Jens
Spahn, Ministergehalt, Einkünfte durch Vermietungen und Beteiligungen weiß
Bescheid darüber wie sich das Leben mit 416 Euro gestaltet.
[….]
Armut in Deutschland – darüber wird
derzeit viel diskutiert. Nun meldet sich einer zu Wort, der Ahnung hat: Jens S.
aus Berlin muss selbst mit gerade einmal 15.311 Euro pro Monat über die Runden
kommen. Daher weiß er genau, dass der Hartz-IV-Regelsatz alles bietet, was ein
Mensch zum Leben braucht.
"Niemand müsste
in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe", so S., der seit
seinem 22. Lebensjahr ebenfalls Geld vom Staat bekommt, gegenüber der Berliner
Morgenpost. Mit Hartz IV habe "jeder das, was er zum Leben braucht".
Jens S. weiß genau,
wovon er spricht: Schließlich greift auch ihm der Staat unter die Arme, bis er
wieder richtige Arbeit findet. Demnächst erhält er beispielsweise monatlich das
36,8-fache eines alleinstehenden Hartz-IV-Empfängers – so hat er durch
einfaches Kopfrechnen immer ein genaues Bild von den finanziellen Möglichkeiten
eines Arbeitslosen.
"Die Tafeln
tragen dafür Sorge, dass Lebensmittel nicht weggeworfen werden", erklärte
der 37-Jährige außerdem, woraus sich schließen lässt, dass Hartz-IV-Empfänger
vor allem wegen des köstlichen Essens, der netten Unterhaltungen und wegen des
lauschigen Ambientes dort hingehen.
[….]
Das rechte Trio aus Spahn, Dobrindt und Lindner,
die sich schon seit Jahren einander versprochen haben, um sich zukünftig die
Macht in Deutschland zu teilen, funktioniert.
Lindner,
der schon als 18-Jähriger mit dem Porsche zur Schule fuhr, Luxusuhren
sammelt und 1,2 Millionen Euro, die er mit dem
Moomax-Startup verlor, der KfW, also dem Steuerzahler aufbrummte, sprang seinem
Vermieter Jens Spahn sofort bei. Ebenso Dobrindt, der Dritte im stramm rechten
Bunde.
[….]
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt
und FDP-Chef Christian Lindner verteidigten Spahn dagegen. "Hartz IV ist
eine Solidar-Leistung zur Sicherung der Lebensgrundlagen: Essen, Kleidung,
Wohnung, Heizung und soziale Teilhabe", sagte Dobrindt dem Münchner Merkur.
Die Tafeln seien ein ergänzendes, freiwilliges Angebot für die Schwächsten.
Dieses oft ehrenamtliche Engagement verdiene Unterstützung. "Daraus eine
Sozialstaatskritik zu formulieren und abzuleiten, dass die Sozialleistungen in
Deutschland zu gering seien, ist unsachlich." Lindner stimmte Spahn zu:
Man könne von Hartz IV leben, das errechnete Existenzminimum in Deutschland sei
schließlich keine Frage von "Gutdünken". [….]
Spahn
selbst ist glücklich wieder einmal Medienthema Nummer Eins zu sein.
Unrechtsbewußtsein
kennt er nicht.
Was
haben diese Armen eigentlich zu meckern?
[…..] Jetzt hat der künftige Gesundheitsminister in einem Berliner Restaurant den Beweis geliefert, dass eine Person von einem Hartz-IV-Regelsatz für Alleinstehende sehr wohl ohne Probleme satt werden kann. Der CDU-Politiker hofft, seine Kritiker damit endlich zum Schweigen gebracht zu haben.
"Puh, die Crème
brûlée am Ende war vielleicht doch zu viel, aber es ging ja auch darum, ob man
von Hartz IV wirklich richtig satt werden kann", seufzt Jens Spahn.
"Und ich bin jetzt wirklich pappsatt."
Er stößt dezent auf,
lockert seinen Gürtel und studiert dann seine Rechnung. "Sehen Sie? 293,11
Euro, dazu 36,89 Euro Trinkgeld: Macht 330 Euro. Da bleiben mir sogar noch 86
Euro übrig von meinem 416-Euro-Regelsatz."
Warum einige
Hartz-IV-Empfänger zum Essen statt Nobelrestaurants lieber heruntergekommene
Tafeln aufsuchen, kann Spahn nach seinem Experiment nicht nachvollziehen.
"Hier kriegst du Trüffelravioli, Rotbarbenfilet, Milchlammrücken – zum
Niederknien! Wieso sollte man dann in einer Schlange irgendwo anstehen für ein
paar abgelaufene Aldi-Spaghetti? Die sind schon irgendwie knausrig, diese
Hartz-IV-Empfänger."
Zur Verdauung gönnt
sich Jens Spahn von den verbleibenden 86 Euro noch eine kubanische Zigarre und
ein Gläschen 32 Jahre alten Whisky.
[…..]
Spahn zu
kritisieren fällt gerade sehr leicht, weil er natürlich eine erschreckende
Gefühlskälte und Arroganz an den Tag legt.
Ein
Aspekt, der dabei wenig bedacht wird, ist daß der junge Minister damit die ganze
politische Klasse diskreditiert und zu einer Politikerverdrossenheit beiträgt,
die dem Staat als Ganzes schadet.
Natürlich
verdient ein Minister viel mehr als der Durchschnittslohn, weil das ein extrem
wichtiger Job ist, der sich um 82 Millionen Menschen dreht.
Natürlich
ist Minister ein schwieriger und arbeitsintensiver Job. Wäre das so leicht
verdientes Geld, könnte jeder HartzIV-Empfänger Minister werden und so seine
Finanzen aufbessern.
Ich
möchte auch gar nicht von schlecht bezahlten Kabinettsmitgliedern regiert
werden, die ständig auf der Suche nach etwas Besserem sind.
Minister
müssen auch deswegen gut bezahlt werden, weil sonst die Spitzenkräfte diesen Job
gar nicht machen würden.
15.000,00
im Monat erscheinen mir wie ein ganz guter Kompromiss.
Es ist
etwa das Vierfache des durchschnittlichen Bruttomonatsverdienstes vollzeitbeschäftigter
Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich und andererseits
erheblich weniger als das Einkommen der Manager-Kollegen aus der Wirtschaft.
[…..]
Die Vorstände der DAX-Unternehmen verdienen einer Studie zufolge 50 Mal so viel
wie ein durchschnittlicher Beschäftigter. Allerdings ging die Schere im
vergangenen Jahr nicht weiter auseinander, wie aus einer Untersuchung der
Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen
Universität München hervorgeht. Zwei Jahre zuvor hatten die Topmanager der 30
Dax-Konzerne noch das 54-fache kassiert.
Damit
wuchsen die Vorstandsgehälter das zweite Jahr in Folge langsamer als die
Bruttolöhne, die um 2,5 Prozent zulegten. Die Vergütung der Vorstände insgesamt
stieg im Schnitt um ein Prozent auf rund 3,4 Millionen Euro. Die Vorsitzenden
des Gremiums kassierten allerdings mit durchschnittlich 5,5 Millionen Euro
deutlich mehr als im Vorjahr (5,1 Millionen Euro). […..]
Es kommt
auf die Perspektive an. Topmanager mit Firmenjet lachen über das Mikrogehalt
der Bundeskanzlerin.
Friseurazubis
werden gelb vor Neid, wenn sie die fünfstelligen Monatsgehälter ihrer eigenen
Regierung sehen.
Ein Minister,
der davon überzeugt ist was er tut, wird sein Job unabhängig von der Bezahlung
tun, da es ihm um die hoheitliche Aufgabe geht und den Wunsch das Leben der
Bürger insgesamt zu verbessern.
Gute
Minister werden den Job antreten, auch wenn sie wie jetzt Olaf Scholz weniger
verdienen als vorher.
Sie
werden sich nicht ob der dickeren Schecks der DAXler grämen, weil sie ihre eigene
Aufgabe als die viel wichtigere und Ehrenvollere ansehen.
Sie
werden nicht wie diverse Staatsminister Merkels bei der ersten Gelegenheit in
die so üppig finanzierten Jobs der Lobbyvereine wechseln.
Sie
werden aber insbesondere auch anders als Spahn menschlichen Anstand walten
lassen und nicht abfällig über Menschen reden, die mit einem winzige Bruchteil
der eigenen Bezüge auskommen müssen.
Die
Fallhöhe ist zu groß. Das kann nicht gut gehen. Wer neben Immobilienbesitz und
Mieteinkünften bereits als Mittdreißiger 15.000,- im Monat erhält, darf nicht
abfällig über Menschen mit ein paar Hundert Euro im Monat sprechen.
Spahn
weiß nicht was sich gehört.
Da geht
es ihm wie Herrn Müller aus dem VW-Vorstand.
[….]
Was ist das erbärmlichste Argument, das
einem Spitzenmanager einfallen kann, wenn ihm sein völlig überzogenes Gehalt
vorgeworfen wird? "Dafür ist der Aufsichtsrat zuständig."
VW-Chef Matthias
Müller, der für 2017 insgesamt 10,2 Millionen Euro Einnahmen erhält, war sich
tatsächlich nicht zu schade, genau so zu argumentieren. Formal richtig,
moralisch eine Katastrophe. Während VW weiter gebeutelt ist von früherem
Missmanagement und Betrug, stopft sich der Vorstand die Taschen voll, als sei
nichts geschehen - darauf muss man erst einmal kommen.
Müller hätte auf einen
Teil seines Gehalts verzichten können, der Aufsichtsrat hätte ein Zeichen der
Mäßigung setzen können. Stattdessen argumentieren die Herren mit Zahlen: Der
Konzern hat weltweit so viele Autos verkauft wie nie zuvor, der Umsatz ist auf
Rekordhoch, VW hat trotz Milliarden-Strafzahlungen in den Vereinigten Staaten
klotzig verdient. Den Spitzenmanagern stünden also vertraglich hohe Summen zu;
wo ist das Problem?
Das Problem liegt
genau hier: Würde der VW-Konzern, was seine verdammte moralische Pflicht wäre,
auch seine deutschen Diesel-Kunden für den Wertverlust ihrer Autos entschädigen
oder wenigstens die teure Umrüstung finanzieren, würde der Gewinn deutlich
kleiner ausfallen - und damit auch die Bezüge des Vorstands. Kein Wunder, dass
Müller solche Ideen weit von sich weist. [….]
Müller
ist wie Spahn – ohne Anstand und Moral.
Der vielleicht größte Industriebetrug der
Nachkriegsgeschichte,
Millionen massiv betrogene Kunden, rabiate Umweltzerstörung und Mitschuld an
6.000 durch Autoabgase durch Atemwegserkrankungen getöteten Menschen.
Aber
immer noch nicht das geringste Fünkchen Schuldbewußtsein.
Die
Deutschen machen es solchen Typen allerdings auch leicht. Wie Müllers Zahlen
eindrucksvoll zeigen – 13,8 Milliarden Euro Reingewinn – kaufen sie immer noch massenhaft die überteuerten
Drecksschleudern von VW.
Und auch
Spahn ist nicht von Zauberhand Minister geworden, sondern weil eine (relative)
Mehrheit der Bundesbürger CDU gewählt hat.
Hätten
sie mal einen Fiat 500 oder einen Citroën C2 gekauft, hätten sie mal lieber SPD
oder Linke gewählt, könnten sich Gesundheitsminister und
VW-Vorstandsvorsitzender heute nicht so aufblasen.
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