump perfekt beherrscht. Auch Trump ist ein Sexualstraftäter und umgibt sich darüber hinaus demonstrativ mit verurteilten Pädophilen, die er seine Freunde nennt oder aber dringend zur Wahl empfiehlt (Roy Moore).

Um gar nicht erst zu ermöglichen, daß sich die Zuschauer auf die Perspektive der Opfer einlassen, inszeniert sich Trump selbst als das größte Opfer. Seine öffentliche Wehleidigkeit bildet neben der manischen Lügerei und dem tiefsitzenden Rassismus die dritte Säule seines Charakters. Kein Interview, kein Tweet, kein Wahlkampfauftritt, bei dem er sich nicht laut selbst beweint, abendfüllend lamentiert, wie schlecht und ungerecht er behandelt werde.

Papst Ratzinger, der persönlich unter Androhung höchster Kirchenstrafen weltweit dafür gesorgt hatte, pädosexuelle Priester zu beschützen, die Opfer auszulachen und immer wieder zu demütigen, gab den Weg vor, indem er sich öffentlich über die angeblichen Angriffe der Opfer auf die Täter echauffierte.

Er kenne die "allzeit sprungbereite Aggression" (Benedikt XVI.), mit der die Atheisten die armen frommen Gottesmänner verfolgen.

Ratzi war es auch, der des Baseler Hardcore-Bischof Kurt Koch am 1. Juli 2010 zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannte, ihm den Titel eines Erzbischofs ad personam verlieh und schließlich zum Kardinal erhob. Kurt Kardinal Koch, KKK, verwendet die Methode Dyba/Mixa/Meister, indem er seine Kirche nicht nur als armes Opfer darstellt, sondern dies auch noch ultraperfiderweise in NS-Vergleiche kleidet.

[…..] Das Klima bei der Herbstversammlung der deutschen Bischöfe ist wegen des Streits zwischen Reformern und Konservativen schon vergiftet. Und ein unsäglicher Nazi-Vergleich macht alles nur noch schlimmer. […..]  Erst am Montag hatte der Papst-Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, wieder eines seiner unvermeidlichen Grußworte dagelassen. Er geißelte darin zu viel Parlamentarismus und die Anwesenheit der Presse beim Synodalen Weg, diese würde die Freiheit der Bischöfe beeinträchtigen.

Einen Tiefpunkt der Debatte markierte dann am Donnerstag aber der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, der in einem Interview eine Parallele zog zwischen der kirchlichen Reformdebatte und der NS-Zeit. Auch damals hätten die sogenannten "Deutschen Christen" - eine NS-treue Strömung im deutschen Protestantismus - zusätzlich zur Schrift neue Quellen angenommen und "Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen", so Koch in der Tagespost. Ja, auf diesem Niveau ist man inzwischen angelangt. […..]

(Annette Zoch, SZ, 30.09.2022)

Und so nehmen wir es inzwischen alle achselzuckend hin: Katholische Geistliche ficken Kinder. Ist nun mal so. Konsequenzen? Keine.

 

 

   *Der Begriff „Kinderschänder“ ist ein Propagandabegriff mit dem sich Abseitige aller Couleur unter anderem für Todesstrafe und Folter stark machen.
Kinderschänder sind in der Hierarchie der Verbrecher die ultimativ unterste Stufe.
Der Begriff ist aber sachlich komplett falsch - wenn man mal in ein Herkunftswörterbuch guckt.
Glücklicherweise habe ich die diesbezüglichen Begriffe
1.) Entomologie, 2). Enantiomorphorie, 3.) Endarteriektomie, 4.) Eleuteriologie, 5.) Embolektomie, 6.) Entomogamie, 7.) Enzephalomalazie, 8) Endokrinologie, 9.) Epigastralgie 10.) Etymologie schon in einem anderen Posting definiert.
Er drückt nämlich aus, daß über das Kind von dem Vergewaltiger Schande gebracht wurde!    Ganz so, wie man in einigen archaischen islamischen Gesellschaften die eigene Tochter umbringen muß, wenn sie vergewaltigt wurde, um die Familienehre wieder herzustellen, während der Vergewaltiger nicht belangt wird - zumindest nicht getötet wird.
Nun sind humanistische Standards sehr unterschiedlich - ICH finde es jedenfalls höchst amoralisch das OPFER zu töten und den Täter zu schonen.
Genau das impliziert aber der verbale Gebrauch des Wortes Kinderschänder:
Die Opfer leben in Schande.
Tatsächlich ist das auch bis auf den heutigen Tag in der Mehrzahl der Fälle so, wie auch wieder die jüngsten Enthüllungen aus Irland zeigen:
Die mißbrauchten und vergewaltigten Opfer schämen sich, schweigen ob ihrer Schande über Dekaden, während die Täter aus den Reihen der Priester weiter unbehelligt bleiben.
Es wird mitunter sogar noch schlimmer, da einige Bischöfe den Opfern die Schuld in die Schuhe schieben - da liegt es dann der schwarze Peter nach Auffassung des höchst perversen Bischof Bernardo Álvarez Afonsos bei den 13-Jährigen Knaben, die es darauf anlegen.    Die moralisch verwerflichste Form des Indiviuums war wohl der deutsche Kardinal Degenhardt, der den Müttern eine Mitschuld zuschob - denn wenn sie überhaupt einen nackten Kinderkörper den Ehemännern zugänglich machten, wäre es verständlich, daß sie ihren Begierden nicht widerstehen könnten.
Damit offenbart der Kirchenfürst, daß seiner persönlichen Ansicht nach jeder Mann ein potentieller „Kinderschänder“ (in diesem Fall tatsächlich Pädophiler) sei. […..]

(Kirchenschänder, 24.05.2009)

CDU contra Natur

 Neben den üblichen politischen und religiösen Seiten, folge ich auf Instagram vielen Natur-Themen, weil dort der Fokus auf Photographie liegt. Darunter gibt es eine FSK18-Seite „wild.phobia“ mit 558.000 Followern, die ich schon oft entfolgen wollte, weil dort brutales Naturgeschehen gezeigt wird. Keine süßen Katzenbabys, sondern eher mal eine Großkatze, eine Löwin, die ein Kitz ermordet.

