Samstag, 30. Juni 2018

Mind Reset


Immer öfter begegne ich im Internet dieser neuen Spezies von Querfrontlern, die behaupten früher SPD gewählt zu haben, nun aber alle Parteien gleichermaßen ablehnen, Merkel für den Satan persönlich halten, sich vor der „Umvolkung“ fürchten und Seehofer die Daumen drücken.
Leidenschaftlich gehasst wird natürlich Claudia Roth – und das mit guten Gründen:

1.) Ihre Frisur
2.) Ihre Klamotten
3.) will sie noch mehr Ausländer reinlassen
4.) zieht sie sich wirklich unmöglich an
5.) ist sie offenbar seit Jahrzehnten deutsche Regierungschefin und trägt daher die Verantwortung und
6.) hat sie keinen Geschmack. 






 
Ausländer raus, bzw in neudeutsch „Grenzen zu“ ist für diese Sorte Querfrontler deswegen wichtig, weil die Flüchtlinge ihnen die Jobs wegnehmen, die sie nicht haben und gleichzeitig aus Faulheit nicht arbeiten, sondern nur Sozialleistungen kassieren und somit auf Kosten eben dieser Querfrontler leben, die zu den Kosten gar nichts beitragen, weil die ja nun mal keinen Job haben; denn der wurde ihnen ja von Flüchtlingen auch gestohlen.
Soweit, so logisch.

Eine Diskussion mit solchen Typen bringt nichts, weil sie wie Donald Seehofer Fakten und Belege grundsätzlich nicht akzeptieren.

Kommt man ihnen historisch und grundsätzlich, lehnen sie das als „Nazi-Keule“ ab, argumentiert man moralisch, ist man unzurechnungsfähiger „Bahnhofsklatscher“ oder „Gutmensch“.
Bleibt noch die ökonomische Argumentation – schließlich braucht Deutschland Zuwanderung – aber das kontern die Querfrontler mit dem Todschlagargument „neoliberal“.


Dabei gäbe es ein ganz einfaches Mittel Lohndumping zu bekämpfen:
Man wähle einfach nicht mehr Parteien, die als Lobbyisten der Unternehmensverbände fungieren, sondern zB Linke oder Grüne, die sich klar für einen deutlich höheren Mindestlohn aussprechen.

Wenn in allen Branchen wie in den meisten demokratischen Ländern ein Mindestlohn herrscht, können arme Deutsche, Flüchtlinge, Arbeitssuchende und Mindergebildete auch nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden.
Simple as that.

Statistik: Gesetzliche Mindestlöhne pro Stunde in Ländern der
Europäischen Union (Stand: Januar 2018*) | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei  Statista

Wer für Fairness und gegen Neoliberalismus ist, sollte also diejenigen nicht wählen, die hohe Mindestlöhne in Deutschland blockieren: Also CDU, CSU, AfD und FDP.

Man sollte nicht dem xenophoben Trio Lindner-Spahn-Dobrindt hinterherrennen.
Das sind die klassischen Lobbyhörigen, die intensiv dafür arbeiten Geringverdiener arm zu halten.
Sie tragen die Schuld an den sinkenden Reallöhnen in Deutschland, nicht Frau Roth oder die Flüchtlinge.

Wer es gut mit Deutschland meint, sollte lieber die FDP und CSU rauswerfen, statt der Heimatvertriebenen, die hier Schutz suchen.

[….] Rainer Brüderle will Tariflöhne in der Altenpflege verhindern
Die Regierung drängt Arbeitgeber und Gewerkschaften zu flächendeckenden Verträgen in der Altenpflege. Doch nach SPIEGEL-Informationen macht ein bekannter Lobbyist dagegen Stimmung: Ex-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle.
Mit luftigen Versprechen wollen die privaten Arbeitgeber die flächendeckende Einführung von Tariflöhnen in der Altenpflegebranche verhindern. In einem Brief an Politiker der Großen Koalition, der dem SPIEGEL vorliegt, wirbt der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) für ein unverbindliches Alternativmodell. Der Verband empfehle seinen Mitgliedern, in ihren Betrieben sogenannte Arbeitsvertragsrichtlinien anzuwenden, schreibt bpa-Arbeitgeberverbands-Präsident Rainer Brüderle. [….]

Freitag, 29. Juni 2018

Kann man sich nicht ausdenken – Teil V

Trump wirkt; seine unablässige Hetze gegen die unliebsame Presse ruft irre Mörder auf den Plan.


[…..] In the wake of the fatal mass shooting of Capital Gazette reporters, an editor at Splinter published voicemail threats he had received after reporting on President Donald Trump.
On Monday, editor Hamilton Nolan published a widely-cited piece predicting increasing backlash against individual members of the Trump administration, after press secretary Sarah Huckabee Sanders was denied service at the Red Hen restaurant in Lexington, Virginia.
“This week I wrote something that got widely circulated among angry right-wing people on the internet, which caused my personal contact information to be published online, which allowed me to hear voicemails from many new friends,” he wrote.
“Watch your ass, watch your ass,” one caller threatened. “You’re going down, boy, cause sweet 16″ hunting knife to carve your ass up.” [….]






Kann man sich nicht ausdenken.

Das Trump-Rad ist auch bei der nächsten Wahl nicht zurück zu drehen, selbst wenn es die größte „blue wave“ aller Zeiten geben sollte.
#45 hat das Klima so nachhaltig vergiftet, daß 100 Millionen Amerikaner ohnehin keinerlei Fakten mehr akzeptieren und nur noch ihrem Hass frönen.
Es sind postzivilisatorische Zeiten in den USA angebrochen.
Es regiert der Herr des Hasses und setzt nicht nur Duftmarken, sondern verankert seine destruktive Agenda weltweit.
Die neuen Freunde Washingtons heißen Kim Jong Un und Putin, König Salman.
Demokratien hingegen verachtet die amerikanische Regierung ganz offensichtlich.
Die USA reißen alle internationalen Einigungen in den Abgrund und zerstören zu Hause das Jahrhunderte alte Checks-and-Balance-System.

Es gilt nicht mehr das Gesetz, sondern Willkür, Korruption und Nepotismus.

Dutzende rechtsradikale Richter wurden von Trump ernannt; nun wird er auch den Supreme Court schleifen, weil er einen der „Liberalen“ zur Aufgabe „überredete“.

