Eigentlich hatte ich heute ein wichtigeres politisches Thema am Wickel, aber eine Boulevardmeldung flattert mir ständig wieder vor die Augen, die eines Kommentars bedarf.
Während die deutsche Hilfsbereitschaft für ukrainische Flüchtlinge drastisch nachlässt, weil der gemeine Wähler ob der fallenden Temperaturen und der steigenden Energiepreise realisiert, daß er seine Solidarität im Portemonnaie bemerken wird, gibt es für eine bestimmte Sorte Ukrainer immer noch grenzenlose Sympathie
Sympathie, die gar nicht zu teuer werden kann und für die jeder Aufwand betrieben wird, ohne daß eine einzige kritische Stimme zu registrieren ist.
Da wird deutsches Geld als Ukrainehilfe rausgeworfen, ohne daß ein Querbürger aufmuckt. Die rechtspopulistische Hetzerin Alice Weidel sagt nichts dazu und sogar die noch rechtere Sahra Sarrazin, verkneift sich einen Kommentar.
Ukrainische Kinder, die massakriert werden, Ukrainische Frauen, die vergewaltigt werden, Ukrainische Großeltern, die ausgebombt werden und auch Ukrainische Männer, die an der Front zerschossen werden, sind uns offensichtlich inzwischen egal. Deutsche Wohnungssuchende und Sozialhilfeempfänger sind gar nicht gut auf die eine Million Ukrainer in Deutschland zu sprechen, wenn sich herausstellt, daß diese auch eine Wohnung und finanzielle Hilfe benötigen.
Anders sieht es aber bei Ukrainischen Vierbeinern aus! Für Hunde und Katzen aus dem Donbass opfern wir uns gern auf. So rauscht die tränenrührige Geschichte von der Ukrainischen Terrier-Mischung Bim durch den Blätterwald. Er wurde and Kopf und Schwanz verletzt, verlor auch noch alle vier Pfoten. Statt das arme quadrupelamputierte Tier von seinem Elend zu erlösen, wurde es nach Deutschland geflogen und bekam alle nur erdenklichen Behandlungen.
[….] Tierschützer Ralf Seeger – TV-bekannt aus der Vox-Dokuserie „Harte Hunde“ – nahm ihn mit nach Deutschland. Und am Niederrhein kommt der kleine Kläffer jetzt wieder auf die Beine, im wahrsten Sinne: „Ein Freund, Orthopädie-Techniker, hat ihm vier Beinprothesen angefertigt“, erzählte Seeger der dpa. Jetzt übt Bim auf seinen neuen Silikon-Pfoten das Laufen. Seit einigen Wochen wird der schwarz-weiße Rüde im Verein „Helden für Tiere – Tierhilfe International“ versorgt. „Er hat schwere Verstümmelungen erlitten. Ein Freund, Orthopädie-Techniker, hat ihm vier Beinprothesen angefertigt“, so Ralf Seeger. Gerade wurden Röntgenaufnahmen gemacht – und glücklicherweise bleibt dem Hund eine weitere OP erspart. Eine Prothese musste nachträglich noch angepasst werden, Bim hatte Schmerzen. Das Laufen mit den künstlichen Pfoten sei auch sehr gewöhnungsbedürftig für den Kleinen. [….]
Weswegen die Zeitungen diese Story prominent verbreiten,
ist völlig klar. Die Deutschen sind Hundenarren und verwerfen sofort jede Rationalität,
wenn es um Hunde geht. Ich bestreite ausdrücklich, daß es hier um Tierliebe
geht. Wer Mitgefühl hat, hätte das arme Wesen eingeschläfert und wer ein wahrer
Tierfreund ist, kann sich nicht auf diese eine Art fixieren, während es ihm
offensichtlich vollkommen egal ist, wie Schweine,
Rinder oder Puten behandelt werden. Dann hätten wir
keine Massentierhaltung.
Christian Ehring ist gegen den Hund.
Weil Satire nie verstanden wird: Niemand verurteilt den einzelnen Hund. Der ist nun einmal ein Tier. Das Problem sind unfähige Hundehalter und der Irrsinn, Hunde für Menschen zu halten, ihnen menschliche Eigenschaften anzudichten und sie dann auch noch dafür zu lieben.
