Gerade
rauschen wieder hämische Kommentare voller Hass auf Gerd Schröder durch die
sozialen Netze, weil er auf Wunsch der Bundesregierung Deutschland beim Amtseid
Recep Tayyip Erdoğans vertrat.
Da ging
es hoch her bei den linken Schlechtmenschen.
Hass und
Verachtung wurden kübelweise über den Ex-Kanzler ausgeschüttet.
Offenbar
leben viele Linke immer noch in einer Ponyhof-Fantasiewelt, in der man sich die
passenden Präsidenten selbst backen kann und wie damals in der Sandkiste
einfach nicht mit denen spielt, die man nicht mag.
Dabei
ist das gerade die Kunst der Diplomatie; Realitäten anerkennen und mit denen in
Dialog zu treten, zu denen der größte Dissens besteht.
Russland
und die Türkei sind für Deutschland extrem bedeutende Staaten in vielerlei
Hinsicht.
Russland
ist als größtes Land der Welt, als Atomsupermacht und UN-Vetomacht sogar für
jedes andere Land sehr bedeutend.
Es zeugt
von erstaunlicher Naivität zu glauben, eine Regierung könne sich darauf
beschränken nur zu den Staaten Beziehungen zu unterhalten, die von ganz lieben
Menschen regiert werden.
Überraschung:
Die wenigstens Regierungschefs und Staatsoberhäupter sind lieb!
Im Gegensatz
zu Trump ist Putin zweifellos rechtmäßiger Präsident, weil er mit einer ¾-Mehrheit
gewählt wurde.
Gerd
Schröders diplomatische Fähigkeiten sind ein Segen für Deutschland. In einer
hochangespannten Lage mit gegenseitigen Sanktionen und wüsten Beschimpfungen,
ist es umso notwendiger zusätzlich zu den offiziellen Regierungskontakten über
vertrauenswürdige Kanäle zu verfügen, so daß man im Notfall einen Krieg
abwenden kann.
Schröder
hat diesen Einfluss zum Wohle Deutscher schon mehrfach unter Beweis gestellt,
indem er beispielsweise Geiseln befreite.
[….]
Der frühere Bundeskanzler hatte bei der
Freilassung des Journalisten Deniz Yücel und des Menschenrechtsaktivisten Peter
Steudtner vermittelt, die beide in der Türkei inhaftiert waren. [….]
Gerade
diejenigen, die Putin nicht trauen, sollten umso erleichterter sein, daß der
Mann, der über ein derart gewaltiges Atomwaffenarsenal in einem riesigen
unübersichtlichen Land verfügt, im Krisenfall stets über eine besondere
Verbindung zu Deutschland verfügt.
Das
sollten wir eigentlich seit 1969 wissen, als Egon Bahr damit begann die von ihm
so genannten „Kanäle“ zu den damals durchaus feindseligen Regierungen des
Warschauer Pakts einzurichten.
Kanäle,
die auch die Nachfolgeregierung Kohl dankbar übernahm und nutzte.
Vereinfacht
ausgedrückt: Während Merkel ihrer Russlandphobie frönt, macht ein anderer die
notwendige Drecksarbeit. In IHREM Auftrag wohlgemerkt.
Trump
ist ein ganz anderer Typ. Er hat nicht die geringsten Skrupel mit Diktatoren
und Gewaltherrschern zu sprechen. Im Gegenteil, er schätzt sie offensichtlich
viel mehr als seine demokratischen Amtskollegen und Verbündeten.
Grundsätzlich
begrüße ich natürlich Regierungskontakte aller Art. Aber die Neben-Kanäle gibt
es nicht ohne Grund.
Denn ein
offizielles Treffen mit dem eigenen Staats- oder Regierungschef ist immer auch
eine große diplomatische Ehre, die Merkel als amtierende Kanzlerin nicht
unbedingt leichtfertig an Erdoğan vergeben sollte, während dieser Myriaden
politische Gegner und Journalisten in den Knast steckt.
Das ist
der eine Grund weswegen es falsch war, daß sich Trump mal eben so ohne
Vorbedingungen mit Kim Jong Un traf.
Denn
dadurch erfuhr Nordkorea eine gewaltige diplomatische Aufwertung, die man sich
hätte dafür aufsparen müssen, wenn es wirklich mal Resultate gäbe.
Der
zweite Grund liegt in der Persönlichkeit Trumps. Er ist schlicht und ergreifend
zu dumm und zu ungebildet, um Vier-Augen-Gespräche zu führen.
