Als kleiner Junge verstand ich die Tragik nicht; eine gute
Bekannte der Familie, die schwer krank war sollte eigentlich zwei Monate in
eine Spezialklinik, kam aber nach wenigen Tagen zurück, lachte und erklärte man
habe sie als „zu gesund für uns“ nach Hause geschickt.
Ich hielt das für eine gute Neuigkeit, denn das war ja meine
„Cola-Tante“, die uns immer einen Cola-Lolli mitbrachte.
(Coca Cola gab es in unserem Haushalt nicht, umso mehr
freuten mich diese Lollis)
So gut war die Neuigkeit aber doch nicht, denn sie war
heftige Alkoholikerin. Ihr drohte die Entmündigung und daher schickten ihre
Familie sie zur „Urschrei-Therapie“ der Psychosomatischen Klinik
Bad Herrenalb. In den 1970ern der letzte Schrei.
Neben den üblichen Matern wie
Töpfern, Waldlauf und Morgengymnastik, traf man sich täglich in einer mit
Gummimatten ausgelegten Halle, zog sich kollektiv nackt aus, warf sich auf die
Erde und begann zu schreien wie am Spieß. Das musste so laut und aus dem Magen
kommen, bis man sich ob der Überanstrengung des Gebrülles übergeben musste. In dem
Moment sollte sich der Neben-Schreier an den Kotzenden pressen und ihn/sie so
fest umarmen, daß auch wirklich der ganze Mageninhalt hervorgelockt wurde.
Idealerweise generierte so eine
Sitzung am Ende ein Knäuel grölender und heulender Nackter in einem
Vomitus-Bad.
Meine „Cola-Tante“ fühlte sich
außerstande mitzumachen und musste immer lachen als sie vom Cheftherapeuten im
Adamskostüm angebrüllt wurde endlich lauter zu brüllen.
Die Horrorgeschichten aus
Herrenalb verfolgten mich noch eine Zeit.
So bizarr und unfreiwillig komisch das auch
klang; aber abgesehen von dieser speziellen Methode, der „Urschreitherapie nach Arthur Janov“,
leuchtet es ein: Alkoholiker müssen erstens erkennen, daß sie ein echtes
Problem haben und außerdem so enorme finanzielle oder persönliche oder
physische Probleme bekommen, daß sie zu drastischen Methoden bereit sind.
Es kann sogar Glück im Unglück
sein, wenn man Job und Wohnung verliert und buchstäblich in der Gosse landet.
Möglicherweise erwächst daraus die Erkenntnis, daß es so nicht weitergehen
kann.
Wer aber zB durch sehr
wohlhabende Eltern finanziell unabhängig ist, wird womöglich diese drastische
Erfahrung nie machen, also auch nicht den Entschluss fassen aufhören zu müssen
und trinkt sich tot.
Die Kriterien
sind:
I. Craving (starkes Verlangen Alkohol zu trinken)
II. Kontrollverlust über den Alkoholkonsum bezüglich Beginn oder Menge
III. Toleranzentwicklung gegenüber der Alkoholwirkung
IV. Einengung auf das Alkoholtrinken und dadurch Vernachlässigung anderer Interessen
V. Anhaltender Alkoholkonsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen (gesundheitlich, psychisch oder sozial)
VI. körperlichem Entzugssyndrom bei Reduzierung der Alkoholmenge oder Abstinenz
I. Craving (starkes Verlangen Alkohol zu trinken)
II. Kontrollverlust über den Alkoholkonsum bezüglich Beginn oder Menge
III. Toleranzentwicklung gegenüber der Alkoholwirkung
IV. Einengung auf das Alkoholtrinken und dadurch Vernachlässigung anderer Interessen
V. Anhaltender Alkoholkonsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen (gesundheitlich, psychisch oder sozial)
VI. körperlichem Entzugssyndrom bei Reduzierung der Alkoholmenge oder Abstinenz
Alkoholiker können
außerordentlich geschickt darin sein ihren Alkoholkonsum zu verbergen und sich
selbst einreden noch „alles im Griff zu haben“.
Damit erklärt sich auch der
Erfolg der „Anonymen Alkoholiker“. In den AA-Kreisen entfällt dieser selbstillusionierende
Mechanismus und so gedeiht die Erkenntnis welche Ausmaße die Sucht angenommen
hat.
Meine Cola-Tante starb
tatsächlich mit Mitte 40 an einer Leberzirrhose.
Sie hatte den Absprung nie
geschafft, weil sie es stets verstand die Illusion zu erwecken, daß sie nur
gelegentlich mal trinke.
Brexiteers und Trumpisten sind
das gesellschaftliche Äquivalent zum Abhängigkeitssyndrom (F10.2) im
Diagnosesystem ICD-10.
