Kinder finde ich nicht so toll. Ich fand schon alte Menschen interessanter, als ich selbst noch ein Kind war und mochte am allerliebsten mit meiner Oma zusammen sein. In meiner Familie bekommt man, wenn überhaupt, erst spät Kinder. Daher war meine Oma schon deutlich über 70 Jahre alt, als ich geboren wurde und hatte einen entsprechend weit zurück reichenden Erfahrungsschatz. Als ich alt genug war, erzählte sie mir viel. Sie war die Generation, die als Erwachsene beide Weltkriege miterlebt hatte. Zweimal der totale Zusammenbruch. Ich war fasziniert. Verglichen damit, waren die anderen Kinder in meiner Grundschule sehr dämlich und wußten gar nichts über Geschichte.
Einen ähnlichen Altersabstand wie zu meiner Oma, hielt ich gern bei meinen Freunden ein. Blöderweise sind die aber inzwischen alle tot und ich bin jetzt oft „der Alte“. Das ist schlimmer als zu meiner Kinderzeit, als andere Kinder doof waren, denn die waren so alt wie ich. Jetzt sind Kinder (unter dem Begriff subsummiere ich alle Menschen unter 35 Jahren) nicht nur Kinder, was an sich schon schlecht ist, sondern auch noch viel jünger als ich.
Wenn ich Menschen begegne, die durch ihre berufliche Stellung eine gewisse Autorität ausstrahlen, weil sie als Arzt, Minister oder meine Notarin arbeiten, gleichwohl aber deutlich jünger als ich sind, kann mein Gehirn dieses Paradox nicht richtig verarbeiten. Ein Krankenhaus-Assistenzarzt, der frisch von der Uni kommt, wirkt auch mich, wie ein 12-Jähriger. Der kann mir doch keine Diagnosen stellen.
Es gibt zwar einige Ausnahmefälle, in denen ich meine Abneigung gegen das Jungvolk ausklammern kann – meine Notarin ist 20 Jahre jünger als ich, aber a) ein Superhirn und b) extrem sympathisch – und sie als fachliche Autorität anerkenne, aber meistens sind junge Leute nicht nur unangenehm jung, sondern auch unangenehm. Ich bin nur froh, daß ich nicht, wie so viele andere Männer meiner Alterskohorte von dem Minderwertigkeitswahn befallen bin, jüngere Menschen erotisch anziehend zu finden. Nein, nein, nein, die sollen mal schön untereinander kopulieren und uns Post-Klimakteriale damit in Ruhe lassen!
Als Bundeskanzler hat Olaf Scholz für mich das ideale Alter. Er ist Baujahr 1958, also noch ein Stückchen älter als ich, so daß ich ihn prinzipüiell ernst nehmen kann, aber noch nicht so klapprig, daß man ihm den auch physisch sehr anstrengenden Job nicht zutrauen würde.
Richtig wohlfühlen würde ich mich theoretisch erst bei einem >90 oder besser noch >100 Kanzler. Intellektuell bewegliche Menschen um die 100 liebe ich. Helmut Schmidt, Egon Bahr, Georg Stefan Troller, Margarete Mitscherlich, Klaus von Dohnanyi, Hildegard Hamm-Brücher, Henry Kissinger, Marion Gräfin Doenhoff oder mein Lieblingsmaler Pierre Soulages, der im Dezember 103 wird und immer noch aktiv ist.
Blöderweise wird man a) nicht automatisch durch das Altern weise (wie die Doofis Ernst Jünger und Joop Heesters bewiesen), driften b) viele über 90-Jährige in Demenz oder Alzheimer ab und c) sind die klugen Alten bedauerlicherweise oft physisch so eingeschränkt, daß sie nicht mehr voll aktiv sein können.
Soulages und Troller können mit ihren über 100 Jahren also noch schreiben und malen, wären aber als Kanzler oder Präsident mutmaßlich körperlich überfordert, weil diese Jobs permanenten Stress und endlose Arbeitstage bedeuten.