Er merkt
gar nicht, wie leicht er sich vorführen lässt.
Ursula
von der Leyen, der man schwerlich übertriebene Putin-Nähe vorwerfen kann,
berichtete einst von den deutsch-russischen Regierungskonsultationen das worin
sich Putin-Fans und Putin-Hasser immerhin einig sind.
Der Mann
verfügt nicht nur seit Jahrzehnten über exklusivstes Geheimdienstwissen, ist
nicht nur sehr intelligent, sondern auch ein extremer „Aktenfresser“.
Von
1999-2014 fanden jährlich bilaterale Regierungskonsultationen auf höchster
Ebene statt; vulgo „gemeinsame Kabinettssitzungen“.
Während
die deutschen Minister nicht sehr tiefgehend in die Arbeit ihrer russischen
Amtskollegen informiert sind, scheint es umgekehrt ganz anders zu sein.
Von der
Leyen konnte nur staunen, als sie 2006 ins westsibirische Tomsk reiste, um dort mit
Putins Kabinett zu tagen.
Seine Detailkenntnis
und sein Geschick im Umgang mit seinem Wissen sind legendär. Er hat es
natürlich nicht nötig damit zu prahlen und andere einzuschüchtern. Keinesfalls
wird er so doof sein Trump schlecht aussehen zu lassen oder ihn deutlich spüren
lassen für wie dumm er ihn hält.
Also:
Regierungskontakte müssen sein.
Tiefergehende
Konsultationen auf allen Ebenen: Gerne.
Das
eigene Land dabei von einem bornierten Deppen vertreten zu lassen: Nicht gut.
Nach dem
heutigen Putin-Trump-Treffen in Helsinki sagte der Russe etwas, das er sicher
sehr ehrlich meinte:
Ja, er habe sich Trump als Präsidenten gewünscht und keinesfalls Hillary Clinton.
Ja, er habe sich Trump als Präsidenten gewünscht und keinesfalls Hillary Clinton.
Trump
war begeistert und fasste diese Bemerkung in seiner ganzen Dämlichkeit als Lob
auf. Dabei hatte Putin nur wahrheitsgemäß gesagt, daß er Clinton, die ebenfalls
als hochintelligente Aktenfresserin bekannt ist, wohl kaum hätte übertölpeln
können, wie es ihm jetzt so leicht mit Trump gelang.
Trumps
einzige Gipfelvorbereitung bestand offensichtlich darin vorher ordentlich Fast
Food zu fressen, in Schottland zu golfen und das westliche Bündnis zu
schrotten.
Gut für
Putin.
So muss
es sich anfühlen, wenn im Kreml Weihnachten, Geburtstag und Silvester auf einen
Tag fallen.
Das
permanent aus Finnland sendende hochkarätige CNN-Panel konnte nur staunen, wie
unvorbereitet und planlos die US-Delegation in die Gespräche mit den Russen gestolpert
waren. Es war rein gar nichts zu erfahren. US-Diplomaten aller Ebenen waren
ahnungslos – und es gibt nicht mehr sehr viele Ebenen, da unter Trump nach wie
vor das halbe Statedepartment nicht besetzt ist.
"You have been watching perhaps one of the most disgraceful
performances by an American president at a summit in front of a Russian leader
certainly than I've ever seen."
(Anderson
Cooper on Trump-PutinJuly 16, 2018)
Es gibt
zwar diverse amerikanische Geheimdienste, die Trump in klaren Worten
bestätigen, daß es vielfache russische Einmischungen in den Wahlkampf von 2016
gab, aber Trump glaubt ihnen nicht, sondern hält sich lieber an die Auskünfte
des ehemaligen KGB-Offiziers Wladimir Putin.
Unversehens
plapperte der amerikanische Depp wieder von „her emails“!
[….] Trump declined to condemn the Russian interference, and instead brought up former Secretary of State and presidential nominee Hillary Clinton’s emails and repeatedly asked about the Democratic National Committee’s email server.
[….] Trump declined to condemn the Russian interference, and instead brought up former Secretary of State and presidential nominee Hillary Clinton’s emails and repeatedly asked about the Democratic National Committee’s email server.
“What happened to Hillary Clinton’s emails? 33,000 emails gone, just
gone,” he said. “I think in Russia they wouldn’t be gone so easily.”