Das ist nichts für schwache Nerven, aber ich finde es wichtig, „die Natur“ nicht mit der kitschigen Haustierwelt zu verwechseln. Natur ist extrem grausam. Ein ewiges Fressen und Gefressen werden. Der liebe Gott griff eben nicht nur bei seiner „Krone der Schöpfung“, dem Killerparasiten des Planeten kräftig ins Klo, sondern versagte erst Recht bei den „niederen“ Kreaturen, die fast alle unter Entbehrungen und Hunger leben, um schließlich von einem Größeren und Stärkeren zerrissen und zerfleischt zu werden.

Das Zusammenspiel der Jäger und Gejagten ist allgemein betrachtet sagenhaft faszinierend. Nichts wird verschwendet. Niemand ist sicher. Für jede Abwehrtaktik, gibt es Spezialisten, die sie überwinden können. Die biblische Vorstellung der Arche Noah, in der ein Paar von jeder Art freundlich ausharrte, bis die Flut vorbei war, ist hanebüchener Blödsinn, die von völliger naturwissenschaftlicher Unkenntnis des Erzählers zeugt. Selbst die wenigen Tierarten an der absoluten Nahrungsspitze, die Top-Prädatoren, chillen keineswegs als faule Privatiers durchs Leben. Nehmen wir nur den König der Tiere: Die meisten Löwenbays werden nie erwachsen, zwei Drittel sterben bevor sie ein Jahr alt sind. Gern werden sie von fremden Löwenmännern totgebissen, die damit die Löwinnen wieder empfängnisbereit machen. Infantizid als Mittel, um seine eigenen Gene durchzusetzen. Erwachsene Löwen hungern und dursten meistens. Beute ist rar, Wasser erst Recht. In 90 bis 95% der Jagden entkommt das Opfer, obwohl die Jäger viel Energie aufwenden. Oft wird man brutal verletzt, weil Antilopen Hörner haben und Zebras heftig austreten. Selbst die extrem starken Löwenmänner sterben keines natürlichen Todes, weil sie in der Regel dauernd gegen andere Löwen kämpfen und sich dabei entsetzliche Fleischwunden zuziehen. Sie können 13, bis maximal 16 Jahre alt werden, aber das kommt selten vor, da sie eher von jüngeren Konkurrenten lebensgefährlich verletzt werden.

Wie wir schon in der Grundschule lernten, helfen diese Prädatoren dabei, die Beutetiere zu dezimieren, die sich sonst unkontrolliert vermehren würden, so daß sie sich nicht mehr ernähren könnten. Sie haben aber auch eine evolutionäre Funktion, indem sie die schwachen, humpelnden, einbeinigen, blinden oder schwerhörigen Gnus zuerst fressen. So überleben nur die stärksten Gnus so lange, um sich zu vermehren. Dadurch werden die Gnus immer mehr verbessert. Evolution ist ein Geniestreich, aber alles andere als Ponyhof. Anders als in der zivilisierten menschlichen Gemeinschaft überlebt der Sohn mit Trisomie 21 oder dem verkürzten Bein eben nicht, sondern wird als Erstes zu Nahrung des Nächstgrößeren umfunktioniert.

Wölfe, Canis lupus, sind faszinierende Viecher, die zwar nicht ganz so stark wie ein Tiger oder Braunbär sind, aber diesen physischen Nachteil durch ihr hochkomplexes Sozialverhalten so perfekt ausgleichen, daß sie an der Spitze der Nahrungskette stehen. Sie sind so wichtig für den Gesamttierbestand, daß sie als „Schlüsselspezies“ betrachtet werden.

[….] Der Wolf wird von vielen Autoren als Schlüsselspezies innerhalb eines Biotops betrachtet wegen des Einflusses auf die Populationen seiner Beutetiere (Populationsdynamik). Nach Untersuchungen zur Prädation von Wapitis im Yellowstone-Nationalpark erbeuten die Wölfe neben den bevorzugten Jungtieren auch ältere weibliche Individuen, von denen manche altersbedingte Krankheiten aufweisen. Das Erbeuten altersschwacher Tiere aus einer lokalen Population verringert die intraspezifische Konkurrenz um Nahrungspflanzen zugunsten der jüngeren Tiere. Die von den Wölfen nach dem Fressen liegen gelassenen Kadaverreste bieten zahlreichen Aasfressern eine breitere Nahrungsgrundlage. Im Yellowstone-Nationalpark sind rund ein Dutzend Tierarten Nachnutzer, unter anderem Bären, Adler und Rabenvögel. Die Anwesenheit von Wolfsrudeln verringert die Prädation durch andere Beutegreifer, sowohl bei wildlebenden Huftieren, als auch bei Weidetieren, denn sie beeinflusst die Populationen anderer Raubtiere mitunter negativ. Sie kann damit auf dem unterhalb liegenden Trophieniveau kleinere Arten begünstigen, so unter anderem durch die Trophische Kaskade vom Wolf zum Kojoten und Rotfuchs und deren Beutetieren in Nordamerika.[64][65] Die Regulierung der Pflanzenfresser als Konsumenten erster Ordnung wirkt sich günstig auf die Vegetation aus, unter anderem auf die Naturverjüngung in Waldbeständen. Hiervon profitieren andere Tierarten.  [….]

(Wikipedia)

Nach acht Millionen Jahren als Schlüsselspezies begann die Parasitenspezies Homo Sapiens vor 500 Jahren damit, Canis Lupus auszurotten.

Mitte des 19. Jahrhunderts war es geschafft.

[….] Um 1850 gab es praktisch keine frei lebenden Wölfe mehr. Vereinzelt auftauchende Exemplare wie der "Tiger von Sabrodt", der 1904 in der Lausitz erschossen wurde, waren vermutlich aus Wildparks, Zoos oder Zirkussen ausgebrochen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg verirrten sich vereinzelte Wölfe ab und zu nach Deutschland, diese wurden allesamt überfahren oder erschossen. […]

(Planet Wissen)

Der Wolf wurde Opfer des Homo Sapiens, der wolfphobes Mobbing betrieb, indem er Lügengeschichten über den schlauen Vierbeiner verbreitete.

