Das ist schon symptomatisch.
Während die SPD immer mehr in Umfragen wegsackt und sich
das gesamte politische Feld nach rechts verschiebt – denn die enttäuschten ehemaligen
SPD-Wähler wenden sich ja ganz offensichtlich NICHT linkeren Parteien zu,
sondern Rechteren – werden die Reichen Deutschlands in atemberaubenden Tempo
immer reicher und die Armen ärmer.
Auch unter der aktuellen Groko sind die politischen
Weichen so gestellt.
Offensichtlich ist es gewollt – denn das hat der
Wähler mit Mehrheit entschieden – daß Arbeitseinkommen stärker besteuert werden
als Spekulationsgewinne.
Vermögenssteuer möchte niemand einführen, die
Erbschaftssteuer ist zwar nicht gerade bescheiden für diejenigen, die das
sprichwörtliche Häuschen erben, aber die Gesetze sind so gestaltet, daß sich
Superreiche wie die Quandts und Albrechts bequem mit Doppelstiftungsmodellen
drum herum mogeln können. So verschieben sich zweistelligen Milliarden-Erbschaften
ganz ohne Abgaben.
Reiche werden also nicht nur immer reicher auf Kosten der
Armen, weil die regierenden Parteien das freundlicherweise so zulassen, sondern
sie werden insbesondere immer einflussreicher.
Sie sind so mächtig, daß sie noch nicht mal direkt
über Parteispenden und Lobbyorganisationen Macht auf Politiker ausüben, sondern
es reichen Drohungen.
Wenn Du
Bezirksamtschef/Finanzsenator/Bürgermeister/Landesminister nicht genau das tust
was ich will, gehe ich eben mit meinen Millionen weg.
Und sofort springt Henriette Reker und tut was Immobilienhai Christoph Gröner von ihr will.
Einfach mal weniger CDU und FDP wählen – und schon
könnte man solche Zustände ändern. Aber der Urnenpöbel will es ja so.
Die Allerreichsten Deutschlands haben Häuser auf der
Insel der Multimillionäre – Sylt. Hier ist es dermaßen teuer, daß 99% der
Bevölkerung niemals dort leben könnten.
[….] Mitten auf
der Insel Sylt, zwischen Dünen und
Fischrestaurants, liegt das Reich der Reichen. Klaus-John Weber zeigt auf einen
geschwungenen Pfad, gesäumt von hohen Hecken. "Das ist der
Hobookenweg", sagt er, "die teuerste Straße Deutschlands." Ein
Quadratmeter Land kostet hier mindestens 35.000 Euro.
Weber hat 41 Jahre als Butler auf Sylt gearbeitet. Deshalb weiß er, wie es
hinter den Hecken aussieht, die die Bewohner in zwei soziale Klassen aufteilen:
Menschen, die zig Millionen Euro für ein Ferienhaus ausgeben, um darin ein paar
Wochen im Jahr Urlaub zu machen. Und dann sind da all die Menschen, die morgens
vom Festland über den Hindenburgdamm zum Arbeiten auf die Insel pendeln, weil
sie sich eine Mietwohnung auf Sylt nicht mehr leisten können.
Jahrhundertelang hat der Abstand zwischen Arm und Reich politische Ideologien
geprägt, Kriege und Revolutionen ausgelöst. Gleichzeitig fasziniert das Leben
der "Reichen" die Leute. Millionen Menschen sehen sich im Fernsehen
Krönungen und Dokumentationen über Champagnerpartys an. [.....]
Deutschland ist laut OECD das Land mit der dritthöchsten
Vermögensungleichheit aller Industrienationen. Während laut dem Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) die Hälfte der Deutschen praktisch gar kein
nennenswertes Vermögen besitzt und mancher sogar Schulden hat, gehören den
oberen zehn Prozent geschätzt zwei Drittel des gesamten Eigentums. Ein einziges
Prozent besitzt demnach sogar ein Drittel aller Immobilien, Sparanlagen, Aktien
und Unternehmen.
[….] An einem
Aprilmorgen dieses Jahres wartet Klaus-John Weber am Bahnhof in Westerland.
Wenn Sylt das Klischee des reichen deutschen Urlaubsortes ist, dann erfüllt
Weber das Klischee des Dieners: Er trägt Melone und einen langen schwarzen
Mantel. Zur Begrüßung lüpft er den Hut, nimmt den Koffer ab, öffnet die
Beifahrertür seines Kleinwagens und ruft: "Willkommen auf der Insel,
Mylady!" [….]
Der Reichtum boomt, also boomt auch Sylt.
Nur ein paar Tage Urlaub dort zu machen, gilt schon
als großer Luxus.
Kein Wunder, beginnen doch die Hotelpreise in der
Saison mit 300 Euro pro Nacht.
Zwei Wochen mit Frau und Kind kosten dann leicht
10.000 Euro für die Übernachtung. Mal ganz abgesehen von den unfassbar hohen
Preisen für das Leben dort.
Es gab einst auch normale Menschen auf Sylt. Mit
Durchschnittseinkommen.
Jeder Hamburger kennt Geschichten von ganz
bescheidenen Durchschnittsverdienern, wie zB Beispiel Lehrerehepaaren, die sich
in den 1960ern ein kleines ganz bescheidenes Ferienhaus auf Sylt zulegten, dort
über Jahrzehnte immer mal die Wochenenden verbrachten (Hamburgs
Di,Mi,Do-Bürgermeister Beust verbrachte immer Freitag bis Montag auf Sylt),
dann aber mit dem Erreichen des achten Lebensjahrzehnts weniger aktiv wurden,
sich daher entschlossen die kleine Bude auf Sylt zu verkaufen und dann
feststellten, das Ding ist drei Millionen oder fünf Millionen Euro wert.
Zumindest wenn es dort eine Baugenehmigung gibt und
man dort ein paar Ferienwohnungen oder gar ein kleines Hotel errichten darf.
Ein Hotel auf Sylt ist wie die Lizenz zum Gelddrucken.
Kein Wunder, denn die nordfriesische Insel mit gerade mal 16.000 Einwohnern ist
klein, gerade mal fünf Kilometer breit. Fast kein neues Bauland, aber umso
begehrter als Statussymbol der Megareichen.
[….] Auf Sylt
wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche große neue Häuser im Vier- und
Fünfsternesegment eröffnet: 2007 das TUI Dorfhotel in Rantum mit 159
Appartements, 2009 das Hotel Budersand in Hörnum mit 77 Zimmern und Suiten,
2010 das A-Rosa in List mit 177 Zimmern und Suiten. Im Dezember 2014 folgte das
Luxushotel Severin's mit 62 Zimmern und Suiten sowie 27 Appartements in Keitum.
Im Sommer 2017 begrüßte das Easy Living Hotel in List die ersten Gäste in den
38 Doppelzimmern. In List soll 2020 auch der Lanserhof mit 67 Zimmern eröffnen.
[….]
Aber nun droht Ungemach beim Geldscheffeln.
Die Luxusboutiquen, Edelrestaurants und Sternehotels
finden kein Personal mehr.
Nicht unbedingt, weil keiner den Job machen möchte,
sondern weil keiner sich den Job leisten kann.
Der Verdienst als Zimmermädchen, Butler oder Putzfrau
reicht nicht aus, um sich eine Unterkunft auf Sylt zu leisten.
Die Domestiken sind also gezwungen vom Festland aus zu
pendeln. Und auch dort werden die Unterkünfte teurer.
Die Multimillionäre schlagen Alarm! Was sollen sie
tun? Etwa selbst niedere Dienste verrichten?
Geschickt spielen sie den Ball weiter und beklagen,
der Personalmangel ginge zu Lasten der Feriengäste.
Wie uneigennützig und edel von ihnen.
Altruistisch denken sie nur an das Wohl ihrer Gäste
und Kunden.
Dem Hamburger Abendblatt kommen fast die Tränen.
[…..] Personalmangel
wird auf Sylt immer problematischer [….] Die Sommersaison auf Sylt hat begonnen, zahlreiche Hotels sind im Juli
und August bereits ausgebucht. In den Buchungsportalen im Internet sind nur
noch wenige freie Zimmer zu finden – und wenn, dann meist zu horrenden Preisen.
Es ist durchaus üblich, dass in der Hochsaison Viersternehäuser um die 300 Euro
pro Nacht für ein Doppelzimmer aufrufen.
[….] Sylt ist
wohl die teuerste deutsche Insel, doch es kommen immer mehr Gäste: Die Zahl der
Übernachtungen ist im vergangenen Jahr auf 7,093 Millionen gestiegen. Das waren
rund 166.000 mehr als noch im Jahr 2016.
Aber es gibt ein Problem auf der Lieblingsinsel der Schönen und Reichen: Es
fehlt das Personal. "Die Lage wird immer dramatischer. Nach unseren
Schätzungen gibt es auf der Insel Sylt in der Hotellerie und Gastronomie
zurzeit etwa 300 freie Arbeitsstellen", sagte der Vorsitzende des Dehoga
Sylt, Claas-Erik Johannsen, dem Abendblatt. "Das stellt unsere Branche,
besonders aufgrund der bevorstehenden Sommersaison, vor große
Herausforderungen. Die Leidtragenden sind unsere Gäste."
[….] Seit Jahren
gebe es auf Sylt zu wenige Arbeitskräfte, doch in diesem Jahr habe sich die
Situation noch einmal verschärft. Gründe dafür gebe es viele, ein Hauptgrund
sei aber weiterhin, dass bezahlbarer Wohnraum für die Mitarbeiter fehle, so
Johannsen weiter. Und das Pendeln vom Festland auf die Insel sei aufgrund der
Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn für die Arbeitskräfte immer weniger eine
Option. […..]
Was tun?
Arbeitskräfte importieren?
Arbeitskräfte importieren?
Visaerteilung für Billiglöhner aus Übersee?
Wohngeldzuschüsse für die Putzfrauen vom Land? Oder
vom Bund?
Werbekampagnen, um gezielt Hotelangestellte aus
Rumänien und Griechenland anzulocken?
Es gibt viele Ideen.
Nur eine Möglichkeit wird gescheut und noch nicht mal
ausgesprochen, weil das viel zu frevelhaft wäre:
Die Concierges, Kellner, Gärtner und Reinigungskräfte so
anständig zu bezahlen, daß sie sich selbst eine Wohnung irgendwo leisten können
und womöglich – jetzt wird es aber linksradikal von mir: sogar noch ein paar
Euro für ihr eigenes Leben übrig haben.
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