Saudische
Könige werden als gute Muslime schon am Mittag des nächsten Tages in ein
einfaches weißes Tuch gehüllt in ein namenloses Grab gelegt.
Vor
Allah sind alle gleich; daher sieht man bei der Hadsch alle Pilger vom Multimilliardär
und König bis hinab zum Bettler alle in der gleichen Kluft den gleichen Gang
gehen.
Irgendwie
sympathisch.
Der
verstorbene König Abdullah war allerdings nicht ganz so gleich wie seine
Glaubensbrüder, sondern mächtig und steinreich.
Und der
gute Mann hatte zudem seine speziellen Vorstellungen davon wie es in seinem
Staat laufen mußte:
Frauen dürfen nicht ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten, nicht wählen, keine Bankkonten eröffnen und natürlich nicht Autofahren.
Frauen dürfen nicht ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten, nicht wählen, keine Bankkonten eröffnen und natürlich nicht Autofahren.
Schwule
werden geköpft, Ehebrecherinnen gesteinigt und Opposition ist schon mal
grundsätzlich verboten
Die
Saudische Religionspolizei ist zu unfassbaren Grausamkeiten fähig.
Am 11. März starben 15
Mädchen, die versuchten, aus einer brennenden Schule in Mekka zu entkommen.
Mitglieder der saudi-arabischen Tugendkommission hatten die Mädchen am
Verlassen des Gebäudes gehindert und Rettungskräfte mit Gewalt von der Arbeit
abgehalten. Der Grund: Die Mädchen trugen nicht die vorgeschriebenen
"Abayas", schwarze Ganzkörper-Schleier ähnlich den in Afghanistan
getragenen Burkas. Die westlichen Medien ignorierten den Vorgang weitgehend,
während die arabischen Medien ungewohnt deutlich berichteten. […]
Wer
zum Christentum konvertiert, wird gesteinigt, Frauen werden bei „Ehebruch“,
nach Saudischen Verständnis also auch nach einer Vergewaltigung, geköpft.
Schwule werden erhängt.
Nach
Bagatelldelikten erfolgen Verstümmelungen.
Die Behörden
schränkten die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungs- und
Versammlungsfreiheit 2012 empfindlich ein. Andersdenkende wurden rücksichtslos
unterdrückt. Regierungskritiker und politische Aktivisten befanden sich ohne
Anklageerhebung in Haft oder wurden nach äußerst unfairen Gerichtsverfahren
verurteilt. Frauen wurden nach wie vor durch Gesetze und im Alltag
diskriminiert. Sie waren außerdem nur unzureichend vor häuslicher Gewalt und
anderen Übergriffen geschützt. Ausländische Arbeitsmigranten wurden von ihren
Arbeitgebern ausgebeutet und misshandelt. Gerichte verhängten
Auspeitschungsstrafen, die auch vollstreckt wurden. Hunderte Menschen saßen
Ende 2012 in Todeszellen, und mindestens 79 Personen wurden hingerichtet.
Während
wir uns aber ganz fürchterlich über Russland aufregen, findet Saudi Arabien
fast gar nicht statt. Niemals würden Gauck oder Merkel das Königshaus in Riad
bepöbeln, wie sie es mit Putin machen.
Dabei
sind die Saudis unbezweifelbar Financiers des international-gewalttätigen
Islamismus. Im Gegensatz zu Putin.
Es wäre
etwas zu einfach, sich auf den Standpunkt zu stellen, das sei nun einmal Usus
in der Gegend.
Genau
nebenan, im Osten mit einer langen Grenze zu Saudi Arabien, liegt das Sultanat
Oman. Auch Oman ist eine absolute Erbmonarchie. Hier liegt die absolute Gewalt seit
1970 ununterbrochen bei Sultan Qabus ibn Said.
Als demokratisch
kann man das Sultanats-System nicht unbedingt bezeichnen. Es wird zwar ein
Unterhaus gewählt, aber der Sultan bestimmt wer letztendlich Abgeordneter wird.
Parteien sind nicht erlaubt und die Legislative ist ebenfalls eingespart.
Gesetzgebung erfolgt direkt aus der Exekutive per Dekret.
