Die Kölner Schriftstellerin Hildegard „Husch“ Josten, Jahrgang 1969, war lange Zeit Journalistin beim konservativen Burda-Verlag und der ebenso konservativen Kölnischen Rundschau.
Als Literaturpreisträgerin der Konrad-Adenauer-Stiftung 2019, erfuhr sie von der konservativen KAS viel Lob für ihre Glaubensthemen.
[….] Der Roman Land sehen (2018) ist eine Geschichte von Wahrheitssuche auf religiösem Gebiet. Unversehens, nach Jahrzehnten der Funkstille, meldet sich bei dem Erzähler, einem Bonner Literaturprofessor, sein Onkel Georg zurück. Der Siebzigjährige ist nach einem wechselvollen Leben bei den traditionalistischen Piusbrüdern eingetreten. Er wird von seinem Orden, der in das Nordeifeler Kloster Reichenstein eingezogen ist, zu einer späten Promotion zur Theologie nach Bonn geschickt. Georg, als Bruder Athanasius, bringt Räume, Menschen und Geschichten in Bewegung. Die plötzliche Konfrontation und Provokation des Unerwarteten hält zum weiteren Fragen an: nach Begründungen des Glaubens und dem Kernpunkt der persönlichen Identität. In einem größeren Zusammenhang hat Husch Josten einen Roman über individuellen Glauben in einer religiös indifferenten und wertepluralistischen Mehrheitsgesellschaft geschrieben. Es geht um existenzielle Fragen des Glaubens und des christlichen Menschenbildes, um die Ansprüche an Kirche, Wahrheit und Frömmigkeit, um Figuren von Güte und Großzügigkeit, um Erinnerungsgräber und Familiengeheimnisse, die abgrundtief in die Zeit des Nationalsozialismus zurückreichen. […..]
Es liegt also nahe, die Kölner Autorin zu fragen, wie sie
es eigentlich mit Kardinal Woelki hält, der mit einer grandiosen Abschreckungsstrategie
Myriaden Kirchenmitglieder vertrieb und nach einigen Monaten im Kindersex-Abklingbecken,
im März erneut die Leitung seiner steinreichen riesigen Erzdiözese übernehmen
soll. Josten sollte das Handwerkszeug beherrschen, und hat sich auch inhaltlich
ausführlich mit Glaubensfragen beschäftigt.
So erschien am 17.02.2022 ihr Woelki-Text in der
Süddeutschen Zeitung.
Das schriftstellerische Handwerkszeug, von der KSA und anderen preisgekrönt, nutzt sie wie folgt, um die Ist-Zustand zu beschreiben.
[….] Gott, ja, Kirche. Verbrechen. Lügen. Bornierte Weltfremdheit. Moralprediger ohne Anstand. Man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und glaubt eher an die jungfräuliche Empfängnis als den hypokritischen, juristisch abgesicherten Stammeleien einiger Kirchenvertreter, die Millionen für PR ausgeben statt für die zahllosen Opfer ihrer Kirche. […..]
Gott, ja, Kirche?
Literatur, ja, Preis?
Aber ich habe noch nie einen Josten-Roman gelesen und will daher nicht vorschnell urteilen. Mich interessiert viel mehr, ob sie in der Lage ist, aus dem eingangs selbst beschriebenen Ist-Zustand (Kirche = Scheiße) intellektuell zu reagieren und die richtige Konsequenz zu ziehen: Sofort austreten!
Die Antwort lautet Nein, denn die studierte Schriftstellerin leidet offensichtlich wie so viele Religioten unter klassischer Inselverarmung.
(….) Jim Jefferies fasste den Inhalt der zehn Gebote auf den Kernsatz “Try not to be a cunt” zusammen. Was müßten Christen doch für schlechte Menschen sein, wenn sie erst durch das Pochen auf Gottes Gebote zu der Einsicht kämen nicht zu morden. Es ist schon viel Hirnverknotung notwendig, um anzunehmen, daß ein LIEBER Gott alle Menschen gemacht hat, daß aber diejenigen, die das nicht wissen gar nicht lieb sind und daher auch nichts Gutes tun. Diejenigen, die es wissen, sind hingegen deswegen lieb, weil sie das per order di mufti UND aus rein egoistischen Motiven sein müssen, um später nämlich nicht in der Hölle zu schmoren. In diesem christlichen Gedankengang ist so viel falsch und widersprüchlich, daß man einmal mehr versteht, wieso Christen generell einen niedrigeren IQ haben.
Christliche Nächstenliebe existiert also niemals aus altruistischen Motiven, sondern wegen Gottes Anweisungen so sein zu müssen.
Christlichen Altruismus kann es nicht geben, denn der Kern des christlichen Heilsversprechens liegt ja gerade darin, daß jede gute Tat vergolten wird, von Gott gewissermaßen auf das „Haben-Konto“ geschrieben wird und dereinst mit dem Himmelreich belohnt zu werden.