Da Wölfe sehr viel wandern und es keine Selbstschussgrenzlagen zum Warschauer Pakt mehr gibt, kommen vereinzelte Wölfe seit den 1990ern wieder nach Deutschland.

Eine zweiteilige Arte-Doku rekonstruierte 2015 auf faszinierende Weise die tausende Kilometer langen Wanderwege dreier Wölfe.

[….]  Die drei Wanderwölfe Ligabue, Alan und Slavko überwinden bei ihrer Suche nach einer Partnerin atemberaubende Distanzen und bewältigen die tödlichen Barrieren der menschlichen Zivilisation. Von einem uralten Impuls getrieben, überqueren sie mehrspurige Autobahnen, reißende Flüsse und frostklirrende Gebirge. Bis heute ist es für die Wissenschaft ein Rätsel, warum immer wieder einzelne Wölfe plötzlich ihre Rudel verlassen und zu Wanderungen über mehr als 1.000 Kilometer aufbrechen. Diese Frage war auch der Grund für den Start mehrerer europäischer Forschungsprojekte. Und um eine Antwort zu finden, wurden die Wölfe Ligabue aus Italien, Alan aus Deutschland und Slavko aus Slowenien mit Sendern ausgestattet. Gemeinsam mit den Wolfsforschern Luigi Boitani, Francesca Marucco, Ilka Reinhardt und Hubert Potocnik hat man dann vier Jahre lang die Reisen der drei Wanderwölfe nachvollzogen.  [….]

(Die Odyssee der einsamen Wölfe)

Eine faszinierende wissenschaftliche Dokumentation, die aber nie die echten Ligabue, Alan und Slavko zeigte, weil Wölfe so extrem scheu sind und so konsequent den Menschen meiden, daß sie selbst bei vierjährigen Recherchen nicht zu filmen waren.  Gezeigt werden stattdessen zahme, trainierte Wölfe.

Nun könnte man als Mensch beschämt darüber sein, was dem Wolf angetan wurde und sich freuen, daß es wenigstens wieder ein paar hundert Tiere in Deutschland sind – auch wenn man sie nie antreffen wird.

Es gibt in Deutschland 22,3 Millionen Schweine und 49,6 Millionen Hennen.

Man könnte also meinen; ein Wolf pro 150.000 Schweinen, wäre verkraftbar. Das ist ein knapper Wolf auf einen halbe Million Menschen.

Hätte Mensch Moral und Anstand, würde er Schutzgebiete einrichten, um der einst ausgerotteten Schlüsselspezies wieder Lebensraum zu bieten.

Man kann aber auch so moralisch verkommen wie die CDU sein und sofort wieder Vorurteile schüren.

Wer wie Merz rassistische xenophobe Vorurteile gegen Kriegsflüchtlinge in die Welt setzt, schreckt natürlich nicht davor zurück, Tiere erneut ausrotten zu wollen, um die Wählerstimmen der Doofen zu gewinnen.

[…]  Union will »wolfsfreie Zonen« in Deutschland

Der Umgang mit Wölfen ist ein Dauerstreitthema, nun positioniert sich die Unionsfraktion im Bundestag: Sie will die »rechtssichere Wolfsentnahme« erleichtern – auch ohne dass den Tieren Angriffe nachweisbar sind. Die Union will schärfere Maßnahmen gegen Wölfe in Deutschland ermöglichen. »In Arealen, in denen ein effektiver Herdenschutz technisch und zu vertretbaren Kosten nicht umzusetzen ist, (sind) wolfsfreie Zonen zu definieren«, heißt es in einem Antrag, den der Fraktionsvorstand von CDU/CSU im Bundestag am Montagabend beschlossen hat. Er liegt dem Nachrichtenportal »t-online« vor. »Hierzu zählen vor allem die beweideten Küsten- und Hochwasserdeiche sowie die Almregionen.« Wölfe stehen in Europa unter Schutz, seit einigen Jahren breiten sie sich in Deutschland wieder aus. Was Naturschützer freut, wird von vielen Schäfern und anderen Tierhaltern kritisiert. [….]

(SPON, 27.09.2022)

Offensichtlich wird man so Umfragekönig in Deutschland.

Während sich Scholz mit Gaspreisdeckeln, Ukrainekrieg, Energiewende und Atomkriegsgefahren müht, will Merz Wölfe abschießen lassen, die 99,99% der Menschen nie zu Gesicht bekommen. Dem Urnenpöbel gefällt es.

Mittwoch, 28. September 2022

Ein bißchen Atomapokalypse

 

Der Atomtod kam im Kino. „The Day After“ guckten wir uns 1983 mit der ganzen Klasse an. Viele Mädchen heulten und da wir als Jungs natürlich mutiger waren, trösteten wir sie.

Die Bilder von den Atompilzen steckten mir sehr lange in den Knochen. Wir hatten als Teenager das erste mal unsere eigene Endlichkeit drastisch vor Augen geführt bekommen. Videokillerspiele waren noch nicht erfunden und im Gegensatz zur Jugend von heute, hatten wir auch noch keine der zahlreichen Roland-Emmerich-Weltzerstörungsblockbuster gesehen.

Atomraketen erschienen uns durch die allgegenwärtige Pershing-II-Nachrüstungsdebatte sehr konkret. Im Zuge des Nato-Doppelbeschlusses wurden eben diese Vernichtungswaffen in Deutschland stationiert. Ebenfalls 1983 kam auch „Wargames“ mit Matthew Broderick und Ally Sheedy ins Kino. Gerade hatten wir eine visuelle Vorstellung der ultimativen Atomapokalypse gewonnen; da mussten wir uns auch noch an den Gedanken gewöhnen, das finale Inferno könnte ganz zufällig, zum Beispiel durch einen Softwarefehler eingeläutet werden. Verdammte Computer. Anders als die GenZ, waren wir Boomer tatsächlich in der breiten Masse engagiert. Während heute schon bei 700 Krakeelern in Dresden und einem Online-Mob vor „Volksaufständen“ gewarnt wird, gingen wir Anfang der 1980er Jahre in Millionenstärke auf die Straße, generierten sogar eine neue Partei, die bereits 1998 den Vizekanzler stellte.