 [……] "Ich habe ein Vermögen mit Schulden gemacht, niemand kennt sich mit Schulden besser aus als ich", tönte Donald Trump einmal in der ihm eigenen Art im Fernsehen bei CBS. Der selbsternannte "König der Schulden" hatte allerdings die Angewohnheit, das geliehene Geld nur ungern zurückzuzahlen, weshalb ihm irgendwann die Kreditgeber ausgingen. Ein Institut aber stand unerschütterlich an der Seite des Baulöwen: die Deutsche Bank. Fast zwei Milliarden Dollar lieh sich Trump dort über die Jahre und der Mann, der große Teile der Gelder freigab, kehrt nun über einen erstaunlichen Zufall zurück in das Leben des US-Präsidenten.
Justin Kennedy heißt der Mann, der möglicherweise ein bisher unentdecktes Kapitel in Trumps mutmaßlicher Russland-Affäre aufblättert. Doch die Sache ist verzwickt: Justin Kennedy ist der Sohn von Anthony Kennedy, der als Richter am Oberstern US-Gericht seinen Rücktritt angekündigt hat. Der 81-jährige Jurist, selbst eher liberal, macht mit dem Schritt Platz für einen Nachfolger, über dessen Besetzung nur der US-Präsident entscheiden wird. In den USA sind diese Supreme-Court-Personalien von enormer Bedeutung, weil die obersten Richter des Landes auf Lebenszeit ernannt werden. Jede Entscheidung des Präsidenten prägt die Rechtsprechung der USA daher auf Jahrzehnte.
[……] Für Donald Trump ist Kennedys Rücktritt wie ein Geschenk. Pünktlich zu den Zwischenwahlen im November kann er der Öffentlichkeit einen Nachfolger präsentieren; jemanden, der voraussichtlich stockkonservativ ist und skeptische Republikaner überzeugen könnte, sich trotz aller Zweifel für Trump starkzumachen. Die konservative Mehrheit am Obersten Gericht wäre jedenfalls bis auf weiteres gesichert. [……] Anthony Kennedy war in dem neunköpfigen Gremium in seinen Entscheidungen selten vorhersehbar, aber meist das Zünglein an der Waage. Er hat sowohl für die Homoehe als auch, wie jetzt, für Trumps  "Muslimbann" gestimmt, das Einreiseverbot für Menschen aus muslimischen Ländern. Damit ist die umstrittene Anordnung höchstrichterlich für in Ordnung befunden, was Donald Trump als großen Sieg verbuchen kann. Zu dieser Entscheidung kommt, dass ausgerechnet Kennedys Sohn Justin auch noch Trumps größter Finanzier war.


Juni 2018

[……] 2008/2009, wollte der zwielichtige Baulöwe wegen der Finanzkrise seine Schulden nicht mehr begleichen - bekam aber dennoch weitere Kredite. Schätzungsweise 300 Millionen Dollar schuldet seine Firma noch immer der Deutschen Bank.[….]

Das Ende ist da.
Keine Gewaltenteilung mehr, keine Moral, kein Anstand, keine Demokratie.

[…..] Selten zuvor hatte ein amerikanischer Präsident so viel Macht wie Donald Trump. Das Parlament, laut Verfassung die wichtigste Instanz, die den Präsidenten in Schach halten soll, hat praktisch kapituliert. Viele Republikaner im Kongress sehen Trumps chaotisches Herumregieren zwar mit Grauen, aber sie granteln nur. Niemand stoppt den Präsidenten. Auch die zweite Kontrollinstanz - die Medien - liegt am Boden. Trump hat ihre Glaubwürdigkeit durch sein Fake-News-Trommelfeuer binnen weniger Monate in Trümmer geschossen.
Jetzt fällt also auch der Supreme Court. Im Verfassungsgericht wird es künftig vermutlich eine solide konservative Mehrheit geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die neun Richter den Präsidenten am Ende schon irgendwie bremsen werden, ist mit dem Rücktritt von Anthony Kennedy erheblich gesunken. [….]


[….]  Trump has turned his back on every fundamental American value
President Trump has given us another reminder that even as he belittles and insults America’s staunchest allies, his admiration for dictators — precisely because of their willingness to oppress and abuse their people — is stronger than ever. While we have plenty of disagreements about what “American values” really are, up until now there has been a consensus that America, particularly when it goes out into the world to deal with other countries, stands for certain fundamental things such as democracy, freedom and respect for human rights.
That is no longer true. “America First” has turned out to be not just Trump’s intention of putting our needs above the needs of others. It’s a declaration that we will no longer be guided by any moral principles at all.
Given that Kim Jong Un runs what may be the most oppressive totalitarian state in the world today, many people were shocked to see how Trump heaped praise on the North Korean dictator during and after their summit in Singapore. [….] [….]




Donnerstag, 28. Juni 2018

Kein Held, nirgends.

Schon unangenehm, daß ausgerechnet der Papst mit seiner Kritik an Trump zur liberalen Ikone wird.
Alle mögen ihn, schreiben Jubelbücher oder verewigen ihn in PR-Filmchen.
Wim Wenders benimmt sich Bergoglio gegenüber wie eine Hundertschaft elfjähriger Mädchen mit feuchten Hosen beim Tokio-Hotel-Konzert.

Schlimm ist das. Der Mann spricht Frauen und Schwulen ihre Rechte ab und fördert bis heute das Kinderficken, indem er sich weigert die päderastenfreundlichen Strukturen zu ändern.
Wir müssen Bergoglio endlich als das behandeln was er ist: Ein raffgieriger Konservativer, der Menschen schadet.

[…..]  Er gilt als weltoffener älterer Herr. Tatsächlich vertritt der Papst in Sachen Sexualität und Frauenrechte Positionen, die eine Zumutung sind für alle, die in der Gegenwart leben.
[…..]  Meine Lieblingsthemen beim Papst sind soziale Ungleichheit und Sex. Ich bewundere es, wenn der alte Mann in goldverzierten Palästen unterwegs ist und über die Armut in der Welt plaudert. So inspirierend, wie er, seit Ewigkeiten per Definition Single, um Beziehungs- und Erziehungstipps nicht verlegen ist, oder um ein zackiges Statement zum Thema Abtreibung. Die höchste irdisch erreichbare Mansplainingstufe, Halleluja!
Homosexuelle können keine Familie sein, das hat Papst Franziskus jetzt also gesagt, […..]   Natürlich dürfen anständige Gläubige auch homosexuell sein, aber dann sollen sie halt im Staub kriechen und den Rest ihres Lebens die Hände über der Bettdecke lassen. So viel Gnade ist dann doch nicht. Happy Pride Month 2018!
[…..]  Abtreibung ist ohnehin schwere Sünde für Katholikinnen, aber zusätzlich hat sich der Papst jetzt dazu geäußert, dass nicht jede Frau es sich zutraut, einen schwerkranken Fötus weiter auszutragen. Die Ärztinnen und Ärzte, zu denen sie dann geht, stehen für den Papst auf einer Stufe mit den Nationalsozialisten, die zwischen 1933 und 45 etwa 200.000 - wohlgemerkt bereits geborene - kranke oder behinderte Menschen ermordeten: "Im vergangenen Jahrhundert war die ganze Welt schockiert davon, was die Nazis getan haben, um die Reinheit der Rasse sicherzustellen. Heute tun wir dasselbe, nur mit weißen Handschuhen." Nachdem Franziskus Priestern schon mal erlaubt hatte, die Sünde der Abtreibungen immerhin zu vergeben, nun also das. Ein Schritt vor, zehn zurück.    So redet einer, der zugleich Chef der Institution ist, die massenhaftes Leid an Kindern und Jugendlichen ermöglicht hat und sich weiterhin mit der vollständigen Aufklärung dieser Fälle schwertut. In Einrichtungen der katholischen Kirche wurden bis heute so viele Fälle sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen aufgedeckt, dass man mit ziemlicher Gewissheit vom größten Missbrauchsskandal der vergangenen Jahrzehnte - mindestens - sprechen kann. Jeder andere Vorsitzende wäre schon tausendmal zurückgetreten, nicht so der Papst. [….]

Nur weil der alte Argentinier nicht ganz so tuntig wie sein Vorgänger wirkt und etwas weniger offensive Rechtsradikale und Holocaustleugner hofiert, ist der Mann noch kein Liberaler.

