In autoritären Staaten hat man gern die Kontrolle über die Bilder. Die USA sind ebenfalls partiell totalitär. Nach dem Megaskandal vom Superbowl 2004, als live bei Maximaleinschaltquote für Sekunden eine Brustwarze zu sehen war – und nichts ist schlimmer und satanische als Brustwarzen im prüden Amerika – müssen LIVE-Übertragungen mit einer Minute Verzögerung gezeigt werden- Nur so bekommen die Zensoren Gelegenheit rechtzeitig einzugreifen, bevor 100 Millionen US-Familien am heimischen Fernseher die Augen bluten, die Mütter sich ihre Brut schützend mit ihrem Leib vor den TV hechten und sich die halbe USA voller Gram in den Schlaf weint.
Vergesst Watergate, den Japanischen Angriff auf Pearl Harbour, die blutige Insurrection vom 06.01.2021 oder den Kennedy-Mord Live im TV – nichts erschütterte God’s Own Country so, wie Timberlakes und Jacksons Nipplegate.
Maximale Nipple-Phobie gilt als der signature move der USA. Wer in den großen sozialen Medien wie Facebook oder Instagram, einen weiblichen Nippel offen zeigt, wird sofort rausgeworfen. Mord, Folter, Nazi-Propaganda wird bei Zuckerberg gern akzeptiert, aber bei einem bloßen Busen ist Schluss mit Meinungsfreiheit.
Die USA sind der weltgrößte Hardcore-Porno-Produzent, kein Pop-Video kommt ohne Frauen aus, die sich wie Prostituierte anziehen, mit Tänzern, die sich in den Schritt greifen und Kopulations-Bewegungen imitieren. Ein Mädchen, das zum Highschoolabschluss noch keine Silikon-Brustimplantate hat, wird schief angesehen und als Präsidenten wählte sich das Volk im Herbst 2016 einen professionellen Titten-Juror, der damit prahlt Frauen die „Pussy“ zu begrabschen. Daher ist es auch so überhaupt nicht heuchlerisch, wie hysterisch die Nation auf den einen Körperteil reagiert: Bei der öffentlichen Darstellung einer weiblichen Brustwarze ist Schluss.
Blöd ist natürlich, daß durch dieses #Neuland möglicherweise dennoch schon der ein oder andere Teenager ein Bild einer entblößten Brustwarze gesehen hat.
Die Zensoren der Welt werden vor ganz neue Herausforderung gestellt.
Orthodoxen Juden verwenden seit zehn Jahren koschere Handys, um den „spirituellen Holokaust“ abzuwenden.
[….] Die sittenstrengen ultraorthodoxen Rabbiner haben schon so manchen Feldzug gegen das Smartphone geführt - mal mit Worten, mal mit dem Hammer, der direkt auf ein böses iPhone niedersauste. Der frommen Gefolgschaft sind nämlich nur "koschere Handys" erlaubt, ohne Zugang zum Internet, das als Ort der Sünde gilt. Über die Einhaltung der Regeln wacht ein eigens geschaffenes "Rabbinisches Komitee für Kommunikationsangelegenheit". Doch nun ist zwischen Israels Regierung und den Religionsführern der Kampf ums koschere Handy wieder voll entbrannt. Grund ist ein Plan des Kommunikationsministers Yoaz Hendel zur weiteren Deregulierung des Mobilfunkmarkts. Seit 2007 können Israelis beim Wechsel des Anbieters ihre alte Telefonnummer mitnehmen. Ausgenommen davon sind bislang die Besitzer der geschätzt rund 500 000 koscheren Mobiltelefone, die über besondere Nummern verfügen. Diese Ausnahme soll nun gestrichen werden, und für die Rabbiner bedeutet das: Kontrollverlust. Schließlich geht die Aufsicht des Rabbiner-Komitees über die Handys weit über die Verhinderung des Internetzugangs hinaus. Geblockt wird zum Beispiel auch eine lange Liste von Telefonnummern. Für reichlich Kritik sorgte dabei immer wieder, dass darunter nicht nur Sexanbieter sind, sondern auch Informationsstellen der Regierung, Notrufnummern für Opfer von sexueller Gewalt oder Beratungsstellen für diejenigen, die aus der ultraorthodoxen Gemeinschaft aussteigen wollen. [….]
