Immer
noch weiß niemand was nun ganz genau mit Flug MH17 passiert ist und es wird
vermutlich auch schlecht zu ermitteln sein.
Wenn ich
all die TV-Experten richtig verstehe, braucht es für eine richtige Untersuchung
eines auf so viele Quadratkilometer verteilten Unglücks mindestens 1000
professionelle Investigators, die a) vollen Zugang zu allen Trümmerstellen
brauchen und b) natürlich über die entsprechende Technologie (Kühlwagen für die
Leichteile z.B.) verfügen müssen.
Die
Ukraine hat nicht die technischen Möglichkeiten und auch keine Kontrolle über
das Gebiet, weil da irgendwelche heterogenen Rebellengruppen rum patrouillieren,
die aber auch keiner gemeinsamen Autorität untergeordnet sind.
Russland
hätte die technischen Möglichkeiten, wird aber den Teufel tun sich dem Verdacht
zu unterziehen die Beweise zu manipulieren.
EU und
USA sind ebenso Partei im „Russland-Ukraine“ und scheiden somit als neutrale Untersucher
aus.
Theoretisch
könnte eine sehr neutrale Nation die Untersuchungen leiten. Brasilien oder so. Möglicherweise
angeleitet oder finanziert von Holland, das die Mehrzahl der Opfer beklagt. Aber
damit bleibt immer noch das Problem, daß es sich um ein Kriegsgebiet handelt,
in dem es keinen sicheren Zugang zu den Leichen- und Wrackteilen gibt.
Zudem
ist die Zeit schon weggelaufen. Die Verwesung hat eingesetzt und angeblich
wurden schon viele Wrackteile bewegt und manipuliert.
Klarheit
wird also höchstwahrscheinlich nie zu erreichen sein. Spekulationen schießen
ins Kraut, Verschwörungstheorien werden im Minutentakt kolportiert.
Mir
fällt auf, daß die gesamte deutsche Presse heute einen extrem antirussischen
Kurs einschlägt. Obwohl allgemein konstatiert wird, daß Putin die Entwicklung
sehr ungelegen kommt, da das amerikanisch-europäische Lager nun ein starken
antirussischen Boost bekommt, macht man dennoch Putin verantwortlich, da er „seine
Prorussen“ nicht unter Kontrolle habe.
Diese „Prorussen“,
die es als homogene Gruppe mit extrem negativen Konnotationen
nur auf dem Papier, besser gesagt in den Schreibfedern der Journalisten
existieren, werden dem dümmlichen Leser als Sündenbock präsentiert.
Und Putin,
dem eine direkte Befehlsgewalt über diese „Prorussen“ angedichtet wird, steht
somit wieder einmal am Pranger.
Um es
klar zu sagen: Ich behaupte nicht, daß ich die wahren Tathergänge kenne und schließe
auch nicht aus, daß es wirklich so gewesen ist, wie Obama behauptet. Obama übt gerade möglichst großen Druck auf Moskau aus;
wohl auch um den Amerikanern zu gefallen.
Wir
wissen aber nicht was los ist. Was wir wissen, ist lediglich, daß die amerikanische
Regierung in solchen Fällen die internationale Gemeinschaft schon oft belogen
hat und als neutrale Faktenquelle kaum noch taugt.
Eigentlich
sollten die deutschen Journalisten also extrem vorsichtig sein und Mutmaßungen
als solche darstellen. Aber sie schmeißen sich allesamt auf die US-Seite.
Offenbar
hält man Putin in vielen Redaktionsstuben schon für allmächtig, geradezu
gottgleich.
Mir
erscheint es geradezu als manisch, wie dem russischen Präsidenten Superkräfte
zugeschrieben werden.
Was
mögen die psychologischen Ursachen dafür sein?
Es ist
nicht so, daß noch nie ein Passagierflugzeug abgeschossen worden wäre. Auch die
Amis haben schon ein paar vom Himmel geholt.
LN114 Die libysche
Boeing 727 hatte sich am 21. Februar 1973 bei schlechtem Wetter über dem Sinai
verirrt. Israelische Kampfflugzeuge schossen sie ab. 108 Tote […]
IH870 Am 27. Juni 1980
stürzt die italienische Maschine ins Mittelmeer. Die Ursache wurde nie
offiziell geklärt. Vermutlich aber wurde sie versehentlich von
Nato-Kampffliegern abgeschossen. 81 Tote […]
IR655 Der zivile
iranische Airbus A300 wird am 3. Juli 1988 über dem Arabischen Golf von einem
amerikanischen Marschflugkörper getroffen. 290 Tote […]
OAO1812 Die Maschine
der Siberian Airlines stürzt am 4. Oktober 2001 ins Schwarze Meer. Eine
versehentlich abgefeuerte ukrainische Rakete hatte sie getroffen. 78 Tote
(SZ
vom 19.07.2014)
Früher
konnten solche „Vorfälle“ aber mit weniger Hysterie behandelt werden, weil die
Weltordnung klar geregelt war.
Eine
absolute und unumstrittene Supermacht wie die USA, bzw die NATO konnte sich da
einiges herausnehmen.
Ich
vermute, daß ein Grund für die gegenwärtige Aufregung ein westliches
Ohnmachtsgefühl ist. Man fühlt sich schwach und nicht mehr durchsetzungsfähig.
Syrien, Südsudan, Nahost – die USA versagen als Weltpolizist. Amerika hat keine
Kraft das zu befrieden; die NATO ist hilflos. Obama hatte nicht die geringste
Chance die Entwicklung auf der Krim zu beeinflussen. Die NATO sieht zu, wie ihr
auf der Nase rumgetanzt wird. Jahrzehnte wird gegen den Iran und Kuba sanktioniert
– ohne die Machthaber zu tangieren. Der NATO-Staat Türkei scheint dem Westen
bei seiner Nahost-Politik sogar völlig zu entgleiten. Ägypten nimmt keine
Befehle mehr entgegen.
Die großen
Militäraktionen (Irakkrieg, Afghanistan, Libyen,..) misslingen erbärmlich. Für
die angeblich übermächtigen Geheimdienste taucht völlig überraschend ISIS auf
und übernimmt mal eben große Teile von zwei Staaten.
„Der
Westen“, der über Dekaden ganz allein die Weltpolitik dominierte, fühlt sich
kastriert und sieht fassungslos zu wie Emporkömmling-Nationen zunehmend
selbstbewußt auftreten.
Russland und die BRICS-Gruppe sind stark geworden.
Und sie
wirken auf viele Länder in Südeuropa, Afrika, Asien und Südamerika zunehmend
attraktiv, insbesondere im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten.
Wer
erwartet hatte die arrogante Außenpolitik der G.W. Bush-Administration würde
sich entscheidend unter dem nächsten Präsidenten verbessern, muß heute
mindestens als naiv gelten.
Klar,
der Umgangston verbesserte sich, aber auch Obama empfindet andere Nationen als
natürliche Untergebene. Selbst engste Verbündete werden ausspioniert und
gedemütigt und wer wie einige linksliberale Südamerikanische Regierungen
aufmuckt, wird mit groben Desinteresse gestraft.
Wenig
verwunderlich, daß andere Große in das Vakuum vorwagen.
Moskaus Einfluss in
Lateinamerika nimmt in dem Maße zu, in dem sich Washington immer weniger in
seinem einstigen Hinterhof engagiert. So
sind derzeit in zehn Ländern der Region keine amerikanischen Botschafter tätig,
weil Präsident Barack Obama entweder keine Kandidaten für vakante Posten
benannt hat oder weil die Bestätigung von Nominierungen von der
republikanischen Opposition im Senat verhindert wird.
Anders
als die EU und die USA erkennen insbesondere die BRICS-Staaten (Brasilien,
Russland, Indien, China und Südafrika) in der Außenpolitik Chancen und nicht
bloß Probleme.
Sie
engagieren sich teilweise sehr stark ökonomisch in Afrika und Südamerika,
reichen die Hand und intensivieren die Kontakte.
Amerika
und Europa gelten nicht nur als zunehmend unsympathisch, sondern auch als
schwach.
Da sucht
man sich doch lieber potentere Freunde – so diagnostizieren es außenpolitische
Thinktanks.
Wirtschaftssanktionen
seien seit Jahren ein beliebtes Werkzeug der USA im Machtkampf gegen ihre
Gegner, heißt es in einer Analyse aus dem European Council on Foreign Relations
(ECFR) unter Verweis auf die Sanktionen etwa gegen Libyen, gegen den Irak oder
gegen Iran. Der Konflikt um die Ukraine könne allerdings eine Wende bringen.
Denn Russland sei immerhin die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt; wer es mit
Sanktionen attackiere, übernehme sich womöglich auf wirtschaftlichem Gebiet in
einer Weise, wie es im Irak auf militärischem Gebiet geschehen sei. Es sei zu
erwarten, dass die "Allianz der Bedrohten" sich zusammentue und nach
Möglichkeiten suche, sich dem ökonomischen Einflussbereich der USA zu
entziehen. Dafür könne es womöglich sogar Beifall aus Europa geben, heißt es
beim ECFR unter Verweis auf die Strafzahlungen in Höhe von rund 6,6 Milliarden
Euro, auf die sich die französische Großbank BNP Paribas jüngst einlassen
musste, weil sie mit ihren Geschäften gegen Sanktionsbeschlüsse der Vereinigten
Staaten verstoßen hatte.[…]
Stützen können sich
diese Bestrebungen auf erste vorsichtige Absetzbewegungen gegenüber dem Westen,
die Beobachter weltweit in Reaktion auf den Ukraine-Konflikt konstatieren.
