Dienstag, 31. Mai 2016

Die Toten feiern

Crazy Horst, der fromme Christ, der schon so oft zur persönlichen Papstaudienz geladen wurde, frohlockte vor Stolz, als er die GroKo endlich auf totale Flüchtlingsabwehr eingestimmt hatte.

Nach wochenlangem Streit haben der Bund und Bayern ihre Auseinandersetzung über die Grenzkontrollen beigelegt. [….]
In der CSU wird die Einigung als großer Erfolg der eigenen Politik und als Sieg über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewertet: Mit dieser Vereinbarung sei "das Ende der Willkommenskultur notariell besiegelt", sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer der Süddeutschen Zeitung.

Statt sich um die hilfesuchenden Menschen zu kümmern, gibt die EU also ein Vielfaches der dafür benötigten Summe aus, um diese Menschen abzudrängen und fernzuhalten.
Von der Leyens Bundesmarine ist im Einsatz, um die Elenden, Hungernden und Gefolterten von den EU-Küsten zu vertreiben.
Dafür muß der Haushalt der Kriegsministerin ordentlich aufgestockt werden.
Milliarden mehr für Waffen und Milliarden zu wenig für die Heimatvertriebenen, die schon hier sind.

Der Christdemokrat de Maizière, eben noch sich selbst auf dem Katholikentag als Christ inszenierend, kämpft unterdessen gegen die Flüchtlinge, die es schon über die Grenzen geschafft haben. 33 % von ihnen kämen gar nicht aus dem IS-Gebiet lügt der Innenminister und den Übrigen unterstellt er fälschlicherweise sich der Integration zu verweigern. Also droht er mit Strafe.

Wir [kennen] in unseren Einrichtungen ohnehin keine Integrationsunwilligen. Besonders die Jugendlichen wollen unbedingt lernen. Selbst wenn das Wetter schön ist und wir vorschlagen zu grillen, haben die Angst etwas zu verpassen. Lehrer, die bei uns seit 30 Jahren unterrichten, sagen: Ich möchte nur noch Flüchtlinge unterrichten, weil die so lernwillig sind. Das Problem ist ja viel mehr, dass gar nicht alle unterkommen. Hier in Hamburg reichen die Plätze in Integrationskursen jedenfalls schon jetzt nicht mehr aus. Da gibt es Wartezeiten von drei bis zu sechs Monaten. Jugendliche steckt man dann häufig in Berufsorientierungsmaßnahmen, auch wenn sie noch nicht besonders gut Deutsch sprechen. Gerade den Älteren und Frauen bleibt aber nichts anderes übrig, als abzuwarten und über Ehrenamtsstrukturen oder Vereine Deutsch zu lernen. [….] Was bei uns an Integration angeboten wird – also berufliche Orientierung, Sprachkurse oder Praktikumsplatzsuche – da stehen die Leute Schlange. Selbst wenn es darum geht, sich an typisch deutschen Aktionen zu beteiligen, sind die Flüchtlinge kaum zu bremsen. Im April haben wir hier "Hamburg räumt auf" gefeiert. Da haben sie von sich aus gesagt: Wenn das in Hamburg so ist, dann machen wir das auch. Wirklich, ich habe noch keine Integrationsverweigerer erlebt.

Auch die Kanzlerin, die heftig mit dem Despoten und tausendfach klagefreudigen Erdogan kuschelt, bricht ungeniert ihre menschenfreundlichen Versprechen.

Auch Flüchtlinge mit schlechterer Bleibeperspektive müssten bereits während ihres Asylverfahrens Orientierungskurse erhalten, sagte Merkel. In ihnen werden außer der deutschen Sprache auch grundlegende Kenntnisse über die deutsche Gesellschaft und ihre Werte vermittelt. [….][….] Nur ein winziger Bruchteil der von Merkel angesprochenen Personengruppe wird in diesem Jahr einen Orientierungskurs besuchen können. Der weit überwiegende Teil würde jedoch leer ausgehen. Denn die Zahl der Asylbewerber, die aller Voraussicht nach in Deutschland bleiben dürfen, obwohl sie nicht aus Syrien, dem Irak, Iran oder Eritrea kommen, ist hoch. [….] Angesichts dessen spricht Grünen-Politikerin Pothmer von einem "schlechten Scherz". Die Bundesregierung dürfe sich "nicht mit einem Mini-Pilotprojekt aus der Affäre ziehen", sondern müsse ihre Ankündigung aus dem April umsetzen. Schließlich warteten Menschen aus Afghanistan im Schnitt 15 Monate auf eine Entscheidung des Bamf, so Pothmer.
Diese Zeit ist verloren, was die Integration betrifft - zudem führt die faktische Zweiklassengesellschaft in den Flüchtlingsunterkünften zu Spannungen zwischen Bewerbern aus Ländern mit guter Bleibeperspektive und den anderen, vor allem den vielen aus Afghanistan.

Alle drei Koalitionsparteien haben sich offenbar auf diese Linie geeinigt. Auch die fromme Katholikin Andrea Nahles, die just vor völlig leeren Hallen auf dem Leipziger Katholikentag sprach, macht restriktive und herzlose Politik gegen Flüchtlinge. Nahles goes Seehofer.
CDU, CSU und SPD sind sich einig: Die EU muß sie Grenzen schließen. Dabei heißt das euphemistische „Grenzen sichern“ nichts anderes als Menschen mit Gewalt abzudrängen und ins Elend zu treiben.

Die perfide, grausame und dumme Ideologie der Grenze, der nun alle drei GroKo-Parteien frönen hat Konsequenzen.

