Wenn wie gestern ganz Fußball-Deutschland die Regenbogenfahne hisst, kostet es keine Überwindung, sein Twitter-Profilbild regebogig zu umranden.
Die Konservativen sehen es als nationales Symbol, um die deutsche Mannschaft zu unterstützen und gegen die Ausländer Ungarn Partei zu ergreifen.
Die Schwulen freuen sich, daß endlich ihre Farben so weit verbreitet werden. Die Linken erfreuen sich an den hysterischen Abwehrreaktionen der AfD/Werteunion, Gerhard Papke(FDP), Erika Steinbach, PP, RKK. Die Aktivisten und Journalisten begeistert das kolossale UEFA-Eigentor, die mit dem Verbot des Regenbogenprotests durch ihre eigene Doofheit nun die Proteste so richtig angefeuert hat.
Nun sind Regenbogenflaggen in Deutschland so en vogue, daß es geradezu geschäftsschädigend erscheint, wenn Firmen sich dieser sichtbaren Homo-Solidarität verweigern.
Und es geht schließlich immer nur um Geschäftsinteressen und nicht um Moral oder gar Homorechte.
BMW, Mercedes, Lenovo, Cisco färben daher ihre Logos in den sozialen Medien regenbogig ein. In Deutschland. Irland, Spanien. Also dort, wo homofreundlich zu sein bei den Konsumenten gut ankommt.
BMW, Mercedes, Lenovo, Cisco färben daher ihre Logos in den sozialen Medien der Auftritte in Russland, der Türkei oder arabischen Ländern natürlich nicht regenbogig ein! Da wäre es zwar ein wirksameres Mittel gegen Homophobie, würde ihren finanziellen Interessen aber eher schaden, statt wie in Deutschland nutzen. Siehe oben.
In den USA werben sogar dieselben Firmen je nach wirtschaftlichen Interessen mal für Homorechte, mal dagegen.
Im Pride-Month Juni wird es regenbogig, in den übrigen Monaten fließen die Werbegelder lieber an die stramm homophobe GOP, die gegen GayMarriage kämpft.
Die Heuchelei bei dem Thema ist sagenhaft.
Sogar Markus Söder, Vorsitzender der Partei, die nicht nur stets am lautesten gegen Homorechte polterte, sondern demonstrativ als so enger Verbündeter des ungarischen Regierungschefs und seiner radikal homophoben und menschenfeindlichen Migrantenpolitik erschein, daß Viktor Orbán seit Jahren Stargast auf CSU-Parteitagen ist.
[….] Es heuchelt gewaltig unter dem Regenbogen. Sich Toleranz, Vielfalt und Selbstbestimmung auf die Fahnen zu schreiben, ist nämlich einfach - die entsprechende Politik zu machen, schon schwerer. [….] Stichwort Transsexuellengesetz: Vor 40 Jahren in Kraft getreten, steht darin bis heute, dass Transmenschen ihren Personenstand nur ändern dürfen, wenn sie dauerhaft fortpflanzungsunfähig sind. Jahrzehntelang hieß das faktisch unter anderem Zwangssterilisationen, wenn sie ihren Personenstand angleichen, also etwa nicht länger als Mann, sondern als Frau geführt werden wollten. Dieser Passus darf seit 2011, nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, nicht mehr angewendet werden - gestrichen wurde er nicht. Entschädigungen für Betroffene? Fehlanzeige.
Die vom Gericht angemahnte Reform des Gesetzes steht bis heute aus. [….] Dass die Union, speziell die CSU, jahrelang heftig mit Orban gekuschelt hat? Geschenkt. Dass die deutsche Rüstungsindustrie derweil bestens an der Modernisierung der ungarischen Streitkräfte verdient, stört offenbar ebenfalls niemanden. Dabei lief 2018, als Viktor Orban seine Einkaufsliste schickte und die Klausur der CSU-Landesgruppe in Seeon besuchte, der Angriff seiner Regierung auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit schon längst. Jetzt trifft es noch weitere Grund- und Menschenrechte. Wichtiger als die Tatsache, welche Fahne man gerade demonstrativ schwenkt, ist doch, welche Politik man macht, dass es wirklich um die Rechte der Betroffenen geht. Aber vielleicht liegt ja doch irgendwann am Ende des Regenbogens auch das Ende der Heuchelei. […..]