Vom massenhaften sexuellen Missbrauch durch perverse sadistische Pfaffen weiß ich schon mein ganzes Leben. Wer es wissen wollte, konnte es auch in den Medien finden.
Seit fast zwei Dekaden wird aber offen darüber gesprochen. Noch während des Woytila-Pontifikats begannen US-Diözesen Multimillionen Dollar Schmerzensgeld an sexuell missbrauchte Kinder zu zahlen.
Ulrike Meinhof machte den massenhaften Missbrauch sexueller, psychologischer und körperlicher Art schon Ende der 1960er Jahre publik, als sich brutal prügelnde Nonnen und Mönche an über 100.000 Kindern in christlichen Heimen vergriffen.
Die Augsburgerin Anna (Jahrgang 1911), berichtete in einer 45-Minütigen BR-Reportage über ihr bisher 107 Jahre andauerndes Leben; ein sehr schweres Leben mit vielen Schicksalsschlägen, die Anna wie viele Hochbetagte erstaunlich gelassen hinnahm. Nur ihre Zeit in einem katholischen Kinderheim verursacht ihr auch 100 Jahre später noch eine Gänsehaut, weil die Nonnen und Pfaffen sie so grausam verprügelten. Das Vergehen der 7-Jährigen: Uneheliche Geburt.

100 Jahre später will die Franziskus-Kirche lieber immer noch nicht so genau zuhören, was sie Generationen von Kindern antat.
Welch Wunder, sitzt doch der Papst-Bruder Georg Ratzinger, der in seinen Dekaden als Domkapellmeister derart auf Grundschüler eindrosch, daß ihm sein Gebiss aus dem Maul flog, immer noch als hochgeehrter Gast im Vatikan.

Auch der hochgeehrte Co-Papst spricht sich offensiv dafür aus kleine Kinder zu schlagen.
Man stelle sich vor, irgendein anderer Chef einer gemeinnützigen Organisation, die steuerprivilegiert Kinderheime, Schulen und KITAs betreibt, spräche sich für das Schlagen von Kleinkindern aus. Dann wäre aber was los. Bei Bergoglio macht es aber nichts. Niemand stört sich dran; sind halt nur Kinder, und so pilgern sie alle – Merkel, Nahles, Schavan, Söder, Seehofer - zu Privataudienzen zu ihm.

[….]  Nach der Anhörung der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs fällt die Bilanz nüchtern aus.
[…..]  Als Claudia elf war, fing es an. Fünf Jahre lang lud der Gemeindepfarrer das Mädchen zu sich ins Pfarrhaus ein, fünf Jahre lang wurde sie von ihm sexuell missbraucht. […..]  Acht Jahre nach dem Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen und evangelischen Kirche fällt die Bilanz nüchtern aus: „Die beiden Kirchen haben häufig nur so viel getan, wie sie – vor allem auf Druck von Betroffenen und der Öffentlichkeit hin – tun mussten“, sagte die Vorsitzende der Kommission, Sabine Andresen. […..] 
Die Kommission wurde im Januar 2016 vom unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs berufen. Zwischen Herbst 2016 und April 2018 hat sie 650 vertrauliche Anhörungen durchgeführt und 254 schriftliche Berichte entgegen genommen. […..]  Bis heute bestehen in den Kirchen nach Einschätzung der Kommission Machtstrukturen, die Betroffenen die Aufarbeitung erschwert oder verhindert. „Die Kirchen haben einen ausgeprägten institutionellen Narzissmus, die glänzende Fassade soll bewahrt werden“, so Keupp. Hinzu käme ein „komplizitäres Schweigen“, mit dem die Dinge gemeinsam unter dem Teppich gehalten würden. „Besonders traurig ist die Tatsache, dass identifizierte Täter einfach weiterversetzt und damit Serientäter gefördert wurden“, fügte er hinzu. […..]

Man rollt einem Kinderfickerförderer nicht den Roten Teppich aus.
Nicht dem Mann, der nach über fünf Jahren im Amt immer noch taub ist für das Leiden der Opfer kirchlicher Gewalt.

Noch im Frühling hatte Bergoglio bei seiner Südamerika-Visite Chilenische Missbrauchsopfer verhöhnt. Das gab keine gute PR und so wird es nun schon wieder als päpstliche Großtat aufgebauscht, daß er den Rücktritt zweier  in den Kindersexskandal verstrickter Bischöfe annahm.

[…..] Wie der Vatikanische Pressesaal mitteilte, hat der Papst den Rücktritt des Bischofs von Rancagua, Alejandro Goić Karmelić, sowie des Bischofs von Talca, Horacio del Carmen Valenzuela Abarca, angenommen. [….]

Tja, blöd, da ist was an die Öffentlichkeit geraten, was schlecht aussah.
Daß man auch prophylaktisch gegen das Kinderficken vorgehen könnte, hält der Papst aber nicht für notwendig.
Lieber werden bis heute Typen wie die Ratzingers im Vatikan geschützt.
Franz verdient keine Ehrenbekundungen.

 [….]  Zwei Monate vor dem Papst-Besuch in Irland machen tausende Internetnutzer mobil, um aus Protest gegen die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche eine Messe von Papst Franziskus zu boykottieren.
Die im sozialen Netzwerk Facebook organisierte Bewegung plant, die Plätze bei einer Messe, die der Papst Ende August in Dublin feiern wird, zu reservieren und dann nicht hinzugehen. Die 500.000 Plätze für die Messe mit Papst Franziskus sind seit Montag zu vergeben. Der Facebook-Nutzer Jonathan Keane etwa reservierte nach eigenen Worten 863 Plätze, weil ihn „die Skandale rund um die Kirche anekeln“. Er bezeichnete sein Vorgehen als „einfachen und friedlichen Akt des Protestes und des Widerstandes“.
Karten für Mülltonne reserviert
Die Facebook-Gruppe „Say Nope to the Pope“ zählt bisher rund 5.000 Mitglieder. „Ich habe meine zwölf Tickets für die Mülltonne reserviert“, schrieb ein Nutzer. Viele posten Artikel über Fälle von Pädophilie und Missbrauch in irischen Klöstern, die in den vergangenen Jahren bekannt wurden. […..]

Mittwoch, 27. Juni 2018

Wenn selbst Gebete und Globuli nicht helfen.

Als ich vor zehn, fünfzehn Jahren das erste Mal schwarzrotgoldene Fähnchen an den Autos sah, weil irgendwelche 22 Multimillionäre einer in Leder gehüllten Kugel voll Luft nachrennen, wunderte ich mich noch woher das Zeug kommt.
Bestellen die das alle im Internet?


Inzwischen sind sämtliche Geschäfte auf den Zug aufgesprungen. Kein Kiosk oder Supermarkt, bei dem man nicht erst durch Berge von billigem Tand in Deutschland-Farben kämpfen muss, um zur Kasse zu gelangen.
Quengel-Ware für Erwachsene.

Zehntausende Tonnen Plastikmüll zusätzlich, um den Nationalismus zu fördern.

Fußball ist ohnehin grauenvoll ordinär und proletig, aber dieses unvermeidliche exzessive Frönen deutschnationaler Symbolik macht ihn erst richtig abstoßend.

Ein monotones Farbenmeer.

Angespanntes, vielstimmiges Gemurmel, das zu lauten Schreien aufbrandet
und nun für Wochen nicht mehr verebbt.

Es klingt barbarisch und dumm in seiner brüllenden Kehligkeit.
Nach einer Hexenverbrennung oder einem Gladiatorenkampf
in der Arena mit extra Becksbier und stinkendem Nylon unter den Achseln.

Die „Worte" Toaa ah ah ah oarrrrr sind erkennbar -
nur leider singt nicht Katy Perry, sondern Jan-Patrick und Uwe-Bent (vermutlich).

Sie tragen den gleichen Merch wie die Pegida und AfD - Dumpfbacken
und labern vom Zusammenkommen der Nationen,
während Seehofer (Mordskerl!) Geflüchtete an der Grenze abweisen möchte.
(Ist doch gar kein Platz mehr bei uns hier.)

Sorry not sorry. Aber: WM ist Haram!
Weil der Fake von der nationenübergreifenden
Freude am Sport nach Eiter schmeckt,
und an Ekeligkeit nicht zu übertreffen ist,
während AfD (-Wähler), CSU, Trump und Konsorten
de Facto wieder die Herrenrasse propagieren.

Niemand kann mit gutem Gewissen Schwarz Rot Scheiße tragen.
Niemand kann mit gutem Gewissen (für) Deutschland sein.
Lasst eure Nationalistischen Klamotten zu hause.
Kommt lieber nackt (weil am Speckbauch sind wir alle gleich)

(Tino Hahnekamp, Übel und Gefährlich Newsletter, 21.06.2018)

Medien wie CNN brandmarken xenophobe, rassistische oder Flüchtlings-feindliche Aktionen Trumps, seiner Regierung und seiner Anhänger stets als „unamerican“ und verkünden empört „we are better than that!“
Schön wäre es. Leider ist das was Liberale als unamerikanisch brandmarken aber für große Teile Amerikas absolut typisch.
63 Millionen Menschen haben Trump gewählt und noch viel mehr sind zutiefst von Amerikas Großartigkeit, seiner Überlegenheit überzeugt. Gods own country. God bless America. Land of the Free. Leader of the free world. Greatest nation on Earth. So reden leider nicht nur Teebeutler und GOPer.

Mit dem deutschen Fußball ist es ganz ähnlich.
So sicher wie das Amen in der Kirche, kommt es bei jedem internationalen und Bundesligaspiel zu gewalttätigen Ausschreitungen und nationalistischen Beleidigungen. Gewaltige Polizeiaufgebote müssen jedes einzelne Spiel begleiten, weil die „Fans“ eben sehr gern auf andere einschlagen.
Auch bei dieser Russischen WM zog sich das von unten bis ganz oben.
Selbst auf dem Spielfeld benahmen sich die Spielerbetreuer und Trainer abstoßend und herablassend gegenüber anderen.
Und genau wie CNN White Supremacists als „unamerican“ beschimpft, melden sich auch die deutschen Fußballjournalisten nach den obligatorischen Widerlichkeiten, um zu erklären, das habe nichts mit Fußball zu tun.

[…..]Die dunkle Seite der WM - das hat mit Fußball nichts zu tun 
  In den vergangenen Tagen hat sich die dunkle Seite der WM gezeigt: Provokationen, Scharmützel, Beleidigungen, Hetzkampagnen, Hass bis hin zu Morddrohungen.
[…..] Die übelste Entgleisung von Teilnehmerseite hat sich Serbiens Nationaltrainer Mladen Krstajic (44) nach dem 1:2 gegen die Schweiz geleistet.
Auf die Frage, ob der langjährige Bundesliga-Profi Schiedsrichter Felix Brych die Gelbe oder Rote Karte für dessen Leistung zeigen würde, sagte Krstajic: „Ich würde ihm weder Gelb noch Rot geben, sondern nach Den Haag schicken, damit sie ihm den Prozess machen, wie sie ihn uns gemacht haben.“
Beschämend. Den Haag ist der Sitz des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien. Im Balkankrieg wurde tausendfacher Völkermord begangen.
Hatte nicht Waldemar Hartmann gerade erst bei seinem inkompetent-peinlichen Auftritt bei „Lanz“ gedröhnt: „Fußball ist Krieg“? Unerträglich ist übrigens auch das platte Geätze und Gepöbel deutscher Ex-Nationalspieler rund um diese WM. So schlimm war das noch nie. Viele Sätze grenzten an Hetze. Aber wir, die Medien, sind mitschuldig, bieten die Plattform für ihre Plattheiten. […..] Noch viel übler sind Hetze und Hass im Netz. Jüngstes Opfer: Schwedens Jimmy Durmaz, der den Freistoß vor dem deutschen Siegtreffer verursacht hatte. Der Mittelfeldmann mit türkischen Wurzeln sieht sich mit Beschimpfungen, rassistischen Beleidigungen und sogar Morddrohungen konfrontiert, was seine Mitspieler schockt.
Kolumbiens Carlos Sanchez wird im Netz ebenfalls mit dem Tod bedroht, nachdem er gegen Japan die Rote Karte gesehen hatte. Die Polizei ermittelt. In Sanchez’ Heimat werden Erinnerungen an Andres Escobar wach, der zehn Tage nach seinem Eigentor bei der WM 1994 in seiner Heimat erschossen worden war. […..]

Irrtum, Mopo-Reporter Nils Weber, das hat sehr wohl was mit Fußball zu tun und ist geradezu typisch für Masseneventtaugliche Mannschaftssportarten.

Das ist auch alles andere als neu. 1998 hatten im französischen Lens die vier deutschen Fußballfans Andre Zawacki, Frank Renger, Tobias Reifschläger und Christopher Rauch den französischen Gendarmen Daniel Nivel am Rande der Fußball-Weltmeisterschaft um ein Haar umgebracht, nachdem sie in einen regelrechten Blutrausch gerieten, während sie seinen leblosen Körper zusammentraten.
Das ist eben Fußball!
Solche extrem gewalttätigen Fanausschreitungen gibt es bei Individualsportarten nicht, weil der nationalistische Aspekt wegfällt.
Fans von Eiskunstläufern, Golfspielern, Turmspringern, Marathonläufern, Triathleten oder Springreitern müssen nie von Hundertschaften schwer gepanzerter Polizisten in Schach gehalten werden.

Unnötig zu erwähnen, daß Deutschlands Vollzeit- und Möchtegern-Nazis, die ohnehin immer schwarzrotgold tragen, begeistert auf den Zug aufspringen.
Immer wieder hetzten Gauland, Storch, Berger und Co gegen deutsche Nationalspieler, deren Hautfarbe zu dunkel ist und deren Namen nicht arisch genug klingen.

Der ehemalige Deutschlehrer Dr. Berger ist in seinem rechtsextremen Pipi-Blog schwach in Rechtschreibung und weiß nicht wie man „widerspiegeln“ schreibt.
Aber dafür ist er ein großer Fußballexperte und hat erkannt, dass Deutschland verloren hat, weil Türken mitspielen und natürlich sind generell die linksgrünversifften Merkel und Löw Schuld.



Auch das ist Fußball.
Solchen Hass bringt deutscher Fußball hervor und daher bin ich heute sehr dankbar, daß der Spuk für diese WM vorbei ist.

Und dabei hatte der oberste Christenführer der Evangelen in Deutschland doch noch extra dazu ermutigt für die deutsche Mannschaft zu beten.

[….] EKD-Ratsvorsitzender ermutigt zum Gebet für die deutsche Mannschaft [….]

Gebete sind schließlich die radikalste Form der Einmischung. Wenn selbst Globuli und Gebete nicht halfen, muss Gott wohl tatsächlich ein US-Amerikaner sein.

Dienstag, 26. Juni 2018

Milde Xenophobie

Die CSU verfügt über einen ihr sehr gewogenen Hausdemoskopen; Herrn Jung von GMS.
Das Institut fertigt kontinuierlich Umfragen für die CSU-Staatskanzlei; finanziert vom Steuerzahler.
Umfragen lehnt man zwar empört als unseriös ab, wenn einem die Ergebnisse nicht passen, aber in Wahrheit sind fast alle Politiker von Umfragen besessen. Insbesondere CDU und CSU richten sich manisch nach Umfragen aus und auch die AfD verfügt mit INSA aus Bernd Höckes Heimat über ein Hausinstitut.