Mit zunehmenden Alter ebbte meine Atomkriegsangst ab, weil ich a) weniger leicht zu hysterisieren war, b) mein überragender Wunsch nach dem Wohlergehen der Menschheit nachließ und ich c) von allerlei Sicherungsmechanismen erfuhr. Ganz so leicht würde eine SS20 oder Trident doch nicht versehentlich abfliegen.

In Punkt c) irrte ich mich. Tatsächlich gab es einige Situationen, in denen die finale Atomschlacht zwischen NATO und Warschauer Pakt unmittelbar bevorstand.

1960, 1979, 1980, 1983 und 1995 stand es kurz vor knapp.

Nach 1991, als die Sowjetwelt sich ins Nichts aufzulösen schien, Russland unser demokratischer Partnerstaat werden würde und Atomwaffen verschrottet wurden, schien die unmittelbare Atomkriegsgefahr vorbei.

Ein Irrtum. Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea hatten nun ebenfalls Atomwaffen. Iran möchte (verständlicherweise) Atomwaffen. Die politischen Verhältnisse in Islamabad sind alles andere als stabil. Niemand kann Kim-Jong Un richtig einschätzten und ein israelischer Atom-Präventivschlag gegen den Iran ist auch nicht ausgeschlossen. Nichtstaatliche Terrorgruppen streben ebenfalls nach Atomwaffen. Proliferation aus Pakistan oder Nordkorea ist theoretisch denkbar.

Hinzu kommen personelle Unsicherheiten bei den fünf Ur-Atommächten USA, Russland, China, Frankreich und England.

Bis inklusive Barack Obama schienen die USA verlässlich zu sein. Aber ein ungebildeter größenwahnsinniger Irrer wie Trump? Eine fanatische Truss? Präsidentin Le Pen? Putin? Wer kann für diese Leute seine Hand ins Feuer legen?

Je schlechter der konventionelle Krieg für Putin läuft, desto höher das Risiko einer atomaren Eskalation. Jeder, der Putin leichtfertig als „irre“ bezeichnet, sollte hoffen, sich zu irren. Ein irrationaler Putin verschlimmert die Risikolage erheblich.

[…]  Deshalb halten die amerikanischen Geheimdienste offenbar bereits verstärkt nach Indikatoren für einen möglichen Atomwaffeneinsatz Ausschau, wie Politico berichtet. Experten zufolge könnten amerikanische Geheimdienstinformationen im Falle des Falles aber zu spät kommen. Mehr noch: US-Informanten des Portals halten zwar den Einsatz einer „großen“ strategischen Atombombe für nahezu ausgeschlossen. Nicht aber den Abschuss kleinerer, „taktischer“ Sprengköpfe.  Ein Großteil der russischen Luftflotte und Raketensysteme sind dem Bericht zufolge in der Lage, kleinere „taktische“ Atomwaffen zu tragen. Diese Waffen haben erheblich geringere Sprengkraft. Allerdings lässt sich ein geplanter Abschuss wesentlich schwerer voraussagen als im Falle der strategischen Waffen: Konventionelle Sprengköpfe könnten einfach gegen nukleare Munition getauscht werden.  Nahezu jedes russische Waffensystem lasse sich auch mit Atomsprengköpfen ausstatten, heißt es in dem Artikel. Die Abschussvorrichtungen „strategischer“ Waffen ließen sich deutlich leichter durch Geheimdienste erkennen, selbst wenn sie nur für Übungen bewegt werden, schreibt Politico unter Berufung auf US-Quellen. [….]

(Merkur, 28.09.2022)

US-amerikanische Thinktanks und Geheimdienstler, die in den Wochen vor dem 24.02.2022 mit ihren drastischen Warnungen vor einem russischen Einmarsch in die Ukraine kaum Gehör in Europa fanden, aber bedauerlicherweise völlig Recht hatten, ventilieren schon sehr konkret Atomkriegspläne.

[….]  Moskau könnte eine taktische Atomwaffe hoch über der Ukraine oder über dem Schwarzen Meer zur Explosion bringen, schreibt James Cameron vom Oslo Nuclear Project in der „Washington Post“. Auch ein Abwurf auf dünn besiedeltes Gebiet oder eine Militäreinrichtung sei denkbar – mit dem Ziel, Kiew zur Kapitulation zu bewegen und seine Verbündeten zu spalten. [….]

(Welt, 27.09.2022)

Es wird insbesondere für Peking und Jerusalem sehr interessant zu beobachten sein, ob man mit dem atomaren Tabubruch Fakten schaffen kann.  Wenn Putin so seinen Willen bekommen sollte, könnten auch andere Autokraten ein paar Mini-Nukes zünden.

Also droht Washington mit ungeheuerlichen Konsequenzen für diesen Fall. Mir fehlt allerdings die Vorstellungskraft, wie man zwischen dem Einsatz taktischer Atomwaffen und dem globalen Atomtod noch eine Zwischenstufe einbauen kann, die nicht das Ende der Menschheit bedeutet. Begrenzung auf fünf  Mini-Nukes pro Nation und Jahr? Und ab wann genau ist einen Mini-Nuke nicht mehr Mini, sondern Midi?

Atomare Abschreckung ist eine paradoxe Mischung aus ultimativer Drohung und gleichzeitiger Gewissheit, kein Mensch am großen roten Knopf, wäre so unzurechnungsfähig, tatsächlich das Ende der Menschheit auszulösen.

Die Welt, in der wir Westeuropäer uns eingerichtet hatten, existiert seit ein paar Jahren nicht mehr. Klima, Corona, Krieg  - die drei Geister gehen nicht zurück in die Flasche. Schwere ökonomische Verwerfungen werden außerdem den NATO-Demokratien schwer zusetzen. Es wird potentiell mehr Melonis, Orbáns und Trumps im NATO-Hauptquartier geben. Was zählt dann noch das nukleare Tabu?

