Montag, 30. September 2024

Kann es für Trumpanzees zu Trumpisch werden?

Nein, natürlich sind die Hardcore-Trumpisten, die tatsächlich zu seinen Rallys gehen, ausschließlich FOX glotzen und ihrem feisten orangen Idol auf LIE SOCIAL folgen, niemals zurück zu holen.

Diese fanatischen Rassisten und Verschwörungstheoretiker wählen Trump tatsächlich auch dann, wenn er vor Kameras willkürlich New Yorker Passanten in den Kopf schösse.

Wenn man eine Erkenntnis aus neun Jahren des politischen Trumpismus ziehen konnte, dann die: Die weit überwiegend christlichen Trump-Fans verfügen über keinerlei Moral. Bis zu jenem schicksalhaften schwarzen 08.November 2016 war auch ich überzeugt: Der offene Rassismus, die vielen Trump nachgewiesen Lügen, das „Grab’em by the pussy“-Video, das Verheimlichen seiner Steuererklärung, die drastisch frauenfeindlichen Sprüche, die vielen Anzeigen wegen sexueller Übergriffe und das bösartige Nachäffen Behinderter, waren einfach zu viel. So einer kann nicht zum US-Präsidenten gewählt werden.

Heute wissen wir; dieses „ZU VIEL“ gibt es nicht. Trump wurde immer schlimmer, immer verbrecherischer.

Aber auch acht Jahre später, reagieren die klassischen Medien immer noch  pawlowsch auf Trumps neuesten verbalen Durchfall, blasen es zu großen Nachrichten auf und nötigen Demokraten Kommentare dazu ab.

[…..] Tapper: DONALD TRUMP TALKED ABOUT THAT JUST A SECOND AGO, AND I WANT TO GET YOUR REACTION. LET'S RUN THAT CLIP:

Trump: THEY LAUGH AT US ALL OVER THE WORLD. THEY'RE LAUGHING AT US. AND YOU KNOW WHAT THEY'RE REALLY LAUGHING IT. KAMALA BECAUSE THEY CAN'T BELIEVE THAT SHE'S GOING TO BE PRESIDENT. THEY CAN'T BELIEVE YOU TALK ABOUT COGNITIVE PROBLEMS. SHE'S GOT BIGGER COGNITIVE PROBLEMS THAT HE HAS IN MY OPINION

Tapper: DONALD TRUMP SAYING THAT KAMALA HARRIS SAYS BIGGER COGNITIVE PROBLEMS THAN JOE BIDEN.

Nancy Pelosi: WHY WOULD WHY WOULD YOU EVEN COVER THAT? THIS IS A PERSON WHO'S NOT ON THE LEVEL HE IS THEIR NOMINEE FOR PRESIDENT. HE IS INCOMPETENT. LET'S NOT EVEN TALK ABOUT THE SILLINESS OF IT ALL AND THE WEIRDNESS OF IT ALL ON THE ASSAULT ON WOMEN THAT IT IS. […..]

(Tapper/Pelosi, CNN, 25.09.2025)

Pelosi trifft da genau den wunden Punkt. Wie erbärmlich agiert CNN, indem es immer noch dem rassistischen Bullshit Trumps Aufmerksamkeit verschafft?

Unglücklicherweise machen es die „liberal pundits“, die als Blogger und Vlogger zu einem echten Machtfaktor aufstiegen und die ich teilweise sehr schätze, auch nicht viel besser.
David Pakman, Adam Mockler, Brian Tyler Cohen, Ben, Jordan und Brett Meiselas, Harry Sisson, JoJoFromJerz, David Hogg, Waleed Shahid, Dash Dobrofsky, Tim Miller, Luke Beasley, Harry Shannon kreisen aber leider auch meistens nur um Trump, vermelden ständig neue, schockierende „Meltdowns“, des vor Wut kochenden orangen Soziopathen

Nach neun Jahren Trump thumbnailen und titeln sie immer noch „Major breaking news, epic meltdown, major update, Trump HUMILATED“ und beginnen mit „roll the tape“, um noch schrillere Nazi-Gaga-Attacken Trumps vorzuführen, die sie anschließend debunken und verurteilen.

Trump beherrscht die Aufmerksamkeits-Ökonomie und versteht es, sich täglich mit immer irrerem Wahnsinn selbst zu übertreffen.

Nach seinem letzten Hit von den Haustiere fressenden Haitianern,….

[….]  Die rassistischen Gerüchte. Haltlose Behauptungen Trumps bringen haitianische Migranten in den USA zunehmend in Gefahr. Ihre Dämonisierung hat eine lange Tradition.

[….]  Während die Lage in Haiti auf der gegenwärtig stattfindenden UNO-Vollversammlung selbst den slowakischen Ministerpräsidenten Pellegrini zu einem Statement bewegt und US-Außenminister Blinken von Haiti als dritter großer Krise neben der Ukraine und dem Nahen Osten spricht, sind haitianische Einwanderinnen und Einwanderer in den USA zum zentralen Thema des Wahlkampfs von Trump und seinem Vize J.D. Vance geworden.

Trumps hanebüchene Behauptung im Duell mit Kamala Harris Anfang September, die haitianischen Einwanderer in Springfield würden die Haustiere der Einheimischen essen, kann dabei wohl als Versuchsballon betrachtet werden: Wie viel Unsinn darf Trump ungestraft und ohne Schaden sagen?

Nun wiederholte Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Pennsylvania, einem der Swing Staaten, vor wenigen Tagen die Verleumdungen gegen haitianische Einwohner. Diesmal ging es um die Kleinstadt Charleroi in Pennsylvania. Die 4.000 Einwohnergemeinde hatte über ein legales, humanitäres Einwanderungsprogramm viele Haitianer aufgenommen, weil sie Arbeitskräfte brauchte. Auf der Wahlkampfveranstaltung, in der Trump Zurufe aus dem Publikum aufgriff, wiesen einige auf die Haitianer in Charleroi hin, woraufhin Trump dafür sorgte, dass das Publikum am Ende hysterisch schrie: „Sie sind überall. Es ist schrecklich.“ Dass die kleine haitianische Einwanderercommunity in den USA nun ins Auge von Trumps Wahlkampforkan geraten würde, ist nur auf den ersten Blick überraschend. Vor den umworbenen US-Wählern entfaltet sich das Wahlkampfdrehbuch einer künstlichen erzeugten, gänzlich auf Fälschungen beruhenden, rassistischen Empörungsbewirtschaftung, die ganz offensichtlich darauf zielt, Dämme zu brechen.

Nach den Auslassungen von Trump gegen die Haitianer in Springfield gab es Bombendrohungen, mussten deshalb Schulen und Krankenhäuser in Springfield kurzzeitig geschlossen werden. Ein Nazitrupp marschierte durch die Stadt und forderte die Bürger auf, ihre Waffen zu ergreifen und selbst für ein Ende der haitianischen Anwesenheit zu sorgen.

Die haitianische Community in den USA lebt seither in Angst, die mit jedem neuen Gerücht weiter wächst. So behauptete die rechte Presse, haitianische Boatpeople hätten gedroht, ihre Babys anzuzünden, um nicht abgeschoben zu werden. Haustierfresser, Kindermörder – es sind noch weitere Verunglimpfungen denkbar.  Denn Ressentiments gegen Haitianer haben in den USA eine lange Geschichte. Schon Thomas Jefferson sprach vor 200 Jahren von den Haitianern als „Kannibalen“. [….]

(Katja Maurer, 27.09.2024)

…beschimpft Trump seine demokratische Konkurrentin zunehmend als „retardiert und geistig behindert“. Kommunistin, Faschistin, Marxistin, dumm und verrückt fehlen ohnehin nie, aber nun ist sie auch noch behindert.

Ob es etwas nützt, Trump deswegen anzuzählen, darf bezweifelt werden.

[….] Toprepublikaner verurteilen Trumps Attacken auf mentale Verfassung von Kamala Harris [….] »Joe Biden ist geistig beeinträchtigt geworden. Kamala wurde so geboren«, sagte Trump am Samstag vor seinen Anhängern in der Kleinstadt Prairie du Chien im Bundesstaat Wisconsin. »Sie wurde so geboren. Und wenn man darüber nachdenkt, hätte nur ein geistig beeinträchtigter Mensch zulassen können, dass dies unserem Land passiert«, sagte er mit Blick auf das im Wahlkampf besonders umstrittene Thema Migration. Dazu verstieg er sich zu wüsten Verunglimpfungen von Einwanderern (»Sie werden in deine Küche kommen und dir die Kehle durchschneiden«).

