Sonntag, 31. Januar 2021

Im Wahljahr

 

Baden Württemberg und Rheinland-Pfalz wählen am 14.03.21 einen neuen Landtag. Sachsen-Anhalt wählt im Juni 2021, es folgen Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Berlin, sowie der Bund im September 2021.

Es ist ein echtes Superwahljahr, das nach 16 Jahren Dauer-Merkelherrschaft mutmaßlich auch mit einem neuen Kanzler endet.

Die SPD weiß immerhin genau wie man es schafft gegen diese CDU Wahlen zu verlieren.

1)   Nach dem spektakulären schwarzgelben Chaos 2009-2013, als sich Union und FDP auf der Regierungsbank gegenseitig als „Gurkentruppe“ und „Wildsäue“ anpöbelten, der SPIEGEL verzweifelt „AUFHÖREN!“ titelte, kein einziges Wahlversprechen umgesetzt und dafür die konservativen Essentials Wehrpflicht und Atomkraft geschliffen wurde, setzte die SPD von 2013 bis 2017 mit geräuschloser Effektivität dagegen. Vorbildlich effektiv wurde nicht nur ein sozialdemokratisch dominierender Koalitionsvertrag geschlossen, sondern die SPD-Minister setzen in der Merkel-GroKo-II auch alle Punkte mustergültig um. Immer wieder konnte man die beeindruckenden „Versprochen-Gehalten“-Listen nachsehen, während die Unionsminister gar nichts vorweisen konnten. Am Ende verlor die SPD die Wahl haushoch.

2)   Nachdem mit Schröder 2005, Steinmeier 2009 und Steinbrück 2013 jeweils die beliebtesten, bekanntesten und erfahrensten Bundespolitiker gegen Merkel verloren, setzte man 2017 auf den Außenseiter Schulz aus Brüssel. Jeder mochte „den Martin“, der noch nicht einmal Abitur hatte, konnte sich mit ihm identifizieren. Die perfekte Wahl für einen Kanzlerkandidaten, wenn die Groko historisch unbeliebt ist, der rechte Rand immer stärker wird und ein Groll auf alle Bundespolitiker herrscht. Schulz kam aus kleinen Verhältnissen und hatte meine Regierungsaltlasten. Die Basis war Feuer und Flamme; er wurde mit noch nie dagewesenen 100% zum Kanzlerkandidaten geweiht. Ein Ergebnis, das auch Honecker oder Breschnew nie erreichten. Am Ende verlor die SPD die Wahl haushoch.

3)   2017/2018 war aus voller Überzeugung klar: Raus aus der Groko. Tabula Rasa beim SPD-Personal. Erst als sich Habeck, Seehofer und Lindner spektakulär verkrachten, einen großen Gridlock produzierten, Deutschland unregierbar erschien, ließ sich die SPD bei ihrer staatspolitischen Verantwortung packen. Es gab keine andere Möglichkeit der Regierungsbildung mehr. Dennoch ließ sich die SPD, um bloß nicht den Eindruck zu erwecken auf Posten zu schielen, jeden Schritt von der Basis bestätigen. Die SPD-Mitglieder sagten mehrheitlich Ja zur Merkel-GroKo-III und suchten ebenfalls per Mitgliederentscheid ihr Außenseiter-Vorsitzenden-Paar aus, welches über jeden Verdacht erhaben ist, zum Parteiestablishment zu gehören oder auf Seeheimer-Kurs zu liegen. Wieder sind es die SPD-Minister, die nahezu allein die Bundesregierung stützen. Olaf Scholz ist derjenige, der in der Pandemie-Megakrise die Dinge am Laufen hält, während auf Unionsseite radikale Arbeitsverweigerung (Seehofer, Karliczek), totale Überforderung (Klöckner, AKK, Altmaier) oder absolutes Chaos (Scheuer, Spahn) herrschen. (Ja, es gibt noch die Staatsministerin Bär, sowie die Minister Müller und Braun, aber die finden ohnehin nicht statt.) Im Wahljahr liegen CDU und CSU wie zementiert haushoch vor der SPD.

 Es ist grotesk; während im linken, liberalen und seriösen Lager allgemein befürchtet wird, die SPD habe ihre staatspolitische Verantwortung derartig übertrieben, wäre so staatstragend und seriös, daß man dahinter gar keine Arbeiterpartei mehr erkennen könne, wagen es freche Unions-Wadenbeißer ausgerechnet dem dreifachen Merkel-Juniorpartner SPD, der 2/3 seiner Mitglieder und Wähler für funktionierende Regierungen geopfert hat, vorzuwerfen nicht verantwortungsvoll genug zu sein. SPD-Politiker hatten es nämlich gewagt die Corona-Politik zu kritisieren.

[…..] Zuletzt setzte Paul Ziemiak zum Konter an. Wer »billige Wahlkampfmanöver und Stimmungsmache betreibt«, ließ der CDU-Generalsekretär den Koalitionspartner wissen, »zeigt ja selbst zuallererst, dass ihm das ­Verantwortungsbewusstsein und die Haltung fehlen, um dieses Land gut regieren zu können«. […..]

(Kevin Hagen und Christian Teevs, 31.01.2021)

Bekanntlich scheißt die SPD in jede Hose, die man ihr hinhält (Hildebrandt) und läßt sich genau wie die US-Demokraten immer wieder von der Rechten ins Bockshorn jagen, wenn man andeutet, sie wäre nicht ausreichend nationalistisch oder Militär-freundlich. Sie wäre zu unseriös für die „harten Themen“ wie Finanzen oder Wirtschaft.

Keiner versteht wieso Linksliberale hüben wie drüben immer noch brav über dieses Stöckchen springen, obwohl es zweifellos immer wieder die konservativen Regierungen sind, die Schulden anhäufen und ökonomische Krisen auslösen.

Dabei ist auch der Pandemie-Befund klar: Deutschland ist zum Schlußlicht der Corona-Politik geworden, weist Rekordtodesraten wie in den USA auf.

Deutschland impft viel weniger als die anderen europäischen Nationen.

Deutschland bekommt weniger Impfstoff.

Deutschlands Gesundheitsminister hat bei der FFP-Maskenbeschaffung vollkommen versagt.

Deutschlands Wirtschaftsminister hat es im Februar 21 noch nicht geschafft die von Scholz bereitgestellten Novemberhilfen auszuzahlen.

Die deutsche EU-Kommissionschefin hat katastrophal schlecht bei der Impfstoffbestellung verhandelt.

[…..] Die Langsamkeit mit der in der EU, aber eben auch in Deutschland geimpft wird, der augenblickliche Mangel an Impfstoff, das alles wächst sich für EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, aber auch für Gesundheitsminister Jens Spahn zur veritablen politischen Pleite aus. Sie werden vor allem angeguckt und gelten schon jetzt als die Hauptverantwortlichen für das Durcheinander. Frei nach Schiller: »Da rast der See und will sein Opfer.« […..]

(Roland Nelles, 29.01.2021)

Deutschlands Regierungschefin ist das Corona-Management völlig entglitten.

Deutschlands Gesundheitsminister hat es geschafft den ohnehin knappen Biontech-Impfstoff noch weiter zu verknappen, indem jetzt weniger Einheiten geliefert werden, weil theoretisch sechs statt fünf Impfdosen aus einer Einheit gewonnen werden könnten, aber er vergaß dafür die entsprechenden Spritzen zu bestellen, so daß nun 20% des Impfstoffs verloren gehen.

Das Lowy Institute Sydney verfasste eine internationale Studie zur „Covid-Performance“ von 98 Regierungen und verglich verschiedenste Aspekte.

 

Weit abgeschlagen hinter Kenia, Madagaskar, dem Kongo, Griechenland, Tunesien, Schweden, Dänemark, ...., Togo, Lettland und Uruguay, findet man Deutschland auf Platz 55.

 


Es ist mehr als offensichtlich; die von den SPD-Ministern verantworteten sozialen und finanziellen Maßnahmen funktionieren. Die Hauptverantwortlichen des deutschen Corona-Desasters haben allesamt ein C-Parteibuch:
Von der Leyen, Merkel, Altmaier, Seehofer, Spahn.

Wir erleben nicht nur ein deutsches Corona-Versagen, sondern insbesondere ein CDUCSU-Versagen. Die C-Minister debakulieren im Bund, in der EU, aber auch in den C-regierten Bundesländern gibt es die schlimmsten Corona-Todeszahlen: Sachsen, Bayern, NRW.

Die SPD wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie angesichts dieser Trennung zwischen guter und schlechter Corona-Performance so klar entlang der Parteilinien, im Superwahljahr nicht die CDUCSU angriffe.

Insbesondere nach dem Erfahrungen wie kontraproduktiv sich Zahmheit und Seriosität bei den letzten Bundestagswahlen für die Sozialdemokraten auswirkten.

Also, immer feste druff.

Berlins SPD-Bürgermeister schrieb einen geharnischten Brief wegen des offensichtlichen Spahnschen Impfchaos‘ in Deutschland; andere SPD-Größen legen nach.

[…..]   Frontalattacke der SPD

Nun stehen Müller und seine Sozialdemokraten mit dem Ruf nach einem besseren Überblick im Impfchaos gar nicht allein da. Auch beim Koalitionspartner im Bund, der Union, sieht man durchaus die Notwendigkeit.    Doch in Müllers Brief geht es natürlich zuvorderst um etwas anderes. Das Schreiben an die Kanzlerin ist eine Kampfansage.  Der Mangel an Impfstoff überlagert seit Wochen schon die Debatten in Berlin. Am Montag will Merkel mit mehreren Fachministern, den Regierungschefs der Länder, Vertretern der Impfstoffhersteller und der EU-Kommission beraten, wie es weitergehen soll. […..]

(Kevin Hagen und Christian Teevs, 31.01.2021)

Komplizenschaft

 Die meisten Wahlbezirke für den US-Kongress sind durch Gerrymandering so zugeschnitten, daß die Amtsinhaber ohnehin immer wiedergewählt werden.

Eine der vielen Schwachstellen im US-Wahlsystem. Wenn das Ergebnis vor Ort ohnehin feststeht, hat man gar nicht erst Lust sich ins Wahllokal zu schleppen. Das Mehrheitswahlrecht sorgt außerdem dafür, daß anders als in Deutschland die Stimmen für den unterlegenen Kandidaten gleich in den Müll geworfen werden.