The president said that he doesn’t “see any reason” why Russians would
have been behind the Democratic National Committee hack, despite his own
Director of National Intelligence Dan Coats telling him that the intelligence
community thinks Russia was behind the interference.
The U.S. intelligence community has concluded that Russia interfered in
the presidential election. [….]
In der
Tat, so viel Dummheit war noch nie in der US-Regierung.
Wenn
sich ein Vollidiot mit einem Hochintelligenten trifft, kommt das dabei raus,
was wir heute erlebten.
Allerdings,
soweit ist es schon, ist niemand mehr überrascht davon wie der Amerikaner sich
verarschen lässt.
Es
überrascht noch nicht einmal mehr, wie widerstandslos es die Republikaner, die
Jahrzehntelang glühende Russlandhasser waren, zusehen wie Amerika geschadet
wird.
Antiamerikaner
können nun frohlocken: Russland gewinnt.
Amerikafreunde
können nur hoffen, daß Trump nun wieder möglichst viel golft und sich nicht mit
Politik beschäftigt.
[….] Die frohe Botschaft vom Helsinki-Gipfel
zuerst: Mit dem Treffen in Finnland beendet Donald Trump seine Europa-Reise und
fliegt zurück in die Heimat. Das ist positiv zu bewerten, denn jeder Tag, den
dieser US-Präsident nicht mit Außenpolitik verbringt, ist ein guter Tag.
Trumps Europa-Trip war
ein Desaster in jeder Hinsicht, er hat alte Alliierte wie Deutschland oder
Großbritannien vor den Kopf gestoßen und die Kluft zwischen Europa und den USA
vertieft. [….] Trump hat dort praktisch alles falsch
gemacht, was er falsch machen konnte. Wladimir Putin missachtet die
Menschenrechte im eigenen Land, er führt in Syrien seit Jahren einen Krieg
gegen Frauen und Kinder und er verstößt mit der Annexion der Krim dauerhaft
gegen das Völkerrecht. Er ist kein Mann, mit dem der US-Präsident als Anführer
der freien Welt eine Männerfreundschaft oder Kumpanei, zelebrieren sollte. Aber
Trump tat in Helsinki genau das.
Allein die Tatsache,
dass Trump sich mit Putin ohne jede Vorbedingung oder die Forderung nach
russischen Zugeständnissen in Syrien traf, war schon bemerkenswert. Die
Botschaft ist klar: Putin kann sich in der Welt aufführen, wie er will. Es
stört Trump praktisch gar nicht. Putin erhält trotz seines Verhaltens endlich
die internationale Anerkennung, ja, die Legitimation, nach der er sich schon
lange sehnt. Was für ein Erfolg für den Russen! [….] Völlig absurd erschien schließlich der Auftritt von Putin und Trump vor
der Weltpresse. Dabei stellten sich Trump und Putin gemeinsam gegen die
Ermittlungen in der Russlandaffäre durch das FBI: Putin unterstützte Trumps
Behauptung, dass es keine Zusammenarbeit zwischen Trumps Wahlkampfteam und
russischen Agenten gegeben habe. Trump nickte zufrieden. Einen besseren
Verbündeten kann er sich wohl kaum wünschen. Es ist zum Gruseln. [….]
Idiocracy became
reality. Insanity rules.
[….]
Am klarsten äußert sich seitens der
Republikaner der todkranke Senator John McCain: Er bezeichnet den
Helsinki-Gipfel als "einen der infamsten Auftritte, den ein amerikanischer
Präsident je hatte" und als "tragischen Fehler" und wirft Trump
"Naivität, Egoismus und Sympathien für Autokraten vor".
Was im Vieraugengespräch
zwischen Putin und Trump sowie den Beratungen mit den Delegationen beredet
wurde, ist nicht bekannt. Nimmt man jedoch nur die Pressekonferenz als Maßstab,
dann hat der Kremlchef mehr erreicht als er zu träumen gewagt hatte. In
Russland waren die Bilder von zwei Staatschefs auf Augenhöhe überall zu sehen -
und dieser Auftritt seines Widersachers Donald Trump hat dafür gesorgt, dass
sich die ohnehin schon polarisierte US-Gesellschaft noch mehr
streiten wird.
Denn aus der Erfahrung
weiß man: Wenn Medien und Demokraten Trump kritisieren, dann verteidigen ihn
seine Anhänger und jene Republikaner-Abgeordneten, die noch Karriere machen
wollen, umso mehr. […..]
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