Nach den Flüchtlingsunglücken im Mittelmeer vergangene Woche steigen die Schätzungen zur Zahl der Opfer immer weiter. Die Internationale Organisation für Migration sprach am Dienstag von vermutlich mehr als 1.000 Toten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk ging aufgrund von Berichten Überlebender von mindestens 880 Toten aus, wie ein Sprecher sagte.
Bisher hatten die Schätzungen bei rund 700 Todesopfern gelegen. Doch Flüchtlinge, die am Wochenende in Italien angekommen waren, hätten berichtet, dass noch viele weitere Insassen mit den Schiffen gesunken seien, hieß es von beiden Organisationen. IOM erklärte, dass seit dem 25. Mai 62 Todesopfer bestätigt seien. Weitere 971 Menschen gelten demnach als vermisst und dürften vermutlich ebenfalls tot sein.
(taz, 31.05.16)

Das tödlichste Jahr.
Während sich die EU immer schärfer gegen Flüchtlinge abschottet, steigt die Zahl der Ertrunkenen im Mittelmeer so schnell wie noch nie.
Einmal pro Woche, meistens montags, zählt Marzia Rango in ihrem Büro am Berliner Gendarmenmarkt die Toten. Rango arbeitet für die Internationale Organisation für Migration (IOM). Seit das erste Mal Flüchtlinge bei schweren Unglücken vor der libyschen Küste ertrunken sind, dokumentiert die Organisation alle Todesfälle im Mittelmeer, die den Behörden gemeldet werden. In diesem Jahr, sagt Rango, sei die Zahl höher denn je. Bis Ende Mai sind mindestens 2.499 Menschen ertrunken. Das sind wesentlich mehr Tote als  in den ersten fünf Monaten des Jahres 2014, als Italien noch seine Marine und Küstenwache auf See schickte, um Menschen im Rahmen der Mission Mare Nostrum zu retten. Und es sind auch deutlich mehr, als im vergangenen Jahr ertranken, dem bisher tödlichsten im Mittelmeer.


Die deutsche Organisation Sea-Watch hat das Bild eines im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingsbabys veröffentlicht und damit die EU dringend zum Handeln aufgefordert. "Wenn wir solche Bilder nicht mehr sehen wollen, müssen wir aufhören, sie zu produzieren", erklärte Sea-Watch am Montagabend. Das Bild zeigt einen Rettungshelfer an Bord eines Bootes, der ein totes Baby im Arm hält. Er hält den Kopf gesenkt und blickt das Kind an.
Das Baby, dessen Alter und Identität unklar blieb, war nach Angaben von Sea-Watch gemeinsam mit rund 350 Flüchtlingen an Bord eines Holzbootes, das Ende vergangener Woche vor der libyschen Küste kenterte.

Wie man hört war die Stimmung beim Koalitionsgipfel in Meseberg ausgelassen und entspannt.
Kanzlerin Merkel erklärte im Kreise ihrer zu 100% aus Christen bestehenden Ministern, man habe auch gemeinsam gelacht.



Montag, 30. Mai 2016

Läuft für die AfD

Daß es sich bei Alexander Gauland wirklich um die allerunterste Kategorie Mensch handelt, muß ich nicht extra erwähnen. Und ich bin ohnehin schon Misanthrop.
Bei der rassistischen AfD-Größe Gauland ist es fast gerechtfertigt, sich des „Wörterbuchs des Unmenschen“ zu bedienen und ihn als „Untermenschen“ zu bezeichnen.

Im Gegensatz zu den abscheulichen Proleten, die sich in Ostdeutschland vor Asylunterkünften zusammenfinden und dort rassistisch rumpöbeln, ist Gauland ein gebildeter Mann; studierte Jura, leitete die hessische Staatskanzlei, war Herausgeber der Märkischen Allgemeinen. Er sollte es besser wissen und facht dennoch Xenophobie an.


In den letzten Tagen haute er gleich zwei Mal etwas raus, um seine braunen Anhänger zu verzücken.

Bischof Bedford Strohms Forderung nach einem „flächendeckenden Islamunterricht“ findet Gauland „irre“, nennt den Bischof daher öffentlich ein „gefährliches Irrlicht“. Die islamophoben Dunkelkatholiban wird es freuen.
Und ja, auch ich halte Bedford-Strohm für einen  Irrenden, aber ich komme dabei aus der diametral entgegengesetzten Ecke und will religiöse Indoktrination ganz aus der Schule verbannen, während Gauland mehr Christentum vom Bischof fordert.

Und nun der inzwischen allgemein bekannte Anti-Boateng-Spruch.
Ja, der „Neger“ könne gut Fußball spielen, aber als Nachbarn wolle man ihn trotzdem nicht haben.

Das ist selbstverständlich klar rassistisch.

Die Äußerung von AfD-Vize Alexander Gauland, Jerome Boateng werde als Fußballnationalspieler geschätzt, aber als Nachbar vermieden, ist nicht ausländerfeindlich (Boateng ist Deutscher), nicht islamophob (Boateng ist, anders als Gauland, Christ), sie ist nicht einmal fremdenfeindlich (Boateng ist in Deutschland geboren und aufgewachsen) – sie ist offen und ehrlich rassistisch. Das immerhin hat Gauland anderen AfD-Funktionären voraus, die ihren Rassismus als „Verteidigung des christlichen Abendlands“ oder als „Abwehr des Islamismus“ kostümieren.

Und dennoch kann Gauland sehr zufrieden sein, denn beide Äußerungen werden auf große Zustimmung im rechten Lager stoßen.

So begeistert man die vielen klammheimlichen Rassisten und kann sich anschließend darüber hinaus auch noch so wunderbar als „Medienopfer“ darstellen und so den Nimbus als ehrlicher Kämpfer wider die political correctness inszenieren.
 Gibt noch mal Pluspunkte bei den AfD-Wählern. Und kostenlose PR.
Win-win-win.


Es ist immer wieder erstaunlich wie leicht die Medienlandschaft diesen rechten Provokateuren auf dem Leim geht und sofort jeden stinkenden Furz aus dem AfD-Vorstand multipliziert.
Mit genau dieser perfiden Medienmechanik bringt es Donald Trump womöglich gerade zum US-Präsidenten.

"Gauland ist halt das Gegenteil von Kinderschokolade, außen weiß und innen braun. Nun entschuldigt sich Petry für Gauland, der sich neulich wiederum von Petry distanzierte beim Thema „Schießen an der Grenze“. Die hauen einfach mal einen raus, spielen Dementibingo und lachen sich schlapp über die mediale Überpräsenz, die sie damit erzielen."

Es wird eine verbale Sauerei nach der nächsten hinaustrompetet und wenn es wirklich in allen TV-Nachrichten und Zeitungen kritisiert wurde, inszeniert man sich auch noch mitleiderheischend als verfolgte Unschuld.
Daraus wird dann ein Konflikt der rechten Demagogen wider des sogenannten Mainstreams. Das schließt die Reihen im rechten Lager – wir gegen die! – und generiert darüber hinaus exponentiell immer mehr Wahl-PR.
In der Tat haben Storch, Höcke und Petry mit dieser Methode haargenau wie Donald Trump die inhaltliche Ebene erfolgreich hinter sich gelassen.
Sie werden gar nicht erst mit Fakten konfrontiert, müssen keine durchführbaren politischen Konzepte entwickeln. Sie spielen einfach mit Vorurteilen und erzeugen ihre Energie durch Reibung mit der Presse. Klappt bei AfD genau wie bei FPÖ.


