Dienstag, 2. Mai 2023

Der Christ des Tages – Teil XCVI

 

Der laizistische Staat Frankreich wird immer noch von 32 Millionen Katholiken bevölkert. Das sind knapp über 50%. Die absolute Mehrheit bröselt vor unseren Augen dahin.

Nicht hilfreich für die vatikanischen Bemühungen der Neumissionierung ist insbesondere eine Zahl: 330.000.

[….] In der katholischen Kirche in Frankreich sind seit den 1950er Jahren nach Hochrechnungen einer Untersuchungskommission 216.000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden.

Unter Einbeziehung der von der Kirche betriebenen Einrichtungen werde von 330.000 Opfern ausgegangen, sagte der Präsident der Unabhängigen Missbrauchskommission in der Kirche (CIASE), Jean-Marc Sauvé, am Dienstag in Paris. 80 Prozent der Opfer seien Jungen im Alter zwischen 10 und 13 Jahren gewesen, 20 Prozent Mädchen unterschiedlicher Altersgruppen. Bei den Taten habe es sich in fast einem Drittel der Fälle um Vergewaltigungen gehandelt. [….]  Für knapp zwei Drittel der Missbrauchsfälle waren nach der Studie Geistliche und für die übrigen Beschäftigte der Kirche verantwortlich. 2900 bis 3200 Geistliche wurden seit 1950 als Täter identifiziert. [….]

(dpa, 05.10.2021)

Frankreichs oberster Katholik, Philippe Xavier Christian Ignace Marie Kardinal Barbarin (*1950), emeritierter Erzbischof von Lyon und früherer Primas von Gallien, fand das alles nicht weiter der Rede wert.

In seine Zuständigkeit fiel der Priester Bernard Preynat, einer der schlimmsten Sexualstraftäter, der hunderte kleine Jungs vergewaltigt hatte. Kardinal Barbarin wußte das, meldete ihn aber nicht der Staatsanwaltschaft, weil er das nach französischem Recht nicht muss. Hunderten empörten Opfern lachte er 2016 nach seinem ersten Prozess „Gott sei Dank sind die meisten Fälle verjährt“ entgegen. Ätschi. Schwamm drüber.

Zehn ehemalige Pfadfinder und mutmaßliche Missbrauchsopfer des Priesters Bernard Preynat traten als Nebenkläger im Prozess gegen Barbarin auf. Der Kardinal würdigte die Opfer aber keines einzigen Wortes und wiederholte nur, daß sein Anwalt für ihn sprechen werde.

Nach endloser Zauderei nahm Papst Franz im März 2020 den angebotenen Rückzug des französischen Woelkis an.

Schade eigentlich. Wäre der Alptraum-Kardinal weiter in Amt und Würden geblieben, hätte es sicher geholfen, den Katholiken-Prozentsatz in Frankreich schneller unter 50% zu drücken.

Kurzum, das Image der katholischen Kirche Frankreichs liegt zwischen suboptimal und multimorbid.

In dieser angespannten Lage zwischen dem Vatikan und Frankreich, wurde die Rolle des päpstlichen Nuntius Luigi Ventura extrem wichtig; denn er sprach in Frankreich für den Papst. Der römisch-katholische Erzbischof Ventura (*1944) wurde am 22. September 2009 von Papst Benedikt XVI. zum Apostolischen Nuntius in Frankreich ernannt. Luigi Ventura ist mein Christ des Tages Nr. 96.

Auf dem Höhepunkt der Preynat/Barbarin-Skandale wurde er gemeinsam mit Staatspräsident Macron zum Neujahrsempfang 2019 der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo eingeladen.

Da sich alle Augen auf ihn richteten, tat er instinktiv das, was er am besten kann: Er begrabschte mehrere junge Männer, fasste ihnen zwischen die Beine, befummelte ihre Hintern. Man kennt das im Vatikan. So verhielt sich Ventura schon seit Jahrzehnten, war schon in seinen beiden vorherigen Nuntiaturen Chile (1999-2001) und Kanada (2001-2009) entsprechend aufgefallen. Für Ratzinger also genau der richtige Mann, um ihn zu befördern und nach Frankreich zu schicken. Zu blöd für den apostolischen Nuntius, daß die begrabbelten Jungs, insbesondere im aufgeklärten Frankenreich, nicht mehr ehrfürchtig die erzbischöflichen Sexattacken über sich ergehen lassen, sondern der Staatsanwaltschaft berichten.

Der Fall schlug so große Wellen, daß sich Franz im Juni 2019 gezwungen sah, Venturas Immunität aufzuheben.

[….] Der frühere päpstliche Gesandte in Frankreich steht ab Dienstag (10. November) in Paris vor Gericht: Der 75-jährige emeritierte Erzbischof Luigi Ventura muss sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung verantworten. Mehrere Männer werfen ihm vor, sie unsittlich berührt zu haben. Der italienische Geistliche bestreitet dies.  Ein dritter Mann habe Anzeige erstattet, hieß es seitens der französischen Ermittler. Er wirft dem Nuntius wie auch die anderen Kläger vor, ihn unsittlich am Gesäß angefasst zu haben. Gegen den päpstlichen Gesandten ermittelt deshalb bereits seit Ende Januar die Pariser Staatsanwaltschaft.

Ventura ist bereits mehrfach des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt worden. Sowohl in Kanada – wo er von 2001 bis 2009 Vatikan-Gesandter war – als auch in Paris soll der frühere Botschafter des Papstes volljährige Männer sexuell belästigt haben.

Ventura wird unter anderem sexuell übergriffiges Verhalten gegenüber einem erwachsenen Mann auf einem Neujahrsempfang in Paris im Januar 2019 vorgeworfen. Allein im Jahr 2018 soll er fünf Männer unsittlich berührt und sexuell belästigt haben, lautet die Anklage. [….]

(Stuttgarter Zeitung, 10.11.2020)

Luigi Ventura wurde tatsächlich verurteilt.

[…..] Der 76-jährige Erzbischof Luigi Ventura, von 2009 bis 2019 Apostolischer Nuntius in Frankreich, wurde am Mittwoch vom Pariser Strafgericht wegen sexueller Übergriffe auf mehrere Männer zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Darüber hinaus muss er 13.000 Euro an die Opfer und 9.000 Euro an Prozesskosten zahlen.  [….]

(Vatican News, 16.12.2020)

Aber keine Sorge, der Christ des Tages Nr. XCVI musste nicht wirklich befürchten im Knast zu landen. Das Urteil wurde in Abwesenheit gefällt, weil Ventura bei Franzi im Vatikan untergeschlüpft ist.

Fette übergriffige Lustgreise im Kleid sind die Lieblinge der Päpste und werden, im Gegensatz zu ihren Opfern, unter allen Umständen beschützt.

Gerade seine persönlichen Gesandten in den Apostolischen Nuntiaturen entziehen sich gern der örtlichen Justiz, indem sie in den Vatikan fliehen, wenn ihre sexuellen Übergriffe bemerkt werden.

[…..] Die katholische Kirche in Polen wird von einem Missbrauchs-Skandal erschüttert: Erzbischof Wesołowski soll in der Dominikanischen Republik minderjährige Jungen zum Oralsex gezwungen haben. Papst Franziskus hat ihn deshalb abberufen. Doch der Bischof ist längst nicht der einzige polnische Geistliche, der sich mit solchen Vorwürfen konfrontiert sieht. Der Mann des Anstoßes schweigt, und wo er steckt, wird geheimgehalten. Doch ist anzunehmen, dass der polnische Erzbischof Józef Wesołowski sich schon seit Monaten hinter den dicken Mauern des Vatikans aufhält. Papst Franziskus hatte ihn im August von seinem Amt als Apostolischer Nuntius in der Dominikanischen Republik abberufen. Der 65-jährige Gesandte steht nämlich unter dem Verdacht des Kindesmissbrauchs. Er soll in der Karibik minderjährige Jungen zum Oralsex veranlasst und sie beim Masturbieren fotografiert haben.  [….]

(SZ, 15.01.2014)

Bergoglio beehrt natürlich auch Kardinal Philippe Barbarin mit Privataudienzen. Man hält zusammen.

Auch George Kardinal Pell, der mehrfach wegen der Vergewaltigung minderjähriger Jungs vor Gericht stand und verurteilt wurde, zog sich in im Jahr 2020 in den diplomatischen Schutz der römischen Vatikanmauern zurück. Ein Mann nach dem Geschmack des Papstes. Und so konzelebrierte Kardinal Pell bei Ratzingers  Beerdigung am 5. Januar 2023. Das wurde dann aber offenbar selbst Jesus zu schräg und so wurde Pell nur wenige Tage später am 10. Januar 2023 final in die Hölle abberufen.

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