[….] Das Tabu beschreibt die Erkenntnis, dass diese Waffen, wenn denn überhaupt, nur zur Verteidigung eingesetzt werden dürfen. Und dass diese Erkenntnis auch dazu verpflichtet, dass man eben nicht über ihren möglichen Einsatz spricht. Dass man nicht versucht, sie zur Erpressung, zur Nötigung und zum Verbreiten von Angst zu nutzen, wofür sie sich noch immer besser als jede andere militärische Erfindung eignen. Denn wenn inzwischen auch andere existenzielle Bedrohungen für die Menschheit existieren, etwa die Klimakrise: Der Einsatz von Nuklearwaffen wäre noch immer der schnellste und sicherste Weg in die Apokalypse.

Begangen wird dieser Tabubruch (nicht erst seit dem erneuten Überfall auf die Ukraine) vom russischen Präsidenten Wladimir Putin, einer wechselnden Besetzung seiner Parteigänger und beinahe allabendlich in den Talkshows des russischen Staatsfernsehens. Hier eilen Moderatorinnen und Moderatoren und deren Gäste von Tiefpunkt zu Tiefpunkt. Wann es endlich die "glücklichen wohlgenährten deutschen Bürger" erwische oder das so wichtige "Entscheidungszentrum" namens Berlin? Warum man nicht Großbritannien in eine "Mars-Wüste" verwandele, und ob man nicht eine großartige Gelegenheit verpasst habe, während der Trauerfeier für die verstorbene Queen zuzuschlagen? So viele Feinde Russlands zu einer Zeit an einem Ort. Als ob schon eine fiebrige Erwartung herrscht, wann es endlich losgeht. Oder die wachsende Enttäuschung darüber, dass der Westen sich nicht ausreichend einschüchtern lässt - und zwar nicht mit allen verfügbaren, aber sehr vielen Waffen den Kampf der Ukraine unterstützt.

"Einen gefährlichen Präzedenzfall" nennt der Nationale Sicherheitsrat der US-Regierung diese Rhetorik. Präsident Joe Biden nutzte letzte Woche seinen Auftritt vor der UN-Generalversammlung, um die "unverhohlenen nuklearen Drohungen" zu kritisieren. [….] Es geht um sehr viel in diesen Tagen.  [….]

(Georg Mascolo, 27.09.2022)

Dienstag, 27. September 2022

Wo die europäische Reise hingeht.

 

Das Vereinigte Königreich ist bereits im rechtspopulistischen Strudel abhandengekommen. Die Briten wollten keine Ausländer mehr im Land haben, die sich durch die Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU in Wales, Schottland, Nordirland und England aufhalten konnten. Und zahlen wollten sie erst Recht nichts mehr nach Brüssel. Wie alle unseriösen Nazi-affinen Parteien versprachen die Tories einen Boom der britischen Wirtschaft, wenn man national, statt international regiere.

Der Urnenpöbel war begeistert, wählte eben diese Tories mehrfach mit absoluter Mehrheit. Cameron, May, Johnson, Truss lieferten: Brexit, raus aus der EU, Grenzen zu, Ausländer raus.

Und es kam genauso, wie es jeder seriöse Beobachter erwartete: Massenverarmung, leere Regale, Rezession, frierende Bürger, Absturz der Währung und nun muss die konservative Regierung betteln, die Ausländer mögen doch bitte schnell zurückkommen.

  […] Großbritannien verabschiedet sich von zentralem Brexit-Versprechen […] Wie mehrere britische Medien übereinstimmend berichten, plant ihre Regierung, die Einwanderungsregeln zu lockern und so die Wirtschaft anzukurbeln. Wie der »Guardian« und die »Sun« berichten, soll zudem die Obergrenze von 40.000 Visa fallen und die maximale Aufenthaltsdauer von einem halben Jahr aufgehoben werden. Das solle unter anderem der Landwirtschaft helfen, aber auch den vom EU-Austritt gestressten Sektoren Gesundheit und Logistik. […] Nahrungsmittel verrotteten auf den Feldern, etliche Schweine mussten gekeult werden. Viele Hotels und Restaurants reduzierten Angebote und Öffnungszeiten. Vor allem in diesen Bereichen waren sehr viele EU-Bürger beschäftigt. […]

(SPON, 25.09.2022)

Nun existiert die EU also ohne das Vereinigte Königreich. Von den verbliebenen Mitgliedern werden bereits Ungarn und Polen von antieuropäischen Rechtsextremen regiert. Es folgt nach Schweden nun Italien.

Fast 200 Milliarden Euro Finanzhilfen aus Brüssel bekommt das semi-marode und Covid-geplagte Italien von der EU.

[….] Der italienische Aufbau- und Resilienzplan umfasst ein breites Spektrum von Investitions- und Reformmaßnahmen in sechs thematischen Bereichen (bzw. „Missionen“). Er sieht ein Finanzierungsvorlumen von 191,6 Mrd. EUR vor, davon Zuschüsse in Höhe von 69 Mrd. EUR und Darlehen in Höhe von 122,6 Mrd. EUR. 13 % davon (9 Mrd. EUR an Zuschüssen und 15,9 Mrd. EUR an Darlehen) wurden am 13. August 2021 als Vorfinanzierung ausgezahlt. Darüber hinaus erfolgte am 13. April 2022 eine erste Zahlung in Höhe von 21 Mrd. EUR an Italien. Die Zahlungen aus der Aufbau- und Resilienzfazilität sind leistungsbezogen und werden nur dann freigegeben, wenn die Mitgliedstaaten die im jeweiligen Aufbau- und Resilienzplan vorgesehenen Investitionen und Reformen tatsächlich durchführen. […]

(Europäische Kommission)

Die Italienischen Wähler sind allerdings offensichtlich genauso verblödet wie die Polnischen, Ungarischen und Britischen. Sie lassen sich von Faschisten einreden, man wäre ohne Brüssel besser dran und sollte auf Berlusconis Busenfreund Wladimir Putin setzen.

