Alles ist relativ. Nachdem mein kleiner Bruder geboren wurde, zogen meine Eltern endgültig von New York nach Hamburg. Verglichen mit Manhattan war und ist Hamburg ein Dorf. Und obwohl meine Mutter keine Stadt so sehr liebte wie New York, war es ein bewußter Umzug. Mehr Ruhe, mehr Grün, mehr Natur, mehr Sicherheit, mehr Kontakt zu den Mitbürgern. Das erschien als das bessere Umfeld für Kleinkinder. Und so war es auch. Draußen spielen, Kontakt zu den Nachbarn, öffentliche Schule. Aber:
Alles ist relativ. Wohnung in Hamburg ist teuer, der
Verkehr nervt und auf die Nachbarn möchte ich auch lieber verzichten.
Vielleicht also noch eine ganze Dimension herunter sizen. Ab in die bayerische,
nein, da muss ich präzise sein: In die oberfränkische Idylle im Freistaat
Bayern. Eine Kleinstadt wie Wallenfels mit 2573 Einwohnern. Am nördlichsten
Zipfel Bayerns. Wikipedia hilft weiter:
Wallenfels ist eine Stadt im Osten des oberfränkischen Landkreises Kronach in Bayern. Sie ist Teil der Region Oberes Rodachtal, ein staatlich anerkannter Erholungsort und vor allem durch die Flößerei bekannt.
Da wäre ich als Jugendlicher nicht in schlechte Gesellschaft geraten. Hätte keine Kiffer, Säufer, Schwule und Atheisten kennengelernt. Vielleicht wäre ich heute mit einer fränkischen Wuchtbrumme im Dirndl verheiratet und würde mich an meinen Enkeln erfreuen, die in die JU streben.
Was wäre das für eine idyllische Kindheit gewesen. Statt Reeperbahn, Diskos, Saufgelagen, Chicago House und vorehelichem Sex‘, wäre ich als Teenager beim katholischen Bur
Hochwürden Dieter Scholz |
[…] Die Katholische Jugend, der ehemalige Burschenverein Wallenfels, kann auf eine mittlerweile hundertjährige Geschichte zurückblicken. [….] Neues Leben 1971 - 1980
• 1970 kommt Kaplan Dieter Scholz nach Wallenfels, durch ihn erhält die Jugendarbeit und der Verein neue Impulse.
Der junge Kaplan Scholz |
• Am 14.03.1973 schließen sich der Burschenverein und die Katholische Jugend zusammen, der Mitgliedsstand beträgt 117 Jungen und Mädchen, zum 1. Vorstand wurde Wolfgang Müller, später Franz Behrschmidt gewählt. […] 1974 kann das Jugendheim eingeweiht werden und wird zur weiteren Heimat der Jugend „Wallenfels (mn) In diesen Tagen geht ein Langgehegter Wunsch der Pfarrei St. Thomas in Wallenfels in Erfüllung. Mit großer Freude kann die Pfarrgemeinde am Wochenende des neuen Pfarr- und Jugendzentrums begehen […] Das 65jährige Jubiläum wurde 1975 drei Tage lang gefeiert; Gast waren u.a. das Volksmusik- Duo "Marianne und Michael“ […]
Hurra Zelten mit dem Kaplan und dann kommen auch noch „Marianne und Michael“ zum Jubiläum. Was habe ich nur verpasst!
Ach ja, der fesche, charismatische Pfarrer Dieter Scholz, 1933-2005, Gott hab‘ ihn selig. Mit ihm blühte das Jugendleben wieder richtig auf. Ein Glücksfall für Wallenfels, den engagierten Menschenfischer zu bekommen. 1963 war der damals 29-Jährige seiner Diözese erstmals aktenkundig aufgefallen, weil er reihenweise kleine Jungs vergewaltigte. Also nichts, das den Bamberger Bischof gestört hätte. Die RKK ist immerhin die größte moralische Autorität des Planeten, bekommt ihre Ethik direkt von Gott. Pfarrer sind schließlich Gottesmänner. Da hat es wohl seine Richtigkeit, wenn Hochwürden seine Messdiener und Burschen der katholischen Jugend durchbumst.
In seiner Zeit als Pfarrer der St. Thomas-Gemeinde in Weidenfels von 1970 bis 1995 vergewaltigte Dieter Scholz kontinuierlich weiter kleine Jungs.
[…] In den 80er wurden regelmäßig Filmabende, Plattenpartys, Sportabende und Vorträge angeboten. Allerdings hatte man mit geringen Besucherzahlen und Desinteresse zu kämpfen „...Leider mussten wir diese Veranstaltung abbrechen und den (ca. 10 Leuten) ihren Eintritt wieder zurückgeben und die Musik „Golden Starlights“ um 21.00Uhr wieder nach Hause schicken, weil tanz in den Mai eben schlecht besucht worden war.“ (30.04.1981) […]
Eigenartig, daß die Aktiven bei den katholischen Burschen von 117 am Beginn der Scholz-Zeit (1970) auf 10 Mitglieder (Anfang der 1980er) zusammenschrumpfte. Man könnte fast meinen, den Kindern hätte es gar nicht gefallen, von Hochwürden Scholz vergewaltigt zu werden. Undankbare Bälger. Die CSU-Stadtväter wußten hingegen, wie man mit so einem Pfarrer umgeht: Sie machten ihm zum Ehrenbürger von Wallenfels. Der heutige Bürgermeister Jens Korn (CSU) schwärmt immer noch von Scholz.
[….] "Ein charismatischer Mensch": Bürgermeister erinnert sich an Ministrantenzeit [….] 2005 verstarb er: Der Mann, den eigentlich jeder in Wallenfels kannte. Für sein "selbstloses und vorbildliches Engagement zum Wohl der ihm anvertrauten Menschen" sollte man ihn in Erinnerung behalten, so formulierte es der damalige Bürgermeister Peter Hänel (FW) in der Todesanzeige von Priester Dieter S. [….]