Tatsächlich messen wohl alle Demoskopen weit verbreitete xenophobe Tendenzen unter den Deutschen. Ihnen sind es generell zu viele Ausländer im Land. Obwohl kaum einer über das Aufenthaltsrecht, das Staatsbürgerschaftsrecht und die wahren Zahlen von „Ausländerkriminalität“, oder die Anzahl der Muslime in Deutschland informiert ist, hält sich hartnäckig das Vorurteil, es wären zu viele, die es viel zu leicht hätten und überdies auch noch bevorzugt würden.
Nichts davon stimmt, aber CSU, Lindner, Wagenknecht, AfD und deutsche Talkshows haben effektiv Agitprop betrieben.
Nun will der deutsche Michl die Fremden loswerden.
Alle Maßnahmen, die Ausländern Knüppel zwischen die Beine werfen, sind bei weit über der Hälfte der Bürger beliebt.

Da Xenophobie und „Mir san mir“ schon immer die Kernkompetenz der CSU sind, stellt sie sich jetzt an die Spitze der Bewegung und führt einen ausländerfeindlichen Wahlkampf an, der das Zeug hat die Bundesregierung zu sprengen.
Wäre doch gelacht, wenn Söder, Dobrindt und der arme alte Trottel im Innenministerium, der den beiden Jung-Rechts-Agitatoren hinterherrennen laufen muss, nicht mit ordentlich Dresche auf „die Musel und Neger“ einen schönen fetten Wahlsieg im Oktober in Bayern einfahren könnten.
Und schreien die Menschen nicht ohnehin auf der Straße alle „Merkel muss weg“?

Ein naheliegendes Konzept für die CSU, denn mit Nachplappern der AfD-Hetze hatten die Bayern bereits bei der letzten Bundestagswahl die heftigsten Unions-Verluste und größten AfD-Gewinne aller westlichen Bundesländer eingefahren.
Die Leute wählen das Original. Und weil die CSU damit so spektakuläre gegen die Wand prallte, versucht sie es nun noch mal.

Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.
(Albert Einstein)

Es kommt nun, wie erwartet.
Die CSU reißt die gesamte Union mit nach unten und verhilft der AfD zu neuen Rekordumfrageergebnissen.
Besonders extrem schmiert die CSU zu Hause ab. Ausgerechnet die zutiefst verhasste Kanzlerin ist in Bayern populärer als Söder.

[….] Forsa-Umfrage: Merkel erhält in Bayern mehr Zuspruch als die CSU
[….] Mit ihrem Kurs unter anderem in der Flüchtlingspolitik kann die CSU einer Umfrage zufolge bei der Mehrheit der Bayern nicht punkten. [….] Der von Seehofer geforderte nationale Alleingang in der Flüchtlingspolitik wird überwiegend abgelehnt - in Bayern ebenso wie im Rest der Republik. 
In der Forsa-Umfrage sprechen sich bundesweit 71 Prozent der Bürger für die von Merkel angestrebte europäische Lösung in der Asylpolitik aus. Auch zwei Drittel der Bayern (68 Prozent) wollen ein gemeinsames europäisches Vorgehen. Der Anteil der Befürworter einer europäischen Flüchtlingspolitik sei im Laufe des Junis sogar um vier Prozentpunkte gewachsen, erklärten die Demoskopen. Seehofer wird demnach vor allem von den Anhängern der AfD unterstützt: 83 Prozent von ihnen sind für den nationalen Alleingang, aber nur 44 Prozent der CSU-Anhänger.
[….] Von der Verteidigung der absoluten Mehrheit bei der Landtagswahl im Oktober ist Söder immer noch weit entfernt. Laut Forsa kommt die CSU in Bayern aktuell auf 40 Prozent. [….]  Bei einer Bundestagswahl könnte die CSU in Bayern zurzeit nur noch mit 36 Prozent rechnen, 2,8 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl im September 2017. [….]

Der arme Söder: Hundert Tage Dauerhetze, Krawall gemacht, der das Zeug hat die EU zu sprengen und massiven Unmut der Unternehmerverbände auslöst und nun lehnen die Bayern ihn mehrheitlich ab????

[……] Horst Seehofer schneidet im Urteil der Bayern genauso schlecht ab wie sein ungeliebter Nachfolger Söder. Nur 37 Prozent der Bürger im Freistaat bewerten seine Arbeit positiv, 61 Prozent aber negativ. Auch der Innenminister findet mehrheitlich Zustimmung nur bei den Anhängern von CSU (55 Prozent) und AfD (61 Prozent). Besonders kritisch sehen ihn die Anhänger der Grünen (94 Prozent).
Seehofer betrachtet die „Lösung der Flüchtlingsfrage“ als seine Hauptaufgabe in der Bundesregierung – 75 Prozent der Bayern sind allerdings der Auffassung, dass es Probleme gibt, „die genauso wichtig oder sogar noch wichtiger sind“. Das glauben sogar auch zwei Drittel der CSU-Anhänger (66 Prozent). [….]

Die Zahlen sind von Forsa und das Institut war in der Vergangenheit immer treffsicherer, als es seine Kritiker wahrhaben wollen.

Die CSU, die weniger aufgrund ihrer Überzeugung, als durch Auswertung der Umfragen agiert, fraß aufgrund der Forsa-Zahlen sofort Kreide und milderte heute den Ton gegenüber der Kanzlerin deutlich ab.

Aber wie konnte sich die CSU so irren? Hatte sie nicht einfach das gefordert, was eine große Mehrheit will? Wieso wird sie demoskopisch nicht belohnt?
Das sind die Fragen, die sich Markus Söder heute auch stellt, während er in sein Kopfkissen weint.

Ich sehe einige mögliche Erklärungen:

Allzu durchsichtig ist das CSU-Verhalten. Jeder weiß, daß es sich nur um Wahlkampfspektakel handelt.

Aus den letzten Jahren wissen wir, daß die CSU viel fordert, gern das Maul aufreißt, aber in Regierungsverantwortung nichts davon umsetzen kann, weil ihre Minister zu unfähig sind. Anti-Ausländermaut, Herdprämie, Obergrenze…

Die handelnden Personen (Dobrindt, Söder und Seehofer) sind charismafrei, unsympathisch und unglaubwürdig.

Nicht jeder, der ein mulmiges Gefühl bei Muslimen und dunkelhäutigen Ausländern bekommt, ist zwangsweise ein AfD-affiner Rassist. Offenkundig gibt es auch Abstufungen von Xenophobie zwischen den Extremen Gauland und mir.
Es gibt Leute, die meiner Auffassung von der völligen Grenzöffnung nicht folgen können und unbedingt weniger Migranten in Deutschland haben wollen, die aber dennoch Mitleid mit Flüchtlingen haben und noch lange nicht Seehofer folgen.
Diesen milden Xenophoben versucht auch Sahra Wagenknecht nachzulaufen, wenn sie immer mal wieder AfD-Rhetorik verwendet, oder neuerdings auch noch gegen Schwule agitiert. Das ist zwar widerlich und macht die LINKE für mich unwählbar, aber Wagenknecht ist nur skrupellos und unsensibel. Sie ist nicht selbst eine derartige Ausländerhasserin wie Pegidioten, Storch oder Höcke.
Diese moderaten Ausländer-Ablehner möchten gern, daß im Krankenhaus alle deutsch sprechen, daß die hier lebenden Migranten schön still und möglichst angepasst leben und nicht etwa als Kurden für ihre Rechte demonstrieren. Sie wollen aber nicht jeden einzelnen rauswerfen und gruseln sich bei herzzerreißenden Szenen, wenn Familien bei nächtlichen Abschiebungen auseinandergerissen werden.
Kurzum, sie sind eben nicht so mies wie Söder.

