Ein paar Jährchen hat unser Planet schon auf dem
Buckel. Etwa 4,6 Milliarden Jahre.
4.600 Millionen Jahre ist im kosmischen Maßstab nicht
richtig alt.
Nach knapp einer Milliarde Jahren tauchten in der
Ursuppe erste primitive Lebewesen auf.
[….] Die Erde war wüst und leer und noch keine
Milliarde Jahre alt, da begann bereits das Leben zu keimen - und das an höchst
unwirtlichen Orten: In der Nähe heißer Quellen auf dem Grund des Ur-Ozeans
lebten womöglich bereits vor mindestens 3,77 Milliarden Jahren die ersten
Bakterien - nur etwa 800 Millionen Jahre nach Entstehung des Planeten.
Ein internationales Forscherteam war nach Nordkanada an die Hudson Bay
gereist, um den Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel zu untersuchen, dessen Alter auf
3,77 bis 4,3 Milliarden Jahre geschätzt wird und das damit zu den ältesten
Gesteinen der Erde gehört. Die Wissenschaftler um Matthew Dodd vom University
College London stießen auf Röhren und Filamentstrukturen im eisenhaltigen
Gestein, die im Aufbau Bakterienkolonien ähneln, die man auch heute noch in der
Nähe hydrothermaler Quellen finden kann. Zudem entdeckte das Team
Eisenoxid-Partikel und Karbonate. Dies seien weitere Hinweise auf frühes Leben,
schreiben die Forscher im Wissenschaftsjournal Nature. [….] Der Fund fügt sich schlüssig in eine Reihe
früherer Forschungsergebnisse. Erst im September hatte Nature die Entdeckung
von 3,7 Milliarden Jahre alten Lebensspuren in Grönland veröffentlicht. Durch
das Abschmelzen des Eispanzers waren dort sehr alte Felsformationen freigelegt
worden, in denen Geologen auf bis zu vier Zentimeter große Stromatolithe
stießen. [….]
Schon 30 Millionen Jahre vor dem Ende des Präkambriums
(vor etwa 540 Millionen Jahren) gab es Tiere.
[…..] Das erste Tier, das vor vielen hundert
Millionen Jahren im Ozean entstand, war kein Schwamm, sondern eine
Rippenqualle.
[….] Mit diesem
Ergebnis einer Stammbaumanalyse stößt eine Forschergruppe um Casey Dunn von der
Universität Hawaii das etablierte Lehrbuchwissen um (Nature, Bd.452, S.745,
2008).
Bisher hatten Evolutionsbiologen Schwämme für die ersten mehrzelligen Tiere
gehalten. Sie bilden in der Embryonalentwicklung eine Lage von Zellen, während
Quallen zwei Lagen besitzen.
Außerdem besitzen Rippenquallen Nerven, einen Magen und Muskelvorläufer,
die Schwämmen fehlen. [….]
Die Viecher krauchten die folgende gute halbe
Milliarde Jahre umher, bis irgendwann kleine haarige Affen begannen von den
Bäumen zu klettern, um auf der Suche nach Nahrung die afrikanischen Savannen zu
erobern. Sie reckten sich mehr und mehr, um in der Graslandschaft, in der man
nirgendwo hochklettern konnte, möglichst weit zu gucken.
Man mag es ihnen a posteriori nicht verdenken;
schließlich waren sie klein und schwach und mussten sich etwas einfallen
lassen, um nicht den evolutionären Schwarzen Peter zu ziehen.
Wer konnte auch ahnen, daß sich daraus die
zerstörerische Pest-Rasse „Mensch“ entwickeln würde, die nun die eigentlich
recht hübsche Erde massakriert?
[…..] Der
Paläoanthropologe Tim White von der Universität von Kalifornien in Berkeley leitet
zusammen mit seinen äthiopischen Kollegen Berhane Asfaw und Giday Wolde-Gabriel
das Forschungsprojekt „Mittlerer Awash“. Der Name bezieht sich auf einen
Abschnitt des Flusses Awash in der Afar-Region. Im Oktober 2009 hatten die
Forscher eine Sensation publik gemacht – 15 Jahre nachdem sie dort, an einem
Ort namens Aramis, rund 30 Kilometer nördlich des heutigen Yardi-Sees, das
Skelett eines Frühmenschen gefunden hatten, der vor 4,4 Millionen Jahren
gestorben war. Die Tote war weiblich und
gehört zur Spezies Ardipithecus ramidus. Deswegen wurde sie kurz „Ardi“
getauft. Die Überreste sind mehr als eine Million Jahre älter als das Skelett
von „Lucy“, jener weltberühmten Frau der schon moderneren Gattung
Australopithecus. Von „Ardi“ erhoffen sich die Forscher neue Aufschlüsse über
eine Kernfrage der Evolution: Wie sah der Vorfahr aus, den wir Menschen mit dem
Schimpansen gemeinsam haben? [….]
Seit rund 600.000 Jahren gibt es Zweibeiner, die
ungefähr so aussehen wie wir und vermutlich über ähnliche kognitive Fähigkeiten
verfügten.
Vor 50.000 Jahren entwickelte sich die Kunst.
Die ältesten architektonischen Kultstätten sind die
Tempelanlagen von Göbebkli Tepe im Südosten der Türkei.
Dort kamen vor über 12.000 Jahren Menschen zu großen
Festen zusammen und errichteten immer gleich aussehende Kreisanlagen aus einem
Dutzend vier Meter hohen Kalksteinquadern, in deren Mitte zwei fünfeinhalb
Meter hohe T-förmige Pfeiler standen. Niemand weiß, wie deren Partys genau
funktionierten. Sicher ist aber, daß es einen hohen Organisationsgrad
erforderte solche großen Anlagen zu bauen: Planung, Kooperation und
Koordination.
Ein einzelner Trupp Jäger oder Sammler hätte nicht
ausgereicht, weil viele Menschen lange gemeinsam gearbeitet haben müssen,
während offenbar jemand anders die Nahrungsversorgung übernahm.
Vor 6.800 Jahren wurde die Kreisgrabenanlage von
Goseck errichtet, vor 6.500 Jahren die Steinreihen von Carnac und vor 6.000
Jahren schließlich erschuf der liebe Gott die Welt, Sonne, Mond und Sterne,
sowieso Tiere und Menschen.
Es folgten die berühmten Pyramiden von Gizeh vor 4.600
Jahren, wenige hundert Jahre später Stonehenge und vor rund 3.400 Jahren Pharao
Echnaton, der die blöde Idee mit dem Monotheismus hatte und damit gegenüber den
frühsten Gottesvorstellungen die radikale religiöse Intoleranz einführte, die
schließlich vor 2.000 Jahren mit Jesus ihren Meister fand.
Seitdem hieß es „wir sind besser als die, allein
seligmachend“ – vulgo: Tötet alle anderen.
Oder wie Ratzinger es ausdrückt: Extra Ecclesiam Nulla
Salus.
Damit war das Elend vollkommen. Jesu Anhänger begingen
weltweit Genozide, Auto Dafés, gingen auf Kreuzzüge, schlachteten 100 Millionen
amerikanische Ureinwohner ab, töteten Menschenmassen bei Inquisition und
Hexenverbrennungen, brachten im Zuge der christlichen Missionierung und
Kolonialisierung Elend über alle Kontinente.
Die gute Nachricht ist, daß das Christentum nur 2.000
Jahre der 4.600.000.000 Jahre der Erdgeschichte infizierte.
99,99996% der Zeit kamen wir also prima ohne den
Unsinn aus.
Das Christentum ist also erdgeschichtlich nicht nur zu
vernachlässigen, sondern noch um viele Zehnerpotenzen irrelevanter als das was
Alexander Gauland für „Vogelschiss“ hält.
Für die wenigen tierischen Lebewesen der letzten knapp
600 Millionen Jahre, die das Pech hatten, Zeitgenossen der Christen zu sein,
ist das natürlich ein schwacher Trost.
Ich zum Beispiel ärgere mich sehr.
Wieso muß ich haargenau in diesem mikroskopisch
kleinen Zeitabschnitt geboren werden und schaffe es andererseits nicht ein
einziges mal einen Volltreffer beim Lotto oder der Glückspirale zu landen?
Meine drei Mathescheine an der Uni habe ich allerdings
auch hauptsächlich durch Differenzialgleichungen und weniger durch Stochastik
erworben.
Gemessen an meiner winzigen Lebensspanne fühlt sich
das Andauern der Abrahamitischen Religionen ewig an.
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