Grundsätzlich finde ich Mannschaftssportarten abartiger als Individualsport,
da immer eine nationalistische Komponente hineinspielt.
Der Fan kann sich bei Dutzenden verschiedenen Mitspielern
nicht nach Sympathie orientieren, sondern feuert entlang der Staatsbürgerschaft
an.
Widerlich und unsportlich.
Fußball interessiert mich so wenig wie die meisten anderen
Sportarten, ist mir aber unsympathischer als die meisten, da er das Mediengeschehen
so sehr dominiert. Von internationalen Newssender, über soziale Medien und
renommierte überregionale Zeitungen bis zum trashigen Lokalblatt - keiner verzichtet darauf Fußballmeldungen
an prominenter Stelle zu bringen.
Damit wird mustergültig die Unfähigkeit des Menschen zum
Gutsein demonstriert.
Statt sich auf wesentliches wie den Welthunger, Kriege,
Massenflucht, Trump, Brexit und Klimakatastrophe zu konzentrieren, verschwendet
Homo Demens seine Ratio damit einem eher primitiven Ballspiel zu folgen.
(…..) Besonders ärgerlich ist es für mich als TV-Gebührenzahler auch noch mit
dafür zu sorgen, daß hochkorrupte rechtslastige Krakenorganisationen wie die
Fifa jedes Jahr Milliarden Euro einnehmen.
Ich will verdammt noch mal nicht solche Funktionäre wie Mayer-Vorfelder
oder Blatter mitfinanzieren, nur weil ich einen Fernseher besitze.
Da Christoph Schwennicke im April 2013 Fußball
so wunderbar charakterisiert hat, muß ich das in einzelnen nicht selbst
formulieren, sondern schließe mich dem an und lese seine Suada noch einmal
genüsslich…
[…] Ich finde Fußball doof. Nein, ich finde Fußball grässlich – und
ungemein langweilig. Ein Reigen alter Männer steht am Rand und schreit herum,
viele mehr oder weniger junge Männer rennen auf einer Wiese herum, erst alle
nach links, dann Ballverlust, dann wieder nach rechts, Ballverlust, wieder nach
links.
[…] Fußballgucken finde ich, ist
Ödnis in Vollendung, die überflüssigste Sache der Welt. Dann doch lieber
Minigolfspielen, oder Monopoly, und das ist schon ganz schön schlimm öde.
Wer meine, wie ich finde, einzig
vertretbare Grundeinstellung zum Fußball hat, bekommt ganz viel Lebenszeit
geschenkt. Ganze Wochenenden verplempern Fußballbegeisterte an diese ungemein
primitive Sportart. Dekaden an sinnlos verbrachter Lebenszeit kommen da
zusammen.
[…] Dieses Spiel ist unästhetisch und
ordinär. Schon der Klang, wenn der Ball getreten wird, macht mich übellaunig.
Es ist ein zutiefst ordinäres Geräusch, es klingt so ähnlich wie die Schläge
von Bud Spencer in den alten Prügelfilmen mit Terence Hill. Die Spieler haben
keine Manieren, tun sich absichtlich weh, sind nicht nur furchtbar verschwitzt,
sondern oft auch noch sehr verdreckt und vom Regen pitschenass und rotzen
dauernd auf die Wiese. Manchmal sogar ins Nackenhaar eines Gegners. Das ist so
unappetitlich. […]
Und gerade wenn man denkt, das Schlimmste sei vorbei, weil Deutschland das
WM-Finale unter dem Böllergeknalle ganz Deutschlands gewonnen hat, schaltet man
den Fernseher ein und schon wieder spielen Argentinien und Deutschland
gegeneinander. (…..)
Da ich Laie bin, kann ich nicht selbst beurteilen, wieso ausgerechnet
Fußball weltweit so viel populärer als Wasserball oder Polo ist, oder warum
ausgerechnet die USA aus diesem Welttrend ausscheiden und sich stattdessen auf
Base- und Basket- und Football konzentrieren.
