Martin
Schulz war wirklich ein extrem unglücksseliger Kanzlerkandidat.
Er
jammerte, beklagte sich ständig ungerecht behandelt zu werden, konnte gar nicht
begreifen, daß irgendjemand gegen ihn war, schließlich findet er sich selbst
ganz großartig.
Es ist
nach wie vor atemberaubend und surrealistisch was uns Markus Feldenkirchen in „Die Schulz-Story“
vor Augen führt.
So viel
dadaistische Unfähigkeit wie im Willy-Brandt-Haus kann man sich gar nicht vorstellen.
Während
Peer Steinbrück sich 2013 noch gegen die radikal verblödete Kampagne unter der
hoffnungslos überforderten Debakel-Generalin Nahles wehrte und verzweifelt
versuchte die Querschüsse von Parteichef und Urnengift-Andrea zu unterbinden,
war Schulz selbst Parteichef und hatte alle Freiheiten.
Aber er
suchte mit viel Mühe und Akribie Möglichkeiten sich selbst ins Knie zu
schießen, indem er beispielsweise denjenigen, der als Generalsekretär die
Bundestagswahl 2009 zum schlechtesten SPD-Ergebnis aller Zeiten ritt, erneut
zum Generalsekretär bestimmte. Und Heil lieferte; unter seiner WBH-Führung
debakulierte sich die SPD sogar noch unter den Wert von 2009; nur noch 20,5%.
Die ganz
große Tragik ist aber, daß Martin Schulz als sozial, international und
europäisch denkender Mensch doch noch klar besser gewesen wäre als
Phlegma-Merkel der Kanzlerjahre 13-16.
Sein
Macron-Namedropping war mehr als peinlich, aber Recht hatte er dennoch: Die
einzige Chance für Europa und womöglich sogar die einzige Chance für Frieden in
der Welt, ist jetzt der ganz intensive Schulterschluss zwischen den EU-Mächten.
Sie
müssen einen monolithischen Block gegen den großen Antagonisten USA bilden.
Das Iran-Desaster zeigt sogar, daß die notorischen
Washington-Poodle in London fest an der Seite Europas gegen Trump stehen.
Ein auch
nur halbwegs zurechnungsfähiges Kanzleramt stünde schon seit einem halben Jahr an der Seite des
Élysée-Palasts und würde den Macron-Weg für Europa mitgestalten.
Stattdessen
sitzt aber die womöglich schon lange entschlafene Merkel im Kanzlersessel und
blockiert, moniert, verhindert, nörgelt, bremst, verneint.
[…..]
Die Verleihung des Karlspreises nutzt
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für Klartext - nicht alles dürfte Angela
Merkel gefallen haben. Angesichts der Entfremdung mit den USA mahnt er zum
Handeln.
Der französische
Präsident Emmanuel Macron hat Deutschland einen zu strikten Sparkurs und
mangelnden Mut bei der Reform Europas vorgeworfen.
Bei der Entgegennahme
des Internationalen Karlspreises in Aachen forderte Macron die Bundesregierung
am Donnerstag zu höheren EU-Ausgaben auf und kritisierte einen
"Fetischismus" für Budget- und Handelsüberschüsse. Die Regierung von
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) stemmt sich bisher gegen deutlich höhere Ausgaben
und bekennt sich nur zu den Mehrkosten durch das Ausscheiden Großbritanniens
aus der EU (Brexit). Um in Europa voranzukommen, müsse man sich auch von Tabus
lösen, mahnte Macron. [….]
(Hamburger
Abendblatt, 11.05.2018)
Statt
seinen Vorurteilen gegenüber Russland zu frönen, muss die deutsche Bundesregierung
jetzt das tun, was das kleinste Übel ist:
Angesichts
der ungeheuerlichen vertragsbrüchigen Lügenstorys aus Washington muss eine
Allianz der herkömmlichen Staaten geformt werden, die wenigstens nicht völlig
wahnsinnig sind.
Das
bedeutet, daß Merkel als mächtigste und erfahrenste Person Europas nun Tag und
Nacht wie Schröder und Fischer 2003 an einer großen Entente aus dem Iran,
Russland, China, Frankreich, England, Deutschland und der EU arbeiten muss.
Sie hätte
längst dafür sorgen müssen Xi, Putin, May, Macron, Rohani und Federica
Mogherini zu einer Petersberger Krisenkonferenz zu laden.
Dort
hätte man angesichts der dramatischen Lage in den USA in den sauren Apfel
beißen müssen, die antirussischen Sanktionen und den aberwitzigen Brexit erst
mal beiseite stellen müssen.
In dem
Fall müsste Deutschland seine geballte Wirtschaftsmacht einbringen und zusammen
mit dem auch nicht gerade armen China garantieren, daß kleine Nationen
und Privatfirmen nicht vom Amoktrio Pompeo-Bolton-Trump gezwungen werden können
dem Iran in den Rücken zu fallen.
Man
könnte noch viel mehr Länder ins Boot holen. Wer, außer Netanjahu steht denn
noch aus Überzeugung zu Trumpmerica?
Der äußerst Russland-kritische Heiko Maas, der bisher sehr viel mehr Distanz zu Putin hält als sein Vorgänger Gabriel, hat immerhin diese Notwendigkeit erkannt, ist nach Moskau gereist, spricht mit Lawrow.
Der äußerst Russland-kritische Heiko Maas, der bisher sehr viel mehr Distanz zu Putin hält als sein Vorgänger Gabriel, hat immerhin diese Notwendigkeit erkannt, ist nach Moskau gereist, spricht mit Lawrow.
Merkel
hingegen sitzt tumb in der tiefsten deutschen Provinz, beim Kirchentag in
Münster.
Für ihre
Verhältnisse setzt sie sich schon dramatisch von Trump ab, indem sie sagt, der
Ausstieg aus dem Iran-Abkommen sei „nicht richtig“.
[….]
Nach der vielbeachteten Rede von
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Eröffnungstag bekommt auch Bundeskanzlerin
Angela Merkel viel Applaus für ihre deutlichen Worte auf dem Podium.
Die Aufkündigung des
Iran-Abkommens durch US-Präsident Donald Trump sei „ein Grund großer Sorge,
auch ein Grund von Bedauern“, sagt sie klar und spricht damit dem Publikum aus
der Seele. Es sei nicht richtig, ein Abkommen, das verabredet wurde, über das
man dann im UN-Sicherheitsrat abgestimmt hat, es einstimmig gebilligt hat, einseitig
aufzukündigen, so Merkel am Freitagmittag in der Halle Münsterland. [….]
(WN
11.05.18)
Nicht zu
fassen!
Die Kanzlerin soll nicht mit den christlichen CDU-Stammwählern schmusen und laue Worte absondern, die eins garantiert nicht tun, nämlich Trump beeinflussen.
Die Kanzlerin soll nicht mit den christlichen CDU-Stammwählern schmusen und laue Worte absondern, die eins garantiert nicht tun, nämlich Trump beeinflussen.
Los, ab
in den Regierungsjet und Pendeldiplomatie.
Moskau,
Peking, Paris, Teheran.
Washington
hat fertig. Die Besuche Macrons, Merkels und Johnsons haben es ja eindrucksvoll
gezeigt: Egal wie man mit Trump redet, wie dringlich man es macht, ob man
mahnt, warnt oder das volle Schmeichel-Programm abspult: Der Mann bleibt
unbelehrbar, borniert, bösartig und eine einzige Abrissbirne für den
Weltfrieden.
Auch Schulz hätte bei Trump nichts bewirkt, aber er hat immerhin erkannt, daß man ihm massiv entgegentreten und alternative Machtstrukturen generieren muss.
Auch Schulz hätte bei Trump nichts bewirkt, aber er hat immerhin erkannt, daß man ihm massiv entgegentreten und alternative Machtstrukturen generieren muss.
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