Mittwoch, 14. März 2018

Schamlosigkeiten

Jens Spahn, Ministergehalt, Einkünfte durch Vermietungen und Beteiligungen weiß Bescheid darüber wie sich das Leben mit 416 Euro gestaltet.

[….] Armut in Deutschland – darüber wird derzeit viel diskutiert. Nun meldet sich einer zu Wort, der Ahnung hat: Jens S. aus Berlin muss selbst mit gerade einmal 15.311 Euro pro Monat über die Runden kommen. Daher weiß er genau, dass der Hartz-IV-Regelsatz alles bietet, was ein Mensch zum Leben braucht.
 "Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe", so S., der seit seinem 22. Lebensjahr ebenfalls Geld vom Staat bekommt, gegenüber der Berliner Morgenpost. Mit Hartz IV habe "jeder das, was er zum Leben braucht".
Jens S. weiß genau, wovon er spricht: Schließlich greift auch ihm der Staat unter die Arme, bis er wieder richtige Arbeit findet. Demnächst erhält er beispielsweise monatlich das 36,8-fache eines alleinstehenden Hartz-IV-Empfängers – so hat er durch einfaches Kopfrechnen immer ein genaues Bild von den finanziellen Möglichkeiten eines Arbeitslosen.
"Die Tafeln tragen dafür Sorge, dass Lebensmittel nicht weggeworfen werden", erklärte der 37-Jährige außerdem, woraus sich schließen lässt, dass Hartz-IV-Empfänger vor allem wegen des köstlichen Essens, der netten Unterhaltungen und wegen des lauschigen Ambientes dort hingehen. [….]

Das rechte Trio aus Spahn, Dobrindt und Lindner, die sich schon seit Jahren einander versprochen haben, um sich zukünftig die Macht in Deutschland zu teilen, funktioniert.


Lindner, der schon als 18-Jähriger mit dem Porsche zur Schule fuhr, Luxusuhren sammelt und 1,2 Millionen Euro, die er mit dem Moomax-Startup verlor, der KfW, also dem Steuerzahler aufbrummte, sprang seinem Vermieter Jens Spahn sofort bei. Ebenso Dobrindt, der Dritte im stramm rechten Bunde.

[….] CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und FDP-Chef Christian Lindner verteidigten Spahn dagegen. "Hartz IV ist eine Solidar-Leistung zur Sicherung der Lebensgrundlagen: Essen, Kleidung, Wohnung, Heizung und soziale Teilhabe", sagte Dobrindt dem Münchner Merkur. Die Tafeln seien ein ergänzendes, freiwilliges Angebot für die Schwächsten. Dieses oft ehrenamtliche Engagement verdiene Unterstützung. "Daraus eine Sozialstaatskritik zu formulieren und abzuleiten, dass die Sozialleistungen in Deutschland zu gering seien, ist unsachlich." Lindner stimmte Spahn zu: Man könne von Hartz IV leben, das errechnete Existenzminimum in Deutschland sei schließlich keine Frage von "Gutdünken". [….]

Spahn selbst ist glücklich wieder einmal Medienthema Nummer Eins zu sein.
Unrechtsbewußtsein kennt er nicht.
Was haben diese Armen eigentlich zu meckern?

[…..] Jetzt hat der künftige Gesundheitsminister in einem Berliner Restaurant den Beweis geliefert, dass eine Person von einem Hartz-IV-Regelsatz für Alleinstehende sehr wohl ohne Probleme satt werden kann. Der CDU-Politiker hofft, seine Kritiker damit endlich zum Schweigen gebracht zu haben.
"Puh, die Crème brûlée am Ende war vielleicht doch zu viel, aber es ging ja auch darum, ob man von Hartz IV wirklich richtig satt werden kann", seufzt Jens Spahn. "Und ich bin jetzt wirklich pappsatt."
Er stößt dezent auf, lockert seinen Gürtel und studiert dann seine Rechnung. "Sehen Sie? 293,11 Euro, dazu 36,89 Euro Trinkgeld: Macht 330 Euro. Da bleiben mir sogar noch 86 Euro übrig von meinem 416-Euro-Regelsatz."
Warum einige Hartz-IV-Empfänger zum Essen statt Nobelrestaurants lieber heruntergekommene Tafeln aufsuchen, kann Spahn nach seinem Experiment nicht nachvollziehen. "Hier kriegst du Trüffelravioli, Rotbarbenfilet, Milchlammrücken – zum Niederknien! Wieso sollte man dann in einer Schlange irgendwo anstehen für ein paar abgelaufene Aldi-Spaghetti? Die sind schon irgendwie knausrig, diese Hartz-IV-Empfänger."
Zur Verdauung gönnt sich Jens Spahn von den verbleibenden 86 Euro noch eine kubanische Zigarre und ein Gläschen 32 Jahre alten Whisky. […..]

Spahn zu kritisieren fällt gerade sehr leicht, weil er natürlich eine erschreckende Gefühlskälte und Arroganz an den Tag legt.
Ein Aspekt, der dabei wenig bedacht wird, ist daß der junge Minister damit die ganze politische Klasse diskreditiert und zu einer Politikerverdrossenheit beiträgt, die dem Staat als Ganzes schadet.
Natürlich verdient ein Minister viel mehr als der Durchschnittslohn, weil das ein extrem wichtiger Job ist, der sich um 82 Millionen Menschen dreht.
Natürlich ist Minister ein schwieriger und arbeitsintensiver Job. Wäre das so leicht verdientes Geld, könnte jeder HartzIV-Empfänger Minister werden und so seine Finanzen aufbessern.
Ich möchte auch gar nicht von schlecht bezahlten Kabinettsmitgliedern regiert werden, die ständig auf der Suche nach etwas Besserem sind.
Minister müssen auch deswegen gut bezahlt werden, weil sonst die Spitzenkräfte diesen Job gar nicht machen würden.
15.000,00 im Monat erscheinen mir wie ein ganz guter Kompromiss.
Es ist etwa das Vierfache des durchschnittlichen Bruttomonatsverdienstes vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich und andererseits erheblich weniger als das Einkommen der Manager-Kollegen aus der Wirtschaft.

[…..] Die Vorstände der DAX-Unternehmen verdienen einer Studie zufolge 50 Mal so viel wie ein durchschnittlicher Beschäftigter. Allerdings ging die Schere im vergangenen Jahr nicht weiter auseinander, wie aus einer Untersuchung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München hervorgeht. Zwei Jahre zuvor hatten die Topmanager der 30 Dax-Konzerne noch das 54-fache kassiert.
Damit wuchsen die Vorstandsgehälter das zweite Jahr in Folge langsamer als die Bruttolöhne, die um 2,5 Prozent zulegten. Die Vergütung der Vorstände insgesamt stieg im Schnitt um ein Prozent auf rund 3,4 Millionen Euro. Die Vorsitzenden des Gremiums kassierten allerdings mit durchschnittlich 5,5 Millionen Euro deutlich mehr als im Vorjahr (5,1 Millionen Euro). […..]

Es kommt auf die Perspektive an. Topmanager mit Firmenjet lachen über das Mikrogehalt der Bundeskanzlerin.
Friseurazubis werden gelb vor Neid, wenn sie die fünfstelligen Monatsgehälter ihrer eigenen Regierung sehen.

Ein Minister, der davon überzeugt ist was er tut, wird sein Job unabhängig von der Bezahlung tun, da es ihm um die hoheitliche Aufgabe geht und den Wunsch das Leben der Bürger insgesamt zu verbessern.
Gute Minister werden den Job antreten, auch wenn sie wie jetzt Olaf Scholz weniger verdienen als vorher.
Sie werden sich nicht ob der dickeren Schecks der DAXler grämen, weil sie ihre eigene Aufgabe als die viel wichtigere und Ehrenvollere ansehen.
Sie werden nicht wie diverse Staatsminister Merkels bei der ersten Gelegenheit in die so üppig finanzierten Jobs der Lobbyvereine wechseln.
Sie werden aber insbesondere auch anders als Spahn menschlichen Anstand walten lassen und nicht abfällig über Menschen reden, die mit einem winzige Bruchteil der eigenen Bezüge auskommen müssen.

Die Fallhöhe ist zu groß. Das kann nicht gut gehen. Wer neben Immobilienbesitz und Mieteinkünften bereits als Mittdreißiger 15.000,- im Monat erhält, darf nicht abfällig über Menschen mit ein paar Hundert Euro im Monat sprechen.
Spahn weiß nicht was sich gehört.

Da geht es ihm wie Herrn Müller aus dem VW-Vorstand.

 [….] Was ist das erbärmlichste Argument, das einem Spitzenmanager einfallen kann, wenn ihm sein völlig überzogenes Gehalt vorgeworfen wird? "Dafür ist der Aufsichtsrat zuständig."
VW-Chef Matthias Müller, der für 2017 insgesamt 10,2 Millionen Euro Einnahmen erhält, war sich tatsächlich nicht zu schade, genau so zu argumentieren. Formal richtig, moralisch eine Katastrophe. Während VW weiter gebeutelt ist von früherem Missmanagement und Betrug, stopft sich der Vorstand die Taschen voll, als sei nichts geschehen - darauf muss man erst einmal kommen.
Müller hätte auf einen Teil seines Gehalts verzichten können, der Aufsichtsrat hätte ein Zeichen der Mäßigung setzen können. Stattdessen argumentieren die Herren mit Zahlen: Der Konzern hat weltweit so viele Autos verkauft wie nie zuvor, der Umsatz ist auf Rekordhoch, VW hat trotz Milliarden-Strafzahlungen in den Vereinigten Staaten klotzig verdient. Den Spitzenmanagern stünden also vertraglich hohe Summen zu; wo ist das Problem?
Das Problem liegt genau hier: Würde der VW-Konzern, was seine verdammte moralische Pflicht wäre, auch seine deutschen Diesel-Kunden für den Wertverlust ihrer Autos entschädigen oder wenigstens die teure Umrüstung finanzieren, würde der Gewinn deutlich kleiner ausfallen - und damit auch die Bezüge des Vorstands. Kein Wunder, dass Müller solche Ideen weit von sich weist. [….]

Müller ist wie Spahn – ohne Anstand und Moral.
Der vielleicht größte Industriebetrug der Nachkriegsgeschichte, Millionen massiv betrogene Kunden, rabiate Umweltzerstörung und Mitschuld an 6.000 durch Autoabgase durch Atemwegserkrankungen getöteten Menschen.
Aber immer noch nicht das geringste Fünkchen Schuldbewußtsein.

  Die Deutschen machen es solchen Typen allerdings auch leicht. Wie Müllers Zahlen eindrucksvoll zeigen – 13,8 Milliarden Euro Reingewinn – kaufen sie immer noch massenhaft die überteuerten Drecksschleudern von VW.
Und auch Spahn ist nicht von Zauberhand Minister geworden, sondern weil eine (relative) Mehrheit der Bundesbürger CDU gewählt hat.
Hätten sie mal einen Fiat 500 oder einen Citroën C2 gekauft, hätten sie mal lieber SPD oder Linke gewählt, könnten sich Gesundheitsminister und VW-Vorstandsvorsitzender heute nicht so aufblasen.

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