Donnerstag, 30. April 2020

Ohne Dolchstoßlegende

Das Impeachmentverfahren war einerseits unausweichlich, weil Trump die US-Constitution mit Füßen trat. Wer wenn nicht Trump hätte impeached werden müssen?
Andererseits war es aber keine gute Idee, da es aufgrund der moralisch völlig verrotteten Republikaner keine Aussicht auf Erfolg hatte.
Und selbst wenn wie durch ein Wunder 60 Stimmen im Senat zusammengekommen wären, hätte der irre Trump-Mob an der Basis das Urteil nie akzeptiert. Sie hätten sich sogar noch weiter radikalisiert.
Die 62 Millionen Trump-Wähler sind so faktenresistent, daß man sie nie mit Argumenten überzeugen kann. Als einzigen Ausweg sah ich daher eine von Trump angerichtete nie dagewesene so schwere Rezession, daß jeder Trumpist am eigenen Leib spüren würde wie schlecht seine Wahlentscheidung war.

[……] Daher habe ich auch wiederholt geschrieben wie sehr ich mit Mueller hadere.
Was wäre wenn er einen echten Rücktritts-, bzw Impeachment-Grund findet, der tatsächlich Trumps Amtszeit vorzeitig beendete?
60 Millionen vollkommen fanatisierte Amerikaner würden es für eine liberale Deep-State-Verschwörung halten. #45 würde unweigerlich zum Märtyrer, eine gewaltige Dolchstoßlegende entstünde.
Die USA wären auf Dauer in unversöhnlichen Hass zweier Fraktionen gespalten. Kein demokratischer Amtsinhaber könnte die Anerkennung Trumpmericas erarbeiten. Trumps eliminatorisches Destruktionswerk bestünde lange fort.
Daher bevorzuge ich, ähnlich wie beim Brexit eine volle vierjährige Amtszeit Trumps, bei der er hoffentlich einen derartigen ökonomischen Schaden anrichtet, daß die Majorität seiner Wähler einsieht sich geirrt zu haben. […..]

Man kann Morbus Trump in gewisser Weise mit Alkoholismus vergleichen: Erst wenn es einem so dreckig geht, daß das ganze Leben zusammenbricht, erkennt man ein Problem zu haben, das man angehen muss.

Überraschenderweise scheint dieses Szenario im letzten Achtel seiner (hoffentlich einzigen) Präsidentschaft nun doch sehr wahrscheinlich zu werden.

Wie wir inzwischen wissen kann Trump nur sehr rudimentär lesen und ist andererseits viel zu faul. Um sich die eigentlich täglich üblichen mündlichen Geheimdienstbriefings anzuhören. Dafür reicht seine attention span nicht aus.
Das Weiße Haus legte ihm die täglichen Geheimdienstinformationen daher schriftlich vor, reduzierte immer wieder den Umfang, bis es sich nur noch um eine Seite mit großen Buchstaben in einfachen Worten mit Graphiken handelte.
Aber selbst das ignoriert Trump, weil er zu borniert ist, um irgendetwas zu erfahren.
Es gab Dutzende eindringliche Warnungen vor einer Pandemie, die Trump alle ignorierte – so dreist er auch jetzt lügt.


Die Konsequenz ist, daß in den USA viel mehr Menschen als in anderen Ländern an Covid19 sterben. Das Gesundheitssystem war nicht vorbereitet, der fatale Spring Break fand statt und durch Trumps völlig verantwortungslose Sozial- und Gesundheitspolitik sind viele arme Amerikaner gezwungen auch noch arbeiten zu gehen, wenn sie schon das Vollbild Covid19 ausgebildet haben.


All das führt jetzt zu einem beispiellosen ökonomischen Absturz.
Nach zehnjährigem Daueraufschwung, der nach dem republikanischen Bush-Desaster nur Barack Obama zu verdanken ist, gab es im ersten Quartal 2020 erstmals ein Minus. Um fast fünf Prozent schrumpfte die US-Wirtschaft.

[…..] "Auch wenn das Minus von 4,8 Prozent die stärkste Schrumpfung seit 2008 ist, wird die Zahl verglichen mit dem fast 40-prozentigen Rückgang im zweiten Quartal verblassen", warnt Gregory Daco, US-Chefökonom des Analyseinstituts Oxford Economics.
Während die längste Expansionsphase der US-Geschichte mit einem Schlag vorbei ist, hat Amerika einen neuen traurigen Rekord aufgestellt: Über eine Million Menschen sind inzwischen nach offiziellen Zahlen mit dem Coronavirus infiziert, rund 60.000 Menschen gestorben – mehr als im Vietnamkrieg. Das Gesundheitssystem, das 17 Prozent der Wirtschaftsleistung verschlingt, versagt. Die Pandemie hat die Kluft zwischen Reich und Arm, zwischen Weiß und Schwarz, weiter aufgerissen. […..]

Bis zu den Wahlen im November wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit aber noch sehr viel schlimmer kommen.
Ein riesiges Heer US-amerikanischer Arbeitsloser, die alle nicht krankenversichert sind und von denen Millionen ihr Obdach verlieren werden, wird dann zu überlegen haben, ob sie wirklich noch einmal IQ45, dem sie das Desaster zu verdanken haben, wählen sollten.

[…..] Genau 91 Tage umfasste das erste Quartal dieses Jahres, und an 72 dieser 91 Tage war in der US-Wirtschaft von Corona kaum die Rede. […..] Doch erst als Präsident Donald Trump am 13. März den Notstand ausrief, […..]  schwante vielen Managern, was Corona - ökonomisch gesehen - auch in den Vereinigten Staaten anrichten wird: die schwersten Verheerungen seit der sogenannten Großen Depression der 1930er-Jahre.
[…..]  Ginge das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Gesamtjahr tatsächlich in diesem Maße zurück, entspräche das einem Verlust an Wirtschaftsleistung von einer Billion Dollar. Und zweitens: Wenn schon 19 Tage ausreichen, um die Konjunktur derart abstürzen zu lassen, auf welche Horrorzahlen muss man sich dann für das laufende zweite Quartal einstellen?
[…..]  Tatsächlich hat die Corona-Krise binnen weniger Wochen Millionen Unternehmen und Selbständige in Schwierigkeiten gestürzt und viele Defizite der US-Wirtschaft offengelegt. […..] Vor allem aber schicken die Betriebe in großem Stil Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub oder entlassen sie gleich ganz. Binnen fünf Wochen stellten gut 26 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe - und das ist nur die halbe Wahrheit: Da viele Bürger keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung haben oder mit der Antragstellung überfordert sind, dürfte die tatsächliche Zahl der Jobsuchenden viel höher liegen. Manche Experten veranschlagen sie mit etwa 40 Millionen, einige gehen gar von bis zu 70 Millionen Erwerbslosen aus, was einer Arbeitslosenquote von unglaublichen 45 Prozent entspräche. […..] Viel Hoffnung konnte am Abend auch Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, nicht machen. Die Wirtschaft rausche derzeit mit einem Tempo zu Tal, wie es die USA noch nie erlebt hätten, sagte er nach einer turnusmäßigen Sitzung des zinspolitischen Ausschusses der Fed in Washington. […..]

Das wird hart, sehr hart, liebe US-amerikanische Landsleute.
Aber irgendwie müsst ihr ja mal lernen, daß man diese extrem heuchlerischen Republikaner, die sich gegen jede Ethik stellen und konsequent Milliarden Dollar an die Superreichen verschieben, nicht wählen darf.
Es wird dann – wieder einmal – ein Demokrat sein, der mühsam die von der GOP angerichtete Katastrophe aufräumen muss.
2008 war ich mir sicher, daß Barack Obama das denkbar schlimmste Erbe antreten mußte.
Aber wer auch immer nach Trump kommt, würde mit Kusshand die Situation mit der Megaweltfinanzkrise 2008/9 und den katastrophalen Kriegen im Irak und Afghanistan tauschen.

Mittwoch, 29. April 2020

Schluss mit Humanismus

Nachdem in Deutschland über 6.000 Menschen an Covid19 gestorben und 160.000 infiziert sind (USA: Mehr als eine Million infizierte, 61.000 Tote), haben sich die Wirtschaftslobbyisten offenbar an die Zahlen gewöhnt.

Zahlen vom 29.04.2020

Trumps konservative Republikaner, die selbsternannten Lebensschützer haben es vorgemacht, indem sie das Durchschnittsalter der elend an Lungenversagen Krepierten in den Vordergrund rückten: Fast alle über 70, oder wie Klaus Wowereits verstorbener Ehemann, der Neurochirurg Jörn Kubicki (* 29. Oktober 1965; † 28. März 2020 in Berlin) ohnehin schon etwas angeschlagen mit seinen 54 Jahren.
Da stellen GOPer, aber auch zunehmend CDUler, FDPler und natürlich Hobby-NPDler Boris Palmer die Frage „braucht man die überhaupt?“.
Alte Leute, die doch ohnehin kaum noch was für die Wirtschaft leisten, oder zumindest bald nicht mehr leisten.
Der Tübinger Grüne bedeutete Klaus Wowereit sein Ehemann sei es ohnehin nicht wert, daß dafür die deutsche Wirtschaft Einbußen hinnehme.

 [.....] Palmer aber sagte in dem Interview außerdem: "Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären, aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankung." Damit impliziert er, dass ausschließlich Menschen an Covid-19 sterben, deren Lebensuhr in sechs Monaten ohnehin abgelaufen wäre, was für einen Faktenfreund eine erstaunlich wenig faktenbasierte Aussage ist.
Er erweckt außerdem den Eindruck, dass die Verbote eigentlich schon immer überflüssig waren. Vor allem aber legt er nahe, dass man für alte und kranke Menschen keinen Aufwand betreiben müsse, nach dem Motto: Die sterben ja eh bald. Das ist ethisch gesehen einfach nur: völlig daneben.
[......]


Auf den Aufschrei der Grünen Parteiführung wartet man – wieder einmal – vergeblich. Lediglich die selbsternannte Lebensschützerin Kathrin Göring-Kirchentag sagte auf Nachfrage der Funke-Mediengruppe ganz allgemein, die grundgesetzlich schütze Würde des Menschen gelte für alle Altersstufen.
Den Namen „Palmer“ nahm sie nicht in den Mund.


Ministerpräsident Laschet drückt es nicht ganz so drastisch aus, verfolgt mit seinem ständigen Attacken wider des Lockdowns aber das gleiche Ziel: Es sollen lieber ein paar Alte und Schwache mehr abkratzen, wenn dafür die Unternehmer weniger Umsatzeinbußen haben.

Wenig überraschend stößt auch der schon lange auf AfD-Niveau mäandernde FDP-Chef Lindner in das Horn: Wirtschaft Wirtschaft über alles; Menschenleben kann man vernachlässigen.
Ohne die allergeringste persönliche Medizinische oder epidemiologische Kompetenz weist er die Experten zurück.

[…..] Bezüglich der von Experten befürchteten zweiten Welle der Corona-Pandemie, erklärte Lindner: "Mit Angst sollte man keine Politik machen." Die Kriterien für eine Lockerung der Corona-Einschränkungen würden sich ständig ändern. "Erst hieß es, die Infektionszahlen dürfen sich nur alle zehn Tage verdoppeln. Dann kam der Reproduktionsfaktor. Jetzt soll das Ziel bei nur wenigen Infektionen im ganzen Land liegen", sagte der FDP-Chef. Eine zweite Welle lasse sich mit dem Tragen von Masken oder den Abstandsregeln kontrollieren. [……]

Kann man sich nicht ausdenken. Der Mann, der in den letzten fünf Jahren massiv mit irrationalen Überfremdungsängsten und Xenophobie Politik machte, empfiehlt nun Politik nicht mit Ängsten zu betreiben und setzt sich in bester Donald-Trump-Tradition bar jedes Fachwissens über den Expertenrat hinweg.

  
FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki, der schon in der Thüringenkrise den völligen Ausfall seines moralischen Kompasses demonstrierte, indem er sich öffentlich begeistert über die Zusammenarbeit seiner Partei mit den völkischen Faschisten in Erfurt freute, zeigt ebenfalls in der Corona-Krise sein entmenschlichtes Gesicht.

[…..] Wolfgang Kubicki hat das Robert Koch-Institut und seinen Präsidenten Lothar Wieler wegen der regelmäßig verbreiteten Corona-Zahlen scharf kritisiert. Diese „vermitteln eher den Eindruck, politisch motivierte Zahlen zu sein als wissenschaftlich fundiert“, sagte Kubicki am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. [……]

Nach den debilen Tweets der Hamburger FDP-Größe Katja Suding, legt auch die Hamburger FDP-Spitzenkandidatin und einzige Bürgerschaftsabgeordnete nach.


Die FDP entwickelt sich zum Impfgegner der Corona-Krise.

