Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.
Deutschland ist ein konservatives Land, in dem meistens die CDU regiert, weil die Mehrheit der Bürger keine Veränderungen möchte. 16 Jahre regierte eine CDU-Frau, die diesem Wunsch entsprechend so ziemlich alle Entwicklungen verschlief, um sie sich ein guter Kanzler hätte kümmern müssen. Sie geht mit einer Rekordzustimmung von 80%. Dann kam auch noch in Form der Corona-Pandemie eine Groß-Krise, die das Wahlvolk hinter der regierenden CDU versammelte und die demoskopischen Werte der Konservativen so enorm anhob, daß sie mehr als dreimal so stark wie die Konkurrenz von der SPD wurde.
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Die Sozis waren derartig demoralisiert, daß ihr männlicher Vorsitzender überlegte, gar keinen eigenen Kanzlerkandidaten aufzustellen. So aussichtslos schien ihm das Rennen gegen den nahezu sicheren Sieg der CDU. CDUCSU 40%, SPD 14%. Welcher Sozialdemokrat würde da ein Jahr vor der Bundestagswahl nicht gern weinend alles hinwerfen und einfach aufgeben?
Was für Traum-Voraussetzungen für den Kanzlerkandidaten der CDU, der nicht nur von der scheidenden Regierungschefin das Amt des CDU-Bundesvorsitzenden übernahm, sondern auch noch habituell und innerparteilich als der Merkel-Ähnlichste gilt.
Aber dann kam Laschet, der mit einer unglaublichen Serie von Pannen, Pleiten und Peinlichkeiten „CDU40 zu SPD14“ innerhalb des Augusts in ein „CDU20 zu SPD25“ verwandelte und dabei CDU und CSU gleichermaßen demoralisierte.
Für diese Leistung gebührt Armin Laschet natürlich der Titel Impudenz des Monats August 2021.
Der Monatstopblödmann Laschet hatte aus dem NRW-Debakel des Norbert Röttgen von 2012 lernen wollen, wie man nicht seine politische Karriere vollkommen verspielt, indem er die Tür zu seiner Karriere als Ministerpräsident in NRW zuschlug. Das sollte Tatkraft und Überzeugung demonstrieren.
[….] Anfang Mai hatte Laschet alle Spekulationen um ein Rückfahrticket nach Düsseldorf im Fall einer Wahlniederlage in der FAZ beendet: "Mein Platz ist nach der Bundestagswahl in Berlin." Doch nun, da der CDU ein Debakel und dem 60-jährigen CDU-Chef gar das Ende seiner Karriere droht, befallen einige Parteigranden "zweite Gedanken". Laschet, dem Landesvater, stehe sein Platz in der Heimat zu - "wenn er denn will". Will er? Aus Laschets Umfeld raunt es, der Chef bleibe dabei: Nein, es gebe "kein Zurück." Einen Wahlkampf nach dem Motto "Zu schlecht für Berlin, aber gut genug für NRW" - das mag er sich nicht antun. [….]
(Christian Wernicke, 31.08.2021)
Zu allem Übel verzichtete Laschet auch noch auf die Direktkandidatur in einem Wahlkreis, ließ sich lediglich auf Platz 1 der CDU-Landesliste setzten. Ganz offensichtlich nicht ahnend, daß er seine Partei so schrumpfen könnte, daß niemand über die Landesliste in den Bundestag einzieht
Kanzler könnte er zwar auch ohne Sitz in Berlin werden, aber das wäre eine weitere Schmach.
Ein weiteres gigantisches Problem ist die Macht im mit
Abstand bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Die einstige „Herzkammer der
Sozialdemokratie“ spielt eine enorme Rolle im CDU-Machtgefüge.
Laschet, Spahn, Merz, Röttgen – alle sind NRWler. Gut möglich, daß im
Abwärtssog des MP nach der Bundestagswahl auch noch die Landtagswahl in
Düsseldorf in einer Katastrophe endet.
[….] Die NRW-CDU trifft diese Misere gleich doppelt hart. "Zwischen depressiver Verzagtheit und blinder Wut" beschreibt ein Landtagsabgeordneter die christdemokratische Seelenlage an Rhein und Ruhr, "uns drohen zwei Blamagen auf einen Streich". Laschet könnte nicht nur den Kampf ums Kanzleramt verlieren. Nein, der Ministerpräsident könnte seine Christdemokraten nach nur fünf Jahren Regierungszeit obendrein um die Macht am Rhein bringen: Mitte Mai 2022 lauern Landtagswahlen in NRW - und noch wissen die Christdemokraten nicht, wer Laschets Lücke ausfüllen und sie führen soll in die Wahl nach der Wahl. [….]
(Christian Wernicke, 31.08.2021)
Die Impudenz des Monats August ist als Urnengift so effektiv, daß auch die Schwesterpartei mit in den Abgrund gezogen werden könnte. Die entsöderte CSU sackt ebenfalls auch nie für möglich gehaltene Tiefstwerte.
[….] Die jüngste Bayern-Umfrage im Auftrag der »Augsburger Allgemeinen« sieht sie bei 34,5 Prozent – es sollen acht Punkte weniger sein als noch vor einem Monat. Das führt zu dem interessanten Nebeneffekt, dass die CSU, falls es so weitergeht, erstmals in ihrer Geschichte bei einer Bundestagswahl die Fünfprozenthürde reißen könnte. Als Ein-Bundesland-Partei müsste sie je nach Wahlbeteiligung und der Gesamtzahl der gültigen Stimmen bundesweit und in Bayern mindestens auf etwa 32 Prozent im Freistaat kommen, um die Hürde im Bund zu überwinden. Blöd, dass die CSU sich bisher schwerpunktmäßig mit Obergrenzen (für Geflüchtete) befasst hat, denn diese Untergrenze rückt nun gefährlich nahe. Man stelle sich vor, die CSU als Partei würde es nicht in den Bundestag schaffen – gut, dass Franz Josef Strauß das nicht mehr erleben müsste. [….]
(Melanie Amann, SPON; 01.09.2021)
Das dürften interessante Diskussionen in den Unionspräsidien werden, wenn es so kommt, wie es jetzt aussieht.
Erwin Huber und Günther Beckstein wissen, wie ihre so obrigkeitsfreundliche Partei mit Führern umgeht, die Wahlen verlieren.
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