Freitag, 25. Mai 2018

Totschweigen?

Trump ist ganz sicher nicht Präsident geworden, weil er der fähigste Kandidat war. Im Gegenteil.
Offensichtlich sind die Vereinigten Staaten eben keine Meritokratie.
Daß er es in dieses Amt schaffte hatte komplexe Ursachen.
Hauptverantwortlich sind meines Erachtens hauptsächlich das Electoral College-System, das es überhaupt ermöglichte jemand zum Sieger zu küren, der in absoluten Stimmen drei Millionen Votes hinten liegt.
Und auf der anderen Seite die amerikanischen Medien insgesamt, die entzückt von ihren eigenen Quoten Tag und Nacht kostenlos Sendezeit zur Verfügung stellten. Sie alle ließen sich willig instrumentalisieren, indem sie den größten Trump-Schwachsinn als immer wieder neue „brechende Neuigkeiten“ übertrugen.

Es treten sehr oft Idioten zu demokratischen Wahlen an. In Deutschland muss jedem ein wenig Sendezeit gewährt werden. So erfährt man dann von den „yogischen Fliegern“ der Naturgesetzpartei, die auch ein paar zwei-minütige Spots vor der Bundestagswahl bekommen.


Da die Herren dieser Partei offensichtlich unzurechnungsfähig sind, werden sie ausgelacht und bekommen schließlich am Wahltag ein paar hundert Stimmen.
Aber was wäre, wenn alle deutschen TV- und Radiosender, alle Zeitungen und Magazine anderthalb Jahr vor der Wahl damit begännen 24/7 nur noch über die Naturgesetzpartei zu berichten?

Nachdem am 08.11.2016 das Unvorstellbare doch passiert war und Trump sich mit dem Namenszusatz „president elect“ schmücken konnte, blieb dem Rest der Welt genau wie den US-Medien nichts anderes übrig, als weiter über Trump zu berichten.
Der Mann am Ruder der stärksten Weltwirtschaft und Alleinbefehlshaber der größten Atomstreitkräfte ist qua Amt relevant – unabhängig davon wie viele Synapsen unter seinem orangen Fusselmopp durchgebrannt sind.

Nun beschäftigen sich wirklich alle mit Trump. Rund um die Uhr.
Seine Borniertheit liegt außerhalb jeder Vorstellungskraft.

Beispiel Nordkorea: Könnte man mit einem Anruf und einem Treffen die koreanische Halbinsel vereinen und befrieden, hätten das sicher schon Präsidenten vor Trump getan.
#45 weiß aber rein gar nichts über die komplizierte Vorgeschichte, nichts über Geopolitik, nichts über Asien, nichts über amerikanische Kriege.
Auch GWB war ungebildet und konnte höchstwahrscheinlich Nordkorea nicht auf der Weltkarte finden. Aber immerhin gab es in seiner Administration besetzte Stellen im State Department; ein Briefingsystem, so daß überhaupt jemand in der Regierung informiert wurde.
Trump ist der Realität komplett entkoppelt, glaubt mal eben einen Friedensnobelpreis einheimsen zu können und wird nun locker von Kim Job Un ausgetrickst.
Der selbsternannte größte Dealmaker der Welt zeigt also wieder einmal was er gar nicht kann: Deals maken.
Ganz offensichtlich ist er völlig unfähig zu verhandeln, weiß noch nicht mal was politische „Deals“ sind. In anderthalb Jahren als Präsident war er lediglich Deal-breaker, kündigte in seinem rassistischen Hass auf den dunkelhäutigen Obama alles auf, was dieser verhandelt hatte.






[….] Is it possible that Trump was watching cable news and freaking out about the negative coverage on the tariffs and especially on Stormy? It certainly seems likely. Imagine him thinking: I need a change of subject here fast! So he stuns his own advisers who were in the Oval Office with the South Korean representative—McMaster, Mattis, and Kelly—by accepting on the spur of the moment this offer from Mr. Chung, the South Korean, for a summit.
In fact, I wouldn’t be surprised if someday we learn that there was no such “offer.” That it was all Trump’s idea from jump street, just trying to make cable TV talk about something else that night.
To that extent, it worked. Wow, talking heads gushed. He’s done what no president before him could do! Improbable as it seems, maybe if anyone can cut this deal, Trump can! Google “Trump Korea Nobel Prize” and your machine will return you 7.55 million depressingly comedic results. “Everyone thinks so,” Trump said of the possibility of being bestowed with such an honor. “But I would never say it.”
There were voices, yes, that warned that maybe doing something like this on the spur of the moment wasn’t the world’s best idea. That something like this takes planning. That maybe there’s a reason a bilateral summit with North Korea just hasn’t magically happened in these last 80 years, and maybe even diplomats—dour, bureaucratic men and women that they are, always seeing the complicated side of things—have a point about treading carefully into these waters.

