Wenn
Dutzende hochrangige Geheimdienstleute und Militärs dem eigenen Präsidenten
Verrat vorwerfen, wie das gestern geschah, ist das keine
Kleinigkeit.
Trump
ruderte anschließend zurück, erwies sich aber einmal mehr als echter Trump,
indem er wieder ein doubling-down draufsetze.
Seine
Ausrede war ohnehin offensichtlich gelogen, aber zudem verpatze er den Auftritt so gründlich, daß
die Welt erneut vor dem Problem steht Worte zu finden.
Wie soll
man diesen Abgrund der Dummheit und Dreistigkeit noch verbalisieren?
Begriffe,
die über Jahrhunderte die schärfsten Waffen waren – Niedertracht, Lüge, Verrat –
sind im Jahr Zwei der Präsidentschaft Trumps nur noch matte Euphemismen.
Irgendwann
gestanden wir uns ein, George W. Bush gar nicht mehr so sehr zu hassen, sahen
ihn im milderen Licht. Naja, er hatte ein paar hundert mal gelogen, um einen
Krieg zu beginnen, versprach sich ständig und riss die Welt in eine
Megafinanzkrise. Aber hatte er nicht immerhin auch Selbstironie bei den WH Correspondents
Dinners gezeigt? War er nicht in all seiner Blödheit auch tolerant gegenüber
anderen Rassen, ließ die Presse berichten? Und war es nicht irgendwie sogar
ganz elegant, wie er Jahre nach der Irak-Invasion in Bagdad bei einer
Pressekonferenz am Rednerpult geschickt den Schuhen auswich, die die Iraker
nach ihm warfen?
Inzwischen
erscheint mir GWB geradezu wie eine Lichtgestalt, ein Meister der Eloquenz und
Verlässlichkeit.
Trump
ist nicht nur dümmer, dreister und ungebildeter als GWB, sondern er stellt eine
ganz neue Ära der Schlechtigkeit dar.
[…..]
Donald Trumps dreiste Russland-Ausrede:
Zu dumm zum Lügen
[…..]
Immer wenn man glaubt, dieser Mann könne
nicht noch tiefer sinken, beweist Donald Trump das Gegenteil. Dabei schien der
peinliche Auftritt des US-Präsidenten neben seinem russischen Amtskollegen
Wladimir Putin in Helsinki kaum unterbietbar: […..][…..]
Die Empörung folgte
prompt: Der US-Präsident glaubt nicht den eigenen Leuten, sondern eher dem
Mann, der die russischen Manipulationsversuche befohlen hat? Landesverrat auf
offener Bühne, begangen vom Staatsoberhaupt persönlich. […..]
Doch fast noch
schlimmer ist Trumps Versuch, diesen politischen Totalausfall ungeschehen zu
machen. Offenbar unter dem großen Druck der aufgebrachten Öffentlichkeit, in
begründeter Sorge um Massenkündigungen bei den amerikanischen
Sicherheitsbehörden und augenscheinlich genötigt von seinen Beratern verlas
Trump eine Erklärung, in der er sich von den eigenen Worten distanzierte. Er
habe sich in Helsinki versprochen. Sagen wollen habe er: "Ich sehe keinen
Grund, warum Russland es nicht gewesen sein sollte."
Das ist in ihrer
ganzen Offensichtlichkeit die dreisteste und dümmste Lüge, die Trump in seiner
bisherigen Amtszeit verbreitet hat. Schon allein die Art und Weise seines
Vortrags verriet ihn: Wie mit vorgehaltener Pistole las Trump sichtlich
widerwillig vom Papier ab, er akzeptiere die Schlussfolgerungen der
amerikanischen Geheimdienste. Und schob dann improvisierend eine Einschränkung
nach, die das eben Gesagte sofort wieder ins Gegenteil verkehrte: "Könnten
auch andere Leute gewesen sein, es gibt eine Menge Leute."
Nicht nur ist Donald
Trump unfähig, dem russischen Präsidenten gegenüber klar Stellung zu beziehen.
Nicht nur ist er außerstande, seinen eigenen Beamten das Vertrauen
auszusprechen. Nein, er hält offensichtlich seine Wähler und die gesamte
Weltöffentlichkeit für so dumm, dass sie ihm eine Ausrede abnehmen, mit der
sich nicht einmal ein Grundschüler vor seinen Hausaufgaben drücken könnte. Und
schafft es noch nicht einmal, diese dünne Ausrede vom Papier abzulesen, ohne
sie durch haltloses Geplapper sofort zu zerstören. [….]
Es
bleibt zwar beim amerikanischen Polit-Stillstand aus paralysierter Opposition,
bissiger Presse, enablender GOP und weiter euphorisch zu ihm haltender
Wählerbasis. Aber das Theater ist so absurd geworden, daß ich mich immer wieder
auf dem humoresken Aspekt der Trumppräsidentschaft konzentrieren muß, um nicht
verrückt zu werden.
