Spätestens im Jahr 2015 kam im deutschen politischen Sprachgebrauch der Slogan „Fluchtursachen bekämpfen“ auf. Möglicherweise war es sogar Angela Merkel, die damit begann.
Mal abgesehen davon, daß wir in Deutschland dringend Migration brauchen – und zwar einen Nettozugang von 500.000 Ausländern jedes Jahr – stimme ich in diesem Fall sogar ausnahmsweise mit den Konservativen überein. Selbstverständlich wäre es wünschenswert, wenn Menschen gar nicht erst in so elende und gefährliche Situationen geraten, daß sie Hals über Kopf fliehen müssen und auf der Flucht Tausende unschuldig krepieren.
Merkel sagte also das Richtige, tat allerdings das Falsche, nämlich das diametrale Gegenteil. Die Politik der Merkel-Jahre trug in vieler Hinsicht dazu bei, die Fluchtursachen deutlich zu vermehren. Ob dieser ungeheuerlichen konservativen Heuchelei schrieb ich eine ganze Kaskade von Blogartikeln, die aufzeigten, wie Deutschland und die EU aktiv dafür sorgten, daß immer mehr Menschen fliehen müssen.
Man könnte natürlich theoretisch auch versuchen den Menschen zu helfen, bevor sie entweder tot, oder derart verzweifelt sind, daß sie fliehen müssen.
Ein verwegener Gedanke, der offensichtlich im Bundeskanzleramt unbekannt ist. Merkel sorgt mit dafür, daß Fluchtursachen verstärkt werden.
Drei Beispiele dafür:
1.) In Syrien bewaffnet die Bundesregierung sowohl die Kurden, als auch die Türken, die gegen die Kurden kämpfen. Mit dem Waffennachschub für beide Kriegsparteien wird dafür gesorgt, daß der entsetzliche Krieg in Syrien weiter geführt werden kann.
2.) Die EU intensiviert ihre Bemühungen Afrikas Landwirtschaft zu zerstören und ruiniert die Lebensgrundlagen dort so sehr, daß für Millionen Menschen nur Flucht bleibt.
[…] Die Ausbeutung eines an Rohstoffen so
reichen Kontinents ist da nur ein Aspekt. Das geplante
"Freihandelsabkommen" zwischen der EU und afrikanischen Staaten ist
ein anderer, noch wesentlich empörender Aspekt.
Angesichts dieses "Irrsinns" gab sogar Frank Plasberg seine
Äquidistanz auf, und ARD-Korrespondentin Shafagh Laghai erklärte, was die
ungleiche "Partnerschaft" schon heute bedeute. Dass nämlich die EU
künftig sogar zollfrei tiefgefrorene Schlachtabfälle nach Ghana exportieren
könne und damit den dortigen Bauern unterbiete, der in seiner Heimat nur noch
einen Markanteil von zehn Prozent halte - am Markt für Hühnerhälse,
Hühnerflügel oder Hühnerfüße, wohlgemerkt. Bei Coltan oder Diamanten dürfte es
nicht viel fairer zugehen. Auch der Klimawandel, führte Bierdel aus,
ist nicht eben auf afrikanische Schwerindustrie zurückzuführen - die blutigen
Umwälzungen rund um den Tschad-See aber sind eine sehr konkrete Folge dieses
Wandelns. [….]
3.) Die UN und Rotes Kreuz stellen die Hilfslieferungen nach Syrien und insbesondere Aleppo ein.
Merkel ist nicht irgendeine minderwichtige Regierungsperson, die nichts ausrichten könnte.
Sie amtiert viel länger als die meisten anderen und kontrolliert die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Erde, das mit Abstand größte Land der EU und den gegenwärtigen Exportweltmeister. (……)
(Wie man es nicht macht, Frau Merkel, 20.09.2016)
Gleichzeitig bauen wir Grenzanlagen, stellen die Seenotrettung ein und hetzen Frontex zu Pushbacks auf die Fliehenden.
Und, man muss es leider so offen sagen: Mit einer Grünen Außenministerin Annalena Baerbock wurde die Situation sogar noch schlimmer. Alle ihre humanitären Ansichten und Angriffe auf Frontex aus ihrer Oppositionszeit, vergaß sie sofort, als sie Ministerin wurde.