Damit werden die Italiener selbstverständlich genauso böse auf die Nase fallen, wie Liz Truss, aber Nazi-Parteien und rechtspopulistisch tönende Konservative poltern diesen Unsinn heraus, weil er an der Urnen so erfolgreich ist. Die faschistische Schreihälsin Meloni setzte sich mit tätiger Hilfe der CDUCSU durch.

[…]  Auf einer Veranstaltung der rechtsextremen spanischen Partei Vox erklärte die Fratelli-Chefin: »Vermittlung ist nicht möglich – man sagt ja oder nein. Ich sage: Ja zur natürlichen Familie; Nein zur LGBT-Lobby; Ja zur sexuellen Identität; Nein zur Gender-Ideologie; Ja zum Leben; Nein zur Kultur des Todes; Ja zu den christlichen Werten; Nein zur islamistischen Gewalt; Ja zur Souveränität des Volkes; Nein zu den Brüsseler Bürokraten; Ja zu sicheren Grenzen; Nein zur Masseneinwanderung. Hoch lebe Spanien, hoch lebe Italien, hoch lebe das Europa der Patrioten!«  Fast auf jeder ihrer Veranstaltungen gibt sie sich als bekennende Mutter und Katholikin, als Abtreibungsgegnerin, als Gegnerin einer grünen Umweltpolitik und Leugnerin des Klimawandels. Als in der vergangenen Woche ein verheerendes Unwetter die von der FdI regierte Region Marche überspülte und mindestens elf Menschenleben forderte, ließ sich der Regionalgouverneur und Parteikollege Francesco Acquaroli auf einem Wahlkampfbankett feiern.  Gott, Familie, Vaterland – der Wahlspruch galt bereits zu Zeiten Benito Mussolinis. Dessen hartgesottene Verehrer, Spitzenpolitiker der Partei, pilgern heute noch zur Grabstätte des »Duce« in Predappio, sie verzichten auf Protest, wenn auf Parteiveranstaltungen der »römische Gruß« – vergleichbar mit dem Hitlergruß – gezeigt wird. Und sie freuen sich schon im Vorfeld darauf, dass im Oktober, zum einhundersten Jahrestag von Mussolinis Marsch auf Rom wieder eine extrem rechte Regierung in Rom amtieren könnte. [….]

(Wolf Wagner, 23.09.2022)

Diese Mischung aus blankem Hass und Lügen kommt gut an beim Urnenpöbel und daher tönen auch CDU und CSU ungeniert rechtsextrem, arbeiten mit der AfD zusammen und machen immer wieder völkische Anspielungen.


Besonders unanständig agiert dabei der CDU- Partei- und Fraktionschef Merz, der allerdings schon immer so tickte. Er stimmte gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe, faselt von deutscher Leitkultur, lehnte stets die Gleichberechtigung Homosexueller ab, ließ noch im Frühjahr 2022 Außenministerin Baerbock im Bundestag wissen, wie sehr er ihre Politik, die „Vergewaltigung als Kriegswaffe“ ernstnimmt, ablehnt. Er verglich noch 2021 Homosexualität mit Pädosexualität. Für die finanziell Schwachen dieser Gesellschaft empfindet er nur Verachtung. Er poltert gegen nicht existente Tabus und echauffiert sich über Gendersternchen. Xenophobe Lügen verbreitet er auf mustergültige Rechtspopulisten-Manier. Erst mal raushauen und wenn die Nazi-Adressaten verstanden haben, rudert er ein kleines bißchen in der Wortwahl zurück, ohne die eigentliche Aussage zu klassieren. Ganz wir Trump und Gauland. Merz ist selbst für Unions-Verhältnisse ein besonders abscheulicher Charakter.

[….]  Am Blackrock-Konferenztisch mit millionenschweren CEO-Highperformern redet sich’s halt ungezwungener als am Pult im Bundestag, in Talkshows oder auf Parteitagen. Jedenfalls schimmert gerade wieder der etwas großspurige Blackrock-Merz durch, statt des staatsmännischen Profipolitikers.  Dass Merz in Umfragen inzwischen vor Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen liegt, scheint ihn zu beflügeln. Im Interview mit Bild-TV sieht er sich bereits als Reservekanzler: »Die Opposition von heute ist Regierung von morgen. Wenn es nötig wäre, wären wir selbstverständlich in der Lage zu übernehmen.« Im gleichen Interview äußerte sich der CDU-Chef auch zur aktuellen Flüchtlingspolitik und dem Umgang mit Ukrainerinnen und Ukrainern, die dem Krieg in ihrem Heimatland entkommen wollen. »Wir erleben mittlerweile einen Sozialtourismus dieser Flüchtlinge nach Deutschland«, so Merz, »zurück in die Ukraine, nach Deutschland, zurück in die Ukraine, von denen sich mittlerweile eine größere Zahl dieses System zunutze machen. Da haben wir ein Problem, das größer wird.« [….] 

(Janko Tietz, 27.09.2022)

Es ist zwar extrem widerlich, aber andererseits nicht anders zu erwarten. Auch Merz geht wie Söder oder Wagenknecht nach Melonis Durchmarsch klar auf rechtspopulistischen Kurs, statt sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Er absolviert die klassischen Schritte des politischen Hob

[….]  Worum geht’s eigentlich?

Friedrich Merz’ rechten Populismus und den Gegenwind, den er erntete. Merz hatte dieselbe Aussage aus dem »Bild«-Talk noch mal getwittert, den Tweet dann aber gelöscht und erklärt, er habe sich missverständlich ausgedrückt. Und fügte an: »Wenn meine Wortwahl als verletzend empfunden wird, dann bitte ich dafür in aller Form um Entschuldigung.«  Eine klassische Wenn-dann-Entschuldigung, die keine ist und diejenigen, die ihn kritisieren, als zu gefühlig dastehen lässt. [….]

