Samstag, 24. Januar 2015

Franz outet sich – Teil IX


Im aktuellen SPIEGEL; der kommt ja schwachsinnigerweise jetzt samstags; schreibt Walter Mayr den Leitartikel über den Papst. Gerade hatte noch die Chefredaktion zum neuen Layout in der „Hausmitteilung“ lang und breit erklärt, wieso der Leitkommentar zukünftig nicht mehr namentlich gekennzeichnet sein würde. Ist dem Blatt womöglich ein Papst-Artikel zu heikel, um sich als ganze Redaktion hinter ihn zu stellen?
Die bahnbrechende Aussage des ganzseitigen Kommentars unter der Überschrift „Der Mann der vielen Worte:“
Franzl redet zwar eine Menge, aber ernst nehmen muß man es nicht; es ändert sich ja doch nichts.

Potzblitz, welch Erkenntnis! Auf die Idee wäre ich nie gekommen.
Der SPIEGEL hat wirklich wieder Biss. Auf den Seiten 36 und 37 folgt zudem gleich die nächste Mörder-Enthüllung, die mich glatt aus den Socken gehauen hat: Fünf Jahre nach dem Hochkochen der Missbrauchsvorwürfe anlässlich der Berliner Canisius-Enthüllungen stellt sich heraus, daß die deutschen Bischöfe die Aufklärung womöglich doch nicht mit brutalstmöglicher Konsequenz betreiben und die Verantwortung der Bischöfe sogar etwas herunterspielen.
Unfuckingfassbar. Wer hätte das gedacht?

Unser Franz hat unterdessen nach dem gestrigen Durchsickern der Personalie Tebartz van Elst heute schon wieder eine bahnbrechende Entscheidung getroffen.
Eine tiefe Wunde, die insbesondere ich täglich erleiden muß, wird wohl bald heilen:
Die Sedivakanz des Erzbistums Hamburg wird beendet. Wir bekommen endlich einen neuen Erzbischof! Hurra!
Leider ist es nicht mein Lieblingsbischof TVE geworden, aber damit mußte ich angesichts der ärmlichen Finanzlage der hanseatischen Diaspora-Erzdiözese rechnen – immerhin wohnt der Weihbischof in einer Etagenwohnung. Das kann man einem Tebartz-van-Elst nicht zumuten.
Aber unser Neuer ist auch kein Unbekannter, sondern ein katholischer Held, den ich durchaus schon in diesem Blog würdigte. Kölns Stefan Heße.
Hosianna!
Wieder einmal haben sich die bayerischen Seilschaften des Vatikans aus Razinger, Gänswein und Müller als übermächtig erweisen und erneut einen Ultrakonservativen aus Kardinal Meisners Meisterschule zu einem Erzbischofsjob verholfen.
Endlich kann der vergleichsweise liberale und unprätentiöse Erzbischof Thissen in Vergessenheit geraten.

Papst hat entschieden: Kölner Generalvikar Stefan Heße soll Nachfolger von Werner Thissen werden. Der neue Erzbischof darf sich auf eine weltoffene und keineswegs kirchenfeindliche Metropole freuen.
[…]  Der bisherige Kölner Generalvikar Stefan Heße, 48, soll neuer Erzbischof in Hamburg und damit Nachfolger von Werner Thissen werden, der 2014 in den Ruhestand trat. […]   In der Hansestadt gehören gerade mal zehn Prozent der römisch-katholischen Kirche an. Das gesamte Erzbistum mit seinen Pfarreien in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg zählt knapp 400.000 Mitglieder. […]  Heße […]  arbeitete als Diözesanbeauftragter für Rundfunk und Fernsehen im Erzbistum Köln und gehört dem WDR-Rundfunkrat an. Und als Diözesanadministrator hat er praktisch von der Pike auf gelernt, eine Diözese zu leiten. […]

Herrn Heße liebe ich schon seit einigen Jahren ganz besonders. Der Musterschüler des Masters der NS-Vergleiche weiß wie man ultrakonservativ durchgreift.

Diözesanadministrator Stefan Heße, der aktuelle Chef des Mega-Erzbistums Köln, troff kürzlich vor Weihrauch und Schmalz, als er den Mega-Rückgang bei den Mitgliederzahlen kommentierte.

