Freitag, 12. Juli 2013

Schwarzgelb verarscht uns immer dreister....


Nein, ich gehöre nicht zu denen, die sich ständig über „das Fernsehen“ beklagen.
RTLs neue Tittenshow „Wild Girls“ treibt die Feuilletonisten zwar mal wieder zu einem Empörungs-Überbietungswettbewerb, aber da kann ich mich nicht anschließen.
So eine Sendung ist wunderbares Rohmaterial für „Kalkofes Mattscheibe“ die Rolle des sprechenden Busens Kader Loth ist doch eine seiner Besten!
Ich bekomme ohne Satellit und Decoder immerhin 51 Sender über das normale Kabel. Das sind pro Tag also 1.224 Stunden gesendetes Material.
 Wenn davon 99% zweckfreier Bullshit ist, bleiben immer noch 12 Stunden (= 1%) gutes TV übrig und somit deutlich mehr als ich sehen kann.
Man muß sich eben gezielt aussuchen, was man angucken will und das dann aufzeichnen.

Zu den regelmäßigen Sendungen, die sich eigentlich immer lohnen, gehört neben „PANORAMA“ und „ZAPP“ neuerdings auch Friedrich Küppersbuschs „Tagesschaum.“
Der Gute kann es immer noch. 

Ach wie ich seine Show „ZAK“ (ARD 1993 – 1996) vermisse! (Das war die mit Anne Clarks „Our Darkness“ als Titelmelodie.)
Küppersbusch ist einer der ganz wenigen TV-Leute, der rhetorisch jedem gewachsen ist und dementsprechend auch Jörg Haider bei seinem legendären Auftritt ganz alt aussehen ließ.
Einige seine Formulierungen habe ich 20 Jahre später immer noch im Kopf. Zum Beispiel, als er einen Beitrag über Willy Brandts Beerdigung und das unselige Verhalten der im Minirock erschienenen Brigitte Seebacher-Brandt gegenüber seiner früheren Familie anmoderierte:
„ ‚Brigittigitt!‘ dachten sich heute führende Sozialdemokraten und begannen ernsthaft über die Vorzüge der Witwenverbrennung nachzudenken…“
(aus dem Gedächtnis zitiert)

Küppersbusch ist uns in den Zeiten seiner Fernsehabstinenz nicht verloren gegangen. 
Er ist nur hinter die Kulissen gewechselt. Jeden Sonntag kann man aber in der „taz“ seine Kommentare zum Wochengeschehen nachlesen. 
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“ heißen diese Wochenendinterviews.
Ein absolutes MUSS!
Die WDR-Sendung „Tagesschaum“ (HIER der Link zum Tagesschaum-Youtube-Kanal) kommt mit Depeche Mode (Route 66) als Titelmelodie und zeigt wieder Küppersbuschs ganze Intelligenz.
In der Sendung vom 25. Juni (ja, ich hänge etwas hinterher..) erfuhr ich zu meiner großen Schande erst, daß einer meiner absolut bestgehassten Typen, nämlich Gerald Hennenhöfer eine sagenhafte Beförderung ergattert hat.
Hennenhöfer kennt Ihr nicht? Macht nichts, erklär‘ ich Euch:
Ein bißchen hatte Röttgen im Vorfeld aber doch an der Laufzeitverlängerung der Uralt-Atomkraftwerke „mitgewirkt“ indem er Wolfgang Renneberg, Atomexperte und 2005-2009 Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Umweltministerium feuerte.
Er fand eine tolle Alternative für Renneberg.

Umweltminister Röttgen berief mit Gerald Hennenhöfer einen fanatischen Atomlobbyisten zum Chef für die Reaktorsicherheit.
Hennenhöfer war schon 1994 bis 1998 der engste Mitarbeiter einer gewissen Ministerin namens Merkel, als die warnenden Gutachten zu Atommüllendlagern so gefälscht wurden, daß die vollkommen ungeeignete Anlagen zur Freude der Atomlobby zu tickenden Zeitbomben auf Milliardenkosten des Steuerzahlers verkamen.
Merkels Nachfolger Jürgen Trittin tat das einzig Richtige - er feuerte Hennenhöfer auf der Stelle.
Merkels persönlicher Atomwahrheitsmanipulator fiel allerdings weich und wurde Generalbevollmächtigter für Wirtschaftspolitik beim Münchner Energiekonzern Viag, der im Jahr 2000 mit der Veba zum Stromriesen Eon verschmolz.
Als Anwalt verteidigte der Atommafiosi das Helmholtz-Zentrum München (Betreiberin des umstrittenen Versuchsendlagers Asse II) gegen Bürgerinitiativen.