(Frauke Böger, 27.09.2022)

Wie man sich nach vier rechtsextremen Regierungen in Europa zur Demokratie verhält, ist auch eine Charakterfrage. Hält man stand und kämpft für demokratische Werte und Anstand? Oder hängt man sein Fähnchen in miefige braune Briese?
Den Charaktertest besteht Friedrich Merz nicht. Wie immer. Dabei zeigt es Liz Cheney: Man kann auch stramm konservativ sein, ohne rechtspopulistische Lügen zu verbreiten. Dafür fehlt Merz allerdings nicht nur der Charakter, sondern auch das Rückgrat.


Das oberfränkische Idyll.

 

Alles ist relativ. Nachdem mein kleiner Bruder geboren wurde, zogen meine Eltern endgültig von New York nach Hamburg. Verglichen mit Manhattan war und ist Hamburg ein Dorf. Und obwohl meine Mutter keine Stadt so sehr liebte wie New York, war es ein bewußter Umzug. Mehr Ruhe, mehr Grün, mehr Natur, mehr Sicherheit, mehr Kontakt zu den Mitbürgern. Das erschien als das bessere Umfeld für Kleinkinder. Und so war es auch. Draußen spielen, Kontakt zu den Nachbarn, öffentliche Schule. Aber:

Alles ist relativ. Wohnung in Hamburg ist teuer, der Verkehr nervt und auf die Nachbarn möchte ich auch lieber verzichten. Vielleicht also noch eine ganze Dimension herunter sizen. Ab in die bayerische, nein, da muss ich präzise sein: In die oberfränkische Idylle im Freistaat Bayern. Eine Kleinstadt wie Wallenfels mit 2573 Einwohnern. Am nördlichsten Zipfel Bayerns. Wikipedia hilft weiter:

Wallenfels ist eine Stadt im Osten des oberfränkischen Landkreises Kronach in Bayern. Sie ist Teil der Region Oberes Rodachtal, ein staatlich anerkannter Erholungsort und vor allem durch die Flößerei bekannt.

Da wäre ich als Jugendlicher nicht in schlechte Gesellschaft geraten. Hätte keine Kiffer, Säufer, Schwule und Atheisten kennengelernt. Vielleicht wäre ich heute mit einer fränkischen Wuchtbrumme im Dirndl verheiratet und würde mich an meinen Enkeln erfreuen, die in die JU streben.

Was wäre das für eine idyllische Kindheit gewesen. Statt Reeperbahn, Diskos, Saufgelagen, Chicago House und vorehelichem Sex‘, wäre ich als Teenager beim katholischen Bur

Hochwürden Dieter Scholz

[…] Die Katholische Jugend, der ehemalige Burschenverein Wallenfels, kann auf eine mittlerweile hundertjährige Geschichte zurückblicken.  [….]  Neues Leben 1971 - 1980

1970 kommt Kaplan Dieter Scholz nach Wallenfels, durch ihn erhält die Jugendarbeit und der Verein neue Impulse.

Der junge Kaplan Scholz

• Am 14.03.1973 schließen sich der Burschenverein und die Katholische Jugend zusammen, der Mitgliedsstand  beträgt 117 Jungen und Mädchen, zum 1. Vorstand wurde Wolfgang Müller, später Franz Behrschmidt gewählt. […]  1974 kann das Jugendheim eingeweiht werden und wird zur weiteren Heimat der Jugend „Wallenfels (mn) In diesen Tagen geht ein Langgehegter Wunsch der Pfarrei St. Thomas in Wallenfels in Erfüllung. Mit großer Freude kann die Pfarrgemeinde am Wochenende des neuen Pfarr- und Jugendzentrums begehen […] Das 65jährige Jubiläum wurde 1975 drei Tage lang gefeiert; Gast waren u.a. das Volksmusik- Duo "Marianne und  Michael“ […]  

(eo bamberg)

Hurra  Zelten mit dem Kaplan und dann kommen auch noch „Marianne und Michael“ zum Jubiläum. Was habe ich nur verpasst!

Ach ja, der fesche, charismatische Pfarrer Dieter Scholz, 1933-2005, Gott hab‘ ihn selig. Mit ihm blühte das Jugendleben wieder richtig auf. Ein Glücksfall für Wallenfels, den engagierten Menschenfischer zu bekommen. 1963 war der damals 29-Jährige seiner Diözese erstmals aktenkundig aufgefallen, weil er reihenweise kleine Jungs vergewaltigte. Also nichts, das den Bamberger Bischof gestört hätte. Die RKK ist immerhin die größte moralische Autorität des Planeten, bekommt ihre Ethik direkt von Gott. Pfarrer sind schließlich Gottesmänner. Da hat es wohl seine Richtigkeit, wenn Hochwürden seine Messdiener und Burschen der katholischen Jugend durchbumst.

In seiner Zeit als Pfarrer der St. Thomas-Gemeinde in Weidenfels  von 1970 bis 1995 vergewaltigte Dieter Scholz kontinuierlich weiter kleine Jungs.

[…] In den 80er wurden regelmäßig Filmabende, Plattenpartys, Sportabende und Vorträge angeboten. Allerdings hatte man mit geringen Besucherzahlen und Desinteresse zu kämpfen „...Leider mussten wir diese Veranstaltung abbrechen und den (ca. 10 Leuten) ihren Eintritt wieder zurückgeben und die Musik „Golden Starlights“ um 21.00Uhr wieder nach Hause schicken, weil tanz in den Mai eben  schlecht besucht worden war.“ (30.04.1981) […]

(eo bamberg)

Eigenartig, daß die Aktiven bei den katholischen Burschen von 117 am Beginn der Scholz-Zeit (1970) auf 10 Mitglieder (Anfang der 1980er) zusammenschrumpfte. Man könnte fast meinen, den Kindern hätte es gar nicht gefallen, von Hochwürden Scholz vergewaltigt zu werden. Undankbare Bälger. Die CSU-Stadtväter wußten hingegen, wie man mit so einem Pfarrer umgeht: Sie machten ihm zum Ehrenbürger von Wallenfels. Der heutige Bürgermeister Jens Korn (CSU) schwärmt immer noch von Scholz.