Ja, Konrad Adenauer war noch mit 87 Jahren Bundeskanzler, aber damals konnte man noch viel mehr vom Schreibtisch aus regieren und musste nicht fünfmal am Tag mit der Flugbereitschaft irgendwo anders hin.
Wie man erst viele Jahre nach seinem Amtsabschied erfuhr, wurde Helmut Schmidt ein Dutzend mal nachts im Kanzlerbüro von seiner Sekretärin ohnmächtig gefunden, weil über die absolute Erschöpfung hinaus gearbeitet hatte.
Angela Merkels Physis gilt als nahezu unverwüstlich, sie wurde nie krank und konnte viel länger als andere Menschen ohne Schlaf auskommen. Aber selbst bei ihr ließ sich die chronische Erschöpfung in den letzten beiden Jahren nicht mehr verheimlichen. Sie mußte Begrüßungszeremonien sitzend abhalten.
Bei amerikanischen Toppolitikern ist physische Fitness noch relevanter als in Deutschland, weil der Präsident die ganze Weltmacht symbolisiert.
Sie müssen sich in der Nation, die zu über 50% aus krankhaft Adipösen besteht, stets im Laufschritt präsentieren. Sie betreten keine Bühnen, sondern joggen zum Publikum, sie rennen Treppen hinauf, lassen sich Fahrrad fahrend filmend, damit jeder sieht, wie frisch sie noch sind. Wenn sie dabei auf die Nase fallen, ist es ein Politikum, das von der gegnerischen Partei ausgeschlachtet wird.
Das Arbeitspensum ist unterschiedlich – je nach präsidentieller Qualität. GWB ging immer ganz früh schlafen, urlaubte sehr viel auf seiner Ranch, während Bill Clinton fast gar nicht schlief und rund um die Uhr geradezu manisch Informationen aufsaugte und verarbeitete. Auch dem sehr jungen Präsidenten Obama sah man bei seinem Amtsabschied mit gerade mal 55 Jahren die permanente Erschöpfung deutlich an. Sein in jeder Hinsicht diametrales Gegenteil Donald Trump überstand seine vier Jahre natürlich viel besser, weil er so verantwortungslos war, sich um nichts zu kümmern. Der Mann ist chronisch faul. Es gab kaum Einträge in seinem Terminkalender. Meistens guckte er TV, telefonierte mit Freunden, fraß Fastfood und war ohnehin kaum im Weißen Haus.
Joe Biden, der am 20. November dieses Jahres 80 wird und die Nummer Drei des Staates, Nancy Pelosi, die im März 83 wird, sind problematische Fälle für mich.
Einerseits kann man mit Ende 70 durchaus noch frisch genug sein, um ein Amt anzutreten, aber gerade für die vorwiegend jüngere Wählerschaft der Demokraten, wirkt es demotivierend, wenn sie für einen Großvater stimmen sollen.
Hinzu kommt, daß Biden und Pelosi beide noch älter wirken, als sie sind.
Pelosi ist selbstverständlich perfekt gestylt, kommt mit gefärbten Haaren daher, aber ihre Sprache ist deutlich vom Alter gezeichnet. Es wirkt immer, als ob sie Probleme mit einer Prothese hätte oder mal einen Schlaganfall hatte. Ich bin sicher, in der GOP-Szene kursieren genügend Gerüchte zu ihrem Zustand, die ich hier aber nicht erwähnen will.
Biden war schon als junger Mann berühmt für seine Schusseligkeit und Versprecher. Mit 75 sah er schon aus, wie andere mit 95. Das hilft nicht dabei, Vertrauen und Stärke auszustrahlen.
Er versucht es mit einer jungen Vizepräsidentin zu kompensieren und holte den jugendlich-hüpferisch wirkenden Pete Buttigieg, 40, als Verkehrsminister ins Kabinett. Eine gute Absicht und Buttigieg ist sicher einer der stärksten Biden-Minister. Aber neben einem derart fitten und schlagfertigen Mann, wirkt Biden gleich noch zehn Jahre älter als er ist. Es ist ungerecht und altersdiskriminierend, aber ich wünsche mir jüngere, fitter wirkende Spitzendemokraten, weil ich um die Wahlchancen fürchte und unbedingt republikanische Mehrheiten verhindern will.
Es mag kurios wirken, ist aber nach seinen VP-Erfahrungen an der Seite des 2009 sehr vorsichtig agierenden Obamas, durchaus nachvollziehbar: Biden bekommt mehr Dinge geregelt, als man dachte, weil er offensichtlich weniger abwartet und brachialer agiert. Seine „Accomplishment-Liste“ ist ganz im Gegensatz zu seinem Image, sehr beachtlich!
Signed the Inflation Reduction Act
Improved health care for veterans
Signed the CHIPS and Science Act. President Biden signed landmark legislation into law that will accelerate semiconductor manufacturing in the United States.
Took historic action to address the gun violence epidemic
President Biden has moved decisively to combat gun violence – issuing dozens of executive orders and signing the most significant gun violence reduction legislation to pass Congress in 30 years.
Thanks to President Biden’s leadership, international confidence in the United States has sharply increased. America is back, and our alliances are stronger than ever.
Ended America’s longest war. After more than 20 years of conflict spanning three previous administrations, President Biden acted decisively to bring our troops home from Afghanistan.
Took action to address gender-based violence
As President, Joe Biden broke through two years of Republican obstruction and signed legislation in March 2022 to reauthorize and strengthen the Violence Against Women Act.
President Biden signed the American Rescue Plan (ARP) Act into law, an unprecedented $1.9 trillion package that helped combat COVID-19 and supercharge a historic economic recovery.
Biggest year of job growth in American history. President Biden is leading America through a historic economic recovery. In 2021, the U.S. economy added over 6.5 million jobs – the greatest year of job growth under any President in history.
Took action to combat COVID-19
Thanks to the Biden-Harris Administration, over three-quarters of American adults are fully vaccinated, up from less than 1% before President Biden took office.
Passed the Bipartisan Infrastructure Law
Thanks to President Biden, we’re done talking about infrastructure week. Now, we’re building about an infrastructure decade.
In 2022 alone, repairs will begin on 65,000 miles of roads and 1,500 bridges.
Took action to combat the climate crisis and reduce emissions
President Biden also secured the largest investment in climate resilience in American history.
Expanded health care to millions of Americans
Nominated and confirmed historic judicial nominees
Vieles davon steckte seit Dekaden im Parteien-Gridlock eingezwängt. Opa Biden hat es geschafft.
Wackelköpfin Pelosi erstaunte die Welt beim gestrigen Jan6th-Hearing.
Von ihrer Tochter am 06.01.2021 gefilmtes und seither nie gezeigtes Material gibt uns einen intimen Einblick in ihre Unerschütterlichkeit und Energie.
Der damals 41-Jährige Insurrection-Senator Josh Hawley, der morgens noch mit erhobener Faust Trumps rechten Mob angefeuert hatte, machte er sich nachmittags als erster in die Hosen und wurde gefilmt, wie er heulend weglief.
Pelosi hingegen behielt den Überblick, verweilte im Kapitol, während Trumps Gefolgsleute grölend und mordend in ihr Büro stürmten und demonstrativ überall hinschissen. Die Trump-Regierung versagte komplett, war nicht willens Hilfe zu schicken. Also übernahm Pelosi, rief Minister. Gouverneure und Polizeichefs an, um zu handeln.
Als Pelosis Stabschefin McCullough ihr mitteilte, Trump wolle persönlich ins Kapitol kommen, um den Mob anzuheizen, werde aber vom Secret Service gehindert, erklärte Madame Speaker, Trump solle nur kommen, sie werde ihn niederboxen („punch out“) und dafür dann gern ins Gefängnis gehen.
Die Frau weiß sich also offenbar durchzusetzen, während Politiker, die ein oder zwei Jahre jünger sind, ängstlich paralysiert dastanden.
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