Seit Jahren diskutieren wir über den Umgang mit AfD/NPD/DVU.
Sollen sie wie normale Parteien behandelt werden oder nicht?

Offensichtlich wird ja eine Doppelstrategie gefahren. Einerseits wird die AfD/FPÖ verdammt, andererseits beschäftigt man sich aber dauernd mit ihr, die GroKos in Berlin und Wien exekutieren sogar partiell in vorauseilendem Gehorsam ihre Forderungen.

Diese Methode scheint offensichtlich versagt zu haben.

Im Zeitalter der sozialen Medien dürfte es allerdings schwer bis unmöglich vermeidbar sein, daß alle den rechten Populisten nachrennen und jeden braunen Rülpser aus dem Munde Storchpetryhöckegaulands sofort über alle Kanäle  verbreiten.

Muß man wirklich jede Woche breit über Pegidioten und Höckes Thüringer Aufläufe berichten?

In diesem Zusammenhang muß sich auch Merkel nach ihrer AfD-Strategie fragen lassen.
Ja, auch sie sprang heute auf den breiten Pro-Boateng-Zug auf und flaumte Gauland an. Sehr leicht, nachdem schon das ganze Internet dem Ballspieler beisprang.


Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die umstrittenen Äußerungen des AfD-Vizechefs Alexander Gauland über Jérôme Boateng deutlich kritisiert und sich hinter den Fußball-Nationalspieler gestellt. "Dieser Satz, der gefallen ist, der ist ein niederträchtiger und ein trauriger Satz", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Wohl gesprochen, Frau Kanzlerin, aber auch wohlfeil.
Sie stellt sich vor einen Mann, der a) extrem beliebt und b) Multimillionär ist.
Tausende andere Dunkelhäutige in Deutschland müssen leider ohne Merkels Zuspruch mit alltäglichem Rassismus umgehen. Die Mittellosen, die vielleicht nicht wie Adonis aussehen und keine Promis sind, bedürfen eher der kanzleramtlichen Protektion.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Angriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte rasant gestiegen. Die Täter werden häufig nicht ermittelt.
Jeden dritten Tag brennt in Deutschland eine Flüchtlingsunterkunft.
528 Übergriffe auf Unterkünfte im Jahr 2015 – das ist die traurige Bilanz der Chronik, die die Amadeu Antonio-Stiftung und PRO ASYL führen. In 126 Fällen handelte es sich dabei um Brandanschläge: Im Durchschnitt brennt also in Deutschland jeden dritten Tag eine Flüchtlingsunterkunft – viele davon waren bereits bewohnt. Und auch außerhalb der Unterkünfte kommt es vermehrt zu Attacken: In der Chronik sind 141 tätliche Angriffe auf Flüchtlinge vermerkt, dabei kam es zu insgesamt 205 Körperverletzungen durch rechte Gewalttäter. […]


Sonntag, 29. Mai 2016

Empörungsmaschinerie



Heribert Prantl besuchte für zwei Tage Sebastian Edathy im Exil und schilderte eindrücklich wie vollständig dessen Leben in finanzieller, politischer, beruflicher und psychologischer Hinsicht zerstört ist.
Daß der Mann nicht vorbestraft ist, eben gerade kein strafrechtlich relevantes Material ansah, spielt keine Rolle.
Bilder nackter Jungs anzusehen führt zu gesellschaftlich maximaler Ächtung.
„Der Pädophile“ wird ewig an Edathy kleben, obwohl der Begriff in seinem Fall ganz falsch ist.

Pädophilie ist aber das sexuelle Interesse an vorpubertären Kindern - unabhängig vom Geschlecht. Es gibt homo-, hetero- und bisexuelle Pädophile; letztere sind aber deutlich seltener als die ersten beiden.
Bezieht sich der Sexualtrieb auf vorpubertäre Jungs spricht man von Androphilie; sind Mädchen vor der Geschlechtsreife Objekt der Begierde, handelt es sich um Gynäkophilie.

Tatsächlich sind übergriffige Sexpastoren aber meistens ephebophil - also sexuell an männlichen Pubertierenden und Heranwachsenden interessiert.
Seltener kommt bei Priestern Parthenophilie vor, also sexuelles Interesse an weiblichen Jugendlichen.

Der Begriff pädophil wird sehr häufig falsch verwendet und ist zudem den Opfern gegenüber beleidigend, da das Wort „Philos“, also Liebe, den falschen Eindruck einer positiven, gegenseitigen Angelegenheit erweckt.
Der angebrachtere Oberbegriff lautet also „Pädosexualität“.

Pädosexualität ist in der Regel nicht der ausschließliche Aspekt der Sexualität eines Mannes. In mehreren phallometrischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass ein hoher Prozentsatz erwachsener Männer durch präpubertäre Stimuli sexuell erregt wurde. So kam Wolfgang Berner in entsprechenden Studien auf einen Anteil von 25 %.
Im Unterschied zu Pädophilen jedoch interessieren sie sich sexuell in erster Linie für Erwachsene. Ebenso sind Pädophile teils auch durch Erwachsene stimulierbar, interessieren sich aber in erster Linie für Kinder.
(Wolfgang Berner: Pedophilic Sexual Orientation: A Fuzzy Expression. Archivies of Sexual Behavior, 31)

Männliche Homosexualität ist also etwas ganz anderes als Androphilie (vulgo: Pädophilie) und auch etwas anderes als Ephebophilie - allerdings schließen sich diese Veranlagungen nicht gegenseitig aus.

Das gilt genau entsprechend bei Heterosexualität, die etwas anderes als Gynäkophilie und etwas anderes als Parthenophilie ist. Einige Heterosexuelle haben aber zusätzlich auch gynäkophile und/oder parenthophile Neigungen.  (……………………….)

Ein bißchen wundere ich mich schon, wie extrem im Fall Edathy der Hass auch noch über zwei Jahre später ausgekübelt wird.
Klar wird er Gegenstand von Witzen bei Jan Böhmermann; das ist für einen bekannten Politiker das klassische Berufsrisiko, aber das Ausmaß des Nachtretens verwundert.

Solange er aber zu einer ehrlichen Aufarbeitung der Affäre nicht bereit ist, fällt es schwer, Mitleid zu haben.

Das ist eine sehr persönliche, gefühlige Sichtweise des Spiegel-Autors, die aber mit Fakten nichts zu tun hat.
Mitleid ist auch ein „Gefühl“, das also von einem anderen gewährt wird und nicht an Bedingungen geknüpft ist. Mitleid „verdient“ man sich nicht, es ist eine unabhängig von dem zu Bemitleideten empfundene Regung.

Mitleid oder Mitleidlosigkeit ist eine Angelegenheit des Betrachters. Als vor 100 Jahren die Hamburger zur „Völkerschau“ in den Hamburger Tierpark gingen, um sich eingepferchte Menschen aus Afrika anzusehen empfanden sie kein Mitleid für aus heutiger Sicht bemitleidenswerte Menschen.
Noch heute empfindet die große Mehrheit der Deutschen offensichtlich kein Mitleid mit den 20.000 jeden Tag verhungernden Kindern auf der Welt, oder den 60 Millionen geschredderten Küken, oder den Obdachlosen auf der Straße.
Einige wenige empfinden hingegen so starkes Mitleid, daß sie ihr Verhalten radikal ändern.

Um es klar zu sagen: Mir tut Edathy leid, so wie mir auch Saddam im Erdloch leid tat, als er dann bei der Hinrichtung gefoltert wurde, obwohl er es „nicht verdient“ hatte.
 Ich kann aber an meinen Empfindungen nichts ändern. Menschen/Tiere in schlimmen Situationen tun mir Leid.
Andere empfinden für anderes Mitleid. Völlig OK.

Auch wenn man mich dafür hassen und der gefährlichen Relativierung schelten wird, so kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, daß andere bekannte Menschen sehr viel Schlimmeres als Edathy taten.
Die Causa Ratzinger halte ich für erheblich dramatischer.
Hier ging es nicht um das Betrachten von Bildern, die mutmaßlich „nur“ Nacktheit und keine sexuellen Handlungen zeigten, sondern es ging um hundertfachen oder tausendfachen sexuellen Missbrauch seiner Priester.
Ratzinger sorgte als Glaubenspräfekt aktiv dafür, daß Menschen, die Jungs gequält, geprügelt, vergewaltigt, penetriert hatten, nicht polizeilich verfolgt wurden, sondern weiter machen konnten, daß ihnen sogar von der Kirchenleitung aktiv neue Opfer zugeführt wurden.
Warum sitzen Ratzinger und sein cholerisch prügelnder Bruder nicht verarmt und anonym in einer schäbigen arabischen Exilwohnung und bedauern ihr Schicksal?

Ratzinger machte einen gewissen Bischof Müller, der selbst dafür sorgte, daß ein Sexualstraftäter erneut Jungs vergewaltigen konnte und darüber hinaus auch noch die Opferfamilie bedrohte, demonstrativ zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation.
Müller, inzwischen von Franzl zum Kardinal erhoben, ist nun derjenige, der dafür sorgt, daß Ratzis Bruder für seine Jahrzehnte andauernden gewalttätigen Übergriffe und seine mutmaßliche Mitwisserschaft an sexuellen Übergriffen bei den Regensburger Domspatzen, straflos bleibt.

Nein, natürlich macht das Edathy nicht sympathischer, aber wieso konzentriert sich das journalistische Hassfeuer nach wie vor so auf ihn, während allgemein wohlwollend über den Katholikentag in Leipzig geschrieben wird?
Bundespräsidenten geben sich dort die Klinke in die Hand und niemand fühlt sich bemüßigt die Verbrechen der RKK-Führung überhaupt zu erwähnen.

Samstag, 28. Mai 2016

Der Depp der Woche – Teil II

Mein Leben ist so schwer.
Da beschäftige ich mich gerade vor ein paar Tagen noch einmal ausführlich mit der ehemaligen EKD-Vorsitzenden Margot Käßmann und komme zu dem Schluß, daß sie sogar noch dämlicher ist, als ich immer dachte.
Aber so viel habe ich immerhin bei meiner Dekaden währenden Beobachtung des politischen und religiösen Geschehens gelernt: Man hüte sich vor morialogischen Superlativen.
Schlimmer geht immer.

So komme ich zum leidigen Thema des aktuellen EKD-Chefs Bischof Bedford-Strohm. Der Bayer beeindruckte schon mit so sagenhaft infantilen Falschaussagen, daß man ihm durchaus auch eine BILD-Kolumne zwischen Käßmann und Franz-Josef Wagner zutraut.

Bedford-Strohm erkannte nun angesichts der weltweiten islamistischen Gewalt, daß es an deutschen Schulen mehr Islamunterricht brauche.

"Flächendeckender Islamunterricht" sei die beste Möglichkeit, "junge Muslime immun zu machen gegen die Versuchungen von Fundamentalisten", sagt Heinrich Bedford-Strohm in der „Heilbronner Stimme“. An Schulen könnten Muslime sich mit der Tradition ihrer Religion auseinandersetzen und "zugleich Neues lernen über den Islam - und das auf dem Boden des Grundgesetzes", so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, der zugleich bayerischer Landesbischof ist.
Als Vorbild nennt Bedford-Strohm den evangelischen und den katholischen Religionsunterricht. Er wird von den Kirchen verantwortet, der Staat bezahlt lediglich. Bedingung dafür wäre laut Bedford-Strohm, "dass die Muslime in Deutschland sich so aufstellen, dass es klare Ansprechpartner für den Staat gibt".

Mit einiger Mühe erkennt man sogar, daß der Bischof es irgendwie gut meint.
Die „bösen“ Muslime sollen von staatlich bezahlten Islamlehrern auf die „gute“  Seite gezogen werden.

Selbst wenn man diesen naiven Denkansatz folgte, kommt man allerdings nicht weiter als bis zu Nasenspitze, denn Bedford-Strohm wurde offensichtlich bisher noch nicht mitgeteilt, daß es „den Islam“ gar nicht gibt.
Es gibt keinen Muslimischen Papst oder einen Sunnitischen Zentralratsvorsitzenden, der für den Islam spräche.
96% der Muslime in Deutschlands gehören überhaupt keinem Verband an, der Staat hat eben keinen adäquaten Ansprechpartner.
Es gibt an die vier Millionen Muslime in Deutschland und die größten Verbände sind der Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD) mit rund 10.000 Mitgliedern und die aus Ankara gesteuerte Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (DİTİB), die wiederum rund 900 selbstständige Mosche-Vereine locker betreut.

Der EKD-Chef fordert hier also eine Abmachung mit einem nicht existenten Vertragspartner, die dazu führen soll, daß ebenfalls nicht existente deutsche islamische Theologen flächendeckend in Schulen eingesetzt werden.
So weit, so doof.

Schlimmer ist aber, daß Bedford-Strohm eine falsche und grundgesetzwidrige religiotische Regelung auch noch ausbauen will.
Jede Religion fördert eine „wir sind besser als die“-Ideologie, stellt die Anhänger des eigenen Kults über andere und pachtet somit die Wahrheit für sich.
Religionen sind also der Kern des Problems und nicht etwa die Lösung.
Wir brauchen nicht etwa mehr Religion an den Schulen, sondern weniger.

Es sollte in den Schulen nicht für eine Religion geworben werden, sondern neutral über die verschiedenen Religionen aufgeklärt werden.
Glaube ist Privatsache. Nach dem Unterricht kann selbstverständlich jeder Schüler so viel seiner Religion nachgehen wie er will, aber in der Schule hat das nichts zu suchen, schon gar nicht sollten dafür einseitige Theologen eingesetzt werden und diese sollten wiederum schon mal überhaupt nicht staatlich bezahlt werden.

Was Bedford-Strom hier fordert ist nichts weiter als die vollkommen irrsinnige Berliner „Pro-Reli“-Forderung, die zu Recht scheiterte.
Damals wollten Religioten aller Konfessionen Schüler auseinanderreißen und daran hindern gemeinsam unterrichtet zu werden.
Unsere bekannten staatlichen Top-Religioten – Günter Jauch, Andrea Nahles, Wolfgang Thierse, Angela Merkel und Co – machten sich alle für diese frühzeitige Spaltung der Kinder stark.

Die Initiative „Pro Reli“ erzwingt in Berlin einen Volksentscheid. Dabei geht es den Verantwortlichen - anders als von ihnen behauptet - eben nicht um Wahlfreiheit. Die gibt es nämlich nur, wenn man neutral über alle Religionen informiert wird, wie im Ethik-Unterricht. Genau den bekämft aber „Pro Reli“.
„Pro Reli“ will, dass Religion ordentliches Lehrfach an Berlins Schulen wird. Was die Religiösen aller Konfessionen nicht wollen ist das Fach Ethik, weil dort über alle Religionen neutral aufgeklärt wird. Stattdessen wollen Katholiken, Protestanten und Muslime den Kindern lieber jeder für sich sagen, warum jede andere Religion schlecht ist, dass der Mensch als Adam und Eva erschaffen wurde und nicht vom Affen abstammt, dass außerehelicher Sex Sünde, Abtreibung Mord, Homosexualität ein Verbrechen ist und so weiter und so fort....
„Pro Reli“ argumentiert, man sei für die „Wahlfreiheit“ zwischen Religion und Ethik. Die Kirchen als Vorkämpfer der Freiheit? Das wäre neu. Und was heißt denn Wahlfreiheit? Wie kann man wählen zwischen Religionen, wenn man nur von einer einzigen indoktriniert und über die anderen gar nicht informiert wird? Genau das aber will „Pro Reli“ mit dem einseitigen, konfessionellen Religionsunterricht. Deshalb bekämpfen sie ja das Fach Ethik so verbissen. Das würde nämlich umfassende Information über alle Religionen und damit erst wirkliche Wahlfreiheit ermöglichen.


Daß Bedford-Strohm acht Jahre später dieses Fass noch einmal aufmacht, zeugt von einer selbst für bischöfliche Verhältnisse sagenhaften Ignoranz.

Das Gegenteil seiner Forderungen ist richtig.
Der christliche Religionsunterricht gehört aus staatlichen Schulen verbannt und flächendeckend durch Ethikunterricht ersetzt, der über die Entstehung der verschiedenen Religionen, ihre extrem blutige Geschichte und ihre nicht mit dem Grundgesetz zu vereinbarenden Grundsätze (beispielsweise Sippenhaft und Religionszwang in den christlichen „zehn Geboten“) aufklärt und dem entgegen stellt wie unsere Verfassung die Würde des Menschen schützt und Diskriminierung verbietet.


Religiöse „Grundwerte“ der drei abrahamitischen Lehren haben sich den staatlichen Regeln unterzuordnen.
Die Minderwertigkeit von Frauen, die Verdammung von Homosexualität, das Preisen von Sklaverei und Prügeln, die Körperstrafen, die Speisenverbote, die Verächtlichmachung von Tieren und Natur, die man in Koran, Bibel und Thora findet sollte natürlich nicht noch stärker auf Kinder einwirken, wie Bedford-Strohm meint, sondern möglichst ferngehalten werden.

Als eine gefährliche Illusion und die Verschleuderung von Steuergeld haben die Evolutionären Humanisten Freiburg (EHF) die Absicht des Kultusministeriums bezeichnet, den islamischen Religionsunterricht auszubauen.
“Wer der Verdummung und Fanatisierung der Menschen durch religiöse Fanatiker begegnen will, braucht nicht mehr Religion, sondern eine qualifizierte Aufklärung darüber”, sagte der Sprecher der EHF, Arno Ehret. Islamisten durch den Ausbau von Islamunterricht zu bekämpfen, sei in etwa so sinnvoll wie die Einführung eines Faches “Gesunder Patriotismus”, um Neonazis das Wasser abzugraben.
Eine kritische Befassung mit Ethik und Religion sei nicht nur für Muslime wichtig, sondern wohin die Unwissenheit führe, sehe man auch an den fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen. Die Humanisten verlangen, in den Schulen das Fach Ethik als Pflichtfach für alle einzuführen. Der staatlich finanzierte Religionsunterricht könne hingegen getrost abgeschafft werden, denn Religion sei Privatsache. [….]


Freitag, 27. Mai 2016

Wie es hier so läuft, Teil X

Bürgermeister Olaf Scholz macht seine Sache immer noch sehr gut.

Umso peinlicher fällt die Opposition auf.
Von der wirren AfD gibt es etwas Neues; ihr Fraktionsvorsitzender Jörn Kruse kehrte inzwischen aus seinem Vierteljährigen Exil in Kalifornien zurück in die schnöde Hamburger Landespolitik.
Das gefällt allerdings nicht jedem; ganz besonders nicht seiner eigenen Partei, die ihm sofort einen Maulkorb verpasste und ihm verbot sich öffentlich zu äußern, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.

Kruse musste sich dafür bereits die massive Kritik von rund 70 AfD-Mitgliedern anhören. Fraktionsvize Dirk Nockemann bezeichnete Kruse als "Parteichef auf Bewährung" [….]
Künftig muss Kruse seine Interviews von Parteifreunden gegenlesen lassen, bevor sie freigegeben werden. Ob Kruse bei der Neuwahl des Fraktionschefs im August wiedergewählt werden wird, ist momentan wohl offen.

In Hamburg braucht es allerdings keine rechte AfD, um wider Minderheiten und Flüchtlinge zu hetzen. Das übernimmt auch die CDU.

Wenn schon die Hamburger AfD komplett eingeschlafen ist und sich die doofen Bürger immer noch hilfsbereit für Kriegsflüchtlinge engagieren, muß ja einer gegen Ausländer hetzten.

Den Part übernimmt nun die Hamburger CDU, die schon zuvor durch dreiste Lügen bei der Sicherheitspolitik Schlagzeilen gemacht hatte.
Wenigstens gerüchteweise müßte man doch diesen Flüchtlingen kriminelle Energie anhängen können. Es sind ja schließlich Ausländer!
Jede zehnte Straftat, mindestens, wird doch hier von einem Flüchtling begangen – so tönt die CDU.

Karin Prien, berüchtigte CDU-Abgeordnete und Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Blankenese, schlägt wieder zu.

Ausgerechnet in zwei der allerreichsten Stadtteile zeigt sich der xenophobe häßliche Deutsche.
In widerlicher Art versucht die auf 15% heruntergedemütigte CDU daraus Kapital zu schlagen, hetzt gegen den Senat, verlangt immer hysterischer nach „Massen-Abschiebungen“ und mehr Polizei.

Die CDU hat in der Bürgerschaft für "Massenabschiebungen" plädiert, um Menschen vom Balkan von einer Einreise nach Hamburg abzuhalten. "Dazu gehört auch, dass man als Regierung in Hamburg mal symbolisch bereit ist zu sagen, wir machen dann eben mal eine Massenabschiebung von Menschen, die aus dem Kosovo oder Albanien kommen", sagte die CDU-Abgeordnete Karin Prien wörtlich bei der Debatte über einen CDU-Antrag zur Flüchtlingspolitik mit dem Titel "Missbrauch des Asylrechts und falsche Migrationsanreize verhindern – Hilfe in Not und wirksame Integration vorantreiben".

Merkels Partei ist einfach nur widerlich – das zeigte sich auch gestern wieder sehr häßlich, als Wolfgang Schäubles Schwiegersohn, CDU-Bundesvize Strobl in die TV-Kameras blaffte „Der Grieche hat jetzt lang genug genervt!

Prien, geboren, aufgewachsen und studiert in Amsterdam, will es nun irgendwie schaffen zu suggerieren, daß Ausländer kriminell sind und stellte dazu eine Parlamentarischen Anfrage an den Senat.

(………..) Wie viele minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aus welchen Herkunftsländern gab es mit Stand Ende März 2016 in Hamburg? Wo und in welcher  Form  werden  sie  jeweils  betreut?  Wurden  im  März  2016  Ermittlungsverfahren gegen minderjährige unbegleitete Flüchtlinge eingeleitet? (………..)
Wie  viele  Asylsachen  gingen  im  März  2016  beim  Verwaltungsgericht ein?  Bitte  nach  Klagen  und  Rechtsschutzverfahren  unterscheiden.  Wie viele Verfahren wurden im März 2016 jeweils erledigt? (………..)

Aus den Antworten schloss unter anderem der CDU-Abgeordnete Dennis Gladiator, es sei erschreckend, daß viel mehr Flüchtlinge unter den Tatverdächtigen wären als es ihrem Bevölkerungsanteil entspräche.

CDU-Interpretation: Flüchtlinge sind schlechtere Menschen.

Die Polizei mag sich allerdings dieser Sichtweise nicht anschließen.

Polizei warnt vor voreiligen Schlüssen [….]
Die Parlamentarische Anfrage der CDU zum Thema „Kriminelle Flüchtlinge“ sorgt für Aufregung. Eine Statistik aus den ersten drei Monaten des Jahres scheint zu belegen, dass jeder zehnte Straftäter in Hamburg ein Flüchtling ist. Die CDU spricht von erschreckenden Zahlen. Was steckt wirklich dahinter? [….]  „Statistiken, die eine Zeitspanne von weniger als einem Jahr umfassen, sind nur bedingt aussagefähig“, betont Polizeisprecher Jörg Schröder. Zudem dürften es unterm Strich weniger als 2.252 tatverdächtige Flüchtlinge sein, weil ein Asylsuchender mehrere Delikte verübt haben kann. Und: Die erfassten Flüchtlinge müssen nicht unbedingt aus Hamburg kommen. Beispiel dafür: die Silvesterübergriffe. Schröder: „Da gab es Tatverdächtige, die nicht in Hamburg wohnen.“
[….]  [….] „Wir müssen vorsichtig mit der Interpretation der Zahlen sein“, warnt Schröder. Aber: „Wir haben die Entwicklung der Fallzahlen natürlich im Blick und werden darauf reagieren.“ Schneider geht mit dem CDU-Kollegen hart ins Gericht: „Zu sagen, dass jeder zehnte Straftäter ein Flüchtling ist, geht zu weit. Das führt zu einer Stigmatisierung. Herr Gladiator sollte aufpassen, dass er das Straf- und das Asylrecht nicht durcheinanderbekommt.“

Inzwischen gibt es neue offizielle Zahlen zur Kriminalitätsstatistik.

Der Trend ist klar:
Wenig Kriminalität DURCH Flüchtlinge, aber exorbitant steigende Gewalt GEGEN Flüchtlinge.

