Hier
läuft einiges noch nicht ganz rund; ich weiß nicht, ob ich das Tilidin oder das
Kaspersky überdosiert habe. Morgen früh um 8.00 Uhr (so ein Mist; gerade hatte
ich mich vom abartigen Krankenhaus-Tagesnacht-Rhythmus wieder auf meinen
gewöhnlichen Vampir-Rhythmus zurückgeschlafen) invasiert hier ein Techniker von
meinem neuen lokalen Telefon/Internet-Anbieter, bringt eine Luxus-Fritzbox mit
und klemmt mich an ein Hochleistungs-Glasfaserkabel.
O2
verließ mich in meinem schweren Stunden der letzten Februartage, während ich
Metallstreben ins Bein gehämmert bekam. Kein Mitleid, diese Typen.
Nun
nerven sie aber umso hartnäckiger mit dem Begehren ihre beiden O2-Boxen
zurück geschickt zu bekommen.
Mal
ganz abgesehen davon, daß die meine postoperative Mobilität völlig falsch
einschätzen, wenn sie mutmaßen, ich könnte jetzt wie ein Frettchen unterm
Schreibtisch umherkriechen und all die Kabel entwirren, wäre es ganz schön
gewesen diese kommunikativen Enthusiasmus in all den Wochen erlebt zu haben,
als ich immer wieder offline war und man mir in der O2-Serviceline
bedeutete doch bitte ein paar Tage später wieder anzurufen, wenn nicht gerade
so viele Störungen anlägen.
Als
Nicht-IT-Mensch kann ich immer wieder nur staunen, wieso diese Neuland-Dinge,
also Exotisches wie Internet, WLAN oder Mobiltelefon, immer noch so ein Riesenproblem
in Deutschland sind.
Müßte
es nicht eine Möglichkeit geben, zumindest in Großstädten, online gehen zu
können, ohne sich vorher aus Gram um die wochenlange Wartezeit alle Haare auszureißen?
Wäre es nicht technisch irgendwie möglich eine Internetverbindung bereist gestellt zu bekommen, ohne vorher Jahrelang Informatik studiert zu haben?
Wieso wird das immer schwieriger?
Als ich mein erstes Notebook bekam, klappte ich das Ding auf, daddelte ein Stündchen in dem Menu herum, lud ein gängiges Sicherheitsprogramm herunter und konnte alle Funktionen nutzen.
Wäre es nicht technisch irgendwie möglich eine Internetverbindung bereist gestellt zu bekommen, ohne vorher Jahrelang Informatik studiert zu haben?
Wieso wird das immer schwieriger?
Als ich mein erstes Notebook bekam, klappte ich das Ding auf, daddelte ein Stündchen in dem Menu herum, lud ein gängiges Sicherheitsprogramm herunter und konnte alle Funktionen nutzen.
Mein
aktuelles Notebook hingegen ging erst einmal an einen Spezialisten, der zwei
Tage „Einstellungen“ vornahm, unter anderem ein sinnigeres Laufwerk einbaute,
da das nagelneue Mitgelieferte viel zu lahm war. Dennoch waren einige Treiber
nicht aufzutreiben. W10 ist sich zu fein für drei Jahre alte Laserdrucker.
DVDs
brennen kann ich bis heute nicht und selbstredend passierte auch rein gar nichts,
als ich die Daten-CD aus dem Krankenhaus mit meinen CT-Aufnahmen einlegte.
Klar,
ich bin Laie und diese computertechnischen Dinge interessieren mich auch nicht
genug, um mich stundenlang durch manuals zu wühlen.
Andererseits
habe ich eine Naturwissenschaft studiert und halte mich daher auch nicht für
den Prototyp eines weltfremden Künstlers.
That
said, glaube ich, die SPD kann froh sein durch eine brutale Katharsis gegangen
zu sein. Daß Opa Martin nicht die Zukunft sein kann, hätte Zickzack-Sigi schon
im Januar 2017 klar sein müssen. Weshalb er einen noch älteren Mann ohne
Regierungserfahrung zu seinem eigenen Nachfolger erkor, war mir damals schon
ein Rätsel. Möglicherweise ein Anfall von JeremyCorbynitis?
Wenn ein
alter Mann mit Zottelbart in England funktioniert, ein Mittsiebziger die
US-Demokraten aufmischt, sollte das hier doch auch möglich sein?
Aber
Herr Sanders ist ein erfahrener US-Senator, der das nationale politische
Geschäft genau kennt. Auch Corbyn ist eher links, während Schulz Seeheimer ist.
Und alle
drei haben die Wahlen verloren, sehen sich nun einem konservativeren
Regierungschef gegenüber.
