Mittwoch, 18. Juli 2018

Niedertracht war gestern.

Wenn Dutzende hochrangige Geheimdienstleute und Militärs dem eigenen Präsidenten Verrat vorwerfen, wie das gestern geschah, ist das keine Kleinigkeit.
Trump ruderte anschließend zurück, erwies sich aber einmal mehr als echter Trump, indem er wieder ein doubling-down draufsetze.
Seine Ausrede war ohnehin offensichtlich gelogen, aber zudem verpatze er den Auftritt so gründlich, daß die Welt erneut vor dem Problem steht Worte zu finden.
Wie soll man diesen Abgrund der Dummheit und Dreistigkeit noch verbalisieren?
Begriffe, die über Jahrhunderte die schärfsten Waffen waren – Niedertracht, Lüge, Verrat – sind im Jahr Zwei der Präsidentschaft Trumps nur noch matte Euphemismen.
Irgendwann gestanden wir uns ein, George W. Bush gar nicht mehr so sehr zu hassen, sahen ihn im milderen Licht. Naja, er hatte ein paar hundert mal gelogen, um einen Krieg zu beginnen, versprach sich ständig und riss die Welt in eine Megafinanzkrise. Aber hatte er nicht immerhin auch Selbstironie bei den WH Correspondents Dinners gezeigt? War er nicht in all seiner Blödheit auch tolerant gegenüber anderen Rassen, ließ die Presse berichten? Und war es nicht irgendwie sogar ganz elegant, wie er Jahre nach der Irak-Invasion in Bagdad bei einer Pressekonferenz am Rednerpult geschickt den Schuhen auswich, die die Iraker nach ihm warfen?
Inzwischen erscheint mir GWB geradezu wie eine Lichtgestalt, ein Meister der Eloquenz und Verlässlichkeit.
Trump ist nicht nur dümmer, dreister und ungebildeter als GWB, sondern er stellt eine ganz neue Ära der Schlechtigkeit dar.

[…..] Donald Trumps dreiste Russland-Ausrede: Zu dumm zum Lügen
[…..] Immer wenn man glaubt, dieser Mann könne nicht noch tiefer sinken, beweist Donald Trump das Gegenteil. Dabei schien der peinliche Auftritt des US-Präsidenten neben seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Helsinki kaum unterbietbar: […..][…..]
Die Empörung folgte prompt: Der US-Präsident glaubt nicht den eigenen Leuten, sondern eher dem Mann, der die russischen Manipulationsversuche befohlen hat? Landesverrat auf offener Bühne, begangen vom Staatsoberhaupt persönlich. […..]
 Doch fast noch schlimmer ist Trumps Versuch, diesen politischen Totalausfall ungeschehen zu machen. Offenbar unter dem großen Druck der aufgebrachten Öffentlichkeit, in begründeter Sorge um Massenkündigungen bei den amerikanischen Sicherheitsbehörden und augenscheinlich genötigt von seinen Beratern verlas Trump eine Erklärung, in der er sich von den eigenen Worten distanzierte. Er habe sich in Helsinki versprochen. Sagen wollen habe er: "Ich sehe keinen Grund, warum Russland es nicht gewesen sein sollte."
Das ist in ihrer ganzen Offensichtlichkeit die dreisteste und dümmste Lüge, die Trump in seiner bisherigen Amtszeit verbreitet hat. Schon allein die Art und Weise seines Vortrags verriet ihn: Wie mit vorgehaltener Pistole las Trump sichtlich widerwillig vom Papier ab, er akzeptiere die Schlussfolgerungen der amerikanischen Geheimdienste. Und schob dann improvisierend eine Einschränkung nach, die das eben Gesagte sofort wieder ins Gegenteil verkehrte: "Könnten auch andere Leute gewesen sein, es gibt eine Menge Leute."
Nicht nur ist Donald Trump unfähig, dem russischen Präsidenten gegenüber klar Stellung zu beziehen. Nicht nur ist er außerstande, seinen eigenen Beamten das Vertrauen auszusprechen. Nein, er hält offensichtlich seine Wähler und die gesamte Weltöffentlichkeit für so dumm, dass sie ihm eine Ausrede abnehmen, mit der sich nicht einmal ein Grundschüler vor seinen Hausaufgaben drücken könnte. Und schafft es noch nicht einmal, diese dünne Ausrede vom Papier abzulesen, ohne sie durch haltloses Geplapper sofort zu zerstören. [….]





Es bleibt zwar beim amerikanischen Polit-Stillstand aus paralysierter Opposition, bissiger Presse, enablender GOP und weiter euphorisch zu ihm haltender Wählerbasis. Aber das Theater ist so absurd geworden, daß ich mich immer wieder auf dem humoresken Aspekt der Trumppräsidentschaft konzentrieren muß, um nicht verrückt zu werden.