Sultan
Qabus ist aber kein Wahabit! Frauen leben in seinem Land nahezu völlig
gleichberechtigt – zumindest, wenn man es mit Saudi Arabien vergleicht.
Die
entsetzlichen Verbrechen wider die Menschlichkeit, die im Reiche der
Saud-Könige an der Tagesordnung sind, kennt man nicht aus dem Oman.
Sultan
Qabus wirtschaftet gut mit seinem Ölreichtum.
Regelmäßig wird für das 4-Millionen-Volk ein
Haushaltsüberschuß erzielt. Umfangreiche soziale Leistungen wie Schulen,
Witwenrenten und Krankenversorgung sind kostenlos.
Omans
80-Milliarden-Dollar-BIP ist dennoch deutlich schmaler als das 700-Milliarden-Dollar-BIP
Saudi Arabiens.
Daher können
sich die Wahabiten in Riad auch immer darauf verlassen, daß westliche Politiker
wohlig-wonnig tief in ihre Mastdärme eindringen.
Als
Abdullah starb, war Merkel krank und Pastor Gauck feierte gerade eine Sause zu
seinem 75. Geburtstag. Da es für Gauck nichts Wichtigeres als Gauck gibt, war
er also verhindert.
Protokollarisch
wäre Steinmeier am drannsten gewesen, um schleimspurziehend auf den Knien durch
Riad zu rutschen.
Salman,
der neue König gibt sich aber nicht mit so etwas minderem wie Außenministern
zufrieden. So kam es, daß Merkel ganz schnell Wulff reaktivierte, um der
Saudischen Königsfamilie zu kondolieren.
Präsident
ist in ihren Augen mehr als ein Außenminister, auch wenn es nur ein „Ex“ ist, der chronisch
so knapp bei Kasse ist, daß man stets befürchten muß, er könnte sich das
Tafelsilber einstecken.
Der
Kleinstkriminelle Wulff fühlt sich wahrscheinlich wohl in einem Land, in dem es
keine Parteien oder gar freie Presse gibt. In einem Land, in dem Oppositionelle
verstümmlt, ausgepeitscht und eingesperrt werden.
Während der
Blogger Raif Badawi auf Abdullahs Geheiß de facto zu Tode gepeitscht wird, finden
die deutschen CDU-Spitzenpolitiker nur Lob für Badawis Peiniger.
Bundeskanzlerin Angela
Merkel hat Saudi-Arabien zum Tod von König Abdullah kondoliert und dem
gestorbenen Monarchen für "seine ausgewogene und vermittelnde Politik im
Nahen Osten (...) Respekt und Anerkennung" gezollt. Wie das
Bundespresseamt mitteilte, sprach Merkel in einem Kondolenztelegramm dem neuen
König Salman ibn Abdelasis ihr "tief empfundenes Mitgefühl" aus.
Weiter schrieb die
Kanzlerin über den verstorbenen König: "Mit Klugheit, Weitsicht und großem
persönlichen Einsatz ist er für eine behutsame Modernisierung seines Landes und
für den Dialog der islamischen Welt mit dem Westen eingetreten."
Noch
ungenierter agiert Obama.
Der
Guantanamo-man, der zuhause fleißig die Todesstrafe praktizieren lässt und
weltweit durch illegale Drohnen-Mord-Aktionen Unschuldige umbringen läßt, setzt
im Spannungsfeld zwischen „westlichen Werten“ wie Meinungsfreiheit und
Rücksicht auf islamische Despoten klare Prioritäten.
Moral
und Werte – das brauchen die frommen Christen Obama, Wulff und Merkel nur bei
Sonntagsreden und um sich bei ihren Wählern einzuschleimen. In der praktischen
Politik tangieren sie diese Petitessen nicht.
Die böse
Mainstreampresse kritisiert das durchaus. Sie tut das was sie tun muß.
Allein,
es schert niemand.
[…] Es wirkt wie eine Pilgerfahrt. Der
saudische König ist gestorben, und alle eilen nach Riad. Frankreichs Präsident
und der britische Premier waren schon da, der US-Präsident will am Dienstag
kommen. Der Westen verneigt sich vor dem toten Herrscher. Das ist prinzipiell
nicht verwerflich. Zu kondolieren ist eine zivilisatorische Errungenschaft.