Der 14. Congressional district in Georgia ist so ein Fall. Der eigentliche Wahltag für das US-House of Representives ist irrelevant, weil ohnehin automatisch der republikanischen Kandidat gewinnt.

Die spannende Frage wurde schon Monate vorher geklärt: Wer setzt sich bei den parteiinternen Vorwahlen durch? Tritt der Amtsinhaber wieder an? Wird er einfach wieder gesetzt, oder gibt es Partei-interne Konkurrenz?

Von den rechtsradikalen Hetzsendern und Social Media angestachelt, tickt die Basis immer extremer und neigt mehr und mehr dazu gemäßigte, kompromissfähige Angeordnete abzustrafen.

Zur Blütezeit der Teebeutel vor gut zehn Jahren, blockierte sich die GOP damit gelegentlich selbst.  

Tea Party-Aktivisten ließen sich massenhaft für die GOP-Vorwahlen eintragen, kegelten die halbwegs vernünftigen Konservativen aus dem Rennen, erhoben eine batshit-crazy-Person zum Kandidaten.

Ein berühmter Fall war die damals neben Michele Bachmann und Sarah Palin prominenteste Teebeutlerin Christine Therese O'Donnell.

Die wollte konservative US-Senatorin von Delaware werden und fuhr damit Michael Castle, dem früheren Gouverneur des Staates in die Parade. Er hatte 2010 beste Chancen den Senatoren-Sitz von den Demokraten zurückzuerobern.

Christine O'Donnell zeichnete sich durch drei Dinge aus: Hass auf Barack Obama, Kampf gegen die Todsünde der Onanie und gewaltige Unkenntnis des politischen Systems.

(……) Die von den Republikanern in Delaware auserkorene Kandidaten für den US-Senat, Chrissi O’Donnell staunte nicht schlecht, als sie kürzlich auf einer Podiumsdiskussion von der US-Verfassung hörte.
Als klassische Teebeutlerin agiert sie stets im Intellekt-freien Räumen, lügt ungeniert das Blaue vom Himmel runter und hat keinerlei Scheu ihre Bildungslücken stolz jedermann zu präsentieren.
Wozu sollte auch eine US-Senatorin von Petitessen wie der US-Verfassung gehört haben?
Ihren Hauptanliegen (Ächtung von Masturbation, Anti-Obama Pogrome, fundamental asoziale Politik zugunsten der Evangelikalen und Reichen) werden von der lästigen Bill Of Rights ohnehin nur behindert.

“Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the Government for a redress of grievances.”
(1. Zusatzes zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika)

Deutsche missverstehen diese Teebeutler und Christen-Fundis, wenn sie annehmen, daß derart extremistische und realitätsferne Positionen den Kandidaten diskreditieren müßten.

Für eine Mehrheit der amerikanischen Wähler sind drastische Wissenslücken und intellektuelle Blamagen keine Gründe, die einen Politiker für Top-Ämter disqualifizieren. (….)

(Gott schütze Deutschland. 24.10.2010)

2010 machten ihre Auftritte weltweit Furore. Man staunte, wie es eine derart bornierte Person, die nicht nur mit abenteuerlichen Wissenslücken und Fantasie-Ansichten auftrat, sondern deswegen auch keinerlei Scham empfand, zu einer Kandidatin für die GRAND OLD PARTY Reagans und Bushs werden konnte.

Sie wurde Millionen Dollar aus dem Teebeutel-FOX-Universum unterstützt, erhielt enthusiastische Lobpreisungen vom Family Research Council, der National Rifle Association, Sarah Palin, Rush Limbaugh, Sean Hannity und Mark Levin.

O’Donnell griff zu jeder Schmutzigkeit, indem sie beispielsweise ihrem konservativen Gegenkandidaten Castle während der GOP-Vorwahlen schwule Affären andichtete. Sie gewann die Vorwahl mit sechs Prozent Vorsprung.

Ein Vorwahlsieg zur großen Freude der Demokraten, denn 2010 war das gesamte Land noch nicht derarti in Schieflage geraten, um so eine Irre tatsächlich in den Kongress zu schicken. Bei den eigentlichen Wahlen verlor sie haushoch mit 40 zu 57 Prozent gegen den Demokraten Chris Coons.

Eine feine Sache für die Dems, die den Sieg geschenkt bekamen und unter den Umständen auch farblose Kandidaten durchsetzen konnten. Ein böses taktisches Versagen für die GOP, die nicht rechtzeitig einschritt, um die Teebeutel aus den Kandidatenlisten zu streichen.

Mit Trump wurde der absolute Wahnsinn, die demonstrative Borniertheit, der offensive Hass allerdings innerhalb der GOP mehrheitsfähig.

Heute sitzen 150 Republikaner im Kapitol, die noch radikaler und wahnsinniger als O’Donnell sind.

Eine der prominentesten Vertreterinnen ist die zutiefst bösartige Marjorie Taylor Greene, die sich im am 03.11.2020 spielend im oben genannten 14. Wahlkreis durchsetzte.

Die Frau ist nicht nur eine QAnon-Verschwörungstheoretikerin, sondern in einem Maße gewalttätig, daß sich demokratische Abgeordnete vor der bewaffneten Wahnsinnigen fürchten.

[….]  Die Republikanerin Marjorie Taylor Greene hat mit ihrer bedingungslosen Loyalität zum ehemaligen Präsidenten Donald Trump und ihren Verschwörungserzählungen in den USA bereits Aufsehen erregt. [….]  Nun hat offenbar eine demokratische Abgeordnete aus St. Louis ihr Büro »wegen Sicherheitsbedenken« verlassen. Cori Bushs Amtszimmer ist ihr zufolge ganz in der Nähe von Greenes Räumlichkeiten. Doch Greene und ihre Mitarbeiter würden sich weigern, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. [….]  Nach ihrem wiederholten Hinweis, das Gesicht mit einer Maske zu bedecken, sei Bush von Greene beschimpft worden, und einer von Greenes Mitarbeitern habe ihr zugerufen: »Hört auf, mit Black Lives Matter Gewalt anzustiften.« [….]  Auch Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, hatte bei einer Pressekonferenz die Republikaner dafür kritisiert, dass diese Greenes Aussagen ignorierten. [….]  Greene hatte gemeinsam mit einigen anderen Republikanern auch damit für Aufsehen gesorgt, dass sie im Parlamentsgebäude eine Waffe tragen will. »Der Feind ist im Repräsentantenhaus«, warnte Pelosi. »Wir haben Mitglieder des Kongresses, die ihre Schusswaffen mit in den Sitzungssaal bringen wollen und die anderen Mitgliedern Gewalt angedroht haben.« […..]

(SPON, 30.01.2021)

Die GOP, die längst vor Donald Trump kapituliert hat und auch drastische Gewaltverbrechen mit Toten nicht ahnden will, schreitet noch nicht einmal gegen solche Extremisten und Verfassungsfeinde des Schlages Greene ein.

(…..)  Morris „Mo“ Brooks, Lauren Boebert, Paul Gosar, Marjorie Taylor Greene, Roger Stone, Julio Gonzalez, Rudy Giuliani, der hochgradig wahnsinnige Senator Tommy Tuberville, „stop the steel“-Gründer Ali Alexander, Trump adviser Peter Navarro und Co wirken politisch genauso irre wie die zuvor Beschriebenen, aber sie tun dies nicht wider besseres Wissens, sondern sie sind wirklich so extrem verblödet, den Schwachsinn zu glauben, den sie verzapfen.

Sie sind radikal ungebildet und stolz darauf. Sie sind borniert wir Trump und vollständig in der verschwörungstheoretischen Sphäre gefangen. Sie fühlen sich als Widerständler im „Endkampf gegen die Weiße Rasse“, orientieren sich an QAnon. (…..)

(Irre Irre und nicht-irre Irre, 25.01.2021)

Der Sachpolitik wurde auf GOP-Seite schon vor Jahren gekündigt. Typen wie Senator Hawley sagen ohnehin grundsätzlich zu allem Nein, das vernünftig klingt.

Es geht nicht mehr um Geld, Steuern, Wirtschaft, Umwelt oder Außenpolitik, sondern nur noch darum, im dunklen Verschwörungstheoretiker-Kosmos zu mäandern.

[….]  Wie viel Irrsinn duldet die Partei in den eigenen Reihen? Und, damit verbunden: Wie groß soll die Loyalität zu Donald Trump sein? [….]  Marjorie Taylor Greene [….]  tat das als Anhängerin der Verschwörungsmystik QAnon, nach der Politik und Medien von einem satanistischen Ring von Kinderschändern kontrolliert werden und nach der nur Trump die Nation von diesem Übel befreien kann. Greene schimpfte auch über Muslime und Schwarze, und sie stellte im Wahlkampf ein Bild von sich ins Netz, das sie mit einem Sturmgewehr neben den Fotos von drei demokratischen Politikerinnen zeigte. [….]  Der konservative Kommentator Erick Erickson nannte Greene im Herbst "bat-shit crazy", komplett durchgeknallt. "Aber sie ist nun auf dem Weg in den Kongress." Dort kam sie im Januar an, mit einer Maske, auf der stand: "Trump hat gewonnen."   In den vergangenen Tagen haben verschiedene Medien die Spuren der Abgeordneten im Netz nachgezeichnet. Sie stießen dabei auf Facebook-Kommentare von 2018 und 2019, in denen Greene ihren Gewaltfantasien freien Lauf ließ. Sie gab ihre Zustimmung zu Beiträgen, die nach einer Hinrichtung von Nancy Pelosi riefen, der Sprecherin des Repräsentantenhauses. Sie schrieb fieberhaft darüber, dass die Bühne für die Erhängung von Barack Obama vorbereitet werde. Und sie gab ihren Zuspruch zu der in rechtsextremen Kreisen verbreiteten Wahnvorstellung, wonach es ein Video gebe, dass Hillary Clinton dabei zeige, wie sie ein Mädchen getötet und verstümmelt habe. All dies tat Greene in sozialen Medien, öffentlich. Dort filmte sie sich auch dabei, wie sie einen Überlebenden des Amoklaufs an der Schule von Parkland konfrontierte und ihn als bezahlten Schauspieler bezeichnete.  Kein Zweifel: Von einer gesunden Partei wäre jemand wie Marjorie Taylor Greene längst diszipliniert worden. Doch der Chef der Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, hat nichts dergleichen getan.[….]  An der Basis der Partei sind Leute wie Greene populär. Nach einer Pew-Umfrage halten 40 Prozent der republikanischen Anhänger die Verschwörungsmystik QAnon für eine "gute Sache für das Land". Bei republikanischen Vorwahlen für Ämter aller Art melden sich zunehmend Kandidaten, die im Minimum mit einer Zustimmung zu QAnon kokettieren. Als das Repräsentantenhaus im Herbst eine Resolution verabschiedete, in der QAnon für gefährlich erklärt wurde, stimmte nur eine Handvoll von Republikanern dafür - wohl auch aus Angst, Wähler zu vergraulen. [….]  (Alan Cassidy, 29.01.2021)

Was sollen also die armen letzten verbliebenen GOP-Republikaner mit Gehirn tun?

Anders als Cassidy meine ich, die Frage stellt sich gar nicht mehr.

Wer in dem toxischen Umfeld bleibt, hat sich genau schuldig gemacht, wie die RKK-Unterstützer.

Die GOP kann man nur noch verlassen.

(…..) Wer das Kölner RKK-System durch seine Mitgliedschaft und die finanziellen Zuwendungen unterstützt, ist Komplize.

Komplize der Kinderficker.

[….]  Als Demokrat und Humanist halte ich aber die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Schwulen, genau wie die Ächtung von Sklaverei, Antisemitismus und Pädosexualität für Essentials und empfinde für Vereinsmitglieder, die dabei ein Auge zudrücken und es hinnehmen von Kinderfickern angeführt zu werden, nur Verachtung. (…..)

(Danke Köln, 29.01.2021)

Freitag, 29. Januar 2021

Danke Köln!

 

Nichts ist so antidemokratisch und absolutistisch organisiert wie die römisch-katholische Kirche.

Das zentralistische Papsttum, das eben gerade keine Basismitbestimmung zulässt, ist der signature-move des Vereins, der weltweit aber auch für Homophobie, Misogynie und Kindesmissbrauch bekannt ist.

Möglich sind diese zutiefst antihumanistischen Machstrukturen, weil sich der oberste Chef, Vizegott und Beschützer aller Päderasten in Soutane auf ein Heer von 1,3 freiwilligen Mitgliedern und unermesslichen Reichtum stützen kann.

Jedes einzelne Mitglied stützt den Pädosex-affinen Apparat moralisch und finanziell.

Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.

Man kann nicht zahlendes Mitglied der NPD sein und gelichzeitig den Rechtsextremismus ablehnen.

Man kann nicht MAGA-Rallys besuchen und behaupten sich gegen Rassismus zu engagieren.

Man kann nicht praktizierender Katholik sein und sich als Feminist bezeichnen oder behaupten sich um das Wohl von Kindern zu sorgen.

Ich weiß, Menschen wie Andrea Nahles glauben  von sich selbst für Frauen- und Kinderrechte einzustehen und gleichzeitig engagierte Katholiken zu sein.

Aber das ist faktisch falsch. Als finanzieller Förderer des Klerikersystems und prominentes Gesicht der RKK unterstützt man die Kindesmissbrauchsstrukturen und die rechtliche Benachteiligung von Frauen und Schwulen.

Nahles, Thierse, Biden oder AKK erkennen das entweder nicht selbst, weil die Religioten sind und somit an einer partiellen Hirnverarmung leiden oder sie sind Heuchler.

Niemand kann nach den letzten 1.700 Jahren, in denen das Bistum Köln existiert noch behaupten, er wäre überrascht davon, daß es sich dabei um ein rein männerbündnerisches, absolutistisches System zur Unterdrückung von Minderheiten, Andersgläubigen, Ungläubigen, Andersliebenden und Menschen ohne Penis handelt.

Niemand, der sich im Erzbistum Köln engagiert, kann behaupten, er wisse gar nicht, daß er damit einem Herrn dient, der aktiv und energisch für widerliche Kinderficker eintritt. Kardinal Woelki war, ist und bleibt der Antidemokrat, der den vergewaltigten und gequälten Kinder a priori immer wieder ein Messer in den Rücken rammt und mit den Vergewaltigern kungelt.

Wer wie der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) schließlich im Jahr 2021 auf die Idee kommt, als Vorsitzender des Diözesanrates und damit mächtige Woelki-Stütze nun doch nicht mehr dem erzkonservativen Soutanen-Sadisten zuarbeiten zu wollen, hat schon längst jede Glaubwürdigkeit verloren.

Wer das Kölner RKK-System durch seine Mitgliedschaft und die finanziellen Zuwendungen unterstützt, ist Komplize.

Komplize der Kinderficker.

Große Vereine wie Parteien oder eine Religionsgemeinschaft sind sinnvolle Interessenvertretungen, in denen so viele Menschen unter einen Hut gebracht werden, daß nicht jeder einzelne für jedes einzelne Vereinsziel steht. Man hat aber gemeinsame Grundüberzeugungen, die man kollektiv besser vorantreiben kann. Als SPD-Mitglied unterstütze ich grundsätzlich sozialdemokratische Grundüberzeugungen wie Solidarität und Gerechtigkeit. Die meisten Programmpunkte finde ich richtig. Es ist völlig normal, daß ich einige einzelne SPD-Ziele ablehne. Wir sind schließlich keine homogene Masse, sondern eine heterogene Versammlung von Individuen.

Natürlich mag ich einige dieser Individuen gar nicht.

Aber wir haben gemeinsame Nenner und gemeinsame Ausschlusskriterien.

Homophobie, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus und selbstverständlich auch sexueller Kindesmissbrauch haben in der SPD nichts zu suchen. Wer sich so äußert, fliegt raus.

Die Ausschlusskriterien in der RKK sind andere. Antisemitismus und Sklaverei werden vom Lieben Gott für gut befunden. Bis heute gelten Frauen als so minderwertig, daß sie nicht das geringste geistliche Amt übernehmen können, Schwule dürfen grundsätzlich keine Priester werden und nach Jahrzehnten in der Öffentlichkeit weigern sich Kirchenfürsten den sexuellen Kindesmissbrauch aufzuklären und zu ahnden. 2021 steht der Papst immer noch kategorisch für all die Strukturen ein, die Pädosexuelle gezielt in die Priesterseminare locken.

Sicherlich kann man einen Verein unterstützen, auch wenn man einzelne Vereinsziele ablehnt.

Als Demokrat und Humanist halte ich aber die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Schwulen, genau wie die Ächtung von Sklaverei, Antisemitismus und Pädosexualität für Essentials und empfinde für Vereinsmitglieder, die dabei ein Auge zudrücken und es hinnehmen von Kinderfickern angeführt zu werden, nur Verachtung.

[…..][Es] brennt […..] lichterloh im Haus von Kardinal Rainer Maria Woelki. Spätestens seit Donnerstagabend: Denn da beschloss der Diözesanrat, das Gremium katholischer Laien im Bistum, dem Bischof bis auf weiteres die Zusammenarbeit aufzukündigen. "Aufgrund der ungeklärten Missbrauchsaufarbeitung", so der Beschluss der Vollversammlung, existiere derzeit "keine hinreichende Akzeptanz", um mit Woelki und der Kirchenleitung gemeinsam über Reformen zu beraten. […..] Über Woelki schlägt seit Herbst eine Woge der Kritik zusammen, nachdem der Kardinal ein - ursprünglich von ihm selbst initiiertes - Gutachten über jahrzehntelange Versäumnisse der Kirchenleitung bei der Aufarbeitung und Verfolgung von Fällen sexuellen Missbrauchs zur Verschlusssache erklärt hatte. […..] Zudem sah sich Woelki persönlich Vorwürfen der Vertuschung ausgesetzt. […..]  Die katholischen Laien verlangen nun, Woelki solle das WSW-Gutachten unverzüglich veröffentlichen: […..]    Zudem legte der Diözesanrat den Kirchenoberen eine Reihe von Fragen vor, die sich wie eine Anleitung zur Beichte lesen: "Bin ich allen Verdachtsmomenten nachgegangen, vor allem auch, um weiteres Leid zu verhindern?", heißt es da, und weiter: "Wo habe ich geschwiegen, weggesehen, verharmlost und damit - direkt oder indirekt - zur Vertuschung von Missbrauch beigetragen?" […..]

(Christian Wernicke, SZ, 29.01.2021)

Als Kölner Katholik gibt es nur einen Weg: Austritt sofort. Keinen Cent mehr für Woelki. Immerhin wird das angesichts der Widerlichkeit dieses klerikalen Hochadeligen auch verstanden. Immer mehr zahlende Mitglieder werden verjagt.

[….] Das Amtsgericht Köln verzeichnet eine Welle von Kirchenaustritten in noch nie da gewesenem Ausmaß: Mehr als 1000 im Monat – das sind 70 Prozent mehr als sonst. Außerdem haben 34 Kölner Pfarrer einen Brandbrief an Kardinal Rainer Maria Woelki gerichtet. [….]

(RP, 29.01.2021)

Die extrem mächtige Erzdiözese Köln, die Archidioecesis Coloniensis mit seinen Suffraganbistümern Aachen, Essen, Limburg, Münster und Trier unter der Oberherrschaft des Metropoliten Kardinal Woelki und seinen erzkonservativen Speichellecker-Weihbischöfen Puff und Schwaderlapp gibt die ultimative Entscheidungshilfe: Wollt ihr die kungelnden Kinderficker-Kleriker unterstützen oder steht ihr für Menschenrechte?

[…..] Einen solchen Schritt dürfte es in der katholischen Kirche noch nicht so oft gegeben haben: Die Gläubigen im größten deutschen Bistum kündigen dem Kölner Erzbischof offiziell das Vertrauen und die Zusammenarbeit auf. […..] Damit erreicht eine seit Monaten schwelende Krise ihren bisherigen Höhepunkt. »Es ist schier unglaublich, wie sich die Leitung des Erzbistums verhält«, kritisierte der Vorsitzende des Diözesanrats, der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). »Wir befinden uns in der größten Kirchenkrise, die wir alle je erlebt haben. Der Erzbischof von Köln hat als moralische Instanz versagt und zeigt bis heute keine Haltung.« […..] Auch der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, kritisiert Woelki. »Dieses Verhalten diskreditiert den Aufarbeitungsprozess in der katholischen Kirche insgesamt und zerstört Vertrauen, das eigentlich zurückgewonnen werden müsste«, sagte Rörig dem SPIEGEL. »Das erschüttert mich.«    All die, die zur Vertuschung von sexualisierter Gewalt in der Kirche beigetragen haben, »müssen benannt werden, auch was sie getan haben«, so Rörig. »Das ist der einzige Weg für die Kirche, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzuerlangen.« […..]  Als Konsequenz aus Woelkis Verhalten setzt der Diözesanrat seine Mitarbeit am sogenannten Pastoralen Zukunftsweg aus. […..]   Woelki hat das Vertrauen nicht nur durch die Zurückhaltung des Gutachtens verspielt, er sorgt auch sonst für Negativschlagzeilen in Serie. […..]  Ein ehemaliger Mitarbeiter Woelkis sagt, der Kardinal sei sich keines Fehlverhaltens bewusst, sondern glaube an eine Verschwörung der Medien: »Es sind die Journalisten, die ihm Böses wollen, weil er innerkirchlich so konservativ ist.« […..]

(SPON, 29.01.2021)

Donnerstag, 28. Januar 2021

Pest oder Cholera Teil II

 Die Beweislage wurde inzwischen überwältigend. Die Insurrection-Schlinge um Trumps Hals zieht sich dramatisch zu. Immer mehr Videobeweise zeigen wie der Ex-Präsident direkt seine Anhänger anfeuerte gewaltsam das Kapitol zu stürmen. Immer mehr der Gewalttäter erklären, auf Befehl Trumps gehandelt zu haben.

Trump verfolgte gebannt das Geschehen am Bildschirm und weigerte sich als es schon Tote gab und „Hang Mike Pence“ gegrölt wurde, die Hilferufe seiner eigenen Parteifreunde nach dem Einsatz der Nationalgarde zu erfüllen.

Wenn das nicht impeachable ist, was dann?

Es entscheiden aber keine ausgebildeten Richter über Trumps Schuldspruch, sondern einhundert Senatoren, von denen 67 „Ja“ sagen müssen, also neben 48 Demokraten und zwei Demokraten-freundlichen Unabhängigen auch 17 Republikaner.

Die auch sechs Jahre gewählten Senatoren gelten, anders als die nur für zwei Jahre gewählten Kongressabgeordneten als etwas weniger parteihörig. Sie sind sehr mächtig und als Vertreter ihres Heimatstaats selbstbewußt.

Nach vier Jahren völliger Trump-Hörigkeit erwartet niemand mehr von GOPern im Kongress sich von Anstand oder Moral leiten zu lassen.

Zweifellos handeln sie eben nicht zum Wohle des Landes und halten auch die US-Verfassung für nachrangig, wenn es um ihre persönlichen Interessen geht.

Das Jahr 1974, als republikanischen Senatoren zum republikanischen Präsidenten Nixon gingen, um ihm zu sagen, daß sie ihn wegen „Watergate“ rausschmeißen werden, wenn er nicht sofort freiwillig seine Dachen packt, liegt politisch 1.000 Jahre zurück. Verglichen mit Trumps Lügen und Verbrechen, ist Nixon ein zarter völlig unschuldiger Waisenknabe.

Verglichen mit den 50 GOPer im US-Senat von 2021 waren die republikanischen Senatoren der 1970er allesamt linksgrünversiffte Moralapostel.

Cruz, Hawley, Tuberville, Rubio, Paul, Graham werden niemals das Richtige tun, weil es objektiv das Richtige ist. Sie sind amoralische Hassfanatiker und Serienlügner.

 

Allerdings gibt es durchaus strategische Gründe gegen Trump zu stimmen. So gewichtige Gründe, daß sich viele europäische und US-amerikanische Analysten durchaus 17 republikanische Abweichler vorstellen konnten. Zumal der Zeitpunkt direkt nach seinem Amtsausscheiden parteitaktisch äußerst günstig, nämlich maximal weit entfernt von den nächsten Wahlen liegt.

[…..]  Einerseits müssten die Republikaner Trump dringend loswerden. Der  Altpräsident ist für sie zur toxischen Altlast geworden. Trump war zwar  erfolgreich darin, Wähler für sich und die Republikaner zu mobilisieren.  Aber er war noch erfolgreicher darin, Wähler gegen sich und für die  Demokraten zu mobilisieren. 2018 haben die Republikaner deswegen ihre  Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren, 2020 das Weiße Haus und den  Senat.   Es gibt sehr viele amerikanische Wähler, die Trump geradezu  verfallen sind. Das wird so bleiben. Aber es gibt nicht genügend von  diesen Wählern, um der Republikanischen Partei in künftigen Wahlen  Mehrheiten zu sichern. Wenn im Wahlkampf der Name Donald Trump fällt,  schreckt das inzwischen mehr Menschen ab, als es Menschen anzieht.  […..]

(Süddeutsche Zeitung, 26. Januar 2021)

Der trotz eines eher schwachen und sehr alten demokratischem Gegenkandidaten totale Machtverlust der GOP ist nur Trump zuzuschreiben.

House-Mehrheit, Senats-Mehrheit, Weißes Haus und zudem auch noch die meisten Geldgeber – alle weg.

Der Obersenator der Republikaner Moscow-Mitch McConnell schien zudem das OK zu geben.

Für die meisten Beobachter ging es nun aber doch überraschend schnell und eindeutig: Die GOPer halten eisern zu dem zweifach impeachten 30.573-fachen Lügner Trump.

Wie beim ersten Impeachment, schließen die Republikaner die Reihen, schließen ihre Augen und Ohren. Sie werden Trump auch freisprechen, wenn er persönlich republikanischen US-Senatoren in den Kopf schießt.

[…..] Das geht aus einer ersten Abstimmung in dieser Sache vom Dienstag hervor: Nachdem die 100 Senatoren den Eid abgelegt hatten, als unparteiische Geschworene zu walten, berieten sie über einen Antrag von Rand Paul. Der republikanische Senator aus Kentucky forderte, das Impeachment-Verfahren für verfassungswidrig zu erklären.   Das Abstimmungsergebnis sagt viel darüber aus, wie sich die Stimmung bei den Republikanern gegenüber Trump verändert hat - oder wie eben nicht. Der Antrag wurde zwar mit 55 zu 45 Stimmen abgelehnt. Das heißt aber auch, dass nur gerade fünf Republikaner mit den geschlossenen Demokraten dafür stimmten, überhaupt ein Verfahren durchzuführen. […..]

(Alan Cassidy, 27.01.2021)

Unglaublich, aber wahr: Nach all den Jahren unterschätzen wir immer noch wie verkommen Republikaner sind.

Wir vergessen immer noch, daß alle 50 Senatoren der GOP ohne Rückgrat existieren.

Trump musste im fernen Mar A Lago nur einmal vage die Idee ventilieren eine eigene Partei zu gründen; sie sollte "Patriot Party" heißen; und sofort nässten sich alle GOPer angesichts dieser möglichen Konkurrenz ein.

[…..] Schon in der Ukraine-Affäre wollten zu viele Republikaner Trump nicht bestrafen - aus Loyalität, Opportunismus, Angst vor ihm und seinen Anhängern. Diese Kräfte sind immer noch am Werk. Das ist die erste Lehre aus der Trump-Ära: Man sollte nie unterschätzen, wie verdorben die Republikanische Partei ist.

Die zweite Lehre: Nach dem Freispruch vor einem Jahr stiegen Trumps Beliebtheitswerte. Sein Fehlverhalten, das der Prozess gut dokumentiert hatte, verlor im parteipolitischen Fleischwolf von Washington seine Konturen. Nun steuert der Senat auf eine traurige Wiederholung zu. Darüber freuen kann sich nur einer: Trump. [……]

(SZ, 27.01.2021)

Es wird also kaum zu einer Verurteilung kommen.

Damit bleibt Trump ein politischer Player und kann sich 2024 wieder zur Präsidentschaftswahl stellen.

Ein Alptraum für alle anständigen und rechtschaffenden Menschen.

Mutmaßlich wird dann der 82-Jährige Joe Biden nicht mehr antreten, seine Vizepräsidentin wird zur Präsidentschaftskandidatin aufrücken.

Ein aus Sicht der weißen alten rassistischen Männer ideales Szenario: Der White Supremacist in Chief gegen eine Frau, eine dunkelhäutige Frau, eine Frau, deren Eltern eingewandert sind.

Trump könnte die ganze Klaviatur der menschenverachtenden minderheitenfeindlichen Gefühle bedienen.

Ich meine aber, die Demokraten sollten sich nicht davor fürchten. Im Gegenteil, Trump hat schon zweimal bewiesen, wie er deutlich die popular votes verlor.

Er würde in vier Jahren ohne Amtsbonus und mit einem großen Ballast von Prozessen antreten.

Kamala Harris hingegen träte mit der Autorität einer erfahrenen Vizepräsidentin an.

Die Demographie entwickelt sich ohnehin kontinuierlich gegen die weißen alten Rassisten-Männer.

Ohne die abscheulichen demokratieverachtenden Lügen und den drastischen Rassismus des noch amtierenden Trumps, hätten die Republikaner sicher nicht im erzkonservativen Georgia beide Senatssitze auf einmal verloren.

Ohne die abstoßende Sprache und das feindselige Auftreten Trumps, hätten sich nicht Millionen weiße wohlhabende Vorstadt-Frauen für Joe Biden gestimmt.

Ob sich die Republikaner mit ihrem erneuten demütigenden Kotau vor dem orangen Ex-Präsidenten einen Gefallen tun, wage ich zu bezweifeln.

27.Januar

 Heute gedenkt man durch das Teilen von Memes. So hat man den Holokaust und Auschwitz auch in zehn Sekunden abgefertigt.

Ich will mich nicht zu sehr darüber echauffieren. Immerhin wird das Datum so überhaupt einer breiteren Masse in Erinnerung gebracht und außerdem sind viele dieser Bildchen mit Aussagen versehen, die konsensfähig und richtig sind.

„Wir tragen keine Verantwortung für die Konzentrationslager, aber die Verantwortung dafür, sie nicht zu vergessen/dafür zu sorgen, daß das nie wieder geschieht.“ Das dürften auch Teens und Twens verstehen.

Ich begrüße natürlich, daß das Thema Teil der Staatsraison ist.

Nach meinem Eindruck wird es sogar durch die politischen Ereignisse der letzten fünf Jahre immer präsenter. Wir haben wieder eine starke, in allen Landesparlamenten vertretene faschistische Partei in Deutschland, der Rechtsextremismus ist weltweit auf dem Vormarsch und in den USA schaffte es sogar ein ausgesprochener Rassist und Demagoge ins Weiße Haus, der in schönster Goebbels-Manier gegen die „Lügenpresse“ hetzte und von Typen mit Hakenkreuz-Tattoos bejubelt wurde.

Wir; also die Deutschen, die Europäer, der Westen; haben dabei versagt es nicht wieder soweit kommen zu lassen.

Immer wieder kommt es zu Pogrom-artigen Szenen. Es werden Minderheiten verachtet, Dunkelhäutige in regelrechten Hetzjagden durch Straßen gescheucht und Juden gegen sich besser nicht durch Kipa oder Schläfenlocken als solche zu erkennen, wenn s nicht Gefahr laufen wollen angegriffen zu werden. Jüdische Einrichtungen in Deutschland können nicht ungeschützt existieren.

Dabei ist 1945 noch nicht so lange her. Es gibt immer noch Zeitzeugen, die aus deutschen KZs berichten können.

Jedes Mal, wenn wie heute auf dem Hamburger Heiligengeistfeld eine 500 Pfund schwere englische Fliegerbombe gefunden wird und im Radius von 500 m alle Wohnungen evakuiert werden müssen, merken wir am eigenen Leib wie verdammt nah dran 75 Jahre sind.

Wer ein geistiges Klima in Deutschland zulässt, in dem eine Hamburgerin, die einen dunkelhäutigen Mann in eine Schule gehen lässt, sofort die Polizei ruft, die dann mit Blaulicht erscheint, um den vermeidlichen Einbrecher festzunehmen, der aber gar kein Einbrecher, sondern ein ganz gewöhnlicher Lehrer an jener Schule ist, hat als Nachfolger der Nazigeneration versagt.

[…..] Den Schrecken hat Philip Oprong Spenner noch nicht verwunden. „Ich war im Klassenzimmer, als ich plötzlich in die Visiere mehrerer Pistolen blickte, die auf mich gerichtet waren.“ Was war passiert?   Der 22. November ist ein Sonntag. Normalerweise kein Arbeitstag für einen Lehrer. Doch wie viele seiner Kollegen an der Stadtteilschule Am Heidberg begibt sich auch Philip Oprong Spenner immer mal wieder am Wochenende in die Schule, um den Unterricht für den nächsten Tag vorzubereiten.    „Wegen der Corona-Maßnahmen ist es nicht einfach, die Abstände im Lehrerzimmer einzuhalten. Ich musste viele Kopien machen und wusste, dass es am Montag schwierig werden würde, ohne von vielen Menschen umgeben zu sein und ohne die Kollegen und Kolleginnen zu nerven“, erzählt der 42-Jährige. Also kopiert Spenner die Zettel und bringt sie ein Stockwerk tiefer zum Klassenzimmer der 8a, um die Englisch-Aufgaben auf die Tische zu verteilen.   Was Spenner nicht ahnt: Eine 14-jährige Passantin hat ihn durchs Fenster im Klassenraum gesehen und die Polizei alarmiert. Sie meldet, dass „sich ein schwarzer maskierter Mann darin aufhalte“, bestätigt eine Sprecherin der Polizei der MOPO. Dass eine blonde Kollegin von Spenner früher am Tag in der Schule war, hatte niemand bei der Polizei gemeldet. [….]

(Nina Gessner, 25.01.2021)

Offensichtlich haben wir uns immer noch viel zu wenig um die deutsche Vergangenheit, die Entstehung des Holokausts und die Bekämpfung des Rechtsextremismus gekümmert.

Immer noch weigert sich Deutschland den Völkermord an den Nama und Herero 1904-1908 juristisch zu verantworten und will auch nichts davon wissen Griechenland das unter deutscher Besatzung geraubte Geld zurück zu zahlen. Da werden auch sonst so integre Politiker wie Bundespräsident Steinmeier zu Verfechtern der „Schlußstrich“-Parolen.

(…..) In einer der unendlich vielen Talkshowrunden zu Martin Walsers Holokaust-Keulen-Gejammer von 2002 saß Prof. Eberhard Jäckel und sagte zu einem der Protagonisten der „Schlußstrich“-Fraktion, die Beschäftigung mit dem Thema „Nationalsozialismus in Deutschland“ sei schließlich freiwillig.
Keiner sei dazu gezwungen sich damit zu beschäftigen, keiner könne einen „Schlußstrich“ verfügen und niemand könne ihn, Prof Jäckel, daran hindern weiter zu dem Thema zu forschen.

Damit war die Phantomdiskussion sehr schön entlarvt.

Es gibt selbstverständlich in Deutschland keinen einheitlichen Wissensstand.
Immer mal wieder zeigen Studien; insbesondere in der ehemaligen DDR; ein dramatisches historisches Unwissen. Breite Schichten der Jugend wissen rein gar nichts über den Zweiten Weltkrieg und das Hitler-Regime.
Andererseits gibt es natürlich eine ganze Reihe Forscher und Interessierte, die immer wieder neue Forschungsergebnisse begierig aufnehmen.
Verblüffender Weise verlangen also diejenigen einen „Schlußstrich“, bei denen bisher ohnehin noch keinerlei Informationen zu dem Thema angekommen sind, während die Personen, die überdurchschnittlich gut über jene Ereignissen informiert sind, umso mehr nach weiteren Informationen gieren.

Das erinnert mich ein wenig an Bundestagsdebatten, die ich immer wieder spannend finde.
Wer am lautesten behauptet „diese Politiker kann ich nicht mehr sehen“, ist in der Regel jemand, der ohnehin nie eine Bundestagsdebatte guckt und gar nicht weiß, daß es den Sender Phoenix gibt.

Wissen geriert Interesse, Nichtwissen geriert Desinteresse.

Je mehr Bücher man liest, desto bewußter wird einem wie wenige Bücher man bisher gelesen hat, wie viel man bisher verpasst hat. (…..)

(Bier her, Biiie heee - oder ich fall umm!!!, 23. Oktober 2010)

Die vielleicht widerwärtigste Form des deutschen Rechtsextremismus nach der Vereinigung von 1990 sind die Salon-Faschisten des Schlages Alexander Gauland oder David Berger oder Donald Trump, die für ihren Hass auch Minderheiten - insbesondere Dunkelhäutige und Muslimische – den Staat Israel missbrauchen.

Das geht so:
1) David Berger hasst Muslime. 2) Bibi Netanjahu geht brutal gegen Islamisten und Palästinenser vor. 3) Berger propagiert seine Israel-freundliche Haltung, bzw Trump verlegt die US-Botschaft nach Jerusalem.

[…..] Wir sind pro-amerikanisch und pro-israelisch. Nicht nur aus einer wohlverstandenen historischen Verantwortung bzw. Dankbarkeit heraus, sondern auch, weil der moderne Staat Israel als einziger Staat im Nahen Osten weltweit ein Vorbild für die Abwehr des aggressiven Islam und dem gleichzeitigen Hochhalten von Menschenrechten und Demokratie ist. [….]

(DB/Phimosophila Penis)

Die Heuchelei ist enorm, denn gerade unter den Trump/AfD/PP-Anhängern konzentrieren sich die schlimmsten Antisemiten.

Nachdem in Charlottesville „Jews Will Not Replace US” gegrölt wurde, attestierte Trump ihnen “fine people” zu sein.

Den Randalierern vom 06.01.2021, die T-Shirts mit Hitlerportraits, Auschwitz-Parolen und dem besonders abscheulichen Akronym „6MANE“ (Sechs Millionen tote Juden sind nicht genug) trugen, bekundete Trump ihnen „we love you!“.

Berger lobt nicht nur Antisemiten, sondern produziert gleich selbst Judenhass, indem er auf seinem Blog kaum einen Tag vergehen lässt, an dem verschwörungstheoretische antisemitische Stereotypen verbreitet werden.

Er ist ganz offensichtlich manisch, wenn es um Menschen jüdischer Herkunft geht. Geifernd vor Hass greift er immer wieder George Soros an, den er als Wurzel aller Übel sieht. Natürlich war Soros laut PP auch Schuld daran, daß Bergers heißgeliebter Donald Trump das Präsidentenamt verlor.

In der nicht-antisemitischen deutschen Welt, weiß man gar nicht so genau welche Prominenten zufällig auch Juden sind. Bei PP hingegen wird das sehr genau registriert und so werden Gregor Gysi, Marina Weisband oder Annetta Kahane regelmäßig mit Hass überzogen.

Zum heutigen Holokaust-Gedenktag, feuert der AfD-Blog gleich drei judenfeindliche Artikel ab.

Ich kann das an dieser Stelle nicht zitieren, weil ich sonst in Ohnmacht falle.

Wer es mag, möge sich die drastische perfide Hetze gegen die 88-Jährige Charlotte Knoblauch ansehen.

Möge sich über Bergers Heuchelei, mit der er sich als Nicht-Nazi-Nationalist selbst preist.

[…..] Wer echten Nationalstolz bei den Deutschen wiedergewinnen will, auch um der von Antifa & Co tatsächlich schamlos instrumentalisierten Nazikeule und dem krankhaften Hass linksgrüner Kreise auf Deutschland etwas entgegen zu setzen, aber gleichzeitig die dunklen Stellen unserer Geschichte ausblenden und verstecken möchte, wird erbärmlich scheitern. […..]

(DB, 27.01.2021)

Möge sich die ekelerregende Geschichtsklitterung betrachten, mit der PP heute Kommunisten den Antisemitismus in die Schuhe schiebt – bekanntlich war das diametrale Gegenteil der Fall. Kommunisten haben Auschwitz befreit und gegen Hitler gekämpft, während Bergers Konservative und Christen Hitler förderten.

Dienstag, 26. Januar 2021

Heterogenes Hamburg

 

Stolz ist mir ziemlich fremd. Ich finde es auch unsympathisch sich selbst über irgendjemand anderen zu erheben. Oft sind Menschen zu allen Übel auf Dinge stolz, die rein zufällig sind und in keiner Weise mit einer erbrachten Leistung einhergehen: Reiche Eltern, tolle blonde Haare, großer Penis, Nationalität, Adelstitel.

Mich lässt das aber alles kalt. Nationalismus halte ich für genauso schlecht wie Patriotismus, die stets so bemühten Unterschiede sehe ich nicht.

Beides führt wie Religion letztendlich dazu sich selbst über die Nachbarn zu erheben, sich für etwas Besseres zu halten und daraus mehr Rechte abzuleiten.

Nach einem halben Jahrhundert in Hamburg bin ich aber Lokalpatriot.

Wie ich das rechtfertige?
Indem ich das natürlich nicht erst nehme und mir darüber bewußt bin, daß andere Städter genauso über ihre Heimatstadt denken und dann eben Düsseldorf, Buxtehude oder Castrop Rauxel für die schönste deutsche Stadt halten. (Obwohl eindeutig Hamburg die schönste Stadt der Welt ist.)

Das Nationalprinzip, sich also den Nachbarstaaten überlegen zu fühlen, funktioniert fast immer und auf allen Ebenen. Menschen hassen immer den Nachbarn. Ob nun auf internationaler oder nationaler Ebene, stets beäugt man den Spieler nebenan argwöhnisch. Frankreich und Deutschland waren „Erbfeinde“, zwischen Polen und Deutschen herrscht böses Blut, viele Jahrhunderte beschäftigten sich europäische Nationen ausschließlich damit den Nachbarn mit Krieg zu überziehen.

Innerhalb einer Nation hassen sich Landesteile gegenseitig wie die Pest – Serben und Kroaten in Jugoslawien, Georgier gegen Abchasen, Armenien und Aserbaidschan innerhalb der Sowjetunion, Flamen und Wallone in Belgien, Protestanten und Katholiken in Nordirland.

Deutsche Patrioten finden sich zwar selbst besser als Tschechen oder Polen, lehnen sich aber umso deutlicher je nach Bundesland ab. Hamburger mögen keine Bayern, Bayern hassen die Sachsen, Sachsen blicken auf Mecklenburger herab. Bremer hassen Hamburger und NRWler lachen über Saarländer.

Innerhalb der Bundesländer geht es entsprechend weiter.

Hannoveraner fühlen sich Ostfriesen überlegen und die Oberbayern fühlen sich allemal besser als die Franken.

Hamburg ist sehr groß. Mit 756 Km2 spielt es in einer Flächenliga mit Berlin (890 km2), obwohl es nur halb so viele Einwohner zählt.

Die anderen beiden Millionenstädte sind deutlich kleiner; Köln hat etwa 400 km2, München 310 km2. Es folgen Frankfurt am Main mit 248 Km2, Düsseldorf mit 217 Km2, Stuttgart 207 Km2 und Hannover 204 Km2.

Die Großflächigkeit Hamburgs bedingt Heterogenität.

Die groben Hasslinien sind einerseits die Elbe, die Hamburg in einen Nordteil – „Hamburg“ - und einen Südteil – „Harburg“ teilt.

Andererseits gibt es die zentral gelegene riesige Außenalster, einen See von 164 Hektar Größe, der täglich von Myriaden Joggern auf 7,4 Kilometern Umfang-Länge umlaufen wird. Die Alster teilt Hamburg in eine West- und eine Osthälfte.

Die Rivalität von Ruder- oder Schachclub „links der Alster“ und „rechts der Alster“ ist legendär.

Geborene Hamburger bleiben in der Regel ihr Leben lang auf der angestammten Alsterseite und rümpfen die Nase über die Bewohner der falschen Seite.

Hamburg-Harburg wird verächtlich von den deutlich zahlreicheren nördlich der Elbe lebenden Hamburgern als „jenseits des Weißwurstäquators“  bezeichnet. Südlich der Elbe  beginnt nämlich schon Bayern.

Kein Hamburger, der etwas auf sich hält, zieht nach Harburg und umgekehrt halten Harburger die Hamburger für arrogant und bleiben lieber unter sich.

Ortsfremde, die sich in Hamburg eine Wohnung suchen müssen, gucken oft nach Hamburg-Harburg, sehen die gute Infrastruktur, die Nähe zur Innenstadt und finden ansprechende ruhig gelegene Wohnungen deutlich unter den Hamburger Durchschnittspreisen. Sie wundern sich, wieso man dort so viel günstiger leben kann, weil sie keine offensichtlichen Nachteile erkennen.

Aber sie wissen eben nicht, wie Alteingesessene denken: Man wohnt nicht in Harburg!

Die Bald-Zweimillionenstadt Hamburg gliedert sich in sieben Bezirke, 104 Stadtteile und 181 Ortsteile.

Der internationale bekannteste Stadtteil ist aus offensichtlichen Gründen St. Pauli; viele Nicht-Hamburger kennen auch Blankenese aus Film, Funk und Fernsehen.

Der eine ist der schmuddelige Rotlichtbezirk, der andere das offensichtliche Gegenteil: Schmucke Villen am Elbstrand.

 In Wirklichkeit ist Blankenese weit im Westen Hamburgs nicht so teuer wie einige Gegenden des ganz östlich gelegenen Wellingsbüttels. Der Walddörfer-Stadtteil am Alsterwanderweg ist weniger glamourös als Blankenese, aber dort sitzt das echte Geld und es gibt gewaltige Waldgrundstücke.

Im Durchschnitt zahlen die Hamburger direkt an der Außen- und Binnenalster die höchsten Mieten und Quadratmeterpreise. Je weiter weg vom Zentrum, desto günstiger – bis man wieder in den erwähnten Edelstadtteilen in Randlage ankommt.

Direkt um die Außenalster – das sind im Wesentlichen die Stadtteile St. Georg, Rotherbaum, Harvestehude, Winterhude und die Uhlenhorst – liegen die teuersten Quartiere. Auch diese Partialhamburger machen noch feine Unterschiede und wissen genau zu welchem Stadtteil sie gehören, bzw zu welchem sie nicht gehören wollen.

In dieser Liga spielen auch noch Eppendorf mit seinen enorm kostspieligen Altbau-Wohnungen, sowie die Hafencity.

Die Eppendorfer grenzen aber nicht direkt an die Außenalster und die Hafencity-Typen mag ohnehin niemand.

Der quirligste und diverseste der Alsterstadtteile ist St. Georg mit der radikal durchgentrifizierten Langen Reihe. Als ich studierte war es dort noch so schmuddelig und voller Huren und Stricher, daß man sich nicht traute aus dem Bus auszusteigen. Heute wohnen dort die Schickimickis und nur noch direkt am Hauptbahnhof sind letzte Schmuddel-Rudimente verblieben.

Rotherbaum fällt auch etwas aus dem Rahmen, weil dort die Universität liegt und sich massenhaft Studenten dort rumtreiben.

Die prächtigsten Häuser gibt es in Harvestehude und auf der Uhlenhorst, aber die beiden Edel-Stadtteile sind eher Wohngegenden. Auf dem gesamten Uhlenhorster Bereich zwischen Alsterufer und dem parallel laufenden Hofweg – immerhin etwa 700 m – gibt es kein einziges Geschäft, kein Restaurant, keinen Kiosk.

Da wohnen diejenigen, die es sich leisten können und bleiben unter sich.

Winterhude und Eppendorf sind viel gemischter. Wohnquartiere mit bombastischen Quadratmeterpreisen, aber gleichzeitig herrscht dort auch ein reges geschäftliches Treiben.

Es sind aber Geschäfte für Hamburger – viele exklusive Delikatessen-Läden, Kaviar-Bars, Restaurants, Bars, Bäcker, Boutiquen, Kioske, Gemüsehöker.

Aldi, Lidl und Kaufland sucht man dort vergeblich.

In Winterhude und Eppendorf gibt es allerdings im Gegensatz zu den teuersten Einkaufsstraßen an der Binnenalster, nicht die superexklusiven internationalen Player wie Armani, Wempe oder Cartier.

Das mag auf den ersten Blick verwundern, weil die Bewohner dort offensichtlich sehr wohlhabend sind; aber es fehlen die Touristen.

Die bleiben im Hafen und der Innenstadt; verirren sich nicht in die Einkaufsstraßen Mühlenkamp (Winterhude) oder Eppendorfer Baum.

Noch vor 30 Jahren als Student ging selbst ich regelmäßig in die Innenstadt an der Binnenalster einkaufen. Die Gegend war allerdings noch heterogener. Es gab auch mal einen Gemüseladen, oder Tödt, wo ich meine Kittel und Handschuhe für das Chemielabor kaufte.

Die Mieten dort sind allerdings kontinuierlich so extrem gestiegen, daß nur internationale Edelmode-Ketten, umsatzstarke Juweliere, Banken dort bleiben konnten. Nun handelt es sich um einen homogenen Millionär-Tummelplatz.

 Ole von Beusts katastrophale Entscheidungen elf historische Kontorhäuser an der Binnenalter platt zu machen und mit der Europapassage einen besonders extrem misslungen Superluxus-Einkaufstempel dort hinzusetzen, gab mir den Rest. Verdammte CDU.

Für normale Hamburger wurde die Innenstadt immer unerschwinglicher und uninteressanter. Wenig verwunderlich, daß nun die dort verbliebenen Warenhäuser schließen mussten. Es ist eine fatale Todesspirale. Zumal der Fahrrad-fanatische Grünen Verkehrssenator Anjes Tjarks dem Wahn verfallen ist den Innenstadtverkehr zum Erliegen zu bringen und ich mittlerweile gar nicht mehr dahin käme, selbst wenn ich wollte.

Ich liebe Hamburg, aber mit solchen Politikern sind wir geschlagen.

Die Gegend rund um den Winterhuder Hofweg ist seit vielen Jahren meine bevorzugte Einkaufsgegend geworden. Dort wimmelt es so vor Leben und den unterschiedlichsten kleinen Geschäften, daß man nie parken kann.

Dennoch fehlt der Gegen der Schnöselfaktor, den es am noch feineren Eppendorfer Baum gibt.

Wegen des verschärften Lockdowns ist der Hofweg gegenwärtig ein Trauerspiel. Die Lebensmittelläden, Apotheken und Drogerien sind offen, aber alles dazwischen ist verrammelt. Der Buchladen, die Kramläden, die Restaurants, Friseure, Antiquariate, die Floristen, Parfümerien, Cafés – alles tot.  Die verbliebenen Kunden gehen in gebührenden Abstand voneinander mit FFP2 maskiert zu Edeka Nimerszein oder Lindner oder zu den fantastischen  Backgeschwistern. Ich habe nur noch nicht ergründet, wieso sich am oberen Teil des Hofwegs regelmäßig einen 100 Meter lange Schlange vor ROYAL DONUT bildet. Es ist ein extremer Hype, den ich schon seit Monaten beobachte.

Immerhin, das erste mal seit Jahrzehnten kann man mit dem Auto hinfahren und bekommt einen Parkplatz vor der Tür.

Heute war ich zufällig in Eppendorf und fuhr extra zum schicken Eppendorfer Baum, weil dort „Speicherstadtkaffee“ ist und mein Kaffeebohnenvorrat zur Neige geht. Ich war mir nicht sicher, ob ein Kaffee-Laden unter Lockdown fällt.