Als
Schulz am Wahltag verkündete in die Opposition zu gehen und offensichtlich um
seine Ämter fürchtend Nahles auf den Fraktionschefsessel setzte, damit er
wenigstens SPD-Chef bliebe, graute mir schon davor wie alt er wohl im Jahr 2021
wirken würde, wenn Merkel vom heimischen Uckermärker Sofa aus ihren jüngeren
und frischeren CDU-Nachfolger im TV-Duell ansähe.
Jemand
wir Schulz mussten wir Sozis auch erst mal wieder loswerden und wie macht man
das, ohne als königsmörderische Intriganten da zu stehen, die ihren
100%-Liebling meucheln?
Da kann
man doch von Glück reden, oder je nach Ansicht auch einfach dankbar dafür sein,
daß Schulz nicht nur wie bisher ungeschickt agierte, sondern sich zu einem
derartigen Megatrotteltum steigerte, daß er sich selbst aus dem Spiel nehmen
musste.
Besser
tabula rasa am Anfang der Legislatur. Wer wird sich in im nächsten Bundestagswahlkampf
noch an Schulz erinnern?
Peer
Steinbrück, der in einer ähnlichen Zickzack-Sigi-Sturzgeburt als
Kanzlerkandidat ins Rennen gespuckt wurde, war ein Intellektueller, ein
Querdenker und ein Regierungspraktiker.
Immerhin
verbesserte er das SPD-Wahlergebnis, litt aber stets darunter vom Nahleschem
Willy-Brandt-Haus blockiert und ausgebremst zu werden. Er hatte nicht nur eine
Gegnerin Merkel, sondern auch einen Parteichef Gabriel als Bremsklotz, der
eifersüchtig auf Medienpräsenz schielte und eine Generalsekretärin, die voller
Hingabe die Wahlkampagne gegen die Wand fuhr.
Immerhin,
die SPD war lernfähig. Noch einen gefesselten Kanzlerkandidaten würde man nicht
ins Rennen mit der in Partei und Regierung fest verankerten Merkel schicken.
So wurde
der aus Brüssel nach Berlin drängende Schulz, der nach dem Verlust seines
Postens als EU-Parlamentspräsident dringend eine neue Stelle suchte, eben nicht
nur der nach vorn geschobene Pappkamerad, sondern auch gleichzeitig Chef des
Willy-Brandt-Hauses.
All das
wovon Steinbrück nur träumen konnte, hatte er. Als SPD-Parteichef, der zudem
mit dem größten jemals dagewesenen Vertrauensvorschuss von 100% gewählt wurde,
hätte er alle Beinfreiheiten der Welt gehabt.
Wer kann
denn ahnen, daß sich so einer als derartig blöd herausstellt, daß er trotzdem
inhaltlich gefesselt wurde, sich nicht traute das zu sagen, was er angeblich
wollte. Er steckte in einem Wahlkampfkorsett? Man ließ ihn nicht tun, was er
wollte?
Man setzte die falschen Themen? Ließ ihn nicht im NRW-Wahlkampf auftreten?
Wer „man“?
Schulz war der Chef vom Ganzen und hätte sich durchsetzen können.
Man setzte die falschen Themen? Ließ ihn nicht im NRW-Wahlkampf auftreten?
Wer „man“?
Schulz war der Chef vom Ganzen und hätte sich durchsetzen können.
Zum
Glück ist der Mann Geschichte.
Ihm folgen eine Parteichef von der ich weniger als nichts erwarte; immerhin kann sie mich also nicht mehr enttäuschen, sondern höchstens positiv überraschen. Und es folgt mutmaßlich ein Vizekanzler, der als diametrales Gegenteil von Schulz mit reichlich Regierungserfahrung gesegnet ist und allerdings weiß sich in der Partei durchzusetzen.
Die CDU
wurde in perfekter Merkel-Manier ruhiggestellt.
Merkel
machte der Partei weiß, eine 55-Jährige konservative Provinz-Katholikin stünde
für die neue Generation in der CDU, vermied einen Aufstand der Jungen, indem
sie deren Liebling, einen egomanen Pharmalobbyisten zum Gesundheitsminister
machte.
Darüber
wurde ganz vergessen wer eigentlich Kanzlerin und Parteivorsitzende ist –
nämlich die Frau, die schon seit 18 Jahren der Boss ist und die es so gut
versteht sich frei von irgendwelchen inhaltlichen Fesseln selbst die Macht zu
sichern.
Die FDP
ist auf lange Zeit durch Christian Lindners Feigheit blamiert.