[…] Auf dem Weg über das Mittelmeer sind nach UN-Angaben in den ersten drei Monaten dieses Jahres so viele Flüchtlinge ertrunken wie seit sechs Jahren nicht mehr. Zwischen Januar und März verloren 441 Menschen auf dieser Route Richtung Europa ihr Leben, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Mittwoch mitteilte. Erst am Dienstag starben nach Angaben der tunesischen Küstenwache zufolge zehn Menschen beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren. Als Gründe für den Anstieg der Todeszahlen nannte IOM-Direktor Antonio Vitorino "Verspätungen und Lücken" bei den europäischen Such- und Rettungsmissionen. [….]
Die schlimmste Fluchtursache wird natürlich der Klimawandel werden, der dafür sorgen wird, Nordeuropa, Russland und Nordamerika eine Milliarde Menschen aus südlicheren Ländern aufnehmen müssen, in den es zu heiß sein wird, um zu überleben. Die Chancen, den Klimakollaps zu verhindern sind aufgrund der Ignoranz von uns Industrienationen nahe Null.
Die Deutschen sind noch nicht einmal willens Cents dafür auszugeben, die Katastrophe zu verhindern.
Dabei sind viele Kipppunkte schon erreicht; der Kollaps kommt.
Homo Demens ist einfach zu doof, zum Überleben.
[….] Dabei sind die offiziellen Ziele der Aktivistinnen und Aktivisten ja relativ bescheiden. Sie wollen das Neun-Euro-Ticket zurück, ein Tempolimit auf Autobahnen und einen "Gesellschaftsrat" aus Bürgern, der politikberatend weitere Maßnahmen anregen soll. Das Ironische ist: Das wollen die meisten. In Umfragen ist eine Mehrheit der Deutschen für mehr Klimaschutz. Eine Mehrheit war vergangenen Sommer dafür, das Neun-Euro-Ticket zu verlängern. Eine Mehrheit ist seit Ewigkeiten für mehr Bürgerbeteiligung. Sogar unter ADAC-Mitgliedern ist mittlerweile eine Mehrheit für ein Tempolimit. Und trotzdem lehnt gleichzeitig eine Mehrheit der Deutschen in Befragungen die Protestaktionen der "Letzten Generation" ab. Das muss man erst mal schaffen. […]
(Christoph Koopmann, 14.04.2023)
Daß der überhitzte Planet Milliarden Flüchtlinge gen Norden schiebt, beginnt bereits, wird aber noch nicht Morgen abgeschlossen sein. Die Bürger der Industrienationen können ohnehin schlecht denken, aber schon gar nicht langfristig denken und rechtzeitig handeln.
Sehr, sehr konkret sind die Fluchtursachen im Taschad zu sehen.
[….] Ohne neue Hilfsgelder kann die Uno nach eigenen Angaben Hunderttausende Flüchtlinge im Tschad bereits in wenigen Wochen nicht mehr ernähren. »Wenn keine weiteren Gelder eingehen, wird die Nahrungsmittelhilfe für Flüchtlinge und Binnenvertriebene im Mai 2023 vollständig eingestellt«, warnte das Uno-Welternährungsprogramm WFP am Freitag. Obwohl die Versorgung der Flüchtlinge von hoher Bedeutung sei, könne die Uno bereits in diesem Monat statt wie ursprünglich geplant 455.600 nur noch rund 270.000 Geflüchtete unterstützen. Das Welternährungsprogramm benötigt nach eigenen Angaben 142,7 Millionen Dollar (rund 129 Millionen Euro) in den nächsten sechs Monaten, um alle von der Krise betroffenen Menschen in dem von Dürre und Überschwemmungen geplagten Land versorgen zu können. Nach Uno-Angaben leiden im Tschad 1,9 Millionen Menschen an Nahrungsmittelknappheit. Das Land beherbergt demnach die höchste Zahl an Flüchtlingen in West- und Zentralafrika; wegen der Unruhen im benachbarten Sudan steigt die Zahl weiter an. [….]
Es fehlt nur an Geld. Lächerlich wenig Geld.
129 Millionen Euro. Das ist bloß ein Viertel Scheuer. Oder zweieinhalb Andrea Tandlers. Oder 0,001 Bundeswehrwummse.
Aber offenbar wollen wir auch im Jahr 2 nach Merkel lieber Fluchtursachen anheizen.
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