Der Mensch stünde im Mittelpunkt der Kirchenarbeit und natürlich „unsere Botschaft vom liebenden Gott“!

Ich bin nicht ganz sicher, ob der arme Mann das selbst glaubt, oder ob er einfach nur beim Phrasenschleudern sehr abgebrüht ist.

Mit der Nächstenliebe in der Praxis seines Verantwortungsbereichs sieht es jedenfalls anders aus. Da werden Religionslehrer öffentlicher Schulen gefeuert, weil sie schwul sind, Kindergärtnerinnen davon gejagt, wenn sie in Scheidung leben, Schwangere in Not aus der Klinik gewiesen und Andersgläubige generell diffamiert.

Der Kölner Kardinal Meisner hat bei einer Veranstaltung vor Mitgliedern der katholischen Bewegung Neokatechumenaler Weg erklärt: "Ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien." Ein Video der Rede, die Meisner am 24. Januar hielt, hat das Erzbistum Köln ins Internet gestellt.

In Rheinbach bei Bonn hat man sogar das Gemeindeleben ganz aufgeben müssen  Am 1. Januar 2010 wurden die Pfarrgemeinden im Stadtgebiet von Rheinbach vom Erzbistum Köln zur Kath. Kirchengemeinde St. Martin, Rheinbach fusioniert und da in Meisners Köln kaum noch einer Pfarrer werden mag, holte sich der ultrakonservative Kardinal 2012 Ersatz beim Deutschherrenorden OT, der auf die bestialischen Kreuzzügler zurückgeht.

Unser neuer Chef-Katholiban in Hamburg weiß wie man mit der schnöden Realität umgeht – flexibel!

Die katholischen Kollegen zeigen ebenfalls in beeindruckender Weise wie wenig sie begreifen von ihrem Fußvolk.
Der Artikel des stramm konservativen Kölner Domradios zu den Austrittszahlen könnte in jeder PR-Schule als Negativbeispiel dafür gelten, wie man es NICHT machen sollte.
Da Kardinal Woelki noch nicht in sein Amt eingeführt wurde, ist Diözesanadministrator Stefan Heße der aktuelle Chef des Mega-Erzbistums.

"Ich bin ich als Diözesanadministrator über jeden Austritt traurig, mit dem ein Mensch seine Distanz zur Kirche und deren Sinnangeboten offen bekundet. […] Im Bereich der Finanzen wurden wir noch transparenter und haben durch die Offenlegung von Zahlen schon bewiesen, dass wir Geld und Vermögen der Kirche unseren Zielen entsprechend für die Menschen einsetzen (zum Beispiel in Kindergärten, Schulen und den Gemeinden des Erzbistums). Denn der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt.

Frech, echt frech, der Heße.
Ungeniert greift er auf die Lüge zurück die Kirche würde mit ihrem Milliardenschatz Schulen und Kindergärten finanzieren.
Dabei haben wir gerade aus den Skandalfällen in seiner Diözese gelernt – man erinnert sich an die geschiedene Kindergärtnerin, die in Königswinter gefeuert wurde – daß diese Einrichtungen zu EINHUNDERT PROZENT vom Staat finanziert werden. Dafür gibt die Kirche gar kein Geld aus.

Aber damit noch nicht genug. Heße beweist quasi mit jedem Satz, daß man der RKK zu Recht nicht trauen kann und dringend austreten sollte.

Papst Franziskus und der neu ernannte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki setzen sich besonders für Arme und Benachteiligte ein. Solch ein Engagement für den Anderen ist für mich ein sehr passender Ausdruck des eigenen Glaubens. Im Einsatz für Arme und Schwache wird unsere Botschaft vom liebenden Gott und eine Antwort auf die Frage nach Sinn sichtbar.

Ja und genau deswegen muß Heßes Kardinal auch in einer 7ner BWW-Limousine kutschiert werden.

Natürlich bejubelt das konservative Hamburger Abendballt den neuen Erzbischof. Und gerade deswegen freue ich mich auch schon auf ihn.
 Wenn Meisners Homunculus hier so schalten und walten will, wie er es im katholischen Köln gewöhnt ist, wird er sich noch wundern.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen