Die Leute gehen nicht mehr in die Kirche, Gottesdienste werden leerer, Pfarrer fehlen, es gibt immer neue Rekordzahlen bei den Kirchenaustritten, Kirchengebäude werden entwidmet, verkauft und abgerissen.
All das sind Tatsachen, die auch kein noch so überzeugter Religiot bestreitet.
Dennoch weigern sich aber beide großen christlichen Kirchen hartnäckig das Urproblem anzuerkennen: Das Produkt, welches ihre Vereine anbieten ist Mist.
Die christliche Lehre ist gewalttätig und spalterisch, die Bibel mit ihrem Antisemitismus, der Frauenverachtung und der Sklaverei-Befürwortung, hoffnungslos outdatet, das Personal kriminell, die Institution Kirchen stand historisch fast immer auf der falschen Seite (zB für die deutschen Betreiber von Auschwitz und gegen die sowjetischen Befreier von Auschwitz) und schockiert auch im Jahr 2023 noch als größte Stütze Orbáns, der PiS, Putins Angriffskrieges und Donald Trumps.
Ehrliche Bischöfe müssen einsehen, wie fatal es ist, als ewige Geozentristen aus purem Starrsinn Heliozentristen (wie einst Giordano Bruno) zu töten.
Sie sollten den toten Gaul nicht weiterreiten.
(….) Ich bestaune ihre geistigen Verrenkungen, wenn es darum geht das Offensichtliche zu negieren – nämlich, daß die Bibel mit ihren tumb-debilen Regeln einer primitiven Hirtenkultur, hoffnungslos outdated ist. Ein Verein, wie die EKD, der 2023 das Produkt Bibel anbietet, kann bei der Kundenbindung nur scheitern.
Ein Buch als „Gottes Wort“ zu preisen, das Sklaverei gutheißt, Misogynie, Krieg, Gewalt gegen Kinder und Antisemitismus propagiert, muss als Marketingstrategie scheitern. Die Inhalte mögen durchaus irgendwann einmal modern gewesen sein; so wie einst Kassettenrekorder oder VHS-Videotheken die Menschen anlockten und begeisterten. Aber 2023 kann man diese Produkte nicht mehr an den Mann bringen, muss sie aufgeben. (….)
(Theologische Abwege, 02.11.2023)
Die Zahlen aus der Marktforschung könnten nicht deutlicher sein.
[….] Für fast acht von zehn Befragten einer Studie der Evangelischen Kirche hat Religion keine oder nur wenig Bedeutung. Schon nächstes Jahr könnte der Anteil der christlich-konfessionell gebundenen Menschen in Deutschland unter 50 Prozent liegen. Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schwinden schneller als bislang erwartet. Das ist ein zentrales Ergebnis der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Ulm bei der Tagung der EKD-Synode veröffentlicht hat. [….] Die Erhebung kommt außerdem zu dem Schluss, dass die vor vier Jahren durch eine andere Studie prognostizierte Halbierung der Mitgliederzahl in der evangelischen Kirche bis 2060 bereits in den 2040er-Jahren erreicht sein dürfte. Nur 27 Prozent der befragten Katholiken schließen einen Kirchenaustritt derzeit aus. Bei den Evangelischen sind es 35 Prozent. Vor rund zehn Jahren bei der vorangegangenen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung waren es noch 74 Prozent. [….]
Es fasziniert, wie sehr sich die Top-Kleriker, im Angesicht der von ihnen selbst erhobenen Zahlen, immer noch winden, mit dialektischen Kniffen die Realität umschiffen.
[….] Bischof Kohlgraf [….] unterstrich [….]: „Wir treten damit in die Situation einer säkularen Mehrheitsgesellschaft ein. Was bedeutet das für unser Verständnis und unseren Auftrag als Kirche? Sicherlich geht es nicht um die Perspektive der kleinen Herde bzw. des heiligen Rests, der sich schmollend zurückzieht und abschottet. Auch eine massiv schrumpfende Kirche möchte ein wichtiger Faktor in gesellschaftlicher wie religiöser Hinsicht bleiben. Sie hat noch eine Botschaft. Wir verlieren als Christen nicht unseren Auftrag, Zeugen der Hoffnung zu sein, die uns trägt – das Evangelium anzubieten, Menschen dabei zu begleiten, in eine lebendige Christusbeziehung hineinzuwachsen und in ihr zu wachsen.“ Die KMU zeige nicht nur eine Krise der Institution, so Bischof Kohlgraf: „Auch die christliche Botschaft, das Evangelium, verliert für immer mehr Menschen an Lebensrelevanz. [….] Denn wollen wir eine gesellschaftlich relevante Kirche, deren Botschaft sich für viele als immer irrelevanter erweist?“ [….]
(Deutsche Bischofskonferenz DBK, 14.11.2023)
Katholidioten und Evangelioten erleben gleichermaßen den völligen Realitätsverlust, indem sie zwar die Begriffe „Irrelevanz“ oder „Vertrauensverlust“ verwenden, aber dennoch hartnäckig den Ungläubigen und Exmitgliedern unterstellen, sie wären trotzdem auf Sinnsuche, den nur Religionen erfüllen könnten, wendeten sich womöglich schlechten Alternativen zu.
Dabei interpretieren sie frech jedes Interesse an Religion automatisch als Religiosität.
Michael Schmidt-Salomon beklagt genau, wie andere atheistische Publizisten, Philipp Möller zum Beispiel, daß seine Bücher in den Buchläden oder den Onlineplattformen unter „Religion“ oder „Theologie“ auftauchen und somit seine Leser von kirchlichen Analytikern flugs als „potentiell religiös“ einsortiert werden, obwohl das diametrale Gegenteil der Fall ist.
Ich habe das gleiche Phänomen mehrfach bei Umfragen zur Kirche erlebt, an denen ich teilnahm. Natürlich bin ich extrem an Kirche und Religion interessiert und damit haben sie mich schon als potentielles Schäfchen im Sack. Dabei führt gerade genaue Kenntnis der Religion und die ausführliche Beschäftigung mit kirchlicher Historie zu Atheismus.
Je mehr man über Religion liest, desto areligiöser wird man. Jeder engagierte Atheist erlebt die frappierende Unkenntnis der durchschnittlichen Gläubigen.
Jugendliche in christlichen Familien hören dann auf am Sonntag mit in die Kirche zu gehen, wenn sie das erste mal den Priester in der Predigt genau zuhören, statt den Salmon stumpf über sich ergehen zu lassen.
Die Daten der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, KMU-VI, zeigen aber im Gegensatz zu den Verlautbarungen der Bischöfe beider Konfessionen, daß die verloren Schafe eben nicht verzweifelt weiter auf Sinnsuche sind.
Man braucht eben nicht gerade in Krisen (wie Corona) die Kirchen.
Es braucht nicht nur kein Christentum, um moralisch zu handeln; im Gegenteil; Religion korrumpiert die Moral.
[….] Die große Mehrheit der Befragten sieht Reformbedarf bei den Kirchen: 80 Prozent der evangelischen und 96 Prozent der katholischen Kirchenmitglieder sind der Meinung, dass sich die eigene Kirche grundlegend verändern müsse, um eine Zukunft zu haben. 95 Prozent der Katholiken befürworten, dass die katholische Kirche die Heirat von Priestern zulassen sollte, mehr als 80 Prozent der katholischen und evangelischen Kirchenmitglieder finden, die Kirchen sollten homosexuelle Partnerschaften segnen. Die Studie zeigt, dass nicht nur die Kirchenbindung, sondern auch die Bedeutung von Religion zurückgeht. Mehr als die Hälfte der Befragten geben an, Religiosität spiele in ihrem Leben keine Rolle. Der Anteil derer, denen eine kirchliche Religiosität wichtig ist, ist in den vergangenen Jahren auf 13 Prozent gesunken. Nur sechs Prozent der Befragten neigen Religiositätsformen zu, die nichts mit der Kirche zu tun haben. Das widerspreche der verbreiteten Annahme, sagt EKD-Referentin Erichsen-Wendt, dass es viele Leute gebe, die mit der Institution Kirche nichts anfangen könnten, aber ihre Religiosität in anderen, zum Beispiel esoterischen Zusammenhangen ausübten. "Wer religiös ist, ist das in der Regel im Kontext von Kirche." Aber es sind eben immer weniger. [….] So betet der Studie zufolge fast die Hälfte der Bevölkerung nie, nur neun Prozent lesen mehrmals im Jahr in der Bibel. Auch die Zahl der Deutschen, die häufiger als ein Mal pro Jahr einen Gottesdienst besuchen, ist zurückgegangen. Vor 20 Jahren waren es noch knapp 40 Prozent, inzwischen sind es nur noch 25 Prozent. [….]
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