Heute hatte ich ein Business-Meeting und trug während der Besprechung auf einer Baustelle selbstverständlich meine schwarze FFP2-Maske. Die Akustik war natürlich schlecht und da ich manchmal durch die Maske nicht gut zu verstehen war, rückten einige der Anwesenden immer näher an mich ran.
„Ach, nun stellen Sie sich nicht so an. Corona ist nicht mehr als eine Grippe. Daran sterben auch 28.000 Menschen im Jahr und niemand flippt deshalb aus“, herrschte mich irgendwann der Bauleiter an.
„Als jemand, der gerade Omikron hatte und in die subakute Phase geht, muss ich dem widersprechen“, erklärte ich. Aber er fand, man sollte wegen zwei Wochen Schnupfen kein so ein Drama machen; mir ginge es doch offensichtlich wieder gut. Keine Frage, es könnte schlimmer sein, wenn ich nicht geimpft gewesen wäre. Aber viele sind nicht geimpft.
Das zweite Problem ist ein Mathematisches: Ja, bei der Omikron-Variante gibt es weniger Hospitalisierung. Ein deutlich kleinerer Anteil der Omikron-Infizierten landet auf der Intensivstation, als es bei der Delta-Variante der Fall war.
Nimmt man als stark vereinfachte Zahlen an, daß 4% der Delta-Infizierten ins Krankenhaus müssen und 0,4% sterben, klingen die Vergleichszahlen bei Omikron viel harmloser: 25% weniger Infizierte müssen ins Krankenhaus. Also nur noch 3%. Die Krankenhausaufenthalte sind auch kürzer als bei Delta.
Was zunächst einmal erfreulich klingt, bedeutet aber nur, daß Omikron so gefährlich ist wie die Alpha-Variante. Unglücklicherweise ist Omikron aber sehr viel ansteckender.
[….] Anthony Fauci, Chefberater von Präsident Joe Biden in Sachen Coronavirus, sagte am Dienstag, dass das Virus „am Ende so ziemlich jeden finden“ werde. Besonders hart werde es die Ungeimpften treffen. Die meisten Menschen würden Covid-19 bekommen, sagte auch Janet Woodcock, amtierende Vorsitzende der nationalen Behörde für Ernährung und Medikamentenversorgung, bei einer Anhörung im Senat. […]
Hatten wir noch vor ein paar Monaten mal 10.000 neue Ansteckungen pro Tag und damit 400 Krankenhauseinweisungen eine Woche später, sind es bei Omikron nun aber fast schon 100.000 Neuinfizierte am Tag, die 3.000 Krankenhauseinweisungen mit sich bringen. Für diejenigen, die nur Klatschen und Singen in der Schule hatten: 3.000 ist mehr als 400! Omikron ist also prozentual harmloser als Delta, bringt aber absolut viel mehr Menschen ins Krankenhaus und ins Grab.
Die Omikron-Inzidenzen – also Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner liegen in Frankreich bei 4.000. In anderen Nachbarländern sieht es ähnlich grausig aus: Dänemark 2.400, Griechenland 2.100, Schweiz 2.000, Italien 2.000, Spanien 1750, GB 1.600. Sachsen und Bayern werden nicht bei ihren augenblicklichen angenehmen 200 bleiben.
Während aber beispielsweise die Iberer und Franzosen enorm hohe Impfquoten haben und damit die schweren Verläufe minimieren, sieht es in Osteuropa, Ost- und Süddeutschland, sowie den von Republikanern regierten südöstlichen US-Staaten düster aus.
Je niedriger die Impfquote, desto tot.
Die Unterschiede in den USA sind gewaltig. Während fast jeder erwachsene Anhänger der Demokraten geimpft ist, ist es in den Bible-belt-Staaten der Trump-Fans nur etwas über die Hälfte.
