Es gibt
christliche Feiertage, die ich nur am Fehlen der „Süddeutschen Zeitung“ morgens
auf meiner Fußmatte bemerke.
Der Zeitungsausträger war da, wie die anderen abonnierten Blätter vor meiner Tür zeigen, aber ausgerechnet meine Lieblingszeitung ist nicht dabei?
Der Zeitungsausträger war da, wie die anderen abonnierten Blätter vor meiner Tür zeigen, aber ausgerechnet meine Lieblingszeitung ist nicht dabei?
Offensichtlich
wieder einer dieser bayerischen Sondertage, die im richtigen Deutschland
niemand kennt.
[….]
Niedersachsen und Bremen gehören mit Hamburg,
Berlin und Schleswig-Holstein zu den Ländern mit nur neun Feiertagen. Bayern
hat hingegen 13 Feiertage, Baden-Württemberg 12. […..]
Nun wollen die Nordländer NdS, SH, HB und HH auf
Initiative Daniel Günthers, des äußerst frommen CDU-Ministerpräsidenten in Kiel
und des Hamburger Oppositions-Führers André Trepoll nachlegen.
Die
ostdeutschen Bundesländer hatten sich schon vor längerer Zeit einen
zusätzlichen Feiertag selbst genehmigt.
[….]
Normalerweise ist der Reformationstag zur
Erinnerung an den Thesenanschlag von Martin Luther 1517 an der Schlosskirche zu
Wittenberg nur in fünf Bundesländern gesetzlicher Feiertag – in Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. […..]
Nach den
offiziellen Zahlen von 2015 sind in Bremen
etwa 50% der Bürger konfessionslos, in Hamburg gehörten sogar 62% keiner
Religionsgemeinschaft an. In den Nordwestdeutschen Flächenländern bringt es
die EKD ebenfalls nur noch auf relative Mehrheiten. 46% der Niedersachsen und 48%
der Schleswig-Holsteiner sind offiziell Protestanten. Regelmäßige Kirchgänger
sind davon etwa 6%.
Wir Konfessionsfreien
sind schon seit einigen Jahren die relativ größte Gruppe in Gesamtdeutschland,
da beide Kirchen zusammen jedes Jahr um die
400.000 Mitglieder verlieren.
Herr
Günther ist strenggläubig, aber für mich bleibt unverständlich weshalb auch die
Bürgermeister Sieling und Scholz bei der Wahl eines Feiertages wieder einmal
die Mehrheit der Bürger ignorieren.
Kirche
ist ekelhaft. Wieso wird das nicht erkannt?
Ist
es nicht offensichtlich, daß 99% der Nazis Christen waren? Daß in den Kirchen
für Hitler gebetet wurde, daß Kirchen Waffen segnen, daß Militärbischöfe noch
heute Soldaten auf den Krieg einstimmen, daß Luther der Stammvater aller
protestantischen Antisemiten ist, daß sich gerade die "C"-Parteien
immer mit ausländerfeindlichen Parolen ins Gespräch bringen, daß christlich
erzogene Jugendliche mehr Vorurteile haben und weniger teilen, daß Christen
weit überdurchschnittlich Prügelstrafe, Folter und Militäreinsätze befürworten,
daß alle gesellschaftlichen Liberalisierungen wie Frauenwahlrecht oder das
Verbot von Vergewaltigung in der Ehe gegen den erbitterten Widerstand der
Kirchen erkämpft werden mußten, daß Kirchen die eifrigsten Unterstützer von
faschistischen Mörderregimen in Südamerika waren, daß die katholische Kirche
bis 1975 fest an der Seite der Franco-Diktatur stand, daß es die Kirchen sind,
die massiv in Osteuropa und Russland gegen Schwule und Lesben hetzen, daß in
christlichen Kinderheimen Hundertausende Kinder verprügelt, ausgebeutet und
missbraucht wurden, daß deutsche Bistümer noch heute an den Börsen Geld mit
Waffenproduzenten verdienen, daß Kardinal Woelki und Bischof Bohl als erstes
von Ausweisungen sprachen, daß die evangelische Kirche in Sachsen Pegida in
Schutz nimmt, daß Petrys Ex-Ehemann Pfarrer ist. Daß Beatrix von Storch
bibeltreue Christin ist. Daß Christen vier Kontinente kolonialisiert und
ausgebeutet haben, daß Christen den Tod von 100 Millionen indigenen Menschen in
Nord- und Südamerika anzettelten, daß die Päpste das bis heute als „glückliche
Schuld“ schönreden, daß Kirchen die Welt mit Konfessionskriegen, Inquisition
und Kreuzzügen überzogen haben, daß Religionen die Hautursache für Gewalt in
der Geschichte der Menschheit sind.
Daß
die katholische Kirche nach 1945 die KZ-Schlächter vor der alliierten Justiz in
Sicherheit brachte, daß sich die Kirchen in Argentinien bemüßigt fühlte Adolf
Eichmann zu beschützen, daß Papst Pius XII pauschal alle Angehörigen der Armee,
die Auschwitz BEFREITE exkommunizierte, aber hingegen für Hitler nach seinem
Tod noch ein Requiem veranstaltete, ihn bis heute nicht exkommunizierte.
Daß
der Vatikan bis heute die UN-Menschenrechtskonvention nicht akzeptiert, daß
Kirchen in Afrika für die Todesstrafe auf Homosexualität kämpfen, daß Kirchen
den sexuellen Missbrauch von Kindern in der ganzen Welt vertuschten.
Nein,
auch im Jahr 2017 sind „die Kirchen“ gut und Atheisten werden laufend als
moralisch zweifelhaft dargestellt. (….)
Dabei
gibt es schon jede Menge christlicher Feiertage – für die MINDERHEIT der
Norddeutschen und gar keine säkularen Feiertage – für die MEHRHEIT der
Norddeutschen.
[…..]
Der Reformationstag am 31. Oktober soll
auch in Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen ein freier Tag
werden.
Diese Empfehlung gaben
die Ministerpräsidenten der vier Länder auf einer Sondersitzung der Konferenz
Norddeutschland (KND) am Donnerstag in Berlin ab, wie ein Sprecher des
Hamburger Senats mitteilte. Nun müssen allerdings noch die Landesparlamente
zustimmen.
"Mit der
Verständigung auf den 31. Oktober sind wir auf dem Weg zu einem gemeinsamen
zusätzlichen Feiertag in Norddeutschland einen wichtigen Schritt
weitergekommen", sagte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD). Ziel
sei es, den Reformationstag schon in diesem Jahr als einen gemeinsamen neuen
Feiertag zu begehen.
[…..]
(SPON,
01.02.2018)
Erstaunlich
kräftig und eindeutig stemmt sich heute Mopo-Leitartikler Mathis Neuburger
gegen diesen Plan. Er schlägt einen Volksentscheid vor, um das Datum eines
neuen Feiertages festzulegen.
[….]
Schon allein die Auswahl des
Reformationstages zeigt von der Blase, in der unsere Politiker durch den Raum
schweben. 500 Jahre Reformation sollten im vergangenen Jahr groß gefeiert
werden, angefeuert von einer beispiellosen Werbe-Show der evangelischen Kirche,
unterstützt von unseren Politikern mit großen Reden [und zig Millionen
Steuergeldern! – T.] und einem freien Tag
für alle. Nur: Der Funke sprang nicht über, dem gemeinen Volk was das
abgehobene Brimborium herzlich wurscht, die Beteiligung bei den zig
Veranstaltungen ließ arg zu wünschen übrig. Als Folge jetzt ausgerechnet diesen
Tag par ordre die Mufti zum Dauerfeiertag zu machen, ist also mehr als
zweifelhaft. [….]
(MOPO,
03.02.18)
Und
dabei hat Herr Neuburger noch nicht mal erwähnt, daß Luther neben Hitler zu
einem der übelsten Antisemiten der deutschen Geschichte gehört und somit
generell als Feiertags-Anlass ausscheidet. Hitlers Inspiration mit einem neuen
Feiertag ehren?
«Luther war ein Riese,
er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt
Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem
Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung
für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit
deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen
und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur,
was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein
Kampf»).
Daß
der Katholik Adolf Hitler den Ur-Protestanten Martin Luther so grenzenlos
bewunderte liegt nicht nur an der offensichtlichen Ursache, Luthers fanatischem und eliminatorischem Antisemitismus.
Darüber
hinaus zeigte Luther „dem Führer“ beispielhaft, wie man Rücksichtslosigkeit und
Destruktion mit nie dagewesener Radikalität praktizierte.
Luther. Ein widerlicher
Geselle, ein Verbrecher an der Menschheit. Den haben wir noch nicht richtig
aufgearbeitet. Wir gehen mit Luther um, als sei er ein „Heiliger“ der
evangelischen Kirche. Er war aber ein für die damalige Zeit untypisch
aggressiver Antisemit, Frauen verachtend bis ins Mark und vom Denken her völlig
mittelalterlich. Teufel war sein Lieblingswort. Die Gesellschaft war sehr viel
weiter.
Hitler
lernte von Luther wie man jedes Maß-Halten hinter sich läßt und Bösartigkeit in
einer ganz neuen Größenordnung praktiziert.
