Donnerstag, 5. März 2020

Bischofsleid

Katholischer Bischof zu sein ist eine feine Sache.
Man kann immer bequeme Klamotten tragen, reist durch die Welt, steigt nur in Luxushotels ab, wird von allen Menschen ehrfürchtig „Eminenz“ oder „Exzellenz“ genannt, von Regierenden hofiert, wohnt in prächtigen Villen, fliegt Erster Klasse, ist weltweit vernetzt, hat Zugang zu allen Talkshows oder Zeitungen, wenn man mal seinen Senf dazu geben will, ist privat versichert, hat immer ein kleines Heer willfähriger Diener um sich herum, muss nie selbst kochen oder putzen, hat bis ins allerhöchste Alter weitere Aufstiegschancen, ist nahezu immun vor Gericht und kommt nach dem Tod garantiert in den Himmel.

Es ist aber nicht alles nur positiv.
Trotz ihres quasi göttlichen Standes müssen sie sich nach der schnöden Beamtenbesoldungstabelle B (für höhere Beamte); B1-B11 (7.000 bis 15.000 Euro monatlich) bezahlen lassen. Sie steigen aber erst ab B8 ein in die schnöde weltliche Gesellschaft.

B8 bekommen etwa die Bürgermeister von Bremen oder Magdeburg.
B9 stehen Staatssekretären in den Bundesministerien, dem Verfassungsschutzpräsidenten, Botschaftern, Gerichtspräsidenten, Direktoren der Bundesbank, dem BKA- und BND-Chef, allen Generalleutnants, Vizeadmiralen, Generaloberstabsärzten und Admiraloberstabsärzten der Bundeswehr und dem Chef des Bundesrechnungshofes zu.
B10 erhalten Ministerialdirektoren, der Chef der Rentenversicherung sowie Generäle und Admiräle der Bundeswehr, sowie die meisten Behördenchefs (BAMF, Bundeswehrbeschaffungsamt, Bundesversicherungsamt, etc)

Ein Bischof bekommt B8, ein Erzbischof oder Kardinal erhält mindestens B9

Nach der aktuellen Besoldungstabelle sind das monatlich für
B8 11.373,67 EUR, B9 12.051,37 EUR, B10 14.197,53 und B11 14.749,49 EUR

Ein Domdekan muss von B2 (8.176,63 EUR) leben, ein Generalvikar darbt mit B3 (8.658,13 EUR).
Bei den Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen kommen aber Zuschläge aus Rom hinzu, so daß Letztere leicht auf 15.000,00 EURO monatlich kommen.
Brutto oder netto muss man in diesem Fall nicht fragen, da die Gottesmänner fast völlig von Steuern und Abgaben befreit sind.

Schwierigkeiten entstehen für die Topklerikalen aber bei den Ausgaben. Denn wie soll man 180.000,00 EURO steuerfrei im Jahr eigentlich ausgeben, wenn man kaum Unkosten hat?
Altbischof Kamphaus, der Vorgänger des legendären Limburger Bischofs Tebartz-van-Elst beklagte diesen Umstand bitterlich. Er wohne steuerfrei, ihm werde eine Dienstlimousine samt Fahrer gestellt, Reiseunkosten übernehme das Bistum und zum Essen werde er immer eingeladen.
Kamphaus kaufte sich einen VW Golf, den er selbst fuhr, zog in eine Kammer des Priesterseminars und ließ eine tamilische Flüchtlingsfamilie im Bischofspalast wohnen.
Aber wer glaubt, mit TVE wäre endlich wieder ein Weg gefunden worden Geld loszuwerden, irrt.
TVE ließ sich zwar seine legendäre neue Bischofswohnung mindestens 31 Millionen Euro kosten, aber natürlich gab er dazu nicht sein eigenes Geld aus, sondern schöpfte aus den unendlichen und stets gut gefüllten Taschen des Bischöflichen Stuhls.
Ja, was macht man eigentlich, wenn man 12.000,- oder 15.000,- netto im Monat bekommt und niemand irgendwas vom Girokonto abbuchen will?
Man ist automatisch privat krankenversichert, muss seine Hausangestellten nicht selbst bezahlen, lebt mietfrei (auch wenn es eine gewaltiges Rokoko-Palais und eine weitere Zehnmillionen-Villa in Rom sind, so wie im Falle von Kardinal Marx), muss keinen Cent für private Rentenversicherungen sparen, Limousine, Fahrer und Köchin werden gestellt und selbst wenn man nicht schwul ist und heimlich ein paar Kinder zeugt, übernimmt das Bistum die Alimente.
Wie verprasst man also das Geld, wenn alles, das zum luxuriösen Leben gehört – von prächtiger Garderobe bis zum edlen Speisen – gar nicht bezahlt werden muß? Wenn statt „Koks und Nutten“ der Bischöfliche Weinkeller und jede Menge knackiger Priesterseminaristen kostenfrei zur Verfügung stehen?

Vielleicht gibt es auf diese Frage gar keine richtige Antwort. Vielleicht sind Bischöfe schlicht und ergreifen Money-Hoarder?
Vielleicht braucht es auch so ein Geldsammler-Personal, wenn es um eine Organisation geht, die mit perfidesten Methoden eine dreistellige Milliardensumme zusammengerafft hat? Man staunt immer wieder, wenn man beispielsweise bei Carsten Frerk über das sagenhafte Kirchenvermögen nachliest.
Zuletzt wies Matthias Krause für den „Humanistischen Pressedienst“ (hpd) nach, wie einfach es für die deutsche katholische Kirche wäre Milliardensummen als Entschädigung an die Myriaden Menschen zu zahlen, die sie als Kinder gefoltert und sexuell missbraucht hatten.

[….] Kirche könnte Milliardenentschädigung an Missbrauchsopfer leicht verkraften
[….] Derzeit treffen sich die katholischen Bischöfe Deutschlands in Mainz auf ihrer Frühjahrsvollversammlung. Dort wird unter anderem um das weitere Vorgehen bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern diskutiert.
Nach ihrer Frühjahrs-Vollversammlung 2019 beauftragten die deutschen Bischöfe eine unabhängige Arbeitsgruppe, neue Grundsätze für das Verfahren für "Anerkennungszahlungen" an Missbrauchsopfer zu erarbeiten. Zur Herbst-Vollversammlung 2019 wurden zwei Vorschläge präsentiert:
Entweder eine pauschale Zahlung von 300.000 Euro pro Opfer oder gestaffelte Zahlungen von 40.000 bis 400.000 Euro. Legt man die Zahl der Opfer aus der MHG-Studie (3.677; S. 5) zugrunde, ergibt sich ein Entschädigungsvolumen von rund einer Milliarde Euro. Natürlich ruderten die deutschen Bischöfe seitdem mit voller Kraft zurück, wie diverse Medienartikel zeigen.
Eine entscheidende Frage ist natürlich, ob sich die Bistümer Entschädigungen in der Größenordnung von einer Milliarde überhaupt leisten können. Die Antwort ist ein klares "Ja", wie eine Analyse der Jahresabschlüsse aller Bistümer zeigt. [….]


 Selbst wenn die Bischöfe solche Entschädigungen nicht locker aus ihren Überschüssen abgreifen könnten, müssten sie bekanntlich persönlich keine Einbußen befürchten, denn ihre B-Beamtenbesoldung zahlen wird allgemeinen Steuerzahler völlig unabhängig davon, ob wir Mitglieder der Kirche sind.

Allein, selbst wenn es nicht um ihr eigenes Geld geht: Bedürftigen und Opfern mögen katholische Bischöfe nichts geben.
Sie handeln nach dem Motto „selber fressen macht fett!“.

Für Menschen, deren Leben sie zerstört haben, weil sie als Kind von Priestern vergewaltigt oder Sadisten wie Papst-Bruder Georg Ratzinger jeden Tag grün und blau geschlagen wurden, sollen maximal 50.000 Euro gezahlt werden. Ein Drittel eines Bischofs-Jahresgehaltes. Vier Monate Bischofslohn. Aber 5.000 Euro reichen auch. 14 Tage Bischofsgehalt.
Das muss genug sein.

[….] Missbrauchsopfer kritisieren Schmerzensgeldbeträge
[….] Opfervertreter halten die Beträge für zu gering, ihre Kritik: Die Kirche "klebt offenbar am Geld".
[….] Mit Wut und Enttäuschung haben Vertreter von Missbrauchsopfern auf das Schmerzensgeldkonzept der katholischen Kirche reagiert. "Die Kirche in Deutschland ist nicht bereit, für ihre Verbrechen die Verantwortung zu übernehmen und ihren Opfern eine Entschädigung anzubieten", sagte Matthias Katsch, Sprecher der Initiative "Eckiger Tisch". "Was für eine verpasste Chance", schrieb er in einer Mitteilung.
Zuvor hatte die Deutsche Bischofskonferenz mitgeteilt, Opfern von sexuellem Missbrauch keine Entschädigungszahlungen zu leisten, sondern Schmerzensgeld zu zahlen. Das Konzept sieht ein zentrales und unabhängiges Gremium vor, das in Anlehnung an das Niveau gerichtlicher Schmerzensgeldentscheidungen die Höhe von "Anerkennungszahlungen" festsetzt. Diese erstrecken sich in entsprechenden Tabellen von etwa 5000 bis 50.000 Euro. [….] Opfervertreter Katsch forderte nun Katholiken indirekt zum Kirchenaustritt auf. Die jetzige Entscheidung der Bischofskonferenz müsse auch Konsequenzen für Katholikinnen und Katholiken haben, sagte er. "Wollen Sie auch weiterhin eine Kirchenstruktur unterstützen mit ihren Beiträgen, die so offensichtlich am Geld klebt und ihre Opfer missachtet? Wollen Sie auch weiterhin für das moralische Versagen Ihrer Hirten in Mithaftung genommen werden?", fragte Katsch.
An den Staat gerichtet, fragte er: "Wollen wir einer solchen Institution auch weiterhin Kinder und Jugendliche anvertrauen?" Der "Eckige Tisch" werde sich das Schmerzensgeldkonzept nun sorgfältig anschauen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. [….]

Natürlich klebt die Kirche am Geld. Weil sie es können.
Die Parteien, die Parlamentarier, die Bundesregierung lassen sie.
Im Gegensatz zu anderen Nationen dürfen hier Vergewaltiger und Körperverletzer selbst entscheiden ob und wie viel Strafe sie zu bezahlen bereit sind.
Die frommen Bundestagsabgeordneten legen die Hände in den Schoß, zeigen den Zehntausenden Opfern den Mittelfinger und sorgen dafür, daß die Opfer fleißig weiter B8 bis B11 an die Bischöfe zahlen.

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