(Franka Welz, Tagesschau, 23.06.2021)
Sich gegen Homophobie zu engagieren, wenn es wirklich nichts kostet und sogar opportun erscheint, ist aber nicht nur die Methode konservativer Parteien und Wirtschaftsunternehmen, sondern auch der Mehrheit der Bürger.
Nicht nur Markus Söder ist Gegner der Homoehe. Auch Angela Merkel stimmte dagegen, ihre Nachfolgerin im CDU-Parteivorsitz Kramp-Karrenbauer ebenso und insbesondere der radikal religiöse Armin Laschet mit seinem Opus Dei-Umfeld sind Feinde der LGBTIQ-Bewegung.
Laschet und Söder sind aber die liebsten Kanzlerkandidaten der Deutschen. Ihre CDUCSU führt mit Abstand die Umfragen zur Bundestagswahl an.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann wählt nicht CDU, CSU, AfD.
Ein weiterer ganz großer Akteur wider die Homo-Gleichstellung ist die Römisch-Katholische Kirche, die von weit über 20 Millionen Deutschen jedes Jahr mit Milliarden Euro unterstützt wird.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann tretet aus den Kirchen aus!
Im Moment wird die UEFA von allen Seiten für ihre servile Haltung gegenüber homophoben Diktatoren kritisiert. Der Protest gegen die UEFA mit Regenbogensymbolen ist aber für den milliardenschweren Funktionärsverein so lächerlich, daß er kurzerhand selbst sein Logo entsprechend einfärbte. Auch das kostet die UEFA nichts. Die verkrusteten Strukturen bleiben.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann kauft keine Tickets für Fußballspiele, boykottiert die TV-Übertragungen, gebt kein Geld für Fan-Artikel aus! All das ist nämlich nichts anderes als UEFA-Sponsoring und damit Unterstützung für die Homophoben.
Auch der Deutsche Fußball-Bund e. V. (DFB) mit sieben Millionen Mitgliedern ist als Dachverband von 26 deutschen Fußballverbänden Teil des homophoben Establishments. An der Spitze sitzen stets weit rechts stehende Unionspolitiker, die nahezu durch die Bank weg korrupt sind.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann tretet aus den Fußballvereinen aus.
Der DFB ist einer von 55 Mitgliedsverbänden eben dieser Union of European Football Association, UEFA, die vor Orbán und Putin kuscht. Der CDU-Politiker Reinhard Grindel, 2002 bis 2016 weit rechts außen stehendes homophobes Mitglied des Deutschen Bundestags, ist UEFA-Vizepräsident, obwohl er so korrupt und verlogen ist, daß er 2019 vom DFB-Vorsitz zurücktreten musste.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann boykottiert Fußballübertragungen, verlaßt DFB-Vereine und wählt nicht CDUCSU.
Der DFB ist Teil der UEFA, die wiederum eine von sechs Kontinental-Konföderationen des Weltfußballverbandes FIFA ist.
Die FIFA dürfte in Punkto Korruption, Skrupellosigkeit und Diktaturaffinität unübertroffen sein.
Die nächsten Weltmeisterschaften vergab sie nach Katar. Dort gilt das Schariarecht. Frauen sind nicht gleichberechtigt und Schwule können von der Rechtssicherheit und Freiheit, die sie in Ungarn oder Polen genießen, nur träumen. In Katar gibt es drei Jahre Gefängnisstrafe, wenn man als Homosexueller enttarnt wird.
Wenn es Euch ernst ist mit Homorechten, dann werdet
Ihr
sicherlich nicht nur aus DFB-Vereinen austreten, nicht mehr CDU wählen,
sondern
ganz sicher auch kein einziges Spiel der WM 2024 gucken, demonstrativ
jeden
Fanartikel meiden, kein einziges Trikot kaufen, alle schwarzrotgoldenen
Werbewimpel links liegen lassen und jede Fußballübertragung mit
Einschaltquote
Null quittieren. Oder sind Euch Homorechte so wenig wert, daß Ihr dafür
noch nicht mal für zwei Stunden ein anderes TV-Programm einscalten
würdet?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen