Sonntag, 13. Oktober 2019

Bischöflicher Bullshit.

Michael Schmidt-Salomons und Carsten Frerks großartige kleine Schrift „Die Kirche im Kopf Von „Ach Herrje!“ bis „Zum Teufel!““ ist nun auch schon 12 Jahre auf dem Markt und hat nichts an ihrer  Aktualität eingebüßt.

Noch immer dominieren christliche Motive die Alltagssprache – Oh Mein Gott! -, noch immer wird „christlich“ als ultimativ positiv konnotiert und Unangenehmes, als „unchristlich“ gebrandmarkt.
Was für eine unchristliche Uhrzeit, ruft man aus, wenn man gezwungen wird sehr früh aufzustehen. Was soll der Quatsch? Sind Gläubige etwa als Langschläfer bekannt?

[…..]  Diese Enzyklopädie für freie Geister und solche, die es werden wollen, nimmt auf vergnüglich-böse Weise die „Kirche im Kopf“ aufs Korn. Analysiert werden Begriffe, Komplexe, Redewendungen, die oftmals erst auf den zweiten Blick ihre religiöse Herkunft verraten. Das Lexikon erklärt, warum im christlichen Kulturkreis angeblich „alles Gute von oben kommt“, warum „Christstollen“ keine Katakomben im alten Rom sind und weshalb „Gott immer bei den stärksten Bataillonen ist“ („Heiliges Kanonenrohr!“).
Dabei setzen die Autoren auf eine wohldosierte Rezeptur aus Information und Witz – denn sie sind überzeugt, dass es nicht ausreicht, die einfältige Saga vom dreifaltigen Gott allein mit vernünftigen Gegenargumenten zu entkräften. Nur wer am Ende über die halsbrecherischen intellektuellen Verrenkungen des Christentums lachen kann, hat es wirklich verstanden. [….]

Wer stolz seine sexuelle Enthaltsamkeit betont, nennt es „mönchisch“ – obwohl wir alle längst wissen, daß katholische Geistliche weit überdurchschnittlich oft Kinder sexuell missbrauchen.
Geistliche werden automatisch als „Würdenträger“ bezeichnet. Schon ein einfacher Pfarrer gilt als „Hochwürden“, bei der deutschen Bischofskonferenz treffen sich Eminenzen und Exzellenzen.
Dabei wissen wir alle längst, daß diese feine Gesellschaft ein weltweites Kindersex-Netz schützt.
Niemals wird man in einer normalen deutschen Zeitung oder einer Nachrichtensendung – von ganz links bis ganz rechts – Freude über Kirchenschließungen oder Mitgliederschwund vernehmen.
Der Rückgang des Christentums wird konsequent immer nur bedauert.
Dabei ist es ganz im Gegenteil, ein Zeichen der Bildung, der Prosperität, der Aufklärung und Selbstbestimmung, wenn Gotteshäuser schließen.
Je höher der Anteil der Atheisten in einer Gesellschaft, desto niedriger die Kriminalität und desto glücklicher die Bevölkerung.

[….] Das Glück der Welt ist in Nordeuropa zu Hause – diesen Eindruck zumindest vermittelt der seit 2012 jährlich vom „Sustainable Development Solutions Network“ (das Netzwerk „Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung“) veröffentlichte Weltglücksreport.
Finnland führt, wie auch im vergangenen Jahr, die Liste der glücklichsten Länder an. Dänemark landet dieses Mal auf Platz 2, Norwegen auf Platz 3, gefolgt von Island und den Niederlanden. [….]

Das Ranking der Glücklichsten korreliert perfekt mit dem Ranking des höchsten Atheistenanteils.

In den zehn gläubigsten Nationen ist hingegen das Glück sicher nicht zu Hause.


In den besonders gläubigen Nationen gibt es auch wenig Grund, um glücklich zu sein, da die Kriminalität ebenfalls kausal an Religion gekoppelt ist.

[….] Die wichtigsten Ergebnisse des Global Peace Index 2019:
    Island, das keine eigene Armee besitzt, behält seinen Status als friedlichstes Land der Erde, den es bereits seit 2008 innehat.
    Europa ist auch im GPI 2019 die friedlichste Region der Erde: In den Top Ten finden sich sechs europäische Staaten. [….]
    Dennoch bleiben der Nahe Osten und Nordafrika erneut die am meisten von Konflikten und Gewalt betroffenen Regionen. [….]
    Die USA ist weiter abgerutscht –  von Rang 121 auf 128.
[….] Die 10 am wenigsten friedlichsten Länder im Global Peace Index 2019
[….] 153. Pakistan
154. Russland
155. Demokratische Republik Kongo
156. Libyen
157. Zentralafrikanische Republik
158. Somalia
159. Irak
160. Jemen
161. Südsudan
162. Syrien
163. Afghanistan [….]

Betrachtet man nur die Tötungsrate wird das Bild noch extremer – die 20 Nationen mit dem größten Möderanteil sind allesamt überdurchschnittlich katholische/christliche Länder, während die glücklichen skandinavischen Nationen eine Tötungsrate (Zahl der Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner und Jahr) von unter 1 aufweisen.