Montag, 25. Juni 2018

Arbeitsministerinnen

Mein Gemüsemann sucht seit Jahren einen Mitarbeiter, der morgens zur Kommissionierung der Ware kommt, sowie einen Ausfahrer.
Die sind ein sehr nettes Team; ein echter Familienbetrieb mit lauter sonnigen Gemütern. Das ist natürlich körperliche Arbeit, aber dafür geht man da mit schönen Dingen um: Frischen Früchten und Obst. Es duftet sehr gut und man kann ständig naschen.
Mitarbeiter zu finden ist aber nahezu aussichtslos.
 Die, die dürfen wollen nicht, weil die Arbeitszeiten natürlich extrem sind.
Einer muss morgens um vier Uhr mit dem Chef zum Markt fahren und die anderen müssen ab sechs Uhr im Laden sein, um die die Ware auszupacken und zu dekorieren, die Kisten für die Lieferungen zu bestücken.
Und die, die wollen, dürfen nicht, weil sie als Migranten der verschiedensten rechtlichen Situationen keine Arbeitserlaubnis bekommen.
Ein weiteres Problem ist oft der bei Flüchtlingen fehlende Führerschein.
Die Firma würde zwar die Fahrschule und sonstigen Kosten übernehmen, aber natürlich nur gegen die Garantie, daß derjenige anschließend auch wirklich bei ihr arbeiten darf und nicht doch plötzlich abgeschoben wird.
Ein unlösbarer Problem; der Laden hält sich nur noch über Wasser, weil alle rund um die Uhr arbeiten und die 81-Jährige Mutter weiterhin den Verkauf übernimmt.

Seit einer Woche warte ich auf einen Friseurtermin gegenüber von mir.
Eine ganz ähnliche Situation; die Inhaberin macht auch komplizierte Damenfrisuren, die Stunden brauchen. Da ist ein einfacher Herrenschnitt nicht dazwischen zu klemmen, so lange sie allein ist, aber sie findet einfach keine Mitarbeiterin.
Frisur ist einfach zu unattraktiv und zu schlecht bezahlt im reichen Hamburg.

Jeder, der mal einen Handwerker braucht, weiß was Arbeitskräftemangel bedeutet. Es gibt kein Gewerk, das nicht Monatelange Wartezeiten vor sich herschiebt, weil die Auftragsbücher überquellen.
Kein Handwerker-Kombi auf Hamburgs Straßen, an dem nicht ein „Mitarbeiter gesucht“ prangt.
Vor einem halben Jahr überlegte ich ein kleines Badezimmer fliesen zu lassen. Ich kenne einen sehr guten Fliesenleger, mit dem ich schon ein paarmal zu tun hatte, rief den an und wurde glatt abgelehnt. Selbst als ich sagte, es wäre nicht eilig, sagte Igor er nähme überhaupt gar keine Aufträge mehr an.
Auf meine Frage, ob er mir irgendeinen anderen Menschen empfehlen kann, der mir ein Bad kachelt, lachte er laut los: Wenn ich so einen wüßte, würde ich dir das nicht sagen, sondern den sofort selbst einstellen.
In Zukunft wird der Handwerkermangel  noch gravierender werden. Für die Verbraucher wird es schlimmer.
Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) sieht schwarz, und zwar dunkelschwarz:

[…..]  Hans Peter Wollseifer: Wir haben eine extrem hohe Nachfrage, dazu sehr niedrige Zinsen. Das begünstigt die Auftragslage. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. Doch es gibt nicht genügend Fachkräfte. Über viele Jahre haben sich zu wenig Jugendliche für eine Lehre im Handwerk entschieden. Jedes Jahr fehlen 15.000 bis 20.000 Azubis und Lehrlinge.
[…..]  Derzeit könnten wir 200.000 bis 250.000 zusätzliche Handwerker sehr gut in unseren Betrieben unterbringen.
[…..]  Ganz besonders bei den Bäckern und Fleischern. Auch bei Klempnerbetrieben, Sanitär- und Heizungsbetrieben und in der Haustechnik ist der Mangel an Auszubildenden und Fachkräften gravierend.
[…..]   Das Problem mit den langen Wartezeiten im Handwerk wird sich noch verschärfen. Rund 200.000 Betriebe mit rund einer Million Mitarbeitern stehen in den kommenden fünf bis sechs Jahren vor einem Generationswechsel. Nachfolger werden gesucht.
[…..]  Es gibt weder in den Familien selbst noch von außen genügend Nachwuchs. Wenn ein einzelner Handwerksbetrieb seine Tür schließt, dann fallen im Schnitt vier bis sechs Arbeitsplätze weg. Das hört sich erst mal nicht so viel an. Wenn aber 50.000 Betriebe nicht übernommen werden, dann sind das rund 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze, die dadurch wegfallen. Das trifft oft Betriebe auf dem Land – wodurch neue Versorgungsengpässe entstehen. Aber dieser drohende Schwund scheint kaum einen zu kümmern, auch nicht in der Politik. [……]

Rund 100.000 Stellen sind in der Pflegebranche unbesetzt, so daß Senioren und Demente in ihren Exkrementen rumliegen müssen.
Der maximal ungeeignete Gesundheitsminister Jens Spahn kann dafür keine Empathie aufbringen, kündigte aber an, 13.000 Stellen zu schaffen. Also gerade mal ein Zehntel der Benötigten. Und auch das ist eine reine Luftnummer, denn bezahlen wird es nicht das Ministerium, sondern das sollen die Krankenkassen selbst machen und wo sie die 13.000 Menschen für die Jobs finden sollen, weiß Spahn auch nicht.

[….] Bei "Hart aber fair" verteidigt Gesundheitsminister Spahn wenig einfühlsam seinen Plan, 13.000 Pflegestellen zu schaffen. Die Betroffenen in der Runde sind kaum begeistert - und begründen dies teils sehr persönlich. […..] Von der Politik fühlen sich Pfleger alleingelassen - genauso wie Angehörige, die bis zum Ende ihrer Kräfte zu Hause pflegen, und dabei um finanzielle Unterstützung kämpfen müssen. Dazu die Zahlen: Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig, 2030 könnten es schon 3,5 Millionen Menschen sein. […..] Wie es sein könne, dass private Investoren dicke Gewinne mit Pflegeeinrichtungen machen, in denen sie das Personal immer noch weiter zusammenstreichen? Für Spahn kein Grund zum Handeln: Das müsse man sich erst einmal genauer anschauen. Vielleicht könnten private Anbieter ja auch "effiziente Strukturen" in den Heimen schaffen?
Jedem, der sich vielleicht jetzt schon vor der Pflegebedürftigkeit fürchtet, dürfte es bei solchen Formulierungen kalt den Rücken hinunterlaufen. Denn "effiziente Strukturen" sind so ziemlich das Letzte, woran es nach Aussagen der Betroffenen in der Pflege mangelt. Der Pflegenotstand wird nicht beseitigt werden, indem man nach den billigsten Lösungen sucht. [….]

Schwere zeitaufwändige Arbeit billig zu bezahlen, ist auch eine Methode steinreicher Sylter, die inzwischen unter so eklatantem Arbeitskräftemangel leiden, daß sie Einbußen in der Tourismus-Industrie befürchten.

(…..) Der Reichtum boomt, also boomt auch Sylt.
Nur ein paar Tage Urlaub dort zu machen, gilt schon als großer Luxus.
Kein Wunder, beginnen doch die Hotelpreise in der Saison mit 300 Euro pro Nacht.
Zwei Wochen mit Frau und Kind kosten dann leicht 10.000 Euro für die Übernachtung. Mal ganz abgesehen von den unfassbar hohen Preisen für das Leben dort.