Im Kampf „Autokrat versus Informationstechnik“ steht China ganz weit vorn, versteht es mit „künstlicher Intelligenz“ die Informationen aus dem Internet fernzuhalten, die keiner der 1,4 Millionen Staatsbürger sehen soll.
Im Gegensatz zur deutschen Regierung, ist Herr Xi technisch in der Lage seinen Landsleuten Pornos und freie Presse abzudrehen.
Die gewaltige PR-Show „Olympische Spiele in Peking 2022“ ist allerdings eine Herausforderung an die chinesischen Zensoren, weil so furchtbar viele ausländische Journalisten im Land sind. Jeder einzelne wird überwacht und gegebenenfalls auch mitten in einer LIVE-Übertragung abgeführt, wenn er zu viel sagt.
Der Kampf um die schnellsten LIVE-Bilder führt zu kleinen Lücken im asiatischen Überwachungsmanagement. So ereignete sich ausgerechnet auf Channel News Asia (CNA), dem in 20 asiatischen Ländern ausgestrahlten regierungsnahen Sender aus Singapur, ein Megaskandal, bevor die Zensoren zuschlagen konnten:
Der erste schwule Kuss im asiatischen Free-TV. Sozusagen der chinesische Lindenstraßen-Moment, 32 Jahre nachdem der erste Homokuss in der sonntags ausgestrahlten Vorabendserie die bayerischen CSU-Amigos Stoiber und Tandler, so in Erregung versetzten, daß sie dem BR die Ausstrahlung der Lindenstraße verboten. Die frommen CSU-Männer, die zuvor als FJS-Generäle allabendlich dem bayerischen hochkorrupten Ministerpräsidenten Strauß zwei Nutten aufs Zimmer bringen mussten, weil er sich so gern „sandwichen“ ließ, hatten eben ihre Prinzipien. Das Schöne an den CSU-Granden ist, daß sie so überhaupt nicht heuchlerisch agieren. Zwei Männer, die sich küssen? Was kommt als Nächstes? Ein Frauen-Nippel?
China ist bei Schwulenrechten tatsächlich ungefähr auf dem Stande Bayerns im Jahr 1990. Die Homogays werden nicht mehr sofort ins Zuchthaus gesteckt, aber man findet sie höchst bähbäh und tut alles dafür, um diese schreckliche Unmoral vor dem Volk zu verstecken und beispielsweise in die Abgeschiedenheit eines Beichtstuhls oder einer Sakristei zu verbannen.
[….] Ein Kuss ist nie nur ein Kuss, besonders dann nicht, wenn er vor Kameras stattfindet. So geschehen vor wenigen Tagen, während der Berichterstattung zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking. Die Moderatorin Low Minmin stand in einer Bar, um Atmosphäre einzufangen, wie man so sagt. Minmin trug Mundschutz, die vorwiegend männlichen Besucher nicht. Das wird besonders deutlich in dem Moment, in dem zwei Männer sich ins Bild drehen, filmreif miteinander knutschen und dann wieder verschwinden, nicht ohne dass einer der beiden noch mit einer Geste in die Kamera nickt, die man auch als nicht besonders sensibler Beobachter als schwul und stolz wahrnehmen konnte. Und vermutlich sollte. [….] In China sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften zwar nicht unter Strafe gestellt, Homo-Ehen aber nicht möglich. Auch in Singapur werden Menschen, die dem LGBQT-Spektrum angehören, also lesbisch, schwul, trans sind oder sonst wie dem klassischen Geschlechterbild nicht entsprechen, diskriminiert. Die Übertragung von schwulen Zärtlichkeiten im Fernsehen ist verboten. In den Sende-Leitlinien für Singapur ist festgeschrieben, dass Sendungen, die "alternative Sexualitäten, z. B. Homosexualität, darstellen, sensibel gegenüber den Werten der Gemeinschaft sein sollten" - und dass Filmen, die Homosexualität fördern, die Freigabe verweigert wird. "Man sollte solche Lebensstile in keiner Weise fördern, rechtfertigen oder ermutigen", heißt es im Leitfaden für Radioübertragungen. [….]
So ein Sündenbabel – und in der Tat, zumindest einer der schwulen Küsser schämt sich noch nicht einmal.
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