Er war ja so ein guter Mann, daß sich der Bischof auch 1999 leider nicht um die Fälle der von Scholz durchgefickten Knaben kümmern konnte. Außerdem war Scholz 1999 verreist. In Bolivien. Da erreicht man ja auch keinen.
Und was regen sich die Vergewaltigte eigentlich so auf? Die Kirche bezahlte doch einen Zuschuss zu ihrer Therapie. Da kann man nun wirklich nicht mehr verlangen und Scholz war ja nun mal EHRENBÜRGER!
[….] Der betroffene Priester ist im Jahr 2005 gestorben. Bereits im Jahr 2006 sollen die ersten Missbrauchsfälle bekannt geworden sein. Seitdem haben sich insgesamt fünf Betroffene gemeldet. Ihre Identität wird vom Erzbistum geschützt. Es seien bereits damals Anerkennungszahlungen geleistet und Therapiekosten übernommen worden, heißt es in der Mitteilung weiter. Das habe den bischöflichen Richtlinien entsprochen.
Generalvikar Georg Kestel vom Erzbistum betonte in der Mitteilung, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle werde mit aller Kraft betrieben. [….]
Ja, 2006 war das noch völlig OK. Da musste man noch nicht die Behörden verständigen, weil man in der kurzen Zeit von zwei Jahrtausenden seit Jesu Geburt noch gar nicht herausgefunden hatte, daß es irgendwie schlecht ist, Pfarrerpenisse in kleine Jungs zu stecken. Jesus hat das ja auch nicht ahnen können; sonst hätte er ja was dazu gesagt.
Die zutiefst christliche CSU gibt sich auch völlig überrascht. Unter CSU-Aufsicht wurde gegen knapp 250 Kindeficker-Pfarrer ermittelt und davon immerhin einer angeklagt. Ein Viertel Prozent. Ist schließlich mehr als nichts. Man handhabte es also als Kavaliersdelikt und kam in gefühlt 1.000 Jahren absoluter CSU-Herrschaft nie auf die Idee, daß die Verjährungsregeln beim Kinder**cken moralisch problematisch sein könnten.
[…] Laut dem Bericht, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, wurden danach mehr als 800 Fälle staatsanwaltschaftlich überprüft. Bei 243 Fällen davon seien Kleriker die Verdächtigen, zu einer Anklage kam es dann aber nur in einem Fall. Der Grund: Viele Fälle waren verjährt oder die mutmaßlichen Täter waren gestorben. In einer Vielzahl von Fällen hätten bayerische Staatsanwaltschaften in der Vergangenheit bereits unabhängig von Gutachten Verfahren eingeleitet, die auch zu Verurteilungen führten. In der Erzdiözese München und Freising habe zumindest in 24 Fällen aus dem Münchner Gutachten von 2022 bereits eine strafrechtliche Verurteilung vorgelegen. [….]
Konnte ja keiner ahnen, daß die Opfer von Vergewaltigung, daß vergewaltigte Kinder es als irgendwie unangenehm empfinden und man Kinder sexuell gar nicht missbrauchen sollte.
[….] The Catholic Archbishop of St Louis has said that he was not sure if he knew it was illegal for adults to have sex with children during the decades when he was responsible for investigating reports of paedophilia among clergymen. In a deposition, Robert Carlson, the archbishop, told an attorney for an alleged victim of sexual abuse: “I’m not sure if I knew it was a crime or not,” referring to a period from the 1970s to the 1980s. “I understand today it’s a crime.” [….]
Ja, jetzt, in den woken 2020ern tun sie alle so, als ob sie genau wüßten, daß Kinderfic**rei schlecht ist. Aber wie hätte ein Bischof das denn weit in der Vergangenheit, ganz ganz früher, also schon 2006 ahnen sollen?
Erzbischof Schick erfuhr angeblich erst 2005 von den Scholz-Vergewaltigungen und schon ganze 17 Jahre später will er „die Sachlage erforschen“. Wie sollte Schick denn ahnen, daß es für die Vergewaltigungsopfer von Interesse sein könnte?
[….] Das Erzbistum Bamberg äußert sich erneut zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Wallenfelser Pfarrer Dieter Scholz. Demnach stammen die ersten Missbrauchsvorwürfe aus den Sechzigerjahren noch aus Scholz Zeit als Kaplan. Betroffene hätten dem damaligen Weihbischof davon berichtet. Weitere Missbrauchsvorwürfe stammen aus dem Jahr 1999. Eine Überprüfung sei schwierig gewesen, weil die Vorwürfe nicht von einem Opfer stammten und Pfarrer Scholz sich zu dieser Zeit in Bolivien aufgehalten habe, heißt es. Erzbischof Ludwig Schick erklärt, er habe erst nach dem Tod von Dieter Scholz im Jahr 2005 von den Vorwürfen erfahren. Er wolle die Sachlage gänzlich erforschen und öffentlich machen sowie den Betroffenen Hilfe zukommen lassen. […]
(Radio Plassenburg, 26.09.2022)
Weihbischof Werner Radspieler (*1938 †2018) konnte es 1999 auch nicht wissen, als ihm berichtet wurde, Pfarrer Scholz hätte erneut Kinder vergewaltigt. Die Leute stellen es heute so dar, als ob das etwas Schlechtes wäre. Radspieler sagte nichts, Schick sagte nichts.
Man versteht auch gar nicht, wieso ausgerechnet im Süden Deutschlands so viele Katholiken aus der Kirche austreten. Was könnten da nur die Gründe sein?
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