Sehr lustig zum Beispiel der sonst immer eher übertrieben pathetische Chris Cuomo, der für CNN im fact-check Trump der erneuten Lüge überführte und im Nebensatz erklärte die von einer Kamera eingefangene handschriftliche Trump-Notiz („was no colusion“) sei deswegen mit Sicherheit authentisch, weil Trump selbst diesen seit anderthalb Jahren täglich wiederholten Halbsatz falsch schrieb – nämlich mit einem „l“ zu wenig.

"and you know it's authentic because he misspelled collusion and that is something he does, he misspells words."


Willkommen im Amerika des #45 – man erkennt die Regierung an ihrer Unfähigkeit. Trump kann kaum lesen und schreiben, aber immerhin es gibt eine Person, die noch verblödeter und ungebildeter ist, eine, die gar keinen Satz fehlerfrei schreiben kann. Betsy de Vos. Klar, daß Trump sie zur Bildungsministerin ernannte.

Unser bajuwarischer Hobby-Trump, Markus Söder, über dessen Frisur ich mich wundere – sollte der nicht auf der Birne den gleichen Mob wie Wilders, Johnson und Trump tragen? – zeigt ebenfalls diese neuen Dimensionen der Schlechtigkeit.
Der Bonsai-Weltenlenker hatte die letzten zehn Jahre seines politischen Lebens mit radikaler Destruktivität verbracht. Alles ordnete er seinen persönlichen Interessen unter, widmete all seine Energie dem Vorhaben Horst Seehofer wegzumobben, um dessen Posten zu bekommen.
Kaum war Söder endlich Ministerpräsident griff er wie sein oranges Vorbild im fernen Washington zu neoroesken Nukes, riskierte bereitwillig die 70-jährige Partnerschaft zur CDU, die Kanzlerschaft Merkels, die eigene Bundesregierung und mittelbar auch die EU. Die ganze Welt hätte er in die Luft gesprengt, um MP zu bleiben. Moral und Anstand hatte er längst über Bord geworfen, perfide gegen Minderheit und Menschen in Not gehetzt, aber er scheute auch nicht davor zurück seinen Bayern schwersten Schaden zuzufügen, indem er das Tafelsilber als CSU-Wahlgeschenk verprasste. Seinen ehemaligen Hauptwidersacher Seehofer, der weidwund in Berlin debakulierte, trieb er zu immer neuen und härteren Hassattacken.
Söders gesammelte Niedertracht blieb nicht ohne Ergebnisse.
Die Umfrageinstitute sind sich einig: Die AfD ist gestärkt, die CSU steht so mies da wie noch nie.


Das Landtagswahlergebnis könnte so schlecht ausgehen, daß es noch nicht mal mehr zu Schwarzgelb reicht.

Ähnlich wie Trump versucht sich Söder nun in Schadensbegrenzung, indem er mit maximaler Unehrlichkeit und Niedertracht die Verantwortung für das Desaster Horst Seehofer zuschiebt. Dem Mann, den er erst nach Berlin wegmobbte und dann zu dem radikalen AfD-Kurs antrieb. Ungeniert nun der 180°-Donald auf glattem Eis. Der böse Horst war’s.

[…..] Nach dem Streit mit Angela Merkel rutscht die CSU in den Umfragen ab. Bayerns Ministerpräsident Söder versucht es nun in der Rolle des landesväterlichen Mahners - und setzt sich von Parteichef Seehofer ab.
Das jüngste Alarmsignal kommt vom Bayerischen Rundfunk. Der "BayernTrend", erhoben für das Politikmagazin "Kontrovers" weist historisch schlechte Werte für die CSU aus: 38 Prozent im Freistaat, noch unter den Ergebnissen der Bundestagswahl, ein Rückgang von drei Prozentpunkten gegenüber dem Mai 2018.
Demnach profitieren vor allem die Grünen vom Einbruch der CSU, die AfD liegt bei 12 Prozent. Nur noch 31 Prozent der Befragten sehen die CSU-Alleinregierung positiv, die meisten wünschen sich eine Koalitionsregierung. […..]
Für alle, die es noch nicht gemerkt haben: Söder gibt seit kurzem den Mahner und Gemäßigten. Er wirbt für Sachlichkeit, mahnt bessere Umgangsformen in der Politik an und erlegt sich rhetorische Mäßigung auf.
[…..]  Der gelernte Fernsehjournalist weiß um die Wirkung jedes Wortes und jedes Halbsatzes. Da er bislang eher die Abteilung Attacke bediente, muss er nun darauf hinwirken, dass ihm der Wähler die neue softe Linie auch abnimmt. […..] Nun bauen die CSU-Wahlkämpfer in Bayern darauf, dass sich das leidige Thema Asyl irgendwie ausmendelt. Am Mittwoch forderte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die CSU auf, das Thema Flüchtlinge nicht mehr so ins Zentrum zu rücken und sich wieder stärker anderen Themen zu widmen. "Wir müssen die Sachthemen in den Vordergrund stellen." [….]

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