Dienstag, 24. Dezember 2024

Und täglich hetzt der Weiße Mann

Das nervt viele größenbesessene Amerikaner schon sehr – unter den „Seven Summits“, also den jeweils höchsten Bergen eines Kontinents, belegt der alaskanische Denali mit 6190 Metern nur Platz Drei. Das ist deutlich hinter dem argentinischen Aconcagua mit 6961 Metern und dem nepalesischen Sagarmatha (tibetisch Chomolungma) mit 8848 Metern, den Westler tumb Mount Everest nennen.

Schlimmer noch; in der vollständigen Liste der höchsten Gipfel der Welt, in der allein 14 Berge über 8.000 Meter über dem Meeresspiegel liegen und weitere 53 über 7.000 Meter, schafft es der US-Amerikaner nicht mal unter die Top 100.

Welch Schmach.

Er ist aber die höchste Erhebung der „Alaska Range“, die im südlichen Teil der alaskanischen Kordilleren liegt. Sie ist ein typisches „Faltengebirge“, das entstand, als sich die pazifische Platte auf ihrer Wanderung nach Norden unter die Amerikanische schob. Das Gebirge ist sehr aktiv und mit knapp 300 Millionen Jahren noch recht jung.

[….] The backbone of the range is composed of sedimentary and metamorphic rocks dating from the early Paleozoic. Younger sedimentary rocks, from the Permian Period (about 299 to 252 million years ago) and from the Mesozoic Era (about 252 to 66 million years ago), flank the range.  [….]

(Britannica)

Irgendwie ist es ganz putzig, wenn sich der seit ein paar Myriaden Jahren anwesende Homo Sapiens anmaßt, Berge nach seinesgleichen zu benennen.

Umso verständlicher, daß die Parkbehörde Alaskas bereits 1975 dazu überging, den damaligen „Mount McKinley“, wenigstens wieder mit dem traditionelleren Namen „Denali“ zu bezeichnen, ein Wort aus der athapaskischen Sprache des nordamerikanischen Indianerstammes Koyukon, das „der Große“ oder „der Hohe“ bedeutet.

Der zwischenzeitliche Name war um die vorletzte Jahrhundertwende von rassistischen Goldgräbern erfunden worden und bezog sich auf William McKinley, den 25. US-Präsidenten. Der Republikaner William McKinley, Jr. (*1843; † 1901) trat das Amt 1897 an und wurde im Jahr nach seiner Wiederwahl (1900) erschossen. Für die Innenpolitik hatte er nicht viel übrig; seine Präsidentschaft gilt als unbedeutend.

Aber er führte höhere Zölle ein, baute die Streitkräfte aus und setzte auf eine aggressive imperialistische Außenpolitik.

[….] Unter McKinleys Präsidentschaft billigte der Kongress einen weiten Ausbau der Seestreitkräfte. Deren Aufgabe sollte unter anderem auch darin bestehen, den Überseehandel zu schützen. Imperialistische Strömungen in der amerikanischen Politik zielten in besonderem Maße auf die Erschließung neuer Wirtschaftsmärkte. Der Präsident stimmte mit den Positionen der Imperialisten im Wesentlichen überein. So führte er das Land in den Spanisch-Amerikanischen Krieg (1898). Im Friedensvertrag von Paris hatten die Vereinigten Staaten, wie schon in der im April 1898 ausgesprochenen Kriegserklärung an Spanien, auf eine Annexion Kubas verzichtet, doch fielen ihnen die Philippinen, Puerto Rico und Guam zu. Unter McKinleys Präsidentschaft annektierten die Vereinigten Staaten das Königreich Hawaiʻi und wurden zu einer Kolonialmacht. Nachdem die Amerikaner auf den Philippinen angekommen waren, brach der Philippinisch-Amerikanische Krieg mit der Ersten Philippinischen Republik aus, die zuvor ihre Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialherrschaft erklärt hatte. Der Konflikt verursachte großes Leid für die Zivilbevölkerung, die US-Streitkräfte verübten Massaker, Folter und andere Gräueltaten. Die meisten Schätzungen gehen davon aus, dass die Gesamtzahl der philippinischen Todesopfer zwischen 200.000 und 250.000 liegt, hauptsächlich aufgrund von Cholera und Hungersnot; einige Schätzungen gehen sogar von 1,5 Millionen Todesfällen aus. Danach waren die Philippinen bis zum Zweiten Weltkrieg faktisch eine amerikanische Kolonie. Insgesamt schlugen die Vereinigten Staaten außenpolitisch unter McKinleys Präsidentschaft einen imperialistischen Kurs ein und wurden Weltmacht. In diese Phase fiel auch das Ende der Binnenkolonisation im Westen des Landes. […..]

(Wikipedia)

Zu seinen Ehren wurde der Denali 1917 nach ihm benannt.

Zölle, internationale Aggression, 1,5 Millionen Tote, Republikaner – ein Mann nach dem Geschmack Donald Trumps, der bereits vor seinem Amtsantritt erklärt, sich, bzw. der USA, den Panama-Kanal und Grönland einzuverleiben.

Zu den Hauptcharaktermerkmalen Trumps gehört, neben Gier und Größenwahn, auch der rasende Hass auf seinen schwarzen Vorgänger Obama, der schlanker, schlauer und beliebter als er selbst ist. Schon in seiner ersten Amtszeit zerstörte Trump manisch alles, das an Obama erinnerte. Auch wenn er nach neun Jahren immer noch nicht den geringsten Schimmer hat, womit er den verhassten "Affordable Care Act" ersetzen könnte, tobt er bei dem Gedanken an das auch „Obama-Care“ genannte Gesetz vor Wut.

Gestern fand er eine weitere Obama-Hinterlassenschaft, die er ausradieren will.

Es war Obamas Innenministerin Sally Jewell, die abgestimmt mit ihm, den „Mount McKinley“ im Jahr 2015 offiziell wieder in DENALI umbenennen ließ.

Ein Schwarzer und eine Frau gegen einen weißen republikanischen Mann!

Ein Schwarzer und eine Frau gegen einen weißen republikanischen Präsidenten!

Ein Schwarzer und eine Frau ersetzen einen weißen republikanischen Namen mit einem athapaskischen Wort der Koyukon!

Das triggert den rasenden Rassisten Trump über alle Maßen.

[…] Der designierte US-Präsident Donald Trump plant, die Umbenennung des höchsten Berges Nordamerikas rückgängig zu machen. „Sie haben dem Mount McKinley seinen Namen genommen“, sagte Trump am Sonntag in einer Rede vor Anhängern in Phoenix. [….]

(Tagesspiegel, 23.12.2024)

In seinen Augen also eine Schwarze Verschwörung. Mit dem Namen „Denali“ wurde ihm persönlich etwas weggenommen, das er sich nun zurückholt.

