Das nervt ja zum Glück auch überhaupt nicht; der Mieter der ehemaligen Wohnen des dementen Herren, den ich betreue, hat ausgerechnet in der Eiswoche mehrere Tage lang nicht geduscht und sein Bad nicht benutzt.
Es ist aber eine Dachgeschosswohnung; die Rohre wurden irgendwann einmal nachträglich, fliegend in der Abseite unter dem Dach eingezogen und froren natürlich ein.
Unnötig zu erwähnen, daß der Jammer-Anruf „Hilfe, die Heizung geht nicht, das Wasser läuft nicht; Sie müssen sofort etwas unternehmen“ vorletzten Samstagmorgen bei mir einging. Am Wochenende erreicht man so gut Handwerker und ich selbst verstehe von Heizungstechnik so viel wie eine Henne von Strickmustern.
Aber auch als Laie habe ich inzwischen verstanden, daß es unter dem Dach so nicht bleiben kann.
Es ist nicht schwer eine Isolierung um die Kupferrohre zu ziehen, die offen liegen. Aber an den meisten Stellen kommt man nicht an die Rohre, ohne erst die Wand aufzustemmen.
Der Installateur rief mich heute an, als ich gerade im Auto fuhr. Bei Handwerkern muss man rangehen, weil sonst die Gefahr besteht, sie wieder eine Woche lang gar nicht zu erreichen.
Wie absurd, da spreche ich also über die Eisschäden, erörtere wie man geplatzte Rohre in der DG-Wohnung in zukünftigen sibirischen Wintern verhindert, während bei satten 20°C mitten im Winter – wie haben immer noch Februar in Hamburg! – die Sonne so dermaßen auf mein Auto brennt, daß ich die Klimaanlage voll aufdrehen musste.
Fenster öffnen und Fahrwind sind keine Option für Allergiker, weil die (bisher noch nicht von den Grünen Naturhassern abgeholzten) Hamburger Straßenbäume in höchsten Frühlingsgefühlen ihre Pollen in meine Atemluft ejakulieren.
Unfassbare 41° beträgt der Temperatursprung in Norddeutschland innerhalb von einer Woche.
[….] Hoch „Ilonka“ hat Hamburg am Montag nicht nur strahlenden Sonnenschein beschert, sondern auch einen neuen Temperaturrekord. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) wurden am Nachmittag an der Wetterstation Neuwiedenthal südlich der Elbe 21 Grad gemessen – so viel wie noch nie in einem meteorologischem Winter (1. Dezember bis 28. Februar) seit Beginn der Wetteraufzeichnung. […..]
Madrid und Texas versinken im Schnee; die Hamburger laufen im Winter oberkörperfrei herum.
Was für ein irrer Klimawandel, dachte ich gerade, da konnte ich schon wieder dem Klempner am Telefon nicht verstehen, weil neben mir ein spiegelberillter Glatzkopf mit sehr dicken tätowierten Oberarmen in einem riesigen offenen Chrysler-Cabrio den Motor aufheulen ließ.
Es erinnerte mich an ganz ganz schlechte US-Teenagerfilme.
Wer macht denn sowas mitten in Hamburg? Noch dazu ein keineswegs junger Mann, sondern eher ein Mittfünfziger.
An der Ampel stehen provokant im Leerlauf auf das Gaspedal treten; das ist so unfassbar schlecht, daß ich mit nur halb so viel Proletigkeit wie der Cabrio-Kugelkopp, gern das Fenster runtergekurbelt hätte, um dem Herren ein paar Rückschlüsse von seinem Verhalten im Auto auf seinen IQ und die Penisgröße zu erläutern.
Aber erstens bin ich gut erzogen, zweitens ängstlich (womöglich hat so ein Typ eine Waffe dabei) und drittens zu alt, um mich genügend zu echauffieren.
Als es grün wurde, sauste Cabrio-man los wie Lewis Hamilton. Allerdings konnte ich in seinem Rückspiegel nicht besonders klein werden, da Hamburg bekanntlich voller Baustellen ist und etwa 75 m weiter eine drastische Fahrbahnverengung mit Tempo 30 kam.
Und schon saß ich ihm so dicht auf der Stoßstange, daß ich seinen (zugegeben kleinen) AfD-Aufkleber sehen konnte.
In großen Lettern einmal quer über das Heck befanden sich silber auf schwarz die Worte „FUCK YOU, GRETA!“.
Seit zwei Jahren fasziniert mich schon wie extrem Rechte, Aluhüte, Querdenker, AfD, Merz, Lindner und Co von Greta Thunberg getriggert werden.
Manchmal verging kein Tag auf dem rechtsextremen Berger-Verschwörungsblog, an dem nicht eine neue Hetze gegen „die psychisch kranke Klima-Gretel“ ausgewalzt wurde.
Was ist das bloß, daß mächtige, große, alte weiße Männer so manisch gegen eine zierliche und eher sehr stille Teenagerin austeilen müssen?
Was bringt einen erwachsenen starken Mann dazu, sich „Heul‘ leiser, Greta!“- Bumpersticker auf das Auto zu kleben?
Die despektierlich-übergriffige sadistische Art mit einem wissenschaftlichen Thema wie dem Klimawandel umzugehen, erscheint mir als die perfekte Apotheose dafür, was alles in der Welt schief geht.
Natürlich ist unsere menschliche Zivilisation zum Untergang verdammt, wenn „FUCK YOU, GRETA“ der große Renner in der Aufkleber-Industrie sind.
Aber was rege ich mich auf?
Die Welt wird sich in ein paar Millionen Jahren wunderbar regeneriert haben und
erwartet noch eine lange schöne Zeit, bevor die Sonne explodiert.
Nicht erholen wird sich hingegen die Menschheit; die wird unter dem Einfluss solcher Cabrio-Proleten final implodieren.
Es ist nicht schade drum.
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