Vielleicht
liegt es ja daran, daß ich keine Machtposition bekleide.
Seit ich
vor Dekaden ein paar Semester einen erstaunlich gute bezahlten Job als Tutor an
der Uni hatte und aufpassen musste, daß sich die kleinen Erstsemester nicht im
Chemielabor in die Luft sprengen und sowas wie erste Kolloquien mit ihnen
simulieren mußte, hatte ich nie mehr Untergebene.
Jetzt
bin ich schon ewig selbstständig; habe aber keine Angestellten.
Daher
kann ich keine Gefälligkeiten für Jobs einfordern.
Ich bin
auch nicht so reich, daß jemand wegen meines Geldes Fellatio anböte.
Ganz
traurig sieht es auch in meiner Partei aus. Ich bin nur einfache
SPD-Karteileiche, die nie irgendein Parteiamt hatte. Auch da kann ich für sexuelle
Angebote keine Pöstchen verteilen.
Kein
Vergleich zu Typen, die als Besitzer und/oder Juroren von Miss-Wahlen zum
Pussy-grabben durch die Damen-Umkleiden schlendern können.
Aber
vielleicht liegt es nicht nur am Mangel an Gelegenheiten.
Ist mein
Testosteronspiegel zu niedrig?
Ich
verstehe das Konzept von Vergewaltigung gar nicht.
Jemand
Gewalt antun und Sex schließt sich für mich aus.
Sexuelle
Aktivitäten gegen den Willen eines anderen würden bei mir; ich entschuldige
mich für diesen intimen Einblick; physisch gar nicht funktionieren und als Mann
setzt aktive Vergewaltigung eine körperliche Erregung voraus.
Offenbar
sind andere Männer diesbezüglich „leistungsfähiger“, wie beispielsweise Massenvergewaltigungen in Kriegen beweisen. Da
sind offenbar viele Männer in der Lage von eben auch jetzt angesichts von Elend
und Verzweiflung, bei heulenden und schreienden Frauen kollektiv zu erigieren.
Oder
habe ich durch die ostentative Beschäftigung mit der römisch-katholischen
Kirche einfach Gefallen am freiwilligen Zölibat gefunden?
Es
könnte auch an meiner Erziehung liegen.
Ich
wuchs einerseits nicht prüde auf. Kinder und Erwachsene schwammen nackt. Das waren
ja noch die vorprüden frühen 1970er, als Mann gern nahtlos braun wurde und das
hüllenlose Schwimmen genoss. Ich verstehe gar nicht wie heutige Jugendliche das
in diesen überknielangen Baggy-Shorts in Freibädern machen.
Das ist
doch Mist. Erstens bremst der viele Stoff unter Wasser und zweitens läuft man
anschließend ewig mit nassen Hosen rum. Das macht doch keinen Spaß.
Jedenfalls
wußte ich als Kind schon lange bevor es mich interessierte wie Männer und
Frauen untenrum aussahen, empfand dabei aber rein gar nichts, weil das weder tabuisiert
noch thematisiert war.
Es wurde
nicht gemunkelt, gemauschelt und aus Unkenntnis geschwängert, so wie es heute
im amerikanischen Biblebelt passiert.
Mir wurde vorgelebt, wie Mann, Frau und Kind gewaltfrei und gleichberechtigt mit
einander umgehen.
Man gab
den Kleineren etwas ab, nahm Rücksicht auf die Schwächeren und bestimmte nicht
nur deshalb, weil man stärker war.
Oder es
ist auch nur rein zufällig mein angeborener Charakter, daß ich andere Menschen nicht
sexuell belästige, daß ich niemand vergewaltige und auch privat keinen Locker-Room-Talk
veranstalte.
Da ich
nie Messdiener war, in keiner kirchlichen Umgebung aufwuchs und außerdem ein
Mann bin, der zufällig auch noch außergewöhnlich groß ist, habe ich auch keine
Erfahrung als Opfer sexueller Belästigungen.
Wehren
musste ich mich nie, weil es nie so weit kam.
Ich
verstehe allerdings auch nicht, wieso man in Ermangelung eigener aktiver oder
passiver sexueller Molestierung nicht sensibel für das Thema sein könnte.
Natürlich
empört es mich, wenn Männer Frauen diminuieren und mit Anzüglichkeiten
überziehen.
Wie kann
man nur so peinlich sein, wie die Macher des Deutschen Fernsehpreises in Köln?
Ich verstehe
natürlich, daß Donald Trump ein widerlicher übergriffiger, übergewichtiger,
überkompensierender Grabscher auf dem geistigen Stand eines Pavians ist.
Ich
verstehe aber immer noch nicht richtig, wieso es im gesamten Weißen Haus,
inklusive des angeblichen „Adult in the room“ General Kelly und Ivanka Trump
niemand gibt, der es nach über einem Jahr brutaler Frauenfeindlichkeit des
US-Präsidenten fertig bringt, dem Chef zu verklickern, daß man nicht
kontinuierlich auf der Seite der Sexstraftäter sein kann und deren Opfer
grundsätzlich ignoriert oder sogar beschimpft.
