Donnerstag, 18. Februar 2021

Vorbild Trump

 

Wenn ein US-Bundesstaat wie Texas so lange so konservativ regiert wird, verschwindet jede Rationalität aus den Regierungsentscheidungen. Gouverneur Greg Abbot ist Hardcore-Trumpist und richtet sein Handeln streng ideologische wider die Wissenschaft aus.

Als reicher Ölstaat, der immer wieder mit Abspaltung von der USA droht, unterhält Texas als einziger US-Staat sein eigenes Stromnetz.

Seit einigen Tagen gibt es einen heftigen Wintereinbruch mit Temperaturen bis zu -18°C In Texas. Die meisten Häuser sind aber schlecht bis gar nicht isoliert und verfügen über keine guten Heizungen.

So erzeugen die GOP-Wähler ihre Wärme hauptsächlich elektrisch über Heizlüfter, Ölradiatoren oder auch Herd und Backofen.

So brach das Stromnetz erwartungsgemäß zusammen und nun hocken Millionen Texaner bei eisigen Temperaturen ohne Elektrizität frierend in ihren dunklen Buden. Millionen Menschen sind außerdem von der Wasserversorgung abgeschnitten; es gibt bisher drei Dutzend Kälte-Tote.

 Der irre Abbot, der das Stromdebakel zu verantworten hat, geht in Full-Trump-Mode und beschuldigt Bidens Green-Deal. Ein Plan zur Abkehr von fossilen Energieträgern, der noch gar nicht in Kraft ist.

Die Windmühlen sind schuld; Abbots Guru IQ45 hatte bekanntlich Windenergie-Anlagen als krebsverursachend gebrandmarkt.

Der Gouverneur macht sie nun für die Stromausfälle verantwortlich, obwohl in seinem Bundesstaat weniger als 10% des Stroms erneuerbar erzeugt werden.

Trotz der vier Trump-Jahre staune ich immer noch über die tolldreiste und schamlose Verlogenheit der GOPer.

 

[…..] Das Desaster rührt an das Selbstverständnis des Energiestaats Texas, des größten Öl- und Gasproduzenten der USA, und es hat einen Streit über die Ursachen ausgelöst. […..]  Bei einem Auftritt beim rechten Sender Fox News legte sich der Gouverneur auf eine einzige Fehlerquelle fest: Es seien die erneuerbaren Energien, die versagt hätten. "Das beweist, dass fossile Brennstoffe nötig sind, damit wir unsere Häuser im Winter heizen und im Sommer kühlen können." Und es beweise auch, dass der von den Demokraten geforderte Green New Deal, der einen Ausbau der erneuerbaren Energien vorsieht, "ein tödlicher Deal" sei - ganz so, als regierten in Texas nicht seit Jahrzehnten die Republikaner.     Andere konservative Politiker und Kommentatoren geben die Schuld direkt den Windrädern, die mancherorts eingefroren waren. "Diese hässlichen Windräder sind der Hauptgrund, warum wir Blackouts haben", sagte der Landwirtschaftsminister von Texas, Sid Miller.    Für diese Darstellung gab es seither viel Kritik. Nach Angaben des Netzbetreibers Electric Reliability Council of Texas (Ercot) macht die Windkraft im Winter nur sieben Prozent der Stromkapazität des Bundesstaates aus. 80 Prozent stammen dagegen aus Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken. Auf diese Energieträger entfielen laut Ercot fast zwei Drittel der Ausfälle, weil auch diese von der arktischen Kälte direkt betroffen sind: Pipelines, Pumpen und Bohrtürme sind eingefroren, ein Atomkraftwerk musste den Betrieb kältebedingt herunterfahren.   […..] Viele Experten sehen die Ursache für die Krise nicht bei einzelnen Energieträgern, sondern bei den fehlenden Investitionen in das texanische Stromnetz. Dieses ist nicht an die Verbindungsnetze der anderen Bundesstaaten östlich und westlich der Rocky Mountains angeschlossen. […..]

(Alan Cassidy, 18.02.2021)

Der bekannteste und berüchtigtste texanische Politiker, Trumps extremster Speichellecker und Klimawandel-Leugner US-Senator Ted Cruz, weiß was zu tun ist, während sein Staat im Chaos versinkt, Millionen verzweifelt frieren, hungern und sterben:

Er setzt sich ins sonnig-tropische Cancún in Mexico ab. Hauptsache, er selbst hat es schön warm.

[…..] Mindestens 37 Menschen sind im US-Bundesstaat Texas wegen eines heftigen Wintereinbruchs ums Leben gekommen, nach schweren Stürmen sind Hunderttausende Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. In solch einer Lage könnten sich die örtlichen Politiker als Krisenmanager bewähren. Der republikanische Senator Ted Cruz hatte offenbar andere Pläne – und steht deshalb nun massiv in der Kritik.   Der Spitzenpolitiker reiste laut übereinstimmenden Berichten – etwa von CNN, der Nachrichtenagentur AP, der »New York Times« und Fox News – für einen Urlaub ins mexikanische Cancún. […..] Pikant ist, dass Cruz sich der angespannten Lage in Texas absolut bewusst war. Er warnte noch am Montag in einem Radiointerview eindringlich vor den Gefahren des Wintereinbruchs. »Riskieren Sie es nicht. Bringen Sie ihre Familie in Sicherheit, bleiben sie zu Hause und umarmen Sie ihre Kinder«, wird Cruz zitiert.  

Pikant ist auch ein Vorfall aus dem Dezember. Damals hatte Cruz den demokratischen Bürgermeister der Stadt Austin, Stephen Adler, attackiert. Adler war ins mexikanische Cabo San Lucas gereist, nachdem er die Bevölkerung aufgerufen hatte, wegen der Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben. »Heuchler«, schrieb Cruz damals, »völlige Heuchler«.[…..]

(SPON, 18.02.2021)

 

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