Der ehemalige republikanische Gouverneur des Bundesstaats Maryland, Larry Hogan, sagte über Trumps Attacken auf Harris: »Die Kommentare sind nicht nur eine Beleidigung der Vizepräsidentin. Sie sind auch unangemessen gegenüber Menschen, die tatsächlich eine geistige Behinderung haben.« [….] Trump beschwerte sich in Wisconsin darüber, dass auch der konservative Sender Fox News, der ihm sehr wohlgesinnt agiert, über Harris’ landesweit übertragenen Auftritt berichtet hatte. »Es sollte ihnen nicht erlaubt sein, darüber zu berichten«, sagte Trump. Die Vizepräsidentin selbst attackierte der Rechtspopulist als »Lügnerin«.[….]

(Spon, 30.09.2024)

Wer sich über solche Ausfälle echauffiert, wählt Trump ohnehin nicht.
Von den 75 Millionen Wähler, die er 2020 hatte, stehen gut 70 Millionen unverrückbar und felsenfest an seiner Seite.

Lügen, Vulgarität, Peinlichkeiten können gar nicht so extrem werden, um Trump-Fans umkippen zu lassen. Jahrelang hoffte das liberale und gebildete Amerika im Wochentakt „So, DAS muss Trump aber jetzt das politisch Genick brechen“. Zwei Impeachments, die Attacke auf den Kongress, 34 Verurteilungen als Krimineller – nichts half.

Es erfordert schon gewaltige Naivität, bei einem tagesaktuellen Trumpschen New Low immer noch zu hoffen, seine Jünger müssten nun aber doch von ihm abrücken.

Aber da das Rennen offenbar so extrem eng ist, für 98% der Wählenden ihre Entscheidung felsenfest steht – ich habe natürlich auch schon gewählt, ohne daß sich eine Mikrosekunde die Frage stellte, wo ich meine Kreuzchen mache – kann es womöglich doch eine Rolle spielen, wenn sich ein paar Promille der Wähler, die bisher unter einem Stein lebten, vom Trumps Ausrastern erschrecken lassen.

Dabei entscheiden mutmaßlich weniger die Vulgaritäten und abstrusen Lügen, als der offensichtlich Wahnsinn, schwachsinnige Wortsalate und abstruse Gaga-Forderungen.

[….] Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump will mehr Gewalt einsetzen, um Gewalt zu verhindern. Einen entsprechenden Vorschlag machte der Ex-Präsident bei einer Wahlkampfrede im umkämpften US-Bundesstaat Pennsylvania. So sei der Umgang mit Ladendieben und anderen Kriminellen zu lasch. Es brauche »nur einen gewalttätigen Tag« oder gar nur eine Stunde, um das zu ändern. »Eine brutale Stunde – und ich meine wirklich brutal – und es spricht sich herum«, so Trump. Die Kriminalität werde dann »augenblicklich aufhören«. Konkret sprach Trump davon, dass Polizistinnen und Polizisten freier und brutaler zuschlagen sollten. Die Linke im Land würde das aber verbieten.

Das Publikum begleitete den Vorschlag mit Jubel. Im Netz erntete der indirekte Anarchie-Aufruf eher Kritik. Manche vergleichen Trumps Idee mit der Horrorreihe »The Purge«: In dem fiktiven Szenario gewährt die US-Regierung den Bürgerinnen und Bürgern im Land eine rechtsfreie Nacht im Jahr. Es herrscht Anarchie, brutale Morde werden gezeigt. [….]

(SPON, 30.09.2024)

Man muss schon komplett irre sein, um sowas von sich zu geben, oder jemanden zu wählen, der so dadaistisch plappert, zu wählen:

 

Ein paar Myriaden Stimmen, oder Stimmenthaltungen könnten ausreichen, um Trump zu verhindern.

Sonntag, 29. September 2024

Auf der rechtsextremen Welle surfen.

Die Nazis marschieren weiter durch in Nordamerika und Europa. Heute rutschte Österreich, wie erwartet, ein gutes Stück weiter nach Braunau.

Ein simples Hass-Programm reichte dem Faschisten Herbert Kickl: Gegen Ausländer, gegen Grüne, gegen Klimaschutz, gegen Schwule.

Das funktioniert in den NATO- und EU-Staaten, weil große Teile der Wähler abseits seriöser Informationen leben. Sie wurden in das virtuelle braune Reich rechtsradikaler Schwurbel-Milliardäre gesogen: Thiel, Trump, Döpfner, Musk und Durow bereiten faschistischen Verbrechern und Putins Troll-Armee den Boden, um die zunehmend verblödeten Wähler in den verbliebenen Demokratien nach Belieben zu manipulieren. In Telegram, TikTok, Truth Social und X inkarnieren sich die feuchten Träume des Joseph Goebbels.

[….] Es vergeht kein Tag, an dem Elon Musk nicht mit fragwürdigen Äußerungen auf seiner Plattform X auffällt – wird seine Einmischung in den US-Wahlkampf gar zur Gefahr für die Demokratie? Kritiker werfen ihm vor, Hetze, Fake News und Antisemitismus zu verbreiten. Einer der reichsten Männer der Welt besitzt eine der bedeutendsten Medienplattformen und macht daraus ein "Höllenloch aus Hass, Desinformation und Propaganda" – so warnen Experten.  [….]

(Kontraste, 26.09.2024)

Hilflos lassen es die europäischen und US-amerikanischen Parlamentarier geschehen, weil sie entweder zu viel Angst vor der enormen ökonomischen Macht der Plattformen haben, oder aber selbst mit der Marsch nach Rechtsaußen sympathisieren. Es kristallisiert sich ganz offensichtlich nirgends ein ausreichender politischer Wille, um die gesellschaftszerstörenden Hass-Maschinen abzustellen.

[……]  Durow hat Telegram gegründet und groß gemacht, Musk hat Twitter gekauft und in X umbenannt. Beide inszenieren ihre Dienste als gallische Dörfer der Meinungsfreiheit. Überall im Netz herrschten Zensur und Denkverbot, Telegram und X leisteten mutigen Widerstand, so geht ihre Legende.

Mit der Realität hat das wenig zu tun. Es stimmt, dass sich Durow und Musk den Anordnungen von Behörden und Gerichten widersetzen. Sie kämpfen dabei aber nicht für die Rechte ihrer Nutzerinnen und Nutzer, sondern für ihr Geschäftsmodell und ihr Ego. Dabei offenbaren sie ein Verständnis von Meinungsfreiheit, das nicht nur falsch, sondern fahrlässig ist.  […..] Vielen Menschen gilt Telegram als sicherer, verschlüsselter Messenger, der alles unternimmt, um Meinungsfreiheit zu gewährleisten. Nichts davon trifft zu. Erstens ist Telegram weder sicher noch verschlüsselt. Fast alle Inhalte werden im Klartext auf Telegrams Servern gespeichert. Zweitens ist Telegram kein Messenger, sondern mit seinen großen Gruppen und Kanälen eine Plattform zur Massenkommunikation. Drittens kommt Durows Weigerung, bei der Aufklärung von Straftaten zu helfen, weniger normalen Nutzerinnen und Nutzern zugute. Sie spielt hauptsächlich Terroristen, Pädokriminellen und Waffenhändlern in die Hände. [….] Elon Musk nennt sein eigenes Verständnis von Meinungsfreiheit „absolutistisch“. #FreePavel forderte er nach Durows Festnahme und fragte, warum man nicht stattdessen Meta-Chef Mark Zuckerberg festsetze, der Redefreiheit zensiere.

Musk und seine Plattform X sind das Paradebeispiel für eine Interpretation von Meinungsfreiheit, die den Begriff pervertiert. Für den Multimilliardär bedeutet Meinungsfreiheit, dass er selbst alles sagen kann, was ihm gerade in den Sinn kommt, dafür weder Kritik noch Konsequenzen fürchten und bitte schön größtmögliche Aufmerksamkeit bekommen muss.

Widerspruch duldet Musk nicht. Er feuert kritische Angestellte, verhindert die Gründung von Gewerkschaften bei seinem Unternehmen Tesla und verklagt Organisationen, Aktivistinnen und Unternehmen, die es wagen, nicht mehr auf X zu werben. Medien, deren Berichterstattung ihm nicht in den Kram passt, dreht er die Reichweite ab. [….]

(Simon Hurtz, 27.09.2024)

Algorithmen, extrem kurze Aufmerksamkeitsspannen bei der GenZ und KI-Inhalte machen es den Nazis leicht, niederschwellig ihre braune Pest unter das Volk zu bringen.