Montag, 23. Dezember 2024

Der Ego-Clash

Donald Trump fühlte sich schon immer allmächtig; überlegen. Als Kopf einer Familie mit privilegierten Genen. Die Trumps sind seiner Ansicht nach so viel besser und wertvoller, als alle andere Menschen, daß er selbstverständlich auch nicht an schnöde Regeln wie Fakten oder Strafgesetze gebunden ist.

Daher log er schon immer das Blaue vom Himmel herunter. Insbesondere bezüglich seiner Assets, die er völlig schamlos aufblähte. Als er 2015 seine Ambitionen als Präsidentschaftskandidat ankündigte, besaß er laut der gängigen Fachmagazine um die vier Milliarden Dollar. Man wußte von seinen vielen Pleiten, ahnte aber noch nicht, wie dreist er seine Zahlen frisiert. Aber als er damals behauptete, in Wahrheit sogar eher bis zu „zehn Milliarden Dollar schwer zu sein“, weil der Name „Trump“ schon allein Milliarden bedeute, hielt man das allgemein für hanebüchen.

Wie wir neun Jahre später gesichert durch Prozesse wissen, waren schon die ursprünglich angenommenen vier Milliarden wüst übertrieben. Seine Millionenstrafe konnte er nie bezahlen und fand noch nicht mal Kreditgeber.

[…] Erst kürzlich musste Ex-US-Präsident Trump eine Strafe von mehr als 80 Millionen Dollar hinnehmen. Jetzt wird es noch teurer für ihn: Wegen Finanzbetrugs ist er zu einer Geldstrafe von mehr als 350 Millionen Dollar verurteilt worden. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist in einem Betrugsprozess zu einer Strafzahlung von mehr als 350 Millionen Dollar verurteilt worden - umgerechnet etwa 325 Millionen Euro. Das teilte Richter Arthur Engoron in New York mit. Zudem darf Trump drei Jahre lang keine Firma im Bundesstaat New York führen. Engoron verzichtete jedoch darauf, die Auflösung von Trumps Unternehmen anzuordnen.

Der Richter befand Trump für schuldig, über Jahre hinweg die Vermögenswerte des Familien-Immobilienimperiums um Milliardenbeträge künstlich aufgebläht zu haben, um so bessere Konditionen für Kredite und Versicherungen zu bekommen.

Generalstaatsanwältin Letitia James hatte in dem Fall eine Strafe in Höhe von 370 Millionen Dollar gefordert. Auch Trumps ebenfalls beschuldigte Söhne Eric und Donald Trump Junior wurden für haftbar befunden und zur Zahlung von jeweils vier Millionen Dollar verurteilt. Zudem verhängte das Gericht ein zweijähriges Verbot von Führungspositionen in Unternehmen des Staates New York. [….]

(Tagesschau, 16.02.2024)

Logischerweise war Trump, als in Schande gegangener Ex-Präsident, mit hoher Wahrscheinlichkeit, im Knast zu enden, an der Böse weniger wert. Staatsgäste stiegen nicht mehr in den Trump-Motels ab. Weniger Speichellecker wollten in horrend überteuerten Trump-Golfclubs Mitglied sein.

Als seine Wiederwahl wahrscheinlicher wurde, stiegen seine Börsenkurse wieder und nach dem 05.11.2024 war Trump saniert. Nun wollen sie alle wieder Trump-Produkte kaufen, auf „Truth Social“ aktiv sein und sich die Nähe zu ihm richtig was kosten lassen. Nun kann man wieder durch Trump reich werden. Die Viertel-Milliarde Dollar, die sich Elon Musk Trumps Wahlsieg kosten ließ, war finanziell betrachtet, die beste Investition seines Lebens. Er ist nun fast eine halbe Billion schwer; legte in anderthalb Monaten um 260 Milliarden zu.

So funktioniert Kapitalismus. So wählen die Bürger.

Trumps Größenwahn wurde durch den erneuten Wahlsieg ins Unermessliche gehoben. Die Prozesse sind Geschichte, die Milliarden fließen in seine Taschen und alle Superreichen drängeln sich, um seinen Hintern zu küssen.

Die letzten unabhängigen Journalisten kapitulieren vor Imperator Trump – sie schalten sich freiwillig gleich.

Endlich die Bestätigung, die er seiner Meinung nach verdient hat. Er hält sich nun erst Recht an keine Regeln mehr, wartet gar nicht mehr bis zur Amtsübernahme ab. Trump tritt die Weltherrschaft an, glaubt er könne sich nach Gutdünken auf dem Planeten bedienen. Nicht nur die US-Demokratie und Verfassung haben sich seinem Willen unterzuordnen. Auch alle anderen Nationen haben gefälligst nach seiner Pfeife zu tanzen.

[….] Der designierte US-Präsident Donald Trump möchte Grönland den USA einverleiben. »Im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt sind die USA der Ansicht, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit sind«, schrieb Trump am Sonntagabend auf der von ihm mitbegründeten Onlineplattform Truth Social.

In dem Post nannte Trump auch seinen neuen Botschafter für Dänemark: Ken Howery, Mitgründer des US-Zahlungsdienstleisters PayPal und Botschafter in Schweden während Trumps erster Amtszeit. »Ken wird bei der Vertretung der Interessen der Vereinigten Staaten hervorragende Arbeit leisten«, so Trump.  […..]

(SPON, 23.12.2024)

Daß die Grönländer keineswegs zur USA gehören wollen, tangiert IQ47 kein bißchen.

Trumpmerica verleibt sich alles ein. Weltpolitik ohne Regeln.

[….] Vor 25 Jahren hat Panama den Kanal von den USA übernommen. Nun droht der künftige US-Präsident Trump damit, die Kontrolle über die Wasserstraße wieder an sich zu reißen. [….]

Der künftige US-Präsident Donald Trump hat Panama damit gedroht, die Kontrolle des Panamakanals zurückzunehmen. "Die von Panama verlangten Gebühren sind lächerlich, zumal die USA Panama außergewöhnliche Großzügigkeit entgegengebracht haben", schrieb Trump am Samstagabend auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. Die "Abzocke" seines Landes müsse sofort aufhören. [….] Panamas Präsident José Raúl Mulino wies über den Kurznachrichtendienst X die Drohung von Trump zurück. "Jeder Quadratmeter des Panamakanals und des umliegenden Gebiets gehört zu Panama und wird es auch weiter tun", erklärte er. "Die Souveränität und Unabhängigkeit unseres Landes sind nicht verhandelbar."  [….]

(Tagesschau, 23.12.2024)

Wir haben alle schon vergessen, wie knapp der Trump-Wahlsieg war, weil die Republikaner es hartnäckig als Erdrutschsieg verkaufen, obwohl er bei den absoluten Stimmen gerade mal 1,5 Prozentpunkte vor Harris lag.

Gut möglich, daß Musk Recht hat, wenn er glaubt, seine 250 Millionen hätten Trump entscheidend über die Ziellinie getragen.

