Montag, 1. Juli 2013

Impudenz des Monats Juni 2013



Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Heute war es schwer eine Entscheidung zu treffen. 
Angesichts des im Vatikan aufgeflogenen Kinderprostitutionsringes, der den Prälaten und Priestern minderjährige osteuropäische Jungs zum Poppen zuführte, Papst Franzens vizegöttlicher Bestätigung der Schwulen-Seilschaften und den verhafteten Vatikanischen Bankern, die im ganz großen Stil Schwarzgeld verschoben haben, wäre es eigentlich angebracht den Impudenzpreis gen Rom zu vergeben.

Aber spätestens die Meldung, daß sich die Familienministerin nun noch mal mit Verve in die ministerliche Riege der Großlügner einreihte, bewog mich doch eher nach Berlin zu blicken.
Wieso, verdammt noch mal, ist es eigentlich so ruhig?

Zur Impudenz des Monats küre ich hiermit die innenpolitische Journaille insgesamt!

Was für ein Armutszeugnis!

Wir werden von Leuten regiert, die nahezu durchgängig als Lügner und massive Faktenverdreher enttarnt sind.

Und was fällt den großen Zeitungen dazu ein?
Nichts.

 Statt endlich mal mit massiven Protesten und Abwahlaufrufen zu titeln, weil man sich diese Schande nicht mehr bieten lassen kann, spielen die Jungs und Mädels der großen überregionalen Periodika weiter Verstecken.
War was?
Nö.
Lieber wird auf den am Boden Liegenden herum getreten.
Wäre doch gelacht, wenn man bei Steinbrück nicht noch irgendeine möglicherweise ungeschickte Formulierung findet.
Und wenn die Sozen nur richtige und vernünftige Dinge von sich geben, wird eben wortreich beschrieben wie „schmallippig“ der SPD-Kanzlerkandidat sei.
Seine nach unten zeigenden Mundwinkel („Haifischlachen“) sind allemal eine Meldung wert.
Zum Glück sind Merkels Mundwinkel ja immer delphinartig lachend. 

Unfassbar war heute ein dpa-Artikel. 
Eine der vielen blutleeren nüchternen Beschreibungen, die inzwischen von allen redaktionell geschrumpften Zeitungen eingekauft werden und dann in Dutzenden verschiedenen Blättern wortgleich erscheinen.

An Meinungsjournalismus traut sich ja ohnehin niemand mehr ran. 
Man könnte ja einen der letzten drei Leser vergraulen. Da zensuriert man sich lieber selbst. 

Unter der Überschrift „Licht und Schatten in schwarz-gelber Bilanz“ erschien unter anderem im Hamburger Abendblatt heute eine Betrachtung der Projekte, die sich die Merkel-Westerwelle-Regierung im Herbst 2009 vollmundig und laut tönend vorgenommen hatte.

Nichts weniger als „die geistig-politische Wende“ wurde damals vom Vizekanzler ausgerufen.
Nicht gerade originell die Regierung an ihren eigenen Worten zu messen.
Aber notwendig.
Der neutrale dpa-Text, der so in jeder Zeitung von taz bis FAZ erscheinen könnte, ist ein
Dokument des Totalversagens von CDU/CSU und FDP.

Licht und Schatten in schwarz-gelber Bilanz
Der Koalitionsvertrag von Union und FDP enthält viele Großprojekte, die nicht realisiert wurden. […]
Steuern: Die angekündigte Steuerentlastung um bis zu 24 Milliarden Euro im Jahr blieb aus. Eine Minireform, durch den Umbau des Einkommensteuersystems die "kalte Progression" zu mindern, scheiterte am Widerstand der Länder. Vom Tisch ist ein Stufentarif. Gescheitert sind eine Reform der Gewerbesteuer und eine Neuregelung der Kommunalfinanzen. Die Reform des Mehrwertsteuersystems wurde verfehlt. Das Steuerabkommen mit der Schweiz trat wegen des Länderwiderstands ebenfalls nicht in Kraft. Pläne zur breiten Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung wurden aus Kostengründen aufgegeben. […]
Banken: Die Neuordnung der Bankenaufsicht wurde nicht so umgesetzt wie geplant. […]
Energie: Zunächst hatte die Regierung 2010 eine deutliche Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke beschlossen. Dann sorgte sie 2011 nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima mit einer 180-Grad-Wende für den Atomausstieg bis 2022. […] Eine Kostenreform scheiterte an der Uneinigkeit zwischen Bund und Ländern. […]
Justiz: Das Dauerstreitthema Vorratsdatenspeicherung wird wohl bis zum Ende der Legislaturperiode ungelöst bleiben. […]
Rente: Das gegen Altersarmut vereinbarte Konzept einer Lebensleistungsrente wurde auf die Zeit nach der Wahl verschoben. […]. Auch die Besserstellung älterer Mütter bei der Rente muss noch warten. Nicht umgesetzt wurde die im Koalitionsvertrag versprochene Rentenangleichung in Ost- und Westdeutschland.
Gesundheit: Das seit Jahren geplante Gesetz zur Gesundheitsvorsorge ist in der letzten Sitzungswoche von der Koalition im Bundestag beschlossen worden. Angesichts der ablehnenden Haltung von SPD und Grünen ist aber sehr fraglich, ob das Gesetz noch durch den Bundesrat kommt. […]
Pflege: "Wir wollen eine neue, differenziertere Definition der Pflegebedürftigkeit", verabredeten Union und FDP 2009. Die Demenzkranken sollen verstärkt in die Pflegeversicherung eingruppiert werden. Noch Ende Juni legte ein Expertenbeirat Vorschläge vor – eine entsprechende Reform in dieser Wahlperiode ist aber nicht mehr möglich. […]
Verteidigung: Hier haben Union und FDP gegen ihren Vertrag verstoßen. Sie wollten den Wehrdienst von neun auf sechs Monate verkürzen, aber die Wehrpflicht erhalten. […]
 


Wo, zum Teufel, wurde hier denn überhaupt mal „Licht“ gesehen?

Ich finde das durchgehend schattig. 
Ich sehe da nur schwarz, und zwar dunkelschwarz!

Das dürften auch konservative Journalisten ruhig so nennen.
Schließlich handelt es sich dabei um Tatsachen.

Diese Lobbyisten-Erfüllungstruppe hat kein moralisches Recht wiedergewählt zu werden.

Und das ist das Mindeste, das ich von den Hauptstadtschreiberlingen erwarte.

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