Die FDP-Spitzenkandidatin Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein, geb. von der Decken, Initiatorin des fatalen Gucci-Protests von 2010, die ihrem reichen Nachwuchs das Privileg sicherte nicht mit gewöhnlichen Arbeiterkindern zusammen in eine Schule gehen zu müssen ist uns Hamburgern schon lange als liberale Peinlichkeit bekannt.

(….) Die Hamburger FDP kennt wie auch die Berliner gar keine Berührungspunkte zu den Faschisten von der AfD.
Fast 50 Mal stimmten sie in der letzten Hamburger Legislaturperiode den Anträgen der Nazis zu.
Das ist die Politik der beiden Hanseaten-Führerinnen Katja Suding und Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein, die nach der Thüringer Machtergreifung nach Erfurt alle anderen Parteien beschimpfte, während sie den mit Hobby-Hitler Bernd kopulierenden Kemmerich beglückwünschte.

[….] Schon der Auftakt ist ein völliger Fehlgriff: Für die Hamburger FDP äußert sich Fraktionschefin Anna von Treuenfels. Sie lobt sogar die Thüringer Parteikollegen noch und zeigt mit dem Finger auf andere. „Thomas Kemmerich ist heute als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten gegen zwei Kandidaten der extremen Ränder angetreten. Er hat damit als einziger Vertreter der bürgerlichen und staatstragenden Parteien Verantwortung gezeigt." Sie wirft damit auch gleich die Linke um Bodo Ramelow mit der AfD eines Faschisten wie Björn Höcke in einen Topf. Unfassbar! FDP Hamburg: Neuwahlen in Thüringen nicht nötig
Auch Neuwahlen will die Hamburger FDP nicht fordern. Oder eben nur, wenn die anderen Parteien nicht mitspielen und dann wiederum Schuld sind: „SPD und Grüne verweigern sich dem Gesprächsangebot der FDP, gemeinsame Projekte zum Wohl des Freistaates Thüringen auszuloten. Sie handeln damit fundamental gegen die Interessen der bürgerlichen Mitte. Sollten sie bei dieser Haltung bleiben, sind zügige Neuwahlen der einzige Ausweg.“ […..]

Von Treuenfels-Frowein also auf einer Linie mit Parteichef Lindner und Partei-Vize Kubicki, die am 05.02.2020 ebenfalls den AFDP-Coup bejubelten und ernsthaft von den antifaschistischen Grünen und Sozis verlangten, diese müssen nun den „mutigen“ von volksverhetzenden Faschisten gewählten Kemmerich unterstützen. (…..)

Die Blankeneser Millionärs-Lobbyistin im Hamburger Parlament veröffentlichte heute ein unter anderem in der Mopo abgedrucktes Anti-Lockdown-Pamphlet.
Dabei handelt es sich um einen derartigen Parforce-Ritt durch die „Partei der Besserverdienenden“-Klischees, daß man einen Titanic-Redakteur als Ghostwriter vermutet.
Auch von Treuenfels-Frowein sieht die Pandemie lediglich durch ihre Millionärs-Brille und sorgt sich um die entsprechenden Angelegenheiten: Tennisspielen, exklusive Segelclubs, Ferienvillen.

[….] Diese Wochen [waren] schwer: Nach einem stark fordernden Bürgerschaftswahlkampf hätte ich gern [….] wieder [….] Tennis gespielt oder auf der Alster gesegelt. Alles nicht möglich.
[….] Warum dieser anhaltende Lockdown? Wieso lässt der Hamburger Senat nach bald zwei Monaten Herumexperimentieren mit allerlei Anti-Corona-Maßnahmen die Öffnung nicht zu? Abstand halten Tennisspieler nun wahrlich genug. Und auch auf einem Boot können Masken getragen und 1,50 Meter eingehalten werden.
[….] Die Zweitwohnung an der See nicht nutzen zu können, auch mit Abstand nicht auf einer Restaurant-Terrasse essen dürfen – das ist Willkür und Überregulierung und mit Gesundheitsschutz überhaupt nicht zu begründen. [….] Die Freiheit der Religionsausübung, die der Berufsausübung oder die Meinungsfreiheit sind für Gläubige, Gastronomen oder Sportunternehmer und für Demonstranten ganz oder weitgehend eingeschränkt. [….]

Als Sahnehäubchen plagiiert auch die FDP-Frau das medizinische Genie Donald Trump, indem sie ihren Meinungsartikel mit einer Überschrift versieht, die sie aus dem debilsten Trump-Tweeds kopierte.


[….] Öffnet diese Stadt! […..]

Dienstag, 28. April 2020

Die Welt der Idioten.

Dselbst republikanische Gouverneure von hunderten zusätzlicher Anrufe bei den Gift-Hotlines berichten, um sich zu erkundigen, ob man Bleiche trinken solle, sah Trevor Noah als positives Zeichen.
Ja, Millionen Menschen wären zwar so extrem dumm Donald Trump zuzuhören, aber immerhin nicht ganz so dumm wie Trump selbst, da sie ihm doch nicht vollständig vertrauten und immerhin noch sicherheitshalber bei einem Notdienst nachfragten, bevor sie sich Clorox in die Lunge injizieren.

Während Menschen mit einem IQ über Zimmertemperatur Donald-I have the best words-Trump herzlich auslachen….


…..ist der Mann für viele Millionen andere aufgrund seiner realen Macht und enormen publizistischen Reichweite eine ernste Gefahr.

Sicher, die amerikanischen Idioten sind immer besonders laut und auffällig.

(6+7+5=18)

Aber das bedeutet leider nicht, daß es beispielsweise in Deutschland grundsätzlich klügere Menschen gäbe.
Leider spült das Internet auch die abwegigsten Verschwörungstheorien in jeden teutonischen Winkel, damit sie dort begeistert aufgesaugt und weiterverbreitet werden.

Auch deutsche Gift-Informationszentren sehen sich nun bemüßigt den Menschen zu erklären Bleichmittel und Chemikalien nicht ihren Kindern zum Spielen zu geben.