Der rechtsradikale Südafrikaner ist kaum weniger größenwahnsinnig, als der von ihm unterstützte nächste Präsident und spielt sich daher ebenfalls als zukünftiger Herrscher auf. Für den reichsten Mann des Sonnensystems gelten schon gar keine demokratischen und juristischen Fesseln.

[….] In der neuen Realität Amerikas ist Musk nicht der Schattenpräsident, sondern viel eher der Sonnenkönig. In seinem Größenwahn tut er so, als sei sein Wille der Wille des Volkes. Der Staat bin ich und meine Follower. Trump ist 78, in spätestens vier Jahren dürfte die Welt seine Zeit als Politiker überstanden haben. Musk, 53, scheint dagegen gerade erst anzufangen. Die Gefahr, die von ihm ausgeht, kann kaum überschätzt werden.

Ein Kompromiss wurde abgeräumt, weil er einem Unternehmer nicht gefiel

Man muss sich vielleicht noch einmal kurz vor Augen führen, was da in den zurückliegenden Tagen in Washington vor sich ging: Ein Mann, den niemand gewählt hat, nahm sich heraus, den Abgeordneten am Capitol Hill zu diktieren, wo es langgeht. In einem Stakkato von Kurznachrichten auf einer Plattform, deren Inhaber und eifrigster Nutzer er ist, gab er seine Kommandos, und das wohl wichtigste Parlament der Welt warf sich zumindest zeitweise vor ihm in den Staub. Ein mühsam ausgehandelter Kompromiss zwischen beiden Parteien wurde abgeräumt, weil er einem Unternehmer nicht gefiel.  Es ist nicht entscheidend, dass drei Chaostage später schließlich doch ein Übergangshaushalt verabschiedet wurde, der dem ursprünglichen zum Verwechseln ähnlich sieht. Entscheidend ist, dass sich der politische Betrieb der Willkür von Musk unterworfen hat. Es gibt wenig Grund zur Annahme, dass es das letzte Mal war. [….] Elon Musk hat sich diesen Einfluss erkauft. Er steckte eine Viertelmilliarde Dollar in den Wahlkampf von Trump, erhielt dafür einen exklusiven Zugang zum kommenden US-Präsidenten und kann jetzt Dinge mitentscheiden, die ihn als Geschäftsmann noch reicher machen. Er platziert seine Kumpels in zentralen Regierungsämtern, er sitzt bei Gesprächen mit ausländischen Staatschefs dabei, er räumt mal eben einen Übergangshaushalt der USA ab, und er darf ungestraft republikanischen Abgeordneten drohen, wenn sie ihm nicht klaglos folgen. [….]

(Boris Herrmann, 23.12.2024)

Die letzten Widerständler, darunter der verjagte GOP-Abgeordnete Adam Kinzinger, sprechen konsequent von „Präsident Musk“. Zahllose Memes zeigen Trump als Musks Unterling. Die Absicht ist offenkundig. Man will Trump damit bis zur Weißglut reizen, bis ihm der Kragen platzt und er sich gegen Musk wendet.

Eine Strategie, die meines Erachtens aufgehen könnte. Es muss Trump enorm triggern, immer neben einem Typen zu sitzen, der so viel reicher als er selbst ist. Neben 500 Milliarden sehen Trumps drei oder vier Milliarden stets mickrig aus.

[….]  In Trump und Musk haben sich zwei gefunden, die neben ihrer Abneigung gegen die regelbasierte Ordnung auch ihre Selbstverliebtheit verbindet. Und genau an der Stelle könnte diese gefährliche Freundschaft auch bald wieder zerbrechen. Musk hat weit mehr Geld und mehr Follower als Trump, und zuletzt hatte er auch mehr Schlagzeilen. Es gibt aber nichts, was der nächste US-Präsident mehr hasst als Leute, die ihm das Sonnenlicht stehlen. [….]

(Boris Herrmann, 23.12.2024)

Sonntag, 22. Dezember 2024

Prantl biegt wieder falsch ab.

Daß Gläubige in Kirchen, auf Pilgerreisen oder Weihnachtsmärkten weggerafft werden, sind nur besonders augenfällige Varianten des altbekannten Theodizee-Beweises der Nicht-Existenz Gottes. Der geht stark vereinfacht so: Die beiden Definitionen des abrahamitischen Gottes; einerseits Güte und andererseits Allmacht; schließen sich angesichts des Leides auf der Welt aus.

Seit ein paar Tausend Jahren überlegen die schlausten Köpfe der Welt, wie sich die Existenz eines Gottes beweisen ließe. Eine Antwort fiel niemand ein.

Für uns Atheisten ist es viel einfacher; wir brauchen keine Jahrtausende, sondern nur eine Minute, um den Glauben an Gott in ein Paradoxon zu führen.

Gott kann keinen Stein erschaffen, der so schwer ist, daß er ihn nicht heben kann.  Könnte er so einen Stein machen, könnte er ihn nicht anheben und wäre damit nicht allmächtig, also auch kein Gott. Könnte er nicht so einen Stein machen, wäre er nicht allmächtig und damit kein Gott.

Gott heilt keine Amputierten, sondern nur solche Krankheiten, bei denen einen Spontanremission möglich ist.

Aber auch diese Abwandlungen der Theodizee-Frage sind eine Jahrtausende bekannte Problematik, die nie ein Theologe oder Geistlicher beantworten konnte.

(….) Gerätselt darüber wurde aber schon vor 3.000 Jahren im alten China, bei den Sumerern, in Indien, im Iran, Babylonien und Ägypten. Eine Antwort fiel nie einem ein. Zu offensichtlich ist die Tatsache, daß ein Gott nicht gleichzeitig allmächtig und gut sein kann.

Fall A) Ein allmächtiger Gott existiert nicht.

Fall B) Ein allmächtiger Gott existiert. Dann zeigen aber Auschwitz und die weiteren bekannten Genozide, daß er ein Arschloch sein muß und das ist per Definition eben nicht göttlich. Also existiert eben doch kein (lieber) Gott.

Was ich hier wieder einmal skizziere, ist das alte Theodizee-Problem.