[….] Es handelt sich um die Optimierung eines alten Instruments rechter Propaganda: um sogenannte Metapolitik. Als Strategie setzt diese an der Schnittstelle von Popkultur, Politik und digitaler Manipulation an, um den vorpolitischen und kulturellen Raum zu beeinflussen – und über diese letztlich das Politische zu gestalten. Verkürzt gesagt: Kultur bestimmt Politik.

[….] Rechtsextremer Rock und Rap sind Beispiele dafür, dass diese Aneignungsdynamik keineswegs neu ist. In den digitalen Räumen hat sie jedoch Wiederbelebung, Neufindung und Beschleunigung erfahren. Rechte nutzen pseudo-ironische Memes, rassistisch aufgeladene Emojis, niedlich-pastellig-harmlos aussehende Instagram-Bilder, die »traditionelles« Familienleben präsentieren, oder scheinbar nahbar wirkende Video-Podcasts. Sie übernehmen die beliebten Kommunikationsformen und Ästhetiken sozialer Medien, um ihre völkisch nationalen Inhalte in einer vertrauten und emotional positiven Verpackung zu verbreiten und zu normalisieren. Und dank KI ist es heute noch einfacher, bekannte Melodien und Texte zu adaptieren.

Umgedichtete KI-Songs für rechten Party-Populismus – ein trojanisches Pferd der guten Laune, das die drei wichtigsten Ziele neurechter Mobilisierung noch leichter erreicht: rechtsextreme Botschaften in Liedform verbreiten, sie durch die Verbreitung normalisieren und damit vor allem junge Menschen ansprechen.

Es braucht keine komplett neue rechte Popkultur, es muss einfach nur die bestehende Kultur mittels KI braun umlackiert und missbraucht werden. So entstehen Songs, die Bierzeltseligkeit mit Abschiebefantasien verknüpfen und rassistische Menschenfeindlichkeit wie Sing-along-Happenings wirken lassen. Beim Schlagwort »Remigration« soll Partylaune aufkommen, als gäbe es dabei einen Grund zum Feiern.  [….]

(Samira El Ouassil, 29.09.2024)

Das Mittel der Wahl ist, TikTok und X abzuschalten. Und die AfD zu verbieten. Die Nazi-Milliardäre, die so einen gewaltigen Schaden anrichten, gehören enteignet. So wie man auch andere Waffen von Mördern konfisziert.

Diese Schritte sind aber in einer Demokratie sehr schwer bis unmöglich umzusetzen.

Dafür bedürfte es einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Demokraten.

Leider unterliefen viele dieser einstmals verfassungsfreundlichen Politiker inzwischen eine Metamorphose zu autokratisch-menschenfeindlichen Orbánisten, Trumpisten, Putinisten, LePenisten und Kicklanern. Dieses Pack kann man nicht zurückholen.

In Deutschland stehen BSW und AfD als staatszersetzende, koalitionsunfähige Putin-Fans außerhalb des Anstands.

[….] Gegen die Bundesrepublik

Wie kann man ernsthaft auf die Idee kommen, mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht regieren zu wollen? Das BSW ist eine rein destruktive Kraft.

Deutschland hat wieder eine Führerpartei, und alle laufen ihr nach. Das Bündnis Sahra Wagenknecht gab es vor einem Jahr noch gar nicht, heute sitzt es in drei Landtagen und demnächst vielleicht in drei ostdeutschen Landesregierungen. Parteiführerin Sahra Wagenknecht sitzt fast jeden Abend im Fernsehen und erklärt den Deutschen die Welt.

Das BSW ist nach eigenem Bekunden „für Vernunft und Gerechtigkeit“. Wieso wird betont, man sei für Vernunft? Man ist ja auch nicht für Hirntätigkeit und Stuhlgang, man denkt und scheißt einfach. Wer sagt, er sei „für Vernunft“, will Zweifel ausräumen. Das BSW gründet, wie der Name schon sagt, auf Personenkult, das ist weder vernünftig noch gerecht.

Der letzte deutsche Politiker, der das Wort „Vernunft“ politisch einsetzte, war Erich Honecker, DDR-Regierungschef bis 1989. Eine „Koalition der Vernunft“ strebte er mit der Bundesrepublik Deutschland an – eine Vereinbarung, mit der die DDR ihre Interessen ohne Gegenleistung durchsetzt. Diese Art von „Vernunft“ – wir einigen uns auf meine Forderungen – entspricht der, die Russlands Präsident Wladimir Putin derzeit gegenüber der Ukraine vorbringt, mit deutlich mehr Nachdruck; und Putin nachzugeben, ist Wagenknechts Hauptanliegen.  Die größten politischen Schnittmengen hat das BSW mit der AfD: Feindseligkeit gegenüber Flüchtlingen, Sympathie für Putin, Wunsch nach einer Allianz „souveräner“ europäischer Staaten gegen die USA. Wäre der Begriff nicht verbraucht, könnte man Wagenknecht als nationale Sozialistin bezeichnen. Das rechtsextreme Magazin Compact titelte im Dezember 2022 zu einem Wagenknecht-Foto „Die beste Kanzlerin“.

„Die Wiederkehr der DDR als Frau namens Sahra“ nannte ein britischer Kollege unlängst das Phänomen Sahra Wagenknecht. Das ist nicht falsch, aber nur ein Teil der Wahrheit. Sahra Wagenknecht ist Deutschlands Nigel Farage: eine Konservative im subversiven Gewand, die sich als Irrlicht inszeniert, um die Gegenwart rückgängig zu machen. Als Personen trennen sie Welten – die stocksteife Wagenknecht ist anders als der leutselige Farage eine fürchterliche Rednerin und hat keinen Humor – aber beide verfolgen eine zerstörerische Agenda, die alle vergiftet, die sich darauf einlassen. [….]

(Dominic Johnson, 28.09.2024)

Noch gefährlicher als Wagenknecht und Weidel ist aber der demokratiezersetzende Kurs der CDUCSU, die ebenfalls versucht auf Durows und Musks rechtsradikalen Wellen zu Wahlerfolgen zu reiten.

 

Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter will lieber Björn Höcke regieren lassen als sich auf den BSW einzulassen. Genau wegen solcher Einstellungen bei den Konservativen wird die AfD irgendwann an die Macht kommen. Für sie ist die AfD nicht so schlimm; man kann es ja mal ausprobieren.

Sie verstehen nicht - nein, sie haben überhaupt keine Ahnung - was die AfD für viele Menschen in diesem Land bedeutet. Jetzt schon. Das Meisternarrativ herrscht erbarmungslos. Die Aussage von Kiesewetter zeigt, wie wenig er über die Menschen im eigenen Land weiß. Solche Leute wollen regieren.

(Gilda Sahebi, 28. Sep. 2024)

Merz und Söder imitieren die Nazis und machen damit die Nazis stark.



Merz erklärt unterdessen Racial Profiling.

Freie Fahrt nur noch für Weiße.

„Das sind nicht Sie, wenn Sie aus dem Urlaub zurückkommen. Sie fahren da einfach durch. Aber diejenigen, die mit irgendwelchen komischen Autos da entlangfahren, mit irgendwelchen komischen Figuren drin, die werden eben auf die Seitenspur geholt.“

(MERZ, 27.09.2024)

Merz kann sich nicht zügeln, seinen Hass nicht verbergen und so macht sich der nicht promovierte Merz über den promovierten Habeck lustig, indem er wieder einmal 1:1 die Sprüche der AfD nachplappert. Der Mann ist notorisch charakterlos und verdorben.




Samstag, 28. September 2024

Belgische Ohrfeige

Überall aus der Welt misshandeln und vergewaltigen katholische Geistliche Kinder. Vor allem kleine Jungs, aber auch junge Erwachsene und Mädchen sind nicht vor ihnen sicher. Die Kinder werden sexuell und finanziell ausgebeutet, zum Lustobjekt degradiert. Sie werden Opfer des Systems Kirche, in dem Pater und Nonnen, Priester und Vikare, Nonnen und Bischöfe, Pfarrer und Diakone ihren tiefsitzenden Sadismus an Kindern befriedigen.

Es ist ein genuin christliches System, welches die Täter schützt und die Opfer mit immer neuer Perfidie quält.

Die Protestanten sind nicht besser. Die Aufarbeitung der massenhaften Vergewaltigung kleiner Jungs beim CVJM Lüdenscheid zeigt, wie bis heute auch die netten Damen an der Spitze der EKD die Aufklärung blockieren und die Opfer im Stich lassen. Die Bischöfinnen und Pröbstinnen, die Top-Laienvertreterinnen zeigen, daß weder Konfession, noch Geschlecht daran hindern, systematisch Kinder zu foltern.

Die bis heute hartnäckig positiv konnotierten Nonnen erweisen sich sogar als besonders pervers. Die Friedensnobelpreisträgerin von 1979, Mutter Teresa, 2016 von Bergoglio heiliggesprochen, war eine äußert heuchlerische extreme Sadistin, die mit sagenhafter Perfidie Frauen physische Schmerzen zufügte, um sie „dem leiden Christi“ näher zu bringen.

Überall in der Welt erweisen sich von Nonnen geführte Kinderheime a posteriori als Folterlager, in deren Umgebung hunderte Baby- und Kinderskelette im Boden stecken, die von den „Schwestern“ ermordet und heimlich verscharrt wurden.

Christliche Kinderheime basieren buchstäblich auf Leichenbergen.

Diese Verbrecherorganisation handelt aber nicht im luftleeren Raum. Möglich werden die hunderttausendfachen sexualsadistischen Übergriffe erst durch die kollektive Kirchenunterstützung der Religiösen, die Geistliche verehren, statt sie anzuklagen.

Karl Kardinal Lehmann, ein Mann, der pädoperverse Verbrechen an Kindern ermöglichte und die Täter vor den Behörden schützte, wurde nicht etwa als Mittäter angeklagt und sozial geächtet, sondern von links bis rechts von allen Parteien in den höchsten Tönen gelobt. Eine real existierende SPD-Vorsitzende bewunderte ihn öffentlich. Erst Säkularisierung Atheismus machten es möglich, durch staatliche Untersuchungskommissionen den Kinderfic**rsumpf der Kirchen zu beleuchten. Erst nachdem die Diözesen Jahrzehnte Zeit hatten, ihre Akten zu säubern. In den USA mußten einige Bischöfe Konkurs anmelden, nachdem sie zu Schadensersatz verdonnert wurden. In Deutschland droht das nicht, weil insbesondere die CDUCSU die Kinderf**ker vor Konsequenzen schützt. Die milliardenschweren Bistümer kommen mit freiwillig geleistete Peanut-Beträgen als Schadensersatz davon, weil kaum jemand den Mut von Tommy Shelby und Polly Gray aufbringt, den Nonnen und Paffen entgegen zu treten, um die Kinder zu schützen.

Wer wüßte all das besser, als Jorge Bergoglio, der brutale Kindervergewaltiger wie George Pell zu seinem engsten Beratern beförderte und intensiv darauf achtet, die Strukturen, in denen Pädokriminelle ungestört gedeihen können, zu erhalten?

Bergoglio ist, wie seine Vorgänger, der Pate der Perversen, der die Kinderquäler beschützt.

Er kann das tun, weil er der Papst ist. Dadurch ist er märchenhaft reich und mächtig, wird grundsätzlich nur mit Samthandschuhen und voller Ehrfurcht angefasst.

Daß Politiker in Regierungsverantwortung ihn auf die Opfer ansprechen, kennt er nicht. Insofern war es eine besonders unschöne Begegnung, als er in Brüssel aufschlug, dort auf das ultrakatholische Königspaar traf und sich dann Frechheiten vom Regierungschef anhören musste.

[……] Auch Belgien ist von Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche erschüttert worden. Bei einem Besuch von Papst Franziskus kritisierte Ministerpräsident De Croo nun das Kirchenoberhaupt. Der Papst reagierte sichtlich bewegt.

Belgiens Ministerpräsident Alexander De Croo hat konkrete Schritte von Papst Franziskus zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gefordert. Worte genügten nicht, sagte der liberale Politiker bei der Begrüßung des Pontifex im Schloss Laeken in Brüssel. "Sie setzen sich für Gerechtigkeit ein. Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns", sagte De Croo.

Seine Worte fielen für eine Begrüßung ungewöhnlich scharf aus. Der Regierungschef sagte: "Die Menschenwürde muss an erster Stelle stehen, nicht die Interessen der Institution." Die Opfer müssten gehört und in den Mittelpunkt gestellt werden, sie hätten ein Recht auf die Wahrheit. "Die Gräueltaten müssen anerkannt werden. Und es muss für Gerechtigkeit gesorgt werden." Auch Belgiens König Philippe forderte die Kirche in seiner Rede auf, die Bemühungen entschlossen und unermüdlich fortzusetzen.

Nach den Worten von De Croo und König Philippe wich das Oberhaupt der katholischen Kirche überraschend vom Redemanuskript ab und bezeichnete den Missbrauch in der Kirche als Schande. "Die Kirche muss sich schämen und um Vergebung bitten und versuchen, alles zu tun, damit so etwas nicht wieder passiert." Zwar gebe es auch in anderen Umfeldern wie in der Familie, im Sport und in der Schule viele Fälle von Missbrauch, doch die Kirche müsse sich unabhängig davon ihrer eigenen Verantwortung bewusst sein. Auch für ein einziges Opfer müsse die Kirche um Vergebung bitten. […..]

(Tagesschau, 27.09.2024)

Dabei sollte es doch ein Heimspiel sein, was sich schon an den offiziellen Fotos zeigt. Man sieht Königin Mathilde neben dem Papst stehen und beide tragen ein weißes Kleid.

Eigentlich verlangt Gottes Stellvertreter auf Erden, daß niemand außer ihm in seiner Anwesenheit weiß tragen darf. Schon gar nicht mindere Weibsbilder.

Nur sieben Frauen von acht Milliarden Menschen auf der Erde verfügen über das „Privilège du blanc“.

[…..] Das Recht, bei einem Papstbesuch die Kleiderfarbe Weiß zu tragen, hat sogar einen eigenen Namen: Das sogenannte "privilége du blanc" oder "privilegio del bianco". Übersetzt bedeutet das: Das "Vorrecht des Weißen". Diese Tradition gestattet weiblichen Angehörigen eines katholischen Könighauses, sich bei einer Papstaudienz, einer Heiligsprechung oder einer Papstmesse im Vatikan ganz in Weiß zu kleiden. Diese Regelung gilt aber nur für Königinnen oder Prinzessinnen katholischer Adelshäuser aus Italien, Belgien und Luxemburg. Ihnen allen wurde der Titel “katholische Majestät” verliehen. Das sind neben Fürstin Charlène von Monaco, Königin Sophia von Spanien, Königin Letizia von Spanien, Königin Paola von Belgien und Königin Mathilde von Belgien sowie Großherzogin Maria Teresa von Luxemburg und Prinzessin Marina von Neapel. Allesamt sind sie katholisch. Anderen weiblichen Adeligen, selbst wenn sie katholisch sind, wie etwa aus dem britischen Königshaus oder dem Fürstentum Liechtenstein, wird dieses Vorrecht nicht gewährt.  [….]

(Katholisch.de)

Und nun das – ausgerechnet bei einer der sieben weißen Damen bekommt Jorge so einen fiesen Tritt in die Eier.

[….] Papst Franziskus hatte sich seinen Besuch in Brüssel womöglich anders vorgestellt: Premier Alexander De Croo und König Philippe haben schon in ihren Begrüßungsreden ungewöhnlich harte Kritik geübt. [….] Indonesien, Papua-Neuguinea, Ost-Timor und Singapur: Papst Franziskus setzte sich bei seiner Südostasienreise Mitte September vergnügt bunte Federhüte auf, schaute sich Tänze an, scherzte und predigte. Sein Besuch in Belgien hat für Franziskus dagegen nun deutlich ungemütlicher begonnen. Sowohl der belgische Premierminister Alexander De Croo als auch König Philippe kritisierten die Kirche in ihren Reden für einen Papstbesuch ungewöhnlich scharf.

Philippe hieß Franziskus im Königsschloss in Laeken bei Brüssel willkommen. Dann sagte der König an Franziskus gerichtet, dass die Kirche »viel zu lange« gebraucht habe, um die Skandale rund um den sexuellen Missbrauch anzugehen. Er forderte die Kirche auf, »unablässig« daran zu arbeiten, die Verbrechen zu sühnen und den Opfern zu helfen.

Premierminister De Croo äußerte sich noch deutlicher. »Worte allein reichen heute nicht mehr aus. Wir brauchen auch konkrete Schritte«, sagte De Croo: »Die Opfer müssen gehört werden. Sie müssen in den Mittelpunkt gestellt werden. Sie haben ein Recht auf Wahrheit. Untaten müssen anerkannt werden.« Weiter sagte De Croo: »Wenn etwas schiefläuft, können wir keine Vertuschung akzeptieren.«   […..]

(SPON, 27.09.2024)

Freitag, 27. September 2024

Probleme, Verursacher, Blockierer, Abhilfe

Wir als Bundesrepublik sitzen auf einem gewaltigen Haufen Probleme, die sich zu nahezu unlösbaren Bergen auftürmten, weil sie so lange sehenden Auges nicht angegangen wurden. Über die Existenz der deutschen Megaprobleme gibt es keine zwei Meinungen.