[……] In den Zeiten der Corona-Krise finden Desinfektionsmittel reißenden Absatz. Das Giftinfozentrum (GIZ Nord) warnt Eltern jetzt davor, die Mittel unachtsam herumstehen zu lassen – denn das kann schlimme Folgen haben.
Derzeit gingen verstärkt Anfragen zu Vergiftungen durch Desinfektionsmitteln ein, sagte der Co-Leiter des Zentrums, Martin Ebbecke, am Montag. Auf seiner Homepage appelliert das GIZ Nord deshalb an alle Aufsichtspersonen von Kindern, Desinfektionsmittel von den Kleinen ähnlich gut fernzuhalten wie Medikamente oder Putz- und Waschmittel. [……]

Solche Meldungen erinnern an den berüchtigten Aufdruck von Tiefkühlpizzas, man möge diese nicht mit der Plastikhülle auf den Grill legen oder die Warnungen in Mikrowellen-Bedienungsanleitungen, das Gerät sei nicht dafür geeignet seine Haustiere darin zu trocknen.

Nein, das sind keine Witze. Die Menschen sind so dumm und müssen gewarnt werden.

Montag, 27. April 2020

Danger House

In einer der großartigen, aber apokalyptische Reportagen, die New Yorker Journalisten über ihre Stadt schreiben, erwähnt SZ-Korrespondent Christian Zaschke (lebt seit 2016 in NY) auch die große US-Kernfrage.
In diesem Fall stellt sie der mit ihm befreundete Schriftsteller Gary Shteyngart.

[…..] Er will wissen, wie sie sich jetzt gerade anfühlt. Ich erzähle ihm von der erdrückenden Leere. "Das ist deprimierend", sagt er. Er überlegt kurz. "Das Ganze ist aus zwei Gründen so schlimm", sagt er schließlich: "Zum einen wissen wir nicht, wann wir einen Impfstoff haben. Zum anderen haben wir ausgerechnet jetzt einen Idioten als Präsidenten. Man weiß immer nicht, ob er zuerst ein Idiot ist oder zuerst ein Arschloch. Klar, er ist beides, aber vermutlich doch zuerst ein Arschloch." [….]

Klar, er ist beides, aber nach den letzten Tagen neige ich anders als Shteyngart dazu die totale Verblödung als Trumps primäre Eigenschaft anzusehen.

Das sind zwar ideale Voraussetzungen für Satiriker…..


….aber angesichts einer Million Sars-Cov2-Infizierter und über 50.000 Toter in den USA, wäre es ganz schön, wenn nicht ausgerechnet der US-Präsident dazu beitrüge mehr Amerikaner zu töten, indem er ihnen empfiehlt Desinfektionsmittel zu trinken.


Klar, die meisten Menschen lachen über derartige Trump-Idiotien, aber 62 Millionen Amerikaner waren so unendlich doof ihn zu wählen; da verwundert es wenig, daß einige von ihnen auch beherzt zur Domestos-Flasche greifen, um sich einen kräftigen Schluck zu gönnen.

[…..] Infolge der Äußerungen von US-Präsident Donald Trump über mögliche Desinfektionsmittel-Injektionen gegen das Coronavirus hat die Giftzentrale im US-Bundesstaat Illinois eine Zunahme an Notrufen verzeichnet. In den vergangenen zwei Tagen habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen „signifikanten Anstieg“ der Anrufe im Zusammenhang mit Reinigungsmitteln gegeben, sagte die Direktorin des Gesundheitsamtes, Ngozi Ezike, am Samstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. Beispielsweise sei mit einer Mischung aus Bleichmittel und Mundwasser gegurgelt worden, „in einem Versuch, das Coronavirus zu töten“. Ezike warnte eindringlich vor der Einnahme von Haushaltsreinigern. [……]

Offenbar versuchen auch die Berater im Weißen Haus – allesamt glühende Trump-Fans – ihren Chef davon abzubringen bei seinen täglichen Briefings stundenlang sinnfrei in die TV-Kameras zu plappern, weil sogar sie sehen welchen Schaden er anrichtet.

Nach dem katastrophalen Feedback zu seiner „Inject desinfesction“-Pressekonferenz, reagierte Trump wie üblich auf dem Niveau eines debilen Vierjährigen, der auf eine heiße Herdplatte fasste.


Jammernd und zeternd schmollte er auf Twitter, er werde nun gar nicht mehr mit der Presse reden. Natürlich hielt er sein Vorhaben nur einen Tag durch.

   […..] Verwirrung um die regelmäßigen Pressekonferenzen von US-Präsident Donald Trump in der Coronakrise: Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, teilte mit, Trump werde am Montag um 17.00 Uhr (Ortszeit/23.00 MESZ) nun doch vor die Medien treten. Das Weiße Haus hatte zunächst eine Pressekonferenz für diese Zeit am Montag angekündigt, sie dann aber wieder abgesagt. McEnany schrieb nun, bei Trumps Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses werde es um zusätzliche Richtlinien für Coronavirus-Tests und um "andere Ankündigungen" zur Wiedereröffnung der Wirtschaft gehen. [….]

Ohne seine Rallys und Golftouren ist Trump aber einfach frustriert. Der Mann liest nicht, informiert sich nicht, will nichts wissen. Stattdessen sitzt er den ganzen Tag vor den FOX-News und stopft sich Pommes und Diät-Cola rein.

[…..] Donald Trump is spending lockdown obsessively watching TV, worrying about his faltering re-election prospects, and eating junk food, according to a new report in The New York Times. Trump has reportedly maintained a routine of rising as early as 5 a.m., watching news channels for several hours, and often becoming enraged by the coverage even on friendlier networks. He also reportedly keeps a keen eye on Gov. Andrew Cuomo’s briefings from New York, from which he takes note of any compliments of criticisms. The report states that Trump is “more sensitive to criticism than at nearly any other point in his presidency.” His one bright spot is his daily press conference, for which he reportedly doesn’t prepare. He regards the press conferences as “the best substitute for the rallies he can no longer attend but craves.” Trump ends the day with more TV and in his private dining room off the Oval Office, where he is joined by aides, and junk food including French fries and Diet Coke is “readily available.” […..]



Nach dem NYT-Bericht flippte Trump mal wieder vollkommen aus.
Die Zeitung hasst er ohnehin wie die Pest, da er als New Yorker Geschäftsmann so lange vergeblich um die Gunst dieser weltweit renommierten Zeitung warb.
Für ein Lob in der NYT hätte er alles getan. Aber es kam nie.
Rasend vor Wut versucht er nun wieder alles der Zeitung zu schaden, indem er diesmal verlangt die journalistischen Preise müsste ihr aberkannt werden.
Er meinte offenbar die Pulitzer-Preise der NYT, verwechselte das aber mit dem Nobel-Preis.


