Samstag, 1. Januar 2022

Impudenz des Jahres 2021

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender einen „1.1.“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Jahres zu küren.

Auf allen Kontinenten gilt es seit Jahrhunderten als Makel, ungebildet zu sein.  Homo Sapiens soll von Natur aus sehr neugierig sein und daher nahmen und nehmen Kinder große Strapazen auf sich, um zu lernen. Lehrer wurden hochverehrt und viele Eltern gehen erhebliche finanzielle Belastungen ein, um ihren Nachwuchs mit Bildung zu versehen.

Seit Jahren berichtet eine eindrucksvolle ARD-Produktion von den „gefährlichsten Schulwegen der Welt“.

[….] Die gefährlichsten Schulwege der Welt: Philippinen

Die Kinder aus Madibago im Nordwesten der Philippinen müssen auf ihrem Schulweg eine Steilwand mitten im Dschungel erklimmen. Lediglich ein paar Wurzeln geben den Schülern etwas Halt. Schon viele Kinder sind hier abgestürzt und haben sich verletzt. Aber Aible und ihre Mitschüler wagen sich trotzdem jeden Tag erneut an die Wand - getrieben von der Hoffnung, durch ihre Schulbildung ein besseres Leben zu haben. [….]

(3Sat 2021)

[….] Die gefährlichsten Schulwege der Welt: Bolivien

Die Yungas-Täler liegen zwischen den Anden und dem Amazonasbecken. Die Kinder in dieser abgeschiedenen und armen Region Boliviens legen weite und unvorstellbar gefährliche Wege zurück. Sie trotzen Naturgewalten, Hunger und Erschöpfung. Diese kleinen Helden haben ihren Traum immer fest im Blick: durch Bildung die Berge verlassen und in die Stadt ziehen zu können - raus aus der Armut. [….]

(3Sat)

Der SPD-Vorläufer und 1863 von Ferdinand Lassalle gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (1869: Sozialdemokratische Arbeiterpartei, 1875 Zusammenschluss zur Sozialistischen Arbeiterpartei), setzte ganz auf Bildung.

Alle Arbeiter strebten nach Bildung und nahmen nach ihren 12- oder 14-Stunden-Arbeitstagen begierig jedes Angebot an, zu lernen.

[….] Insbesondere während des „Sozialistengesetzes“ (1878–1890) erlebten die meist sozialdemokratischen Arbeiterbildungsvereine einen massenhaften Aufschwung als wichtiger Teil der Arbeiterkulturbewegung.  Während der Weimarer Republik waren die Arbeiterbildungsvereine Teil eines ausdifferenzierten Vereinswesens und des sozialdemokratischen Milieus. Es gab Neugründungen im Bereich der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, aber auch eine Öffnung hin zu pluralistisch eingestellten Bildungseinrichtungen – wie beispielsweise den Volkshochschulen – fand statt. Vorbildhaft hierfür waren die Leipziger Volkshochschule oder auch die Heimvolkshochschule Sachsenburg, hier gelten Hildegard Reisig und Gertrud Hermes als Vorreiterinnen. Sie entwickelten erste theoretische Ansätze zur Arbeiterbildung.  Seit 1945 wird die Arbeiterbildung stark von der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und der Organisation „Arbeit und Leben“ (eine Kooperation von Gewerkschaften und Volkshochschulen) bestimmt. Insbesondere Oskar Negt, Adolf Brock und auch Paul Röhrig entwickelten über einen spezifischen an die „Klasse“ gebundenen exemplarischen Lernbegriff die Theorie der Arbeiterbildung weiter.  Im Rahmen der Geschichte der Erwachsenenbildung haben die Arbeiterbildungsvereine als international bedeutende soziale Bewegung, im Sinne der Selbstorganisation unterdrückter Bildungsinteressen, einen hohen Stellenwert gewonnen. [….]

(Friedrich Ebert Stiftung)

Die Covidioten, die schon zur Impudenz des Jahres 2020 erkoren wurden, stellen dieses Prinzip auf den Kopf.

Sie frönen mit großer Lust ihrer eigenen Borniertheit, verachten Bildung.

So erkämpften sich die Leerdenker, Anti-Impf-Spaziergänger, die mit Fackeln losziehen, um Politiker und Wissenschaftler zu lynchen, auch im Jahr 2021 den großen Pokal als schlimmste Blödmänner des Jahres.

Diese brüllenden Inkarnationen des Dunning-Kruger-Effekts werden durch die Selbst-Anstachlungen in ihren Inkompetenzblasen immer gewalttätiger.

Von den Social-Media-Algorithmen in immer dichtere Aggro-Cluster zusammengepresst, halten sie sich inzwischen nicht nur für klüger, als die „Schlafschafe“, sondern leiten daraus auch einen Anspruch ab, mit Gewalt gegen die Gesellschaft vorzugehen.

Sollte die Corona-Pandemie jemals besiegt werden (und genau diesen Durchbruch blockieren die Impf- und Maskenpflicht-Gegner), besteht leider dennoch keine Hoffnung, dieses brutale Pack der Dummheit loszuwerden.

Denn ihre Themen sind letztendlich austauschbar.

Ob sie nun am 06.01.2020 als mordender Mob den US-Kongress stürmen, voller Hass für den Brexit stimmen, als hasserfüllte Xenophobe den kriminellen PEGIDA-Machern nachlaufen, Asylunterkünfte niederbrennen, Menschen erschießen, die sie auf Maskenpflicht hinweisen, oder als sächsische Covid-Orks nachts durch die Kleinstädte marodieren – es steckt der gleiche hässliche Homo Demens dahinter. Diese Typen sind zwar glücklicherweise keine Mehrheit, aber doch eine lautstarke, sich selbst replizierende Minderheit.

So wie die zutiefst destruktive faschistoide AfD erst gegen den Euro, dann gegen die EU, später gegen Flüchtlinge, anschließend gegen „den Islam“, die „Mainstreammedien“ und schließlich gegen Maskenverordnungen, Impfpflicht und überhaupt alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hetzt, finden auch die Schwurbler immer etwas, das sie hassen.

Sie werden garantiert auch in Zukunft Themen okkupieren, mit denen sie Verschwörungstheorien frönen können und ihrem eigentlichen inneren Antrieb, dem Ausleben ihres inneren Hasses folgen können.

Diese Aluhütigen sind durch Argumente, Fakten und Realität nicht mehr einzufangen. Zig Millionen QTrumpliKKKans sind fest von dem Sieg ihres orangen Idols über Joe Biden überzeugt, obwohl kontinuierlich nachgezählt wurde, republikanische Gouverneure den Sieg Bidens bestätigten und republikanische Richter Dutzende Klagen abschmetterten. Sie sind immun gegen Wahrheit.

Intensivpfleger berichten von schwersten Covid-Fällen, die intubiert und an einem Dutzend Infusionen hängend, auf der Intensivstation die Existenz des Corona-Virus leugnen.

Es gibt keine Gesprächsgrundlage mit diesen Typen, keine Gemeinsamkeiten und eben auch keine Veranlassung der Mehrheitsgesellschaft weiterhin Rücksicht auf die marschierenden Neandertaler zu nehmen.

Denn die kennen keinerlei Anstand und keine Hemmungen. Sie nutzen ihre eigenen Kleinkinder als Schild und stellen eine tödliche Gefahr für die vulnerablen Teile unserer Gesellschaft dar.

Sie müssen strikt ausgegrenzt werden.

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