Klimapolitik kostet. Der Fokus der öffentlichen Debatte richtet sich zu Recht auf die Wohnungsnot und die Millionen Menschen, die immer mehr Probleme bekommen, ihre Miete zu bezahlen oder schon lange nicht mehr da wohnen können, wo sie möchten.
Klimapolitik kostet. Alle deutschen Wohnaltbauten zu sanieren, wird nicht nur aberwitzig teuer und benötigt ein Vielfaches an Handwerkern und Materialien, die wir haben. Klimapolitik, die den Energieverbrauch beim Wohnen so reduziert, daß die Menschen mit 55% oder 40% der Strom/Heizungsrechnung auskommen, wird mutmaßlich die Mieten so drastisch erhöhen, daß die Ersparnis mehrfach aufgefressen wird.
Klimapolitik kostet aber nicht nur die Mieter viel Geld, sondern bringt auch die gut 24 Millionen Immobilienbesitzer in Deutschland in größte Schwierigkeiten.
Der weit überwiegende Teil von ihnen verdient sich keine goldene Nase damit, sondern bewohnt die Wohnung oder das Haus selbst, vermietet vielleicht eine einzelne Wohnung als Alterssicherung.
Wer aber nicht zufällig eine schwer reiche megamilliardenschwere Immobilienholding ist, hat weder Rücklagen, noch die Kompetenz, um enorme Summen für Energieberatung, Dämmung, vierfach verglaste Fenster, neue Heizungsanlagen und klimafreundliche Dächer aufzubringen.
Klimapolitik kostet und dadurch werden Immobilien teurer. Unruhen an den Börsen, ökonomische Panik durch Pandemie und Negativzinsen auf der Bank, verursachen eine geradezu aberwitzige Nachfrage nach Immobilien.
In Hamburg ist ein „Kaufpreisfaktor“ von 45 oder 50 keine Seltenheit mehr. Die Mieten steigen zwar, aber sehr viel langsamer als die Kaufpreise. Das heißt, man benötigt die Mieteinnahmen von 45 oder mehr Jahren, um den Kaufpreis wieder reinzuholen. Da es viel Reichtum in Deutschland gibt, ist der Immobilienmarkt wie leergefegt, aber es gibt immer weniger Immobilienbesitzer; 2017 besaßen 24,95 Millionen Menschen eine Immobilien, vier Jahre später nur noch 24,39 Millionen.
Was auf den ersten Blick paradox klingt, ist leicht erklärt: Der Reichtum konzentriert sich in immer weniger Händen. Während Normalverdiener gezwungen sind, ihre Wohnungen zu verkaufen, weil sie die horrenden Sanierungen nicht mehr bezahlen können, nutzen Superreiche die Notlage aus und raffen immer mehr Wohneinheiten an sich.
Klimapolitik kostet und deswegen stiegen die Preise von Neubau-Immobilien in Hamburg laut einer Grossmann und Berger-Berechnung im Jahr 2021 um knapp 17% auf nun durchschnittlich 8.480 Euro pro Quadratmeter, während sich im selben Zeitraum die Immobilien aus dem Bestand „nur“ um knapp 8% verteuerten. Selbst die Makler sind fassungslos, ob der Preisanstiege der Neubauten.Die Käufer haben Angst vor den Energiekosten und fürchten energetische Sanierungen, also kaufen sie lieber gleich klimafreundlicher gebaute Buden.
[….] Um eine 80 Quadratmeter große Wohnung in Hamburg zu kaufen, mussten potenzielle Käufer im vierten Quartal 2021 im Schnitt 538.000 Euro bezahlen. Das sind 14 Prozent mehr, als noch ein Jahr zuvor. Das berichtet das Abendblatt unter Berufung auf das Portal Immowelt. Demnach war eine solche Wohnung 2020 zur Weihnachtszeit noch für unter 475.000 Euro zu haben – und zwar nicht nur in Hamburg. [….] Jan-Carl Mehles, Marktexperte bei Immowelt, nennt im Abendblatt die Gründe für die jüngste Entwicklung. „Der erneute Preisanstieg in diesem Jahr liegt vor allem am geringen Angebot an Bestandsimmobilien bei gleichzeitig hoher Nachfrage“, sagt Mehles. [….]
Das Betongoldfieber scheint keine Grenzen zu kennen, die reichen Immobilienbesitzer werden im Rekordtempo immer reicher. In guten Gegenden Hamburgs kann eine Wohnung 20.000 Euro pro Quadratmeter kosten.
[….] Direkt an der Außenalster in Uhlenhorst gelegen, sechs Zimmer und 430 Quadratmeter groß – und 8,9 Millionen Euro teuer. Keine andere Wohnung in Deutschland wechselte laut „Immowelt“ zwischen Januar und November für so viel Geld den Besitzer. Der Quadratmeterpreis liegt somit bei rund 20.700 Euro. Auf dem 2. Platz folgt eine 275 Quadratmeter große Wohnung im Frankfurter „Grand Tower“. Für 8,4 Millionen Euro ging diese über den Ladentisch – ein einzelner Quadratmeter kostete den neuen Eigentümer also 30.545 Euro. [….]