Leider belassen es die Staats- und Regierungschefs aber nicht beim Kondolieren,
sie machen einen Kotau.
In dem Land, das die
Königsfamilie sich untertan gemacht hat, gelten Frauen nichts. Homosexuelle
werden verfolgt, Blogger ausgepeitscht, Todesurteile öffentlich mit Säbeln
vollstreckt. Es grenzt an eine Selbstaufgabe der Demokraten, wenn in London
sogar die Fahnen am Parlament auf Halbmast gesetzt werden, weil König Abdullah
gestorben ist.
Es ist absurd, wenn
Merkel die "Klugheit" und "ausgewogene Politik" des
Monarchen preist. Und es ist
bezeichnend, dass Obama den Gedenkmarsch für die Opfer des islamistischen
Terrors in Paris geschwänzt hat, jetzt aber zu den Mittelalter-Theokraten in
Riad pilgert. […]
[…]
Barack Obama bietet für seinen
Antrittsbesuch bei Saudi-Arabiens neuem König Salman nahezu alles auf, was in
der Sicherheitspolitik der Amerikaner Rang und Namen hat: Außenminister John
Kerry, CIA-Chef John O. Brennan, General Lloyd J. Austin, Chef des US Central
Command, das für den Nahen Osten und Zentralasien zuständig ist, sowie seine
wichtigsten Berater für Sicherheit, Lisa Monaco und Susan Rice, begleiten den
US-Präsidenten.
Zur 30-köpfigen
Delegation Obamas gehören sogar wichtige Republikaner, die in Saudi-Arabien
geschätzt werden: die Ex-Außenminister James Baker (unter George Bush Sr.) und
Condoleezza Rice (unter George W. Bush) sowie Senator John McCain, Obamas
größter außenpolitischer Kritiker und Rivale bei der Wahl 2008.
Mit seinem
persönlichen Erscheinen und der hochkarätigen, parteiübergreifenden Delegation
will der US-Präsident nach dem Tod von König Abdullah zeigen, wie wichtig ihm
Saudi-Arabien als Partner ist. Obama will einiges wieder gut machen, denn das
Verhältnis der beiden Länder hat sich in seiner Amtszeit verschlechtert.
Deshalb hofiert er nun den neuen Monarchen Salman. Seinen Besuch in Indien hat
der US-Präsident eigens dafür abgekürzt. […] Saudi-Arabien
mischt […] selbst energischer in der Region mit: Es
schickte seine Panzer nach Bahrain, unterstützte in Ägypten den Putsch des
Militärs und greift auch in Libyen gegen die Radikalislamisten ein.
[…]
Die saudische Linie ist klar: Stabilität
statt demokratischer Experimente. Zu diesem Kurs scheint auch Obama wieder
zurückkehren zu wollen. […]
Kürzlich beendete
Barack Obama den Kalten Krieg mit Kuba, und die Konservativen empörten sich:
Warum belohnt der Präsident ein solch autoritäres Regime? Jetzt hingegen erregt
sich in Washington niemand darüber, dass Obama an diesem Dienstag in Riad landet,
um einen neuen Monarchen zu begrüßen, dessen Staat nach demokratischen
Maßstäben mehr Nordkorea ähnelt als Kuba. Aber Saudi-Arabien spielt seit
Jahrzehnten den zuverlässigen Tankwart für Amerika, weswegen die USA ein
bisschen nachsichtiger sind: Auf den kubanischen Zigarrenladen können sie zur
Not verzichten, auf die Tankstelle nicht.
Möchte man den
Zynismus der globalen Ordnung an einem besonders drastischen Beispiel erklären,
findet sich kein besseres als das saudisch-amerikanische. Washington hat den Verbündeten
am Golf nicht nur ausgewählt, sondern mitgeformt - eine Diktatur, die ihre
Legitimität mit monarchischer Folklore und wahhabitischem Radikal-Islam
begründet, und die ihre Öleinnahmen grotesk ungerecht verteilt. Eigentlich
sollten sich die USA mehrere Jahre nach Beginn des Arabischen Frühlings fragen,
ob sie weiter auf dieses Regime setzen sollen, das trotz mancher Reform im
Winter der alten Ordnung verharrt. Stattdessen klammern sich die beiden Partner
jetzt fester aneinander denn je.
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