[…..]  […..]  Ein Hotel auf Sylt ist wie die Lizenz zum Gelddrucken. Kein Wunder, denn die nordfriesische Insel mit gerade mal 16.000 Einwohnern ist klein, gerade mal fünf Kilometer breit. Fast kein neues Bauland, aber umso begehrter als Statussymbol der Megareichen.

[….] Auf Sylt wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche große neue Häuser im Vier- und Fünfsternesegment eröffnet: 2007 das TUI Dorfhotel in Rantum mit 159 Appartements, 2009 das Hotel Budersand in Hörnum mit 77 Zimmern und Suiten, 2010 das A-Rosa in List mit 177 Zimmern und Suiten. Im Dezember 2014 folgte das Luxushotel Severin's mit 62 Zimmern und Suiten sowie 27 Appartements in Keitum. Im Sommer 2017 begrüßte das Easy Living Hotel in List die ersten Gäste in den 38 Doppelzimmern. In List soll 2020 auch der Lanserhof mit 67 Zimmern eröffnen. [….]

Aber nun droht Ungemach beim Geldscheffeln.
Die Luxusboutiquen, Edelrestaurants und Sternehotels finden kein Personal mehr.
Nicht unbedingt, weil keiner den Job machen möchte, sondern weil keiner sich den Job leisten kann.
Der Verdienst als Zimmermädchen, Butler oder Putzfrau reicht nicht aus, um sich eine Unterkunft auf Sylt zu leisten.
Die Domestiken sind also gezwungen vom Festland aus zu pendeln. Und auch dort werden die Unterkünfte teurer.
Die Multimillionäre schlagen Alarm! Was sollen sie tun? Etwa selbst niedere Dienste verrichten?
Geschickt spielen sie den Ball weiter und beklagen, der Personalmangel ginge zu Lasten der Feriengäste.
Wie uneigennützig und edel von ihnen.
Altruistisch denken sie nur an das Wohl ihrer Gäste und Kunden.
Dem Hamburger Abendblatt kommen fast die Tränen.

[…..] Personalmangel wird auf Sylt immer problematischer [….] Die Sommersaison auf Sylt hat begonnen, zahlreiche Hotels sind im Juli und August bereits ausgebucht. In den Buchungsportalen im Internet sind nur noch wenige freie Zimmer zu finden – und wenn, dann meist zu horrenden Preisen. Es ist durchaus üblich, dass in der Hochsaison Viersternehäuser um die 300 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer aufrufen.
[….] Sylt ist wohl die teuerste deutsche Insel, doch es kommen immer mehr Gäste: Die Zahl der Übernachtungen ist im vergangenen Jahr auf 7,093 Millionen gestiegen. Das waren rund 166.000 mehr als noch im Jahr 2016.
Aber es gibt ein Problem auf der Lieblingsinsel der Schönen und Reichen: Es fehlt das Personal. "Die Lage wird immer dramatischer. Nach unseren Schätzungen gibt es auf der Insel Sylt in der Hotellerie und Gastronomie zurzeit etwa 300 freie Arbeitsstellen", sagte der Vorsitzende des Dehoga Sylt, Claas-Erik Johannsen, dem Abendblatt. "Das stellt unsere Branche, besonders aufgrund der bevorstehenden Sommersaison, vor große Herausforderungen. Die Leidtragenden sind unsere Gäste."
[….] Seit Jahren gebe es auf Sylt zu wenige Arbeitskräfte, doch in diesem Jahr habe sich die Situation noch einmal verschärft. Gründe dafür gebe es viele, ein Hauptgrund sei aber weiterhin, dass bezahlbarer Wohnraum für die Mitarbeiter fehle, so Johannsen weiter. Und das Pendeln vom Festland auf die Insel sei aufgrund der Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn für die Arbeitskräfte immer weniger eine Option. […..]

Arbeitskräfte importieren?
Visaerteilung für Billiglöhner aus Übersee?
Wohngeldzuschüsse für die Putzfrauen vom Land? Oder vom Bund?
Werbekampagnen, um gezielt Hotelangestellte aus Rumänien und Griechenland anzulocken?

Es gibt viele Ideen.

Nur eine Möglichkeit wird gescheut und noch nicht mal ausgesprochen, weil das viel zu frevelhaft wäre:
Die Concierges, Kellner, Gärtner und Reinigungskräfte so anständig zu bezahlen, daß sie sich selbst eine Wohnung irgendwo leisten können und womöglich – jetzt wird es aber linksradikal von mir: sogar noch ein paar Euro für ihr eigenes Leben übrig haben. (…..)

Absolut schockierend auch die Zustände in der deutschen Landwirtschaft.
Während täglich rund 20.000 Kinder auf der Welt verhungern, verrotten in Deutschland zehntausende Tonnen Lebensmittel auf den Feldern, weil wir es nicht schaffen die Ernte zu organisieren.
 Gerd Schröder und Walter Riester hatten vor 15 Jahren die durchaus sehr populäre Idee Arbeitslose auf die Felder zum Spargelstechen und Erdbeeren pflücken zu schicken. Statt sich zu Hause zu langweilen und sich die Decke auf den Kopf fallen zu lassen, könnten sie doch mit einem kleinen finanziellen Aufschlag Arbeit tun, die ohnehin getan werden muss. Das wäre billiger für den Staat und würde die Arbeitslosen aktiv halten und auch dazu führen, sich besser zu fühlen, weil sie gebraucht würden.
Klingt theoretisch gut, war aber praktisch nicht umsetzbar.
Statt kostenlosen deutschen Arbeitskräften, die einem „das Amt“ schickt, wollten die Bauern sehr schnell lieber selbst Löhne zahlen und damit Polen und Rumänen einsetzen: Deutsche sind nämlich a) viel zu unzuverlässig, b) zu wehleidig und c) zu unwillig.
Deutsche können diese schwere Arbeit gar nicht mehr; dazu sind sie viel zu bequem und degeneriert.
Ich sage das ganz ohne Häme und bin mir voll darüber bewußt auch nicht körperlich dazu in der Lage zu sein zehn Stunden am Tag in gebückter Haltung pro Stunden 15-18 Kilo Spargel aus der Erde zu ziehen.
Die nächsten zehn Jahre half man sich also weiter mit osteuropäischen Saisonkräften.
Inzwischen funktioniert das aber nicht mehr, weil das Billiglohnland Deutschland überholt wurde.

[….] „Man merkt, dass der Wohlstand in Osteuropa Stück für Stück wächst“, sagte Hans Lehar, Geschäftsführer der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden (OGA). „Sobald sich die wirtschaftliche Situation in ihren Heimatländern verbessert, sehen viele Arbeiter nicht mehr die Notwendigkeit, für mehrere Wochen ihre Familien zu verlassen.“ In diesem Jahr seien viele Helfer gar nicht erschienen, obwohl sie im Winter ihre Verträge unterzeichnet hatten - in einigen Betrieben fehlen 40 bis 50 Arbeiter.
Dass die Erntehelfer mittlerweile den gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde bekommen, hat für die Landwirte einen unerwünschten Nebeneffekt: Viele Rumänen reisten schon vor Ende der Saison wieder ab, da sie bereits ausreichend Geld verdient hätten, beklagte VSSE-Geschäftsführer Simon Schumacher.
Noch bis 2020 ermöglicht eine Sonderregelung, auch Helfer vom Westbalkan zu beschäftigen. Dies scheitere jedoch oft daran, dass diese monatelang auf ihr Visum warten müssten, sagte Schumacher. Wie Burkhard Möller vom landwirtschaftlichen Arbeitgeberverband GLFA spricht er sich dafür aus, wirksame Abkommen für Erntehelfer aus anderen Ländern zu schließen - etwa mit der Ukraine. [….]

Die Polen sind ökonomisch so weit gesundet, daß sie zu Hause besser verdienen, als auf einem deutschen Spargelfeld und die Rumänen ziehen lieber gleich weiter bis Dänemark, Norwegen und England, weil dort wesentlich bessere Löhne gezahlt werden.

[….] Spargelbauer Jürgen Jakobs hat in dieser Saison Zehntausende Euro verloren - weil er keine Helfer gefunden hat, um die Stangen zu ernten. […..]  Mit kleinen Gesten und modernen Unterkünften hofft Jakobs, Saisonarbeitskräfte zu halten, denn zum ersten Mal seit 17 Jahren hat er Schwierigkeiten, genügend von ihnen zu rekrutieren.
"Die Wartelisten waren immer voll, aber in diesem Jahr sind 85 von 350 Leuten einfach nicht gekommen", sagt er. "Sie haben nicht einmal abgesagt." Jakobs kümmerte sich um Ersatz, aber am Ende fehlten immer noch etliche Helfer. 50 Tonnen Spargel konnte er deshalb nicht ernten - ein Verlust von 50.000 Euro.
[…..]  "Deutsche wollen diese Arbeit auf jeden Fall nicht machen", sagt Jakobs. […..] 
Mit seinem Bruder investiert er inzwischen in Immobilien und erneuerbare Energien, um sich andere Einkommensquellen zu sichern und nicht nur von der Spargelernte abhängig zu sein. Das können aber nicht alle Unternehmen. "Kleinere Betriebe mit weniger Kapital werden in Zukunft Schwierigkeiten bekommen", sagt Burkhard Möller vom GLFA. "Der leer gefegte Arbeitsmarkt wird zu Strukturveränderungen führen." [….]

Bauer Jakobs geht offensichtlich nicht völlig am Bettelstab; er investiert massiv in Erntemaschinen, Immobilien und erneuerbare Energien. Da ist offensichtlich lukrativer für ihn.
Ich bin weder Agrarexperte noch Arbeitsrechtler, aber ich stelle fest, daß Deutschland nach 12 Jahren Merkel, vier Jahren Arbeitsministerin von der Leyen und anschließenden vier Jahren Arbeitsministerin Nahles ganz offensichtlich nichts unternommen wurde, um gegen diesen eklatanten Fachkräftemangel zu wirken.
Allein Bauer Jakobs musste 50 Tonnen Spargel in der Erde vergammeln lassen, 80 Prozent aller Spargelbauern konnten nicht ihre gesamte Ernte einbringen, weil ihnen Arbeitskräfte fehlten.
Nun müssen immer mehr landwirtschaftliche Betriebe aufgeben, weil sie einfach keine Mitarbeiter mehr finden.
Was haben die letzten beiden zuständigen Ministerinnen eigentlich getan in den letzten acht Jahren?
Mal ganz abgesehen von den schlimmen Pfeifen auf dem Posten des Landwirtschaftsministers, Horst Seehofer (2005-2008), Ilse Aigner (2008-2013), Hans Peter Friedrich (2013-2014), Christian Schmidt (2014-2018) – alle CSU – und nun Julia Klöckner (CDU).
Was ist das für eine Politik, wenn man einfach zusieht, wie die Ernte auf den Feldern vergammelt?

Bisher hat man offenbar einfach darauf gesetzt, daß es anderen Ländern so unglaublich mies geht, daß man deren Bürger nach Belieben als Billiglöhner auspressen kann. Nun also das große deutsche Pech: Die Erde dreht sich weiter, andern Ländern geht es besser, während wir uns einfach im Merkel-Stil nicht bewegen.

[…..] Osteuropas Wirtschaft wächst zurzeit so enorm, dass auch dort vielerorts schon die Arbeitskräfte knapp werden, so warnen die Handelskammern in vielen Ländern. Bulgariens Statistikämter meldeten zuletzt einen Rekordtiefststand bei der Arbeitslosigkeit mit rund sechs Prozent. Rumänien liegt bei rund 4,6 Prozent, Ungarn bei 3,7, in Tschechien herrscht quasi Vollbeschäftigung. Unternehmen in diesen Ländern klagen bereits, dass sie keine Mitarbeiter mehr finden, weil der Arbeitsmarkt leergefegt sei, weshalb sie sich schon gegenseitig die Beschäftigten abwerben.
Wenn sich osteuropäische Arbeiter dennoch auf einen Job in der Ernte einlassen, dann ziehen sie häufig an Deutschland vorbei. In Belgien oder den Niederlanden ist die Landwirtschaft ebenfalls ein wichtiger Sektor – aber der Mindestlohn liegt dort höher, bei rund 9,50 bis 9,70 Euro. [….]

Es betrifft alle genannten Branchen.
Statt wie Spahn auf „billig, billig, Einsparen, effizientere Strukturen“ zu setzen, sind offenbar ganz andere Dinge gefragt:
Wesentlich höhere Löhne, Jobgarantien, die solche Berufe attraktiv machen, Werbeprogramme an Schulen, die darüber aufklären, welche Karrierechancen sich ohne Uni ergeben.
Es muss ein ganz anderes Ansehen für Berufe wie Kindergärtnerin, Altenpfleger oder Grundschullehrer generiert werden. In Skandinavien sind solche Tätigkeiten hoch angesehen und entsprechend bestens bezahlt, während wir in Deutschland immer noch denken, das wären minderwertige Tätigkeiten, die ja „bloß mit Kindern oder Kranken“ zu tun hätten.
Was für ein Schwachsinn.
Wieso stürzen sich Parteien und Politik mit aller Macht auf Auto- und Pharmaindustrie, lesen den Banken jeden Wunsch von den Lippen ab und strafen Hebammen, Maler und Tischler mit Missachtung?
Davon abgesehen ist es natürlich absolut verwerflich den vielen Heimatvertriebenen in Deutschland, die durchaus arbeiten wollen, immer noch mit aller Macht Knüppel zwischen die Beine zu werfen und sie in ein derartiges Netz aus bürokratischen Hindernissen zu verwickeln, daß es selbst mit täglichen persönlichen Einsatz des Arbeitsgeber kaum jemals gelingt einen motivierten Mitarbeiter aus den Krallen der „Ausländer-raus“-Behörden zu entreißen.

Wie ich schon oft erwähnte, kann ich ohnehin keinerlei patriotische oder gar nationalistische Regung empfinden und verstehe daher auch nicht, wieso man Deutsche unbedingt vor den bösen Ausländern, die auf unseren Arbeitsmarkt drängen, schützen sollte.
Aber klar, da bin ich in einer extremen Minderheitenposition; ich glaube so gut wie alle Parteien verlangen Vorrang für deutsche Arbeitssuchende.
Nur kann das Primat für „Biodeutsche“ doch längst keinen Sinn mehr machen, wenn in Dutzenden Branchen schon Betriebe aufgeben müssen, weil sie gar keine Mitarbeiter mehr finden.
Wir sollten und über jeden, der über unsere Grenzen kommt freuen und „die Politik“, um mal populistisch zu pauschalisieren, hat gefälligst aufzuhören Integrationshemmnisse und Abwehrmaßnahmen zu ersinnen, sondern muss ganz im Gegenteil behilflich dabei sein die Neuankömmlinge anzuerkennen, weiter zu bilden und ihnen rechtlich den Rücken freizumachen, um bei meinem Gemüsemann, meiner Friseurin oder irgendeinem Malerbetrieb anzufangen.