Joe Biden mag ich. Bernie Sanders Leidenschaft und Engagement
beeindrucken mich. Elisabeth Warren ist hochintelligent und auf alles
vorbereitet.
Michael Bloomberg ist ein gewitzter Typ, der mit seinen 62
Milliarden Dollar in der Tasche den steinreichen GOP-Großspendern Paroli bieten
kann.
Da könnte man doch auf den ersten Blick ganz froh sein über
die demokratischen Bewerber, die morgen zum legendären „Super-Tuesday“
antreten, um eine wichtige Vorentscheidung um die Präsidentschaftskandidatur zu
treffen.
Und was ist eigentlich mit den anderen 20, 30 oder 40
Dem-Kandidaten? Das war doch so eine herrlich bunte Truppe; wenn auch ob der
schieren Masse sehr unübersichtlich. Man darf nicht vergessen, daß sich der
Durchschnittsami überhaupt nicht für Politik interessiert und im
Vorwahlgeplänkel erst mal die Typen kennenlernen muss, die seit Jahrzehnten an
vorderster Stelle als Volksvertreter agieren.
Aber von „unheimlich viele Neue“ schlug das Pendel
urplötzlich in „eine Handvoll Opis“ um. Auf einmal ging es ganz schnell.
Innerhalb der letzten 24 Stunden warfen Pete Buttigieg und (meine heimliche
Favoritin) Amy Klobuchar hin.
Außer den vier eingangs Genannten ist nur noch Tulsi Gabbard,
38 im Rennen.
Aber die praktizierende Vaishnava im
Brahma-Madhva-Gaudiya-Sampradaya und Russland affine Hawaiianerin ist so irre,
daß sie nicht die geringste Chance hat und bald aufgeben wird.
Bleiben also die vier Plus-Siebziger:
Biden * 20. November 1942 (Alter
77 Jahre)
Bloomberg * 14.
Februar 1942 (Alter 78 Jahre)
Sanders * 8.
September 1941 (Alter 78 Jahre),
Warren * 22. Juni
1949 (Alter 70 Jahre)
Ich mag ältere Menschen.
Aber der nächste US-Präsident wird erst im
Januar 2021 vereidigt und soll bis Januar 2025, womöglich bis 2029 amtieren.
Dann gehen die drei Herren hart auf die 90
zu!
Damit kein Missverständnis aufkommt:
Selbstverständlich ist mir jeder demokratischen Kandidat Lichtjahre lieber als
Donald Trump, * 14. Juni 1946 (Alter 73 Jahre),
der von allen eindeutig der Senilste ist und klare kognitive Einschränkungen
aufweist.
Aber wie soll man sich glaubwürdig als
dynamische Alternative zu dem geriatrischen Wrack empfehlen, wenn man selbst
noch fünf Jahre mehr auf der Uhr hat?
Mann der Zukunft mit fast 80? Sind das die
modernen Politiker, die ins Zeitalter der Cyberwars führen?
Ja, in fast allen gängigen Umfragen führen sämtliche Demokraten im direkten Vergleich zu Trump.
Aber das sind Vergleiche der „popular
votes“, also der absoluten Stimmen.
Hillary Clinton hatte vor vier Jahren in
solchen Umfragen auch immer geführt. Die Umfragen waren sogar richtig.
Tatsächlich bekam Clinton fast drei Millionen Stimmen mehr als Trump.
Bekanntlich wurde sie aber dennoch nicht
Präsidentin, weil die USA sich ein anachronistisches und haarsträubend
ungerechtes Wahlsystem leisten, das die Republikaner so grotesk bevorzugt,
daß Trump Berechnungen von Wahlforschern zu Folge, sogar mit zehn Millionen Stimmen
weniger als Biden/Sanders/Warren/Bloomberg als Präsident wieder gewählt werden
könnte.
Damit der demokratische Kandidat sicher
gewinnt, wird ein sehr hoher „voter turnout“ (Wahlbeteiligung) benötigt, so daß er absolut gesehen mindestens 10% mehr Stimmen als die Republikaner bekommt.
2016 funktionierte das nicht, weil wie
üblich die Generation der unter 30-Jährigen zu desinteressiert, träge und
phlegmatisch war, um wählen zu gehen.
Ihnen waren Trump UND Clinton zu alt, um
ihren Hintern ins Wahllokal zu schleppen.
Wie soll das besser werden, wenn die
Demokraten dieses Jahr statt mit einer 69-Jährigen mit einem 79-Jährigen
antreten?
Es zeugt wieder einmal von schweren
politischen Systemversagen in den USA, daß weder ein offen krimineller Präsident,
noch die Zerstörung der Gewaltenteilung und schon gar nicht die drastische
Verfassungsfeindlichkeit einer ganzen Partei zu einem erfolgreichen Impeachment
führte.
Die Demokraten setzen nun noch einen
drauf, indem sie sich als unfähig zeigen die Egoismen der Parteigeronten zu
unterbinden und nicht in der Lage sind einen jüngeren, konsensfähigen Kandidaten
zu präsentieren.
Die USA sind doomed.
Viele deuten den Rückzug Klobuchars und
Buttigiegs bereits als Zeichen von Disziplin. Damit wollten die beiden
moderaten Kandidaten Biden stärken und Sanders verhindern, weil niemand Sanders
tatsächlich zutraut zu gewinnen.
Bidens mit 48% überraschend deutlicher
Primary-Sieg von South Carolina scheint ein deutliches Zeichen für seinen
Durchmarsch zu sein.
[….] Noch in der Wahlnacht versuchte Biden, der
zum moderaten Flügel der Partei gehört, das Rennen um die demokratische
Nominierung als Zweikampf zwischen ihm und dem selbsterklärten Sozialisten
Bernie Sanders darzustellen. Sanders hat nach seinen Siegen in New Hampshire
und Nevada derzeit die meisten Delegierten. Er liegt auch in den Umfragen in
vielen Bundesstaaten des Super Tuesday an erster Stelle, darunter in
Kalifornien, das mit Abstand am meisten Delegierte zu vergeben hat. Zudem hat
Sanders mehr Geld in seiner Wahlkampfkasse. Die demokratischen Wähler müssten
sich jetzt entscheiden, sagte Biden am Samstagabend: "Die meisten
Amerikaner wollen nicht das Versprechen auf eine Revolution, sie wollen
Resultate." Er sei der Garant dafür, dass die Demokraten Donald Trump
besiegen könnten.
Dieser Ansicht sind nach dem Resultat von South
Carolina auch viele Vertreter des demokratischen Establishments. Ex-Parteichef
Terry McAuliffe rief die anderen Präsidentschaftskandidaten mehr oder weniger
direkt auf, ihren Wahlkampf einzustellen und sich hinter Biden zu stellen, wenn
sie eine Nominierung von Sanders noch verhindern wollten. […..]
Trump wird sich freuen, wenn der für seine
wirren Reden berüchtigte Biden antritt.
Schon jetzt ziehen ausgerechnet Trumps
nepotistische Blagen durch die Talkshows und prangern Hunter Biden an.
Es ist grotesk.
Es könnte für den orangen Wahnsinnigen
reichen.
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