Freitag, 6. Juli 2018

Bayern Teil II

Meine Tante fuhr ihr halbes Leben lang jeden Sommer für sechs Wochen „auf die Elmau“.
Da war es natürlich noch nicht das Superluxus-Spa von heute, wo sich Obama und Merkel trafen, sondern ein eher liberales Flecken, in dem viele internationale Gäste zusammen kamen, Tanztherapie begingen, Lesungen hörten und Künsten aller Art frönten.


Immer ab Hamburg mit dem Autozug. Ihren Golf packte sie bis unters Dach voll mit ihrem halben Hausstand. Um 18.00 Uhr einsteigen Hamburg-Altona, ordentlich Barbiturate eingeworfen, (das gute alte Vesparax gab es damals noch) und dann nach 12 Stunden Komaschlaf ausgeruht in München vom Zug rollen und dann weiter nach Süden. Richtung Walchensee.
Als sie deutlich über 80 war, begann sie sich ein bißchen vor München zu fürchten, weil sie sich da immer verfuhr. Aber die alte Gewohnheit mit dem Autozug wollte sie nicht aufgeben, also ließ sie sich vom Zugschaffner ein Taxi rufen. Der Taxifahrer musste dann ihren Golf vom Zug hinunterrollen und anschließend in seinem Taxi (mit ca Tempo 40 km/h) vor ihr herfahren. Durch München, raus aus München. Richtung Klais bis sie sich wieder zu Recht fand.
Erst drei Wochen in dem Schlosshotel Kultur und philosophische Lesungen und den Rest der Zeit diverse Freunde, die sie über die Jahrzehnte dort kennengelernt hatte, an den Seen besuchen. Walchensee, Starnberger See, Ammersee.
Handys gab es natürlich noch nicht, aber sie rief mich aus ihrem Hotelzimmer oder von unseren Verwandten aus an, bei denen sie abschließend immer noch ein paar Tage wohnte.
Dann schwärmte sie wie schön es da wäre und ich murmelte mürrisch dazu „bäh Bayern. Wie kann man nur so begeistert von Bayern sein?“
Darauf entgegnete sie immer „Bayern ist hier so schön, weil es so wenig Bayern gibt“.
1987 habe ich meine Tante einmal zum Ende ihrer Tour abgepasst und traf sie am Ammersee für ein paar Tage, um dann gemeinsam mit ihr zurück nach Hamburg zu fahren.

Wenn man Bayern nur durch Vorurteile und FJS kennt, muss man natürlich einiges revidieren.
Es stimmt, diese Seen sind landschaftlich wirklich großartig.
Es stimmt, da leben erstaunlich viele Norddeutsche, man hört viel hochdeutsch.
Es stimmt, in München findet man sich als fremder Autofahrer nicht zu Recht. (Navis gab es ja noch nicht!) Passend zur politischen Linie, darf man in der gesamten Innenstadt offensichtlich immer nur rechts abbiegen.
Es stimmt, wenn man oben im Kloster Andechs in der prallen Nachmittagssonne bei dünner Luft zwei Maß von dem dunklen Andechs-Bier trinkt, ist man hacke.
Aber die richtigen bayerischen Bayern, diese oberbayerischen Typen, also die Ureinwohner mit gegerbten Gesichtern und diesem grausamen Rotwelsch, das sie sprechen, sind wirklich eigenartig.
Ich erinnere mich noch, daß ich in einer Souvenirbude irgendeinen religiösen Kitsch (für meine Sammlung!) kaufen wollte und auf ganzer Linie scheiterte mich mit dem Verkäufer zu verständigen.
Erst mein zu Hilfe eilender 10-Jähriger Großneffe, den ich als Übersetzer dazu holte, konnte den Kauf für mich abschließen.
Die spinnen, die Bayern.
Auf dem Rückweg konnte ich doch nicht mit meiner Tante zusammenfahren, weil der Autozug viel langsamer war und dementsprechend früher abfuhr. Ich hatte noch ein paar Stunden in München, bevor ich abfahren mußte (um gleichzeitig in HH zu sein). Irgendwer lud uns zum Essen ein, ich erinnere die genaue Personenkonstellation nicht mehr, auch nicht mehr die Art des Lokals.
Ganz genau weiß ich aber noch, daß eine Bekannte aus Hamburg anschließend bemerkte, das sei ja nun sehr deftig gewesen und den Ober nach einem Underberg fragte.
So eine Frechheit war dem offensichtlich noch nie passiert. Und das auch noch von Saupreißen.
Das Gesicht sehe ich noch vor mir, den Mund zu seinem stummen Entsetzenschrei geöffnet, dann mühsam den Drang uns zu schlagen unterdrückend, drehte es sich wortlos um und entschwand.
Ich konnte nur mutmaßen was in der Küche passierte; vermutlich wird sein Chef ihn dran erinnert haben, daß wir Gäste waren, denen man höflich begegnen müsse.
Nach endlosen 15, 20 Minuten kam er fahlen Gesichtes wieder und flüsterte, „so etwas haben wir ned – aber ich kann einen Fernet Branca anbieten.“

