Verständlicherweise
war die Anwesenheit von Regierungsvertretern aus 20 Nationen mitten unter 1,5
Millionen Protestlern ein sicherheitstechnischer Alptraum für die Polizei.
Hollande,
Bibi, Angie und Co stellen schließlich nicht nur ein Traumziel für irre
Terroristen aller Art dar, sondern sie gefährden damit automatisch auch alle
anderen Anwesenden, die nur friedlich demonstrieren wollen.
Insofern
halte ich es für vertretbar, daß man die Staatsgast-Kette bei der Demo separat
abfilmte; Merkel aber nicht tatsächlich an der Spitze des Zuges durch ganz Paris
latschte.
Das
Wesentliche ist doch, daß diese internationalen Top-Gäste willens waren mit zu
demonstrieren und dafür extra nach Paris einflogen.
Ich bin
sicher, daß alle eitel genug sind, um sich die Spitzen-PR nicht entgehen zu
lassen. Für ausdrucksstarke Bilder, die ins Geschichtsbuch eingehen werden,
wären die die Damen und Herren auch liebend gern auf den Knien durch Paris
gerobbt.
Ich
konnte mich auch keine Sekunde über die ersten retuschierten Bilder aufregen.
Das wissen wir doch schon so lange, daß es religiotische Irre aller Abstufungen
gibt.
Und wenn
die Welt sich ihren unterkomplexen komplexbeladenen Vorstellungen nicht
entspricht, wird sie eben passend gemacht.
Eins der
berühmtesten Bilder der letzten zehn Jahre, nämlich der Schnappschuß des US-Sicherheitskabinetts,
welches im Situation-Room des Weißen Hauses im Jahr 2011 die Ermordung Osama
bin Ladens verfolgt, wurde von vielen jüdischen Zeitungen gephotoshopt,
weil man den Lesern nicht zumuten wollte Secretary of State Hillary Clinton and
Counterterrorism Director Audrey Tomason zu zeigen.
Frauen;
bäh. Mindere Weibsbilder. Schwanzlose Ungeheuer.
Aber so
sind Religioten nun einmal. Wären sie vernünftig, wären sie ja nicht religiös!
Es
erscheint mir passend, daß bei einer weltweiten Aktion wider die religiöse
Gewalt ultraorthodoxe Irre beweisen wie richtig es ist sich gegen Religionen
insgesamt zu wenden, indem sie die Frauen aus den Bildern radieren.
Religionen
kann man nur als Satire oder Gefahr verstehen; dabei schließt das eine das
andere nicht aus.
Bizarrer
war es allerdings zu erfahren mit welcher Verve sich nicht geladene Gäste wie
Bibi Netanjahu (der einst in den US darüber beklagte wie ungerecht es sei, daß
er nur Regierungschef eines so kleinen Landes sei, obwohl er doch eigentlich
prädestiniert sei eine Supermacht wie Amerika zu führen) oder Nikolas Sarkozy
beherzt in die erste Reihe drängten.
Zum
Glück gibt es für solche Fälle heute das Internet, um Egomanen dieses Schlages wenigsten gebührend auszulachen.
Wenn Menschen ins
Ausland reisen, dann begleiten sie die Vorurteile ihrer Nationalität
verlässlicher als jeder Reisepass. Englische Reisegruppen gelten als
trinkfreudig und akustisch auffällig, Russen als besonders durchsetzungsstark
am Buffet, Deutsche als vielleicht nicht immer ganz so stilsicher. Und Israelis?
"Die Warteschlange missachten, am Buseinstieg drängeln und mit
Ellbogeneinsatz nach vorn kommen, das ist dermaßen israelisch", attestiert
sich und seinen Landsleuten der bekannte Autor der israelischen Tageszeitung
Haaretz Jossi Verter.
Anlass gab ihm der
dieser Tage bekannteste reisende Israeli: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu,
der zuletzt in Frankreich unterwegs war. Zu dem Ausflug hatte er sich spontan
entschlossen und sich, so berichteten jedenfalls israelische Medien, aus
Wahlkampfgründen selbst zum großen Pariser Gedenkmarsch eingeladen. Und das,
obwohl Frankreichs Präsident Hollande in eigentlich gar nicht dabei haben
wollte.
Manche Israelis
beobachteten am Sonntag amüsiert, andere peinlich berührt, wie Netanjahu sich
forsch seinen Weg in die erste Reihe des Trauermarsches bahnte. War er zu
Beginn noch in der zweiten Reihe postiert, nutzte er den ersten Fotostopp der
Kolonne, um den vor ihm laufenden Präsidenten von Mali zum Händeschütteln
aufzufordern. Dabei zwängte er sich mit einer geschickten Körperdrehung neben
ihn und damit in die erste Reihe. [….]