[….]  "Ein charismatischer Mensch": Bürgermeister erinnert sich an Ministrantenzeit   [….]   2005 verstarb er: Der Mann, den eigentlich jeder in Wallenfels kannte. Für sein "selbstloses und vorbildliches Engagement zum Wohl der ihm anvertrauten Menschen" sollte man ihn in Erinnerung behalten, so formulierte es der damalige Bürgermeister Peter Hänel (FW) in der Todesanzeige von Priester Dieter S.  [….]

(InFranken, 22.09.2022)

Er war ja so ein guter Mann, daß sich der Bischof auch 1999 leider nicht um die Fälle der von Scholz durchgefickten Knaben kümmern konnte. Außerdem war Scholz 1999 verreist. In Bolivien. Da erreicht man ja auch keinen.

Und was regen sich die Vergewaltigte eigentlich so auf? Die Kirche bezahlte doch einen Zuschuss zu ihrer Therapie. Da kann man nun wirklich nicht mehr verlangen und Scholz war ja nun mal EHRENBÜRGER!

[….] Der betroffene Priester ist im Jahr 2005 gestorben. Bereits im Jahr 2006 sollen die ersten Missbrauchsfälle bekannt geworden sein. Seitdem haben sich insgesamt fünf Betroffene gemeldet. Ihre Identität wird vom Erzbistum geschützt. Es seien bereits damals Anerkennungszahlungen geleistet und Therapiekosten übernommen worden, heißt es in der Mitteilung weiter. Das habe den bischöflichen Richtlinien entsprochen.

Generalvikar Georg Kestel vom Erzbistum betonte in der Mitteilung, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle werde mit aller Kraft betrieben.  [….]

(BR, 21.09.2022)

Ja, 2006 war das noch völlig OK. Da musste man noch nicht die Behörden verständigen, weil man in der kurzen Zeit von zwei Jahrtausenden seit Jesu Geburt noch gar nicht herausgefunden hatte, daß es irgendwie schlecht ist, Pfarrerpenisse in kleine Jungs zu stecken. Jesus hat das ja auch nicht ahnen können; sonst hätte er ja was dazu gesagt.

Die zutiefst christliche CSU gibt sich auch völlig überrascht. Unter CSU-Aufsicht wurde gegen knapp 250 Kindeficker-Pfarrer ermittelt und davon immerhin einer angeklagt. Ein Viertel Prozent. Ist schließlich mehr als nichts. Man handhabte es also als Kavaliersdelikt und kam in gefühlt 1.000 Jahren absoluter CSU-Herrschaft nie auf die Idee, daß die Verjährungsregeln beim Kinder**cken moralisch problematisch sein könnten.

[…] Laut dem Bericht, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, wurden danach mehr als 800 Fälle staatsanwaltschaftlich überprüft. Bei 243 Fällen davon seien Kleriker die Verdächtigen, zu einer Anklage kam es dann aber nur in einem Fall. Der Grund: Viele Fälle waren verjährt oder die mutmaßlichen Täter waren gestorben. In einer Vielzahl von Fällen hätten bayerische Staatsanwaltschaften in der Vergangenheit bereits unabhängig von Gutachten Verfahren eingeleitet, die auch zu Verurteilungen führten. In der Erzdiözese München und Freising habe zumindest in 24 Fällen aus dem Münchner Gutachten von 2022 bereits eine strafrechtliche Verurteilung vorgelegen. [….]

(Anette Zoch, 24.06.22)

Konnte ja keiner ahnen, daß die Opfer von Vergewaltigung, daß vergewaltigte Kinder es als irgendwie unangenehm empfinden und man Kinder sexuell gar nicht missbrauchen sollte.

[….] The Catholic Archbishop of St Louis has said that he was not sure if he knew it was illegal for adults to have sex with children during the decades when he was responsible for investigating reports of paedophilia among clergymen. In a deposition, Robert Carlson, the archbishop, told an attorney for an alleged victim of sexual abuse: “I’m not sure if I knew it was a crime or not,” referring to a period from the 1970s to the 1980s. “I understand today it’s a crime.”  [….]

(LA Times, 12.06.2014)

Ja, jetzt, in den woken 2020ern tun sie alle so, als ob sie genau wüßten, daß Kinderfic**rei schlecht ist. Aber wie hätte ein Bischof das denn weit in der Vergangenheit, ganz ganz früher, also schon 2006 ahnen sollen?

Erzbischof Schick erfuhr angeblich erst 2005 von den Scholz-Vergewaltigungen und schon ganze 17 Jahre später will er „die Sachlage erforschen“. Wie sollte Schick denn ahnen, daß es für die Vergewaltigungsopfer von Interesse sein könnte?

[….] Das Erzbistum Bamberg äußert sich erneut zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Wallenfelser Pfarrer Dieter Scholz. Demnach stammen die ersten Missbrauchsvorwürfe aus den Sechzigerjahren noch aus Scholz Zeit als Kaplan. Betroffene hätten dem damaligen Weihbischof davon berichtet. Weitere Missbrauchsvorwürfe stammen aus dem Jahr 1999.  Eine Überprüfung sei schwierig gewesen, weil die Vorwürfe nicht von einem Opfer stammten und Pfarrer Scholz sich zu dieser Zeit in Bolivien aufgehalten habe, heißt es. Erzbischof Ludwig Schick erklärt, er habe erst nach dem Tod von Dieter Scholz im Jahr 2005 von den Vorwürfen erfahren. Er wolle die Sachlage gänzlich erforschen und öffentlich machen sowie den Betroffenen Hilfe zukommen lassen.  […]

(Radio Plassenburg, 26.09.2022)

Weihbischof Werner Radspieler (*1938 †2018) konnte es 1999 auch nicht wissen, als ihm berichtet wurde, Pfarrer Scholz hätte erneut Kinder vergewaltigt. Die Leute stellen es heute so dar, als ob das etwas Schlechtes wäre. Radspieler sagte nichts, Schick sagte nichts.

Man versteht auch gar nicht, wieso ausgerechnet im Süden Deutschlands so viele Katholiken aus der Kirche austreten. Was könnten da nur die Gründe sein?