Offensichtlich handelt es sich bei dieser Personalie auch schlicht und ergreifend um einen Witz - ich weiß gar nicht, was sich die Opposition so aufregt.
„Das ist fahrlässig und abenteuerlich”, giftete [...] Röttgens Vorgänger und SPD-Chef Sigmar Gabriel. Durch die Ernennung des „Lobbyisten der Atomwirtschaft” sei die „freundliche Maske” Röttgens gefallen. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn schimpfte: „Mit der Ernennung eines Atomlobbyisten zum Verantwortlichen für Reaktorsicherheit macht Röttgen den Bock zum Gärtner.” Tobias Münchmeyer, Atom-Experte bei Greenpeace, bezeichnete Hennenhöfer als „altbekannten Atom-Hardliner”. Ihn zum obersten Strahlenschützer zu machen sei, als „hätte man Manfred Kanther zum Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ernannt”.

Wer aber vor drei Jahren dachte nun sei wirklich der Gipfel der Dreistheit erreicht, irrte.
Hennenhöfer wird von den Politikern, die seine Verbände mit Millionen unterstützen weiter nach oben durchgereicht.
Gerald Hennenhöfer wechselt hin und her zwischen Staat und Industrie. Nun ist der ehemalige Eon-Manager zu Europas mächtigstem Atomaufseher geworden. […] Es kommt nicht häufig vor, dass Tausende Menschen gegen einen Abteilungsleiter in einem Bundesministerium unterschreiben. Es kommt auch nicht häufig vor, dass Bundestagsabgeordnete mehr über diesen Abteilungsleiter wissen wollen und dazu einen zwölfseitigen Fragekatalog an die Regierung richten.
Dieser Abteilungsleiter heißt Gerald Hennenhöfer, ist zuständig für die Sicherheit deutscher Atomreaktoren und bekannt für seine mehrfachen Seitenwechsel: Atomaufsicht, Atomkonzern, Atomaufsicht. Jetzt überwacht er wieder jene Industrie, die ihn einst bezahlte. Die SPD-Umweltpolitikerin Ute Vogt bezeichnet ihn als „Chefverwalter der deutschen Atomlobby“.
Vor wenigen Tagen ist der 65-Jährige zum obersten Strahlenschützer der Europäischen Union geworden, oder korrekt: zum Vorsitzenden der Gruppe der Leiter der europäischen Atomaufsichtsbehörden. Am Dienstag und Mittwoch wird er zum ersten Mal eine Konferenz der Gruppe leiten.
Der Bock als Gärtner
Umweltschützer sind empört. Von einem „politisch verhängnisvollen Signal“ spricht etwa Jürgen Trittin von den Grünen. „Der Bock ist als Gärtner nicht weniger ungeeignet, wenn ganz Europa zu seinem Garten wird.“ Trittin hat eine besondere Beziehung zu Hennenhöfer: Als der Grünen-Politiker 1998 zum Umweltminister wurde, schmiss er den Abteilungsleiter raus. Mit ihm sei der Atomausstieg nicht durchsetzbar gewesen, sagt Trittin heute.
Hennenhöfer jedoch ließ sich sein Fachwissen vergolden und wechselte zum Energiekonzern Viag, der später zu Eon wurde. Als „Generalbevollmächtigter für Wirtschaftspolitik“ saß Hennenhöfer fortan auf der anderen Seite der Verhandlungen über das Ende der Atomenergienutzung.
[…] Die Initiative [Lobbycontrol] nennt Hennenhöfer in ihrem Online-Lexikon LobbyPedia. Dort steht, er „verkörpert wie kaum ein anderer in Deutschland das Prinzip Drehtür“. LobbyControl fordert eine dreijährige Auszeit für Politiker und Spitzenbeamte, die in die Wirtschaft wechseln. Dass Hennenhöfer nun auch zu Europas oberstem Atomaufseher geworden ist, stößt bei LobbyControl-Expertin Heidi Bank auf Unverständnis.

So läuft das unter der Führerschaft der Deutschen allerliebsten Kanzlerin:
Wer Geld hat und den käuflichen Dienstleister Bundesregierung bezahlen kann, bekommt auch die entsprechenden Gesetze.
Der Gastronomie-Gigant Mövenpick spendet über eine Zwischenfirma über eine Million Euro an die FDP, die sich mit einer Mehrwertsteuersenkung fürs Hotelgewerbe bedankt. Der Staatsminister im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), kann sich in Kürze als Cheflobbyist von Daimler gegen zu hohe Steuern für Konzerne wehren oder auf Subventionen für Elektromobilität dringen. Der CDU-Politiker Jens Spahn kümmerte sich als Abgeordneter um Gesundheitspolitik – aber auch als Teileigentümer der Agentur Politas.
Interessensvertreter hatten unter Schwarz-Gelb nach Beobachtung der Organisation Lobbycontrol ein gutes Leben. Von einer „vernichtenden Bilanz“ sprach Hauptgeschäftsführer Ulrich Müller bei der Präsentation einer Analyse der Jahre 2009 bis 2013.

Der Urnenpöbel ist entzückt und so vergrößert sich der Abstand zwischen der inzwischen uneinholbar erscheinenden CDU zu ihren Konkurrenten immer mehr.
Willkommen in Schilda.

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