Sehr
lustig zum Beispiel der sonst immer eher übertrieben pathetische Chris Cuomo,
der für CNN im fact-check Trump der erneuten Lüge überführte und im Nebensatz
erklärte die von einer Kamera eingefangene handschriftliche Trump-Notiz („was
no colusion“) sei deswegen mit Sicherheit authentisch, weil Trump selbst
diesen seit anderthalb Jahren täglich wiederholten Halbsatz falsch schrieb – nämlich
mit einem „l“ zu wenig.
"and you know it's authentic because he misspelled collusion and
that is something he does, he misspells words."
Willkommen
im Amerika des #45 – man erkennt die Regierung an ihrer Unfähigkeit. Trump kann
kaum lesen und schreiben, aber immerhin es gibt eine Person, die noch
verblödeter und ungebildeter ist, eine, die gar keinen Satz fehlerfrei
schreiben kann. Betsy de Vos. Klar, daß Trump sie zur Bildungsministerin ernannte.
Unser
bajuwarischer Hobby-Trump, Markus Söder, über dessen Frisur ich mich wundere –
sollte der nicht auf der Birne den gleichen Mob wie Wilders, Johnson und Trump
tragen? – zeigt ebenfalls diese neuen Dimensionen der Schlechtigkeit.
Der
Bonsai-Weltenlenker hatte die letzten zehn Jahre seines politischen Lebens mit
radikaler Destruktivität verbracht. Alles ordnete er seinen persönlichen
Interessen unter, widmete all seine Energie dem Vorhaben Horst Seehofer
wegzumobben, um dessen Posten zu bekommen.
Kaum war
Söder endlich Ministerpräsident griff er wie sein oranges Vorbild im fernen
Washington zu neoroesken Nukes, riskierte bereitwillig die 70-jährige Partnerschaft
zur CDU, die Kanzlerschaft Merkels, die eigene Bundesregierung und mittelbar
auch die EU. Die ganze Welt hätte er in die Luft gesprengt, um MP zu bleiben.
Moral und Anstand hatte er längst über Bord geworfen, perfide gegen Minderheit und
Menschen in Not gehetzt, aber er scheute auch nicht davor zurück seinen Bayern
schwersten Schaden zuzufügen, indem er das Tafelsilber als CSU-Wahlgeschenk
verprasste. Seinen ehemaligen Hauptwidersacher Seehofer, der weidwund in Berlin
debakulierte, trieb er zu immer neuen und härteren Hassattacken.
Söders
gesammelte Niedertracht blieb nicht ohne Ergebnisse.
Die
Umfrageinstitute sind sich einig: Die AfD ist gestärkt, die CSU steht so mies
da wie noch nie.
Das Landtagswahlergebnis könnte so schlecht ausgehen,
daß es noch nicht mal mehr zu Schwarzgelb reicht.
Ähnlich
wie Trump versucht sich Söder nun in Schadensbegrenzung, indem er mit maximaler
Unehrlichkeit und Niedertracht die Verantwortung für das Desaster Horst Seehofer
zuschiebt. Dem Mann, den er erst nach Berlin wegmobbte und dann zu dem
radikalen AfD-Kurs antrieb. Ungeniert nun der 180°-Donald auf glattem Eis. Der
böse Horst war’s.
[…..] Nach dem Streit mit Angela Merkel rutscht
die CSU in den Umfragen ab. Bayerns Ministerpräsident Söder versucht es nun in
der Rolle des landesväterlichen Mahners - und setzt sich von Parteichef
Seehofer ab.
Das jüngste
Alarmsignal kommt vom Bayerischen Rundfunk. Der "BayernTrend",
erhoben für das Politikmagazin "Kontrovers" weist historisch
schlechte Werte für die CSU aus: 38 Prozent im Freistaat, noch unter den
Ergebnissen der Bundestagswahl, ein Rückgang von drei Prozentpunkten gegenüber
dem Mai 2018.
Demnach profitieren
vor allem die Grünen vom Einbruch der CSU, die AfD liegt bei 12 Prozent. Nur
noch 31 Prozent der Befragten sehen die CSU-Alleinregierung positiv, die
meisten wünschen sich eine Koalitionsregierung. […..]
Für alle, die es noch
nicht gemerkt haben: Söder gibt seit kurzem den Mahner und Gemäßigten. Er wirbt
für Sachlichkeit, mahnt bessere Umgangsformen in der Politik an und erlegt sich
rhetorische Mäßigung auf.
[…..]
Der
gelernte Fernsehjournalist weiß um die Wirkung jedes Wortes und jedes
Halbsatzes. Da er bislang eher die Abteilung Attacke bediente, muss er nun
darauf hinwirken, dass ihm der Wähler die neue softe Linie auch abnimmt. […..]
Nun bauen die CSU-Wahlkämpfer in Bayern
darauf, dass sich das leidige Thema Asyl irgendwie ausmendelt. Am Mittwoch
forderte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die CSU auf, das Thema
Flüchtlinge nicht mehr so ins Zentrum zu rücken und sich wieder stärker anderen
Themen zu widmen. "Wir müssen die Sachthemen in den Vordergrund stellen."
[….]
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