Sein entsprechender Tweet wurde doppelt peinlich, da es nicht nur bei diesem einen fundamentalen Irrtum blieb, sondern er auch noch vom NOBLE-prize  schrieb. Offenbar hält er den wichtigsten Preis der Erde für etwas, das dem amerikanischen Adjektiv „noble“ (reich, vornehm, edelmütig) angepasst ist und hat keine Ahnung davon, daß der Name des Preises von Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits stammt.


[…..] Nach seiner wiederholten Schelte gegen die "New York Times" legte Trump noch nach. Er forderte Journalisten, die für ihre "Arbeit über Russland" Nobelpreise erhalten hätten, auf, diese zurückzugeben. "Wann wird das Nobel-Komitee reagieren?", fragte Trump. Kommentatoren auf Twitter mutmaßten daraufhin, Trump meine wohl den Pulitzerpreis, da es keinen Nobelpreis für Journalismus gebe.
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken waren eindeutig. Neben der scheinbaren Verwechslung Pulitzer/Nobel hatte Trump den Nobelpreis konsequent falsch geschrieben ("Noble" statt "Nobel"). [….]


Dummheit an sich ist kein Problem für den Betroffenen.
Handelt es sich dabei aber zufällig um den US-Präsidenten, dem jeder zuhört und dem (bedauerlicherweise) Millionen Menschen glauben, wird es gemeingefährlich.
Der Irre muss dringend in eine Gummizelle weggesperrt werden.


Sonntag, 26. April 2020

Musikalische Omnipräsenz

Es liegt zum einen an meinem Alter und den geschulteren Ohren und zum anderen an den diversifizierten Vermarktungswegen, daß ich von den heutigen Hits kaum noch etwas mitbekomme.
In meiner Jugendzeit hatten die Singlecharts noch eine andere Bedeutung. Sie wurden nur an den verkauften Tonträgern gemessen. Heute werden viel mehr Daten und Vertriebswege berücksichtigt.
In den USA reichten daher letztes Jahr lediglich 823 verkaufte Alben "A Boogie wit da Hoodie", um Platz 1 der Charts zu erreichen.
Die Rap-Songs waren 83 Millionen Mal gestreamt und mittels eines Marketingschlüssels in 58.000 theoretisch verkaufte Alben umgerechnet worden.
823 verkaufte CDs reichen zu Platz 1 in den USA – man vergleiche das mit den vielen Millionen verkauften Tonträgern, die in den 80er Jahren mit einem Nummer1-Hit verbunden waren.

Goldene Schallplatten bekommt man heute für weit weniger Alben als vor dem Internetzeitalter.

[…..]  War die Ehre früher noch mit Erfolg und Respekt gleichzusetzen, hat man heute das Gefühl, dass die Goldenen Schallplatten jedem Hobby-DJ hinterhergeworfen werden. Das Problem sind die veralteten Regelungen, die sich seit Jahren nicht geändert haben – anders als der Musikkonsum.
Der entscheidende Unterschied zu früher sind die Streamingdienste. Noch vor zehn Jahren musste jede Platte beziehungsweise Single über den Ladentisch gehen und somit auch wirklich gekauft werden. Im Zeitalter von Spotify, Deezer und Apple Music, die den modernen Musikmarkt weitestgehend übernommen haben, kann nicht wirklich von gekauften Einheiten die Rede sein.
Seit dem vergangenen Jahr werden Streams in die Ermittlung der Chartplatzierungen einbezogen. Gewertet werden Streams ab 31 Sekunden. Dabei sind 100 Streams äquivalent zu dem Kauf einer Single. 20 Millionen Streams ergeben somit 200.000 verkaufte Einheiten und somit eine Goldene Schallplatte. […..]

Zu meiner Jugendzeit in den 1980ern waren die großen Charthits dagegen weltweite Massenphänomene. Michael Jacksons „Thriller“ von 1982 wurde 66 Millionen mal verkauft. ACDCs „Back in Black“ (1980) 50 Millionen mal, Michael Jacksons „Bad“ (1987) 45 Millionen mal.
Es gab Schallplatten, die in jedem Haushalt standen, wie „The Dark Side oft he Moon“ (Pink Floyd 1973), „Saturday Night Fever“ (BeeGees 1977) und weitere Megaseller von U2, Queen, Barbra Streisand, Simon and Garfunkel, Elton John, Beatles, Rolling Stones Aretha Franklin, Carol King, Joni Mitchell, Cat Stevens oder Elvis Presley.

Die Verbreitungswege für Musik waren weitgehend auf das Radio beschränkt. Im TV gab es vor der Erfindung MTVs so wenige Formate für moderne Musik, daß man sie an einer Hand abzählen konnte.
Entweder ließ man sich also mit dem berieseln was alle hörten, oder aber man musste einen erheblichen Aufwand betreiben.
Das hieß nicht bloß in die Plattenabteilung des nächsten Kaufhauses zu gehen, welches die Top 50 der Charts führte, sondern lange in Bus und S-Bahn zu sitzen, um in den wenigen spezielleren oder größeren Schallplattenläden viel Zeit zu verbringen. Endlos durch die Alben zu stöbern und immer wieder einzelne Stücke über Kopfhörer probezuhören, bzw den Ladeninhaber bitten den Titel laut zu spielen, den man kennenlernen wollte.
Gelegentlich hatte man Glück und es war ein ausgesprochener Musikkenner unter den Kunden, der zur Freude des Verkäufers eine tolle Platte nach der nächsten auflegen ließ, so daß man sehr viel kennenlernte, das man sich aufschrieb oder aber, sofern man genügend Geld hatte auch gleich kaufte.
Neue Platten zu erstehen war etwas wirklich Besonderes.  Dazu lud man gern Freunde ein, um sie zusammen zu hören und gegebenenfalls Aufnahmen auf Musikcassette anzufertigen.
Live-Konzerte waren damals noch relativ erschwinglich, aber um die Songs öfter zu hören, brauchte man den physischen Tonträger, der zudem auch noch pfleglich behandelt werden musste.
Die Anschaffung so einer Schallplatte war, verglichen mit dem profanen und lächerlich billigen Download von heute eine bedeutende Angelegenheit.
In der Regel bekam man dafür auch mit acht oder zehn hochwertigen und durchdachten Songs, statt der heute üblichen billig zusammengeschusterten Füll-Songs zu dem einem halbwegs radiotauglichen Hit.

Einen einigermaßen fundierte Musikgeschmack zu entwickeln erforderte ständig seine Fühler auszustrecken.
Man ging in bestimmte Discos, um dort gezielt ganz neue Musik zu hören. In Hamburg war es zu meiner Zeit natürlich das FRONT. Dort war eine der Keimzelle der DJs, die Songs ineinander mixten und außerdem hörte man dort das erste mal in Deutschland Chicago House. Das Front blieb zwar ein Geheimtipp, war aber doch unter Musikkenner so bekannt, daß am Wochenende die Partygäste auch aus Berlin oder sogar England einflogen.
WAS man da hörte war aber gar nicht so leicht herauszufinden. Man musste Kontakte haben zu den wenigen Privilegierten haben, die so gut mit Klaus Stockhausen, dem Mann hinter den Turntablen, bekannt waren, daß sie eine MC mit den Aufnahmen des Abends erhielten.
Es war schon ein großer Erfolg überhaupt herauszufinden wie die Songs hießen, die man so gern mochte. Das bedeutete aber noch lange nicht, daß man die entsprechende Schallplatte auch im nächsten Plattenladen bekommen hätte.
Tatsächlich war es das erste mal, daß ich meine familiäre Verbindung nach New York nutze, indem ich Verwandte gezielt bat mir in amerikanischen Läden bestimmte Platten zu kaufen.
Wenn das gelang war, es ein großer Erfolg. In vielen Fällen aber hatte man über Jahre nur Melodien, bestimmte Baselines, spezielle Hooks und Refrains im Kopf ohne zu wissen wer da eigentlich sang oder das Ganze produziert hatte.
Einige dieser nach meinem damaligen Empfinden Meisterwerke habe ich erst in den letzten fünf bis zehn Jahren identifiziert vollständig in Ruhe hören können.
In der Regel ist das mit etwas Enttäuschung verbunden, weil die allgemeine Verfügbarkeit von ALLEM zu JEDERZEIT selbstverständlich die Aura der Besonderheit killt.
Spargel und Erdbeeren zu essen ist viel schmackhafter, wenn es ein seltenes saisonales Vergnügen ist, das das man ein Jahr warten musste. Gibt es das Zeug immer und billig das ganze Jahr im Supermarkt, geht der Reiz verloren.

Ich vermisse also das geheimnisvolle und die Schwierigkeiten bei der Musikauswahl, die detektivische Notwendigkeit bei jeder Gelegenheit in den Plattensammlungen anderer zu stöbern, etwas auszuleihen, zu verleihen, auf Flohmärkte und spezielle Messen zu gehen.
Wenn ich heute ansetze eine Twen von einem aus meiner Sicht ungeheuer bedeutenden Musiker zu erzählen und die Entstehungsgeschichte ein wenig erläutern möchte, hat mein gegenüber das schon über sein Handy downgeloaded und zwischen seinen 97.000 anderen Downloads genauso schnell wieder vergessen.
Bis vor einigen Jahren versuchte ich es in solchen Fällen mit etwas mehr Überzeugungsarbeit. „Du musst mal genau hinhören und bedenke, daß….“
Inzwischen spare ich mir den Aufwand. Das ist vergebliche Liebesmüh in der hochfrequenten Download-Ära, in der jeder mit diesen weißen spermaartigen i-Pod-Plugs im Ohr herumläuft und gar nicht zu schätzen weiß welche Möglichkeiten er hat.

Im Gegensatz zu Karl Kardinal Lehmann gehörte ich nie zu den ABBA-Fans, aber den Schweden ist es zweifellos gelungen einen weltweit wiedererkennbaren Sound zu kreieren, der offenbar auch schlecht zu kopieren ist.
Original-ABBA erkennt auch der Laie sofort.
„Dancing Queen“, das Benny Andersson, Björn Ulvaeus Stikkan Anderson 1975 für ABBA schrieben und einer der größten Hits der Popmusikgeschichte wurde, erforderte anderthalb Jahre der Tüftelei und Konzeption.
An die 100 bekannte Bands und Solokünstler coverten das Lied inzwischen – darunter so illustre Namen wie Cher, U2 oder Belinda Carlisle.

Die Hits der 70er und 80er waren durch die wenigen, aber umso üblicheren Verbreitungswege so omnipräsent, daß ich sie heute immer noch im Ohr habe.
Das ist nicht nur schön, da sich auch der Mist im Hirn einbrannte, denn ich damals schon genauso grauenhaft fand wie heute.

Lese ich zu Beginn der erste Corona-Lockerungen die Befürchtungen vieler Ladenbesitzer, die Kunden könnten sich an das „weniger Konsumieren“ gewöhnt haben, fällt mir ebenfalls etwas Ungeliebtes aus den frühen 1980ern ein.

Ich hab' schon alles
ich will noch mehr
alles hält ewig
jetzt muß was Neues her

Ich könnt im Angebot ersaufen
mich um Sonderposten raufen
hab' diverse Kredite laufen
oh  was geht's mir gut

Oh
ich kauf' mir was
kaufen macht soviel Spaß
ich könnte ständig kaufen gehn
kaufen ist wunderschön
ich könnte ständig kaufen gehn
kaufen ist wunderschön
ich kauf'
ich kauf'
was ist egal

Hat das Fräulein dann bei mir abkassiert
was jetzt meins ist
schon nicht mehr interessiert

Bin ich erst im Kaufrausch
frag' ich gleich nach Umtausch
weil ich an sich nichts brauch'
kaufen tut gut [……]

Samstag, 25. April 2020

Schere

Die Hamburger Morgenpost wurde heute mit einem WIR-Aufkleber vor meine Tür gelegt.
Man bappe sich das sichtbar an Auto, Haustür oder auf die Kleidung, um so den Zusammenhalt Hamburgs während der Krise zu demonstrieren. Und Werbung für die darbende Mopo zu machen.
Das ständige Preisen des Gemeinsinns geht mir schon deswegen auf die Nerven, weil die Metaphern so schief sind.
„Zusammenstehen“, sich „unterhaken“ oder „unterstützen“, zusammenstehen, zusammenrücken. Gemeinsamkeit spüren, sich die Hand reichen, Wir-Gefühl.
Dabei sind das gerade die Dinge, die wird unter epidemiologischen Gesichtspunkten dringend vermeiden sollten.
Nun sind Einzelkämpfer, Solisten, Eremiten, Sozialphobiker, Eskapisten, Eigenbrödler, Troglodyten, Nichtgesellige, Bücherwürmer, Asexuelle gefragt.