Bah! Small-minded people! Trump is too great for your small minds to comprehend! You merely describe reality; the great man remakes it! #MAGA #MAGA #MAGA!

Needless to say, nearly everything that had happened since March 8 has been, at best, a misfire and, at worst, a disaster. [….]


Das ist Trump pur, er folgt seinem destruktiven Impuls alles zu zerstören, kackt der Welt auf den Tisch und stellt anschließend in rasenden Tweets klar, daß alle anderen Schuld an dem Desaster sind.
Der Mann, der sich fünfmal mit Hinweisen auf einen schmerzenden Fersensporn um die Vietnam-Dienst drückte übernimmt grundsätzlich nie selbst Verantwortung, hat immer Sündenböcke parat.


Zunehmend reagieren allerdings professionelle Journalisten genervt von den ewigen Lügen des Münchhausens aus dem Oval Office.


[….] “Now, while we await the investigation into this matter by journalists and by the Justice Department inspector general, it’s worth remembering that while we’re sticking to facts and telling you just what we know, President Trump apparently has no such constraints since he simply makes stuff up. He frequently lies and has a long and well-documented career engaging in conspiracy theories about all manner of subjects, with no concrete evidence ever provided,” […..]


[….] “The president of the United States is lying to us over and over and over and over again,” Lemon said.  “We’ve all seen it with our very own eyes and we’ve heard it with our own ears.”
Lemon called Trump’s latest assault against the FBI the “biggest lie of them all.”
On Wednesday, Trump once against claimed without evidence that a “spy” was embedded in his campaign.
This isn’t just another “one-off alternative fact,” Lemon said.
“This is not just an angry president popping off,” Lemon said. “This is a deliberate and coordinated effort to save his presidency, to cast doubt on the Russian investigation by repeating a lie.”
The repetition of the lie is purposeful, the host said.
“Because if you hear him say the same thing over and over and over, it gets into your head. You may even start to wonder if there’s some truth to it. That’s exactly what the president and his allies want,” Lemon said.
Lemon said Trump is assaulting the truth daily. [….]



[….]    We will show you his outlandish claims made on the South Lawn of the White House. But instead of waiting until after you hear those remarks from the president to fact check them, we want to warn you in advance that his meandering comments include lies about the nature of the surveillance of his campaign as well as smears on the former FBI director Jim Comey, also a key witness in the Mueller investigation.
Attacking Comey, we understand, is the Trump legal team’s entire strategy for defending the president in the obstruction of justice investigation, which hinges, at least in part, on Comey’s firing. We also want to tell you his new bumper sticker spygate is also based on a lie. There is no evidence that anyone was spying on the Trump campaign. A counterintelligence investigation was underway.
    And for the president, who still doesn’t seem to know what that means, let’s try this. The good guys, American law enforcement agencies, were closely watching the bad guys, American adversaries like the Russians. The reason Trump’s campaign is in the mix is because they ended up in close enough cahoots with Russians to raise suspicions. With those facts in mind, here’s the president’s performance today. [….]
(Nicolle Wallace, MSNBC, 23.05.2018)

Ganz offensichtlich nützt es ja nichts Trumps weit über 3.000 Lügen zu entlarven, sein katastrophales politisches Versagen zu dokumentieren.
Er bleibt weiter an der Macht und seine Wähler lieben ihn wie eh und je.

Die amerikanische Demokratie ist gescheitert, weil der Souverän sich atypisch und kontraproduktiv verhält.

Auch wenn Trump in verschiedenen Rankings, je nach Definition, Macht eingebüßt hat, weil er politische Reputation der USA zerschlagen hat und nun gelegentlich hinter Xi und Putin geführt wird, ist er als US-Präsident zweifellos eine weltweit sehr bedeutende Figur.

Er muss also Gegenstand der Berichterstattung sein.
Aber es bleibt ein Dilemma; jeder einzelne Artikel, jede Sendesekunde, die Aufmerksamkeit erzeugt, macht Trump stark.
Der Mann ist Aufmerksamkeitsjunkie und die Empörung der etablierten und liberalen Medien, das Entsetzen im Rest der Welt, das Aufheulen der amerikanischen Handelspartner bestätigt die Trumpfans in ihrer Begeisterung für den miesesten Lügner der Welt.

Daher plädiere ich dafür Trump zu bekämpfen, wie man auch ein Feuer bekämpfen würde. Durch Sauerstoffentzug.
Man könnte Amerika in den Medien behandeln wie beispielsweise Albanien.
Der Balkanstaat wird nicht ignoriert. Man berichtet schon, wenn irgendwas Besonderes dort passiert. Aber das ist eben selten.

Wer außerhalb Albaniens kennt überhaupt Staatspräsident Ilir Meta?
Wissen wir irgendetwas über dessen Töchter und Söhne? Über Exfrauen? Oder gar Affären und sexuelle Vorlieben?


Nein.
Und wie schön war es, als wir all das auch nicht über Trump wußten.

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