Probleme: Bröselnde Infrastruktur, 15 Jahre Rückstand bei der Digitalisierung, marode Schulen, hanebüchene Steuergesetze, Fachkräftemangel, Sanierungsfall Bundeswehr, überbordende Bürokratie, Kollaps der Pflegebranche, millionenfacher Mangel an günstigem Wohnraum, Rechtsradikalismus/Demokratiezerfall, Überalterung, Bahn-Desaster, Energiewende, Klimaschutz.

Die angestauten Infernos kamen nicht auf tragische Weise, wie eine Naturkatastrophe über uns, sondern es gibt klare Verantwortliche.

Verursacher: 16 Jahre Merkel-Schlafwagenpolitik, radikal unfähige C-Minister des Schlages AKK, Scheuer, Spahn, Dobrindt, Glos, Schavan, Altmaier, Seehofer, Ramsauer, Oettinger. Getoppt noch von den gelben Fanatikern der Regierungsjahre 2009-2013, die den ökologischen Umbau umdrehten, Solar- und Windstrom verbannten und stattdessen wieder auf Atom, Verbrenner und Putin-Gas setzten. Mittäter dabei war stets der Urnenpöbel, der Reformblockade – „sie kennen mich“ belohnte und schreckhaft Politangebote, die etwas anpacken wollten (Peer Steinbrück, Trittin) ablehnte. Zweimal in jüngster Vergangenheit; 2009 und 2021; machte der Urnenpöbel die garstig-gelbe Gurkentruppe anlasslos so stark, daß ohne sie nicht regiert werden konnte. Damit wurde jede sinnvolle Politik unmöglich.

[….] Ausgerechnet die FDP, die sich als liberale, aufgeklärte Partei der Möglichkeiten verstehen sollte, die für eine moderne Wirtschaft und dynamische Gesellschaft stehen könnte, hat sich verrannt im Dogma der innovationsfeindlichen Schuldenbremse. Über die liberalen Ideen der sozialen Mobilität und der europäischen Vielfalt hat sich eine Festung-Europa-Rhetorik gelegt, für die nationalistisch gesinnte Parteien durchaus Argumente in ihren Programmen finden können, aber eben nicht eine Partei, deren Tradition immer eine der offenen, globalisierten Welt war. Aus einer ins optimistische Gelingen verliebten Partei der Freiheit ist eine verhärtete, pessimistische Partei des Bangemachens und Verhinderns von Zukunft geworden.

Ausgerechnet die CDU, die sich als verantwortungsbewusste Partei der Bewahrung von Wohlstand und Sicherheit verstehen sollte, ist vor lauter Anti-Klimaschutz-Dogma unwillig oder unfähig, die notwendigen Bedingungen der Energie- oder der Verkehrswende zu erkennen. Die fehlenden politischen Vorgaben und Anreize verhindern genau das, was die marktfreundlichen Konservativen eigentlich für sich beanspruchen: internationale Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum.

In der New York Times von Dienstag dieser Woche analysiert der Kolumnist Robinson Meyer die Amtszeit von Donald Trump als folgenreiche Schwächung des Wirtschaftsstandorts USA: Amerika sei nicht einfach zufällig hinter China zurückgefallen, nachdem der damalige Präsident Trump die Klimapolitik vernichtet habe. Sondern Amerika sei zurückgefallen, weil Trump die Klimapolitik zerstört habe.   [….]

(Carolin Emcke, 20.09.2024)

Sicherlich wollen viele Ampellaner den Giga-Reformstau anpacken, auflösen und möglichst zukunftsweisend lösen. Es geht nur nicht, weil die Wähler ihnen keine eigenständigen Mehrheiten geben und stets dafür sorgen, daß nur MIT FDP und/oder Union regiert werden kann, so daß ein Ende der Zweiklassenmedizin, Tempolimit, „Reichensteuer“ oder die gerechtere Besteuerung von leistungslosem Wohlstand ausgeschlossen sind.

Blockierer: Mit der NJET, NJET, NJET-FDP und der Pöbel-Union, die jede vernünftige Finanzpolitik unmöglich macht, können die verzwergten Rotgrünen nicht effektiv handeln.

[….] die Klimakrise gab dem grünen Zeitgeist Auftrieb und Kraft. Er war europafreundlich, liberal und ökologisch, aufgeklärt, grundrechtsbewusst und minderheitenorientiert. Aber: In der Ampelregierung kamen die Grünen nicht mehr auf einen grünen Zweig, sie wurden vom Image als Verbotspartei bemakelt; sie schnitten im Ukrainekrieg ihre pazifistischen Wurzeln radikal ab, das hat ihren Ruf als Friedenspartei zerstört. Der Zeitgeist trollte sich – und die Parteiführung ist konsterniert ratlos und hat deshalb soeben aufgegeben. Die FDP ist ähnlich konsterniert; sie kommt aber offenbar nicht auf die Idee, dass die zwanghaften Sparverdikte ihres Vorsitzenden und der nervige Militarismus ihrer Spitzenpolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann jedenfalls im Osten am dortigen Sturz der Partei ins Bodenlose schuld sein könnten.

Und die SPD: Sie ist Kanzlerpartei, sie weiß das aber ebenso wenig für sich zu nutzen wie der Kanzler; im Gegenteil. Gewiss ist es ungerecht, wenn die gesammelten Defizite und Desaster bei ihm und seiner Ampel abgeladen werden; wenn alles, was nicht funktioniert, der Regierungskoalition angelastet wird: Es war die Regierung Merkel, die die Migration nicht in den Griff gekriegt hat; und die Probleme der Verkehrsinfrastruktur haben die CSU und ihre Verkehrsminister verursacht; das Chaos bei der Bahn, das nicht nur die Pendler in den Wahnsinn treibt, haben sie angerichtet. Die desolate Situation an den Schulen, der grassierende Mangel an Pädagogen, die personelle Unterbesetzung der Kitas und Kindergärten – das alles ist älter als die Ampel. Und dass ein Kassenpatient mit Verdacht auf Darmkrebs zwei Monate auf ein MRT warten muss – das ist nicht erst seit gestern so. Aber all das, zusammen mit dem Mickern der Wirtschaft, fügt sich zu einem Frust-, Wut- und Zornpuzzle zusammen.  […..]

(Heribert Prantl, 26.09.2024)

Gehen wir nun endgültig unter? Ist das Schicksal der deutschen Nation ausgemacht? Was kommt jetzt noch, außer den beiden Möglichkeiten postapokalyptische Nuklear-Wüste oder entrechteter primitiver Vasallenstaat Chinas?

[….] Den Kanzlerkandidaten der Union als einen Mann von gestern zu bezeichnen, ist nicht neu, bleibt aber zutreffend. Seine politischen Ideen sind durchweg rückwärtsgewandt: Die Zukunft ist die Elektromobilität, Merz will den Verbrennungsmotor weiter laufen lassen. Nur folgerichtig, denn Klimaschutz hält er für überbewertet. Die Zukunft sind erneuerbare Energien, Merz will sich die Option auf Atomkraft offen halten. An deutschen Grenzen will er Flüchtlinge zurückweisen, sollen sich doch die anderen EU-Staaten kümmern. Die Wirtschaft will er deregulieren, die Cannabisfreigabe zurücknehmen und Abtreibungen bis zur zwölften Woche illegal halten. Als Antwort auf das Problem des Rechtsradikalismus thematisiert Merz den Kampf gegen Clankriminalität. Um die Wähler der AfD zurückzugewinnen, übernimmt er deren Ressentiments.

Friedrich Merz macht all jenen ein Angebot, die sich zurücksehnen in eine vermeintlich gute alte Zeit, in der alles wohl geordnet schien, Vati noch das Sagen hatte und die Kinder brav musizierten. Das mag Menschen attraktiv erscheinen, denen die immer schnellere Veränderung unserer Welt unangenehm ist. Progressiven graut vor diesem Ritt in die Vergangenheit.  [….]

(Der SPIEGEL-Leitartikel von Stefan Kuzmany, 20.09.2024)


Abhilfe: Notwendig ist ein personeller Neustart, der bedauerlicherweise ausgerechnet bei den noch am meisten lösungsorientierten Grünen anfing. Esken, Klingbeil und Mützenich müssten auch in Rente gehen. Kühnert soll in den Parteivorsitz aufrücken und die Rest-Linken (Reichinnek, Korte, Gürpinar, Pau, Renner) endlich in die SPD aufnehmen. Die neue Bundestagsfraktionsführung sollte aus Jan Dieren, Metin Hakverdi, Tim Klüssendorf (als Vorsitzendem), Helge Lindh, Robin Mesarosch, Rasha Nasr und Gülistan Yüksel bestehen.