Die EU zeigt es doch so schön unter der nicht vorhandenen Führung von der Leyens: Keine Solidarität, jeder gegen jeden, Nationalismus.
Die Nationen, die besser durch die Krise kommen, wollen nichts abgeben und die schwerer getroffenen Landstriche im Stich lassen. „Eurobonds, nein danke“ lautet das Credo von Deutschlands hochverehrten Kanzlerin.
                                                                                                     
Die Gewinne des reichsten Mannes der Welt, Jeff Bezos gehen durch die Decke, weil auch die deutschen Verbraucher aus mangelnder Solidarität lieber alles bei Amazon bestellen, statt die sterbenden lokalen Läden zu unterstützen.
Amazon verdient 10.000 Euro in der Sekunde (!), weil sich die EU-Staaten immer noch so sehr auf der Nase herumtanzen lassen, daß Bezos keine nennenswerten Steuern zahlen muss, während der kleine Laden um die Ecke, der mit viel Glück 10.000 Euro im Monat macht, steuerlich zur Kasse gebeten wird.

Wir sind keine solidarische Gesellschaft, sondern eine Bande egoistischer Denkfauler.
Der Deutschen allerliebste Partei, die CDU setzt sich intensiv für Steuergeschenke für die Superreichen ein – Soli-Abschaffung auch für die obersten 10 Prozent – während eben diese Partei auch meint, die um 21.00 Uhr so eifrig beklatschten Geringverdiener von der Supermarktkasse und aus den Pflegeheimen, von denen viele aufstocken müssen, sollten sich mit der Grundrente noch gedulden. Lieber Altersarmut als auf neue Millionengeschenke für die Superreichen zu verzichten.

Das deutschlandweit seit Wochen angeordnete Homeschooling ist ebenfalls ein Element der sozialen Spaltung.
Reiche Kinder bekommen massiv bessere Chancen, während die Jugendlichen aus ärmeren Familien stärker denn je benachteiligt werden.


Freitag, 24. April 2020

Weitere Ausfälle

Mein Steuerberater schickt mir wöchentlich eine Email, in der er alle Corona-Hilfsmaßnahmen beschreibt und erklärt wie und unter welchen Umständen man sie in Anspruch nehmen kann.
(Fast überflüssig zu erwähnen: Ich bin natürlich der Sonderfall Kleinstselbstständiger, der zwischen alle Maschen fällt und keinerlei Hilfen bekommt.)
Natürlich bin ich ihm sehr dankbar und habe auch schon meine Steuervorauszahlungen anpassen lassen.
Im Moment erleben wir leider mal wieder die Schattenseiten des Föderalismus.
In Hamburg sieht man derzeit wieder viele Kennzeichen aus den umliegenden Bundesländern – PI, SE, WL, IZ, OD – aber die HH dürfen nach wie vor nicht nach Schleswig Holstein, um auf ihrem Campingplatz oder der Ferienwohnung nach dem Rechten zu sehen.


Keiner weiß wann seine Kinder wieder wann wo zur Schule gehen.
Für das Chaos gebührt der große Dank immer noch dem CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber, der in der großen Föderalismuskommission von 2004 die vielen Sonderrechte der Länder festzurrte.
Natürlich haben wir immer noch diese sagenhaft idiotischen Länderzuständigkeiten, die nun in der Megakrise nicht nur die üblichen Verdächtigen, die man sowieso immer ignoriert – Schüler oder Pflegepersonal – in den Wahnsinn treiben, sondern auch die Unternehmer.

Formale Länderzuständigkeiten sind das eine, aber das muss keinen Bundesminister daran hindern Initiative zu zeigen und zumindest seine/ihre Länderkollegen an einen Tisch zu holen.
Dummerweise gibt es in der Bundesregierung aber nicht nur die allesamt fähigen SPD-Minister, sondern auch die vielen C-Pfeifen.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, CDU, war von ihrer Ernennung zur Selben so überraschet, daß sie sich immer noch nicht erholt hat und sich auch im Jahr 2020 fragt was sie in diesem Amt mit der irh vollkommen fremden Thematik eigentlich soll.

Erfahrungsjurist Seehofer hat zwar kein Abitur, hält sich aber üblicherweise für so generalkompetent, daß er ganz Trumpisch alles kommentiert.
Im Nebenberuf ist er Bundesinnenminister, also derjenige, an dem es läge das oben genannte Öffnungschaos zwischen den Ländern zu vereinheitlichen und zu koordinieren.
Aber Crazy Horst ist seit Beginn der Corona-Maßnahmen untergetaucht.
Man weiß gar nicht, ob er noch amtiert. Sitz er womöglich in seinem Ingolstädter Keller und spielt manisch mit seiner Modeleisenbahn?
Es ist ein Rätsel; der Mann betreibt radikale Arbeitsverweigerung.

Unfreiwillig lustig ist sein gewohnt debiler Parteifreund Andreas Scheuer, der auch in der Corona-Krise das tut was er kann: Total versagen und gewaltige Steuergeldsummen verschwenden.

[…..]  Andreas Scheuer und der Corona-Nepp aus China: "Elf Millionen Masken, alle Schrott" […..]  Auf die Frachtmaschine der Lufthansa, die am 7. April um kurz vor 18 Uhr auf dem Münchner Flughafen aufsetzte, wartete eine prominente Menschengruppe. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (beide CSU) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr standen auf dem Rollfeld, als Paletten voller Schutzmasken aus dem Bauch der Boeing 777F geladen wurden. "Das ist gute Logistik", jubelte Scheuer: "Auftrag, Entscheidung, Verlässlichkeit – das passt."
Um die Lieferung von acht Millionen medizinischen Masken hatte er sich persönlich gekümmert. Weitere Paletten aus China würden folgen, versprach Scheuer, in Kürze erwarte er auch die hochbegehrten FFP2-Masken mit Filter, die medizinisches Personal vor dem Coronavirus schützen sollen. Von mehreren Hundert Millionen Masken träumte er in der Lokalpresse. […..]  Für den Maskennachschub hatte er die Firma F&E Protective aus Passau auserkoren. Nach Angaben seines Ministeriums kennt man sich aus Scheuers Wahlkreis. […..] 
Geschäftsführer Michael Bogner[…..]  wollte […..]  Lagerware in China kaufen: "Da haben wir elf Millionen Masken gesichtet, die waren alle Schrott", sagt Bogner. Die Filter seien schlecht gewesen, die Bänder rissen ab. […..] 