Die Frage „wer kann sich das noch leisten?“ erübrigt sich bei einem Quadratmeterpreis von 30.000 Euro. Eine durchschnittliche Wohnung mit 80 qm für ein Paar mit einem Kind kostet in dem Fall 2,4 Millionen plus Nebenkosten. Das ist also weit jenseits dessen, das man durch normale Arbeit verdienen kann.
Das geht nur, wenn man schon steinreich geboren wurde, geerbt hat.
Die womöglich allerteuerste Wohnanlage aller Zeiten in Hamburg entsteht in der megateuren Hafencity. Die Terragon AG baut auf dem exklusivsten Baugrund zusammen mit der Garbe Immobilienprojekte GmbH 186 Seniorenwohnungen für die Superreichen. „Vilvif Hamburg“ wird das mutmaßlich Ende 2023 fertiggestellte nach modernsten klimatischen Kriterien erbaute Krösus-Projekt heißen.
[….] Das außergewöhnliche Konzept gilt als innovative Antwort auf gesellschaftliche und städtebauliche Entwicklungen und Trends, indem es den zukunftsweisenden Mixed-use-Gedanken konsequent zu Ende führt: Ein multifunktionales Wohngebäude innerhalb eines gemischt genutzten Quartiers kombiniert mit der Mehrgenerationen-Idee des gesamten Projekts. Oberhalb der Retailflächen werden nach aktuellem Planungsstand auf einer Bruttogeschossfläche von 20.400 Quadratmetern 186 speziell für Best-Ager konzipierte Wohnungen im Premium-Bereich realisiert. Neben einem umfassenden Serviceangebot werden unter anderem ein Spa- und Fitnessbereich, ein Atelier, ein Restaurant sowie integrierte Community-Flächen Teil des Gesamtkonzeptes. Das Investitionsvolumen der Joint-Venture-Partner Garbe Immobilien-Projekte und TERRAGON liegt im niedrigen dreistelligen Euro-Millionenbereich. [….]
(Terragon)
Klimapolitik kostet. Wer wird den hohen Kaufpreis aufbringen können? Wer hat über hunderte Millionen für „Best-Ager“ in „Senior-Community-Living-Apartments“ im „zukunftsweisenden Mixed-use-Gedanken“ übrig?
Die Terragon muss sich darüber keine Gedanken machen. Alle 186 Megaluxuswohnungen wurden bereits verkauft. Es gibt schließlich genügend Superreiche in Deutschland.
In diesem Fall schlug die Reichste der der Superreichen zu: Die katholische Kirche!
Die „Aachener Grundvermögen“ kaufte die 186 Hafencity-Wohnungen. Die Firma ist eine 100%ige Tochter der „Aachener Siedlungs und Wohnungsgesellschaft“, die wiederum unter anderem den Erzbistümern Köln und Paderborn gehört.
[….] TERRAGON AG: Verkauf von VILVIF Hamburg an Aachener Grundvermögen
Leuchtturmprojekt im Überseequartier der HafenCity per Forward-Deal veräußert! Aktuell in Umsetzung befindliches Projektvolumen bei insgesamt rund 0,8 Mrd. €! VILVIF Ahrensburg bereits vorzeitig an den Investor übergeben
- Im Rahmen eines Forward-Deals hat die TERRAGON AG, führende Projektentwicklerin im Marktsegment Service-Wohnen für Senioren, gemeinsam mit ihrem Joint Venture Partner Garbe Immobilien-Projekte die Projektentwicklung "VILVIF Hamburg" an die Aachener Grundvermögen Kapitalverwaltungsgesellschaft verkauft. Nach Marktinformation ist es die bisher größte Einzeltransaktion für Service-Wohnen in Deutschland. [….]
800 Millionen Euro – bei diesen Preisen mag Otto Normalverbraucher etwas überfordert sein. Für Rainer Kardinal Woelki kommt das Projekt gerade passend. Sein Milliarden-schweres Erzbistum schwimmt im Geld und da er sich erfolgreich dagegen wehrt, Entschädigungen an die von seinen Priestern sexuelle missbrauchten Opfer zu zahlen, bleibt auch genügend Kapital für Luxusimmobilien übrig.
[….] Die GmbH Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft (ASW) ist im Besitz der Erzbistümer Köln und Paderborn und der Bistümer Trier, Münster und Aachen. Das Stammkapital beträgt 37 Mio. Euro. Dem Erzbistum Köln gehören 41,5 Prozent des Grundkapitals. [….]
Auf ihrer Website beschreibt die den Bistümern gehörende Immobilien-Gesellschaft unter dem Bild eins drollig mit Fingerfarben spielenden Kindes ihre „christlich soziale Verantwortung“:
[…] Soziale Verantwortung
Unser Leitbild ist Grundlage unseres Handelns. Es bestimmt unser Selbstverständnis, unsere Ziele und unsere Werteorientierung.
Seit ihrer Gründung hat die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH eine sozial-christliche Ausrichtung. Die soziale Verantwortung gegenüber den einzelnen Menschen und der Gesellschaft im Allgemeinen steht im Vordergrund unserer Immobilienleistungen:
Wir versorgen breite Bevölkerungskreise mit preiswertem Wohnraum. [….]
Die freundlichen 23 Millionen Kirchensteuerzahler machen es möglich: Drastische Umverteilung von unten nach oben. Luxusimmobilien für die Superreichen.
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