Noch viel wichtiger wäre aber politische Rente für die gesamten Parteivorstände von FDP, CDU und CSU. Mit diesen AfD-nachplappernden Wachstumsbremsenfetischisten werden alle deutschen Probleme nur verschlimmert.

[….] Es braucht einen Befreiungsschlag. Dieser besteht zuallererst in der Demontage der Schuldenbremse. Die dringend notwendigen Reformen kann man mit ihr nicht finanzieren. Die Schuldenbremse ist eine Problemlösungsbremse, eine Problemverschärfungsapparatur, ein Frustrationsbooster, ein Politikvertrauenskiller. Sie spart die Zukunft kaputt – und sie verhindert den Stimmungswechsel in der Gesellschaft..  […..]

(Heribert Prantl, 26.09.2024)

Mein Lösungsvorschlag klingt leider reichlich unwahrscheinlich.

Aber es läge in der Macht des Wählers, das zu erzwungen. Der Urnenpöbel will aber nicht.



Donnerstag, 26. September 2024

Schritt in die Dunkelheit.

Der peinliche Eklat von Thüringen, der heute in Erfurt stattfand, war schon lange ausgemachte Sache, weil a) die amoralischen Thüringer Wähler die Nazi-Partei des  Bernd Höcke zur stärksten Kraft machten und b) die dysfunktionalen heimlichen Höcke-Fans bei FDP und CDU in der letzten Legislatur nicht verantwortlich mit MP Ramelow zusammenarbeiteten, um das absehbare Desaster zu verhindern. Vielen Dank an die stramm rechte Merz-CDU.


[…..] Dass die CDU nicht ganz unschuldig an dem Spektakel dieses Tages ist, hatte die frühere parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Madeleine Henfling, am Abend zuvor dem MDR geschildert. Denn die Grünen hatten bereits im vergangenen Dezember einen Antrag gestellt, die Geschäftsordnung des Landtags klar so zu regeln, dass alle Fraktionen Kandidaten für das Amt des Landtagspräsidenten zur Abstimmung stellen können. Das habe damals die CDU abgelehnt. „Die Gewinnerin davon ist am Ende die AfD“, sagte Henfling. „Das hätte man alles verhindern können.“  […..]

(SZ, 26.09.2024)

Und so kam es, wie es in Höckestan kommen musste:

Die Nazis suchten sich eine besonders kriminelle Furie aus ihrer Mitte aus - Wiebke Muhsal, eine verurteilte Betrügerin.

Der AfD-Alterspräsident Jürgen Treutler dachte gar nicht erst daran, die Neutralität seines Amtes zu wahren und veranstaltete ein einziges Chaos, als die anderen Parteien nicht die Nazi-Frau, die dafür verurteilt wurde, den Landtag zu betrügen, zur Landtagspräsidentin wählen zu wollen.

[….] Eigentlich sollte das ein feierlicher parlamentarischer Moment sein. Das Wahlvolk hat gesprochen, die frisch gewählten Abgeordneten treten an, um in den kommenden fünf Jahren ihre Versprechen zu erfüllen. Stattdessen durfte das Publikum beobachten, wie ein von der AfD-Fraktion gesteuerter Alterspräsident aus deren Reihen stundenlang demokratische Beschlüsse von Abgeordneten blockierte, die von der Mehrheit des Volkes gewählt sind – jener Mehrheit, auf die sich die AfD sonst gern beruft.

Man konnte also die antidemokratische Haltung der AfD in einem beklemmenden Livestream besichtigen. Denn sie hat geradezu vorgeführt, dass ihr nichts an einem sauberen parlamentarischen Start in die neue Legislaturperiode lag, dafür umso mehr an der Desavouierung demokratischer Institutionen. Der Landtag sollte vorgeführt, die anderen Parteien sollten lächerlich gemacht werden.

Dass sich die AfD dabei als Opfer geriert, weil sie ihre vermeintlichen Ansprüche bei der Wahl einer Parlamentspräsidentin torpediert sieht, gehört zur Inszenierung. In Wahrheit gibt es einen solchen Anspruch nicht. Gewählt wird in der Demokratie mit Mehrheit. Die sonst übliche, aber eben nicht vorgeschriebene Zustimmung im Parlament war für die AfD-Kandidatin nicht in Sicht. Woran niemand außer der AfD selbst schuld ist.

Verantwortung für den unschönen Start tragen aber auch die übrigen Parteien. Die Regeln des Parlamentarismus stammen aus den ruhigen Zeiten eines demokratischen Konsenses. Man stritt über Inhalte, war sich aber einig über die Form des Streits. Diesen Konsens hat die AfD schon lange aufgekündigt, in der Absicht, demokratische Institutionen defizitär und hilflos aussehen zu lassen. Weil damit die Pegel der Demokratiegefährdung steigen, wäre Prävention notwendig gewesen – wetterfeste Regeln.

Doch obwohl solche Szenarien frühzeitig bis ins Detail prognostiziert worden waren, herrscht nicht nur in Thüringen eine bemerkenswerte Nonchalance. Geschäftsordnungen, Oppositionsrechte, die Wahl von Verfassungsrichtern – überall finden sich Ansatzpunkte für Systemsprenger. Die Lehre aus dem Erfurter Fehlstart lautet daher: Baut Dämme gegen Demokratiefeinde. So aber muss nun erst einmal der Thüringer Verfassungsgerichtshof die Rechtslage klären.  [….]

(Wolfgang Janisch, 26.09.2024)

Wie so oft, besteht die größte Unerträglichkeit des Tages an der Vorhersehbarkeit der Katastrophe. Man konnte alles vorher wissen, wußte um die Schwächen der Landtags-Tagesordnung, die abscheuliche Nazi-Gesinnung der Höcke-Partei und ging doch sehenden Auges, ohne sich zu wappnen, ins Unglück.

[….] Die AfD blockiert in Thüringen die Wahl eines Landtagspräsidenten, im Parlament spielen sich tumultartige Szenen ab. Es ist ein neuer Tiefpunkt. Einer, den die anderen Parteien hätten verhindern können.   [….]  Das Erfurter Parlament hat schon einiges erlebt, zuletzt die völlig verrückte Wahl des FDP-Mannes Thomas Kemmerich zum Kurzzeit-Ministerpräsidenten im Jahr 2020. [….] stag, wurde der Landtag erneut zum Tollhaus. Man kann die Situation ohne Zweifel als weiteren Tiefpunkt des Parlamentarismus bezeichnen. Erstmals hat die AfD in einem Bundesland vorgeführt, was es bedeutet, wenn sie eine Mehrheit erringt und damit ausgiebig spielt. Sie machte das Parlament zu einer Bühne, auf der nur noch eine Meinung gelten soll. [….] Denn Treutler macht, was die Partei ganz offensichtlich von ihm erwartet. Er ermöglicht der Höcke-Truppe das größtmögliche Schauspiel – unter zunehmend verzweifelten Blicken der restlichen Abgeordneten und ratlosen Besuchern. [….] Eigentlich soll ein Alterspräsident eine kurze Rede halten und dann die Tagesordnung abarbeiten. Aber Treutler redet und redet. Die anderen Fraktionen versuchen erfolglos, ihn zu stoppen. Anträge zur Geschäftsordnung laufen ins Leere, immer wieder stehen die Parlamentarischen Geschäftsführer wild gestikulierend vor dem Podium, während draußen vor dem Saal die Antifa und die »Omas gegen rechts« gegen den Rechtsruck demonstrieren.

Doch der alte Mann mit dem weißen Bart erweist sich als harter Brocken. Die CDU wirft ihm Parteilichkeit vor, vier Fraktionen klatschen, und Treutler sagt: »Ich hoffe, wir brauchen keinen Orthopäden für Ihre Hände.« Immer wieder wird Treutler von seinem Fraktionschef Björn Höcke und weiteren AfD-Funktionären mit diskreten Hinweisen und Handzeichen bedacht, die er dankbar aufnimmt und offensichtlich auch umsetzt. [….]  

(Steffen Winter, 26.09.2024)

Thüringen ist nicht zu retten. Was da kommt, war klar und dennoch wählte die überragende Mehrheit des Urnenpöbels mit CDU, BSW und BSW Parteien, die für das xenophobe rechte Chaos stehen.