Donnerstag, 23. April 2020

Wahre Kompetenz

Mein geliebter Führer Donald Trump legte bei der Besetzung der wichtigsten Regierungsämter drei Hauptkriterien an:

1.) Kriminelle Grund-Amoralität. Viele seiner Berater sitzen dementsprechend inzwischen im Knast oder sind zumindest angeklagt.
2.) Die Bereitschaft bis zur absoluten Selbstverleugnung coram publico in Trumps Mastdarm zu kriechen; ihm niemals zu widersprechen.
3.) Bock-zum-Gärtner-Prinzip. So ist mit Betsy deVos eine radikale Gegnerin öffentlicher Schulen Bildungsministerin, mit Scott Pruitt (bis 2018) und Andrew R. Wheeler ein Klimawandelleugner Chef bis 2018 der Environmental Protection Agency (EPA).

Seit Trump mit der Corona-Pandemie umgeht, kommt nun aber noch ein viertes Personal-Prinzip dazu: Maximale Inkompetenz.
Er setzt Leute an die wichtigsten Epidemie-Schaltstellen, die nicht nur schlecht qualifiziert sind, sondern die auf geradezu groteske Weise völlig fern der Thematik agieren.

Die nepotistische Entscheidung seine Tochter Ivanka und ihren Multiversager-Ehemann Jared in das CRAP (engl. Scheiße)-Komitee zu setzen, um die „Wiedereröffnung Amerikas“  zu managen, war Ausdruck dieser Random-Strategie.


Eine gescheiterte Handtaschendesignerin und ein reicher Erbe, der notorisch erfolglos agiert, entscheiden nun über die Zukunft der größten Wirtschaftsmacht der Erde.

Mike Lindell, der durchgeknallte Chef des Kissenherstellers „MyPillow“, langjähriger glühender Trump-Fan, wurde bei der offiziellen Presseerklärung des Weißen Hauses zur Corona-Krise am 30.03.2020 vom Präsidenten ganz nach vorn geschoben.


Alex Azar, ehemaliger Chef des Pharmaherstellers Lilly USA, der ebenfalls nach dem Bock-zum-Gärtner-Prinzip von Donald Trump zum US-Gesundheitsminister ernannt wurde, beeindruckte nach seinem spektakulärem Versagen bei der Beschaffung von Corona-Tests mit einer besonders genialen Personalie.

Brian Harrison ist frisch ernannter chief of staff des United States Department of Health and Human Services, HHS, und damit Chef der Covid19-Taskforce von 80.000 Mitarbeitern der Gesundheitsbehörde.

Eine sehr gute Wahl, denn der 37-Jährige Texaner hat nicht die geringste Erfahrung mit Gesundheitsthemen, war dafür früher allerdings kurzzeitig als Hundezüchter erfolgreich. Er war Labradoodle-breeder, verkaufte in Dallas die vor allem in Australien populären Hybridhunde, also Mischlinge aus Labrador und Pudel!


Trump mag sowieso keine Wissenschaftler. Sollen sich doch die anderen doofen Länder, die auch viel weniger Corona-Tote haben – AMERICA FIRST – mit Virologen und Epidemiologen herumplagen.

[….] HHS Sec Azar Reportedly Tapped Former Labradoodle Breeder to Lead Agency’s Coronavirus Task Force […..]

Die USA haben jetzt den Labradoodle-Mann für diesen Job, werden damit heute die 50.000-Tote-Marke reißen und damit ihre Weltspitze klar demonstrieren.


[…..] Don’t worry, Brian Harrison also has virtually no public health experience. The unfortunate thing about the Trump administration, beyond the nepotism, incompetence, mass corruption, idiot kids, white nationalism, wholesale assault on the concept of truth, and pure evil, is that oftentimes it’s beyond parody. For instance, we already knew the federal government’s response to the coronavirus crisis has been catastrophically bad, from the months of insisting the virus was fake news, to a criminal lack of early—and current!—testing, to listening to Dr. Jared Kushner’s advice on the matter, to pushing for a dangerously premature reopening of the country. But despite everything we know, it would just be too much to learn that, at one point, a dog breeder was running the administration’s coronavirus task force. And yet!
Reuters reports the nearly impossible-to-believe news that back in January, Health and Human Services secretary Alex Azar “tapped a trusted aide with minimal public health experience to lead the agency’s day-to-day response to COVID-19.” The aide was Brian Harrison, 37, and the move was somewhat surprising, given that prior to joining the administration in 2018 as Azar’s deputy chief of staff, he spent six years running a company called Dallas Labradoodles, which is not, in fact, some kind of code name for a firm doing cutting-edge medical research or developing vaccines or doing anything remotely related to humans. […..]

Trump setzt da lieber auf sein Gefühl und empfiehlt das Malariamittel Hydroxychloroquin; angeblich soll er Aktien eines der Hersteller besitzen.
Wissenschaftler, die das bezweifeln, sogar aussagen, Trumps Mittel sei schädlich, werden gleich kalt gestellt oder versetzt.
Mit dem MyPillow-Man und einem Labradoodle-Verkäufer hat Trump nicht so einen Ärger.

[…..] Von Trump angepriesenes Medikament Hydroxychloroquin erhöht möglicherweise Sterberate bei Covid-19-Patienten[…..]  Für US-Präsident Donald Trump war früh klar, dass das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin eine heilende Wirkung bei Covid-19-Patienten hat […..]  „Ich finde, die Menschen sollten Hydroxychloroquin nehmen“, sagte der Präsident bei einem Pressegespräch Anfang April. „Ich werde vielleicht selbst anfangen, es zu nehmen.“ Es gebe „sehr starke, mächtige Zeichen“ dafür, dass das Medikament wirke, sagte Trump.
Bereits im März twitterte er, dass Hydroxychloroquin in Kombination mit mit dem Antibiotikum Azithromycin ein „game changer“, also ein riesiger Durchbruch sein könnte. […..]  Eine neue Studie legt jetzt nah, dass das Medikament keine positiven Auswirkung auf den Verlauf einer Infektion mit Covid-19 hat und im Gegenteil sogar schädlich sein könnte. […..]  Die unkontrollierte Behandlung in Wechselwirkung mit andere Medikamenten könne beispielsweise das Herz belasten und zum Tode führen. Dies sei auch schon passiert, so Kremsner. „Der Schaden ist vorprogrammiert.“
Donald Trump scheint indes sogar Beamte zu entlassen, die den Einsatz des Medikaments kritisieren. Der Direktor einer dem US-Gesundheitsministerium untergeordneten Behörde, Rick Bright, schrieb am Mittwoch in einer Stellungnahme, er sei gegen seinen Willen auf eine weniger einflussreiche Stelle in einer anderen Behörde versetzt worden. […..]