Die Menschen, zumindest in den deutschen Großstädten, werden zu klug für den religiösen Unsinn.
Es gab in den letzten Dekaden weltweit Studien über den Einfluß von Religion auf die Menschen.
Die Wissenschaftler Jordan Silberman, Miron Zuckerman und Judith A. Hall von der University of Rochester werteten dieses Jahr 63 Studien aus und konnten klar zeigen, daß ungläubige Menschen tatsächlich intelligenter sind als Religiöse.
Das ist auch erwartbar und in sich logisch, da es Intelligenz erfordert nachzufragen und Zweifel anzustellen, statt einfach zu glauben was behauptet wird.

[…..] Realistischerweise sollten wir davon ausgehen, dass sich hinter dem Auf und Ab der Evolution kein göttlicher Heilsplan verbirgt, sondern nur das blinde Walten von Zufall und Notwendigkeit. Wenn der Mensch tatsächlich von Anfang an von Gott als “Krone der Schöpfung” geplant gewesen wäre, wie der Papst meint, so müsste man sich doch fragen, warum “Gott” zum Erreichen dieses Ziels einen so verrückten Weg eingeschlagen hat: Warum, bitteschön, erschuf er zunächst a.) eine unglaubliche Vielfalt an Dinosauriern, die über Jahrmillionen die Erde beherrschten, dann b.) einen Riesen-Asteroiden, den er vor 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlagen ließ, damit c.) die Dinosaurier wieder aussterben, um so d.) einigen rattengroßen Säugetieren Platz zu machen, aus denen sich e.) einige Millionen Jahre später die aufrecht gehende Affenart Homo sapiens entwickeln konnte? Ein Gott, der sich so seltsam verhalten würde, würde eher einem intergalaktischen Mister Bean gleichen als einem allmächtigen, allwissenden, allgütigen Wesen. Kein Unternehmen dieser Welt würde einen Designer mit einer solch verheerenden Kosten-Nutzen-Bilanz einstellen. [….]

Wir sollten uns also grundsätzlich immer und überall über den Rückzug von Religion, das Schließen von Gotteshäusern und die Abkehr von Abrahamitischen Ideologien freuen.

Es reicht aber nicht das nur wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen, sondern jeder ist dazu aufgerufen zumindest auf Ehrlichkeit zu achten und Geistliche, die uns immer wieder das Gegenteil der oben genannten Tatsachen verkaufen wollen, zur Ordnung zu rufen.

Ganz besonderen Unsinn gibt gerade der Regensburger Bischof Voderholzer von sich.

[….] Die Zehn Gebote sind unverzichtbarer Bestandteil der politischen Kultur Europas.
Diese Ansicht vertrat der katholische Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer.
(…)  „Es gibt kein Europa ohne die Zehn Gebote“, sagte Voderholzer. Sie schützten die Unversehrtheit des Lebens, Ehe und Familie sowie das Eigentum und den guten Ruf eines Menschen. Wo sie missachtet würden, sei die Menschlichkeit in Gefahr. „Wer die Gebote Gottes nicht beachtet, beleidigt nicht den großen und heiligen Gott, sondern er schadet sich selbst“, so Voderholzer. „Um es in einem Bild zu sagen: Wer zum Himmel spuckt, trifft sich selbst.“
Die Zehn Gebote hätten auch das europäische Verständnis der Grundrechte geprägt. So habe das Prinzip der Menschenwürde seine Begründung in der Vorstellung, dass Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen habe und in Jesus Christus selber Mensch geworden sei. Nur vor diesem Hintergrund sei dieses Prinzip verständlich.“ […..]

Es verwundert wenig, daß die christliche Website IDEA den Bischof mit diesen offensichtlichen Lügen davonkommen lässt.

Aber entweder kennen sie die zehn Gebote nicht oder sie sie haben noch nie etwas von Menschenrechtskonvention und Grundgesetz gehört.
Gleich die ersten drei Gebote sind verfassungswidrig.
1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.

Religionszwang, Sippenhaft und Frauendiskriminierung.
Darauf ist also Herr Voderholzer stolz.

[….] Deutschlandfunk:
Sie halten zum Beispiel die zehn Gebote nicht mehr für zeitgemäß. Wie das? Was kann man haben gegen „Du sollst nicht töten, ehebrechen, falsch Zeugnis reden“?
Schmidt-Salomon:
 Nun, man muss sich ja die zehn Gebote dann wirklich im Original-Wortlaut anschauen, und dann stellt man fest, dass schon das erste der zehn Gebote ein Verstoß ist gegen Verfassungsprinzipien. Da wird ja gesagt: „Ich bin ein eifersüchtiger Gott, und jeder der mir Feind ist, dessen Schuld verfolge ich an den Söhnen in der vierten und fünften Generation“. Hier haben wir schon Religionszwang und Sippenhaft. Das sind keine fortschrittlichen Vorstellungen. Und wenn wir das zehnte Gebot nehmen, da werden Frauen gleichgesetzt mit Sklaven und anderen Besitztümern der Männer. Auch das ist sicherlich nichts, was wir im 21. Jahrhundert noch als vorbildlich verstehen würden – was aber auch völlig verständlich ist, denn die zehn Gebote sind auf einer anderen kulturellen Epoche, also auf einem anderen Stand der kulturellen Evolution der Menschheit entstanden. Wir brauchen heute ganz andere Regelungen. Die Welt ist kompliziert geworden und da können wir nicht mit dem archaischen Instrumentarium einer Hirtenkultur an die Probleme der Zeit herangehen. [….]

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