Der Begriff wurde durch Gottfried Wilhelm Leibniz, dem letzten Universalgelehrten der Geschichte in seiner Abhandlung  „Essai de Théodicée“ (1710) geprägt. Damit griff er aber einen Jahrtausende alten Gedankengang auf. Die große Theodizee-Frage („Rechtfertigung Gottes“) wird immer wieder gestellt - seit Jahrtausenden, seit Epicur.
Sextus Empiricus, der Arzt und Philosoph des 2. Jahrhunderts, formulierte das Dilemma folgendermaßen:

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Ich persönlich halte mich da an die Antwort des Ausschwitzüberlebenden Yehuda Bauers- die ich logisch einfach bestechend finde.
„In letzter Zeit war die Leistungsbilanz Gottes, was die Juden anbelangt nicht gerade überwältigend." Er könne nicht zugleich allmächtig und gerecht sein - denn wäre er es, hätte er Ausschwitz nicht zugelassen. Doch offensichtlich konnte er es nicht verhindern.
Und was ist wenn es einen Gott gibt, der Ausschwitz verhindern wollte, aber nicht konnte?
Auch dazu hat Bauer eine einfache Antwort: „Ein armer Kerl, der Unterstützung braucht, der sich seine Stärke von uns holen muß - einen solchen Gott brauche ich nicht!“
Interessanter als die große Theodizee-Frage an sich finde ich die Tatsache, daß professionelle Priester, Ordensleute und klerikaler Hochadel nach 2000 Jahren Kopfzerbrechen immer noch keine Alibi-Antwort gefunden haben.

(Die Christen des Tages – Teil XIII und Teil XIV – 07.01.2010)  (….)

(Theodizee 2017, 31.10.2017)

Corona, Ukraine, Gaza haben es in jüngster Zeit besonders eindrücklich gezeigt: Gott kann nicht existieren. Genau die Belege dafür listet auch SZ-Chef-Religiot Heribert Prantl auf. In den letzten Monaten schien er wieder zur Vernunft gekommen zu sein, schrieb einige sehr gute politische Kolumnen.
Würde er angesichts der Schrecken der Welt und der offensichtlichen „Gottverlassenheit“ endlich die Kurve bekommen?

[….] Auf jedem Weihnachtsmarkt gibt es eine Menge von Engeln, auf dem in Magdeburg auch. Und es gibt den berühmten Vers aus dem Psalm 91, der der beliebteste aller Bibelsprüche ist: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen.“ Sie haben das nicht getan, als ein Attentäter am Freitag fünf Menschen totgefahren und über zweihundert verletzt hat. Sie haben das auch nicht getan, als ein Terrorist vor acht Jahren einen Lkw in den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz lenkte und 13 Menschen tötete. [….] Es war auch das Jahr, in dem sich ein junger, psychisch kranker Co-Pilot auf dem Rückflug von Spanien nach Deutschland im Cockpit seines Flugzeugs eingeschlossen hatte, um den Airbus A 320 zum Absturz zu bringen und sich auf diese Weise umzubringen. Er steuerte das Flugzeug gegen einen Berg, alle 150 Insassen kamen ums Leben – darunter eine Schulklasse des Joseph-König-Gymnasiums Haltern am See in Nordrhein-Westfalen.   Mir war dazu der schon zitierte Satz aus dem Psalm 91 eingefallen, der angesichts so eines Wahnsinns wie ein Hohn klingt: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen.“ Über die böse Trostlosigkeit des Satzes habe ich deshalb meinem Freund, dem Pfarrer Franz, geklagt – und dann in meinem Weihnachtstext darüber geschrieben: Wo waren die Engel beim Germanwings-Flug 4 U 9525? Wo waren sie? Genau das habe ich dann am Dreikönigstag des jetzt ablaufenden Jahres 2024 wiederum ganz bitterlich gefragt, als mein Freund Franz bei einem furchtbaren Unglück ums Leben kam: Wo waren die Engel an seinem schrecklichen Todesabend? Warum lässt ein Gott, wenn er denn existiert, geschehen, dass ein Mensch auf grausamste Weise umkommt? [….] Die große Frage lautet: Warum lässt Gott, wenn er denn existiert, so unendlich viel Leid, warum lässt er Vernichtung und Ausrottung zu? Wo ist die göttliche Allmacht in den Folterkellern der Diktatoren? Wo ist sie in den Trümmerwüsten von Gaza? Wo ist sie, wenn Millionen von Menschen vor Hunger krepieren? Oder gibt es sie gar nicht, die göttliche Allmacht? Müsste man sich verabschieden von der Vorstellung eines allmächtigen Gottes? Braucht man eigentlich so einen Gott, mit dem man die Welt erklären und jedes Leid verklären kann? [….]

(Heribert Prantl, 22.12.2024)

Sehr schön herausgearbeitet, Prantl. Die einzig logische Konsequenz dieser Betrachtung ist die: Gott existiert nicht. Religion ist Bullshit.

Wird also auch Prantl vom Glauben abfallen? Oder glaubt er ernsthaft, nach 3.000 Jahren der vergebliche Suche, eine Antwort auf die WARUM DAS LEID-Frage gefunden zu haben? Weiß Prantl, wieso ein GUTER und ALLMÄCHTIGER Gott seelenruhig zusah, als sechs Millionen Juden in deutschen KZs massakriert wurden?

Da müsste schon eine Knaller-Erklärung kommen, wenn Prantl weiterhin an einen gütigen Gott glaubt. Aber es kommt nur das:

[….] Wo waren die Engel bei der Katastrophe, die in Bethlehem immerhin da waren? Die Frage schmerzt, sie kann einen verrückt machen. Klar, wir kennen die Antwort, mein Freund Franz kannte sie natürlich auch: Die Engel sind keine himmlische Eingreiftruppe. Das Neue Testament lehrt es so: erst Krippe, dann Kreuz. Und unsere Lebenserfahrung lehrt das auch: erst Krippe, dann Kreuz. Wir alle spüren, dass die Lebensrisiken größer werden, und wollen sie abwenden. Statt gegen die Ursachen zu rebellieren, hoffen wir, ob wir gläubig oder ungläubig sind, auf Engel oder sonstige Heilbringer, die es wieder richten. Das tun sie nicht. Wir verlernen dabei, wer die wahren Engel sind: Die wahren Engel sind Leute, die fest daran glauben, dass Menschlichkeit und Gewaltlosigkeit möglich sind, und die danach handeln. [….]

(Heribert Prantl, 22.12.2024)

 

Und da ist sie wieder, die Inselverarmung der klugen Religösen!

 

(….)  Es gibt eindeutig Korrelationen zwischen Bildung und IQ einerseits und Spiritualität und Religiotie andererseits.

Unzählige Umfragen zeigen, daß die Religiosität mit höherer Bildung abnimmt.  Typischerweise sind die amerikanischen Eliteunis Hochburgen des Atheismus, während die Highschool-Dropouts im Biblebelt, die auch glauben in Brasilien spreche man brasilianisch und der Kanzler von Deutschland hieße Hitler, jedes Wort der Bibel ernst nehmen.

Unter Intellektuellen gibt es die höchste Atheistenquote.  Aber genauso wie einige Atheisten dennoch Idioten sein können, gibt es auch Hochgebildete, die trotzdem sehr überzeugte Christen/Juden/Moslems sind. Warum bloß?

Die einzige Erklärung, die ich bisher für dieses scheinbare paradox habe ist die gewissermaßen neurologische Argumentation Michael Schmidt-Salomons. Stichwort „Inselverarmung“

Solange nämlich Religioten das Sagen auf unserem Planeten haben - und das haben sie leider, Mensch sei’s geklagt, in vielen Teilen der Welt -, sind alle Versuche, das Zusammenleben der Menschen vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum Scheitern verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in Somalia, die 2011 dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde Bevölkerung nicht zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses Phänomens eine kurze Definition des religiotischen Syndroms:
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht.

 Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind).

Religiotie sollte daher als „partielle Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.

(Keine Macht den Doofen, s.42f)  (….)

 (Das ewige Rätsel 23.04.2014)

Samstag, 21. Dezember 2024

Abschied vom Humanismus

Mordlust, Sklaverei, Judenhass, Vergewaltigungen, Rache, Frauenverachtung, Sex mit Kindern, Brutalität, Prügelstrafen – all das gehört zu den „Werten“ der primitiven Hirtenkulturen, die sich (wenig überraschend) in den Regeln der Bibel finden. Im Alten Testament ist es der eifersüchtige und zutiefst sadistische Rachegott, der nicht nur Ungläubige massakrieren lässt, sondern von seinen Anhängern auch verlangt, ihre eigenen Kinder zu töten.

Die Brutalität und der Menschenhass der Bibel sind so bestialisch, daß sogar die christlich-konservativen Texaner das Buch verbieten.

[….] Welche Bücher Kinder und Jugendliche in texanischen Schulen ausleihen können, darüber tobt in dem US-Bundesstaat schon länger ein Kulturkampf. Beispielsweise flog vor rund einem Jahr ein Comic aus den Schulbibliotheken, weil dieser einen Kuss zwischen jungen Menschen zeigt – eine frühere Schülerin behauptete, das Werk habe sie in die Pornosucht getrieben.

Zu der Zeit trat auch ein Gesetz mit Namen HB 900  in Kraft, unterzeichnet vom republikanischen Gouverneur Greg Abbott: »Ein Anbieter von Bibliotheksmaterial muss eine kontextuelle Analyse des Materials vornehmen, um festzustellen, ob das Material sexuelles Verhalten in einer Weise beschreibt, darstellt oder darstellt, die offensichtlich anstößig ist«, heißt es darin. [….] Nicht darunter fallen dürfte nach Ansicht vieler Verfechter des Gesetzes wohl das bekannteste aller Bücher – die Bibel. Dass HB 900 darauf anwendbar sein könnte, fiel allerdings nun dem Leiter eines Schulbezirks auf: In einer E-Mail an Eltern schrieb Darryl Flusche aus dem Canyon Independent School District, das Gesetz erlaube es nicht, den vollständigen Text der Bibel zur Verfügung zu stellen. Bücher mit »sexuell explizitem Inhalt« seien den Bestimmungen zufolge nicht mehr erlaubt. [….] Dass sich im Anschluss daran die texanische Politik eingeschaltet haben muss, legen die lokalen Medienberichte ebenfalls nahe. [….] »Nachdem wir vom Abgeordneten Patterson eine Klarstellung bezüglich des Bibliotheksinhalts erhalten hatten, haben wir die Richtlinien neu bewertet.« Die Bibel sei nun in allen Bibliotheken des Schulbezirks verfügbar. [….]

(SPON, 21.12.2024)

Pfaffen reden sich an dieser Stelle gern mit Jesus heraus. Mit ihm sei etwas Neues gekommen. Nächstenliebe und Friede. Das Alte Testament sei zwar etwas harsch, aber mit dem Neuen Testament, kämen die christlichen Überzeugungen.

Klingt ganz gut, weil das Christentum erst mit dem Juden Jesus entstand und er insofern ein Religionsstifter war. Aber das ist Augenwischerei, da Jesus, Gott und der HeiGei eins sind. Die zutiefst menschenverachtenden Aussagen des AT finden sich auch im NT, werden nicht nur von Jesu Jüngern, sondern auch von ihm selbst gefordert.

Ephesians 5:22-24   Wives, submit to your husbands as to the Lord. For the husband is the head of the wife as Christ is the head of the church, his body, of which he is the Savior. Now as the church submits to Christ, so also wives should submit to their husbands in everything.

Exodus 21:20-21     If a man beats his male or female slave with a rod and the slave dies as a direct result, he must be punished, but he is not to be punished if the slave gets up after a day or two, since the slave is his property.

1 Peter 2:13 Submit yourselves for the Lord’s sake to every authority instituted among men.

2:18   Slaves, submit yourselves to your masters with all respect, not only to those who are good and considerate, but also to those who are harsh.

Leviticus 25:44-45

          Your male and female slaves are to come from the nations around you; from them you may buy slaves. You may also buy some of the temporary residents living among you and members of their clans born in your country, and they will become your property.

 

Der im 21. Jahrhundert weiterhin anhaltende Bibel-Hype, liegt darin begründet, daß sie gekauft und stolz präsentiert, jedoch nicht gelesen wird. Gläubige Christen wissen nicht, was in dem Buch steht, an das sie so stark glauben.

Das „Quran Project“, bei dem Youtuber einen Koran-Umschlag um die Bibel wickeln und empörten Christen die vermeidlichen Koran-Texte vorlesen, wurde tausendfach überall in der christlichen Welt wiederholt. Christen reagieren schockiert und verlangen ein Koran-Verbot, wenn sie Jesu‘ Worte hören, die sie für den Koran halten. Unnötig zu erwähnen, daß Muslime den Koran genauso wenig kennen, wie Christen die Bibel.

Mt 5; 21-22 (Hölle für Beleidigung) Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, der soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder der seinem Bruder auch nur zürnt soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.

Mt 10; 14 (Vernichtung bei Abweisung von Missionaren) Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg und schüttet den Staub von euren Füßen. Amen, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tage des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.

Mt 10;34 (Aufruf zu Unfrieden) Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.

Mt 12; 35 (Nur gute und böse Menschen) Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil er Gutes in sich hat, und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil er Böses in sich hat.

Mt 13; 37 (Gleichnis vom Sämann, Menschen als Unkraut) Er antwortete: Der Mann der den guten Samen säht, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut, das sind die Söhne des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei der Ernte sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt.

Mt 15; 22 (Mitleid nur mit Israeliten) Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr Du Sohn

Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort. Da traten seine

Jünger zu ihm und baten: Befreie sie (von ihrer Sorge), denn sie schreit hinter uns her. Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.

Mt 25; 41-42 (Ewige Hölle für unterlassenen Hilfe) Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist.

Denn ich war hungrig und ihr habt mir nicht zu essen gegeben; ...

Hebr 12; 6 (Züchtigung ist Liebe) Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat.

Eph 5; 22 (Nachrangige Stellung der Frau) Ihr Frauen, ordnet euch den Männern wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; ...

2. Thess 1; 6--10 (Unverhältnismäßige Strafe, Vergeltung)

Denn es entspricht der Gerechtigkeit Gottes, denen mit Bedrängnis zu vergelten, die euch bedrängen, euch aber, den Bedrängten zusammen mit uns Ruhe zu schenken, wenn Jesus, der Herr, sich vom Himmel her offenbartmit seinen mächtigen Engeln in loderndem Feuer. Dann übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium Jesu, unseres Herrn, nicht gehorchen. Fern vom Angesicht des Herrn und seiner Macht und Herrlichkeit müssen sie sein, mit ewigem Verderben werden sie bestraft,..

Joh 3; 8 (Teufel) Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an.

Offb 21; 8 (Hölle für diverse Vergehen)

Aber die Feiglinge und Treulosen, die Befleckten, die Mörder und die Unzüchtigen, die Zauberer, Götzendiener und alle Lügner - ihr Los wird der See von brennendem Schwefel sein. Dies ist der zweite Tod.

Offb 4-20; ( Dies ist eine einzige Orgie von Gewalt und Machtphantasien. Selbst nachzulesen)

Religion funktioniert nur mit dummen, oder zumindest desinteressierten Menschen.

Wer die Bibel, den Koran aufmerksam liest, wer in der Kirche oder der Moschee wirklich genau zuhört, wird zwangsläufig zum Atheisten.

Mk 16;16 (Verdammung Ungläubiger) Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wir verdammt werden.

Mk 16; 17 (Exorzismus) Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden;

Röm 1; 28-32 (Diffamierung Ungläubiger, Verurteilung zum Tod) Und da sie sich weigerten, Gott anzuerkennen, lieferte sie Gott einem verworfenen Denken aus, so dass sie tun was sich nicht gehört: Sie sind voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke, sie verleumden und treiben üble Nachrede, sie hassen Gott, sind überheblich, hochmütig und prahlerisch, erfinderisch im Bösen und ungehorsam gegen die Eltern, sie sind unverständig und haltlos, ohne Liebe und Erbarmen. Sie erkennen, dass Gottes Rechtsordnung bestimmt: Wer so handelt verdient den Tod...

Hebr 10; 31 (Furchtbarer Gott) Es ist furchtbar in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

Es brauchte 200 Jahre Aufklärung, um humanistische Werte gegen den erbitterten Widerstand der Christen durchzusetzen. Aber die Christliche-Konservativen gaben nie auf, kämpfen auch heute noch mit aller Macht gegen Gleichstellung, Frauen-, Trans- oder Schwulenrechte. Sie wollen ihre Kinder schlagen, ihre Frauen vergewaltigen und nach Herzenslust diskriminieren. Und sie schaffen es, das Rad zurück ins Mittelalter zu drehen.

Da nehmen sich Trump und Merz nicht viel. Beide firmieren schließlich ausdrücklich als Christen in der Politik, werden von Christen gewählt.

[…] Kritisch hat Donald Trump der LGBTQ-Gemeinde schon immer gegenübergestanden. Während des Wahlkampfes hat bei Trump und seinen republikanischen Kollegen die Ablehnung aber neue Dimensionen angenommen. Besonders hart wird das Misstrauen des künftigen US-Präsidenten Transgender-Menschen treffen. Nicht-binäre Menschen müssen sich darauf einstellen, dass ihnen die Krankenversicherung gestrichen wird. Zudem will Trump Schulen und Universitäten, die Geschlechtsumwandlungen dulden, den Geldhahn abdrehen. Eine Flut von Zivilprozessen, die bis zum Obersten Gerichtshof gehen könnten, erscheint unvermeidlich. [….] Trumps Kampfansage an Transgender-Menschen würde auch Empfänger staatlicher Sozialleistungen treffen. Sowohl Medicare (die Gesundheitsvorsorge für Rentner) als auch Medicaid – die Krankenversicherung für ärmere Haushalte – finanzieren seit zehn Jahren einige Behandlungen für nicht-binäre Personen. Zudem verbietet der Affordable Care Act (ACA) – auch als Obamacare bekannt – die Diskriminierung von Transgender-Personen. Davon aber lässt sich Trump nicht beirren. Er will durchsetzen, dass die staatlichen Versicherungsprogramme sämtliche Behandlungen, die Geschlechtsumwandlungen fördern, einstellen. [….]

(Peter deThier, FUNKE Medien, 21.12.2024)

Trumps deutsche Fans bei den Christenparteien, also insbesondere Linnemann, Spahn und Scheuer, adaptieren den gruppenbezogenen Menschenhass, der sich sowohl in ihrer Religion, als auch im Trumpismus wiederfindet, inzwischen soweit, daß sie Menschenrechte nicht nur beim Asylrecht abschaffen wollen, sondern generell zur Disposition stellen.

[….] Ein Austritt Deutschlands aus der Europäischen Menschenrechtskonvention: Im Gespräch mit der britischen Zeitung "The Times" hält der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Spahn das für ein denkbares Szenario. Aus seiner Sicht müsse die Konvention einen "gewissen Nutzen" für Deutschland haben.  […..]

(Monitor, 20.12.2024)

Rechte sollen nur für christliche weiße Cis-Männer gelten. Wie schon bei Jesus.

1. Kor 6; 22 (Fluch) Wer den Herrn nicht liebt, der sei verflucht!

1. Kor. 7; 20-21 (Sklaverei) Jeder soll in dem Stand bleiben, in dem ihn der Ruf Gottes getroffen hat. Wenn Du als Sklave berufen wurdest, soll dich das nicht bedrücken. Auch wenn Du frei werden kannst, lebe lieber als Sklave weiter.

1 Kor 11; 7-9 (Rang der Frau) Der Mann darf sein Haupt nicht verhüllen, weil er Abbild und Abglanz Gottes ist; die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. Denn der Mann stammt nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Der Mann wurde auch nicht für die Frau geschaffen, sondern die Frau für den Mann.

Hebr 10; 26-29 (Todesstrafe für Abfall vom Glauben) Denn wenn wir vorsätzlich sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, gibt es für diese Sünden kein Opfer mehr, sondern nur die Erwartung des furchtbaren Gerichts und ein wütendes Feuer, das die Gegner verzehren wird. Wer das Gesetz des Mose verwirft, muss ohne Erbarmen auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin sterben. Meint ihr nicht, dass eine noch viel härtere Strafe der verdient, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten, das Blut des Bundes, durch den er geheiligt wurde, verachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?

Freitag, 20. Dezember 2024

Unerträgliche gelbe Peinlichkeit

Kaum ein Gefühl ist so schlimm, wie das schockierte ohnmächtige Mitschämen, wenn ein anderer sich coram publico blamiert.

Sich für eigene Patzer zu schämen, ist harmloser, weil das Empfinden von Scham immerhin so viel Charakter und Anstandsgefühl voraussetzt, sich über die Peinlichkeit einer Situation oder des eigenen Verhaltens bewußt zu sein.

Als der Bundeskanzler am Montag nach seiner Rede zur Vertrauensfrage mit dem SPD-Fraktionschef Mützenich zusammenstand, kam die Parteivorsitzende Esken dazu; wurde aber von Scholz nicht bemerkt. Es sah so aus, als habe er sie brüsk stehen lassen. Die Medien diagnostizierten große Peinlichkeit.

Mein Mitschäm-Faktor war aber minimal, weil Scholz sich seines Fauxpas‘ sehr schnell bewußt wurde und souverän reagierte.

[….] SPD-Chefin Saskia Esken hat Bundeskanzler Olaf Scholz nach eigenen Worten verziehen, [….] "Olaf Scholz hat sich sehr warmherzig und umfangreich bei mir entschuldigt – und damit ist es für mich auch erledigt", sagte Esken nun der Nachrichtenagentur dpa. "Ich weiß, wenn man solche Reden hält, dass man sich dann in einer Art Tunnel befindet, wie auch jeder Künstler vor und nach dem Auftritt. Die Wahrnehmung nach außen ist ein Stück weit eingeschränkt und insofern habe ich Verständnis", sagte die SPD-Vorsitzende. [….] Zudem kritisierte die SPD-Politikerin die große Aufmerksamkeit, die das Thema erhielt. Dass von Medien aus der Szene eine "große Sache" gemacht werde und sie in sozialen Medien "auf eine Art und Weise missbraucht" werde, zeige, "auf welchem Niveau unsere Debatte stattfindet", sagte Esken.  Scholz hatte sich bereits kurz nachdem die Aufnahme online kursierte zu Wort gemeldet. "Saskia und ich haben uns das Video angeschaut. Peinlich von mir – zum Glück konnten wir beide darüber lachen", schrieb Scholz auf X und veröffentlichte dazu ein Foto, das ihn und seine Parteikollegin zusammen zeigt.  [….]

(Zeit, 18.12.2024)

Hier handelt es sich um eine unwillkürliche schuldlose Peinlichkeit, wie bei einem öffentlichen Furz. Ja, in dem Moment, in dem es dem Flatulierenden passiert, wirkt es auf die Umstehenden peinlich. Aber er kann nichts dafür und weiß selbst, wie unpassend das ist.

Hier handelt es sich also um minderes Mitschämen der untersten Kategorie.

Ganz oben in der Peinlichkeitsskala steht notorische Schamlosigkeit, bei der eine peinliche Tat stoisch und widerholt ausgeführt wird, weil der Scham-Verursacher gar nicht begreift, wie peinlich er wirkt. Donald Trump ist dafür ein gutes Beispiel. Die halbe Welt mokiert sich über seine unglaublich schlechte orange Schminke, seine abstruse Besessenheit von der fiktionalen Figur Hannibal Lecter oder den arhythmisch-grobmotorischen Double-Jerkoff Dance.

Trump ist aber zu borniert, um das wahrzunehmen. Er findet sich selbst immer fabelhaft und ist daher schlicht und ergreifend gar nicht in der Lage, Peinlichkeit zu empfinden. Die Frisur, seine Windeln und der offenbar üble Geruch, der ihn stets umgibt, zeugen davon. Es gehört zu seiner Grund-Dumpfheit, mit Klopapier am Schuh die Airforce One zu erklimmen.

Übertroffen wird der Mitschämfaktor nur noch von Typen wie Christian Lindner, die intelligenter als Trump sind. Linocchio passieren diese unglaublich peinlichen Momente nicht einfach wie Trump. Nein, er setzt sie bewußt ein, lässt sie von den Kameras ausleuchten und erfreut sich noch dabei.

Während Trump also achselzuckend in aller Öffentlichkeit in seine Windeln scheißt und ungerührt davon weitermacht, würde Lindner an seiner Stelle, auch noch stolz die exkremetierte Pampers hervorholen und direkt in die Kamera halten.

Als Lügenlindners Ampelsprengungs-Show aufflog, hatte er sich nicht nur öffentlich ausführlich selbst beweint, sondern inszenierte sich auch noch anschließend als Opfer, das auf die Straße gesetzt worden sei. Aber da fühle er sich wohl, auch wenn er nun finanziell so ausgeblutet sei, daß er nicht mehr für Kinder in Not spenden könne.

Der Lübecker SPD-Abgeordnete Klüssendorf verwies zwar auf die 11.000 Euro Abgeordnetendiät, die Lindner als monatlichen Notgroschen behält, aber Lindner ist so peinlich, daß er sich mit seinen 11K als obdachlos darstellt, während er vorrechnet, die Bürgergeldempfänger hätten es so dicke, daß man ihnen pauschal 24 Euro im Monat streichen müsse. Zum Mitschämen.

[….] Street Credibility bei Christian Lindner? Warum der ehemalige Finanzminister von Bundeskanzler Olaf Scholz natürlich nicht „auf die Straße“ gesetzt wurde. [….] mir war auch wichtig, nochmal die Bemerkung des ehemaligen Finanzministers Christian Lindner aufzugreifen, dass er von Olaf Scholz „auf die Straße“ gesetzt worden sei.

Was viele Menschen nicht wissen: natürlich ist Christian Lindner weiter Abgeordneter im Deutschen Bundestag und bekommt eine auskömmliche Diät. Ich finde diese Bemerkung einfach dreist und unverschämt den Menschen gegenüber, die wirklich den Winter auf der Straße verbringen müssen. Einen auf „Vom Bordstein bis zur Skyline“ machen, in Wahrheit aber nicht viel weiter als von der Wilhelmstraße* bis zur Paul-Löbe-Allee** kommen - nicht mit uns!

*Sitz des Finanzministeriums  **Straße am Reichstag [….]

(Tim Klüssendorf, 19.12.2024)

Aber Lindner legt noch einen drauf, indem er sich bei rechtsradikalen Kriminellen anbiedert. Musk und Milei sind seine neuen Vorbilder.

Zu Linocchios großem Pech, kennt sein angehimmelter Musk ihn gar nicht und läßt via der rechtsradikalen Schwurblerin Naomi Seibt wissen, nur die AfD könne Deutschland retten.

[….] Die AfD feiert ihn, die FDP bemüht sich um seine Gunst und aus anderen Parteien kommt scharfe Kritik: US-Milliardär und Tesla-Gründer Elon Musk hat sich öffentlichkeitswirksam als AfD-Fan zu erkennen gegeben und damit mitten im Bundestagswahlkampf großen Wirbel ausgelöst. „Only the AfD can save Germany“, schrieb Musk auf seiner Plattform X über den Post einer AfD-nahen Influencerin. Auf Deutsch: „Nur die AfD kann Deutschland retten“.

AfD-Chefin Alice Weidel bedankte sich postwendend mit einem, „Ja! Da haben Sie vollkommen recht, Elon Musk!“ und schickte später noch ein an „Dear Elon“ gerichtetes Video auf Englisch hinterher. Dieses teilte Musk wiederum später, was dem Clip enorme Reichweite verschafft haben dürfte. Allein Musks Ursprungspost wurde nach Angaben von X bis zum Nachmittag mehr als 25 Millionen Mal angezeigt. [….] FDP-Chef Christian Lindner schrieb an Musk, die AfD sei gegen Freiheit und Wirtschaft und eine rechtsextreme Partei. Musk möge keine voreiligen Schlüsse aus der Ferne ziehen, sondern sich mit ihm treffen und über die FDP sprechen. [….] Aus verschiedenen anderen Parteien kam hingegen scharfe Kritik an Musk. Wenn er mit seiner Plattform X aktiv in den Wahlkampf eingreife, um der AfD Rückenwind zu verschaffen, sei das „ein alarmierendes Signal“, sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch [….]. Deutschland brauche weder fremde Einflüsse noch Trumpismus. „Stay out, Elon“ („Bleib draußen, Elon“), forderte er.

Der digitalpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Reinhard Brandl (CSU), sagte Welt: „Eine solche Konzentration von Macht und Reichweite bei einer Person ist eine ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie.“ [….]

(SZ, 20.12.2024)

Die Schweizer Nazi-Lesbe ist entzückt, weil der ultrareiche südafrikanische Nazi und Klimaleugner sie kennt, aber Lindner ist all das offenbar noch nicht peinlich genug, also biedert er sich, um Musks Aufmerksamkeit heischend, nun auch noch auf Englisch an. Zum Mitschämen

[….] Stuttgart - Ricarda Lang hat ihr Versprechen, auf vieles nur noch mit Humor zu reagieren, gehalten. [….] Diesmal erwischte es erneut Christian Lindner (FDP), der bei X auf einen Post von Elon Musk antwortete. Der Trump-Vertraute hatte zuvor getwittert, dass nur noch die AfD Deutschland retten könne. Daraufhin richtete Lindner das Wort an Musk und schrieb: „Elon, ich habe eine politische Debatte angestoßen, die durch Ideen von dir und Milei inspiriert wurde. [….] Lass uns zusammenkommen, und ich zeige dir, wofür die FDP steht.“

Über diese Worte amüsierte sich wiederum Lang und nahm Lindner aufs Korn: „Dear Slim, I wrote you, but you still ain‘t callin…“. Mit dieser Punchline, wie man in der Rapper-Szene sagt, spielt die einstige Grünen-Chefin auf den Song „Stan“ von Eminem an, in dem es um einen vom Sänger besessenen Fan geht. Der schreibt Eminem mehrere Briefe, die unbeantwortet bleiben. [….]

(BW24, 20.12.2024)


 

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Lügen lohnt sich.

Wenn ich mir die Stellungnahmen der am meisten im Rampenlicht stehenden C-Politiker ansehe/anhöre, frage ich mich unwillkürlich „wie kann man nur so dreist lügen“? So hemmungslos und so offensichtlich haben die Konservativen noch nie gelogen. Dabei waren sie schon immer die größeren Schummler, Betrüger und Handaufhalter.

Aber was Spahn, Merz, Linnemann, Söder und Dobrindt gerade abliefern, läßt den alten Baron Münchhausen wie eine ehrliche Haut wirken.

Aber dieses „wie kann man nur?“ ist bloß eine rhetorische Frage an mich selbst. Denn die Antwort darauf ist nur zu offensichtlich: Es lohnt sich, den Wähler anzulügen, weil große Teile des Urnenpöbels kaum noch Medienkompetenz besitzen und bereitwillig ihre eigene Bullshittisierung mitmachen.


Es ist gefährlich, sich nur in meiner Social-Media-Blase zu bewegen, weil dort all die Informationskanäle konzentriert sind, die Tag für Tag den von AFDPCDUCSUlern verbreiteten Unsinn „debunken“ und Fakten dagegen stellen.

Da sich in meiner Blase auch große seriöse Media-outlets wie Süddeutsche Zeitung, SPIEGEL, FR, Monitor, Panorama befinden, halte ich sie gelegentlich für groß genug, um Einfluss auf die Gesamtstimmung zu nehmen. Demnach müssten die demoskopischen Werte für die Konservativen langsam mal deutlich sinken. Schon allein wegen der Peinlichkeit eines Fritze Merzes, der nahezu täglich bei einer neuen Lügen ertappt wird.

Leider stimmt das nicht. Im Gegenteil.

Gefragt, ob sie von dem notorischen Lügner ohne ökonomischen Sachverstand, oder doch lieber dem besonnenen Scholz regiert werden wollen, votiert der Urnenpöbel für Fritze Münchhausen.

Linnemann, Spahn, Scheuer – sie alle loben und bewundern den myriadenfach lügenden Megakriminellen und verurteilen Sexualstraftäter Donald Trump.

Bei ihrem Pilgerreisen ins Land der Lüge, haben sie adaptiert, daß man nur dreist und häufig genug lügen muss, um sich schließlich ganz der normativen Kraft des Faktischen entledigen zu können. 


Der Souverän reagiert darauf mehrheitlich nicht mit Ablehnung des Lügners, sondern mit Ablehnung der Realität. Spahn, Söder und Merz entwickeln durch ihre Lügenstrudel eine derartige Sogwirkung, daß die Masse schließlich wirklich glaubt, die Grünen hätten die letzten 20 Jahre das Verkehrsministerium besetzt und wären Schuld am Bahnchaos.

Außerhalb der schwarzgelben Lügillusionsblase, leiden Grüne, Linke und Sozis an Schwindsucht. Nur noch eine immer weiter schrumpfende Minorität will den Parteien zuhören, die sich mit der Realität plagen.

Vor einigen Tagen sah ich auf dem kleinen Spartensender arte, der ohnehin kaum geguckt wird, weil die Deutschen 100 mal lieber tittenoptimierte Tattoo-Trullas bei Reality-Kopulationsritualen auf RTL anglotzen, die Dokumentation „GRÜNES EIS – DAS WUNDER DER ARKTIS“. Internationale Top-Wissenschaftler, wie Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut oder der US-Ornithologe George Divoky tragen immer mehr und immer schockierende Fakten zum tödlichen Klimawandel zusammen. Im Rekordtempo sterben ganze Lebensräume und Tierpopulationen ab. Die Einschaltquote liegt aufgrund ihrer homöopathischen Größe im nicht messbaren Bereich. Die Leute wollen es nicht wissen. Stattdessen laufen Mehrheiten von zig Millionen Wählern Typen, wie Trump und Merz und Lindner und Weidel und Wagenknecht hinterher, die ihnen versprechen, alle Klimaschutzmaßnahmen abzuschaffen, weil es Erderwärmung entweder gar nicht gäbe oder „die Welt in der Tat nun morgen nicht untergeht“.

Diese normative Kraft des Kontrafaktischen prägt die westlichen Demokratien inzwischen. So gewinnt man Wahlen. Heil den Lügnern.