[….] Auch wenn Treutler behaupte, die Geschäftsordnung zu achten, ignoriere er sie, so der Vorwurf. Mehrfach hatte Treutler zum Beispiel versucht, Politiker:innen der anderen Fraktionen die Mikrofone abzustellen. „Sie missachten unsere Rechte als Abgeordnete“, warf ihm Janine Merz (SPD) vor. Mit seinem Agieren verhindere der AfD-Politiker die Selbstbestimmung des Parlaments. „Sie erklären dieses Parlament für unmündig“, kritisierte zum Beispiel BSW-Geschäftsführer Thilo Kummer. [….] Die CDU wollte einen Ordnungsantrag stellen, bevor der Landtag eine:n Präsident:in gewählt hat. So wollte sie wohl die Geschäftsordnung dahingehend ändern, dass von Anfang an alle Fraktionen Vorschläge einreichen können. Einen entsprechenden Antrag hatte die CDU-Fraktion gemeinsam mit dem BSW eingereicht. Doch schon den ersten Ordnungsantrag, die Beschlussfähigkeit des Landtags schnell festzustellen, wollte Treutler nicht zulassen.

[….] Treutler bekam keine Ruhe in das Parlament. Was Treutler mache, schade der Demokratie, weil er den Mehrheitswillen ignoriere, rief Andreas Bühl zwei Stunden nach Sitzungsbeginn und fuhr lautstark fort: „Ich verlange von Ihnen die Geschäftsordnung anzuwenden.“

Als sich BSW-Geschäftsführer Thilo Kummer einschaltete, verlor Björn Höcke, der AfD-Chef, völlig die Fassung: „Herr Kummer, Sie können doch nicht einfach das Wort ergreifen“, ergriff Höcke per Mikrofon einfach das Wort. Auch Bühl schien völlig fassungslos, als der Alterspräsident anfing, ihn und andere einfach zu ignorieren. „Was Sie hier treiben, ist Machtergreifung.“

Treutler selbst wirkte mit der Situation insgesamt überfordert. Immer wieder blickte er nach rechts, zu seiner Fraktion. Immer wieder eilten Torben Braga, der AfD-Geschäftsführer, und Stefan Möller, der AfD-Co-Vorsitzende, nach vorne, um sich mit Treutler zu besprechen. Nach etwas mehr als drei Stunden, als die SPD weiterhin auf ihr Recht bestand, einen Ordnungsantrag einzubringen, sagt er in sein Mikrofon: „Ich sehe, es kommt zu keiner Ruhe, ich unterbreche die Sitzung für fünf Minuten.“ Allerdings: Die anderen Fraktionen folgten ihm nicht.

Schon stehend wiederholte Treutler: „Die Sitzung ist unterbrochen.“ Auch Björn Höcke klemmte sich seine Mappe unter den Arm und ging, seine AfD-Fraktion folgte zögerlich. Einzelne blieben sitzen. Genauso, wie alle Abgeordneten der anderen Fraktionen. „Wir fordern den zweitältesten Abgeordneten auf, die Sitzung fortzuführen“, meldete sich schließlich Bühl zu Wort. Klopfen auf die Tische. Doch niemand regt sich. „Wir verlangen, dass unsere verfassungsmäßigen Rechte gewahrt werden und die Sitzung fortgesetzt wird“, schloss sich Katja Mitteldorf von der Linken an. [….] Es ist nur ein Vorspiel auf das, was die nächsten Monate bevorsteht.  [….]

(David Muschenich, 26.09.2024)

Wir sollten das Bundesland dringend an Putin abtreten. Früher hätte ich „verkaufen“, statt „abtreten“ gesagt. Aber wer will sowas noch haben? Wir müssten Putin dankbar sein, wenn er es überhaupt nimmt. Oder draufzahlen.

Mittwoch, 25. September 2024

Grün vs Gelb

Die Performance der irren gelben Pest bekam dieses Jahr die entsprechenden Noten vom Souverän („Urnenpöbel“ zitiere ich nur dann von Georg Schramm, wenn ich nicht einverstanden bin): 0,9%; 1,1% und 0,8% bei den vergangenen drei Landtagswahlen.

Die letzten verbliebenen Hamburger FDP-Politiker treten bereits zur CDU über.

[….] So schwer hatte er es noch nie: TV-Journalist Jörg Schönenborn hat nach der Landtagswahl in Brandenburg erstmals in seiner Karriere ein Elektronenmikroskop zur Hilfe nehmen müssen. Andernfalls hätte er das Wahlergebnis der FDP (0,8%) nicht analysieren können. [….] Bislang konnte der ARD-Wahlexperte seine Analysen über Wählerwanderung, Altersverschiebung und Themenschwerpunkte stets mit bloßem Auge durchführen. Doch diesmal sind die Balken und Tortenstücke der Partei schlicht so winzig, dass sie ohne moderne Hightech-Hilfsmittel nicht erkennbar sind.

"Ja, da ist ein klitzekleines bisschen Gelb zu sehen…", murmelt Schönenborn, während er das Gerät justiert. "Also mit 250.000-facher Vergrößerung geht's halbwegs. Ja. Ich sehe, dass wohl viele Wähler in Richtung CDU, AfD, SPD, BSW… naja, in Richtung aller Parteien eigentlich abgewandert sind.   [….]

(dpo, 23.09.2024)

Welche Lehren man daraus zu ziehen hat, ist offensichtlich: Man darf niemals grundlos selbstbewußten Parteichefs, die keine einzige Minute Regierungserfahrung haben, Toppositionen im Kabinett anvertrauen: Westerwelle, Baerbock, Lindner, Merz lassen grüßen!

[….] Christian Lindner und seine FDP haben nach den drei Landtagswahlen nichts mehr zu verlieren. Denn sie haben schon fast alles verloren: die letzten Wähler im Osten, den Respekt ihres natürlichen Partners, der Union – und die Aussicht darauf, dass es für sie in der Ampel noch besser werden könnte.

Die FDP ist verkommen zu einer westdeutschen Klientelpartei, die in den neuen Ländern quasi nicht mehr vorhanden ist, mit Wahlergebnissen von einem Prozent oder sogar darunter. Wie tief wolle die FDP noch sinken, höhnte Friedrich Merz, nachdem die Liberalen in Brandenburg gerade mal zwölf Stimmen mehr als die „Ungültigen“ geholt haben, bei denen es die Wähler nicht geschafft haben, den Wahlzettel richtig auszufüllen.

Auch in der übrigen Republik ist der Rückhalt für die FDP derart geschrumpft, dass sie unter einem Kanzler Merz nur die Nummer vier wäre: hinter dem möglichen großen Koalitionspartner, der entweder SPD oder Grüne heißen dürfte, und der machtbewussten CSU. Gemütlicher als in der Ampel würde es für sie da bestimmt nicht. Eher im Gegenteil. Aber es ist auch gut möglich, dass die Liberalen gar nicht erst in den nächsten Bundestag einziehen.

All dies ist verheerend für eine Partei, die seit jeher einen enormen Anspruch an sich selbst hat; die unter Guido Westerwelle mal das „Projekt 18“ verfolgt, also 18 Prozent als Ziel hatte; und die seit der Gründung der Bundesrepublik vor 75 Jahren die meiste Zeit, fast fünf Jahrzehnte lang, im Bund mitregiert hat. [….]

(Ulrich Schäfer, 24.09.2024)

Eine auch nur rudimentär zurechnungsfähige FDP-Parteiführung hätte längst zumindest die hoffnungslos überforderten und absurd lügenden Wissing und Stark-Watzinger ausgetauscht.

Christine Lambrecht durch Boris Pistorius zu ersetzen, zeigte wie sinnvoll es sein kann, einen unfähigen Minister durch einen Fähigen zu ersetzen.

Aber ein derartiges Parteiversagen müsste natürlich längst auch Christian Lindners Kopf gekostet haben. In Hamburg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, dem Saarland, Sachsen und Thüringen scheiterte die gelbe Pest an der 5%-Hürde. In RP (5,5%), MeckPomm (5,8%), Bremen (5,1%) und Hessen (5,0%) zitterten sie sich mit schweren Verlusten eben gerade noch ins Parlament. Sie regiert – NOCH – in zwei von 16 Bundesländern. In der Magdeburger Deutschland-Koalition und der Mainzer Ampel. Aber das wird sich spätestens mit den dort im Frühjahr 2026 anstehenden Landtagswahlen ändern.

Da dies aber Deutschland; oder besser gesagt – SCHILDA – ist, trat heute nicht die gesamte FDP- und JuLi-Führung zurück, sondern die Chefs der Grünen und der Grünen Jugend.

Die perfiden Dauerattacken der dunkeldeutschen Parteien haben Ricarda Lang und Omid Nouripour so schwer beschädigt, daß sie nicht mehr zu den Wählern durchdringen.