Es gibt allerdings den Spruch von den „82 Millionen
Bundestrainern“, der offenbar suggerieren soll Fußball wäre so primitiv, daß
auch der Dümmste ohne irgendeine Vorbildung mitreden und „mitfiebern“ könne.
Das erscheint mir einleuchtend; schließlich ist Fußball sehr
viel langsamer als die meisten anderen Ballsportarten; gewissermaßen eine
vereinfachte Zeitlupenversion von Eishockey oder Handball. Zudem ist die
Zählweise radikal primitiv; wer bis drei zählen kann, ist schon mit dabei. Kein
Vergleich zu der Zählweise beim Tennis oder Basketball.
Fußball zieht daher solche Massen an, daß er sakrosankt
wird. Keiner kann sich erlauben sich als Fußballbanause oder Desinteressierter
zu outen.
Es gibt Menschen, die sich kein bißchen dafür interessieren,
aber dennoch vor Schichtbeginn am Montagmorgen die Bundesligageschehnisse
studieren, weil sie wissen es wird unter den Arbeitskollegen wieder tagesfüllendes
Thema sein.
Wer nicht ausgegrenzt werden will, sollte sich mit den Grundbegriffen
und wichtigsten Ergebnissen wappnen.
Nur die Macht der Masse erlaubt es dem Fußball weiterhin
gesellschaftspolitisch hundert Jahre zurück zu hängen.
Frauen spielen de facto keine Rolle, es gibt nach wie vor
weltweit keinen einzigen geouteten schwulen Spitzenspieler, weil das
Fußballer-Milieu dumpf-intolerant ist, es wird dem Rassismus gefrönt und in jedem
Stadion sind die Fanblocks von Nazis und Hooligans durchsetzt.
Während man nach den Morden und dem Anschlag auf die Synagoge in Halle wieder einmal „entschlossene Maßnahmen gegen
rechts“ fordert, wird aber ein rechtspopulistischer Sumpf im Umfeld des
Fußballs weiterhin geduldet.
Da darf man Schwule hassen, Schwarze mit Affenlauten
diskriminieren, sexistisch rumgrölen, sich prügeln und natürlich auch
antisemitisch poltern.
Klar, ab und an wird mal ein einzelner Spieler
ausgeschlossen, der sich wie Daniel Frahn, der Kapitän des Chemnitzer FC für die „NS-Boys“
begeistert, oder wie der St. Paulianer Cenk Sahin, der sich
angesichts des Völkermordes in Nordsyrien für den Völkermörder Erdogan
engagiert, aber das sind natürlich nur Bauernopfer.
Kleine Symptome, die man schnell abstellen kann, damit die
Diskussionen darüber erstickt werden, wieso eigentlich der Fußball weltweit so
anziehend für Untermenschenideologien ist.
Es gibt gerade mal einen ernsthaften Film – „Mario“ - über
einen schwulen Profifußballer, der aber von seinem Verein gezwungen wird die
Peinlichkeit zu verschleiern und schließlich mit einer engagierten
Alibifreundin nach Hamburg zieht, um beim FC St. Pauli als echter Hetero anzuheuern.
Der Regisseur hatte selbstverständlich so gut wie keine
Möglichkeiten zur Recherche in der Szene.
[…..] Szene: Auf mich wirkt er tatsächlich sehr authentisch. Wie haben Sie
recherchiert? Haben Sie mit betroffenen Spielern gesprochen?
Marcel Gisler: Nein, da herrscht ja eine große Mauer des
Schweigens. Man kann nicht mit aktiv spielenden schwulen Profifußballern
sprechen, weil die sich aus mir inzwischen nachvollziehbaren Gründen ja nicht
zu erkennen geben. […..] Bislang war
das Feedback aus Fußballkreisen sehr spärlich, obwohl der Film bereits in
mehreren Ländern im Kino lief. In der Schweiz kamen einige Funktionäre zu den
Premieren in den jeweiligen Städten, aber von Spielern, auch von
heterosexuellen, habe ich überhaupt nichts gehört, auch nicht, ob da intern
irgendwie darüber geredet wird. Nur aus Deutschland habe ich inzwischen von
einigen Insidern gehört, dass der Film innerhalb der Fußballszene sehr wohl
bemerkt wird, allerdings in manchen Fällen nicht unbedingt auf positive Resonanz
stößt. [….]
Wo die Spieler und Funktionäre schweigen, können die Fans
ihren Schwulenhass laut und überdeutlich ausleben.
In Frankreich wird es gelegentlich so rabiat, daß Spiele
unterbrochen werden müssen.
Aber selbstverständlich stellt niemand den Fußball, die offensichtliche
Wurzel des Übels in Frage.
[….] Fußball in Frankreich:Homophob - oder einfach bloß dumm?
Homophobie auf den Rängen wird zum Problem in Frankreichs Fußball.
[….] Die größte Aufregung gab es um die Partie OGC Nizza gegen Olympique
Marseille. Die Heimfans sangen "Die Marseiller sind Schwuchteln", was
sich auf Französisch auch noch reimt, sowie einiges mehr. Dazu rollten sie auf
der Tribüne Banner mit homophoben Beschimpfungen aus. In der 28. Minute
unterbrach der Schiedsrichter die Begegnung deshalb und schickte die Spieler in
die Kabine. Zuvor hatte er über den Stadionsprecher zwei Vorwarnungen an die
Fans von Nizza richten lassen. Zwölf Minuten dauerte es, bis die Banner
verschwunden und die diskriminierenden Gesänge verstummt waren. Das Spiel
konnte weitergehen. Das war Ende August, und es ist nicht die einzige
Spielunterbrechung wegen schwulenfeindlicher Fans in Frankreich: In der noch
jungen Saison wurden schon sieben Spiele der ersten und zweiten Liga
ausgesetzt. Auch in der deutschen Bundesliga treten homophobe Einstellungen
immer wieder offen zutage - etwa, wenn Dortmund-Fans beim Revierderby Schalker
Anhänger auf Bannern als Schwuchteln beschimpfen. Große Debatten darum bleiben
bisher aber meist aus. [….] Antoine Griezmann - der allerdings in der
spanischen Liga beim FC Barcelona spielt - möchte sogar von sich aus auf
Abfälligkeiten gegen Schwule reagieren: "Homophobie ist keine Meinung,
sondern ein Vergehen. Wenn sich einer auf dem Platz schwulenfeindlich äußert,
werde ich künftig mit dem Spielen aufhören", versprach Griezmann im Mai
dem Schwulenmagazin Têtu.
Le Graët und einige Fan-Vereinigungen dagegen sehen das alles nicht so
streng. Der 77-jährige FFF-Chef fürchtet die Stigmatisierung seines Sports:
"Zu sagen, dass Fußball homophob ist und das einzige Symbol für Homophobie
in Frankreich sein könnte, das akzeptiere ich nicht", sagt Le Graët. [….]
Zusätzliche Brisanz erhält die Sache
durch eine persönliche Fehde: Vor ein paar Monaten hatte sich Le Graët über
Sportministerin Maracineanu mokiert, weil sie sich entsetzt gezeigt hatte über
schwulenfeindliche Gesänge im Stadion. Maracineanu, eine
Ex-Schwimmweltmeisterin, sei so etwas aus Schwimmbädern eben nicht gewohnt,
ätzte Le Graët damals. Jetzt kontert sie. Le Graëts Position sei schlicht
"falsch" und zeuge von "mangelhafter Vorbereitung", so die Ministerin.
Im Klartext: Le Graët sei nicht auf der Höhe der Zeit. [….]
Wenn sich wie im Fußball schon menschenverachtenden
Einstellungen wie Homophobie und Nationalismus treffen, sind die anderen ultrarechten Grundübel auch nicht weit.