Christlicher Altruismus ist ein Oxymoron, weil es per Definition paradox ist altruistisch zu sein, um eine Belohnung verdienen zu wollen.
Christentum ist also offensichtlich schwachsinnig. (…)
(….) Es gibt eindeutig Korrelationen zwischen Bildung und IQ einerseits und Spiritualität und Religiotie andererseits.
Unzählige Umfragen zeigen, daß die Religiosität mit höherer Bildung abnimmt. Typischerweise sind die amerikanischen Eliteunis Hochburgen des Atheismus, während die Highschool-Dropouts im Biblebelt, die auch glauben in Brasilien spreche man brasilianisch und der Kanzler von Deutschland hieße Hitler, jedes Wort der Bibel ernst nehmen.
Unter Intellektuellen gibt es die höchste Atheistenquote. Aber genauso wie einige Atheisten dennoch Idioten sein können, gibt es auch Hochgebildete, die trotzdem sehr überzeugte Christen/Juden/Moslems sind. Warum bloß?
Die einzige Erklärung, die ich bisher für dieses scheinbare paradox habe ist die gewissermaßen neurologische Argumentation Michael Schmidt-Salomons. Stichwort „Inselverarmung“
Solange nämlich Religioten
das Sagen auf unserem Planeten haben - und das haben sie leider, Mensch sei’s
geklagt, in vielen Teilen der Welt -, sind alle Versuche, das Zusammenleben der
Menschen vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum
Scheitern verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in
Somalia, die 2011 dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde
Bevölkerung nicht zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses
Phänomens eine kurze Definition des religiotischen Syndroms:
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form
der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination
vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich
unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen
emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht.
Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind).
Religiotie sollte daher als „partielle Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.
(Keine Macht den Doofen, s.42f) (….)
Josten zeigt das Prinzip der Inselverarmung auf drastische Weise. Obwohl sie selbst eine Kausalkette darstellt, die nur den einen Schluß zuläßt, nämlich sofort die Kirche zu verlassen, schafft ihr Großhirn diese Conclusio nicht, sondern biegt ins woelkige Reich der Schwafelei ab.
[….] Gibt es noch irgendeine Rechtfertigung, Mitglied in diesem Verein zu bleiben? Bemüht um Antwort, stimmt mancher unter Korinther dreizehn das Hohelied an, den Gassenhauer aller Hochzeitslesungen, der Paaren mit Segenswunsch gern vom Pfarrer empfohlen wird. Aber damit ist das Kirchenproblem nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Es bleibt bei Glaube, Hoffnung, Liebe, diesen drei, und man fragt sich ernüchtert, was man noch glauben, hoffen und vor allem tun soll. Mit seinem Glauben hat jeder Mensch irgendwann zu tun, ob gläubig oder nicht gläubig. Definieren lässt sich jene innere Sicherheit, die keines Beweises bedarf, nur hölzern. Jedem Versuch, den Glauben zu fassen, haftet Bemühen an. […..]
Welche Windungen die preisgekrönte Literatin da vollführt! Dabei wäre es doch so einfach, ihren Essay heil nach Hause zu bringen.
Gibt es noch irgendeine Rechtfertigung, Mitglied in diesem Verein zu bleiben?
-Nein.
Stattdessen diese peinlichen synaptischen Sackgassen: Kann man ohne Kirche hoffen und lieben? Außerdem glaube doch jeder irgendwie, auch wenn sie, Josten, intellektuell nicht in der Lage wäre, zu beschreiben warum.
Es ist die totale intellektuelle Bankrotterklärung, mit der Theologen und Kleriker seit Jahrhunderten auf die Theodizee-Frage antworten: „Gottes Wege sind unergründlich!“ Gott lässt jeden Tag 20.000 Menschen an Hunger krepieren? „Gottes Wege sind unergründlich!“ Babys werden mit Mukoviszidose geboren und leiden ihr kurzes Leben lang? „Gottes Wege sind unergründlich!“ Gott sah keinen Grund einzuschreiten, als Christen sechs Millionen Juden töteten? „Gottes Wege sind unergründlich!“
Wie schwach, Josten.
[….] Man glaubt, dass Menschen vernunftbegabt sind (in Köln betet man derzeit dafür). Man glaubt an die Liebe. Man glaubt, dass sich die Kirche endlich grundlegend ändert. Oder dass nichts mehr zu retten ist. Dann, aber erst dann, werde ich gehen. […..]
Wenn die Jostens dieser Welt schon die Intellektuellen sind, braucht sich die Kirche offensichtlich doch noch nicht um genügend Doofe sorgen, die freiwillig 12 Milliarden Euro Mitgliedsbeiträge überweisen.
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