Keine noch so ungeheuerliche Fehlleistung kann einen
Trumpfan davon abhalten seinen cult-leader frenetisch anzufeuern.
Trump scheint immun gegen Skandale zu sein und auch am
20.06.2020 bewundern seine in Tulsa zusammengerotteten Jünger seine
Ehrlichkeit. Ausgerechnet.
Der Mann, der bald 20.000 Lügen im Amt verbreitet hat und
derartig dreist Fakenews verbreitet, daß sogar Twitter und Facebook beginnen
seine Hetzpostings zu kennzeichnen oder gar zu löschen, wird dafür geliebt so
ehrlich zu sein.
Seit dreieinhalb Jahren keimt fast jeden Tag der Gedanke auf
‚das muss Trump jetzt aber auch bei seinen eigenen Anhängern sehr schaden‘ und
jedes Mal stellt sich das als Irrtum heraus.
Gestern am 20.06.2020, einen Tag nach dem zunächst angesetzten
Termin am Juneteenth, dem Gedenktag zur
Erinnerung an den 19. Juni 1865, dem Ende der US-Sklaverei, rief Trump seine
Hardcore-Unterstützer in Tulsa, Oklahoma zusammen.
Auch dieser Ort ist, wie das Juneteenth eine einzige
Provokation an die BLM-Proteste.
[….] Donald Trump beginnt an diesem Wochenende seine Wahlkampftour. Ausgerechnet
in Oklahoma, wo ein weißer Lynchmob im Mai und Juni 1921 Hunderte Schwarze
ermordete. [….] Der republikanische
Bürgermeister freut sich, dass der Präsident seine Stadt mit einem Besuch
beehrt. "Es wäre schwierig, einen Staat zu finden, in dem die Kluft
zwischen dem großartigen Amerika der reaktionären politischen Trump-Fantasie
und der brutalen amerikanischen Wirklichkeit größer ist als in Oklahoma",
schrieb der Theaterkritiker Frank Rich vor Kurzem anlässlich der
Wiederaufführung des patriotischen Musicals "Oklahoma!".
Und es gibt auch kaum einen Ort in den Vereinigten Staaten, der für
eine solche politische Kundgebung mehr vorbelastet wäre. Hier kam es vor einem
Jahrhundert zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Dutzende,
wahrscheinlich Hunderte Menschen starben, die meisten davon Schwarze, deren
Besitz geplündert und deren Wohnungen niedergebrannt wurden. Ein weißer Mob
ging schwer bewaffnet gegen die Schwarzen vor; die Häuser wurden sogar aus der
Luft angegriffen.
Noch bis vor wenigen Jahren wurde dieses Massaker regelrecht
totgeschwiegen. Es gab keine gerichtliche Untersuchung, niemand wurde bestraft,
es gab keinen Ausgleich für die Schäden in Millionenhöhe. Die meisten
Amerikaner erfuhren erst kürzlich davon, als es die Streaming-Serie
"Watchmen" (2019) in düsteren Schwarz-Weiß-Bildern vorführte. [….]
Neben Juneteenth/BLM, Tulsa gab es mit der Corona-Pandemie
natürlich eine dritten triftigen Grund besser keine Trump-Massenveranstaltung
stattfinden zu lassen.
Aber die Realität ist für echte Trumpster irrelevant und so
rüstete sich die stramm republikanische Stadt im stramm republikanischen Staat
Oklahoma für einen Massenastrum von mehreren Hunderttausend #MAGA-Hutbürgern
ohne Masken für ihre Große Superspreader-Wahlkampfparty.
Eine Millionen Besucher hatten sich online angemeldet, so
daß außerhalb der 20.000 Menschen fassenden Halle große Plätze mit Videoübertragungen
vorgesehen waren.
Trump wollte niemand abweisen und sein angeknackstes
Selbstbewußtsein im Bad der „TRUMP! FOUR MORE YEARS!“-Rufen aus Millionen
Kehlen wieder aufpeppen.
Daraus wurde allerdings gar nichts, denn es kamen insgesamt
nur 6.111 Menschen. Die Ränge in der Halle blieben leer.