Entgegen weit verbreiteter Befürchtungen in der Bevölkerung hat der große Zustrom an Flüchtlingen nicht zu einem Anstieg der Kriminalität in Bayern geführt. Das geht aus den Zahlen des Innenministeriums in München hervor. Zieht man die vielen Ermittlungsverfahren wegen unerlaubter Einreise ab, ist die Gesamtkriminalität in Bayern 2015 sogar gesunken - und zwar sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im langjährigen Trend.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Angriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte rasant gestiegen. Die Täter werden häufig nicht ermittelt.
Jeden dritten Tag brennt in Deutschland eine Flüchtlingsunterkunft.
528 Übergriffe auf Unterkünfte im Jahr 2015 – das ist die traurige Bilanz der Chronik, die die Amadeu Antonio-Stiftung und PRO ASYL führen. In 126 Fällen handelte es sich dabei um Brandanschläge: Im Durchschnitt brennt also in Deutschland jeden dritten Tag eine Flüchtlingsunterkunft – viele davon waren bereits bewohnt. Und auch außerhalb der Unterkünfte kommt es vermehrt zu Attacken: In der Chronik sind 141 tätliche Angriffe auf Flüchtlinge vermerkt, dabei kam es zu insgesamt 205 Körperverletzungen durch rechte Gewalttäter.
BKA: Zahl der Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte hat sich mehr als vervierfacht.
Das Bundeskriminalamt zählte sogar insgesamt 924 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte – mehr als viermal so viele wie die 199 erfassten Straftaten in 2014, bis dato in diesem Jahrtausend das Jahr mit den meisten fremdenfeindlichen Angriffen in Deutschland. Statistisch ergibt sich ein Anstieg der Anschläge von insgesamt 364 Prozent. […]

Angesichts der dramatisch ansteigenden rechten Gewalt gegen Heimatvertriebene, fühlt sich die Hamburger Junge Union, JU, (Motto ihrer FB-Seite: #Ja zu TTIP!) zum Handeln ermutigt.

Sie produziert ein Imagefilmchen, um diejenigen anzuprangern, die Deutschland gefährden.
Und das sind natürlich die LINKEN Aktivisten rund um die Rote Flora, die noch nie einen Angehörigen einer Minderheit tätlich angegriffen haben, das Flora-Gebäude soeben liebevoll renoviert haben und in ihrem Stadtteil friedlich mit ihren Nachbarn koexistieren.
Schlimme Typen also.
Antonia Niecke, stellvertretende Landesvorsitzende der Jungen Union, wandert in dem nun produzierten Video durch die Straßen rund um die Rote Flora, deutet auf das Gebäude, hält einen Ziegelstein in die Kamera und bekundet: „Jeder Extremist ist Mist!“
Ja, die JU weiß eben wo der Feind steht.

Eine junge Frau läuft durch die Susannenstraße, dann aufs Schulterblatt, schaut sich die Rote Flora an. "Meine Stadt lebt von Vielfalt und einem friedlichen Miteinander", sagt sie in die Kamera. Kurz darauf steht sie mit einem Ytong-Stein vor der Flora und sagt "Jeder Extremist ist Mist". [….]  St.-Pauli-Blogger Erik Hauth kritisiert erst das Video und dann Niecke selbst: "Antonia N. lässt auf ihrer Facebook Page wirklich keinen Zweifel, daran, dass sie alle 'Extremisten doof findet'. Das hört sich dann bspw. so an: 'Man kann gegen die AfD sagen, was man will, aber ...'", schreibt er. [….]

Leider kann ich das wunderbare Video nicht einbetten, aber man findet es in dem MoPo-Artikel oder auf Facebook.

Ach ja, die JU – man muß sie einfach lieben.

Wann immer die CDU-Jugendorganisation ein Video produziert, wird das ein komödiantischer Kracher.







Das Drama meines Lebens, daß ich das Maximalalter für eine JU-Mitgliedschaft bereits überschritten habe…

Donnerstag, 26. Mai 2016

Geistige Giganten des Konservatismus Teil XIX

Trump hat es nun offiziell geschafft. Ihm ist die Nominierung zum offiziellen Kandidaten der Republikaner für das Präsidentschaftsamt nicht mehr zu nehmen.

Das Beunruhigende daran ist, daß die Trump-Tweet-Dauerberieselung der Amerikaner bereits zu einem Gewöhnungseffekt geführt hat.
Der Mann stößt gar nicht mehr so ab.

Der Milliardär und Hobbypolitiker Donald Trump gilt in den USA zunehmend als normal. Im Wettbewerb um das Weiße Haus liegt er mehreren landesweiten Umfragen zufolge schon gleichauf mit der Millionärin und Profipolitikerin Hillary Clinton. [….] Immer mehr Amerikaner sind offenbar bereit, Trump trotz seiner Ausfälle gegen Ausländer und trotz seiner düsteren Drohungen mit Handelskriegen als einen normalen Kandidaten zu sehen, als einen Politiker wie jeden anderen.

Es ist also durchaus vorstellbar. Im Januar 2017 könnte der rassistische Penis-Prahler als wichtigster Mensch der Erde vereidigt werden.

Die Typen, die jetzt den GOP-Wahlkampf bestreiten sind so unzurechnungsfähig, daß sie das Wahlpublikum mittlerweile völlig von der Realität entkoppelt haben.
Trump gibt in allen seinen Ansprachen solche Kaskaden von offensichtlichen Unsinn und klar faktenwidrigen Statements von sich, daß die journalistische Begleitung kapituliert hat. Priesbus, Christie und die anderen wichtigen Trump-Supporter werden erst gar nicht inhaltlich gestellt oder von Factcheckern konfrontiert.
Trumps Ankündigungen, wie die des großen Mauerbaus sind so offensichtlich gaga, daß sie nur noch als Entertainment betrachtet werden.
Die Medien verhalten sich zu Donald Trump so wie die verantwortungslosen Eltern eines besonders hässlichen und debilen Kindes, dessen Missgeschicke sie gnadenlos abfilmen und auf Youtube stellen, um möglichst viele Klicks zu bekommen.
Es scheint nur noch das Irrelevante eine Rolle zu spielen.
Die US-Wahl ist zu einer absurden apokalyptischen Veranstaltung geworden, bei der man einer Gruppe wütender Schimpansen mit dem Chemiebaukasten spielen lässt. Unglücklicherweise nicht die harmlose Kinderversion, sondern die mit den konzentrierten Säuren.
(……)
In dieser Situation freue ich mich über diejenigen GOPer, die so offensichtlich durchgeknallt sind, daß ihr Wahnsinn vielleicht einige Linke und Sanderianer daran erinnert um was es geht.
Sie müssen alle für Hillary Clinton stimmen. Die Teubeutler müssen eine Bauchlandung hinlegen, so daß auch wieder halbwegs normale Konservative in der GOP gehört werden.

Sehr schade also, daß die geistige Gigantin des Konservatismus Nummer 19 soeben knapp gescheitert ist.

Um ein Haar hätte die republikanische Politikerin Mary Lou Bruner, 69, die texanische Schulpolitik mitbestimmt.