Während der Pandemie wurden einige Bill Maher-Folgen beim ihm zu Hause gedreht, draußen, weil er einen großen Garten hat.
Wie sich herausstellte, besitzt er zwei große Hunde, die im Garten leben und um das Filmteam herumwuselten. Die waren verblüfft, wie schlecht die Viecher gehorchten.
Bill Maher sagte aber, Nein, die machen keine Kunststücke, geben nicht Pfötchen und setzen sich auf Kommando, um den Besitzer zu entzücken. Bei ihm sollen sie wie Hunde und nicht wie halbe Menschen leben. Sie gehorchten ihm auch nicht und kommen nur freiwillig. Er gäbe ihnen Futter und ansonsten wären sie frei den ganzen Tag zu tun, wozu sie Lust hätten. They are dogs.
Das mag ich.
Ich mag aber nicht die 79-Jährige gehbehinderte Frau im dritten Stock ohne Fahrstuhl, die sich kaum aus der Großstadt-Wohnung bewegt, sich aber wegen ihrer angeblichen Tierliebe einen Labradorwelpen anschafft, der fortan in ihrem Bett schlafen muss, kugelrund wird, weil er mit Pralinen vollgestopft wird und auf den Balkon kackt, weil er niemals mehr Auslauf haben wird, dafür aber brav Pfötchen gibt und von allen als „echtes Familienmitglied“ angesehen wird.
Wer auf einem Bauernhof lebt, einen großen Garten hat, mag sich einen Hund anschaffen. Wer in einer kleinen Stadtwohnung hockt, eher nicht. Da nützen auch regelmäßige Spaziergänge nichts, wenn der Hund dennoch 23/24 Stunden am Tag eingesperrt ist. Außerdem kollidiert er in einer Millionenstadt mit den Menschen, beißt 50.000 mal pro Jahr in Deutschland zu und treibt Schwanenvater Olaf Nieß zur Verzweiflung, weil die Myriaden Hundehalter, die in den schicken Gegenden rund um die Hamburger Außenalster leben, täglich dort spazieren gehen, ihre freilaufenden Tölen durch die Uferböschungen toben und den Nisterfolg nicht nur der Hamburger Schwäne, sondern aller Wasservögel unmöglich machen.
Noch einmal, der Hund kann nichts dafür. Es ist seine Natur. Ich verurteile ihn nicht. Ich verurteile den Hundehalter, der ihn direkt in ein Vogelbrutgebiet schleppt und zwischen den Nestern rumrennen lässt, der ihn im dichten Verkehr zwischen den Autos rumspringen lässt und der ihn auf Spielplätze jagt, um dort in die Sandkisten zu scheißen.
Es ist genau wie mit den zehntausenden Hauskatzen, die Hamburgs Singvögel ausrotten. Die gehen nur ihrem Trieb nach. Aber sie töten jedes Jahr in Deutschland 200 Millionen Singvögel – weil die selbsternannten Tierfreunde sie systematisch in die Fauna lassen.
[…] Für die etwa 10.000 halbwild in Hamburg lebenden Tiere gibt es genug zu tun – und das an vielen Orten in der Stadt. Vielen ist gar nicht bekannt, wie groß das Elend der Straßenkatzen ist und wie viele es sind, da die Tiere so heimlich und verborgen leben und leiden. Unter anderem benötigen wir aktuell gespendete „Futterschränke“ – und suchen händeringend Personen, die einen Futterplatz in Wilhelmsburg betreuen können. Mit der vereinsinternen Katzenrettung, die aus zwei Vollzeitkräften besteht, werden Notfälle versorgt sowie neu entdeckte Streuner eingefangen und zur Kastration und einem medizinischen Check-Up ins Tierheim gebracht, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden. Damit die Katzenrettung genügend Zeit dafür hat, ist die Unterstützung bei den Katzen vor Ort durch Betreuen ihrer Futterplätze nur durch ehrenamtliche Hilfe möglich. Wir brauchen Betreuerinnen und Betreuer für Straßenkatzen, die bereit sind, auf Futterplätzen ein- bis zweimal wöchentlich Futter und Wasser aufzufüllen und nach dem Rechten zu sehen. Aktuell suchen wir Hilfe für einen Platz in Wilhelmsburg. Außerdem möchten wir direkt an den Futterplätzen Futterdepots einrichten, um die Futterlieferfahrten zu den Betreuungspersonen zu verringern. Wenn Sie einen halbhohen Gartenschrank, Werkstattschrank, Spind oder ähnliches aus wetterfestem Kunststoff oder Metall erübrigen können, bitten wir Sie, uns diesen als Futterschrank zu spenden. [….]