Sie sind ihrem „Cult-Leader“
verfallen, kapseln sich von der Realität ab.
IV.
Einengung auf FOX News und dadurch Vernachlässigung anderer Interessen
V.
Anhaltender Johnson-Konsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen (gesundheitlich,
psychisch oder sozial).
Das Problem der Selbsterkenntnis
ist besonders schwerwiegend, weil die nicht betroffenen Landsleute alles dafür
tun, daß die Nation dennoch nicht zusammen bricht.
Ich bin daher überhaupt kein Fan
eines knappen Votums des US-Senates für ein Impeachment. Natürlich müssen wir
Trump loswerden und es würde die Welt sicherer und besser machen, wenn dieser
offensichtlich morbide Verbrecher nicht mehr im Oval Office säße.
Aber seine 62 Millionen Wähler
würden genau wie meine Cola-Tante ihr Problem nie erkennen.
Schnell würden Dolchstoßlegenden
entstehen, natürlich hätte der „Deep State“ die Republikaner („Rinos“) im
Kongress gekauft.
Amerika bliebe Amerika, der
nächste Präsident würde womöglich langsam wieder auf einen vernünftigen Kurs
einschwenken. Aber die 62 Millionen unter Morbus Trumpus Leidenden würden eben
nie in der Gosse landen, nie begreifen welch tödlicher Krankheit sie verfallen
waren. Bei der nächsten Wahl würden sie erneut hunderte geistig retardierte
Teebeutler in die Parlamente schicken.
Das betrifft auch den
möglicherweise in der letzten Mikrosekunden doch noch abgewendeten No-Deal-Brexit.
Kompromissbereite Europäer und
britische Parlamentarier mit Restverstand würden das Vereinigte Königreich vor
einer gewaltigen Katastrophe bewahren.
Natürlich wäre es viel besser den
Brexit abzusagen und wenn er schon kommen muss, wäre es für alle Beteiligten
harmloser ihn mit Deals und Regelungen abzufedern.
Aber die Idioten, die 2016 für
den Brexit stimmten, müssten dann Idioten bleiben.
Sie würden weiterhin die Konservativen zu total
destruktiver Politik drängen oder gleich die Fanatiker von der UKIP wählen.
Daher war ich auch nicht begeistert,
als Juncker und Johnson vorgestern überraschend erklärten, sie hätten sich doch noch auf einen Deal geeinigt.
Allerdings kassierte der
britische MP schon wieder eine Klatsche.
[….] Das Votum an diesem Super-Samstag ist ein
Misstrauensvotum gegen Boris Johnson. Das britische Parlament traut dem
Premierminister nicht über den Weg. Deshalb hat die Mehrheit der Abgeordneten
in Westminster für einen Antrag gestimmt, der endgültig einen No-Deal-Brexit am
31. Oktober verhindert: Die Sorge war einfach zu groß, dass Johnson die
Ratifizierung des Austrittsvertrags bewusst verzögern könnte. Für den Premier
ist das eine weitere verheerende Niederlage im Unterhaus. Nun muss er das tun,
was er nie wollte: Johnson ist gesetzlich dazu verpflichtet, noch bis
Mitternacht um eine Verlängerung der Austrittsfrist in Brüssel zu bitten.
Mit dem Votum vom Super-Samstag hat das Parlament offenbart, wie
schwach der Premierminister in Wahrheit ist. Beim EU-Gipfel in dieser Woche
markierte Johnson zwar den starken Mann, der einen Deal mit nach Hause bringt.
Dass ihm dies gelungen ist, darf man in der Tat als politisches Kunststück
bezeichnen. Doch daheim in London zeigte sich nun, wie wenig Macht er hat und
wie eng sein politischer Spielraum ist. Daran ist er selbst schuld. […..]
So Leid es mir für die
vernünftigen Briten und Amerikaner tut, aber leider geht es ihren Nationen noch
nicht schlecht genug, die debile Hälfte der Bevölkerung hat noch nicht erkannt
welch tödlichem Irrtum sie frönt.
Wenn GB und USA nicht nur kurz durchatmen und
weiterwurschteln wollen, müssen sie einen pädagogischen Prozess durchlaufen.
Johnson und Trump sollten also im Amt bleiben und ihre
jeweilige Nation mit Karacho so dermaßen gegen die Wand fahren, daß jeder
einzelne ihrer Wähler durch eine tiefe Rezession am eigenen Leib erfährt was
für eine verdammt schlechte Idee es war solche rechtspopulistischen Schwätzer
zu wählen.
Nur dann erkennen sie, daß man der Hetze von FOX und SUN
nicht trauen darf, nur dann wählen sie in Zukunft vielleicht etwas
vernünftiger.
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