Vor wenigen Tagen erlebte die englische Nationalmannschaft,
deren Fans als besonders gewalttätige Proleten weltweit gefürchtet sind, in
Bulgarien wie sich purer Rassismus anfühlt.
[…..] Rassismus im EM-Qualifikationsspiel England gegen Bulgarien
[….] Der englische Fußballverband FA fordert nach rassistischen Vorfällen
beim EM-Qualifikationsspiel gegen Bulgarien Konsequenzen. [….] Die Partie war in der ersten Halbzeit
zweimal wegen rassistischer Äußerungen von bulgarischen Fans unterbrochen
worden. [….] Chelsea-Angreifer Tammy
Abraham hatte vor der Begegnung angekündigt, dass das Team den Rasen bei
rassistischen Vorfällen verlassen werde. Das taten sie nun aber nicht. [….]
In einem Video, das bei Twitter
veröffentlicht wurde, sieht man, wie Southgate während des Spiels den Vierten
Offiziellen auf die Affenlaute von den Tribünen gegen seinen Spieler Tyrone
Mings hinweist. Und man erkennt Fans, die den Hitlergruß zeigen. [….] Bereits in den Spielen gegen den Kosovo und
Tschechien waren die bulgarischen Zuschauer durch rassistischen Anfeindungen
aufgefallen. Deswegen blieben gegen England Teile der Tribüne geschlossen.
[….]
Rasender Menschenhass, Myriadenfacher Rassismus.
Konsequenzen de facto keine. Es wird weiter Fußball gespielt.
Die Klammer, die aber alle Fußballfans zusammenhält ist der Antisemitismus, der allgegenwärtig ist.
[….] Antisemitismus:
"Jude ist die größte Beleidigung im Fußball"
Nur in Stadien ist es großen Gruppen möglich, antisemitisch zu brüllen.
Der Forscher Florian Schubert hat viele Entschuldigungstaktiken gefunden. Und
zögerliche Verbände.
[….] ZEIT ONLINE: Herr Schubert, Sie haben in Deutschland einen
Fußballantisemitismus diagnostiziert. Was ist das?
Florian Schubert: Es gibt kaum jüdische Profis, keine jüdischen Vereine
in den obersten Ligen, aber es kommt vor, dass hunderte oder gar mehr Fans
zusammen "Judenverein" brüllen. Das geschieht sonst nirgends, noch
nicht mal auf Neonazidemos. Das gibt es nur im Fußball.
ZEIT ONLINE: Haben Sie dafür eine Erklärung?
Schubert: Ich sehe mehrere: Die meisten Fans fühlen sich nicht
angesprochen, dementsprechend werden antisemitische Rufe oft nicht verurteilt.
Die umstehenden reagieren nicht. Das Phänomen bleibt bestehen. [….] Erstaunlich
finde ich, dass sich auch Fanszenen beteiligen, die ein rechtes Image von sich
weisen. Ich glaube, das liegt daran, dass Antisemitismus die stärkste
Ausdrucksform ist, um den Gegner zu erniedrigen. 2005 malten Cottbuser Fans
beim Spiel gegen Dynamo Dresden ein Transparent, auf dem stand:
"Juden", das "d" war dem Dynamo-Wappen nachempfunden. Es
war die Reaktion der Cottbuser Fans auf das Hinspiel, bei dem die Dresdner die
Cottbuser "Zigeuner" nannten. Die Cottbuser mussten in ihrer Fanlogik
nachlegen und haben den Begriff gewählt, von dem sie denken, dass er noch
abwertender ist. Das wurde mir in meinen Interviews immer wieder bestätigt:
"Jude" ist die höchstmögliche Abwertung im Fußball. [….]
Statt die „Gamerszene zu beobachten“ sollte
Bundeshorstminister Seehofer als Sofortmaßnahme nach den weltweit für Empörung
sorgenden Taten von Halle, lieber ein generelles Fußball-Verbot aussprechen, um
den Sumpf trocken zu legen.
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