Offenbar war das Weiße Haus von einer TikTok-Aktion getrollt
worden.
Möglicherweise hunderttausende Teenager hatten sich online
für die Tulsa-Maga-Rally registrieren lassen, um Trump in Euphorie zu versetzen,
dann aber nicht zu erscheinen.
[….] Vielleicht wird Donald Trumps Auftritt in Tulsa, Oklahoma, dereinst als
der Moment in die Geschichte eingehen, in dem das Ende seiner Präsidentschaft
absehbar wurde. Es sollte seine triumphale Rückkehr in den Wahlkampf werden.
Der Auftritt des amerikanischen Präsidenten am Samstag war vorab von seinem
Team mit Superlativen gefeiert worden. Mehr als eine Million Bestellungen für
Tickets habe es gegeben. Der Andrang sei so groß, dass außerhalb der 19 000
Besucher fassenden Halle eine weitere Bühne aufgebaut wurde, um der Massen Herr
zu werden. Die Realität sah dann so aus, dass die Halle zu mindestens einem
Drittel leer blieb und sich vor der Außenbühne lediglich ein paar versprengte
Fans des Präsidenten einfanden. Es wirkte wie eine Götterdämmerung, und Trump
sprach wie ein Mann, der spürte, dass gerade etwas zu Ende geht. […..]
IQ45 war sichtlich irritiert, verhaspelte sich noch mehr als
sonst und kehrte schließlich erschöpft, schwitzend, schwach und schlurfend mit
ganz langem Gesicht ins Weiße Haus zurück.
So sehen Loser aus.
[….] Trump aus dem Tritt
In Tulsa wollte Trump den Neustart seiner Kampagne feiern, gar den
Neustart des ganzen Landes. Es wurde ein Neustart der Peinlichkeiten. Und das
hatte nicht nur mit seiner wirren Rede zu tun.
[….] Eine gute Stunde vorher hatte Trumps Kampagne auf Twitter einen
Hilferuf abgesetzt: Es sind noch Plätze frei! Kommt! Als das Vorprogramm
beginnt, ist die Halle kaum zur Hälfte besetzt. Das hat es lange nicht gegeben.
[….] Fast eine Million Tickets seien
vergeben worden, prahlte Trump Anfang der Woche. Die Halle werde bis zum Rand
gefüllt sein. Es kamen dann so wenige, dass nicht mal mehr ein Ticket nötig
war, um in die Halle zu kommen. Am Ende waren knapp 6200 Besucher da, teilte
die Feuerwehr von Tulsa mit. [….]
In Tulsa wurde Ende Mai/Anfang Juni 1921 eines der schlimmsten Massaker
an Afroamerikanern in der Geschichte der USA begangen. Weiße brachten fast 300
Schwarze um. In seiner Rede erwähnt Trump weder den Juneteenth noch das
Massaker.
Und die Hundertausenden friedlichen Demonstranten, die nach dem
gewaltsamen Tod von George Floyd am 25. Mai wegen Polizeigewalt auf die Straße
gehen, für Trump sind sie alle Verrückte. "Wenn man diese Irren auf den
Straßen sieht, da ist es doch verdammt schön, Waffen zu haben." Die Menge
jubelt. Den Namen von George Floyd nimmt der US-Präsident nicht in den Mund.
[….] Mehr als 45 Millionen Menschen haben
sich seit Beginn der Pandemie arbeitslos gemeldet. Die Wirtschaft erlebt den
heftigsten Einbruch seit Jahrzehnten. Trumps Plan, mit einer starken
US-Wirtschaft in den Wahlkampf ziehen zu können, hat das Corona-Virus zunichte
gemacht. [….] Trump verdreht die Fakten, bis sie ihm passen.
Er prahlt mit seinen angeblichen Erfolgen. Er übertreibt maßlos seine
angeblichen Verhandlungskünste. Und stellt seinen mutmaßlichen Gegenkandidaten
Joe Biden als leicht vertrottelten Dümmling dar, der zu verschnarcht sei, um
Präsident werden zu dürfen.
Hier geht es nicht um Politik. Hier geht es um die Show. [….]
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