Fast alle israelischen Medien lachten,
schimpften oder ätzten in den vergangenen Tagen über diesen Auftritt:
"Peinlich", "ein PR-Desaster". [….]
Richtig
grotesk an der Pariser „Je suis Charlie“-Demonstration für Meinungsfreiheit ist
allerdings die Heuchelei mit der sich Merkel und Co auch bei solchen
Staatsgästen unterhakten, die in ihren Nationen keineswegs Meinungsfreiheit
zulassen.
Vertreter
Ägyptens, der Türkei, der Ukraine, Russlands, Algeriens, der Vereinigten
Arabischen Emirate und Gabuns auf einer Millionen-Demo für die Meinungsfreiheit
zu dulden, ist an Heuchelei kaum zu übertreffen.
Übertroffen wird diese Schmach nur noch von Saudi-Arabien, dem nach Nord-Korea unfreiesten Land der Welt, welches just den weltweit berühmten Blogger Raif Badawi wegen freier Meinungsäußerung auspeitschen ließ und dann seinen Prinzen Nizar Madani zur Demo nach Paris schickte.
Badawi
wird 20 Wochen lang jeden Freitag 50 Peitschenhiebe erhalten, also insgesamt
1000 Hiebe, 200.000 Euro Geldstrafe und zehn Jahre im Zuchthaus sitzen - wegen
Beleidigung des Islams
[….]
Eineinhalb Millionen Menschen setzten am
Sonntag in Paris ein Zeichen gegen den islamistischen Terror zu setzen. Unter
den Teilnehmern des Trauermarsches war auch eine beeindruckende Zahl
internationaler Regierungsvertreter. Und auch mancher Politiker, dessen
Teilnahme an einem Marsch zur Verteidigung der Meinungsfreiheit nicht auf den
ersten Blick einleuchtet.
So kam offenbar auch
der saudi-arabische Vize-Außenminister Nizar Madani in die französische Hauptstadt,
wie BBC und die Saudi Gazette berichten. Auch Riads Botschafter in Frankreich
schloss sich den "Je suis Charlie"-Protesten an. Und das nur zwei
Tage, nachdem in Saudi-Arabien ein Blogger öffentlich ausgepeitscht wurde.
50 Hiebe trafen Raif
Badawi auf Rücken und Beine, vollzogen wurde die brutale Strafe nach dem
Freitagsgebet in der Nähe der Al-Dschafali-Moschee in Dschidda. 950 weitere
Hiebe sollen in den kommenden Wochen auf ihn niedergehen, so hatte es ein
saudisches Gericht im Mai angeordnet. Ausgeführt wird die Strafe eigentlich mit
einem Stock, der allerdings sehr dünn ist. Amnesty spricht hier daher von
Peitschenhieben.
"Raif hob seinen
Kopf in Richtung Himmel, schloss seine Augen und beugte seinen Rücken. Er war
still, doch man konnte an seinem Gesicht und seinem Körper sehen, dass er
wirklich schlimme Schmerzen hatte", schilderte ein Augenzeuge Amnesty
International den Übergriff. [….]
Badawis Vergehen: Auf seiner Webseite
"Freie saudische Liberale", mit der er ein Forum für eine öffentliche
Debatte schaffen wollte, habe er den Islam beleidigt. [….] Amnesty zufolge ist Badawi kein Einzelfall. [….]
So wurde auch der Anwalt Badawis zu einer
Gefängnisstrafe von 15 Jahren verurteilt. [….]
Weitere
Demonstranten für die Freie Presse:
[….] King Abdullah of Jordan, which last year
sentenced a Palestinian journalist to 15 years in prison with hard labour [….]
Prime Minister of Davutoglu of
Turkey, which imprisons more journalists than any other country in the world [….]
Prime Minister Netanyahu of Israel, whose
forced killed 7 journalists in Gaza last yr [….]
Foreign Minister Shoukry of Egypt,
which as well as AJ staff has detained journalist Shawkan for around 500 days [….]
Foreign Minister Lamamra of Algeria, which has detained journalist
Abdessami Abdelhai for 15 months without charge [….]
Prime Minister Jomaa of Tunisia,
which recently jailed blogger Yassine Ayan for 3 years for "defaming the
army" [….]
The PMs of Georgia and Bulgaria, both of whom have a record of attacking
& beating journos [….]
The Foreign Minister of Bahrain,
2nd biggest jailer of journos in the world per capita (they also torture them) [….]
Sheikh Mohamed Ben Hamad Ben Khalifa Al Thani of Qatar, which jailed a
man for 15 ys for writing the Jasmine poem [….]
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