Mary Lou Bruner kennt ihr nicht?
Macht nichts, erklär‘ ich euch:


Bruner arbeitete 36 Jahre als Highschool-Lehrerin und Schulberaterin und lebt mit ihrem Mann in Smith County bei Mineola.
Sie ist eine gebildete Frau, besitzt ein bachelor's degree der Texas Wesleyan University und ein Master of Education degree in special education from East Texas State University.
Nach ihrer Pensionierung engagierte sich die Republikanerin mehr und mehr politisch.
Als Lehrerin, die fast vierzig Jahre Jugendliche ausgebildet hat, kennt sich Bruner natürlich aus und überzeugt mit ihren fundierten Ansichten.
Daher bemüht sie sich seit 2010 darum eins der 15 Mitglieder des Texas State Board of Education (SBOE) zu werden.
Damit könnte sich endlich direkt über die Lehrpläne an allen texanischen Schulen entscheiden.
Nötig wäre es, denn nach Bruners Überzeugung werden die bisherigen Lehrpläne von dubiosen Muslims aus dem Nahen Osten bestimmt, die so ihren Irrglauben in die Kinder pflanzen.
Ihre diesjährige Kampagne war so erfolgreich, daß sie USA-weit Aufmerksamkeit erregte.
In ihrem Wahlkreis, District 9, erhielt sie im ersten Wahlgang von 100.000 abgegebenen republikanischen Stimmen fast die absolute Mehrheit:

Bruner 48%
Kevin Ellis 31%
Hank Hering 20%

Daß sie die beiden anderen GOPer so klar dominierte liegt möglicherweise an ihrer überragenden Intelligenz und natürlich den ungeheuer intelligenten texanischen Wählern, die ihre Qualitäten erkannten.


Mary Lou Bruner wußte auf ihrer Facebookpage von Barack Obamas Vergangenheit als drogensüchtiger schwuler Stricher zu berichten. Als Muselmane kämpfe “Ahab the Arab" gegen alles Christliche und gegen alle Weißen, weil Weiße reich wären, während Obama den Kommunismus einführen wolle und für die Verarmung Amerikas kämpfe.


Auch als Historikerin macht Bruner niemand etwas vor. Karl Marx erfand den Klimawandel, vor 6000 Jahren lebten Dinosaurier und Menschen friedlich zusammen und Amokläufe gibt es nur, weil die satanischen Evolution an Schulen gelehrt wird.

    Many people believe the Democrat Party had JFK killed because the socialists and Communists in the party did not want a conservative president. Remember who followed JFK as president — (LBJ). The exact opposite of Kennedy — a socialist and an unethical politician. It does seem like this might have been the master plan: They sneaked the bad guy (LBJ) into the administration on the coat-tail of a good guy (JFK). Then they got rid of the good guy; in the end, they got a socialist president which is what they originally wanted.
    School shootings started after the schools started teaching evolution.
    When the flood waters subsided and rushed to the oceans there was no vegetation on the earth because the earth had been covered with water. … The dinosaurs on [Noah’s ark] may have been babies and not able to reproduce. … After the flood, the few remaining Behemoths and Leviathans may have become extinct because there was not enough vegetation on earth for them to survive to reproductive age.
    Climate change has nothing to do with weather or climate; it is all about system change from capitalism (free enterprise) to Socialism-Communism. The Climate Change HOAX was Karl Marx’s idea. It took some time to “condition” the people so they would believe such a ridiculous HOAX.
    Many of the (sexual education) books which teachers read to your small children are not allowed in jails and prisons because of the bad effect the books have on the prisoners. These books stimulate children to experiment with sex.

Wie dumm muß man sein, um an das Evolutionsmärchen zu glauben.
Das kann gar nicht wahr sein!

To the television reporter who asked me while the camera was rolling if I REALLY believe there was a man named Noah who built an Ark and filled it with pairs of animals, and the entire world was covered with water: THE ANSWER IS STILL "YES, I believe the Holy Bible. I believe there was a Great Flood. How do YOU explain fossils of seashells and other sea animals on tops of mountains all over the world? How do you explain the Grand Canyon? You are very naive if you believe a tiny river carved out the Grand Canyon. I believe it took a lot more water than that to carve out the Grand Canyon and other land and rock formations formed by water erosion. You can call me ignorant or intolerant or whatever you want, but I did not make fun of YOUR religion.

Völlig verständlich, daß diese tapfere Frau, die texanische Kinder davor bewahren will, von Obama zu schwulen Muslims indoktriniert zu werden im bisherigen SBOE Unterstützer fand.

Count Don McLeroy among those looking forward to it.
His dozen years on the board are the reason it has acquired a reputation for relitigating whether humans walked with dinosaurs. His time as chairman was driven by a mission to sow doubt about the theory of evolution and emphasize “traditional education” such as phonics and country music over whole language instruction and rap. And his ouster by Ratliff in 2010 ushered in the cooling-off period the board has since enjoyed.[….]
“I think she’ll be a great asset,” McLeroy said. “She testified all the time when I was on the board.”
In 2010, for instance, before the board passed a resolution denouncing “pro-Islam” bias in proposed textbooks, Bruner went to Austin and worried aloud that “Middle Easterners” are “using their influence to get what they want in the textbooks.” After all, she said, “they’re buying everything else here.”
[….] McLeroy said he believes Bruner “will do an awesome job” on the board, particularly in reasserting its authority after the Legislature spent years reining it in, and in advocating for “good, traditional education.” Bruner has lamented that children aren’t required to write in cursive. “The songs that they sing in the rap music,” she told a radio show during her campaign, “it’s not correct grammar.”
[….] Indeed, Donna Garner, a conservative education blogger near Waco (she once organized a boycott of Dr Pepper because it released soda cans declaring “One Nation … Indivisible,” without the words “Under God”) has alerted her following that “Texas public school students, parents, and teachers badly need Mary Lou Bruner on the SBOE.” [….]

Was für ein Drama, daß Bruner im zweiten Wahlgang, am 24.05.16 unerklärlicherweise doch noch von Ellis geschlagen wurde.

The East Texas woman who claimed President Obama was a drug-addicted gay prostitute in his youth was defeated in a Republican primary runoff election Tuesday, losing her bid to become one of the top education officials in Texas.
[….] On Tuesday, Ms. Bruner was defeated by a wide margin by Keven M. Ellis, 45, a chiropractor who is the president of the school board in Lufkin. Because Republicans dominate the district, the winner of the Republican race is expected to beat the Democrat — Amanda M. Rudolph, a professor at Stephen F. Austin State University — in the general election.