Zweifellos
wird er sich im Bundestag ordentlich aufblasen und der nächsten Groko allerlei
vorhalte machen. Aber das wird leicht zu kontern sein mit dem Hinweis auf sein
Novemberliches Mimimi-ich-will-nicht-mitregieren.
Die AfD
wird sich wie alle deutschen Rechtsparteien im Parlament ungeheuerlich
blamieren.
[…..]
Wenn keine Kameras laufen, ist die
AfD oft schlecht vorbereitet oder schlicht ahnungslos. So berichten Mitglieder
des Rechtsausschusses genüsslich, dass die AfD sich neulich geweigert
habe, eine EU-Richtlinie zum Binnenmarkt zur Kenntnis zu nehmen. Dieser
rein technische Vorgang ist eine Art Eingangsstempel des Ausschusses,
trotzdem sträubten sich die AfD-Mitglieder dagegen.
Dem Innenausschuss
lag kürzlich ein Antrag der Rechten unter der Überschrift „Umfassende
Grenzkontrollen sofort einführen“ vor. Doch kaum stand ihr Vorhaben auf
der Tagesordnung, versäumten es die AfD-Mitglieder, eine Debatte zu beantragen.
So konnten sie im Ausschuss nicht einmal über ihr eigenes Papier sprechen.
Auch im Plenum
blamieren sich die AfD-Leute regelmäßig mit Fehlern oder konfusen Auftritten.
Als der Bundestag auf ihren Wunsch über Frauenrechte diskutieren wollte,
war der erste AfD-Redner unauffindbar. „Ich bitte die AfD-Fraktion zu
klären, ob ihr Redner redet oder ob wir jetzt Mut zur Lücke haben“, sagte
Vizepräsidentin Petra Pau. […..]
(DER
SPIEGEL, 03.03.2018)
Die
AfD-Fans wird das nicht stören, weil sie von der xenophoben Hetze und den
miesen Diffamierungen der braunen Parlamentarier begeistert sein werden.
In die
Sackgasse manövriert hat sich auch die CSU, die den alten Ministerpräsidenten
loswerden wollte, weil sie ihn für absolut nicht mehr zeitgemäß hielt. Seehofer
hatte sich in Bayern als Urnengift erwiesen, wurde für ein Regierungsamt als
untauglich betrachtet.
Statt
ihn aber wie frühere CSU-Größen mit einem gewaltigen Tritt in den Hintern aufs
Abstellgleis zu schieben (Stoiber, Beckstein, Huber, Streibl) schickt sie den
bald 70-Jährigen Nichtakademiker ohne juristische Kenntnisse als
Verfassungs-Superminister nach Berlin, um dort Merkel zu piesacken.
Ausgediente
Geronten, die es in München nicht mehr bringen, sind noch gut genug für Berlin?
Ein
Posten für Seehofer bedeutet insbesondere auch einen Posten weniger für jüngere
und fähigere Leute in der CSU.
Ein
weiterer Minister wird Schummel-Scheuer, der ebenfalls frei von irgendwelcher
Sachkenntnis ein Ministerium leiten wird.
Neue
Generation oder – Gott bewahre – gar eine Frau, schickt die CSU nicht an Merkels
Kabinettstisch.
Zukunft
geht anders.
[….]
Der neue Superinnenminister Horst
Seehofer hätte ein Stück bundesdeutsche Frauengeschichte mitschreiben können.
Stattdessen zeigt der CSU-Politiker sich als einer, der die Zukunft nicht
verstanden hat.
Es hätte nur eine Frau
der CSU gebraucht, und dem vierten Kabinett der ersten Kanzlerin der
Bundesrepublik würden ebenso viele Frauen wie Männer angehören. Doch ein
gleichberechtigtes Kabinett scheitert an dem Patriarchen der CSU: Horst
Seehofer. Er will offenbar nicht erkennen, dass die Zukunft, auch die seiner
Partei, weiblicher wird. So verpasst er es, eine potentielle künftige
Spitzenkandidatin aufzubauen [….]
Der Nochministerpräsident verkennt die
Chance, die eine bayerische Bundesministerin der CSU gebracht hätte: Merkel,
ihre neue Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und ihre
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zeigen, dass konservative Politik
ohne Frauen in der CDU nicht mehr denkbar ist. Sie knüpfen Netzwerke, sie
entscheiden mit, wie die Bundesrepublik der Zukunft aussieht. [….] Seehofer und seine Männer setzen Frauen
nicht an zentrale Schaltstellen der Macht. Für die CSU ist das ein Fehler, der
sich später rächen könnte. Dem notorischen "Boys Club" in Berlin
steht eine immer größer und mächtiger werdende Riege an Frauen in der Politik
gegenüber. [….]
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