Nachdem
der 19-fach der sexuellen Belästigung beschuldigte Trump für den
Kindergrabscher Roy Moore eintrat, lobt er nun den in Schimpf und Schande
gegangenen Staatssekretär Rob Porter, der seine beiden Ex-Frauen verprügelt und
vergewaltigt hatte.
Seine Vorgesetzten,
insbesondere Stabschef Kelly wußten seit Monaten Bescheid.
Aber
macht ja nichts.
[….] Nun
steht der 67-Jährige selbst im Zentrum der Aufmerksamkeit - und in der Kritik.
Zunächst sorgte es für Verwunderung, dass Ex-General Kelly in einem ersten
Statement Porter als "Mann von echter Integrität und Ehre" bezeichnet
hatte, über den "ich nicht genug gute Dinge sagen kann". Als dann das
Foto von Porters Ex-Frau mit dem blauen Auge auftauchte, musste sich Kelly
korrigieren und erklärte, er habe die Vorwürfe nicht "im vollen
Umfang" gekannt. Er sei "schockiert" und betonte, dass es für
häusliche Gewalt in der Gesellschaft keinen Platz geben dürfe.
Für Geraune sorgt
zudem, dass Porter und die Trump-Vertraute Hope Hicks ein Paar sein sollen und
turtelnd in Washington gesehen wurden. Hicks ist die Kommunikationsdirektorin
des Weißen Hauses und in ihrer Abteilung waren einige Wendungen zu beobachten.
Hatte Sprecherin Sarah Huckabee Sanders zunächst von einer
"Schmierenkampagne" gesprochen, so musste ihr Stellvertreter am
Donnerstag zugeben, dass viele im Weißen Haus in den vergangenen Tagen
"besser hätten arbeiten" können.
Noch brisanter für
Kelly sind Medienberichte, wonach der Stabschef seit Monaten darüber informiert
war, dass die Sicherheitsüberprüfung von Rob Porter durch das FBI immer noch
andauerte. Gleiches gilt für Don McGahn, den offiziellen Rechtsberater im Weißen
Haus. [….]Der Republikaner David Frum, ein ehemaliger
Redenschreiber von George W. Bush, vertritt
im Atlantic eine eigene Theorie,
warum der Vorwurf der häuslichen Gewalt im Weißen Haus nicht als
"disqualifizierend" angesehen wurde. Sowohl Ex-Chefberater Stephen
Bannon als auch der frühere Wahlkampfchef Corey Lewandowski mussten sich vor
Gericht verantworten, weil ihnen Gewalt gegen
Frauen vorgeworfen wurde.
Und natürlich erinnert
Frum, der Autor des kritischen Buches "Trumpocracy", seine Leser
nicht nur an die
"Grab them by the pussy"-Aussagen des heutigen Präsidenten aus
dem Jahr 2005. Er weist auch darauf hin, dass
Donald Trumps erste Ehefrau Ivana in den Neunziger Jahren ihrem Ex-Mann
vorwarf, sie zum Sex gezwungen zu haben. Mittlerweile vertritt Ivana Trump
diese Vorwürfe nicht mehr.
[….]
Frauen
vergewaltigen und prügeln ist für Trump kein Ausschlußkriterium.
Im
Gegenteil. Er mag offensichtlich solche Mitarbeiter.
Er
bedauert nur, wenn es veröffentlicht wird. Bedauert den Täter, der seinen Job
verliert.
Porters
Opfer erwähnte Trump mit keinem Wort.
NACHTRAG:
Februar 2018Peoples lives are being shattered and destroyed by a mere allegation. Some are true and some are false. Some are old and some are new. There is no recovery for someone falsely accused - life and career are gone. Is there no such thing any longer as Due Process?— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 10.
Kann man sich nicht ausdenken: Trump beklagt Vorverurteilungen und springt noch mal für die Täter in die Bresche:
[……]
Zuvor waren innerhalb weniger Tage der
Stabssekretär Rob Porter und der Redenschreiber David Sorensen zurückgetreten.
Beide werden von ihren Ex-Frauen der Gewalt bezichtigt.
Trump äußerte sich in
allgemeiner Form zu den Vorwürfen: "Manche sind wahr und manche falsch.
Manche sind alt und manche sind neu", schrieb er. Es gebe "keine
Erholung für jemanden, der fälschlicherweise beschuldigt wurde - das Leben und
die Karriere sind dahin", warnte der US-Präsident in seinem Tweet.
"Gibt es so etwas wie Rechtsstaatlichkeit nicht mehr?"
Die Äußerung löste
nicht nur bei Trumps politischen Gegnern Kritik aus. Auch mehrere Republikaner
wie der Abgeordnete Charles Dent mahnten den Präsidenten, "an die Opfer zu
denken". Die Demokratin Jackie Speier, eine Wortführerin im Kampf gegen
sexuelle Belästigung im US-Kongress, sagte der "Washington Post", ihr
habe sich der Magen umgedreht, als sie den Tweet gesehen habe. [….]
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