[……]  „Wir sind zum Ergebnis gekommen: Es braucht einen Neustart“, sagte Nouripour. Jetzt sei „Zeit für Leute, die neu anpacken“. Nötig seien „neue Gesichter, um die Partei aus dieser Krise zu führen“, ergänzte Lang. Jetzt sei nicht die richtige Zeit, „um am Stuhl zu kleben“. [……] Es brauche eine „strategische Neuaufstellung“ der Partei, sagte Lang, gerade im Hinblick auf das kommende Jahr. Die anstehende Bundestagswahl sei „nicht einfach irgendeine Wahl“. Es gehe um eine Richtungsentscheidung für Deutschland. Jetzt sei die Zeit gekommen, Verantwortung zu übernehmen. „Wir übernehmen sie, indem wir einen Neustart ermöglichen.“

Der Bundeswirtschaftsminister und designierte Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, bezeichnete den Rücktritt als „großen Dienst an der Partei“. Der Schritt zeuge „von großer Stärke und Weitsicht“ und sei keineswegs selbstverständlich. Er sagte auch, die Niederlagen bei den jüngsten Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg seien unstrittig vom Bundestrend beeinflusst gewesen. „Wir tragen hier alle Verantwortung, auch ich. Und auch ich will mich ihr stellen.“ Er kündigte am Mittwoch eine Abstimmung über seine Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl auf dem Parteitag in Wiesbaden an.  […..]

(SZ, 25.09.2024)

Dabei ist zweifellos die Grüne Politik sinnvoll und die Gelbe Politik schädlich. Das kann man sich nicht ausdenken.

[……] Der Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour von der Spitze der Grünen kam für viele plötzlich. Christian Lindner findet den Abgang allerdings nicht überraschend. "Nach so einem Wahlergebnis kann eine Parteispitze ja im Grunde gar nichts anderes mehr machen, als abzutreten", so der FDP-Chef.

"Nach so einem Desaster, wie es die Grünen bei den Landtagswahlen im Osten erlebt haben, wäre es natürlich ein fatales Signal nach innen und nach außen gewesen, wenn die Vorsitzenden nicht sofort Konsequenzen ziehen und das Feld räumen", erklärte Lindner. "Ich meine, die sind in Brandenburg nicht mal in den Landtag gekommen. Bitter, oder?"

Niemand sollte in so einer Situation unantastbar sein, findet der FDP-Vorsitzende. "Auch keine Parteigrößen wie Ricarda Lang und Omid Nouripour. Das hat auch etwas mit Verantwortung zu tun." Insofern sei der Rücktritt mehr als angebracht. "Ich bin froh, dass bei den Grünen wenigstens noch irgendjemand mitdenkt und merkt, wenn die Bürger die Schnauze voll von ihnen haben."

Anschließend verabschiedete sich Lindner mit Verweis auf einen dringenden Termin: "Ich muss gleich noch gemeinsam mit Wolfgang Kubicki überlegen, wie wir die FDP-Ergebnisse von 1,1% in Thüringen, 0,9% in Sachsen sowie 0,8% in Brandenburg unseren beiden Koalitionspartnern anlasten können."  […..]

(dpo, 25.09.2024)

Die Namen, die für die neue Grünen-Führung kursieren, sind allerdings vielversprechend: Andreas Audretsch, Felix Banaszak und Franziska Brantner.

Beiden Männern folge ich schon lange in den sozialen Medien und wurde dadurch zu einem regelrechten Banaszak-Fan. Er ist ein exzellenter Redner, der sich offensiv mit den rechten Angriffen auseinander setzt und zudem immer bella figura macht.

So traurig und abstoßend es ist: Der rechte Mob hatte sich derartig auf Langs Gewicht eingeschossen, daß die verächtlich machenden, frauenfeindlichen Memes  allgegenwärtig sind. Das dürfte in der Politik keine Rolle spielen. Ich verabscheue dieses Bodyshaming. Aber man kann die Existenz dieser amoralischen Angriffe nicht leugnen und daher gebe ich zu, mich über die schlanken und adretten Figuren der drei grünen Top-Kandidaten zu freuen. Insbesondere Felix Banaszak sieht mit seinen gut sitzenden Anzügen immer wie aus dem Ei gepellt aus und dürfte (hoffentlich) diesbezüglich wenig Meme-Material liefern.

Natürlich zerrissen sich die Parteien mit den vielen Dr.-Titel-Betrügern stets das Maul über die nicht erreichten Studienabschlüsse Langs und Nouripours, obwohl auch das selbstverständlich kein Kriterium für die Eignung als Politiker ist. Auch das Pseudo-Problem könnte zukünftig entfallen. Andreas Audretsch ist Dr. rer. Pol, Banaszek Bachelor of Arts, Brantner absolvierte internationale Studiengänge, Promotion in Sozialwissenschaften, sie spricht fließend Französisch, Englisch und Spanisch.

Sie alle drei sind exzellente Fachpolitiker, die Fritze Merz intellektuell haushoch überlegen sind. CDUCSU- und AFDP-Clowns sind Audretsch und Banaszak rhetorisch überhaupt nicht gewachsen.

Natürlich, die Opposition drischt nun auf die Grünen ein, grölt pathetisch das Ende der Ampel herbei. Natürlich tritt nicht die gesamte Parteispitze aus einer Position der Stärke zurück. Aber im diametralen Gegensatz zur FDP, verfügen die Grünen über Anstand und Einsicht. Sie kleben eben nicht an Posten.

[…..]  Die Grünen haben zuletzt meist still gelitten. Bei den jüngsten Wahlen erregten ihre Niederlagen weniger Aufsehen, weil die Kanzlerpartei SPD relevanter war, oder weil es der FDP noch schlechter ging. Insgesamt aber war das Wahljahr für die Grünen zum Fürchten: Bei der Europawahl verloren sie fast zehn Prozentpunkte, im Osten schafften sie es nur in einen von drei neugewählten Landtagen. Es ist deswegen richtig, dass der Parteivorstand zurücktritt. Er zeigt damit eine Größe, die anderen fehlt.

Der Co-Vorsitzende Omid Nouripour gab sich zwar gerne staatsmännisch, wirkte aber oft etwas entfernt vom Tagesgeschehen. Seine Mit-Chefin Ricarda Lang war präsenter und stemmte sich mutig gegen den Hass, der ihr aus dem Netz entgegenschlug. Aber letztlich wurden beide überstrahlt von Annalena Baerbock und Robert Habeck, die als Regierungsmitglieder viel einflussreicher waren. Vor allem aber hat die Parteispitze keine Antwort darauf gefunden, dass grüne Themen zuletzt kaum noch ankamen. Vieles, was die Grünen für richtig halten, empfinden die Wählerinnen und Wähler als Zumutung: mehr Toleranz bei der Migration etwa, Klimaschutz oder die dezidierte Unterstützung der Ukraine. Im Osten schlug den Grünen vielerorts nicht nur Ablehnung, sondern geradezu Hass entgegen.   […..]

(Nicolas Richter, SZ, 26.09.2024)

Es war höchst ungerecht und unmoralisch, wie Söder, Merz und all die AfDler mit Ricarda Lang umsprangen. Aber wer Fairness und Gerechtigkeit erwartet, ist falsch in der Spitzenpolitik. Aber die Konservativen, die nun jubeln, weil sie die bei ihnen so verhasste Grüne losgeworden sind, freuen sich mutmaßlich zu früh. Denn mit dem neuen Personal werden sie es vermutlich – hoffentlich – verdammt schwer haben. Zumal auch mit Emelie Büning eine zwar sympathische, aber rhetorisch extrem schwache Generalsekretärin ausgetauscht wird.

[…..]  Seit Längerem steht sie intern in der Kritik.: Büning wird vor allem die bittere Wahlschlappe bei der Europawahl angekreidet, bei der die Grünen im Juni keine zwölf Prozent mehr erreichten, nach über 20 Prozent noch im Jahr 2019. Büning wirkte nach der Brandenburg-Wahl in öffentlichen Stellungnahmen überfordert, nicht zuletzt in der Berliner Runde der ARD mit den Vertretern der anderen Parteien.

Da wurde Habeck vom AfD-Vertreter Bernd Baumann als »Kinderbuchautor« verhöhnt, ohne dass Büning ihm widersprach. Mit dem Rücktritt des gesamten Bundesvorstandes muss nun auch ihr Posten neu besetzt werden. Womöglich eine Chance, neben Brantner als Co-Parteichefin eine weitere Kraft mit Wahlkampferfahrung in die Bundesgeschäftsstelle zu bringen.  […..]

(SPON, 25.09.2024)