Bereits im April hatte der Machtkampf um das osteuropäische Land am Rande der
damaligen Asien-Reise des US-Präsidenten für Diskussionen gesorgt. Die
Auseinandersetzungen um die Krim gälten in Ost- und Südostasien als
"Lackmustest", inwieweit die NATO-Staaten noch in der Lage seien,
ihre Vorstellungen gegen ihre Gegner durchzusetzen, hieß es damals in Berichten
aus der Region. Die Verbündeten der Vereinigten Staaten seien
"besorgt", Washington werde beispielsweise ihre Territorialansprüche
auf Inseln im Ost- und Südchinesischen Meer gegen China ebenso wenig durchsetzen
können wie die Ansprüche der Ukraine auf die Krim gegen Russland. Experten
konstatieren nun, selbst Japan, einer der engsten Verbündeten der USA, verlasse
sich nicht mehr allein auf Washington, sondern öffne sich gegenüber Moskau, um
seine Position im Inselstreit mit China zu stärken. Ähnliches gelte für
Südkorea, das im Streit mit Nordkorea nach Hilfe suche. […]
Verärgerte Kommentare
in deutschen Medien ruft nun schließlich auch die aktuelle Lateinamerika-Reise
des russischen Präsidenten hervor. Wladimir Putin hat soeben Kuba, Argentinien
und Brasilien besucht und dort umfangreiche Geschäfte abgeschlossen. Kuba hat
die UN-Resolution zur Krim abgelehnt, Argentinien und Brasilien enthielten
sich. "Heute ist die Kooperation mit den lateinamerikanischen Staaten
einer der Schlüssel für die russische Außenpolitik", wird der russische
Präsident zitiert. Deutsche Medien stellen verärgert fest: "Weltweit isoliert
werde Wladimir Putin nach der Annexion der ukrainischen Krim sein, so hatten es
zumindest westliche Politiker verkündet." Jetzt aber zeige sich, wer in
beträchtlichen Teilen Lateinamerikas "tatsächlich unbeliebt ist: nicht
Russland, sondern die USA".[…]
Die
ökonomische Stärke der BRICS-Staaten stößt der USA besonders stark auf. Da kann
Herr Denison in deutschen Talkshows
lange über die Kleinheit Deutschlands lachen.
Ökonomisch
kann er die BRICS-Länder nicht wegdiskutieren.
Jahrzehnte
lang haben EU und Nordamerika im Alleingang die Weltökonomie dominiert. Der an
Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde „traditionell“ von einem Europäer
geleitet und die Weltbank ganz selbstverständlich von einem Amerikaner. Typen
wie der Helmut-Kohl-Scherpa Horst Köhler oder der George W. Bush-Einflüsterer Paul
Wolfowitz wurden Präsidenten dieser Institutionen.
Inder,
Chinesen oder gar Südamerikaner wurden gar nicht erst gefragt.
Und nun
mucken sie auf und gründen einfach ihre eigene weltweite Entwicklungsbank.
Wie einfach war für
Europa und Amerika das alte System. Die Ergebnisse der Handelsabkommen für den
ganzen Erdball bestimmte man alleine. [….]
Griff der IWF ein wie in der Asienkrise,
verordnete er seine Medizin: Reformen nach westlichem Geschmack,
Kapitalfreiheit für westliche Banken. [….]
Mit diesem
kolonialähnlichen Regime ist es vorbei, das demonstrieren die fünf sogenannten
Brics-Schwellenländer nun deutlich.
[….] Dass es so kommt, hat der Westen selbst
zu verantworten. Seit der Jahrtausendwende erlebt er in der Welthandelsrunde
Doha, dass sich der Rest des Globus nicht mehr herumschubsen lässt wie früher.
Reagiert hat der Westen kaum: Er verschleppte eine Reform von IWF und Weltbank,
bis es den mächtig gewordenen Schwellenländern zu blöd wurde. [….] Ihr Aufstieg wird Konsequenzen haben, die
über die Zukunft von IWF und Weltbank weit hinausgehen. Warum sollte der
Brics-Block, nur ein Beispiel, auf Dauer den Dollar als Leitwährung
akzeptieren? Die angenehmen Jahrzehnte, in denen sich Amerika ohne Rücksicht
auf jede Vernunft verschulden konnte, weil ja trotzdem alle Dollar-Wertpapiere
kaufen mussten – diese Zeit könnte bald enden. [….]
(Alexander
Hagelüken, SZ vom 18.07.2014)
Um
dieses Gezerre geht es auch in der MH17-Causa.
Wer hat
die Hosen an in der Weltpolitik? Wer hat die außenpolitische Potenz sich
durchzusetzen?
Und es
ist auch ein Schönheitswettbewerb.
Werden
sich die Südamerikaner und Asiaten und Afrikaner weiterhin automatisch danach
sehnen so wie die Gringos zu werden?
Oder empfinden sie die US-Perfomance mit Ausschnüffeln, CIA-Anschlägen, Drohnenkriegen und militärischer Impotenz zunehmend abtörnend?
Oder empfinden sie die US-Perfomance mit Ausschnüffeln, CIA-Anschlägen, Drohnenkriegen und militärischer Impotenz zunehmend abtörnend?
Wie gut funktioniert das US-kapitalistische System eigentlich noch?
Und wie sexy wirken Russlands Ölmacht oder Chinas Dollars?
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