Ach so ist das in Bayern. Kann man ja als Hamburger nicht wissen: Underberg bähbäh, Fernet gut.

Das sind diese kulturellen Eigenheiten.
Zu der Zeit erlebte ich auch, daß Amerikaner fast in Ohnmacht fielen, als ich das Wort „shit“ aussprach, obwohl die in jedem Satz dreimal „fuck“ und „fucking“ einbauten.
Dank der sozialen Medien nivelliert sich der Sprachgebrauch.
Aber vor 30 Jahren war es in Deutschland schon noch extrem derb laut „fick“ oder „ficken“ auszusprechen. „Scheiße“ war aber schon völlig geläufig.

Andere Länder, andere Sitten.
Sollen die Bayern doch trinken was sie wollen und in ihrer eigenartigen unverständlichen angeblichen Sprache kommunizieren.

Blöd ist nur, daß ihrer verqueren Hirne dazu führen seit 700 Jahren ununterbrochen mit riesigen Mehrheiten die CSU zu wählen.
Je mehr Skandale die Partei produziert, umso besser gefällt es den Bayern offensichtlich.

Nach der unfassbaren Dauerblamage der CSU-Politiker der letzten Wochen, finden die Bayern nun mehr Gefallen an ihnen?

[…..] CSU legt trotz Regierungskrise in der Wählergunst zu
Wegen der Asylpolitik hat die CSU beinahe den Bruch von Bundesregierung und Unionsparteien provoziert. In Bayern hat dies der Partei von Ministerpräsident Markus Söder laut einer Umfrage aber nicht geschadet. [….]


Was ist bloß los mit denen?
 
13% AfD + 43% CSU = 56% Rechtsradikale Wähler in Bayern.

So wie Crazy Horst sich benimmt, könnte er die CSU doch wieder auf über 50% pushen:

[….] Horst Seehofer eröffnet einen zweiten Streit mit Kanzlerin Merkel: In einem Brief an die EU-Kommission rechnet der CSU-Innenminister mit der europäischen Brexit-Strategie ab. In Brüssel ist die Irritation groß. […]


[….] Seehofer droht mit Neuauflage des Asylstreits
Mit Ach und Krach hat die Union den Asylstreit beigelegt. Wie lange hält der Frieden? Im SPIEGEL droht CSU-Chef Seehofer: Besteht der Kompromiss den Praxistest nicht, ginge es "wieder von vorne los". [….]


[….]  Das Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten ("Robert-Koch-Institut") warnt vor Reisen nach Bayern: Große Teile der dort lebenden Bevölkerung seien an chronischem Stupidal-Syndrom, Populismusflechte und Hetzpilz erkrankt.
Wegen der Ansteckungsgefahr müsse man besonders anfällige Menschen mit schwach ausgebildetem Wertesystem und mangelnder Herzensbildung von einer Reise nach Bayern derzeit abraten. [….]



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen