Bestimmt habe ich es immer mal wieder erwähnt: Eins meiner Lieblingsbücher ist James Clavells „Shogun“; im Gegensatz zu der schmalzigen komplett misslungenen Serienverfilmung mit Richard Chamberlain. Der Schreibstil ist eher nicht auf Weltliteratur-Niveau, aber die Konzeption mit den Dutzenden, genial ineinander verwobenen Handlungssträngen, beindruckt mich immer wieder.
Den hochintelligenten, vielschichtigen Haupthelden Yoshi
Toranaga noh-Minowara halte ich für eine der besten Romanfiguren überhaupt. Sie
orientiert sich am historischen Vorbild Tokugawa Ieyasu (* 31. Januar 1543, †
1. Juni 1616), der 1603 das in weit über 200 kleine Fürstentümer zersplitterte
Japan unter seine Kontrolle brachte und somit das 250 Jahre andauernde Tokugawa-Shogunat
begründete.
Toranaga war ungeheuer mächtig und manipulierte alle anderen Mitspieler seiner
Zeit. Dabei setzte er aber oft nicht auf Gewalt, sondern zog alle erdenklichen
Fäden, bis die Untergebenen und Konkurrenten selbst glaubten, das zu wollen,
was Toranaga von ihnen verlangte. Er agiert nicht in erster Linie mit Grausamkeit, sondern
betrachtet seine Gefühle nicht als Schwächen.
Es gibt eine schöne kleine Szene am Ende des Buches, als Toranagas Tross in der Provinz unterwegs ist, ein kleines Gasthaus aufsucht, aus dem sofort alle anderen vertrieben werden, so daß er seiner herausragenden Stellung gemäß, allein speisen kann. Die Bediensteten sind gegenüber Samurais ohnehin völlig rechtlos und ihrer Willkür ausgeliefert. Bei dem obersten Daimyō höchstpersönlich gilt das erst Recht, Es war gut möglich, den Kopf abgeschlagen zu bekommen. Gleichzeitig ist es zweifellos eine ungeheure Ehre Toranaga zu beherbergen und eine Möglichkeit viel zu verdienen. Der künftige Shogun verspeist also seine Nudeln, sinniert noch eine Weile still über das Kriegsgeschehen, als eine verängstigte Dienerin sich demütig auf Knien nähert, um ihm weitere Nudeln anzubieten.
In diesem Moment denkt er an seinen Sohn und designierten Nachfolger Sudara, der sich als fähiger General erwiesen hatte. Sudara würde jetzt rational handeln, indem er die Familie des Wirts und alle Angestellten des Lokals hinrichten ließe. Das erspart Kosten, garantiert, daß niemand etwas ausplaudert und sorgt dafür, daß sich alle anderen Wirte zukünftig noch mehr Mühe geben werden. Toranaga schätzt diese effektive Art und wählte genau deswegen Sudara unter seinen vielen Söhnen als Erben aus. Eine Sekunde später, zurück in der Gegenwart, blickt er die Dienerin direkt an – schon das ist eine beispiellose Ehre für sie – und sagt „bestell‘ deinem Chef, er macht gute Nudeln!“ Wohlwissend, daß die Familie des Wirtes nun für viele Generationen mit dieser Gegebenheit prahlen wird.
Natürlich ist Toranaga aber ein Kind seiner Zeit und Japaner. Bei seiner Karriereplanung muss er hin und wieder selbst auch Schachfiguren töten lassen.
Da gibt es die Szene mit seinem durchaus wichtigen Verbündeten und Vasallen Kasigi Yabu, dem Daimyō von Izu, der ihm auch weiterhin sehr hilfreich sein kann, dem er aber nicht mehr genug vertraut. Er wägt Vor- und Nachteile ab und kommt zu dem Schluss, es wäre besser wenn Yabu tot ist. Da sie beide Daimyōs sind, bleibt er ab stets vollendet höflich, lädt ihn zu sich, dankt ihm für seine Dienste und bittet ihn förmlich nun aber Seppuku zu begehen.
Der soeben zum Tode verurteilte Yabu ist listig und gerissen; die Gedanken, wie er sich jetzt noch irgendwie retten könne, schießen durch seinen Kopf. Aber auch Yabu weiß was sich gehört. Ein direkt ausgesprochener Wunsch Toranagas ist Gesetz. Es gibt keine Möglichkeit, dem zu entgehen. Also verbeugt er sich artig und begeht am selben Abend formvollendet Selbstmord. Ist eben Karma. Muss man akzeptieren.
400 Jahre später ist ein demokratischer Staat, in dem solche Umgangsformen nicht mehr erlaubt sind, aber der Geist lebt schon noch weiter. Man ist höflich, förmlich, obrigkeitshörig. Es kommt durchaus noch vor, daß Abteilungsleiter oder Direktoren nach einem Rüffel der Firmenleitung gleich devot vom Dach springen.
22.000 Selbstmorde gab es letztes Jahr in Japan. Man betrachtet es heute als soziales und psychologisches Phänomen.
Aber manchmal vermisse ich auch die Möglichkeit, jemanden prophylaktisch um Seppuku zu bitten.
Manche Leute wird man ja anders offenbar nicht los, wenn ich mir beispielsweise Trump ansehe.
Nach unseren bisherigen westlichen demokratische Vorstellungen, wird ein krimineller Staatsfeind wie er, an die Justiz überstellt. Es gibt auch einen internationalen Haftbefehlt gegen Wladimir Putin und einen beantragten Haftbefehl gegen Bibi Netanyahu. In einer funktionierenden Demokratie mit aufgeklärten rationalen Staatsbürgern, hätten solche Typen an der Wahlurne keine Chance. Weite Teile des US-amerikanischen Volkes sind im Jahr 2024 allerdings moralisch völlig entwurzelt und intellektuell so verkommen, daß sie einen rassistischen Vergewaltiger als ihren neuen Heiland verehren.
Was soll man da noch machen, wenn ein Verbrecher derart gedemütigt Tag für Tag vor Gericht steht und seinen jubilierenden Anhängern nichts zu peinlich ist, um ihn weiter zu unterstützen?
Es wäre doch viel netter und sauberer, wenn Joe Biden als US-Präsident einfach mal in Mar A Lago anriefe, dem furzenden Pumpkin-Tits sagen würde ‚danke für deinen Einsatz, aber begehe bitte heute noch Harakiri‘.
Eine saubere, Geld und Zeit sparende Methode zum Wohle aller.
Die sympathische Partei „Alternative für Deutschland“ ist in einer ähnlichen Lage, nachdem sie wider aller Warnungen, den kriminellen Nazi-Hallodri Maximilian Krah zu ihrem EU-Spitzenkandidaten erkor, der aber kontinuierlich so viel Schaden anrichtet, daß die eigene Partei ihm Auftrittsverbot erteilt und ihn aus der Parteiführung wirft.
[….] Gut zwei Wochen vor der Europawahl hat die AfD ihrem eigenen Spitzenkandidaten Maximilian Krah ein Auftrittsverbot erteilt. Krah selbst bestätigte seinen Rückzug aus dem Wahlkampf und aus dem Bundesvorstand. [….] Auslöser war ein Interview Krahs mit der italienischen Zeitung La Repubblica, die nach der nationalsozialistischen SS fragte. [….] Der französische Rassemblement National kündigte wegen des Aussagen Krahs die Zusammenarbeit mit der AfD auf. [….]
Kann die AfD Krah noch von der Kandidatenliste nehmen?
Nein, das ist nur innerhalb einer bestimmten Frist möglich, und diese Frist ist bereits abgelaufen. Das Europawahlgesetz bestimmt, dass 72 Tage vor der Wahl der Bundeswahlausschuss verbindlich über die Zulassung von Wahlvorschlägen entscheidet. Eine Zurücknahme hätte also schon bis zum 29. März erfolgen müssen. [….]
Wie kann ein einmal zugelassener Kandidat gestrichen werden?
Das ist nur in zwei Konstellationen möglich. Zum einen, wenn der Kandidat stirbt. Zum anderen, wenn er seine Wählbarkeit verliert. Das ist automatisch der Fall, wenn er wegen eines Verbrechens zu mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt wird. Bei bestimmten Straftaten kann das Gericht den Verlust des passiven Wahlrechts auch bereits ab einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten anordnen. Zu diesen Straftaten zählt zum Beispiel das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. [….]
Wie in den USA, sind bedauerlicherweise auch in Deutschland, viele Millionen Wähler so degeneriert, daß sie AfD-Clowns nicht wählen, obwohl sie verblödete kriminelle Nazis sind, sondern gerade deswegen. Viel Schaden an den Wahlurnen nimmt die AfD nicht; ganz egal wie schlimm es ihre Kandidaten treiben.
[….] Es kommt nicht häufig vor, dass eine Partei ihren Spitzenkandidaten vor einer Wahl versteckt. Aber die AfD, so beweist sie drei Wochen vor der Europawahl wieder einmal, ist eben keine Partei wie die anderen. Ihr Listenführer Maximilian Krah soll sich besser unsichtbar machen für den Rest des Wahlkampfs, so hat es der Parteivorstand beschlossen.
Krah ist tatsächlich jemand, mit dem man sich lieber nicht blicken lässt. Das war der Mann allerdings schon, bevor er sich jetzt nicht nur als ein Freund autoritärer Diktaturen wie China outete, sondern auch als ein Apologet nationalsozialistischer Verbrecher, der sogar Offiziere der SS in Schutz nimmt - und das in einer Zeitung aus Italien, einem Land, in dem Ortsnamen wie Sant' Anna di Stazzema, Fivizzano oder Marzabotto für grausamste Massaker der deutschen Waffen-SS an Zivilisten stehen. [….] Nur kann die halbherzige Versteck-den-Kandidaten-Aktion nicht verbergen, dass Krah in der AfD kein verirrter Außenseiter ist. Im Gegenteil: Die Partei hat ihn ja selbst zu ihrem Europa-Spitzenmann gekürt - nicht trotz, sondern wegen seiner lange bekannten Gesinnung. Wie sein mit Nazi-Parolen hantierender Parteifreund Björn Höcke verkörpert er die pure Essenz einer im Kern rechtsextremen Partei. Wollte die AfD diesen Ruch wirklich loswerden, müsste sie sich zuerst von Krah trennen. Und von Höcke. Und von deren Anhängern - also letztlich von sich selbst. [….]
Die AfD ist eine Partei der Amoral und Kriminalität. Das können und wollen Weidel, Storch und Chrupalla nicht ändern. Aber es ist schon etwas peinlich, wenn der eigene Verein allzu offensichtlich als stinkender Haufen Hundescheisse enttarnt wird.
[….] Die AfD ist mit Vollgas gegen die Wand gefahren und hat dabei nicht mal die Augen zugemacht. Mit 65,7 Prozent hatten die Delegierten auf der Europawahlversammlung der Partei im vergangenen Sommer Maximilian Krah zum Spitzenkandidaten gewählt. Knapp zwei Drittel fanden also, dass der Europaabgeordnete und Höcke-Vertraute der Richtige für den Job sei - eine glatte Fehleinschätzung. Dabei gab es schon damals begründete Zweifel. Krahs Mitgliedschaft in der ID-Fraktion in Brüssel war da gerade zum zweiten Mal für mehrere Monate ausgesetzt worden. Es gab Manipulationsvorwürfe und schon damals die Befürchtung: Da könnte noch was nachkommen.
Ganz abgesehen von Krahs offenen Sympathien für Russland und China, die sich auch in seinem Abstimmungsverhalten zeigten: Nicht wenige in der AfD hielten Krah auch charakterlich für ungeeignet, die Partei in den Europawahlkampf zu führen.
Doch die kritischen Stimmen konnten oder wollten sich nicht gegen das dominierende Lager um Björn Höcke durchsetzen. Auch die Parteispitze stellte sich hinter Krah und führte die AfD damit sehenden Auges in die Katastrophe. Nun muss sie mit einem Spitzenkandidaten in die Europawahl gehen, der untragbar geworden ist. [….]
Hier liegt dann auch die Erklärung für den Totalschaden mit Ansage, den die AfD mit Krah erlitten hat. Sie wusste es nicht nur nicht besser. Sie wollte es nicht besser wissen. Denn Krah ist zwar ein Einzelgänger, aber in der AfD kein Einzelfall. [….]
(Jim-Bob Nickschas, ARD, 22.05.2024)
Jetzt einmal Toranaga sein und die Braunen könnten es so einfach haben. Bystron, Krah und Höcke in den Berliner Eichhorster Weg 80 bestellen, sich freundlich beim Tee unterhalten und schließlich lächelnd mitteilen, die Drei mögen doch bitte heute noch Seppuku begehen. Ganz ehrlich und anständig; unter Freunden. Niemand verliert das Gesicht. Nur ein paar Köpfe.
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