Martin
Luther verfasste schon im frühen 16. Jahrhundert detaillierte Pläne zur „Endlösung der Judenfrage“.
Hitler
besaß endlich die technischen und politischen Mittel Luthers genozidale Vision
umzusetzen. (….)
(Hitlers Inspiration, 10. Juni 2016)
(Hitlers Inspiration, 10. Juni 2016)
Mir
persönlich sind Feiertage herzlich egal, weil die als kollektive Veranstaltungen
funktionieren.
Es ist
angesichts des süddeutschen Feiertagsübergewichts aber nicht abwegig, wenn
Sieling, Weil, Günther und Scholz ihren Wählern zu Gefallen ebenfalls an
weitere freie Tage denken.
Aber sie
sollten dabei lieber den Vorschlägen Neuburgers, 23.05. oder 14.07., folgen.
Beides
hätte Charme.
Der Tag
der Unterzeichnung des GG insbesondere deswegen, weil es auf ewig daran erinnert, daß
die CSU 1946 als einzige Partei neben der KPD gegen die deutsche Verfassung
stimmte.
Der Tag
der Erstürmung der Bastille wäre ein echter „Volksfeiertag“ und zudem eine
große Geste an die Franzosen, mit denen wir zukünftig zusammen feiern könnten.
Noch
besser wäre ein ausdrücklich säkularer Tag.
[…..]
Christi Himmelfahrt soll künftig Evolutionstag
heißen! Das ist das Ziel einer Kampagne, die die Giordano Bruno Stiftung am
Aschermittwoch startete. Das Darwin-Jahr 2009 biete einen hervorragenden
Anlass, um den enormen Erkenntnisgewinn durch die Evolutionstheorie
gesellschaftlich stärker zu verankern, erklärte gbs-Sprecher Michael
Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Mastershausen.
Eine gute Möglichkeit
hierfür sei die Einrichtung eines offiziellen Feiertags: „Am Evolutionstag
sollte gefeiert werden, dass wir endlich den kindlichen Narzissmus überwunden
haben, der uns dazu verleitete, unsere Art als 'Krone der Schöpfung’ zu
betrachten.“
(mein gegenwärtiges FB-Profilbild) |
Da nicht zu erwarten
sei, dass die gesetzgebenden Länder den „Evolutionstag“ als zusätzlichen
Feiertag einführen werden, biete sich die offizielle Umbenennung eines bereits
bestehenden christlichen Feiertags an, heißt es in dem von Schmidt-Salomon
verfassten Petitionstext. Der hierfür am besten geeignete Kandidat sei „Christi
Himmelfahrt“, einer der neun bundeseinheitlich geltenden Feiertage. Christi
Himmelfahrt empfehle sich schon allein deshalb, weil viele Familien an dem Tag
Ausflüge in die Natur unternehmen würden. „Angemessener kann ein
'Evolutionstag’ kaum begangen werden!“, sagte der gbs-Sprecher, der mit dem
kürzlich erschienenen Kinderbuch „Susi Neunmalklug erklärt die Evolution“ einen
der provokantesten Beiträge zum Darwin-Jahr vorgelegt hat.
Für die Umbenennung
von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag spreche, so Schmidt-Salomon, dass die
Mehrheit der in Deutschland lebenden Christen nicht mehr „an das Dogma der
leiblichen Auffahrt Jesu in den Himmel“ glaube. Außerdem müsse endlich auch das
konfessionsfreie Drittel der Gesellschaft berücksichtigt werden, dem aus
Fairnessgründen ein Drittel der gesetzlichen Feiertage zustehe. „Davon sind wir
noch meilenweit entfernt!“, kritisierte Schmidt-Salomon. „Die Umbenennung von
Christi Himmelfahrt in Evolutionstag wäre ein erstes Anzeichen dafür, dass
dieser Staat in seiner Feierkultur nicht nur gläubige Christen respektiert,
sondern auch die vielen Millionen Bundesbürger, die eine dezidiert säkulare
Weltsicht vertreten.“
Die Petition zur
Umbenennung von Christi Himmelfahrt in Evolutionstag kann auf dem
Internetportal zum Darwin-Jahr (www.darwin-jahr.de/e-day) unterzeichnet werden.
Zur Unterstützung der Kampagne hat die Giordano Bruno Stiftung heute Charles
Darwin persönlich in den Ring geschickt. In dem u.a. auf YouTube
veröffentlichten Musikvideo „Children of Evolution“ erklärt der Jubilar in
fröhlicher Rockstarpose, warum es keine Schande ist, ein „nackter Affe“ zu sein. [….]
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