Es ist erstaunlich; obwohl die beiden Einkaufsstraßen nur 5 Minuten (etwa zwei Kilometer) auseinanderliegen, bleibt man aber fast immer der einen treu.

Ich erwartete natürlich, daß es dort ähnlich ausgestorben wie am Mühlenkamp aussehen müsste.

Aber weit gefehlt: Ich kam in eine ganze andere Welt. Die Eppendorfer machen alle „Click And Collect“.

Man kann also telefonisch oder online irgendetwas bestellen und sich das dann vor dem Laden abholen.

So war es wohl gedacht. Der Ladeninhaber sitzt drinnen und gibt gelegentlich kontaktfrei eine Tüte aus der Ladentür.

Tatsächlich haben sich die Geschäfte des Eppendorfer Baums kurzerhand zu Kiosks umfunktioniert. Vor und hinter der Ladentür werden die Auslagen präsentiert und vor den Geschäften bilden sich Trauben von maskenlosen Kunden, die endlich wieder einmal ihrer Prasserites frönen.

Die Straße ist frequentiert wie eh und je, die Bügersteige voller Passanten mit ihren Einkaufstüten.

Ich habe keine Erklärung dafür.

Bisher nahm ich an, Hamburg wäre allgemein so gelockdownt wie am Mühlenkamp. Wieso wird das ein paar Straßen weiter schon ganz anders gehandhabt?

Wieso wird dort das rege Treiben geduldet? Weil die Menschen statt Bus und Klapprad eher Porsche und Mercedes fahren?
Weil sie unter dem Radar der Medienöffentlichkeit der luxuriösen Innenstadt agieren?

Montag, 25. Januar 2021

Irre Irre und nicht irre Irre

Josh Hawley, Ted Cruz und Kevin McCarthy sind deshalb so verbrecherisch und müssen aus dem Kapitol geworfen werden, weil sie wider besseres Wissen handeln.

Sie agieren so, um ihres eigenen Vorteils willen, erhoffen sich dadurch bessere Chancen bei der Wiederwahl und buhlen um die Unterstützung der fanatischen Trump-Follower.

Da sie vollständig amoralisch und verantwortungslos sind, nehmen sie tote Polizisten, Wirtschaftskrise, hunderttausende Covid19-Tote, Massen-Verelendung und den schweren Schaden an Demokratie, Verfassung und Glaubwürdigkeit der USA gern in Kauf.

Sie wissen ganz genau, daß Donald Trump die Wahl haushoch verloren hat. Das wurde in über 60 Gerichtsverfahren, von den republikanischen Gouverneuren, dem Trump-treuen DOJ Barr und sämtliche Sicherheitsagenturen bestätigten dies eindeutig.

[…..]  The members of Election Infrastructure Government Coordinating Council (GCC) Executive Committee – Cybersecurity and Infrastructure Security Agency (CISA) Assistant Director Bob Kolasky, U.S. Election Assistance Commission Chair Benjamin Hovland, National Association of Secretaries of State (NASS) President Maggie Toulouse Oliver, National Association of State Election Directors (NASED) President Lori Augino, and Escambia County (Florida) Supervisor of Elections David Stafford – and the members of the Election Infrastructure Sector Coordinating Council (SCC) – Chair Brian Hancock (Unisyn Voting Solutions), Vice Chair Sam Derheimer (Hart InterCivic), Chris Wlaschin (Election Systems & Software), Ericka Haas (Electronic Registration Information Center), and Maria Bianchi (Democracy Works) - released the following statement:

“The November 3rd election was the most secure in American history. [……]

(CISA, 12.11.2021)

Der top cybersecurity official Chris Krebs im Weißen Haus bestätigte ebenfalls klar und eindeutig den Wahlsieg Joe Bidens und wurde dafür am 18.11.2021 von seinem tobenden Chef Trump gefeuert – natürlich per Twitter.

Krebs, 43, von 2018-2020 Director of the Cybersecurity and Infrastructure Security Agency in the United States (Chef der Agentur für Cyber- und Infrastruktursicherheit) hatte die Todsünde begangen dem 30.573-fachen Lügner Donald Trump zu widersprechen. Das wird in Trumpistan mit dem augenblicklichen Karriere-Ende bestraft.

[…..] In einer ersten Reaktion kritisierte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi (80), das Vorgehen Trumps. Krebs habe für die Sicherheit der Wahlen gesorgt und gegen gefährliche Falschinformationen angearbeitet, heißt es in einer Mitteilung Pelosis. "Doch anstatt diesen patriotischen Dienst zu belohnen, hat der Präsident Krebs gefeuert, weil er der Macht die Wahrheit gesagt und Trumps dauerhafte Kampagne von Wahlfälschungen abgelehnt hat." […..]

(MM, 18.11.2020)

Selbst nachdem der durch die Trumpfamilie, Giuliani und GOP-Parlamentarier angeheizte Mordmob das US-Kapitol am 06.01.2021 gestürmt hatte, stimmten noch 147 Republikaner gegen die Demokratie und Verfassung, stellten sich auf die Seite die maximal verlogenen Verräters – angeführt von Hawley und Cruz.

Beide sind ausgebildete Juristen, wußten natürlich, daß sie lügen wie gedruckt und juristisch gar kein Fall existiert. Es gibt keine Fakten, die den angeblichen Wahlbetrug stützen und so versuchte auch der skrupellose Heuchler Lyin‘ Ted gar nicht erst den Unsinn, den er vortrug zu belegen.

Sie griffen auf eine der erbärmlichsten Trump-Methoden zurück und argumentierten „People Say“.

Irgendwelche Leute glaubten aber, die Wahl sei Trump gestohlen worden.

Daß sie selbst diesen Irrglauben maßgeblich angestachelt hatten, erwähnten sie nicht.

McConnell, McCarthy, Cruz und Hawley benehmen sich wie Irre, sind aber nicht irre. Sie sind intelligent und so amoralisch, den destruktiven Irrsinn für ihre Posten und Spendengelder anzufachen.

Die schiere Bösartigkeit der Trumps und ihrer Unterstützer, die katastrophale Bildungspolitik und das dysfunktionale spülten aber auch weit über 100 GOPer des Typs „Teebeutel 2.0“ in den US-Kongress.

Morris „Mo“ Brooks, Lauren Boebert, Paul Gosar, Marjorie Taylor Greene, Roger Stone, Julio Gonzalez, Rudy Giuliani, der hochgradig wahnsinnige Senator Tommy Tuberville, „stop the steel“-Gründer Ali Alexander, Trump adviser Peter Navarro und Co wirken politisch genauso irre wie die zuvor Beschriebenen, aber sie tun dies nicht wider besseres Wissens, sondern sie sind wirklich so extrem verblödet, den Schwachsinn zu glauben, den sie verzapfen.

Sie sind radikal ungebildet und stolz darauf. Sie sind borniert wir Trump und vollständig in der verschwörungstheoretischen Sphäre gefangen. Sie fühlen sich als Widerständler im „Endkampf gegen die Weiße Rasse“, orientieren sich an QAnon.

Diese Parlamentarier der USA sind unrettbar irre. Attila-Hildmann-Niveau. Sie sind wahrlich irre Irre, die sich niemals die Realität akzeptieren werden.

Der US-amerikanische Anwalt Paul Davis, aus Texas natürlich, war beim Sturm auf das US-Kapitol dabei und ist stolz darauf versucht zu haben eine demokratische Wahl rückgängig zu machen.

Er hält Donald Trump für den einzig legitimen Anführer der USA und will nun selbst nach der Vereidigung Joe Bidens  mit einer Klage sein Idol Trump wieder einsetzen lassen. Sein Argument lautet, Gondor habe keinen König. Der arme Irre ist komplett in eine Fantasiewelt abgedriftet, in der er J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ für Realität hält. In dem 46. Präsidenten der USA Joe Biden erkennt er den bösen Truchsess Denethor, der das Weiße Haus nur besetzt hält, bis der wahre König Donald Aragorn den Thron besteigt.

[….] Texas attorney Paul Davis [….] filed an impressively grandiose lawsuit in federal court on Monday, requesting that Congress disappear entirely and that nearly everyone who holds high office in the United States, along with Mark Zuckerberg, be barred from ever seeking election or voting again. He also asked the court to tell the Justice Department and FBI not to arrest him.     The complaint, filed in the Waco Division of the Western District of Texas by Davis and co-counsel Kellye SoRelle, a failed Republican candidate for state office, claims that every vote cast in the 2020 general election was illegal, and therefore that "entire 117th Congress is illegitimate." Consequently, Davis argues, every action this Congress has taken, including impeaching former President Trump and certifying President Joe Biden's victory, is "null and void."   The lawsuit was filed in the name of a few small conservative minority groups, including Latinos for Trump and Blacks for Trump, along with a number of related but unspecified individuals. [….] Davis takes the additional bold step of asking the court to ban every sitting member of the House and Senate, all 50 governors and secretaries of state, the governor of Puerto Rico and Facebook CEO Mark Zuckerberg from ever holding elected office, voting, or publicly engaging in any political activity for all time. [….] Two days before he filed the suit, Davis asserted his confidence in a lengthy post on his since-deactivated Facebook page. He concluded:

    Now let the hateful comments begin, if you dare. But, be forewarned that God will bring severe judgment on you sevenfold for every evil word you speak against me and have already spoken. Praise be to the Lord our God, and long live His chosen instrument for good in the world: The United States of America. Amen. Hallelujah.

[….] He also adapted his motion for emergency restraining order to Biden's inauguration on Wednesday by proposing a restructuring of the United States government in the fashion of Gondor, a mythical realm from The Lord of The Rings. […..]

(Roger Sollenberger, Salon, 22.01.2021) 

Nein Joe Biden, mit diesen GOPern kann es keine Unity geben.

Die Cruz-Hawley-Gruppe ist viel zu verdorben und die Tuberville-Greene-Boebert-Fraktion muss dringend in die Geschlossene eingewiesen werden.

Sonntag, 24. Januar 2021

Die Baumhasser.

 Die CDU-Regierung in Hamburg 2001-2011 brachte nur Unglück.

Der Wohnungsbau kam komplett zum Erliegen, Ole von Beust verkaufte das gesamte Tafelsilber, verschandelte mit der Europapassage für immer die Innenstadt, privatisierte Krankenhäuser und Versorger und türmte einen zweistelligen Milliardenfehlbetrag wegen seiner katastrophalen Bankenpolitik auf und ließ die Infrastruktur so verkommen, daß Hamburg heute noch beständig im Stau steht, weil der SPD-Nachfolgesenat gezwungen ist all die Brücken und Straßen zu sanieren, die Beust verfallen ließ.

Die Regierungsübernahme durch Olaf Scholz 2011 mit absoluter Mehrheit ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Er ließ pro Einwohner mehr Wohnungen bauen als in allen anderen Bundesländern, sanierte die Finanzen, beendete das Elbphilharmonie-Chaos, stellte mehr Lehrer und Polizisten ein, schloss das HSH-Nordbank-Desaster ab, schuf kostenfreie Kitaplätze, begann die Groß-Sanierung der Infrastruktur, senkte die Arbeitslosigkeit drastisch, bescherte der Hansestadt das größte Bevölkerungswachstum, weil jeder in Hamburg arbeiten wollte, löste mit Bravour die Flüchtlingsunterbringung 2015 und wurde nach dem Zahlenwunder von 2011 im Jahr 2015 mit Rekordergebnis wiedergewählt.

Unglücklicherweise reichte es aber 2015 ganz knapp nicht mehr zu einer SPD-Alleinregierung und die CDU-affinen Hansegrünen zogen auf der Senatsbank ein.

Jutta Blankau, die 2011 die Leitung der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt übernahm, machte mir eine besondere Freude, indem sie sich der Baumschande aus der vorherigen schwarzgrünen Zeit annahm.

In Zusammenarbeit mit der Loki-Schmidt-Stiftung wurde ein wirkungsvolles Programm zur Wiederpflanzung abgeholzter Straßenbäume gestartet.

Ich übernahm sofort die Patenschaft für eine unter Schwarzgrün abgehackte Birke vor meinem Küchenfester und co-finanzierte eine wunderschöne Pappel, die inzwischen mindestens vier Meter hoch ist.

Ihre schwarzgrüne Vorgängerin Anja Hajduk hatte nicht nur Europas größte Umweltpest, das Kohlekraftwerk Moorburg genehmigt, sondern geradezu lustvoll Hamburger Bäume abholzen lassen.

Grüne hassen Bäume. Die Hessen-Oliven lassen den Treburer Oberwald an der Autobahn A5 abholzen und auch die Grünen, die in den Hamburger Bezirken ihre rotgrünen Koalitionen kündigten, um lieber mit der CDU zu regieren, ließen sofort abholzen.

2015 musste Sozialdemokratin Blankau aufgrund des Wahlergebnisses gehen und wurde durch den Grünen Kerstan ersetzt. Das war das Ende der Nachpflanzungen.

(…..) Immerhin im Hamburger Bezirk Altona klappte es. Die Grünen wurden im Jahr 2019 stärkste Kommunalkraft, zogen mit 18 Sitzen von 51 in das Bezirksparlament ein. Damit wurde die Grüne Kriminologin Stefanie Wolpert Vorsitzende der Bezirksversammlung.

Ende 2019 wurde mit der Bürgerschaftsabgeordneten Stefanie von Berg die erste Grüne „Regierungschefin“ eines Hamburger Bezirks.

Am 27.09.2019 erhielt sie bei der Wahl zur Bezirksamtschefin 33 Stimmen (absolute Mehrheit 26 Stimmen); wurde also von einer ganz großen Koalition aus Grünen, SPD und CDU gestimmt.

Natürlich hätten die rotgrünen Stimmen ausgereicht. Aber wir befinden uns ja in Hamburg; da lassen CDU und Grüne keine Gelegenheit aus sich ihrer gegenseitigen Liebe zu versichern.

Nun also Grün-Grün mit Wolpert und von Berg in Hamburg-Altona.

Womit könnten die beiden Öko-Frauen wohl ein Zeichen setzen und ihre Regierungszeit beginnen?
Kleiner Tipp: Es handelt sich um Hamburger Grüne.

Genau! Erst mal Bäume abholzen.

[….]  Kahlschlag in Hamburg Über 100 Bäume werden für Neubau gefällt – zum Teil ersatzlos[….]  Kahlschlag in Hamburg Über 100 Bäume werden für Neubau gefällt – Ärger in Altona! An der Struenseestraße soll in den kommenden Monaten ein moderner Schulcampus gebaut werden. Angesichts wachsender Schülerzahlen eine gute Sache – würden dafür nicht mehr als 100 Bäume gefällt.    Anwohner schlagen Alarm. Sie sprechen von einem „Desaster“, weil der Schulneubau angeblich auch ohne Rodung möglich gewesen wäre – und weil mit der frisch ernannten Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg ausgerechnet eine Grüne das Bauvorhaben dulden würde. [….]  Kahlschlag in Hamburg Über 100 Bäume werden für Neubau gefällt –

(Mike Schlink, 08.01.20)

Wieder einmal setzen Grünen Zeichen wider die Natur.

Bäume, Tiere, Umweltschutz – pfui bäh. Weg damit, wenn Grüne an die Macht kommen.     Wir kennen das schon in Hamburg. Die Schwarz-Grüne Landesregierung hatte ab 2008 massiv Bäume gefällt. Mit dem Amtsantritt von Olaf Scholz im Jahr 2011 und der absoluten SPD-Regierung wurde in Zusammenarbeit mit der Loki-Schmidt-Stiftung ein großes Straßenbaum-Wiederaufforstungsprogramm gestartet.

Nach der Bürgerschaftswahl von 2015 traten wieder die Grünen in die Landesregierung ein und stellten erneut den Umweltsenator: Jens Kerstan seit dem 15. April 2015. Seit dem sieht es wieder übel aus für den Baumbestand.

Die Grünen hassen den Baumbestand regelrecht.

[….] Im idyllischen Wäldchen Vollhöfner Weiden laufen die „Sondierungen“, denn bald wird das ganze „störende Grünzeug“ für Gewerbe plattgemacht. Und in Rahlstedt und Wilhelmsburg müssen rund 40 große Stadtbäume für Radwege weichen.   Überall wird abgeholzt, was das Zeug hält. Und obwohl ich eigentlich nicht zu Jähzorn neige, kocht da bei mir die Wut hoch. Wieso um Himmels willen müssen wir Bürger jedes Jahr aufs Neue machtlos diesen Kahlschlag mitansehen? Wann ändert sich endlich etwas im Bewusstsein der Verantwortlichen? [….]

(Sandra Schäfer, 19.03.2019)

Mit der Grünen Frau von Berg werden die Bäume auf Bezirksebene abgeholzt, und der Grüne Herr Kerstan sorgt auf Landesebene dafür, daß auch nicht nachgepflanzt wird.

[…..] Hier die Auflistung aller Fällstatistiken der Bezirke:[……] 

(NABU Angaben 2017) (…..)

(Dieser verdammte Landesverband – Teil II, 08.01.2020)

Nachdem unglücklicherweise 2020 erneut die Grünen in den Senat gewählt wurden und mit Jens Kerstan wieder den Umweltsenator stellen.

Im Hamburger Bezirk Nord feierten die Grünen im Jahr 2019 bei der Kommunal eine Art Erdrutschsieg mit 35,7%, stellen mit Michael Werner-Boelz den Bezirksamtsleiter. Bäume mag auch er, ganz offensichtlich, nicht.

In der wohlsituierten Brabandstraße (Stadtteil Alsterdorf, Bezirk Nord), direkt am Alsterlauf, wurde im Jahr 2018 ganze 27 prächtige Götterbäume abgeholzt. Der Kahlschlag ist total - man erkennt die Straße nicht mehr wieder. Die versprochenen Nachpflanzungen im Herbst 2019 wurden abgesagt; inzwischen gab es schließlich eine Grüne Bezirksamtsleitung und die liebt es kahl und baumlos. Die gut vernetzten Anwohner wehren sich und setzen den Grünen Bezirk mit schriftlichen Anfragen unter Druck. Aber der Grüne Chef im Bezirk und der Grüne Oberchef im Senat weigern sich. Es wurde zwar inzwischen zugesagt rotlaubigen Spitzahorn zu pflanzen, aber die Zusagen für 2019, 2020 und 2021 wurden zurück genommen.

Neuester Stand; frühestens im Herbst 2020 wird nachgepflanzt.

Es tut mir so leid um die Brabandstraße, aber leider waren die Bewohner des Bezirks Nord blöd genug, um 2019 die Grünen mit einer großen Mehrheit auszustatten – deren Baumhass ist wohldokumentiert.

Unter Grüner Ägide sind in den letzten vier Jahren insgesamt 10.000 Straßenbäume abgeholzt und nicht ersetzt worden.

Sicherlich gibt es Situationen, in denen kranke oder Umsturz-gefährte Bäume gefällt werden müssen. Aber der Umweltsenator und die Bezirke haben dafür zu sorgen, daß nachgepflanzt wird. Jutta Blankau (SPD) hat in den Jahren 2011-2015 gezeigt, wie das geht.

Das Thema ist in der so Baum-verliebten Stadt Hamburg, die sich so viel darauf einbildet die grünste Großstadt Deutschlands zu sein, stets prominent in den Medien vertreten.

Allein, die Grünen können oder wollen nicht handeln. Umweltsenator Kerstan (Grüne, seit 2015 ) läßt wie seine Vor-Vorgängerin Hajduk (Grüne 2008-2010) die Stadt immer grauer und betonierter werden.

[…..]   In Hamburg rotieren jetzt wieder die Kettensägen. Die sogenannte Baumpflege-Saison läuft, und überall in der Stadt wird gefällt. Jedes Jahr müssen laut Naturschutzbund Nabu rund 1000 Bäume am Straßenrand in der Stadt weichen. Der Bezirk Eimsbüttel fällt in diesem Winter 130 Straßenbäume. Das große grüne Wandsbek will sogar 549 Bäume fällen. […..]   Die Liste der Baumfällungen im Bezirk Wandsbek liest sich dramatisch. In diesem Winter müssen dort allein 549 große Bäume weichen. Darunter Eichen mit Stammumfängen von 2,40 Metern! Eine Linde mit einem Umfang von fast vier Metern (Wellingsbütteler Torhaus) und eine Buche mit 2,70 Metern (Saseler Chaussee) sind ebenfalls darunter. Überhaupt haben viele der zu fällenden Parkbäume stattliche Umfänge. […..]

(Sandra Schäfer, 01.01.2021)

Das passiert, wenn man die Atom- und Aufrüstungspartei Die Grünen wählt.