(Hamburger Tierschutzverein, 19.08.2022)
Mit aberwitzigen Aufwand werden kranke, abgemagerte Streunerkatzen in Hamburg eingefangen, untergebracht, ärztlich versorgt, geimpft, operiert. Geht es noch?
Gechippte Streunerkatzen könnte man kostenpflichtig ihren Besitzern zurück bringen. Kranke Katzen, die irgendwo in der Großstadt rumirren, sollten hingegen eingeschläfert werden, um das Geld für echten Tierschutz zu sparen. Hauskatzen sind nun einmal Schädlinge.
(….) Die ganze Idiotie des Menschen zeigt sich darin, daß er einerseits aus Geiz und Gier entsetzliches Elend über Abermillionen Tiere der Lebensmittelindustrie bringt, weil er ständig billigstes Fleisch fressen will und nicht bereit ist auch nur wenige Cents mehr zu zahlen, um beispielsweise zu verhindern, daß 50 Millionen Küken in Deutschland jedes Jahr lebend geschreddert werden.
Andererseits betreibt er aber einen aberwitzigen Aufwand, wenn ein einzelnes Kätzchen sich auf einen Baum verirrt und gibt über fünf Milliarden Euro jährlich allein für Hunde- und Katzenfutter aus.
Ich behaupte, ein Vegetarier,
der sich kein Haustier hält und die durchschnittlichen Futterausgaben von rund 40 Euro jährlich, einer
Artenschutzorganisation spendet, die beispielsweise Regenwaldflächen aufkauft,
um sie vor der Rodung zu bewahren, ist ein viel größerer Tierfreund als der
Hundehalter. (….)
(Avifauna im Notwehrmodus, 20.11.2021)
Klar, in einer Welt der Verblödung berichten Mopo, BILD und Co barmherzig vom beinlosen Bim, um Klickzahlen zu generieren.
Aber es enttäuscht mich ein bißchen, mitanzusehen, wie auch seriöse(re) Medien das Thema ausschlachten: STERN, WDR und Spiegel Online beispielsweise.
Silikonpfoten für einen schwerverletzten Hund aus der Ukraine sind schwachsinnig. Es ist schwachsinnig, angeschossene Haustiere mit viel Aufwand aus einem Kriegsgebiet nach Deutschland zu überführen.
Es gibt eine ganze Industrie von deutschen Spezialvereinen, die nur dafür da sind Ukrainische Hauskatzen und Hunde nach Deutschland zu holen, um sie medizinisch zu versorgen, aufzupäppeln und zu füttern.
Während alle Tierheime Deutschlands Aufnahmestopp verhängen, weil die selbsternannten Tierfreunde ihre in der Pandemie angeschafften Vierbeiner auf die Straße werfen, nachdem sie bemerkt haben, daß diese Arbeit machen und beim wieder angelaufenen Sozialleben stören. Wohin mit Bello, wenn Muttern auf Kreuzfahrt geht?
Wer Tiere und Natur liebt, sollte nicht das Leiden eines Donezker Dackels mit Granatsplittern in der Wirbelsäule verlängern, indem er LKW-Tiertransporte nach Deutschland organsiert, sondern lieber aufhören so viel Fleisch zu fressen und sein Geld an Organisationen spenden, die sich um die Bewahrung des Lebensraumes für Wildtiere kümmern.
Und den Christen sei ans Herz gelegt, ob nicht vielleicht erst den menschlichen Kindern geholfen werden sollte, die auf Minen traten und Gliedmaßen verloren oder in Ostafrika verhungern, bevor man an die Katzen denkt.
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