[…] Im Wochendurchschnitt fangen sich in den USA gerade fünf Millionen Menschen das Coronavirus ein, berichtet die Johns-Hopkins-Universität. Tendenz steigend. An einzelnen Tagen sind es bis zu 1,4 Millionen Neuinfektionen. Die sich rasend schnell verbreitende Omikron-Variante hat für einen neuen Rekord bei Hospitalisierungen gesorgt und zwingt das Gesundheitswesen jeden Tag mehr in die Knie. Rund 150.000 Amerikaner liegen heute in Krankenhäusern, darunter 4500 Kinder. 24.000 Menschen werden auf Intensivstationen behandelt. 90 Prozent der Neueinweisungen, meist jünger als 60 Jahre, gehen auf Ungeimpfte zurück. Epidemiologen sagen bis zu 300.000 Krankenhausfälle in wenigen Wochen voraus. […] Zuletzt starben alle 24 Stunden etwa 1700 Menschen in den Vereinigten Staaten an den Folgen von Corona. […] Größtes Sorgenkind ist für Epidemiologen der Südosten des Landes. Republikanisch beherrschte Bundesstaaten wie Florida, Georgia, Louisiana und Mississippi haben die geringsten Impfquoten. Politisch wird dort, ein Relikt der Trump-Präsidentschaft, aktiv gegen Vorsichtsmaßnahmen wie Maskentragen agitiert. Hier ist der Anstieg bei Krankenhauseinweisungen am steilsten. In ländlichen Gebieten mit schlechter Krankenhausversorgung werden kurzfristig „katastrophale Zustände“ erwartet, heißt es bei der Gesundheitsbehörde CDC. […]
(Dirk Hautkapp, HH Abendblatt, 13.01.2022)
Die wahnsinnigen US-Republikaner weigern sich schon deswegen Masken zu tragen und sich impfen zu lassen, weil Joe Biden danach trachtet. Er will möglichst viele Amerikaner am Leben erhalten.
Offenbar klingt das in den Ohren der QTrumpliKKKans so absurd, daß sie schon deswegen die Maßnahmen zu Eindämmung der Pandemie kategorisch verweigern, weil die Demokraten es empfehlen. Ihre angebeteten republikanischen Gouverneure und Senatoren versuchen, wie Idol Trump, möglichst viele Landsleute schnell ins Grab zu bringen.
US-Präsident Biden, der ohnehin schon durch anderthalb Überläufer im US-Senat lahmgelegt ist, versucht es nun mit der Brechstange; will immer mehr Amerikaner dazu zwingen, die lebensrettende Covid-Impfung zu bekommen.
In den USA gibt es aber nicht nur eine zur Hälfte debile Bevölkerung, eine destruktive Killer-Partei und ein höchst ungerechtes, dysfunktionales, anachronistisches Wahlrecht, sondern auch eine korrupte Justiz mit hunderten ultrakonservativen unqualifizierten von Trump auf Lebenszeit ernannten Bundesrichtern.
[…..] Die US-Regierung wollte eine Vorschrift erlassen, nach der sich Angestellte von großen Unternehmen impfen oder regelmäßig testen lassen müssen. Wegen Problemen mit dem Verfahren kann sie nun nicht erlassen werden. Der Oberste Gerichtshof der USA hat eine Corona-Vorschrift der Regierung gestoppt. Große Unternehmen sollten laut der Vorschrift ab dieser Woche dafür sorgen, dass ihre Angestellten gegen das Coronavirus geimpft sind oder sich wöchentlichen Tests unterziehen. Mehrere republikanisch regierte Bundesstaaten hatten geklagt. Die Regelung sollte für Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten gelten. Mehr als 80 Millionen Menschen wären in den USA davon betroffen gewesen. Auch die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, ist mit dem Gerichtsurteil vorerst auf Eis gelegt. [….]
Nach diesen Zahlen, nach 116.000 Corona-Toten in Deutschland und hüben wie drüben ausgezehrten Gesundheitssystem – auch in den US haben innerhalb des letzten Jahres 20% der Krankenhaus-Angestellten gekündigt, weil sie diese chronische Überbelastung nicht mehr ertragen konnten – ist Corona nach meiner Wahrnehmung durchaus ein Problem.
Erschreckend viele Menschen nehmen die letzten beiden Jahre aber so wahr, daß sie immer noch behaupten, Corona sei bloß sowas wie ein heftiger Schnupfen.
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